Trotz Anti-IS-Koalition: Islamischer Staat nimmt Provinzhauptstadt Ramadi kurz vor Bagdad ein

Ramadi, die Hauptstadt der irakischen Provinz al-Anbar, rund 100 Kilometer von Bagdad entfernt, ist in die Hände der Sunnitenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gefallen. Dabei soll der IS erneut Massenexekutionen an gefangengenommenen Soldaten verübt haben. Über 8.000 Zivilisten befinden sich auf der Flucht. Analysten US-amerikanischer Think Tanks, wie der "Brookings Institution", plädieren inzwischen dafür, dass sich der IS nur noch stoppen lässt, wenn man den irakischen Bürgerkrieg zu einem vollständigen Dschihad zwischen Sunniten und Schiiten eskalieren lässt. Laut ihrer Argumentation erlaubt nur noch der Einsatz und die militärische Ausrüstung von schiitischen Dschihadisten, die sunnitische IS-Miliz zurückzuschlagen.
Trotz Anti-IS-Koalition: Islamischer Staat nimmt Provinzhauptstadt Ramadi kurz vor Bagdad ein

Der IS war in der Lage die Stadt einzunehmen, obwohl die irakischen Truppen und loyalen Milizen, die zuvor die Stadt gehalten hatten, massive Luftunterstützung der US-geführten Anti-IS-Koalition erhalten hatten. Am Ende zogen sich die irakischen Kräfte aus einer Anlage zurück, die diese zuvor als Kommandozentrale verwendet hatten.

"Ramadi ist gefallen", erklärt Muhannad Haimour, ein Sprecher des Gouverneurs der Provinz Anbar. "Die Stadt wurde komplett eingenommen. [...] Das Militär ist geflohen." Mindestens 500 Menschen sollen im Zuge der dschihadistischen Offensive ums Leben gekommen sein.

Die Terrormiliz erklärt, die volle Kontrolle über die Stadt hergestellt zu haben, nachdem auch das letzte Widerstandsnest von Stammeskämpfern und Regierungstruppen beseitigt worden wäre. In einer Erklärung des IS heißt es:

"Gott hat es den Soldaten des Kalifats ermöglicht, ganz Ramadi zu säubern, nachdem die achte Brigade erstürmt worden war. Sie kontrollieren diese nun inklusive einem Panzerbataillon, Raketenabschussrampen und der Kommandozentrale von Anbar."

Die jüngste IS-Offensive, die am Ende Regierungstruppen und Stammesmilizen aus der Stadt vertreiben sollte, begann am Sonntagmorgen. Die Kämpfer griffen mit mehreren gleichzeitigen Bombenattacken vor allem Polizeieinheiten an, die den Bezirk Malaab im Süden der Stadt verteidigen sollten. Weitere drei Selbstmordbomber stürmten das Tor des Militärhauptquartiers, um die Übernahme der Kommandozentrale von Anbar zu ermöglichen. Auch Stammesführer bestätigten westlichen Medien gegenüber die Einnahme Ramadis und der Kommandozentrale durch die Dschihadisten-Miliz.

Lokalen Sicherheitskräften zufolge, die mit AP sprachen, soll es zu Massenmorden an Sicherheitsbeamten und Zivilisten gekommen sein. Leichen würden in den Straßen liegen, erklärte Stammesführer Naeem al-Gauoud, weitere wurden in den Fluss geworfen. Insgesamt 8.000 Menschen seien nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration im Laufe der zwei Tage andauernden Kämpfe geflohen.

Der IS konnte die Stadt trotz der Luftunterstützung durch die US-geführte Koalition einnehmen, die im Laufe der letzten 24 Stunden mindestens sieben massive Luftschläge in Ramadi geführt hatte – die bisher höchste Zahl an Angriffen auf ein einziges Ziel. Nachdem das Pentagon mehrfach davon Abstand genommen hatte, die Einnahme der Stadt zu bestätigen, räumte man ein, dass der IS militärisch die Oberhand hätte und warnte davor, dass eine Einnahme der Stadt der Miliz einen enormen Propagandaerfolg ermöglichen würde.

Im schlimmsten Fall, so das Pentagon weiter zu Reuters, würde die US-geführte Koalition die irakische Armee "später" dabei unterstützen, die Stadt zurückzuerobern.

Luay al-Khatteeb, einem irakischen Experten des Brookings-Centers von Doha, zufolge sei die mangelnde Unterstützung radikaler Milizen, wie man sie etwa aufseiten der irakischen Schiiten finde, mitursächlich für den IS-Vormarsch. Wenn diese sich in die Schlacht einbringen könnten, würde der IS wahrscheinlich besiegt werden, so al-Khatteeb. Schiitische Milizen hatten sich in der Vergangenheit als ähnlich entschlossen und dschihadistisch, aber auch als ähnlich brutal und rücksichtslos gegenüber Zivilisten und gefangenen Soldaten gezeigt wie der IS:

"Diese Daesh-Leute kommen, um zu sterben, und man muss sie mit einer Armee bekämpfen, die selbst bereit ist, zu sterben, nicht mit einer, die am Ende der Schlacht nach Hause gehen will. Das ist eine unkonventionelle Form der Kriegsführung, und deshalb bedarf es einer unkonventionellen, ideologischen Kraft, um diese Gruppe adäquat zu bekämpfen."
 

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