Neue Studie: Immer weniger Millennials schaffen es in die Mittelschicht

Immer öfter platzt für junge Menschen der Wunsch, zur Mittelschicht zu gehören. Laut einer neuen OECD-Studie nimmt die Zahl der Haushalte mit mittlerem Einkommen ab, wodurch viele Millennials nicht den Lebensstandard ihrer Eltern erreichen.

Die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführte Studie mit dem Titel "Under Pressure: The Squeezed Middle Class" (zu Deutsch etwa: "Unter Druck: Die ausgepresste Mittelklasse") zeigt, dass es für heutige 20- bis 30-Jährige trotz teilweise besserer Ausbildung immer schwieriger wird, den Lebensstandard ihrer Eltern zu erreichen.

Immer weniger Millennials, die zwischen 1983 und 2002 geboren wurden, erreichen ein mittleres Einkommen. Knapp 70 Prozent aller Menschen der sogenannten Babyboom-Generation, die von Mitte der 1950-er bis Mitte der 1970-er Jahre andauerte, gehören zur gesellschaftlichen Mitte. Dem gegenüber haben lediglich etwa 60 Prozent der Millennials ein mittleres Einkommen. In mehreren Ländern, darunter den USA, Israel, Deutschland, Kanada, Finnland und Schweden, war der Rückgang noch signifikanter.

Die Gründe für die wirtschaftlich geschwächte Mittelschicht sind unterschiedlich. So sind beispielsweise die Kosten für den Lebensstil der Mittelschicht in den letzten Jahren schneller gestiegen als die Inflation. Wohnkosten, die heute rund ein Drittel des verfügbaren Einkommens ausmachen, stellen den größten Ausgabenanteil für Haushalte mit mittlerem Einkommen dar, verglichen mit rund 25 Prozent in den 1990-er Jahren.

Die Preise für Wohneigentum sind in den letzten zwei Jahrzehnten dreimal schneller gestiegen als das Durchschnittseinkommen der Haushalte. Auch die Arbeitsverhältnisse der Babyboomer waren laut der Studie besser, als die der Millennials.

Außerdem trägt die Überschuldung zur Abschwächung der Mittelschicht bei: Jeder fünfte Haushalt mit mittlerem Einkommen gibt laut Studie mehr aus, als er verdient. Darüber hinaus sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt immer unsicherer geworden: Jeder sechste Arbeitnehmer mit mittlerem Einkommen hat einen Arbeitsplatz mit einem hohen Automatisierungsrisiko.

"Die Mittelschicht erinnert heute immer mehr an ein Boot in unsicheren Gewässern", sagte der Generalsekretär der Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenrabeit (OECD) José Ángel Gurría. "Die Regierungen müssen auf die Sorgen der Menschen hören und den Lebensstandard der Mittelschicht schützen und fördern."

Die Organisation bietet in ihrem Bericht einige Vorschläge zur Bewältigung des Problems: Dazu gehören Steuersenkungen für die Mittelschicht und Steuererhöhungen für Wohlhabende, der Bau erschwinglicher Wohnungen sowie die Senkung der Kosten für Bildung, Kinderbetreuung und Gesundheit.

Die OECD Studie analysierte die Wirtschaftslage in 36 wohlhabenden Ländern, aber auch in Südafrika, China, Russland und Brasilien. Sie zählte jene Haushalte zur Mittelschicht, deren Nettoeinkommen zwischen 70 und 200 Prozent des Medianeinkommens in einem Land liegt.

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