Afrika

"Hier geht etwas vor sich": Präsident Tansanias traut Ergebnissen von Corona-Tests nicht

Auch in Tansania ist das Coronavirus ein Thema, auch wenn die Fallzahlen verhältnismäßig gering sind. Die entsprechenden Testkits stammen aus dem Ausland. Der tansanische Präsident gilt als Corona-Zweifler und unterzog die gelieferten Tests einer Prüfung.
"Hier geht etwas vor sich": Präsident Tansanias traut Ergebnissen von Corona-Tests nichtQuelle: Reuters © Stringer

Auch im ostafrikanischen Tansania ist COVID-19 längst angekommen. Mittlerweile verfügt das Land jedoch über entsprechende Tests, um den Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus zu erbringen. Laut dem tansanischen Präsidenten John Magufuli stammten diese aus dem Ausland. Nähere Details teilte das Staatsoberhaupt nicht mit.

Magufuli, selbst ausgebildeter Chemiker, steht demnach unter Verdacht, der Epidemie nicht die nötige Würdigung zukommen zu lassen und den Verlautbarungen über einzuleitende Maßnahmen nur zögerlich Folge zu leisten. Die Opposition im Land kritisiert den Präsidenten für dessen Politik angesichts von COVID-19.

In Tansania wurden bislang nur die Schulen geschlossen, die Geschäfte sind weiterhin geöffnet und die Transportmittel verkehren normal. Während der tansanische Präsident seine Mitbürger aufrief, unnötige Versammlungen zu vermeiden, ermutigte er sie dazu, die Wirtschaft am Laufen zu halten und weiterhin die Moschee oder Kirche zu besuchen.

Im Gegensatz zu Tansania verhängten die meisten anderen Ländern des afrikanischen Kontinents – trotz einer viel geringeren Zahl von Fällen als in den meisten anderen Teilen der Welt – Eindämmungsmaßnahmen und Ausgangssperren. In vielen Ländern leiden die Menschen nunmehr unter den mit den Corona-Maßnahmen einhergehenden Einschränkungen mehr, als unter COVID-19. Bereits arme Menschen stehen nun vielerorts ohne jegliche Lebensgrundlage da.

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Nun ließ John Magufuli die eingetroffenen Corona-Testkits selbst einem Test unterziehen, um sich ein Bild über deren Qualität machen zu können.

Nach dem Zufallsprinzip wurden demnach mehrere nicht-menschliche Proben, unter anderem von einer Papaya, einer Ziege und einem Schaf, entnommen. Die Proben wurden anschließend mit menschlichen Namen und Altersangaben etikettiert. Diese Proben, heißt es, wurden dann ins Labor geschickt, um sie anhand der Testkits auf das Coronavirus testen zu lassen, wobei die Mediziner des Labors im Vorfeld nicht über den wahren Ursprung der Proben unterrichtet wurden.

Wie Magufuli nach den Testergebnissen erklärte, seien die Proben der Papaya und der Ziege positiv auf COVID-19 getestet worden. Dies lasse den Schluss zu, dass Menschen bereits positiv getestet wurden, die nicht mit dem Coronavirus infiziert sein.

Hier geht etwas vor sich. Ich sagte bereits, dass wir nicht akzeptieren sollten, dass jede Hilfe gut für diese Nation sein soll", sagte Magufuli und fügte hinzu, dass die Kits untersucht werden sollten.

Magufuli erklärte im staatlichen Fernsehsender TBC, dass es sich um einen"technischen Fehler" oder um "Sabotage" handeln könne. Das tansanische Staatsoberhaupt forderte demnach den neuen Ministers für Verfassungs- und Rechtsangelegenheiten, Mwigulu Nchemba, dazu auf, sich des Falles anzunehmen.

Mit Stand Mittwoch waren in Tansania offiziell 480 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 16 Menschen sind demnach im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben. Derweil vertraut Magufuli auch auf heimische Arzneien aus dem Bereich der Naturheilkunde, um es mit COVID-19 aufzunehmen.

Ich stehe in Kommunikation mit Madagaskar. Sie haben ein Medikament. Wir werden ein Flugzeug dorthin schicken, und das Medikament wird ins Land gebracht, damit auch die Tansanier davon profitieren können", erklärte er während einer Rede.

Laut Reuters habe die Heilkur auf Kräuterbasis jedoch "noch keine wissenschaftlich anerkannten Tests durchlaufen". Derweil wird gemutmaßt, dass Magufuli das Experiment nur inszeniert habe, um die eigene unorthodoxe Corona-Politik zu rechtfertigen.

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Die auf dem afrikanischen Kontinent gemeldeten Infektionszahlen und Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 sind im Vergleich zu den USA, Teilen Asiens und Europas relativ gering. Dies wird auch mit dem sehr niedrigen Testniveau erklärt.

Derweil leidet Ostafrika an einer Heuschreckenplage epischen Ausmaßes. Eigentlich sollte zumindest die nun heranreifende zweite Generation der Insekten mit Pestiziden bekämpft werden. Aufgrund der Corona-Einschränkungen, kam es dazu jedoch nur in Einzelfällen. Nun geht die Heuschreckenplage in die nächste Runde.

An seinem ersten Tag im Präsidentenamt im November 2015 hinterließ Magufuli einen bleibenden Eindruck. Er stattete dem Finanzministerium einen Überraschungsbesuch ab, um sich zu vergewissern, ob die Angestellten tatsächlich ihrer Arbeit nachgehen - und sandte damit die Botschaft ins Land, dass er derlei Fehlverhalten nicht tolerieren würde.

Als Sparmaßnahme verbot er in derselben Woche auch alle nicht zwingend erforderlichen Auslandsreisen von Staatsbediensteten. Der Plan ging auf. Laut einem Bericht der tansanischen Zentralbank aus dem Jahr 2017, sparte die Regierung in nur einem Jahr 430 Millionen US-Dollar.

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