Die USA werden voraussichtlich im vierten Quartal 2023 in eine Rezession rutschen, teilte der britische Bankenriese HSBC am Dienstag mit und fügte hinzu, dass auch die westeuropäischen Länder bereits im nächsten Jahr einen Abschwung erleiden werden.
Laut dem Halbjahresausblick des HSBC Asset Management stehen die Zeichen für viele westliche Volkswirtschaften auf Rezession, da die Aktien- und Anleihemärkte nicht mehr mit der Finanz- und Geldpolitik korrespondieren.
Auch wenn einige Teile der Wirtschaft noch widerstandsfähig sind, deute die Risikobilanz "auf ein hohes Rezessionsrisiko hin", wobei Europa hinter den USA zurückbleibe, aber die makroökonomische Entwicklung im Großen und Ganzen "übereinstimmt", urteilt der globale Chefstratege der Bank, Joseph Little, in dem Bericht.
"Unser zentrales Szenario ist eine Rezession in den westlichen Volkswirtschaften und ein schwieriger, unruhiger Ausblick für die Märkte", prognostiziert Little und nennt dabei zwei Gründe für diese Prognose:
"Erstens haben wir die rasche Verschärfung der finanziellen Bedingungen, die zu einem Abschwung im Kreditzyklus geführt hat. Zweitens scheinen die Märkte keine besonders pessimistische Sicht auf die Welt einzupreisen."
Die Warnung kam prompt, nachdem die Bank of England (BoE) eine Woche zuvor die Zinsen auf 5 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 15 Jahren angehoben hatte, weil eine hartnäckige Inflation die britische Wirtschaft unablässig weiter aushöhlt. Im Mai kündigte auch die US-Notenbank (Fed) eine weitere Anhebung des Leitzinses auf 5,25 Prozent an, den höchsten Stand seit 2007. Später hob auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für die Eurozone auf 3,75 Prozent an, um die galoppierende Inflation zu bremsen.
Trotz der aggressiven Maßnahmen der westlichen Regulierungsbehörden erwartet das HSBC Asset Management, dass die Fed die Zinsen in den USA noch in diesem Jahr wieder senken wird und die EZB und die BoE im nächsten Jahr nachziehen werden.
"Die Rezession wird nicht groß genug sein, um den Inflationsdruck wirklich aus dem System zu nehmen. Das deutet darauf hin, dass die Inflation und die Zinssätze im Laufe der Zeit etwas steigen werden", resümiert Little.
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