Rabenschwarze Medienlandschaft - Bertelsmann AG baut Medienmonopol aus

Die Bertelsmann AG hat am 6. Oktober 2014 verkündet die letzten 25 Prozent Anteile des Verlags Gruner + Jahr aufzukaufen. Damit verfügt die AG über einen der größten europäischen Magazinverlage und gleichzeitig auch die Sperrminorität des Verlages beim SPIEGEL-Magazin.
Rabenschwarze Medienlandschaft - Bertelsmann AG baut Medienmonopol ausQuelle: www.globallookpress.com © Jörg Carstensen/dpa

Nach einer gescheiterten Übernahme vor fast zwei Jahren hat es die Bertelsmann AG nun geschafft, das Monopol über die deutsche Meinungsbildung der Mittelschicht zu erlangen. Mit der Komplettübernahme entscheidet Bertelsmann ab dem 1. November 2014 allein über Inhalte und Arbeitsplätze von Zeitschriften wie "Stern", "Capital", "Geo" oder "Brigitte." Zu Bertelsmann gehören außerdem der Fernsehkonzern RTL, der weltgrößte Buchverlag Penguin Random House und das Musikrechte-Unternehmen BMG.

Wie viel Bertelsmann Chef Thomas Rabe für die Übernahme bezahlen wird, wird diskret verschwiegen. Die Summe werde in bar übergeben, so das Manager Magazin. Andere Quellen berichten von 200 Millionen Euro - ein Schnäppchenpreis.

Das Digitalgeschäft soll aus- und mehrere hundert Arbeitsplätze sollen abgebaut werden. Die Einnahmen aus Printmedien sinken - ein Trend, dem andere Verlage wie Springer oder Burda schon länger durch Onlineangebote versuchen entgegenzuarbeiten.

"Wir unterstützen die vom Gruner + Jahr Vorstand auf den Weg gebrachte Transformation von Gruner + Jahr uneingeschränkt und werden auch in Zukunft die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen", erklärte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe.
Diese "Transformation" bedeutet weitere Entlassungen, nachdem schon 2013 hunderte Stellen gestrichen wurden. Die Produktion der Financial Times Deutschland wurde komplett eingestellt. Bald sollen 26 Mitarbeiter der Stern-Redaktion gekündigt werden, trotz schwarzer Zahlen. Insgesamt sollen 75 Millionen Euro eingespart werden.

Das erinnert alles entweder an eine Milchmädchenrechnung – mehr Profit durch weniger Arbeiter, die auf neuen Gebieten mehr und Besseres leisten sollen – oder nach einer Heuschreckenübernahme, wo gute Brocken wie Immobilien am Hamburger Elbufer lukrativ veräußert werden und der Rest vor die Hunde geht.

Warum die Printmedien ihre Leser ans Internet verlieren, haben die gelernten Betriebswirte offensichtlich nicht verstanden. Journalismus ist keine Ware, Medienprodukte verkaufen Botschaften und Meinungen. Wenn die Botschaft in allen Medien gleich ist, warum soll man sie noch kaufen? Und wenn ohnehin alle nur die Mission von Bertelsmann verkünden.

Mission: Neoliberalismus für alle

"Bertelsmann ist ein internationales Medienunternehmen. Wir vermitteln Informationen, Unterhaltung und Mediendienstleistungen und wollen damit Menschen inspirieren. Es ist unser Ziel, einen Leistungsbeitrag für die Gesellschaft zu erbringen. Wir wollen Spitzenpositionen in unseren Märkten einnehmen und streben eine das Wachstum und die Kontinuität des Unternehmens sichernde Verzinsung des eingesetzten Kapitals an." So der Konzern in seiner Firmenphilosophie.
Die Bertelsmann AG gehört mit fast 77 Prozent der Anteile der Bertelsmann Stiftung. Das bedeutet, dass diese Stiftung und deren Führungspersonen, vor allem die Familie Mohn mit Liz Mohn an der Spitze, die Linie des Konzerns bestimmen. Ein klare Linie, vorgegeben vom verstorbenen Stifter und Firmenpatriarchen Reinhard Mohn. Er betrachtete den Sozialstaat als überholt und bevorzugte Wettbewerb auf allen Ebenen. Es geht um die Zurückdrängung des Staates und um die Senkung der Steuerlast.

Bald könnten sowohl in "SPIEGEL", "Stern" und "CAPITAL", aber auch in "Gala", "Brigitte", "GEO", "Eltern", "Schöner Wohnen", "essen & trinken" oder "National Geographic" entsprechende Artikel erscheinen, während die Sender der RTL-Gruppe es den Fernsehzuschauern schmackhaft machen. Reportagen über Sozialschmarotzer und Hartz-IV-Betrüger sind dabei noch die offensichtlichsten Stimmungsmacher. In Vorabendserien und Fernsehfilmen sind die Botschaften schon subtiler.

Über 200 Millionen Zuschauer in ganz Europa sehen laut RTL Group täglich deren Fernsehsender, die mit Beteiligungen an 45 Fernsehsendern und 29 Radiostationen in neun Ländern das führende europäische Entertainment-Netzwerk ist. Empfangen kann man seine Kanäle in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Kroatien, Ungarn, Griechenland, Russland und Spanien.

Bertelsmann ist – wie Harald Schumann im Tagesspiegel schrieb – eine "Macht ohne Mandat".

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