Krieg zwischen zwei Konzernen: Edeka gegen Mars

Seit Monaten streiten zwei Großkonzerne um Lebensmittelpreise, und in den Regalen von Edeka gibt es weder Süßwaren noch Tierfutter der Firma Mars zu finden. Edeka inszeniert sich dabei als Anwalt der Kunden. Die sind aber letztlich nur Spielball der Konzerninteressen.

Bereits seit Anfang August vergangenen Jahres hat der Lebensmittelkonzern Mars die Belieferung der Edeka-Gruppe (Edeka, Netto, Marktkauf) eingestellt, weil diese die Preisforderungen nicht akzeptiert hatte. Während konkurrierende Lebensmitteleinzelhändler wie Rewe oder Aldi Süd nur vorübergehend nicht mehr beliefert wurden, dann aber den Forderungen nachkamen, hat die Edeka-Gruppe nach Angaben des Handelsblatts sämtliche 450 Mars-Produkte vom Schokoriegel bis zur Tiernahrung bereits für das ganze Jahr aus der Planung genommen. Damit ist das die am längsten anhaltende Preisauseinandersetzung, die bisher bekannt wurde.

Es handele sich um "ungerechtfertigte und überzogene Preisforderungen", erklärte Edeka dazu. Nach Aussagen des Handelskonzerns wurden im vergangenen Jahr von den Herstellern über drei Milliarden Euro mehr verlangt; Edeka habe diese halbieren können. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Konzernen wurde sogar öffentlich in den sozialen Netzwerken geführt.

Der gesamte deutsche Umsatz des Mars-Konzerns liegt bei 1,2 Milliarden Euro jährlich; nicht der wichtigste Brocken der global umgesetzten 45 Milliarden Dollar. Edeka wiederum ist im von vier Handelskonzernen – Edeka, Rewe, der Schwarz-Gruppe und Aldi – beherrschten deutschen Lebensmitteleinzelhandel der größte Akteur mit einem Marktanteil von 25,3 Prozent. Während die Gewinnmargen des Mars-Konzerns im vergangenen Jahr gefallen sein sollen, gibt sich die Edeka-Gruppe als Vertreter der Kundeninteressen, betont, keine "Mondpreise" akzeptieren zu wollen, und verweist nicht ganz uneigennützig auf Eigenmarken.

Der im vergangenen Jahr veröffentlichte UNCTAD-Bericht, in dem sich sehr ausführlich mit der steigenden Inflation befasst worden war, war unter anderem betont worden, dass große Konzerne ihre Marktmacht genutzt hätten, um zusätzliche Preiserhöhungen durchzusetzen. Im Konflikt Mars gegen Edeka stehen zwei solcher Konzerne einander gegenüber, wobei zumindest die Edeka-Märkte eher das obere Preissegment bedienen, also geringere Probleme haben dürften, Preiserhöhungen durchzusetzen, als die unmittelbaren Konkurrenten Lidl (Schwarz-Gruppe) und Aldi. Der wirkliche Kern dürfte eine Auseinandersetzung darum sein, wer von diesen zusätzlichen Erhöhungen profitiert, der Lebensmittel- oder der Einzelhandelskonzern. Gleich, wer von beiden am Ende die Oberhand gewinnt, die Rechnung zahlt der Verbraucher.

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