Kiel – Das neue Drehkreuz für US-Militärtransporte ins Baltikum und in die Ukraine

Die NATO-Manöver in Osteuropa, insbesondere im Baltikum, haben seit der Ukrainekrise eine bisher nicht gekannte Intensität erreicht. Tausende NATO-Soldaten, insbesondere aus den USA, nehmen mit schwerer Artillerie, Kampf- und Schützenpanzern an diesen Übungen in Grenznähe zu Russland teil. Kiel, die alte deutsche Hafenstadt, dient seit einem Jahr als zentraler Umschlageplatz für US-Kriegsgerät gen Osten. Unter der Bevölkerung und den beteiligten Eisenbahn- und Fährführern wächst das Unbehagen. Einer von ihnen hat sich nun an RT Deutsch gewandt.

Anfang Juli kontaktiert ein  besorgter Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG, Peter B.*, die Onlineredaktion von RT Deutsch. Er berichtet über seine zunehmende Frustration "Glied einer traurigen Kette" zu sein. Erst kürzlich habe er erneut einen Großtransport der US-Army mit Kriegsgerät auf die Fähre begleiten müssen.

Hintergrund: Er und seine Kollegen müssen laut seiner Darstellung seit dem Sommer 2014 verstärkt US-Militärtransporte in Form von Panzern, Lastwagen und Artilleriegeschützen über die Fähre in Kiel Ostuferhafen nach Klaipeda fahren, die litauische Hafenstadt am anderen Ende der Ostsee. Von dort aus geht es dann in die jeweiligen NATO-Manövergebiete, wie zum Beispiel die Großübung Saber Strike 15 (Säbelschlag 15), die in Polen und allen baltischen Staaten stattfindet.

Nach seiner Einschätzung hat es die US-Panzertransporte in dieser Form und Intensität vor dem Beginn der Ukraine-Krise nicht gegeben: "Ganz selten hat es auch zuvor Militärverkehr gegeben, jedoch war dies früher nur die Bundeswehr und nicht die US-Army."

Diese Aussage ist in sofern relevant, als dass im offiziellen Diskurs der US-Army immer wieder behauptet wird, dass die Manöver schon in früheren Jahren durchgeführt wurden und "nicht im Zusammenhang stehen mit den aktuellen Ereignissen in der Ukraine."

Seit er bei RT Deutsch gelesen hat, dass jetzt auch NATO-Militärmanöver in der krisengeschüttelten Ukraine stattfinden werden, sei er immer "unglücklicher" darüber geworden, dass er "ein Glied in dieser traurigen Kette der militärischen Provokation" darstellt.

Laut Peter B. sind zahlreiche Arbeitskollegen ebenso wie er besorgt über die weitere Entwicklung und die Rolle, die sie dabei übernehmen müssen. Er sagt aber auch, dass viele Kollegen "immer noch davon überzeugt sind, dem ‚bösem Russen in der Ukraine’ zuvorkommen zu müssen."

Auf die Frage, wie die Kieler Bevölkerung auf diese zunehmenden US-Militärtransporte reagiere, antwortet er:

"Da die Bevölkerung wenig von diesen Transporten mitbekommt, die Transporte werden versucht soweit wie möglich über Nacht zu fahren, sind sie immer wieder überrascht, wenn ich davon erzähle, und die meisten dann auch tief beunruhigt."
Bestätigt werden diesen Angaben auch von dem ehemaligen CDU-Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung, Willi Wimmer. Auf Anfrage von RT Deutsch verwies er auf einen "Bekannten vom Fach", laut dem im Zeitraum vom 30. Juni bis 1. Juli  zwei US-Panzerkompanien "mit allen dazu gehörenden Führungs- und Versorgungsfahrzeugen" im Hafen von Kiel gestanden hätten. Bestimmungsort sei Klaipeda in Litauen gewesen. Die Panzer  und Begleitfahrzeuge hätten laut dessen Einschätzung noch die Tarnbemalung aus Afghanistan aufgewiesen.

*Name von der Redaktion geändert.

 

 

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