Afrika

Kolonialverbrechen: Namibia lehnt Entschädigungsangebot aus Deutschland ab

Namibia hat ein Entschädigungsangebot Deutschlands bei den Verhandlungen zur Aufarbeitung der Kolonialzeit abgelehnt. Das afrikanische Land will allerdings die jahrelangen Gespräche fortsetzen. Namibische Völker fordern eine Entschuldigung für Kolonialverbrechen.
Kolonialverbrechen: Namibia lehnt Entschädigungsangebot aus Deutschland abQuelle: AFP © NATIONAL ARCHIVES OF NAMIBIA

Seit Jahren führen Namibia und Deutschland Verhandlungen darüber, wie eine Wiedergutmachung für das afrikanische Land nach der Kolonialzeit aussehen soll. Zuletzt hat die namibische Regierung in Windhoek das Angebot der Bundesregierung, zehn Millionen Euro als Wiedergutmachung zu zahlen, abgelehnt. Wie die Zeitung The Namibian am Dienstag Alfredo Hengari, den Berater von Präsident Hage Geingob, zitiert, sieht das namibische Staatsoberhaupt den Vorschlag weiter als inakzeptabel an.

Hengari sagte dem Blatt zufolge, die deutsche Regierung habe zugestimmt, eine bedingungslose Entschuldigung an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zu richten. Allerdings wolle Deutschland nicht den Begriff "Reparationen" verwenden. Stattdessen wolle man von "Heilung der Wunden" sprechen. Das namibische Verhandlungsteam halte diesen Begriff aber für unzureichend.

Bis Ende August soll ein eingesetzter Berater förderungswürdige Projekte in sieben Regionen des Landes präsentieren. Die namibischen Behörden erarbeiten nach eigenen Angaben mehrere Projekte, wie der Schaden wiedergutgemacht werden kann. So hat man unter anderem vor, in Wasserversorgung, Elektrifizierung von Landgebieten, Bildung, aber auch in den Straßen- und Wohnungsbau zu investieren.

Der Staatschef selbst twitterte, er sei über den Stand der Gespräche informiert worden und habe empfohlen, die Verhandlungen fortzusetzen.

Wir bleiben beim Abschluss dieser Schlüsselmission konsequent", erklärte Geingob.

Ruprecht Polenz, Verhandlungsführer der deutschen Seite, wollte sich am Mittwoch nicht zu konkreten Zahlen äußern. Er sagte aber: "Ich bin zuversichtlich, dass die Gespräche erfolgreich zu Ende gebracht werden."

Polenz hatte im Juni erklärt, an die Bitte um Entschuldigung sollten sich längerfristige und substanzielle Beiträge knüpfen, um noch vorhandene Wunden bei den Herero und Nama zu heilen und Benachteiligungen dieser Volksgruppen zu lindern.

Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia gewesen und hatte damals die Aufstände von zwei Volksgruppen – Herero und Nama – brutal niedergeschlagen. Historikern zufolge wurden etwa 65.000 der 80.000 Herero und mindestens 10.000 der 20.000 Nama getötet.

Vertreter der beiden Völker verlangen vom Bundestag eine Entschuldigung für zur Kolonialzeit begangene Verbrechen sowie finanzielle Wiedergutmachung. Seit Jahren verhandeln beide Regierungen darüber, wie eine Wiedergutmachung aussehen soll. Zurzeit wird die Aufarbeitung der Kolonialzeit in Namibia auch durch die Corona-Krise beeinträchtigt. 

Mehr zum ThemaInterview zur Wiedergutmachung: "Deutsche Selbstwahrnehmung untrennbar mit Holocaust verbunden"

(rt/dpa)

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.