Krisen- und Insolvenzticker: Ford kündigt Streichung von 2.900 Stellen in Deutschland an

Die deutsche Wirtschaft kriselt. Unter dem Druck dramatisch steigender Energiekosten und anderer ungünstiger Rahmenbedingungen sind seit 2022 tausende Unternehmen insolvent gegangen. Wir fassen in diesem Ticker die wichtigsten Entwicklungen und Neuigkeiten zusammen.

21.11.2024 08:40 Uhr

Autohersteller Ford kündigt Streichung von 2.900 Stellen in Deutschland an

Mit dem Argument der "Kostensenkung" kündigt der US-Autobauer Ford an, dass das Unternehmen bis Ende 2027 in Deutschland rund 2.900 Stellen abbauen wird.

Insgesamt will der Konzern im genannten Zeitraum 4.000 von 28.000 Stellen in ganz Europa streichen, so Geschäftsführer Marcus Wassenberg gegenüber der F.A.Z.. Wassenberg erklärte (Bezahlschranke):

"Ford macht Verluste in Europa und kann nicht einfach darauf bauen, dass der Mutterkonzern die europäische und die deutsche Tochtergesellschaft unbeschränkt weiter finanziert. Das heißt nicht, dass der Ford-Konzern nicht hinter uns steht, aber es gibt dort den legitimen Wunsch, dass wir in Europa und in Deutschland profitabel sind. Das heißt auch Kosten senken."

In Deutschland sind hauptsächlich die Angestellten des Kölner Ford-Werkes von der nahenden Arbeitslosigkeit bedroht. Dazu erklärt ein RND-Artikel:

"Knapp zwei Milliarden Euro hat Ford in seinen Kölner Standort investiert, um E-Autos zu produzieren. Die rollen inzwischen zwar vom Band, doch der Absatz ist mau. Nun zückt die Firma den Rotstift. Der Betriebsrat will 'erbitterten Widerstand' leisten."

Die Konzernleitung selbst verwies "auf die schwierige Lage der Automobilindustrie in Europa mit einer schwachen Nachfrage, hohen Kosten bei der Umstellung auf die E-Mobilität, einem regen Wettbewerb und der Regulierung".

Ford beschäftigt nach eigenen Angaben in Köln, Saarlouis und Aachen knapp 16.500 Mitarbeiter. In Köln sind die Europazentrale und die Produktion von zwei Elektroauto-Modellen angesiedelt.

Nach Betriebsratsangaben hat Ford in Köln derzeit etwa 11.500 Stellen - das hieße, dass dort etwa jede vierte Ford-Stelle gestrichen werden könnte. Zuletzt hatte der Autobauer bereits angekündigt, dass zeitnah Kurzarbeit für das Werk ansteht.

Seit dem 20. November sind davon nun rund 2.000 Beschäftigte betroffen.

19.11.2024 14:15 Uhr

Auftragsbestand gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent gesunken 

Das Statistische Bundesamt manipuliert mit der Überschrift einer aktuellen Pressemeldung. "Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe im September 2024: +1,6 % zum Vormonat", steht dort geschrieben. Erst später im Text erfährt der Leser, dass es sich beim Plus um Sondereffekte aufgrund von Großaufträgen handelt. 

Auf Jahressicht ist der Auftragsbestand um 2,6 Prozent gesunken - bei ohnehin schon schlechter Basis, denn auch vor einem Jahr war der Auftragsbestand niedriger als im Vorjahr. 

Vor allem aus dem Ausland bleibt die Nachfrage nach deutschen Produkten schwach.

Die Reichweite des Auftragsbestandes beträgt unverändert 7,3 Monate. 

Die Daten deuten auf eine anhaltende Schwäche hin, die sich nicht mehr durch konjunkturelle Effekte erklären lässt. Die deutsche Wirtschaft steckt in einer strukturellen Krise. Verantwortlich dafür sind unter anderem die Russlandsanktionen, durch die die Energiepreise drastisch gestiegen sind. Dadurch steigt zwangsläufig der Preis, wodurch deutsche Hersteller an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. 

Hinzu kommt eine gescheiterte Energiewende. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat eine verlässliche und funktionierende Infrastruktur eingerissen, bevor Alternativen zur Verfügung standen. 

18.11.2024 08:43 Uhr

Zahl der Baugenehmigungen sinkt weiter

Im September 2024 ist in Deutschland der Bau von 15.300 Wohnungen genehmigt worden. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montagmorgen mit. Das waren 4.600 Baugenehmigungen weniger als im September 2023 – ein Minus von 23,1 Prozent.

Demnach wurden im Zeitraum von Januar bis September 2024 insgesamt 157.200 Wohnungen genehmigt. Das waren oder 38.500 weniger als im Vorjahreszeitraum, ein Rückgang von 19,7 Prozent. In diesen Ergebnissen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im September 2024 insgesamt 11.400 Wohnungen genehmigt. Das waren 31,1 Prozent oder 5 100 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. Von Januar bis September 2024 wurden 128.400 Neubauwohnungen genehmigt und damit 22,2 Prozent oder 36.600 weniger als im Vorjahreszeitraum.

Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 25,7 Prozent (-9.800) auf 28.300 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 13 Prozent (-1.500) auf 9.700. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich um 21,7 Prozent (-22.800) auf 82.400 Wohnungen.

16.11.2024 10:57 Uhr

Immer mehr Insolvenzen – bis Juli 117.000 Beschäftigte betroffen

Die Anzahl der Insolvenzen und der durch Insolvenzen betroffenen Beschäftigten steigt in diesem Jahr deutlich an. Zwischen Januar und Juli 2024 waren bereits 117.406 Arbeitnehmer von Insolvenzverfahren betroffen. Das geht aus einer von der BSW-Vorsitzenden Sahra Wagenknecht in Auftrag gegebenen Abfrage beim Statistischen Bundesamt (Destatis) hervor, über deren Ergebnisse die Blätter der Mediengruppe Funke berichten.

Bis Ende des Jahres könnte die Zahl der von den Insolvenzverfahren ihrer Unternehmen betroffenen Beschäftigten demnach auf 200.000 steigen. Dies wäre ein deutlicher Anstieg gegenüber 2023, als 165.894 Beschäftigte betroffen waren. Im Jahr 2022 waren 83.597 Beschäftigte von Insolvenzverfahren betroffen, 2021 lag die Zahl bei 75.687.

Vor diesem Hintergrund griff Wagenknecht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck frontal an. Den Funke-Blättern sagte sie:

"Robert Habeck hat einen Insolvenzturbo gezündet. Der Wirtschaftsminister war drei Jahre lang ein massiver Standortnachteil für die deutsche Wirtschaft."

Habeck habe eine "grundlegend falsche Wirtschaftspolitik" betrieben.

14.11.2024 20:52 Uhr

Krise trifft auch Wohnmobile und Campingwagen

Der Wohnmobilhändler "Auto und Freizeit Nord" hat Insolvenz angemeldet. Die 1997 gegründete Firma mit 60 Mitarbeitern ist einer der größten Händler in diesem Bereich in Nordeuropa. Erst vor zwei Jahren war sie in einen 8,5 Millionen Euro teuren Neubau in Wesenberg gezogen. Jetzt werden die Lagerbestände mit hohen Rabatten verkauft.

Der Markt für Wohnmobile und Caravans gilt derzeit als überschwemmt. Dies trifft nicht nur die Händler, sondern auch die Hersteller. Knaus Tabbert, ein spezialisierter Produzent mit insgesamt 4.000 Mitarbeitern in Deutschland und Ungarn, hat jetzt im niederbayrischen Jandelsbrunn und im ungarischen Nagyoroszi die Produktion bis Jahresende stillgelegt. Nicht betroffen sind die Standorte Mottgers in Hessen und Schlüsselfeld bei Bamberg.

Der Grund für die Kurzarbeit sei laut Angaben des Unternehmens, durch eine "Verlangsamung des Angebots" den Händlern aus den Schwierigkeiten zu helfen, in die sie durch die höheren Bankzinsen für ihre Lagerbestände geraten seien. Bereits im dritten Quartal hatte Knaus Tabbert Leiharbeiter entlassen.

SMA Solar streicht 1.100 Stellen

Das Jahr 2023 war noch ein Rekordjahr, aber in diesem Jahr sind die Umsätze der hessischen Solarfirma SMA Solar um fast ein Drittel eingebrochen. Statt eines Gewinns von 227,7 Millionen Euro wird im laufenden Jahr sogar ein Verlust nicht ausgeschlossen.

Von den 4.500 Stellen des Unternehmens, davon 3.200 in Deutschland, sollen jetzt 1.100 gestrichen werden, darunter mindestens 700 am Hauptsitz, dem hessischen Standort Niestetal. Bereits im September war ein Sparprogramm verordnet worden, und die Verträge mit einhundert Mitarbeitern in der Probezeit in der polnischen Tochtergesellschaft wurden aufgelöst.

Zurückgegangen sei vor allem das Geschäft mit privaten und gewerblichen Solaranlagen; ein Zuwachs bei den Großanlagen habe diesen Rückgang nicht kompensieren können. Der Betriebsrat will jetzt darauf drängen, betriebsbedingte Kündigung möglichst zu vermeiden.

Der Aktienkurs von SMA Solar brach nach dieser Meldung um mehr als 20 Prozent ein; innerhalb von 12 Monaten verlor die Aktie ganze 75 Prozent.

12.11.2024 20:37 Uhr

Ford führt Kurzarbeit ein

Der Autobauer Ford hat für sein Werk in Köln ab der kommenden Woche Kurzarbeit angeordnet. Begründet wird die Maßnahme mit der zu geringen Nachfrage nach E-Autos, die in dem Werk produziert werden. Im Kölner Werk werden die beiden Elektromodelle Explorer und Capri endmontiert.

Zuerst hatte der Kölner Stadt-Anzeiger über die Maßnahme berichtet. Dem Bericht zufolge, den die Werksleitung inzwischen auch mehreren anderen Medien gegenüber bestätigt hat, soll im Kölner Werk mindestens bis zu den Weihnachtsferien im Wechsel jeweils eine Woche produziert und eine Woche ausgesetzt werden. Auch im ersten Quartal 2025 soll es Tage ohne Produktion geben. Die Dauer der Maßnahme sei von der künftigen Entwicklung auf den Absatzmärkten abhängig, hieß es.

Ford beschäftigt in Köln aktuell rund 13.000 Mitarbeiter, vor sechs Jahren waren es noch 21.000 Beschäftigte.

Butterpreise plus 39,7 Prozent – Inflation in Deutschland steigt wieder an

Die Inflation in Deutschland zieht wegen höherer Preise für viele Dienstleistungen und Lebensmittel wieder erheblich an, so das Handelsblatt nach jüngsten Auswertungen vorliegender Zahlen des Statistischen Bundesamts vom Dienstag. Weiter heißt es:

"Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Oktober um durchschnittlich 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat."

Beschleunigt habe sich dabei vor allem der Preisauftrieb bei den Dienstleistungen. Diese verteuerten sich laut Angaben des Statistischen Bundesamts "im Schnitt um 4,0 Prozent im Vergleich zu Oktober 2023, nach einem Plus von 3,8 Prozent im September".

So werden als Beispiele genannt, dass Versicherungen aktuell im Schnitt 15,2 Prozent mehr kosten, "die für den Verkehr sogar 31,9 Prozent mehr". Dienstleistungen für soziale Einrichtungen erfuhren ein Plus von 7,9 Prozent, der Gaststättenbesuch ein Plus von durchschnittlich 6,8 Prozent. Ebenso bei der "Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+5,4 Prozent) sowie Wasserversorgung und andere Dienstleistungen für die Wohnung (+4,7 Prozent)".

Zum Thema Nahrungsmittel zeigt die Mitteilung des Bundesamts:

  • Für Nahrungsmittel mussten die Verbraucher 2,3 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahresmonat (September: +1,6 Prozent).
  • Merklich teurer wurden etwa Butter (+39,7 Prozent) und Olivenöl (+28,1 Prozent).
  • Auch für Obst (+4,2 Prozent), Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+3,6 Prozent) sowie Gemüse (+3,2 Prozent) mussten Verbraucherinnen und Verbraucher mehr hinblättern.

Zu den Zahlen im Energiebereich heißt es, dass die Preise für Fernwärme "mit 31,7 Prozent weiter erheblich teurer als ein Jahr zuvor" sind. Weiter heißt es in diesem Segment:

"Kraftstoffe wie Benzin verbilligten sich um 8,9 Prozent, Haushaltsenergie um 3,2 Prozent. Leichtes Heizöl (-13,4 Prozent) und Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe (-12,7 Prozent) wurden ebenfalls günstiger, ebenso Strom (-5,5 Prozent) und Erdgas (-0,8 Prozent)." 

11.11.2024 13:04 Uhr

Schlechtester Wert seit 2009: Auftragsmangel in Deutschland verschärft sich weiter

Die deutsche Wirtschaft leidet immer stärker unter fehlenden Aufträgen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts hervor. Demnach meldeten 41,5 Prozent der Unternehmen im Oktober 2024 Auftragsmangel, nach 39,4 Prozent im Juli.

Das ist der höchste Wert seit der Finanzkrise 2009. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, beschreibt diese Entwicklung so:

"Der Mangel an Aufträgen hemmt weiterhin die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Kaum eine Branche bleibt verschont."

In der Industrie meldete fast jedes zweite Unternehmen (47,7 Prozent) fehlende Aufträge. Gerade die Kernbranchen wie Maschinenbau, Metall- und Elektroindustrie sind in Sorge. Bei den Dienstleistern ist der Anteil leicht von 31,2 auf 32,1 Prozent gestiegen. Betroffen ist hier vor allem der Transportsektor, der unter der schlechten Industriekonjunktur leidet.

Etwa zwei Drittel der Personalagenturen berichten von mangelnden Aufträgen. "Leiharbeiter sind in der aktuellen Lage weniger gefragt", so Wohlrabe. Ein gutes Drittel der Gastronomiebetriebe verzeichnet zu wenig Gäste. In der Veranstaltungsbranche ist der Anteil von Unternehmen, die über zu wenig Aufträge klagen, seit Juli von 38,5 auf 48,5 Prozent in die Höhe geschnellt.

Vergleichsweise gut gestaltet sich die Auftragslage für Rechts- und Steuerberater sowie Wirtschaftsprüfer. Anders als andere Unternehmen profitieren sie von dem hohen Bürokratie- und Regulierungsaufwand, der ihnen Aufträge sichert.

7.11.2024 13:40 Uhr

Deutsche Produktion bricht weiter ein

Das Statistische Bundesamt überbringt heute erneut schlechte Nachrichten. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist weiter zurückgegangen. Gegenüber dem Vorjahresmonat sank die Produktion um 4,6 Prozent. Die Daten vom August revidierte das Amt auf minus drei Prozent im Vergleich zum August des Vorjahres. 

Vor allem die deutsche Automobilbranche liefert schwache Daten. Dort brach die Produktion regelrecht ein. Auf Jahressicht ging die Automobilproduktion um 15 Prozent zurück, bei ohnehin schon schwacher Vorjahresbasis.

Vom Rückgang sind weiterhin besonders energieintensive Industriezweige wie die chemische Industrie betroffen. Die chemische Industrie verbraucht unter allen Industriezweigen die meiste Energie, an zweiter Stelle findet sich die Metallherstellung und -verarbeitung. Die hohen Energiepreise sind ein deutlicher Wettbewerbsnachteil. Sie führen zur Stilllegung von Produktionsstätten und der Verlagerung der Produktion in Länder, in denen die Energiepreise günstiger als in Deutschland sind. 

Der Produktionsindex in der chemischen Industrie liegt derzeit mit 81,4 Punkten noch einmal deutlich niedriger als während der Coronakrise. Durch die politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung sank der Index auf 82,2. Der Index stieg allerdings wieder, nachdem die Maßnahmen nach und nach zurückgefahren wurden. Die jetzige Krise verläuft anders. Der Rückgang ist stetig. Gründe, eine Trendumkehr zu erwarten, gibt es nicht. 

Was für die chemische Industrie gilt, gilt für die deutsche Wirtschaft allgemein. Die Produktion liegt deutlich unter dem Vorkrisenjahr 2019. Nach der Coronakrise nahm die Produktion zwar an Fahrt auf, konnte jedoch das Ausgangsniveau nicht wieder erreichen. Seit der Verhängung der völkerrechtswidrigen Sanktionen gegen russische Energieträger geht der Produktionsindex kontinuierlich zurück. Er liegt derzeit bei 90,8 Punkten. Im Februar 2020, unmittelbar vor Verhängung der Coronamaßnahmen lag er bei 104,4 Zählern. Die Zahlen belegen die Realität der Deindustrialisierung in Deutschland. 

BMW-Gewinne brechen um mehr als 80 Prozent ein

Eine "hartnäckige Marktschwäche in China" sowie "Probleme mit einem von Continental gelieferten Bremssystem" stellen laut dem Handelsblatt die Hauptprobleme des deutschen Automobilkonzerns.

Die Firmenleitung musste dabei im dritten Quartal "einen deutlichen Gewinneinbruch" verzeichnen. Das Unternehmen verdiente nach eigenen Angaben unterm Strich zwischen Juli und September 476 Millionen Euro, "das waren knapp 84 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum", so die ARD-Tagesschau. Auf der Branchenwebseite Bimmer Today heißt es:

"Konkret verbleibt nur noch ein Überschuss von 476 Millionen Euro – was nach den 2,93 Milliarden im Vorjahres-Quartal einem Rückgang um gewaltige 83,8 Prozent entspricht."

Zu dem "Bremsenproblem" heißt es beim Handelsblatt:

"Vor allem die vom Zulieferer Continental gelieferten Bremsen verdarben den Münchenern das Geschäft. Im dritten Quartal lieferte BMW gut 13 Prozent weniger Autos aus als noch vor einem Jahr, weil für viele Modelle ein Auslieferungsstopp verhängt wurde." 

Der andere Hauptgrund für die massiven Gewinneinbrüche sei laut dem Autobauer vor allem die "Kaufzurückhaltung in China". Ein ARD-Autoexperte erklärt dazu erweitert:

"Einen Einbruch der Fahrzeugverkäufe bei BMW um 30 Prozent in China zeigt ganz im Verbund mit den anderen deutschen Autobauern, dass BMW, Mercedes, VW ein riesiges Problem haben. Die Gewinne der deutschen Autobauer schmelzen weg wie Schnee in der Sonne."

Die nächste Generation von Elektroautos will BMW dabei erst ab Ende 2025 in diesem Segment auf den Markt bringen.

Laut dem Tagesschau-Artikel befürchten die "ohnehin in der Krise steckenden deutschen Autobauer" nach dem US-Wahlergebnis vom 5. November zudem nun die "Verhängung von Strafzöllen auf Autos unter einer neuen Trump-Regierung".

4.11.2024 10:23 Uhr

Tiefster Stand seit Juli 2020: Ifo-Beschäftigungsbarometer fällt weiter

Die Unternehmen sind bei der Personalplanung noch zurückhaltender geworden. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer ist im Oktober auf 93,7 Punkte gesunken, nach 94,0 Punkten im September.

Das ist der niedrigste Wert seit Juli 2020, als die staatlichen Corona-Maßnahmen die Wirtschaft abwürgten. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, erklärte:

"Die Situation am Arbeitsmarkt entwickelt sich seit Monaten negativ, nicht stark, aber kontinuierlich. Die Unternehmen besetzen eher Stellen nicht neu, als dass sie Mitarbeiter entlassen."

In der Industrie, wo aufgrund der schwierigen Auftragslage und der schlechten Rahmenbedingungen Stellen abgebaut werden, ist das Barometer erneut rückläufig. Ähnliches gilt für den Handel, obwohl dort der Indikator leicht gestiegen ist.

Bei den Dienstleistern und im Bauhauptgewerbe gleichen sich positive und negative Antworten gegenwärtig in etwa aus. Hier ist von einer konstanten Entwicklung der Mitarbeiterzahlen auszugehen. Mitarbeiter gesucht werden dagegen weiterhin im Tourismus und der IT-Branche.

31.10.2024 16:21 Uhr

Schreckensmeldungen aus dem Südwesten: Stellenabbau bei Bosch könnte über die angekündigten 7.000 wegfallenden Jobs hinausgehen

Im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel hat der Vorstandschef der Robert Bosch GmbH Stefan Hartung eingeräumt, dass der Elektro- und Elektronikkonzern auch in diesem Jahr die gesetzten wirtschaftlichen Ziele verfehlen wird. Der Umsatz dürfte leicht unter dem des Vorjahres bleiben (2023: fast 92 Milliarden Euro). Die Umsatzrendite werde bei maximal vier Prozent liegen, für 2026 peile man aber sieben Prozent an. Der bereits vor einigen Monaten angekündigte Abbau von 7.000 Stellen (RT DE berichtete) könnte möglicherweise nicht ausreichen, um die Kosten zu senken.

Für Bosch als Zulieferer der Automobilindustrie unterscheide sich die aktuelle Krise von vorhergehenden, weil es sich nicht nur um eine "konjunkturelle Schwäche" handele, sondern die Gründe in der "Regulierung" zu suchen seien:

"Wir alle sind aufgerufen, unsere Konsumgewohnheiten zu ändern, weil wir künftig CO₂-frei leben wollen und sollen. Die Politik hat der Automobilindustrie hier klare Vorgaben gemacht, und wir liefern. Aber die Nachfrage der Konsumenten bleibt doch deutlich hinter den Erwartungen zurück."

Den Käufern fehle, so Hartung, nicht das Geld für die vergleichsweise teuren E-Autos, sondern die staatliche "Regulierung" (gemeint sind Subventionen) sei "unberechenbar" geworden. Als Beispiel nannte Hartung das "Heizungsgesetz". Auch hätten die Käufer Zweifel bekommen, "ob Elektromobilität wirklich klimafreundlicher ist als effiziente Verbrennertechnologie".

Gegenwärtig arbeiten bei Bosch noch annähernd 80.000 Mitarbeiter im Bereich Verbrennungsmotoren. Hartung geht auch davon aus, dass "Verbrenner noch lange gebraucht werden, 20, 30 Jahre oder in einigen Nischen sogar noch länger". Als Beispiele nannte er dieselbetriebene Notstromaggregate. "Aber richtig ist auch, dass die globale Nachfrage nach Verbrennungsmotoren nachlassen wird." Gleichwohl sprach er sich für eine "konsequentere CO₂-Steuer auf klimaschädliche Technologien" aus.

Nicht nur die von der EU verhängten Strafzölle gegen Import-E-Autos aus China bereiten den europäischen und deutschen Herstellern Schwierigkeiten. Hartung beklagt "hohe Energiepreise" in Deutschland. Im Interview blieben die gestrichenen Subventionen für E-Autos beziehungsweise die unklare Förderung der "E-Mobilität" unangesprochen.

30.10.2024 18:25 Uhr

Verbraucherpreise in Deutschland im Oktober "überraschend" stark gestiegen

Nach einem zwischenzeitlich Abflachen der Inflationskurve sind die Verbraucherpreise in Deutschland im Oktober wieder kräftig gestiegen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge verteuerten sich Waren und Dienstleistungen gegenüber dem Vorjahresmonat um durchschnittlich 2,0 Prozent, das heißt die Preise waren im Oktober zwei Prozent höher als im Oktober 2023. Das ist sogar mehr, als Experten befürchtet hatten: Die Prognosen gingen von einer Teuerungsrate von 1,8 Prozent im Oktober aus.

Überdurchschnittlich – um 2,3 Prozent – stiegen die Preise für Lebensmittel. Noch stärker – um 4,0 Prozent – verteuerten sich Pauschalreisen und Versicherungen. Energie soll dagegen billiger geworden sein.

Die Bundesregierung rechnet trotzdem nicht mit dem Beginn einer zweiten Teuerungswelle, wie sie Bundesbürger im Jahr 2022 erlebt hatten. Verantwortlich sein sollen dieses Mal gestiegene Löhne.

 

28.10.2024 08:31 Uhr

"Durststrecke der Exportwirtschaft setzt sich fort" – ifo-Werte erneut gesunken

Die Exporterwartungen des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) sanken erneut, diesmal auf aktuell minus 6,7 Punkte, von minus 6,5 Punkten im September. Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen, erklärt in der Mitteilung:

"Die Unternehmen profitieren gegenwärtig nicht von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in anderen Ländern. Die Durststrecke der Exportwirtschaft setzt sich somit weiter fort."

Weiter heißt es, dass die Unternehmen unterschiedlicher Industrien demnach "überwiegend mit einem rückläufigen Auslandsgeschäft rechnen".

Die stärksten Einbußen befürchten laut Mitteilung die Automobilbranche und die Metallindustrie.

Die Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken erwarten demgegenüber zumindest "steigende Exporte". Auch die Papierhersteller planen "mit einer leicht positiven Tendenz".

Ebenfalls positive Markterwartungen erkennen zudem die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen, so heißt es:

"Nachdem sie zuletzt Rückgänge planten, gehen sie nun von einem konstanten Exportgeschäft aus."

Ifo-Präsident Clemens Fuest spricht daher in einem aktuellen Interview davon, dass die deutsche Industriekrise "noch nicht überwunden, aber der Abwärtstrend erst einmal unterbrochen ist".

Das Land befinde sich laut seiner Wahrnehmung daher nicht "in einer schweren Abwärtsdynamik in Richtung Rezession, sondern eher in einer Art Stagnation". Es würden "einige Sektoren" existieren, wie "IT, Tourismus und Logistik", wo es "etwas besser geht", so Fuest im Interview. Die Handelsblatt-Redaktion resümierte titelnd:

"Ifo-Index steigt unerwartet kräftig. Unternehmen bewerten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden Monate optimistischer als zuvor. Die Konjunkturflaute könnte aber trotzdem weitergehen."

27.10.2024 17:59 Uhr

Heilbronner Zulieferer beantragt Insolvenz

Bei Iwis Mechatronics hatten die schlechten Nachrichten bereits vor Monaten begonnen, als den Lehrlingen, die am 1. September ihre Ausbildung beginnen sollten, noch vor Antritt der Ausbildungsvertrag gekündigt wurde. Vor etwa zwei Wochen war dann ein weiterer Stellenabbau angekündigt worden.

Am 22. Oktober stellte der Automobilzulieferbetrieb, der auf Kunststoff-Metall-Verbindungen spezialisiert ist, nun Insolvenzantrag beim Amtsgericht Heilbronn. Die 500 verbliebenen Arbeitskräfte in Schwaigern bei Heilbronn müssen nun um ihre Arbeitsplätze bangen. In der Ankündigung der "strategischen Neuausrichtung" vom 11. Oktober heißt es, das Unternehmen sei 1916 gegründet worden und beschäftige weltweit mehr als 3.000 Mitarbeiter an insgesamt 33 Standorten. Die Firma, ursprünglich Winklhofer & Söhne, hat ihren Hauptsitz in München und ist bis heute im Familienbesitz.

Bei einer Mitarbeiterversammlung am Dienstag war nur ein Teil der Belegschaft von der Insolvenz informiert worden. Die Nachtschicht erfuhr, so die IG Metall, erst nachträglich von der Versammlung. Die Gewerkschaft will sich für den Erhalt des Betriebes einsetzen. Angesichts der Menge der Insolvenzen gerade bei Automobilzulieferern sind die Aussichten dafür allerdings nicht gut.

25.10.2024 19:25 Uhr

Deutscher Wohlstandsmotor am Abgrund: Massiver Gewinneinbruch bei Porsche und Mercedes

Der Autobauer Mercedes-Benz hat im dritten Quartal einen Gewinneinbruch erlitten. Vor allem der schwache Export nach China schlägt ins Kontor. Die Ergebnisse rutschten um rund die Hälfte ab, vor allem das Geschäft mit den Pkw lief wegen des harten Wettbewerbs in der Volksrepublik und der desolaten Wirtschaftspolitik der Ampel katastrophal. Der Umsatz ging um 6,7 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro zurück. Der Konzerngewinn fiel jedoch viel deutlicher über die Hälfte auf 1,72 Milliarden Euro.

Auch beim Konkurrenten Porsche sieht es dünn aus:

Wie der DAX-Konzern am Freitagnachmittag bekannt gab, ist der Gewinn des Autobauers im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um knapp 27 Prozent eingebrochen – auf 4,04 Milliarden Euro.

Porsche hat in diesem Jahr fünf seiner sechs Modellbaureihen erneuert – und da muss die gesamte Produktion erst einmal umgestellt werden. Ein weiterer wichtiger Grund für den Gewinnrückgang ist dem Vorstand zufolge der schwache Absatz in China. "In China haben wir es mit einer sich strukturell veränderten Nachfrage zu tun", sagt Finanzchef Lutz Meschke. Vor allem der chinesische Autohersteller BYD hat im Gegensatz zu deutschen Automarken seine Hausaufgaben gemacht.

Flugtaxi-Entwickler Lilium ist insolvent

Es ist ein weiteres negatives Signal, das der Standort Deutschland sendet. Das einst als beispielhaft innovativ gehypte Unternehmen Lilium hat für seine deutschen Tochtergesellschaften Insolvenz beantragt. Grund ist das Scheitern der Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages über eine staatliche Kreditbürgschaft in Höhe von 100 Millionen Euro. Aufgrund der fehlenden staatlichen Unterstützung blieb dem Unternehmen nur der Gang zum Insolvenzgericht. 

Der Fall verdeutlicht, wie die Bundesregierung ihren eigenen Anspruch, den Standort Deutschland wieder an die Spitze führen zu wollen, durch Mutlosigkeit und Zögerlichkeit selbst sabotiert. Während Konkurrenzunternehmen in ihren Heimatländern auf staatliche Unterstützung zählen können, ist dies in Deutschland nicht der Fall. Die staatliche Rückendeckung würden Investoren als Vertrauensbeweis werten, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Der Bundestag hat dem Unternehmen diesen Vertrauensbeweis verweigert. In der Folge ziehen sich auch Investoren zurück. 

Dabei gelten batteriebetriebene Flugtaxis und elektrisches Fliegen als Zukunftstechnologien. Mit der Insolvenz von Lilium droht Deutschland auch in diesem Bereich den Anschluss zu verlieren. 

Zwar bedeutet der Insolvenzantrag nicht das komplette Aus für Lilium. Das Verfahren in Eigenverwaltung zielt auf den Unternehmenserhalt. Allerdings stehen einschneidende Umstrukturierungen an. Dass Lilium gestärkt aus der Insolvenz hervorgehen wird, ist nicht zu erwarten. 

22.10.2024 20:22 Uhr

IWF-Wachstumsprognose für Deutschland sinkt erneut, während sie für Russland steigt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für die deutsche Wirtschaft im neuesten Expertenbericht nach unten korrigiert. War bei der letzten Veröffentlichung im Juli noch ein BIP-Wachstum um 0,8 Prozent für das kommende Jahr vorhergesagt, trauen die IWF-Experten Deutschland jetzt nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent zu. 

Damit bliebe Deutschland weit hinter dem für die gesamte Weltwirtschaft im laufenden und im nächsten Jahr prognostizierten Wachstum von jeweils 3,2 Prozent zurück. Im laufenden Jahr sieht es für die deutsche Wirtschaft nämlich noch schlechter aus: Hatte man im Juli für 2024 noch von einem Wachstum von traurigen 0,2 Prozent geträumt, rechnet der IWF nunmehr mit einer Stagnation in der ehemaligen "Lokomotive Europas": Exakt 0,0 Prozent "Wachstum" im gesamten Jahr 2024 sind Deutschland attestiert. Es handelt sich wie bislang schon um die schwächste Entwicklung unter den führenden westlichen G7-Industriestaaten.

Ganz anders steht es um Russland: Hier korrigierten die IWF-Experten ihre Prognosen nach oben und gehen nunmehr von einem Wachstum der russischen Wirtschaft um 3,6 Prozent im Jahr 2024 aus. Die Weltbank ist vor einigen Tagen einen ähnlichen Schritt gegangen und hat ihre Wachstumsprognose für Russland ebenfalls nach oben angehoben – auf 3,2 Prozent im laufenden Jahr.

Mehr zum ThemaWeltbank korrigiert Wachstumsprognose für Russland – nach oben

18.10.2024 08:55 Uhr

Leitender Siemens-Manager: "Es gibt eigentlich nichts, was dafür spricht, in Deutschland zu investieren"

Der "Global Head of Tax" der Siemens AG, Christian Kaeser, wurde seitens der CDU/CSU-Fraktion zu einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses eingeladen, berichtet der Focus.

Kaeser äußerte auf der Veranstaltung demnach seine unmissverständliche Einschätzung zum fortdauernden Sinkflug des Investitionsstandorts Deutschland. Laut einer Bundestagsmitteilung kritisierte er gegenüber den Anwesenden:

"Es gibt eigentlich nichts, was dafür spricht, in Deutschland zu investieren."

Der Siemens-Manager erklärte, dass das weltweit agierende Unternehmen auch weiterhin "Deutschland bei Investitionsentscheidungen nicht grundsätzlich ausschließe", um jedoch zu betonen, "das Wachstum findet vor allem in anderen Ländern statt". Kaeser wörtlich:

"Es gibt kein Wachstum in Deutschland, Wachstum gibt es in anderen Ländern, und steuerlich sieht es halt auch nicht besonders dolle aus."

Diese Realitäten seien der ausschlaggebende Grund gewesen, warum Siemens ‒ mit einem Umsatz von 77,8 Milliarden Euro und einem Gewinn nach Steuern von 8,5 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2023 ‒ "zuletzt überwiegend im Ausland investiert" habe.

16.10.2024 19:22 Uhr

80 Arbeitsplätze in Gefahr: Bremer Spezialmaschinenbau-Unternehmen meldet Insolvenz an

Das auf Sondermaschinenbau, Automatisierung sowie Mess- und Produktionsanlagen spezialisierte "Bremer Werk für Montagesysteme" (bwm) ist in Schwierigkeiten geraten und musste Insolvenz anmelden. Das Unternehmen besteht seit über 60 Jahren und beschäftigt gegenwärtig rund 80 Mitarbeiter. Seit 2010 hat die Firma ihren Sitz im niedersächsischen Lilienthal bei Bremen, wo Maschinen und Anlagen projektiert und produziert werden. Wie der Weser-Kurier berichtet, haben die mit den Corona-Maßnahmen verbundenen Unsicherheiten wie Investitionszurückhaltung, unterbrochene Lieferketten und teilweise drastische Preissteigerungen in den Folgejahren für die gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gesorgt.

Der vom Amtsgericht Verden bestellte Insolvenzverwalter sei dennoch zuversichtlich, dass die prekäre Lage des Unternehmens überwunden werden könne. Das laufende Geschäft solle stabilisiert werden, wozu auch Gespräche über eine mögliche Übernahme des Unternehmens gehörten. Die Löhne und Gehälter seien noch bis zum Jahresende 2024 gesichert.

Wie es heißt, habe das mittelständische Unternehmen dank seiner "kreativen Lösungsfindung" und "technischer Spitzenleistung", aber auch als Arbeitgeber einen hervorragenden Ruf.

KFZ-Zulieferer: Schließungswelle immer größer

Der österreichisch-kanadische Magna-Konzern will sein Werk in Rosenberg schließen. Der Standort mit 350 Mitarbeitern ist nicht der erste, der in Deutschland geschlossen wird. Neumarkt in der Oberpfalz mit 110 Mitarbeitern steht ebenfalls auf der Schließungsliste. Bereits abgewickelt ist ein Werk in Köln, eines in Roitzsch in Sachsen-Anhalt wird gerade geschlossen, und für Dürbheim ist ebenfalls bereits die Schließung angekündigt.

Damit bleiben noch Werke in München, Neuenstein, St. Georgen und Untergruppenbach. Damit ist jedes zweite Werk des Automobilzulieferers Magna Powertrain, der vor allem Antriebstechnik liefert, bereits geschlossen oder in Schließung.

Ähnlich wie Magna ist auch der Zulieferer ZF Friedrichshafen mittlerweile dabei, ein Werk nach dem anderen zu schließen. Inzwischen sollen 11.000 bis 14.000 Stellen abgebaut werden. Betroffen ist unter anderem das Werk Saarbrücken mit 1.800 beabsichtigten Stellenstreichungen. Außerdem ist Kurzarbeit geplant.

Arbeitgeberverband Gesamtmetall warnt vor "massiven Stellenabbau"

Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf teilte aktuell den den Zeitungen der Funke-Mediengruppe wörtlich mit:

"Ich erwarte, dass wir in der Metall- und Elektroindustrie in den nächsten fünf Jahren 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze verlieren könnten."

In der größten deutschen Industriebranche sind gegenwärtig rund rund vier Millionen Menschen beschäftigt.

Grund für seine Befürchtungen ist unter anderem, dass in den nächsten Jahren "die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen". Gleichzeitig existiere ein Arbeitnehmermangel in der Branche, daraus ergebe sich in der Entwicklung, dass "wir trotz abgebauter Arbeitsplätze mehr arbeiten müssen", so Wolf. Der Gesamtmetallpräsident verlange daher "mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten".

Im Mai hatte Wolf in einem Interview angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage noch mitgeteilt, dass seiner Einschätzung nach "in den nächsten drei bis vier Jahren die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche um 40.000 bis 50.000 sinken könnte". 

In seiner aktuellen Prognose gibt er nun zu Bedenken:

"Wir befinden uns in einer strukturellen Krise. Energiepreise, Unternehmenssteuern, Sozialabgaben und bürokratische Lasten sind zu hoch."

In der Metall- und Elektroindustrie laufen derzeit Tarifverhandlungen. Ab Ende Oktober ist laut Ankündigungen seitens der Gewerkschaften mit Warnstreiks zu rechnen. 

13.10.2024 11:43 Uhr

Nach 300 Jahren – Kunstgießerei Lauchhammer ist insolvent

Die Kunstgießerei Lauchhammer ist insolvent. Wie die Lausitzer Rundschau und der RBB berichten, wurde das Insolvenzverfahren wegen "mangelnder Nachfrage" eingeleitet.

Betroffen von der Entscheidung seien 26 Mitarbeiter. Diese seien aber vorerst über das Insolvenzgeld abgesichert. Der Geschäftsbetrieb laufe demnach erst einmal ohne Einschränkungen weiter. Wie es weitergeht, ist unklar. Der Verwalter führe "konstruktive Gespräche".

Die Kunst- und Glockengießerei im brandenburgischen Lauchhammer wurde im Jahre 1725 gegründet und ist nach eigenen Angaben die älteste Kunstgießerei Deutschlands. Von ihr stammen Kunstwerke wie das Reiterstandbild Friedrichs des Großen auf der Straße Unter den Linden in Berlin.

12.10.2024 17:06 Uhr

Kurzarbeit bei Bosch Hausgeräte für 1.500 Mitarbeiter

Es trifft nicht mehr nur Zulieferfirmen der Automobilindustrie. Das Traunreuter Werk der Bosch-Tochter BSH Hausgeräte schickt nun die Hälfte der Belegschaft, 1.500 Beschäftigte, in Kurzarbeit. Bis Ende Dezember sollen sie nur noch an vier Tagen in der Woche arbeiten. Auch die gesamte Produktion wird zurückgefahren.

In Traunreut werden Herde, Backöfen, Kochfelder und Mikrowellen gefertigt. Noch ist an anderen BSH-Standorten keine Kurzarbeit geplant; die zurückgegangene Nachfrage, so das Unternehmen, ließe sich durch den Abbau von Überstunden und flexible Arbeitszeitmodelle ausgleichen. Insgesamt arbeiten in Deutschland 17.000 der weltweit 60.000 Beschäftigten von BSH.

Der Grund für die sinkende Nachfrage wird im schwachen Immobilienmarkt gesehen, durch den Einbaugeräte weniger gefragt sind.

Die Stadt Traunreut hat es allerdings gleich doppelt erwischt: Heidenhain, ein Hersteller von Messgeräten und CNC-Steuerungen, hat ebenfalls Kurzarbeit beantragt. Auch andernorts im ländlichen Oberbayern schlägt die Krise zu – Wacker Chemie in Burghausen geht gleichfalls in Kurzarbeit.

Stahlhersteller aus Aachen nach 194 Jahren insolvent

Die Schumag AG, Stahl-Präzisionsteilhersteller und Aachener Traditionsunternehmen, hat Insolvenz angemeldet. Das gab das Unternehmen am Donnerstag bekannt, nachdem es seine 450 Mitarbeiter informiert hatte.

In einer Stellungnahme auf seiner Webseite spricht das Unternehmen von einer "finanziellen Schieflage" neben einem allgemein schwierigen Wettbewerbsumfeld und Umsatzrückgängen.

Das Unternehmen, das auf eine 194-jährige Geschichte zurückblicken kann, hat beim Amtsgericht Aachen ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Ob die Firma vielleicht doch noch "gerettet" werden kann, bleibt offen.

8.10.2024 09:35 Uhr

Würth Elektronik schließt Werk in Südbaden

Das Unternehmen Würth Elektronik, eine Tochter des Schraubenhändlers Würth, schließt sein Werk in Schopfheim im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg. Betroffen sind über 300 Mitarbeiter.

Das Unternehmen nannte in einer Pressemitteilung als Grund für die Schließung "die aktuell schwerste Krise in der Geschichte der Leiterplattenindustrie in Europa" und einen "dramatischen Einbruch im Auftragseingang". Erschwert werde die Lage "durch massive Steigerungen der Energie- und Personalkosten".

Daniel Klein, der Geschäftsführer von Würth Elektronik Circuit Board Technology, erklärte demnach:

"Diese Maßnahme ist notwendig, um Verluste zu minimieren und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. In unserem Serien- und Standardleiterplattenwerk in Schopfheim ist der Kostendruck am höchsten."

In einer Betriebsversammlung am Montag habe man die Belegschaft über die Schließung informiert, teilte das Unternehmen mit. Die Geschäftsleitung und der Betriebsrat hätten Gespräche über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan aufgenommen, bislang noch ohne konkrete Ergebnisse. 

Der greise Chef der Würth-Gruppe, Reinhold Würth, hatte sich im Jahr 2019 öffentlich zur Wahl der Grünen bekannt. Erst vor wenigen Monaten belehrte der Patriarch und Milliardär seine Angestellten in einem langen Brief, dass es keinen Grund zur Wahl der AfD gebe:

"Ist es nicht wunderbar, dass unser Deutschland eine Ampelregierung aushalten kann, die in vielen Teilen wie ein Hühnerhaufen durcheinanderrennt und doch trotzdem das eine oder andere positive Gesetz auf den Weg bringt?"

7.10.2024 08:49 Uhr

Geschäftsklima im Einzelhandel verschlechtert

Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich im September eingetrübt. Das geht aus einer aktuellen Mitteilung des ifo-Instituts hervor. Demnach sank der auf Umfragen in der Branche basierende Indikator des Instituts von -23,1 auf -25,6 Punkte. Die Einzelhändler beurteilten ihre aktuelle Lage etwas schlechter als im August und sind für die nächsten Monate pessimistischer geworden.

Ifo-Experte Patrick Höppner erklärte, die Verbraucher seien in Hinblick auf das "wirtschaftspolitische Umfeld" verunsichert: 

"Das lässt für das restliche Jahr 2024 keine dynamische Entwicklung bei den privaten Konsumausgaben mehr erwarten."

Auto- und Möbelhändler beurteilten ihre Geschäftslage spürbar ungünstiger. Bekleidungs- und Möbelhändler sowie Baumärkte schätzten ihre Geschäftslage schlechter ein als die Branche insgesamt. Dagegen vermeldeten Fahrrad- und Lebensmittelhändler sowie Verkäufer von Unterhaltungselektronik eine Verbesserung ihrer Geschäftslage.

5.10.2024 15:41 Uhr

Panzer statt Eisenbahnen aus Görlitz? 700 Arbeitsplätze in Gefahr – Zughersteller Alstom will Werk in Ostsachsen schließen – auch andere deutsche Standorte betroffen

Seit Jahren herrscht Unsicherheit beim Eisenbahnhersteller Alstom im sächsischen Görlitz. Seit der französische Konzern die Produktion vom kanadischen Hersteller Bombardier übernommen hat, werden Arbeitsplätze abgebaut und verlagert.

Presseberichten zufolge plant die Firma nun, ihr Werk in Görlitz, das seit 175 Jahren besteht, zum März 2026 ganz zu schließen. Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) schreiben, sind 700 Arbeitsplätze in Gefahr. Die Produktion soll aus Gründen der "strategischen Verlagerung von Rohbauarbeiten nach Osteuropa" verlagert werden.

In Görlitz wurden bisher verschiedene Typen von Schienenfahrzeugen hergestellt, unter anderem auch Doppelstockwagen für Israel. Von den geplanten Maßnahmen zur "Umstrukturierung" der Produktion sind auch andere Standorte des Konzerns in Deutschland betroffen. So sollen in Hennigsdorf bei Berlin keine neuen Fahrzeuge mehr produziert werden. Bestehende Aufträge sollen in Bautzen und Salzgitter abgearbeitet werden. Hennigsdorf wäre für den "Service" zuständig – also Wartungs- und Reparaturarbeiten, aber auch für den Bereich "Digitalisierung". Allerdings solle sich auch der Standort Mannheim auf Digitalisierung und Entwicklung spezialisieren. Generell sollen "Entwicklung" und das Projektmanagement für "Alternative Antriebstechniken" nach Frankreich verlagert werden. Nur Kassel soll Produktionsstandort in Deutschland bleiben.

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, René Straube, nannte den Konzernbeschluss "ganz bitter". Die Hoffnungen der Belegschaft, dass die Produktion in Görlitz gehalten und erweitert werden könnte, wurden enttäuscht.

Wie MDR Investigativ berichtete, könnte sich nach dem Weggang von Alstom der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS in Görlitz ansiedeln. Dieser plane, seinen Radschützenpanzer "Boxer" dort zu produzieren. KNDS sei an Teilen der Belegschaft und an den Hallen von Alstom interessiert.

Die Bundeswehr wolle laut DWN bis zu 150 Stück dieser Panzer beschaffen. In der Ukraine hat KNDS, hervorgegangen aus einem Zusammenschluss von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter, bereits eine Tochterfirma gegründet, die Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten verschiedener Panzertypen und Waffensysteme im laufenden Krieg übernimmt.

4.10.2024 16:55 Uhr

Absatz von E-Autos bricht ein – Autobranche in der Krise

Der Absatz von E-Autos ist gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent eingebrochen. Das Kraftfahrzeug-Bundesamt teilte mit, dass von Januar bis September 409.400 neue E-Fahrzeuge zugelassen wurden. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um 20 Prozent. 

Insgesamt wurden im genannten Zeitraum 2,12 Millionen neue Fahrzeuge zugelassen. Das ist noch einmal ein Prozent weniger als im bereits schwachen Vorjahr. Der Anteil von Elektroautos an den Neuzulassungen ist ebenfalls gesunken. 

Auf der Grundlage der Daten senkte der Automobilverband VDA seine Erwartungen für das Gesamtjahr. Der Verband erwartet einen Rückgang der Neuzulassungen von E-Autos um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Der Rückgang ist nicht nur im Hinblick auf den Umsatz der Konzerne problematisch. Aufgrund der Vorgaben der EU zu Flottengrenzwerten könnten für die Konzerne Strafen in Milliardenhöhe fällig werden. 

Insgesamt ist die Entwicklung bedenklich. Der Pkw-Absatz lag in diesem Jahr um ein Fünftel unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. 

1.10.2024 20:34 Uhr

Bertrandt will insgesamt 1.200 Stellen streichen

Nicht nur jene Zulieferbetriebe der Automobilindustrie sind betroffen, die Getriebe oder Verkabelungen liefern. Bertrandt, ein Unternehmen, das vorwiegend in der Entwicklung tätig ist, will nun in ganz Deutschland 1.200 Stellen abbauen; 600 davon allein in Tappenbeck bei Wolfsburg.

Die IG Metall nannte die geplanten Kündigungen einen "Holzweg". Die Möglichkeiten, Kurzarbeit zu beantragen, seien bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Firma selbst veröffentlichte die geplanten Entlassungen unter der Überschrift "Bertrandt stellt sich für die Zukunft auf".

Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die sich bereits bei den Zulieferbetrieben von ZF abzeichnete: Die Entlassungen finden nicht nur in der Produktion statt, sondern in immer stärkerem Maße bei Forschung und Entwicklung. Das bedeutet im Grunde, dass der Markt dauerhaft preisgegeben wird. Und es steht für den Verlust einer der Kernbranchen: Jahrzehntelang fand die Entwicklung ganzer Modellreihen nicht nur für deutsche Automobilkonzerne in Deutschland statt. Wenn jetzt in diesem Maße Entwicklungskapazitäten abgebaut werden, könnte Deutschland diese industrielle Kompetenz tatsächlich endgültig verlieren.

Im August 2024 lagen die Zahlen neu zugelassener Pkw laut Kraftfahrtbundesamt um 27,8 Prozent unter dem Wert für August 2023. Einzig Fahrzeuge der oberen Mittelklasse wurden vermehrt zugelassen. Die Anmeldungen für Elektrofahrzeuge sanken sogar verglichen mit August 2023 um 68,8 Prozent.

28.09.2024 13:36 Uhr

Automobilkrise: Nach ZF entlässt jetzt auch Schaeffler

Die Krise der Automobilzulieferer zieht weitere Kreise. Die Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach will jetzt mit dem vor allem auf Elektroantriebe spezialisierten Regensburger Konkurrenten Vitesco fusionieren – was für die insgesamt 120.000 Beschäftigten beider Konzerne Stellenstreichungen zur Folge haben wird. "Bei bestimmten Funktionen sind wir doppelt besetzt", erklärte Vorstandschef Klaus Rosenfeld.

Allerdings dürfte es nicht bei ein paar Stellen in der Verwaltung bleiben. Es liegt noch keine Zahl auf dem Tisch; Rosenfeld erklärte aber, die Kürzungen würden nicht so hoch ausfallen wie beim Branchenkonkurrenten ZF. Dort liegt, nach mehreren Werksschließungen und Anpassungsplänen, die Zahl der verlorenen Arbeitsplätze mittlerweile bei 14.000.

Schaeffler hatte in den letzten Jahren Milliarden in eine Entwicklung hin zu Elektrofahrzeugen investiert. Rosenfeld äußert sich immer noch optimistisch über die Aussichten dieses Marktes. In Deutschland allerdings finden E-Autos immer weniger Abnehmer. Die Erträge auch in diesem Bereich kommen vor allem aus den USA und China. Die 600 Millionen Euro, die im Gefolge der Fusion eingespart werden sollen, könnten sich also noch deutlich erhöhen, sollte sich der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter verschärfen.

25.09.2024 19:10 Uhr

Auch die Chemieindustrie steckt in der Krise – BASF plant Stellenabbau

Nicht nur die deutsche Automobilindustrie, auch die Chemieindustrie steckt in der Krise: Der Chemieriese BASF könnte bis 2026 rund ein Siebtel seiner Anlagen in Ludwigshafen schließen. Dies berichtet das Manager Magazin unter Berufung auf interne Unterlagen. BASF-Chef Markus Kamieth soll den über 110.000 Angestellten am Mittwoch die neue Strategie des Konzerns vorstellen – die Rolle des Stammwerks dürfte dabei eine zentrale Rolle spielen.

BASF leidet unter den gestiegenen Energiepreisen und Kostendruck. Seit nunmehr zwei Jahren schreibt der DAX-Konzern in Deutschland Verlust. Als Folge davon hatte der Konzern ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm und einen erneuten Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen angekündigt.

Aber nicht nur BASF, auch weitere Unternehmen sorgen sich um den Standort Rheinland-Pfalz. Karsten Tacke, der Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung Unternehmerverbände (LVU), sagte der dpa in Mainz:

"Stellenabbau findet ja nicht mehr nur in einzelnen Unternehmen und Sektoren statt, sondern das zieht sich mittlerweile durch die gesamte Industrie. Grund dafür sind tiefgreifende strukturelle Standortdefizite und Rahmenbedingungen, die uns im internationalen Wettbewerb immer weiter zurückwerfen."

Für Rheinland-Pfalz spielt die chemische Industrie eine besondere Rolle, da diese mit vielen anderen Branchen und Unternehmen aus Rheinland-Pfalz über die Wertschöpfungsketten eng verbunden ist.

23.09.2024 16:11 Uhr

Rezessionsangst: Deutsche Wirtschaft stürzt weiter ab

Die ohnehin angeschlagene deutsche Wirtschaft hat im September laut einer Umfrage noch stärker an Perspektive verloren. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie und Dienstleister umfassende Privatwirtschaft sank im laufenden Monat auf 47,2 Zähler und entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Dies teilte der Finanzdienstleister S&P Global am Montag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mit, wie das Handelsblatt am Montag berichtet.

Das Messinstrument, bei dem Manager die Geschäftsbedingungen beurteilen, ist ein an den Finanzmärkten stark beachteter Frühindikator für die Konjunktur. "Die deutsche Privatwirtschaft ist im September noch tiefer in den rezessiven Bereich abgesackt und so stark geschrumpft wie seit sieben Monaten nicht mehr", hieß es dort weiter.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 48,2 Zähler gerechnet, nach 48,4 Punkten im August. Das Barometer für die Industrie signalisiert, dass es mit dem Sektor immer stärker bergab geht: Es sank auf 40,3 Punkte von 42,4 Zählern im August.

"Der Abschwung im verarbeitenden Gewerbe hat sich erneut verschärft und jegliche Hoffnung auf eine baldige Erholung zunichtegemacht", sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), der Sponsorin der Umfrage. 

18.09.2024 14:45 Uhr

Zahl der Baugenehmigungen fällt weiter

Im Vergleich zum Juli vergangenen Jahres lag nach Angaben des statistischen Bundesamtes die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Neubauten um 19,2 Prozent niedriger. Im Vergleich zu Juli 2022 waren es sogar 44,6 Prozent. Nur noch 17.000 Wohnungen wurden genehmigt.

In der Zeit von Januar bis Juli 2024 wurden bereits 32.500 Baugenehmigungen weniger erteilt als im Vorjahr. Insgesamt wurden in diesen sieben Monaten 123.600 Wohnungen genehmigt, davon 98.700 in Neubauten.

Der stärkste Rückgang fand sich bei den Einfamilienhäusern; hier ging die Zahl der Baugenehmigungen um 28,4 Prozent zurück – im Vergleich zum Jahr 2023, das von der Bauwirtschaft bereits als katastrophal bewertet wurde. Für Mehrfamilienhäuser, also die Bauform, in der sich die meisten Mietwohnungen befinden, wurden um 21,6 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt.

15.09.2024 13:31 Uhr

Automobilzulieferer insolvent – ohne Perspektive für die Beschäftigten

In den letzten Monaten haben reihenweise Zulieferbetriebe der Automobilindustrie Insolvenz angemeldet oder Stellen abgebaut. Die Beschäftigten werden aber zumindest bei den größeren Betrieben meist in der Hoffnung auf Investoren erst einmal gehalten.

Anders bei der Federnfabrik Erwin Lutz aus Eningen. Dort wurde am 9. August Antrag auf Insolvenz gestellt. Nun wurde bekannt, dass alle 20 Mitarbeiter bereits vor dem Insolvenzantrag die Kündigung erhielten.

Die im Jahr 1966 gegründete Firma stellt technische Federn und Biegeteile für Automobile und den Maschinenbau her; zwei Sektoren, die derzeit in der Krise stecken. Im Jahr 2022 wurde das Unternehmen verkauft.

Der Ablauf bei Erwin Lutz dürfte ein typisches Beispiel dafür sein, wie sich die (politisch gemachte) Automobilkrise auch bei anderen kleinen Zulieferern und deren Beschäftigten auswirkt, die es aufgrund ihrer Größe nicht in die Schlagzeilen schaffen. Schließlich ist allein in Baden-Württemberg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel gestiegen.

14.09.2024 18:05 Uhr

Brauerei in Bayern gibt nach 334 Jahren auf

Brauerei Schlössle in Neu-Ulm gilt als eine der ältesten in Bayern. Doch nun gibt sie das Geschäft auf und stellt Ende Dezember die Produktion ein. Der Betrieb sei dem Markt nicht mehr gewachsen, begründete Chefin Christa Zoller den Schritt gegenüber der Bild-Zeitung. 

Die im Jahre 1690 gegründete Privatbrauerei füllte in ihren besseren Zeiten bis zu 150 000 Liter pro Jahr in Fässer und Flaschen. Warum die Brauerei jetzt schließen muss, erklärte Christa Zoller mit dem harten Preiskampf auf dem Biermarkt. "Der Bierkonsum sinkt, aber die Preise für Rohstoffe und Energie steigen. Mit dem Brauereigeschäft machen wir schon seit zehn Jahren Minus." Sie erläuterte kalkulierend:

"Bier müsste doppelt so teuer sein."

Nur Großunternehmen würden den Preiskampf überleben. Damit habe die Brauerei das gleiche Problem wie die Landwirte. Hinzu kämen Probleme mit Überregulierung: "Zudem macht uns die Bürokratie das Leben schwer. Unter diesen Umständen überlegt sich jeder Unternehmer, ob er noch weiter selbstständig sein will."

12.09.2024 18:20 Uhr

Allianz-Studie belegt: Deutschland liegt bei Insolvenzen ganz vorn

In der Allianz Trade Studie werden die Entwicklungen bei Unternehmensinsolvenzen rund um den Globus verglichen. Im neuesten Insolvenz-Update zeigt sich, dass die Insolvenzen in allen Weltregionen nach wie vor zunehmen, mit Ausnahme von Afrika und China.

Dabei gibt es durchaus Länder, in denen sie weitaus stärker zunahmen als in Deutschland, wo die Steigerung (beruhend auf den Zahlen bis April) im Vergleich zum Vorjahr 28 Prozent betrug: beispielsweise in Kanada (79 Prozent) oder Schweden (48 Prozent). Wirklich interessant wird es jedoch, wenn nicht nur die Steigerung mit einbezogen wird, sondern auch das Ausgangsniveau.

Die Studie zeigt das in einer Matrix, in der auf der Senkrechten die Änderung abgetragen wird, auf der Waagrechten das Ausgangsniveau. Und hier schafft Deutschland fast das Maximum – es befindet sich in der Gruppe mit einem hohen Ausgangsniveau der Insolvenzen und einer starken Zunahme. Nach Deutschland folgen in dieser Gruppe Irland, die Niederlande und die USA. Nur noch drei Länder, die bei sehr hohem Ausgangsniveau eine starke Zunahme der Insolvenzen aufweisen, übertreffen die deutsche Leistung noch: Kanada, Spanien und Schweden.

Russland übrigens, wo die Zahl der Insolvenzen nach Angaben der Allianz im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegen ist, braucht sich dennoch keine Sorgen zu machen – die Steigerung erfolgte auf einem sehr niedrigen Niveau.

11.09.2024 22:14 Uhr

Dramatischer Anstieg der Regelinsolvenzen in Deutschland

Über Deutschland kreist der Pleitegeier, lässt sich eine Meldung des Statistischen Bundesamts zusammenfassen. Demnach stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen von Unternehmen im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24.9 Prozent. Das Amt weist darauf hin, dass mit Ausnahme des Junis die Zuwachsraten stets zweistellig waren. Zudem ist der zeitverzögernde Effekt zu beachten. Insolvenzmeldungen werden erst mit der Entscheidung des Insolvenzgerichts gezählt. Der Antrag auf Insolvenz liegt in der Regel mehrere Monate zuvor. Der Indikator ist daher nachlaufend. 

Besonders besorgniserregend: Die offenen Forderungen der Gläubiger sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum stark angewachsen. Betrugen die Forderungen im ersten Halbjahr 2023 13,9 Milliarden Euro, so stieg dieser Betrag auf 32,4 Milliarden Euro. Dies ist ein Hinweis darauf, dass auch die Großinsolvenzen zulegen. Großinsolvenzen lösen in der Regel Dominoeffekte aus, da Rechnungen nicht bezahlt und so wiederum kleinere Betriebe in die Insolvenz getrieben werden.

Unternehmen der Logistikbranche sind derzeit am häufigsten von Insolvenz betroffen. Auf Rang zwei firmiert die Baubranche, unmittelbar dahinter das Gastgewerbe. 

Nicht ganz so dramatisch sieht es bei den Privatinsolvenzen aus. Allerdings gibt ein Anstieg um 6,7 Prozent dennoch Anlass zur Sorge. 

Insgesamt dürfte der Negativtrend anhalten. Auch im August verzeichnete das Statistische Bundesamt einen Anstieg der Regelinsolvenzen im zweistelligen Bereich. 

Einsturz der Carolabrücke als Weckruf? Deutsche Infrastruktur zerfällt

Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden führt den Zerfall der deutschen Infrastruktur deutlich vor Augen. 14.000 Brücken in kommunaler Trägerschaft, 8.000 Autobahnbrücken und weitere 1.000 Brücken der Bahn müssen ersetzt oder saniert werden. Auf 11 Milliarden Euro beziffern Experten den Finanzbedarf, nur um das zu sanieren, was am dringendsten saniert werden muss. 

Bis zum Jahr 2030 beläuft sich der Investitionsbedarf für die deutsche Infrastruktur auf rund 380 Milliarden Euro, schätzt das Deutsche Institut für Urbanistik, difu. Demgegenüber sind die 4,6 Milliarden Euro, die der Bund dieses Jahr für die Sanierung von Autobahnen und Fernstraßen ausgeben will, ein Tropfen auf den heißen Stein.

Angesichts des unbedingten Willens von Finanzminister Christian Lindner (FDP) zur Einhaltung der Schuldenbremse ist zudem mit eher sinkenden als mit steigenden Investitionen zu rechnen. Auch für den Fall einer CDU-geführten Regierung ist eine grundsätzliche Änderung des eingeschlagenen Kurses nicht zu erwarten. Die Schuldenbremse fand auf Initiative des damaligen CDU-Finanzministers Schäuble ihren Weg ins Grundgesetz. Wie Schäuble hält auch der aktuelle Vorsitzende der CDU, Friedrich Merz, Sparen für eine Tugend an sich. 

Laut den Zahlen des difu muss jede sechste Brücke in kommunaler Trägerschaft ersetzt werden, fast jede zweite Brücke ist in "keinem guten Zustand". Mit Nachrichten wie der vom Brückeneinsturz in Dresden ist daher auch in Zukunft zu rechnen. 

5.09.2024 08:30 Uhr

BDI warnt Ampel: "Das kann der Tod unserer Industrie sein"

Der neue Landesvorsitzende des Hamburger Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Andreas Pfannenberg, hat in drastischen Worten vor dem Untergang der deutschen Industrie gewarnt. Gegenüber dem Springerblatt Bild beklagte Pfannenberg fehlende Sicherheit und ausbleibende Zusagen für energieintensive Unternehmen:

"Woanders gibt es Zusagen, hier Zauderei und zu hohe Kosten. Was Strompreis-Garantien angeht, wagt sich kein Politiker mehr aus der Deckung. Internationale Konzerne sagen, sie investieren nicht mehr in ihre deutschen Werke. Einheimische Unternehmen verlagern Produktion ins Ausland. Das kann der Tod unserer Industrie sein."

Die Energieversorgung sei die größte Herausforderung der Branche:

"Wenn wir Arbeitsplätze erhalten wollen, brauchen wir Planungssicherheit über den Strompreis und die Netzentgelte."

Deutliche Worte fand der Verbandschef dabei für die auch international bestaunte und belächelte Energiepolitik der Ampelregierung:

"Die größte Herausforderung ist die Energieversorgung. Wenn wir Arbeitsplätze erhalten wollen, brauchen wir Planungssicherheit über den Strompreis und die Netzentgelte. Die Politik hat beschlossen, alles auf erneuerbare Energien zu setzen. Ok, aber man kann doch nicht gleichzeitig alle grundlastfähigen Kraftwerke abschalten und sagen, wir sehen mal, ob das klappt."

Die Ampel sei generell am Ende, kritisierte der neue Hamburger BDI-Vorsitzende weiter:

"Die letzten zehn Jahre konnten verteilt werden. Jetzt ist aber immer weniger da und die Prognosen sind auch schlecht. Die Ampel erfindet immer neue Sozialleistungen und investiert zu wenig. Jetzt wäre die Zeit, die Wirtschaft zu stärken. Die Ampel hat fertig, die Koalition ist am Ende. Alle Themen, die die Parteien sich vorgenommen haben, funktionieren so nicht mehr. Die SPD mit ihren sozialen Versprechen, die Grünen mit Klimaschutz."

Pfannenberg betreibt mit seinem Unternehmen für Industrie-Lüftungsanlagen und Spezial-Beleuchtung auch einen Standort in China. Der Wirtschaftsriese in Ostasien ist für den Verbandsvertreter zum Vorbild geworden:

"Aus China kommt extrem viel Stahl und Aluminium – und sie haben so viel erneuerbare Energie, dass sie an jede Tonne, die bei uns ankommt, ein Öko-Zertifikat kleben können. Gleichzeitig setzen sie aber auf einen Strom-Mix, bauen neue Atomkraftwerke. So kann die Industrie arbeiten und planen."

4.09.2024 08:14 Uhr

Stimmung in der Autoindustrie "im Sturzflug"

Das Geschäftsklima in der deutschen Automobilindustrie hat sich im August weiter verschlechtert. Wie das Münchener ifo-Institut am Mittwochmorgen mitteilte, fiel der entsprechende Indikator auf -24,7 Punkte – von -18,5 im Juli.

Ifo-Branchenexpertin Anita Wölfl erklärte:

"Die Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug."

Grund dafür seien die äußerst pessimistischen Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Die Geschäftserwartungen sackten von -29,5 Punkten im Juli auf -40,5 Punkte ab. Der Indikator für die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage ging um 0,3 Punkte auf -7,2 zurück.

Wölfl verwies auch auf die fehlende Nachfrage aus dem Ausland:

"Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie leiden unter einem Mangel an neuen Aufträgen – insbesondere aus dem Ausland. Dies schlägt sich mittlerweile auch in der Personalplanung nieder."

Der Indikator für die Exporterwartungen sank zum dritten Mal in Folge deutlich und liegt nun bei -29,6 Punkten – so niedrig wie schon lange nicht mehr. Der Indikator für die Beschäftigtenerwartungen fiel von -15,6 im Juli auf -27,6 Punkte.

30.08.2024 19:25 Uhr

Chemnitz, Essen und Augsburg nun ohne Kaufhaus: Neun Galeria-Karstadt-Filialen schließen dauerhaft

Neun Filialen des Kaufhausriesen Galeria Karstadt Kaufhof sind von nun an dauerhaft geschlossen. In so großen Städten wie Essen (fast 600.000 Einwohner), Chemnitz (260.000 Einwohner) und Augsburg (550.000 Einwohner im Ballungsgebiet) gibt es damit nach über einhundert Jahren erstmals kein innerstädtisches Kaufhaus mehr.

Offiziell ist der 31. August der letzte Öffnungstag, doch einige der Häuser haben bereits in den vergangenen Tagen ihren Ausverkauf beendet und ließen bereits am heutigen Freitag ihre Pforten zu. In Augsburg etwa aber war schon am vergangenen Samstag Schluss, 80 Mitarbeiter verlieren dort ihre Jobs.

Im Galeria-Kaufhaus in Chemnitz war sogar zwei Tage früher als geplant mit dem Abverkauf Schluss. In Essen, Hauptsitz des Unternehmens, hatte die Filiale vergangenen Donnerstag letztmals auf.

Neben den Filialen in Augsburg, Chemnitz und Essen hat die Schließungswelle nach Insolvenz des Unternehmens auch die Standorte Berlin Ring-Center, Berlin-Tempelhof, Leonberg, Regensburg Neupfarrplatz, Trier Fleischstraße und Wesel getroffen.

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hatte im Januar Insolvenz angemeldet. Hintergrund waren gravierende Probleme des Eigentümers gewesen, der österreichischen Signa-Gruppe. In den vergangenen Jahren war Galeria Karstadt Kaufhof bereits zweimal zahlungsunfähig gewesen. Es handelt sich um die letzte verbliebene große Kaufhauskette Deutschlands, die aus der Fusion früherer Konkurrenten hervorgegangen war.

26.08.2024 13:26 Uhr

Geschäftsklima im Juli weiter verschlechtert

Nach der regelmäßigen Umfrage des Ifo-Instituts in verschiedenen Branchen haben sich die Erwartungen für die unmittelbare Zukunft weiter verschlechtert, und zwar über alle Branchen hinweg.

Dabei hat sich nun auch bei den Dienstleistern der Pessimismus durchgesetzt: Beim verarbeitenden Gewerbe und im Handel waren im Frühjahr die Aussichten zumindest weniger negativ, aber jetzt gehen wohl die Aufträge wieder deutlich zurück. Dass sich das Bauhauptgewerbe in einer katastrophalen Lage befindet, ist bereits seit Monaten allgemein bekannt, und hier ist auch keine Besserung in Sicht.

Auffällig ist, dass sich die Beurteilung der aktuellen Lage und die Zukunftserwartungen über alle Branchen hinweg gleichermaßen nach unten bewegen. Das deutet auf eine umfassende Krise hin.

Für den Ifo-Geschäftsklimaindex werden monatlich etwa 9.000 Unternehmen quer durch alle Branchen befragt.

16.08.2024 12:13 Uhr

Nach fast 80 Jahren: Deutsches Elektronik-Traditionsunternehmen meldet Insolvenz an

Ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen steht vor einer ungewissen Zukunft. Das teilt die Fachzeitschrift Chip mit. Der Elektronikhersteller Astro Strobel aus Bensberg bei Bergisch-Gladbach hat laut eigenen Angaben schon im Juli Insolvenz angemeldet.

Das Elektronikunternehmen, das sich auf Kabelfernsehen, Satellitenempfang und IPTV-Technik spezialisiert hat, geriet durch Lieferkettenprobleme in Schieflage. Diese wurden durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg verschärft. Eine Großauftragsstornierung verschlechterte die Liquidität weiter, sodass der Gang zum Amtsgericht unvermeidlich wurde. Auf der Unternehmensseite wird betont, dass bereits erste Gespräche mit potenziellen Investoren geführt worden seien.

Astro Strobel wurde 1947 von Adolf Strobel gegründet, dem Großvater des jetzigen Geschäftsführers. Er erkannte früh das Potenzial der Rundfunkempfangstechnik. Die Löhne der 115 Mitarbeiter werden aktuell über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gezahlt.

13.08.2024 13:24 Uhr

Stark rückläufige Konjunkturerwartungen: ZEW-Index bricht ein

Die vom Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelten mittelfristigen Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren sind im August eingebrochen.

Der entsprechende ZEW-Index fiel gegenüber dem Vormonat um 22,6 Punkte auf +19,2 Punkte. Einen vergleichbaren Rückgang der Konjunkturerwartungen gab es zuletzt vor über zwei Jahren, im Juli 2022.

Die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage hat sich ebenfalls verschlechtert. Der Lageindikator für Deutschland fällt gegenüber dem Wert im Juli um 8,4 Punkte und liegt nun bei -77,3 Punkten.

ZEW-Präsident Achim Wambach kommentierte die neuen Zahlen so:

"Der wirtschaftliche Ausblick für Deutschland bricht ein. In der aktuellen Umfrage beobachten wir den stärksten Rückgang der Konjunkturerwartungen in den vergangenen zwei Jahren. Die Konjunkturerwartungen für den Euroraum, die USA und China fallen ebenfalls deutlich."

Dies wirke sich auf die deutschen Exporte aus:

"Dadurch fallen bei den deutschen Branchen insbesondere die Erwartungen der exportintensiven Sektoren. Dies lässt vermuten, dass die Konjunkturerwartungen weiterhin unter dem Eindruck hoher Unsicherheit stehen, getrieben durch eine unklare Geldpolitik, enttäuschende Geschäftszahlen aus der US-Wirtschaft und wachsende Sorgen über eine Eskalation des Nahostkonflikts. Diese Unsicherheit äußerte sich zuletzt auch in den Kurseinbrüchen auf den internationalen Aktienmärkten."

9.08.2024 17:50 Uhr

Insolvenzen: Im Juli waren es 13,5 Prozent mehr als im Juni

Wer nach den Juni-Zahlen glaubte, die lange Phase zweistelliger Zuwächse bei den Insolvenzen sei vorüber, wurde eines Besseren belehrt: im Juli waren es 13,5 Prozent mehr Anträge auf Regelinsolvenz als im Vormonat. Während die Zahl der Regelinsolvenzen von 2015 bis 2020 tendenziell gefallen ist, steigt sie spätestens seit Juni 2022 mit kleinen Abweichungen kontinuierlich an und ist dabei, den Wert von 2015 zu übertreffen.

Bei den Insolvenzanträgen insgesamt sind es vor allem jene von Firmen, die zunehmen. Im Vergleich zum Vorjahr waren das im Mai 30,9 Prozent mehr.

Dabei waren diesmal besonders Firmen aus dem Bereich Verkehr und Lagerei betroffen, dort waren es 12,2 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen; danach folgten sonstige Dienstleistungen, wie beispielsweise Zeitarbeitsfirmen, mit 9/10.000 und die Bauwirtschaft mit 8,5/10.000.

Die Zahlen, die das statistische Amt meldet, beziehen sich auf den Zeitpunkt, zu dem das Insolvenzgericht die Eröffnung beschlossen hat. Die Beantragung erfolgt meist bis zu drei Monate zuvor. Die Regelinsolvenzen sind komplexere Verfahren, die üblicherweise Unternehmen und Personengesellschaften betreffen.

6.08.2024 12:25 Uhr

Porträtaufnahmen in der Krise nicht gefragt

Bereits Ende Juli hat die Fotostudio-Kette "studioline", die insgesamt etwa 500 Mitarbeiter hat, Insolvenzantrag gestellt. Ebenso sind 75 Tochtergesellschaften in Insolvenz.

Das Unternehmen besteht seit 1910; es nahm seinen Ausgang in einem Fotogeschäft in Kiel und spezialisierte sich auf Porträtfotografie. Die jetzige Schieflage sei Folge der Kaufzurückhaltung der Kunden und steigender Mieten bei Indexmietverträgen, die stets um die Inflationsrate steigen. Wie in anderen Bereichen des Konsums spiegelt sich in dieser Insolvenz also der Rückgang der Realeinkommen.

Vorerst wird der Betrieb fortgesetzt, auch die 50 Auszubildenden können weiter lernen. Wie in Insolvenzfällen üblich, wird sich das Schicksal der Firma erst in einigen Monaten entscheiden. Allerdings nimmt die Zahl der Fälle zu, in denen die Insolvenz in einer Betriebsschließung endet.

31.07.2024 13:40 Uhr

Bis zu 14.000 Stellen will ZF in Deutschland streichen

In vergangenen Jahr wurden die ersten Schließungen bei diesen Automobilzulieferer bekannt; das Werk Gelsenkirchen mit 210 Mitarbeitern machte dicht. Nun wurde bekannt, dass ZF, einer der großen Zulieferer in Deutschland, bis 2028 bis zu 14.000 von derzeit noch 54.000 Stellen streichen will.

ZF ist nicht der einzige Zulieferer, der die Präsenz in Deutschland verringert. Zwischen dem Verbrennerverbot, der weitgehend gescheiterten Durchsetzung von Elektroautos und den geopolitisch bedingt steigenden Kosten und dem geringeren Absatz durch fallende Einkommen wird in der ganzen Branche abgebaut, auch bei Bosch oder Continental.

Aber während 2023 die Folgen noch überschaubar waren, sind sie nun massiv. Wenn beispielsweise im fränkischen Schweinfurt, einer Stadt mit 54.000 Einwohnern, von derzeit 10.000 Arbeitsplätzen bei ZF 2-3.000 verschwinden, wird das massive Folgen für die gesamte Umgebung haben. Und auch wenn die Ankündigung von einem Abbau bis 2028 spricht – eine Fortsetzung der Entwicklung des letzten Jahres macht es wahrscheinlich, dass er doch schneller geschieht.

29.07.2024 11:30 Uhr

Berliner Filiale der Galeries Lafayette schließt Ende Juli endgültig

Es sind die letzten Tage des Luxus-Kaufhauses Galeries Lafayette in der Friedrichstraße in Berlin. Das Kaufhaus schließt zum Ende des Monats endgültig seine Türen. Der Schritt war bereits im April angekündigt worden, hat sich aber schon seit langem abgezeichnet. Das Kaufhaus-Konzept hat sich überlebt, die sinkende Kaufkraft in Deutschland tut ein Übriges.

Im Fall der Galeries Lafayette kam ein vom Berliner Senat völlig verschrobenes Verkehrskonzept hinzu. Die Friedrichstraße wurde auf Höhe des Kaufhauses zur Fahrradstraße gemacht – zunächst nur auf Probe, dann aber doch auf Dauer. Der Attraktivität der Friedrichstraße hat das nicht gutgetan. Für bauliche Maßnahmen fehlte offenkundig das Geld, die Friedrichstraße bekam durch provisorisch aufgestellte Schilder und unprofessionell aufgebrachte Fahrbahnmarkierungen das Aussehen einer Dauerbaustelle. Die Anlieferung von Waren wurde zu einer logistischen Herausforderung. 

Aber trotz der städteplanerischen Fehlentscheidungen des Berliner Senats sind die Galeries Lafayette natürlich kein Einzelfall. Auch die Kaufhauskette Karstadt kriselt seit Jahren. Mehrfache Eigentümerwechsel, alle verbunden mit Schrumpfkuren, konnten den Niedergang bisher nicht stoppen. Ebenso wie bei den Galeries Lafayette zeichnet sich auf bei Karstadt ein Ende in nicht allzu weiter Ferne ab. 

Die Frage, wie es ab dem 1. August in der Friedrichstraße weitergeht, ist bisher nicht entschieden. Kultursenator Joe Chialo (CDU) will die Berliner Zentral- und Landesbibliothek im ehemaligen Luxus-Kaufhaus unterbringen. Ob der Schritt allerdings die Friedrichstraße aufwertet, kann bezweifelt werden.

24.07.2024 16:59 Uhr

Exporte in Drittstaaten weiter gesunken

Dass die Sanktionen wirken, macht die deutsche Außenhandelsstatistik jeden Monat aufs Neue deutlich. Deutschland hat seine Wettbewerbsfähigkeit verloren. Der Handel mit den Staaten außerhalb der EU ist auch im Monat Juni erneut zurückgegangen. Auf Jahressicht sanken die Exporte saison- und kalenderbereinigt um 4,5 Prozent. Gegenüber dem Vormonat Mai sanken die Exporte im Juni um 2,6 Prozent. Das meldet das Statistische Bundesamt in einer vorläufigen Mitteilung. 

Auch der Außenhandel mit den beiden wichtigsten Handelspartnern außerhalb der EU, mit den USA und China, ist im Monat Juni weiter rückläufig. Die Exporte in die USA sanken um 6,2 Prozent, nach China sogar um knapp zehn Prozent (9,9). 

Damit verdichten sich die Hinweise darauf, dass Deutschland nicht mit einer konjunkturellen Schwäche, sondern mit einer strukturellen Krise zu kämpfen hat. Durch das Sanktionsregime und die damit verbundenen Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen wurde die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Kern getroffen. Die Ausfuhren im Wert von 58 Milliarden Euro entsprachen nahezu dem Wert vom April 2022. Trotz Preisdynamik und Inflation ist das nominale Volumen in Euro über einen Zeitraum von zwei Jahren unverändert geblieben. Diese Tatsache verweist auf ein fundamentales Problem der deutschen Wirtschaft: Sie hat ihr Geschäftsmodell verloren.   

23.07.2024 14:15 Uhr

Opti-Wohnwelt meldet Insolvenz an

Erst 2021 hatte die Firma zwanzig Filialen eines Konkurrenten übernommen, nun hat eine der größten Möbelhausketten in Deutschland beim Amtsgericht Schweinfurt Insolvenz beantragt. Die Opti-Wohnwelt Gruppe will aber durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung das Unternehmen erhalten.

Die 1978 gegründete Möbelfirma, die 2023 einen Jahresumsatz von etwa 220 Millionen Euro erzielte und rund 1.250 Mitarbeiter beschäftigt, ist nicht der erste Möbelhersteller, der in diesem Jahr insolvent geht. Zuvor waren unter anderem die MWS Westfalen Werke, unter dem Markennamen Hülsta bekannt, betroffen, oder der Matratzenhersteller Breckle. Letzterer hatte im Frühjahr Insolvenz angemeldet, nun steht jedoch fest, dass das Unternehmen schließen muss.

Auslöser der Insolvenz waren nach Angaben der Opti-Wohnwelt Gruppe zerrissene Lieferketten, eine starke Inflation und hohe Rohstoffpreise. Dadurch konnte die Erweiterung von 2021 keine positiven Wirkungen entfalten. Dabei wurde die Firma von der Presse sogar als "deutscher Ikea-Konkurrent" bezeichnet.

Besonders aufmerksam wird die Insolvenz der Möbelhauskette in Bremen betrachtet. Dort war erst im März 2022 eine Filiale im ehemaligen Karstadt in der Bremer Innenstadt eröffnet worden. Eine Schließung dieser Filiale würde für die Stadt eine weitere wirtschaftliche Problemstelle schaffen.

18.07.2024 12:03 Uhr

Zahl der Baugenehmigungen fällt weiter

Im Mai ging die Zahl der erteilten Baugenehmigungen weiter zurück auf 17.800 Wohnungen, so die neuesten Zahlen des statistischen Bundesamtes. Das sind 24,2 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Noch vor zwei Jahren lag die Zahl der Baugenehmigungen im Mai bei 31.700.

In den ersten vier Monaten des Jahres lag die Zahl der genehmigten Wohnungen um 21,5 Prozent unter der des Vorjahreszeitraums. Am stärksten ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäusern im Vergleich der beiden Viermonatszeiträume zurück, und zwar um 31,5 Prozent; bei den Mehrfamilienhäusern sank sie um 21,7 Prozent. Am besten hielten sich noch die Zweifamilienhäuser, bei denen der Rückgang "nur" 15,7 Prozent betrug.

Dabei waren die Genehmigungen bereits im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen; für die weitere Entwicklung in der Bauwirtschaft und in der Folge auf dem Wohnungsmarkt lässt das nichts Gutes erwarten, denn die Zahl der Baugenehmigungen deutet die zukünftige Entwicklung an, auch wenn die Zahl der tatsächlich gebauten Wohnungen letztlich noch darunter liegen kann. Das letzte Mal, dass die Zahl der Baugenehmigungen so niedrig war, war im Frühjahr 2012.

17.07.2024 17:24 Uhr

Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe geht weiter zurück

Der Auftragsbestand ging im verarbeitenden Gewerbe im Mai auf Jahressicht um 5,4 Prozent zurück, meldet das Statistische Bundesamt heute. Gegenüber dem Vormonat April sank er um 0,4 Prozent. 

In den einzelnen Segmenten schwächelt vor allem die Automobilindustrie. Dort ging der Auftragsbestand auf Monatssicht um 0,8 Prozent zurück. Der Auftragsbestand sinkt dort bereits seit sechzehn Monaten in Folge und deutet damit auf eine systemische Krise hin.

Weniger Aufträge kamen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. In beiden Bereichen fiel der Bestand um 0,4 Prozent. 

Der kontinuierliche Rückgang des Auftragsbestandes seit über einem Jahr unterstützt die These, dass die deutsche Wirtschaft nicht nur unter einer vorübergehenden konjunkturellen Schwäche leidet. Durch die Verteuerung von Energie aufgrund der Sanktionen als auch der Pläne zur Energiewende hat Deutschland faktisch sein Geschäftsmodell verloren. Die hohen Energiepreise wirken sich auf den Endpreis der in Deutschland produzierten Güter aus. Das lässt Produkte anderer Hersteller aus anderen Ländern in den Fokus rücken. 

16.07.2024 16:37 Uhr

Wohnaccessoire-Einzelhändler Depot beantragt Insolvenz

Die Einzelhandelskette Depot – Anbieter von Deko-Waren – hat am Montag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Depot setzt damit die Pleitewelle unter Unternehmen des Einzelhandels fort. 

Christian Gries, Eigentümer von Depot, stellte beim Amtsgericht Aschaffenburg Antrag auf Einleitung des Schutzverfahrens. Bereits im März meldete die auf Wohnaccessoires spezialisierte Kette hohe Verluste. Sinkende Kundenzahlen und ein allgemein schwieriges Umfeld wirkten sich auf den Einzelhändler aus.

Gries kündigte die Sanierung seines Unternehmens an. Die bisherigen Sparmaßnahmen haben jedoch nicht ausgereicht, um aus den roten Zahlen zu kommen. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit wurde das Insolvenzverfahren eingeleitet. 

Dem Unternehmen und den mit ihm verbundenen Vermietern und Lieferanten stehen nun harte Einschnitte bevor. Jede einzelne Filiale soll überprüft, nicht rentable Geschäfte abgestoßen werden. Das Insolvenzverfahren hebt die Bindung des Unternehmens an Kündigungsfristen auf. 

Im ersten Halbjahr gab es unter den Unternehmen mit mehr als 10 Millionen Euro Umsatz ein deutliches Plus an Insolvenzverfahren. Um 41 Prozent legte die Quote gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Dabei sinkt die Quote derjenigen Unternehmen, die sich durch ein Insolvenzverfahren im Kern retten lassen. Von der Pleitewelle ist der Einzelhandel besonders stark betroffen. Betroffen sind aber zum Beispiel auch die Maschinenbauer und Zulieferer der Automobilindustrie – Aushängeschilder der deutschen Industrie. 

15.07.2024 13:24 Uhr

BayWa: Hohe Verluste durch Solargeschäft

Für den bayrischen Agrarkonzern BayWa erwies sich der Einstieg in die Erneuerbaren Energien als toxisch. Verluste in diesem Bereich wie durch Zukäufe bis in den Pazifik führten zu Schulden von 5,6 Milliarden Euro. Die kreditgebenden Banken haben nun darauf gedrängt, dass das Unternehmen unter Beratung umstrukturiert wird. Versuche, die verlustbringende Solarsparte abzustoßen, scheiterten, und die derzeit vergleichsweise hohen Zinsen machen Refinanzierungen schwierig.

Die BayWa hat erst im vergangenen Jahr ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert. Ursprünglich sollte sie Bauern einen günstigeren Einkauf von Landwirtschaftsmaschinen, Futtermitteln und Dünger ermöglichen und die Vermarktung der Erzeugnisse erleichtern. Spätestens ab 1990 begann sie zu expandieren; erst nach Österreich und Osteuropa, dann durch die Übernahme eines neuseeländischen Obstgroßhändlers bis nach Asien. Da diese Übernahmen vielfach über Kredite finanziert wurden, machten sich die Zinserhöhungen besonders deutlich bemerkbar. Nach Presseberichten hatten sich die Zinszahlungen von 122 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 362 Millionen Euro in 2023 erhöht.

Die BayWa erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 23,9 Milliarden Euro mit 23.144 Mitarbeitern. Die Aktie der Firma stürzte am Freitag nach Veröffentlichung der Information über die anstehende Restrukturierung um 20 Prozent ab.

12.07.2024 16:32 Uhr

"Mengen- und Profitabilitätsentwicklung unzureichend": BASF schließt noch zwei Standorte

In der Presse wird das schon als langsamer Rückzug aus Deutschland gesehen: der Chemiegigant BASF schließt zwei weitere Werke zum Jahresende, in Köln und in Frankfurt. Dabei geht es um insgesamt 300 Arbeitsplätze.

"Obwohl BASF in beiden Produktionsanlagen Kostensenkungen erreicht hat, ist die Mengen- und Profitabilitätsentwicklung des BASF-Geschäfts unzureichend", erklärte dazu das Unternehmen.

Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF beabsichtigt große Investitionen in China. Seine deutschen Werke leiden wie die gesamte chemische Industrie insbesondere unter den hohen Energiepreisen. Weltweit hat das Unternehmen 112.000 Mitarbeiter. Im deutschen Hauptwerk in Ludwigshafen werden schon seit Anfang 2023 Stellen abgebaut.

10.07.2024 13:45 Uhr

Verbandspräsident: Chemieindustrie "hierzulande tot"

Auch wenn die letzten Monate eine leichte Erholung zeigten – der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, Markus Steilemann, sieht für die gesamte Branche in Deutschland keine Zukunftsperspektive. Die drittgrößte Industriebranche Deutschlands nach Fahrzeugbau und Maschinenbau ist sehr exportabhängig. Die hohen Kosten für bürokratische Auflagen – bis zu 5 Prozent des Umsatzes – und vor allem die Energiekosten machen einen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich.

Vor allem die Produktion von Grundstoffen wie Ammoniak ist davon betroffen. Im Ergebnis sanken die Investitionen der Branche im Inland im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 9,2 Milliarden Euro, während die Auslandsinvestitionen um 8 Prozent auf 12 Milliarden Euro stiegen. Dabei handelt es sich oft um Investitionen in China, wie im Fall der BASF, die letztes Jahr ihre Ammoniakproduktion in Ludwigshafen stillgelegt hatte. Diese Produktion beruhte gleich doppelt auf Erdgas – als Energieträger wie als Rohstoff.

Eine ganze Reihe von Chemieunternehmen hat bereits Arbeitsplätze gestrichen, doch noch gebe es keine Anzeichen für Massenentlassungen, so der Verbandspräsident. Allerdings müsse die Politik bessere Bedingungen schaffen. Gebraucht werde eine "Kaskade an vernünftigen Maßnahmen".

5.07.2024 17:45 Uhr

Produktion im Mai dramatisch gesunken

Der Mai brachte einen deutlichen Rückgang im Produzierenden Gewerbe, meldete das Statistische Bundesamt. Insbesondere die Automobilindustrie trug dazu bei; dort fiel die Produktion im Vergleich zum Vormonat um 5,2 Prozent. Der Zuwachs im April von 4,5 Prozent ist damit mehr als ausgeglichen. Auch im Maschinenbau, dem zweiten für Deutschland zentralen Industriesektor, ging die Produktion um 5,9 Prozent zurück.

Relativ verschont blieb die Produktion von Konsumgütern mit einer Abnahme von 0,2 Prozent; Investitionsgüter gingen um 4,0 Prozent zurück. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Industrieproduktion im Mai um 7,3 Prozent.

Als positive Botschaft fügt das Statistische Bundesamt an, dass die Produktion in energieintensiven Industriezweigen, das sind vor allem die chemische Industrie und die Metallverarbeitung, im Vergleich zum Mai 2023 um 2,5 Prozent gestiegen sei. Allerdings beträgt die Produktion in diesen Bereichen nach dem starken Abfall seit 2022 nur noch 85,1 Prozent des Produktionsniveaus des Jahres 2015.

4.07.2024 12:24 Uhr

Meyer-Werft – Stellenabbau kommt, fällt jedoch niedriger aus

Die Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg ist einer der weltweit führenden Hersteller von Kreuzfahrtschiffen und damit ein wichtiger lokaler Wirtschaftsfaktor. Ende Mai wurde medial bekannt, dass ein Abbau von rund 440 Arbeitsplätzen notwendig werde. 

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erklärte am 3. Juli der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass der angekündigte Stellenabbau "von 440 Stellen nun 340 Arbeitsplätze betreffen soll". Zudem seien weitere Finanzhilfen des Landes an Bedingungen geknüpft. So heißt es:

"Im Ringen um eine Rettung der finanziell schwer angeschlagenen Meyer Werft pocht Niedersachsens Landesregierung darauf, dass das Unternehmen seinen Firmensitz aus Luxemburg zurück nach Deutschland verlegt."

Diese Forderung "muss man auch von den Eigentümern verlangen, dass sie auf berechtigte Anliegen des Staates eingehen", so der SPD-Politiker. Die Entscheidung für den Sitz in Luxemburg hatte die Meyer-Werft 2015 getroffen, um keinen Aufsichtsrat einrichten zu müssen. Aktuell stünde "ohne Wenn und Aber" die Zukunft der Meyer Werft auf dem Spiel, die Lage "ist ernst". Für die Meyer Gruppe arbeiten rund 7.000 Menschen, davon sind etwa 3.000 Stellen im emsländischen Papenburg.

Der Ministerpräsident betonte im Interview, dass angesichts der finanziellen Zwänge des Unternehmens "nicht mehr viel Zeit für eine Entscheidung angesichts der finanziellen Zwänge des Unternehmens bleibe", um festzustellen: "Wir müssen sehr zügig wissen, woran wir miteinander sind".

Die Meyer-Werft muss laut dpa aktuell eine "Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro schließen", dies trotz voller Auftragsbücher. Genannte Gründe seien die "Nachwirkungen der Corona-Pandemie und Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine", so die dpa erläuternd.  

2.07.2024 08:48 Uhr

Im VW-Werk Zwickau sollen 1.200 Arbeitsplätze wegfallen

Bei VW im Werk Zwickau sollen bis Ende 2025 weitere 1.200 Arbeitsplätze wegfallen, berichtet die Sächsische Zeitung. Demnach sollen wohl befristete Arbeitsverträge in diesem Umfang nicht verlängert werden, Kündigungen soll es angeblich nicht geben. 

Volkswagen Sachsen hatte im Zuge der Umstellung auf Elektromobilität 2.700 zusätzliche Arbeitsverträge geschlossen, die allerdings zeitlich unterschiedlich befristet waren. Von diesen konnten leider nur 700 in feste Stellen umgewandelt worden, erklärte ein VW-Sprecher auf  Anfrage der Zeitung. 1.200 der insgesamt 9.400 Beschäftigten des Werkes haben derzeit befristete Arbeitsverträge. Von diesen laufen 200 in diesem Jahr aus, die restlichen 1.000 im kommenden Jahr.

Die befristeten Verträge seien für eine maximale Auslastung des Werkes gedacht gewesen. Allerdings sei das VW-Werk in Zwickau, in Sachsen der größte Industriebetrieb, nur zu etwa zwei Dritteln ausgelastet. Im Jahr 2023 wurden dort 240.000 Elektro-Autos gebaut, bei einer maximal möglichen Produktionskapazität von jährlich 360.000 Fahrzeugen. In diesem Jahr rechnet VW mit einem weiteren Rückgang auf nur noch 220.000 zu produzierende E-Autos.

Trotz allem bezeichnen die Unternehmenleitung wie auch der Betriebsrat die Umstellung auf E-Mobilität weiterhin als Erfolg für die Belegschaft. Man habe in Zwickau heute mehr Arbeitsplätze als vorher bei der Produktion von Autos mit Verbrennungsmotoren, sagte der VW-Sprecher. Der Betriebsrat forderte nun von der Bundesregierung, die mittlerweile abgeschaffte Kaufprämie für E-Autos wieder einzuführen. Und die EU-Kommission müsse am einst beschlossenen Aus im Jahr 2035 für "Verbrenner" festhalten. Ein Rückzieher von dieser Brüsseler Entscheidung würde der sächsischen Fahrzeugindustrie schaden.

25.06.2024 16:38 Uhr

Erstes Hochhaus der Frankfurter Skyline pleite

186 Meter hoch ist der Trianon-Turm, und bisher war das achthöchste Hochhaus in Frankfurts bekannter Skyline an die Fondsgesellschaft Deka vermietet. Die aber zieht jetzt aus, und niemand zieht ein; was zeigt, dass nicht einmal mehr erstklassige Adressen für Büroflächen noch sicher sind.

Die Eignergesellschaft, die "Geschäftshaus am Gendarmenmarkt GmbH", hat nun nach Angaben des Amtsgerichts Frankfurt Insolvenz angemeldet. Über 20 Jahre lang hatte die Fondsgesellschaft Deka den Trianon-Turm gemietet. Der Auszug war bereits im Jahr 2020 angekündigt worden.

Auf dem Grundstück errichtete die Bank für Gemeinwirtschaft, eines der gewerkschaftseigenen Unternehmen wie damals auch die Konsum-Supermärkte und die Neue Heimat, im Jahr 1964 ihre Zentrale. 1989 begann dann der Bau des Trianon-Turms. Seitdem gab es eine ganze Reihe von Besitzerwechseln, einschließlich einer Phase, in der US-Investoren das Gebäude besaßen. Seit 2018 verbirgt sich hinter der "Geschäftshaus am Gendarmenmarkt GmbH" das südkoreanische Finanzkonsortium IGIS/Hana Financial Investment.

Auftragseingang im Bau im April wieder gefallen

Im Vergleich zum März gingen die Aufträge im Baugewerbe insgesamt um 1,5 Prozent zurück, meldet das Statistische Bundesamt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es zwar einen realen Anstieg um 2,3 Prozent (nominal 10,1 Prozent), aber die beiden Zweige des Baugewerbes entwickeln sich sehr unterschiedlich. Im Hochbau nahmen die Auftragseingänge im Vergleich zum März sogar um 4,2 Prozent ab, während sie im Tiefbau um 7,9 Prozent stiegen.

Zuletzt hatten wiederholt Berichte aus der Bauwirtschaft auf die schwierige Lage im Hochbau aufmerksam gemacht.

24.06.2024 13:55 Uhr

Das erste Halbjahr 2024 zeigt 30 Prozent Anstieg bei Unternehmensinsolvenzen

Die Auskunftsdatei Creditreform, führender Anbieter für Marketingdaten, veröffentlichte die jüngsten Zahlen zum Thema "Insolvenzen in Deutschland, 1. Halbjahr 2024". So heißt es ungeschönt in der Pressemitteilung:

"Im 1. Halbjahr 2024 registrierte Creditreform 11.000 Unternehmensinsolvenzen. Das ist ein Anstieg um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (8.470 Fälle) und markiert den höchsten Stand seit fast zehn Jahren. Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist wieder gestiegen."

Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, wird in der Mitteilung mit dem vorläufigen Resümee zitiert:

"Die Insolvenzen in Deutschland haben den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht. Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr. Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick."

Zum Thema privater Insolvenzen bei den Verbrauchern belegen die Zahlen:

"Mit 35.400 Verbraucherinsolvenzen wurden 6,7 Prozent mehr Fälle registriert als im Vorjahreszeitraum (33.180 Fälle)."

Im 1. Halbjahr 2024 waren laut Mitteilung "schätzungsweise 133.000 Beschäftigte" von einer Firmen- oder Unternehmensinsolvenz betroffen (Vorjahreszeitraum: 125.000). Creditreform schätzt die damit verbundenen Forderungsausfälle für "Lieferanten, Kreditgeber und Sozialversicherungen" auf rund 19 Milliarden Euro, das sind sechs Milliarden Euro mehr als im ersten Halbjahr 2023.

Bezogen auf die dümpelnde Immobilienwirtschaft und die Insolvenzquote bei führenden Dienstleistungen stieg die Halbjahresquote im Bausektor von 77 Pleiten in den ersten sechs Monaten 2023 auf nun durchschnittlich 98. In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen stiegen die Insolvenzzahlen mit zweistelligen Prozentraten. Die überwiegende Mehrzahl der Insolvenzfälle (59,1 Prozent) gehört jedoch zum Dienstleistungssektor.

Prognostisch befürchtet daher Creditreformchef Hantzsch laut Mitteilung:

"Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen. Die aktuelle Studie von Creditreform zeigt vor allem im Segment der größeren Unternehmen ein sehr dynamisches Insolvenzgeschehen, das weit über dem normal üblichen Niveau der vergangenen Jahre liegt. In diesen Entwicklungen würden sich auch die aufgestauten Probleme der zurückliegenden Krisen spiegeln."

"Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr", fasst Hantzsch final die jüngsten Ergebnisse zusammen.

18.06.2024 17:01 Uhr

Baugenehmigungen erneut drastisch eingebrochen

Das Baugewerbe steckt in einer schweren Krise. Diesen Schluss legen die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu den Baugenehmigungen im April 2024 nahe. Die Baugenehmigungen sind demnach auch im April weiter eingebrochen. 17 Prozent weniger Genehmigungen als noch vor einem Jahr wurden insgesamt erteilt.

Drastisch fällt der Rückgang bei der Genehmigung von Einfamilienhäusern aus. Um satte 32,5 Prozent gingen die Genehmigungen auf Jahressicht zurück. Auch bei Zwei- und Mehrfamilienhäusern ist der Rückgang alarmierend. Er sank auf Jahressicht um 18,3 bzw. 20,2 Prozent.

Insgesamt wurden im April 17.600 Wohnungsbauten genehmigt. Würde in jedem Monat des Jahres 2024 die gleiche Anzahl an Wohnungsbauten genehmigt, würde die Bundesregierung auch in Zukunft das selbstgesteckte Ziel verfehlen, für mindestens 400.000 neue Wohnungen in Deutschland pro Jahr zu sorgen. Es würden dann nur etwas mehr als die Hälfte überhaupt zum Bau genehmigt. Wie viele dann tatsächlich fertiggestellt werden, steht zudem in den Sternen.

Die Baugenehmigungen befinden sich seit 2021 in einer kontinuierlichen Abwärtsbewegung. So wenige Baugenehmigungen wie derzeit waren zuletzt in den Jahren nach Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 erteilt worden. Der Unterschied ist allerdings, dass damals der Krisenauslöser klar erkennbar gewesen war und es sich um eine globale Wirtschaftskrise gehandelt hatte.

Die aktuelle Entwicklung deutet dagegen auf eine systemische Krise in Deutschland hin, die mit der globalen Entwicklung wenig zu tun hat und die durch eine Politik ausgelöst wurde, die zu großer Unsicherheit bei potenziellen Häuslebauern geführt hat.

6.06.2024 20:19 Uhr

Pelikan und Herlitz: Zwei Drittel verschwinden

Im vergangenen Jahr erst hatte ein französischer Konkurrent, Hamelin, die beiden Schreibwarenmarken Pelikan und Herlitz übernommen, die vielen noch aus ihrer Schulzeit in Erinnerung sein dürften. Nun sollen zwei von drei Standorten geschlossen werden. Davon ist die Hälfte der insgesamt 500 Arbeitsplätze betroffen.

Die Betriebsstandorte Falkensee und Hannover werden zum Jahresende die Tätigkeit einstellen. Der letzte Standort ist dann das niedersächsische Peine.

Pelikan war 1832 in Hannover als Hersteller von Schreibtinte und Künstlerfarben gegründet worden. In der alten Bundesrepublik, in der insbesondere der Markt für Schreiblernfüller von zwei Firmen dominiert wurde, hatte es beinahe einen Glaubenskrieg zwischen Pelikan und Geha gegeben. 1990 hatte dann die Pelikan AG ihren Konkurrenten Gebrüder-Hartmann-Werke übernommen.

2012 wurde die Schreibwarensparte von Herlitz, das ab 2001 Gegenstand vielfacher Investorenprojekte gewesen war, ebenfalls von Pelikan übernommen. Da Hamelin, das zuletzt Pelikan übernahm, mit mehreren Marken ebenfalls auf dem deutschen Markt vertreten ist (beispielsweise mit den Heftmarken Oxford und Elba), musste dieser Kauf damals vom Bundeskartellamt genehmigt werden.

Industrieaufträge gehen weiter zurück

Anfang des Jahres war noch eine baldige Erholung erwartet worden, aber mittlerweile sanken die Aufträge der deutschen Industrie im vierten Monat in Folge. Insgesamt betrug der Rückgang im April zwar nur 0,2 Prozent, aber in einzelnen Branchen fiel er deutlich stärker aus: Bei sonstigen Fahrzeugen, also etwa Flugzeugen, Schiffen und Zügen, lag er bei 15,4 Prozent. In der Textilindustrie gab es dagegen Zuwächse von 10,9 Prozent.

Es ist vor allem die Nachfrage aus der Eurozone, die schwächelt. Hier betrug der Auftragsrückgang 1,4 Prozent, während es aus dem Nicht-EU-Ausland sogar eine Zunahme um 0,6 Prozent gab. "Die Auftragseingänge bleiben im Keller", kommentierte die Außenwirtschaftsexpertin der DIHK Carolin Herweg diese Entwicklung.

Der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe ist im gleichen Zeitraum um real 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat gefallen. Das ist ein stärkerer Rückgang als im März – da hatte er noch 0,4 Prozent betragen.

Das Manager Magazin zitiert zu diesen Zahlen den Chefvolkswirt der VP Bank Thomas Gitzel: "Solange die Auftragseingänge nicht deutlicher zulegen, wird die deutsche Wirtschaft nicht auf die Beine kommen."

3.06.2024 12:44 Uhr

Europas drittgrößter Reisekonzern FTI pleite – alle Reisen wurden storniert

Laut exklusiven Handelsblatt-Informationen hätten sich zuletzt "der alte, wie auch der neue Mehrheitseigner" geweigert, "frisches Geld" in das Unternehmen zu investieren (Bezahlschranke). Zuletzt wollte dann auch der Bund nicht mehr die "dringend benötigten weitere Hilfen" beisteuern. Der Bund war demnach "dem seit Jahren klammen Konzern" schon während der Corona-Pandemie mit rund 600 Millionen Euro zur Seite gesprungen. Den Steuerzahler kostet die Pleite laut Handelsblatt "mehrere Hundert Millionen Euro".

FTI galt laut Branchenbewertung als drittgrößter Reisekonzern Europas. Durch die finale Entscheidung würden noch nicht begonnene Reisen "voraussichtlich ab dem morgigen Dienstag nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können", so Informationen des Unternehmens.

Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist den Angaben zufolge laut Handelsblatt-Artikel zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. In der Folge würden "aber auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt". Das Unternehmen hat laut Medieninformationen rund 11.000 Angestellte. So wären die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Der von der deutschen Touristikwirtschaft organisierte und vom Bundesjustizministerium beaufsichtigte Fonds war nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019 gegründet worden. Eine "akute Deckungslücke" in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages hätte zu der verkündeten Insolvenz geführt, da der erst jüngst mitgeteilte Investor Certares nicht bereit gewesen sein soll, diese Finanzlücke zu schließen. In einer FTI-Mitteilung vom 16. April 2024 hieß es demgegenüber noch:

"Von Certares geführtes Konsortium schließt Investitionsvereinbarung mit FTI GROUP ab. Investition von bis zu 125 Millionen Euro für die nächste Wachstumsphase bei Abschluss der Transaktion."

29.05.2024 20:07 Uhr

Krise bei Meyer Werft: 440 Arbeitsplätze in Gefahr

Die Wirtschaftskrise in der Bundesrepublik hält unvermindert an: Nun wurde bekannt, dass die für ihre Kreuzfahrtschiffe international bekannte Meyer Werft in Papenburg den Abbau von rund 440 Arbeitsplätzen plant. Dies bestätigte ein Sprecher der Werft am Mittwochmorgen auf Anfrage. Grund sei die angespannte finanzielle Lage der Werft. Gespräche zwischen der Geschäftsführung, dem Betriebsrat und der IG Metall sollen im Juni beginnen. Ziel des Unternehmens sei, dass die Verhandlung bis Ende Juni abgeschlossen werde.

Derzeit stehe noch nicht fest, welche Unternehmensbereiche von den Entlassungen betroffen sein könnten. Das Unternehmen beschäftigt rund 3.000 Werftmitarbeiter, zudem sichert es Zulieferern in der Region Aufträge. Die Werft hat auch Standorte in Rostock und im finnischen Turku.

Am Mittwochmorgen hatte der Betriebsrat mitgeteilt, dass der Abbau von etwa 440 Stellen geplant sei. Der Betriebsratschef der Werft, Andreas Hensen, sagte, der Abbau solle vor allem Mitarbeiter betreffen, die nicht direkt am Bau von Schiffen beteiligt seien.

Aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium hieß es, man wolle sich für einen Erhalt der Arbeitsplätze einsetzen. Ein möglicher Stellenabbau bedeutete einen schmerzhaften Einschnitt für den Standort in Papenburg, denn die Meyer Werft habe zentrale Bedeutung für die gesamte Region.

Die Geschäftsführung der Werft teilte der dpa mit: "Es gilt, jetzt die Weichen dafür zu stellen, dass die Meyer Werft spätestens bis Ende 2027 mit einer angemessenen Eigenkapitalausstattung ein ausreichendes Ergebnis erwirtschaften kann und im internationalen Wettbewerb besteht." Die Politik sei "eng eingebunden". Allen Beteiligten sei bewusst, dass eine Konsens-Lösung im Sinne des Unternehmens und der Beschäftigten erreicht werden solle, denn es "gehe um die Zukunft der Meyer Werft".

Lüneburger Versandhändler Livario meldet Insolvenz an

Der Lüneburger Versandhändler Livario hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen, das sich auf den Verkauf von Kostümen, Dirndln und Partyartikeln spezialisiert hat, hat den Antrag beim Amtsgericht Lüneburg eingereicht und befindet sich seit Anfang Mai in einem Sanierungsprozess. Zuvor hatte der Norddeutsche Rundfunk darüber berichtet.

Die Gehälter der 110 Mitarbeiter seien für die Monate April, Mai und Juni zunächst gesichert. Um aus der wirtschaftlichen Schieflage zu kommen, hat das Unternehmen eine Insolvenzverwalterin eingesetzt. Laut dem NDR ist diese entschlossen, den Betrieb zu stabilisieren. Als Gründe für die wirtschaftlichen Probleme nannte das Unternehmen vor allem die Corona- und Energiekrise sowie die derzeitige Konjunkturschwäche. Hinzu komme der Druck durch internationale Billiganbieter.

Livario betreibt mehrere Online-Shops, darunter party.de, kostüme.de und dirndl.com. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Marktführer in diesem Segment.

22.05.2024 13:15 Uhr

Ifo-Umfrage: Deutsche Industrie fällt im globalen Wettbewerb stark zurück

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie in der EU und auf dem Weltmarkt hat sich in den letzten zwei Jahren dramatisch verschlechtert. Das geht aus den Ergebnissen der monatlichen Umfrage des Ifo-Instituts hervor.

Demnach haben die Unternehmen in der EU seit dem dritten Quartal 2022 einen Rückgang ihrer Konkurrenzfähigkeit zu verzeichnen. Im ersten Quartal diesen Jahres beklagen fast alle Branchen der deutschen Industrie eine Verschlechterung ihrer Wettbewerbsposition. Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf sieht "bereits eine beginnende De-Industrialisierung".

21.05.2024 07:07 Uhr

Gesamtmetall-Präsident beklagt "beginnende De-Industrialisierung"

Stefan Wolf, Präsident des Unternehmerverbands Gesamtmetall hat angesichts von Standortnachteilen und Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft vor gewaltigen Verwerfungen gewarnt. Den Zeitungen der SPD-nahen Funke-Mediengruppe sagte Wolf:

"Ich sehe bereits eine beginnende De-Industrialisierung. Es finden viele Verlagerungen statt – überall hin."

Besonders betroffen seien derzeit Unternehmen aus der Automobil- und Zulieferindustrie. Der Gesamtmetallchef weiter:

"Viele Firmen sind sehr zurückhaltend. Es wird viel weniger investiert. Wegen der schlechten Rahmenbedingungen hier in Deutschland fließt stattdessen derzeit sehr viel Geld ins Ausland. Uns sind damit über 300 Milliarden Euro an Investitionen verloren gegangen."

Das Ausbleiben von Investitionen gehe auch zu Lasten der Produktivität und führe damit zu einer weiter verschlechterten Wettbewerbsfähigkeit. Es gebe auch erste Anzeichen für größere Entlassungen:

"Größere Automobilzulieferer haben doch bereits Entlassungen angekündigt. Und ich befürchte, dass das eine richtige Dynamik entwickelt. Wenn sich nicht schnell etwas ändert, werden wir einen Abbau von Arbeitsplätzen, gerade bei den eher einfachen Tätigkeiten wie etwa in der Produktion, sehen."

17.05.2024 09:16 Uhr

Zahl der Baugenehmigungen sinkt weiter

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland ist weiter gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte, wurden im März 2024 der Bau von 18.500 Wohnungen genehmigt. Das waren 24,6 Prozent oder 6.000 Baugenehmigungen weniger als im März 2023.

Im Vergleich zum März 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 46,9 Prozent (oder 16.300 Wohnungen). Im ersten Quartal 2024 wurden  insgesamt 53.500 Wohnungen genehmigt. Das waren 22,2 Prozent (15.200 Wohnungen) weniger als im Vorjahresquartal. In diesen Zahlen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

15.05.2024 13:47 Uhr

Nächster Modekonzern insolvent

Es erwischte schon Gerry Weber, Görtz, Hallhuber, Reno oder Sport Scheck. Jetzt hat auch die Modemarke Esprit Insolvenz angemeldet. Die 1.500 Mitarbeiter der Esprit Europe GmbH und sechs weiterer Tochtergesellschaften müssen nun darauf hoffen, dass im Insolvenzverfahren eine Möglichkeit gefunden wird, die Firma fortzuführen.

Das Unternehmen, das ursprünglich 1968 in San Francisco gegründet wurde, hat seit 1976 eine deutsche Tochtergesellschaft, die seit 2003 in Ratingen angesiedelt war. Seit 1986 betreibt die Modefirma auch eigene Einzelhandelsgeschäfte. Bereits 2020 hatte Esprit ein Insolvenzverfahren eingeleitet, und mindestens 1.200 Mitarbeiter in Deutschland entlassen. Tochterunternehmen in der Schweiz und in Belgien haben schon im vergangenen Monat Insolvenz angemeldet.

Deutschland war bisher der Markt mit dem größten Umsatz. Die Entwicklung des Konzerns stellt sich dar wie eine langsame Implosion – der US-Markt wurde bereits 2013 aufgegeben, 2018 folgten Neuseeland und Australien. Von dem Insolvenzverfahren in Deutschland sind 57 der derzeit noch 124 Filialen in Europa betroffen. Hergestellt wird die dort verkaufte Ware, wie in der Modebranche nicht unüblich, vor allem in China und Bangladesch.

11.05.2024 08:01 Uhr

"Zweifel an der Zuverlässigkeit der Netze": 70 Prozent der Unternehmen leiden unter Stromausfällen

70 Prozent der Unternehmen litten im vergangenen Jahr unter Stromausfällen, die auch zu Produktionsausfällen und Maschinenschäden geführt haben. Das ist das Ergebnis einer stichprobenartigen Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter 1.000 Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Regionen, über die das Springerblatt Welt am Sonntag berichtet.

Demnach erklärten 28 Prozent der antwortenden Unternehmen, von Stromausfällen von einer Dauer von über drei Minuten betroffen gewesen zu sein. 42 Prozent berichteten von Stromausfällen von unter drei Minuten.

Kürzere Stromausfälle von bis zu drei Minuten werden von der Bundesnetzagentur nicht erfasst, können allerdings zu Schäden an Maschinen führen. Im Ergebnis der Umfrage heißt es:

"Die Probleme erstrecken sich über alle Spannungsebenen und führen zwangsläufig zu wirtschaftlichen Schäden."

Für etwa ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen verursachten die Stromausfälle zusätzliche Kosten von bis zu 10.000 Euro, für 15 Prozent lagen die Kosten zwischen 10.000 und 100.000 Euro, zwei Prozent der Firmen beklagten sogar Kosten von über 100.000 Euro.

Als Reaktion auf die Probleme bei der Stromversorgung richteten 2023 sieben Prozent der Unternehmen Notstromaggregate zur Abdeckung von Spitzenlasten ein, elf Prozent Energiespeicher.

Die Ursache für die Stromausfälle bleibt laut Umfrage meist ungeklärt. Zwei Drittel der Unternehmen erfuhren den Grund für die Ausfälle nicht. Dazu erklärte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks:

"Solange Unternehmen die Ursachen für den Großteil der Stromausfälle nicht kennen, werden Zweifel an der Zuverlässigkeit der Netze wachsen."

10.05.2024 07:55 Uhr

Wohnungsbauunternehmen beklagen Auftragsmangel

Den Wohnungsbauunternehmen in Deutschland fehlen Aufträge. Wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag mitteilte, beklagten mehr als die Hälfte der Firmen dieser Branche (55,2 Prozent) im April einen akuten Auftragsmangel. Im März lag der Wert mit 56,2 Prozent noch höher. Klaus Wohlrabe, der Leiter für Befragungen im Ifo-Institut, sagte dazu:

"Die Wohnungsbauer suchen nach Hoffnungssignalen. Ein Ende der Krise ist jedoch nicht in Sicht."

Ein großes Problem blieben auch die zahlreichen Stornierungen. Im April meldeten 17,6 Prozent der Betriebe stornierte Projekte, nach 19,6 Prozent im März. Das Geschäftsklima im Wohnungsbau sei zwar deutlich angestiegen, bleibe aber weiterhin tief im negativen Bereich. Die Erwartungen seien weit von Optimismus entfernt, wie Wohlrabe erklärte:

"Aufgrund fehlender Aufträge reduzieren viele Unternehmen ihre Preise."

Weniger dramatisch stelle sich die Lage im Tiefbau dar. Dort berichteten 22 Prozent der Unternehmen von einem Auftragsmangel. Die Firmen seien dort auch wesentlich zufriedener mit den laufenden Geschäften, stellte der Ifo-Experte Wohlrabe fest:

"Der Ausblick auf die kommenden Monate ist im Tiefbau von Skepsis geprägt, aber nicht so stark wie im Hochbau."

7.05.2024 21:04 Uhr

Zahl der Firmenpleiten klettert auf neuen Rekordwert

Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik bleibt weiterhin düster: Einer Studie zufolge ist die Zahl der Firmenpleiten im April den dritten Monat in Folge auf einen Höchstwert ge­stiegen. Laut Untersuchungen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wurden demnach 1367 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften verzeichnet.

Damit sei der bisherige Rekordwert von März um fünf Prozent übertroffen worden. Die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze ist dabei "außergewöhn­lich hoch", heißt es weiter. Der aktuelle Wert liegt demnach 47 Prozent höher als im April 2023 und 40 Prozent über dem April-Durchschnitt von 2016 bis 2019, also vor der Corona-Krise.

"In zahl­reichen Branchen wurden Höchststände erreicht, darunter insbesondere im Bausektor, im Handel, im Dienstleistungsbereich, aber auch in kleineren Branchen wie Information und Kommunikation."

Der Studie zufolge waren allein bei den zehn Prozent der größten Unternehmen, deren Insolvenzen im April gemeldet wurden, etwa 34.000 Arbeits­plätze betroffen. Dies ist "dreimal so viel wie im Vormonat, doppelt so hoch wie im Vorjahresmonat und liegt bei 360 Prozent eines durchschnittlichen Aprils vor der Corona-Pandemie". Seit Beginn der Erhebung 2016 lag die Zahl der betroffenen Jobs nur im Juli 2020 höher.

Als Grund für die hohe Zahl der betroffenen Anstellungen wurde die abermalige Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof angeführt. Mittlerweile wurde jedoch bekannt, dass die Kaufhaus-Gruppe von neuen Investoren weiterge­führt werden soll.

Das IWH erhebt auch Frühindikatoren, die dem Insolvenzgeschehen um etwa zwei bis drei Monate vorlaufen. "Im April lagen die Werte so niedrig wie seit sechs Monaten nicht mehr", sagte Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität. Zumindest die Frühindikatoren deuten nun Richtung Entspannung, die Insolvenzzahlen könnten "ab Mai, spätestens jedoch ab Juni wieder sinken".

6.05.2024 14:48 Uhr

Autozulieferer IHI Charging Systems will Standort in Thüringen schließen

Der japanische Autozulieferer IHI Charging Systems International (ICSI) hat bereits vor zwei Wochen bekanntgegeben, seinen Standort Ichtershausen am Erfurter Kreuz schließen zu wollen. Das bestätigte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Demnach wurden die 300 Mitarbeiter darüber informiert, dass sie in den kommenden 12 bis 15 Monaten ihre Arbeit verlieren werden.

IHI stellt in erster Linie Turbolader her – ein Bauteil für Verbrennungsmotoren. Aufgrund der sogenannten Verkehrswende werden derartige Bauteile künftig sehr viel weniger nachgefragt werden. Erst im Jahr 2019 hatte das Unternehmen seinen deutschen Standort von Heidelberg in Baden-Württemberg nach Ichtershausen verlegt.

30.04.2024 21:08 Uhr

Vogtländischer Textilhersteller ist insolvent

Das Textilunternehmen C.H. Müller im Vogtland hat einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Die wirtschaftliche Krise des Unternehmens ist beispielhaft für die derzeitige Lage zahlreicher anderer Automobilzulieferer. Als Grund führte der Insolvenzverwalter die in den vergangenen Jahren zurückgegangene Nachfrage an. Das Unternehmen konnte dennoch neue Kunden gewinnen.

"Hinzu kamen jedoch die stark gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Energie und Vormaterial, was unsere Liquidität in Summe maßgeblich negativ beeinflusst hat", sagt der Geschäftsführer von C.H. Müller.

Zusätzlich sei auch die Unterstützung durch einige der langjährig verbundenen Kreditinstitute zurückgefahren worden, was die Situation weiter verschärft habe. Wie der zuständige Insolvenzverwalter am Montag mitteilte, sollen die Löhne und Gehälter der rund 280 Beschäftigten bis Ende Juni erst einmal über das Insolvenzausfallgeld gesichert sein. Ab Juli will das Unternehmen die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter wieder aus dem laufenden Geschäftsbetrieb erwirtschaften.

Die C.H. Müller GmbH wurde 1868 als Baumwoll-Weberei gegründet. Mittlerweile stellt das Unternehmen hochwertige Verbundmaterialien aus Textil, Echt- und Kunstleder her. Die Produkte kommen in zahlreichen Autos, Schienenfahrzeugen und Flugzeugen zum Einsatz, beispielsweise als Innenverkleidungen und für Sitze in Pkws und ICEs sowie in Bezügen für Kindersitze. Anwendung finden die Produkte des Unternehmens auch bei sterilen Produkten für medizinische Zwecke und Hygiene.

Massiver Stellenabbau bei SAP: Auch in Deutschland fallen 2.600 Arbeitsplätze weg

Angesichts der allgemeinen Wirtschaftskrise wurde dem SAP-Konzern ein sogenanntes "Restrukturierungsprogramm" verordnet, infolgedessen sollen weltweit rund 8.000 Stellen gestrichen werden. Derzeit beschäftigt der Software-Riese international noch rund 107.000 Mitarbeiter, in Deutschland sind es immerhin 25.300, wie die Deutschen WirtschaftsNachrichten (DWN) melden.

Damit der Stellenabbau in Deutschland möglichst reibungslos und schnell vonstattengehen kann, haben sich die Konzernleitung und der Betriebsrat auf eine Abfindungsregelung geeinigt. Laut DWN habe der Interims-Personalchef von SAP in Deutschland Wolfgang Fassnacht zwar keine Details bekannt gegeben, jedoch auf "attraktive frühere Abfindungsregelungen" verwiesen, "die auch jetzt wieder Anreize setzen" sollten. Die Regelungen sollen für Mitarbeiter gelten, die in einen vorzeitigen Ruhestand gehen wollen oder das Unternehmen verlassen sollen.

Die Regelungen für den vorzeitigen Ruhestand sollen bereits für Mitarbeiter ab 55 Jahren gelten. Dabei werde nach dem Prinzip der "doppelten Freiwilligkeit" verfahren, was bedeutet, dass sowohl das Unternehmen als auch der betroffene Beschäftigte "freiwillig" zustimmen müssen.

Bernhard Schick hatte als Betriebsratsvorsitzender von SAP Deutschland kürzlich mitgeteilt, dass viele ältere Mitarbeiter mit gewisser Freude der großzügigen Abfindungsregelung und ihrem Ruhestand entgegensehen würden. Er gehe davon aus, dass rund 2.000 Kollegen das Angebot des Konzerns annehmen würden. SAP würde mit seiner Abfindungsregelung weit über dem üblichen Durchschnitt in Deutschland liegen. Laut Handelsblatt betrage die Abfindung 33,5 Monatsgehälter bei einer Betriebszugehörigkeit von 20 Jahren.

Alternativ soll SAP den Berichten zufolge auch (Alters-)Teilzeitregelungen anbieten, um den schrittweisen Ausstieg aus dem Beruf oder einen beruflichen Umstieg zu erleichtern. Vom Stellenabbau werden besonders Stellen in der Verwaltung, aber auch im Kundendienst ("Support") betroffen sein. In diesen Bereichen sollen auch Niederlassungen geschlossen und Stellen an andere Standorte verlagert werden.

Mit der Restrukturierung hat es SAP offenbar eilig, auch wenn die Kosten dafür extrem hoch sind. Im ersten Quartal 2024 will der Konzern 2,2 Milliarden Euro für den Konzernumbau ausgegeben haben, – wodurch es zu einem Verlust von 824 Millionen Euro gekommen und der Konzern in die roten Zahlen gerutscht sei.

Ziel des Unternehmensumbaus sei generell eine Verschlankung des Konzerns mit dem Ziel, sich wieder mehr auf das traditionelle Kerngeschäft mit Software für die Unternehmenssteuerung zu konzentrieren. Bis Ende 2025 wolle der Konzern fast eine Milliarde Euro in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz investieren, wie der Vorstandsvorsitzende Christian Klein mitgeteilt habe.

27.04.2024 15:07 Uhr

Miese Verkaufszahlen: Wärmepumpen-Hersteller führt Kurzarbeit ein

Der Wärmepumpen-Hersteller Stiebel Eltron aus Holzminden hat seine rund 2.000 Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt. Grund ist der drastische Einbruch bei den Verkaufszahlen: Das Unternehmen rechnet laut einem Bericht der Tagesschau damit, in diesem Jahr etwa 35.000 Wärmepumpen zu verkaufen, 15.000 weniger als im Vorjahr.

Demnach habe das Interesse an Wärmepumpen aufgrund gefallener Gaspreise und der verschwundenen Angst vor einer Mangellage stark nachgelassen. "Immobilienbesitzer schwenken auf traditionelle Öl- und Gasheizungen um und lassen die Wärmepumpe links liegen", heißt es in dem Bericht. 

Firmenchef Kai Schiefelbein macht aber auch das Hickhack beim Heizungsgesetz für die aus der mangelnden Nachfrage resultierende Kurzarbeit verantwortlich: "Die Politik hat diesen Menschen Schmerzen zugefügt", so Schiefelbein. Beim Heizungsgesetz habe die Ampel "schlecht kommuniziert", weshalb die Förderung für Hauseigentümer in "ziemlich unnötige Turbulenzen" geraten sei.

Dabei sind die Zuschüsse für den Kauf einer Wärmepumpe laut Schiefelbein so hoch wie nie, dazu gebe es zinsgünstige KfW-Kredite. Die mangelnde Kaufbereitschaft sei eher "psychologischer Natur", vermutet der Geschäftsführer, der sich aber optimistisch zeigt: Auf lange Sicht werde der Wärmepumpenmarkt wieder in Schwung kommen, wenn nach und nach die strengeren Vorgaben des Heizungsgesetzes greifen und Öl- und Gasheizungen vom Markt verschwinden.

Im Hinblick auf den Fachkräftemangel sei die augenblickliche Kurzarbeit ein sinnvolles Instrument, so Schiefelbein. Er ist davon überzeugt, dass er die Leute in der Frima halten muss, da sie bald wieder gebraucht würden: "Die mittelfristigen Aussichten sind gut. Damit man dann profitieren kann, muss man die kurzfristige Situation überstehen."

23.04.2024 16:46 Uhr

Keine Trendwende: Export in Drittstaaten erneut zurückgegangen

Das Statistische Bundesamt meldet erneut einen Rückgang des Exports in Drittländer. Im März haben die deutschen Hersteller um 0,8 Prozent weniger in die Länder außerhalb der EU exportiert als im Februar. Auf Jahressicht beläuft sich der reale Rückgang auf 1,5 Prozent. Damit verstetigt sich der Trend, die deutschen Exporte gehen seit geraumer Zeit zurück. Wichtigster Handelspartner bleiben weiterhin die USA. Der Export dorthin sank lediglich um 0,8 Prozent. Nach China, Deutschland zweitwichtigsten Handelspartner, gingen die Ausfuhren auf Jahressicht dagegen um 5,9 Prozent zurück. Damit nimmt die Abhängigkeit Deutschlands von den USA weiter zu.  

Berlin verfolgt gegenüber Peking eine Politik des "De-Risking". Damit soll die wirtschaftliche und technologische Abhängigkeit Deutschlands von China reduziert werden. Gleichzeitig führt das auf der anderen Seite zu einer immer stärkeren Abhängigkeit von westlichen Handelspartnern, insbesondere den USA.

Der Handel mit Russland spielt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kaum noch eine Rolle. Waren im Wert von 0,6 Milliarden Euro wurden im März nach Russland ausgeführt. Das entspricht einem Rückgang um rund 42 Prozent im Vergleich zum März 2023.

18.04.2024 09:56 Uhr

Grundfos schließt Standort in Deutschland

Der Pumpenhersteller Grundfos plant, seinen Standort in Wahlstedt in Schleswig-Holstein langfristig aufzugeben. Wie das dänische Unternehmen am Dienstag mitteilte, soll die Produktion in den nächsten drei Jahren schrittweise an den Standorten in Dänemark, Ungarn und Serbien gebündelt werden. Ziel sei es, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Produkte und Lösungen zu sichern.

Damit bezeichnet das Unternehmen den Standort Deutschland indirekt als nicht mehr wettbewerbsfähig. Durch die Aufgabe des Standortes in der Heimat von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck werden rund 530 Stellen wegfallen. Laut Medienberichten kann der Pumpenhersteller wegen der hohen Energiepreise nicht mehr profitabel in Schleswig-Holstein arbeiten. Der Standort in Wahlstedt besteht seit etwa 60 Jahren. Grundfos ist einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt.

15.04.2024 15:26 Uhr

Stellenabbau bei Tesla: Weltweit 14.000 - in Deutschland bis zu 3.000

Der US-amerikanische Autohersteller Tesla, eines der Unternehmen des umtriebigen Milliardärs Elon Musk, will laut Medienberichten rund zehn Prozent seiner weltweit 140.000 Stellen abbauen. Davon sind wohl auch rund 3.000 Mitarbeiter der 12.500 deutschen Angestellten des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin betroffen.

Das Branchenmagazin Electrek zitiert aus einer E-Mail des Unternehmenschefs, in der Musk erläutert, dass das Geschäft mit Elektroautos "sich in jüngster Zeit in vielen Regionen der Welt abgeschwächt hat, und davon bleibt auch Tesla nicht unberührt". 

Nach dem rasanten Wachstum der vergangenen Jahre sei nach internen Untersuchungen festgestellt worden, dass es "zu Doppelfunktionen in einigen Bereichen" gekommen ist. Daraus resultiere Musks Entscheidung zu dem massiven Stellenabbau. 

Der X-Besitzer verweist in dem Schreiben auf notwendige Schritte, um "für die nächste Phase des Wachstums" vorbereitet und "schlank, innovativ und hungrig" zu sein. Dafür sei es jedoch notwendig, in jedem Bereich des Unternehmens "Möglichkeiten zur Kosteneinsparung zu prüfen und letztlich die Produktivität zu erhöhen", so Musk in der Mail an seine Leitungsebenen. Weiter soll es heißen: "Ich hasse den Schritt, aber er ist notwendig".

Marktanalysen würden aufzeigen, dass Tesla im ersten Quartal 2024 "mit knapp 387.000 Autos überraschend weniger Fahrzeuge auslieferte", als im Jahr zuvor. Gründe dafür wären "der Preiskampf und die Konkurrenz auf dem größten Automarkt China" sowie die Tatsache, dass auf dem heimischen Markt in den USA "immer mehr Kunden zu Verbrennern oder Hybrid-Fahrzeugen" zurückkehren.

Im deutschen Werk sorgten zudem spürbare Lieferengpässe nach den Huthi-Ereignissen im Roten Meer, wie auch die kostenintensive Produktionspause nach dem kriminellen Anschlag auf die regionale Stromversorgung für Irritationen im Produktionsablauf.

12.04.2024 10:51 Uhr

Zahl der Regelinsolvenzen steigt weiter deutlich 

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist auch im März 2024 deutlich gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, stieg sie gegenüber dem Vorjahresmonat um 12,3 Prozent.

Seit Juni 2023, so die Behörde, seien "damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten". Dennoch liege die Zahl der Regelinsolvenzen über einen längeren Zeitraum betrachtet zwischen April 2023 und März 2024 in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau des Zeitraums April 2019 bis März 2020. 

Im Januar 2024 hätten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 1.622 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet – 27,6 Prozent mehr als im Januar 2023, aber nur 0,8 Prozent mehr als im Januar 2020. Die Forderungen der Gläubiger aus den im Januar 2024 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen liegen laut den Angaben der Amtsgerichte bei etwa 3,5 Milliarden Euro. Im Januar 2023 hatte die Höhe der Forderungen bei etwa 2,3 Milliarden Euro gelegen.

11.04.2024 21:07 Uhr

RWE-Chef: Deutsche Industrie wird sich nicht vom Ukraine-Krieg erholen

Deutschland steckt noch immer in der Krise, und es ist unwahrscheinlich, dass sich die deutsche Industrie wieder erholt. Diese Ansicht teilt auch RWE-Chef Markus Krebber. Der Zeitung Financial Times teilte er mit, es sei unwahrscheinlich, dass sich die deutsche Industrie wieder auf das Niveau vor dem Krieg in der Ukraine erhole, da höhere Preise beim Flüssigerdgas Europas größte Volkswirtschaft benachteiligt hätten: 

"Die Gaspreise in Kontinentaleuropa, insbesondere in Deutschland, sind jetzt strukturell höher, weil wir letztlich von LNG-Importen abhängig sind."

Den 2011 von der damaligen Regierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel  beschlossenen Atomausstieg und die Abhängigkeit von Gas bezeichnete er deswegen als Fehler. Es mangele jetzt an Alternativen in der Energieversorgung.

"Wenn Sie genau wissen, was Sie abschalten möchten, müssen Sie sofort darüber nachdenken, wie ich die neue Technologie in den Boden bringe."

Gegenüber dem Rekordniveau von 2022 sind die Gaspreise in Europa zwar um 90 Prozent eingebrochen, aber die Industrienachfrage habe sich noch nicht erholt. Außerdem täusche der starke Preisrückgang:"Nach Angaben der Rohstoffpreisagentur Argus liegt die europäische Benchmark auf dem Gasmarkt noch über dem Vorkrisendurchschnitt und ist fast zwei Drittel teurer als im Jahr 2019." Laut Krebber "werde es zwar eine leichte Erholung geben":

"Aber ich denke, wir werden einen erheblichen strukturellen Nachfrageschwund in den energieintensiven Industrien erleben."

Für die Wirtschaft der Bundesrepublik bleiben die Aussichten also weiterhin düster.

10.04.2024 19:48 Uhr

Maschinenbauer Illig in Insolvenz

Die Heilbronner Firma ist eigentlich einer der Marktführer in ihrem Sektor, dem Bau von Verpackungsmaschinen. Nun hat sie Insolvenz angemeldet und hofft auf einen Investor. Die 500 Mitarbeiter werden vorerst weiterhin beschäftigt. Auch auf anstehenden internationalen Messen wird der Hersteller seine Geräte weiter vorstellen.

Die steigenden Kosten, bei Energie und durch die allgemeine Inflation, sowie die mangelnde Investitionsbereitschaft der Kunden, bei der auch das höhere Zinsniveau eine Rolle spielt, haben Illig in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Dabei soll eine Neuentwicklung für Nicht-Kunststoffverpackungen im kommenden Jahr für neue Nachfrage sorgen.

Aber auch Illig hat auf die Kostenentwicklung der vergangenen Jahre reagiert wie viele andere Unternehmen in Deutschland – ein neu eröffnetes Werk in Rumänien soll die Garantie liefern, auf eine eventuell wieder steigende Nachfrage schnell reagieren zu können. Für die Mitarbeiter des deutschen Werks erhöht das die Unsicherheit, denn eine Besserung der Bedingungen in Deutschland ist nicht abzusehen.

8.04.2024 17:40 Uhr

Krisenzeichen: Exporte erneut rückläufig

Der Außenhandel bleibt weiterhin schwach. Das Statistische Bundesamt meldet heute für Februar 2024 einen Rückgang der Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4 Prozent. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres sank der Export kalender- und saisonbereinigt um 2 Prozent. 

Insgesamt wurden Waren im Wert von 132,9 Milliarden Euro ausgeführt. Dem stehen Importe in Höhe von 111,5 Milliarden Euro gegenüber. Trotz sinkender Exporte führt Deutschland aber nach wie vor mehr aus als ein.

Die deutschen Exportüberschüsse sind ein Dauerthema. Sie sorgen bei den Handelspartnern Deutschlands seit langem für Verstimmung. Ständige Überschüsse bedeuten, dass Deutschland zu wenig für den Binnenkonsum tut. Die Überschüsse gehen einerseits auf Kosten der deutschen Arbeitnehmerschaft. Andererseits schädigen sie die Wirtschaft der Handelspartner, erhöhen dort die Arbeitslosigkeit und zerstören eigentlich gesunde Industrien. Dauerhafte Handelsüberschüsse sind kein Zeichen einer starken Wirtschaft, sondern ein Zeichen für eine unausgewogene Wirtschaftspolitik. Weiterhin in schwerem Ungleichgewicht sind die Im- und Exporte in die Länder der Eurozone.

Zwar wurden in diese Länder mit 50,8 Milliarden Euro 3,9 Prozent weniger Waren exportiert, allerdings sanken auch die Importe aus der Eurozone nach Deutschland um 4,7 Prozent auf 38,1, Milliarden Euro. Der Handelsüberschuss bleibt bestehen. 

Wichtigster Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU bleiben die USA. Dorthin nahm der Export im Monatsvergleich um 10,2 Prozent zu. Waren im Wert von 13,8 Milliarden Euro wurden in die USA abgesetzt. Die Importe aus den Vereinigten Staaten sanken dagegen um 5,2 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Das wird den ohnehin schon bestehenden Handelsstreit weiter anheizen. 

Die Exporte in die Volksrepublik China nehmen seit geraumer Zeit kontinuierlich ab. Nach China wurden Waren im Wert von 8 Milliarden Euro ausgeführt. Der Wert ging damit geringfügig um 0,6 Prozent zurück. Nach Deutschland eingeführt wurden aus dem Reich der Mitte indes Waren im Wert von 12,1 Milliarden Euro. Das sind 16 Prozent mehr als noch im Januar. 

4.04.2024 11:58 Uhr

Deutsche Kommunen erstmals seit 2011 im Defizit

Die Gemeinden und Gemeindeverbände – ohne die drei Stadtstaaten – in Deutschland wiesen laut einer Pressemitteilung vom 3. April ein Defizit von 6,8 Milliarden Euro auf, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bekannt gab. 

Nach den Ergebnissen der vierteljährlichen Kassenstatistik, sei dies "das erste kommunale Finanzierungsdefizit seit dem Jahr 2011", so die Mitteilung. Im Jahr 2022 verzeichneten die Kommunen noch einen Überschuss von 2,6 Milliarden Euro. In den Jahren zuvor hätten sich dabei durch eigene Steuereinnahmen und Zuweisungen von Bund und Ländern, "die während der Corona-Pandemie zeitweilig zur Unterstützung der Kommunen erhöht wurden", bisher stets Finanzierungsüberschüsse ergeben. 

Die Mitteilung erläutert zu den Gründen des Defizits:

"Die Ausgaben stiegen im abgelaufenen Jahr um 12,0 Prozent auf 364,9 Milliarden Euro. Treiber der Ausgabenseite waren vor allem die Sozialausgaben. Sie stiegen um 11,7 Prozent auf 76,0 Milliarden Euro. Hauptgrund für den Anstieg waren die zum 1. Januar 2023 erhöhten Regelsätze für das Bürgergeld nach SGB II und für die Sozialhilfe nach SGB XII. Aber auch die Berechtigung von Schutzsuchenden aus der Ukraine zum Bezug von Bürgergeld trug dazu bei, wenngleich im Gegenzug die Ausgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz im Jahr 2023 mit 3,7 Milliarden Euro um 7,9 Prozent niedriger ausfielen als im Vorjahr."

Der größte Posten im Leistungsbedarf laut Sozialgesetzbuch entfiel dabei hauptsächlich auf "Unterkunft und Heizung". Die diesbezüglichen Kostenaufwendungen waren "auch erheblich vom Anstieg der Energiepreise" betroffen. Die Leistungen lagen dabei im Jahr 2023 mit "plus 14,7 Prozent" deutlich höher als im Vorjahr und beliefen sich auf knapp 15 Milliarden Euro.

Die Gesamteinnahmen der Kommunen von rund 358,1 Milliarden Euro (plus 9,0 Prozent oder 29,7 Milliarden Euro höher als im Vorjahr) konnten damit jedoch den Anstieg auf der Ausgabenseite nicht final ausgleichen.

Die Steuereinnahmen wurden netto um 7,3 Prozent auf 130,3 Milliarden Euro gesteigert. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer stiegen zudem stärker als erwartet, ebenfalls um 7,3 Prozent. 

3.04.2024 15:25 Uhr

BDI-Präsident: "Manche Industrie wird aus Deutschland verschwinden"

Der Präsident des Bundes Deutscher Industrie, Siegfried Russwurm, hat die Wirtschaftspolitik der amtierenden Bundesregierung Deutschlands unter Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) scharf kritisiert. Die zurückliegenden zwei Jahre seien für Deutschland "verloren" gewesen, sagte er in einem am Mittwoch in der Süddeutschen Zeitung abgedruckten Interview. 

Der Ernst der Lage werde im Kanzleramt offenbar unterschätzt, so Russwurm. Während die Unternehmensverbände mit Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen und Finanzminister Christian Lindner von der FDP regelmäßig im Gespräch seien, sei von Scholz (SPD) häufig das Zitat "Die Klage ist das Lied des Kaufmanns" zu hören.

Die deutsche Industrie verliere weltweit kontinuierlich Marktanteile und wachse langsamer als "fast alle vergleichbaren Länder und viele EU-Nachbarn", so der BDI-Chef. Klar sei inzwischen, dass "manche Industrie mittelfristig aus Deutschland verschwinden" werde.

2.04.2024 17:24 Uhr

Nächster Schock für Baubranche: Milliardenschwere Immobilienfirma geht insolvent

Die deutsche Bauwirtschaft hat eine weitere Hiobsbotschaft ereilt: Die Immobiliengruppe Deutsche Invest Immobilien AG (D.i.i.) hat Insolvenz angemeldet. Sie verwaltet vor allem Wohnungsbauprojekte und hat Objekte im Wert von vier Milliarden Euro in 50 verschiedenen Standorte im Portfolio. Die Immobiliengruppe beschäftigt 280 Mitarbeiter.

Wie schlecht es um die Baubranche bestellt ist, zeigen jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach fielen die Neuaufträge im Bauhauptgewerbe im Januar inflationsbereinigt um 7,4 Prozent geringer aus als im Dezember. Auch der Umsatz gab deutlich nach: Er sank real um 5,3 Prozent im Vergleich zum Januar 2023.

Besonders dramatisch ist die Lage im Wohnungsbau: Dort sank die Bautätigkeit laut der Behörde gar um 17,8 Prozent. Von einer "desaströsen Situation im Wohnungsbau" spricht der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller.

Ein wichtiger Faktor für die Krise sind die hohen Zinsen. Mit einer Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) wird aber erst frühestens im Sommer gerechnet. Bis dahin dürfte vielen Baufirmen die Puste ausgegangen sein. Dabei nimmt die Pleitewelle in der Bauindustrie wohl jetzt erst richtig Fahrt auf. So meldete Ende 2023 die Deutsche Handwerks-Zeitung, dass jede fünfte Insolvenz aktuell der Baubranche zuzuordnen ist.

1.04.2024 11:32 Uhr

"Großer Erfolg" – Mehrere Kraftwerksblöcke abgeschaltet 

Zu Ostern sind in der Bundesrepublik Deutschland mehrere Kohlekraftwerksblöcke vom Netz gegangen. Betroffen sind unter anderem zwei Blöcke des Unternehmens Leag in brandenburgischen Jänschwalde sowie fünf Blöcke des Energieriesen RWE im Rheinischen Revier.

RWE hatte im Vorfeld erklärt, die Stilllegung von insgesamt 2.100 Megawatt (MW) Leistung sei ein weiterer Schritt im Rahmen des Kohleausstiegs, den man bis 2030 abschließen werde. Die Ampelregierung hatte die Laufzeit  der betroffenen Kraftwerkseinheiten in Grevenbroich-Neurath und Bergheim-Niederaußem vorübergehend verlängert, um die Stromversorgung in der von ihr verursachten Energiekrise abzusichern und Erdgas einzusparen.

Seit Ende 2020 hat RWE insgesamt zwölf Braunkohlekraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von 4.200 MW stillgelegt.

Die beiden Blöcke in Jänschwalde waren im Oktober 2022 im Rahmen der Versorgungsreserve befristet bis Ende März 2024 aus der Sicherheitsbereitschaft zurück an das Netz gebracht worden. Nach ihrer Abschaltung verbleiben nach Unternehmensangaben vor Ort noch vier 500-MW-Kraftwerksblöcke in Betrieb.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Kathrin Henneberger erklärte am Sonntag, dass man mit der Abschaltung von insgesamt fünfzehn Braun- und Steinkohlekraftwerken die Umsetzung des Kohleausstiegs beginne.

Allein bei der Braunkohle nehme man über Ostern "die CO2-intensivsten Kraftwerke" vom Netz. "Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise sind die Stilllegungen von Kohlekraftwerken eine wichtige Maßnahme, um Treibhausgase zu reduzieren", so die frühere Geographiestudentin. Die Abschaltung sei ein "großer Erfolg für Klimagerechtigkeit" und geschehe "im Wissen um die historische und globale Verantwortung für die Erreichung unserer Klimaziele".

29.03.2024 15:56 Uhr

Einzelhandelsumsätze im Februar weiter gesunken

Weiterhin schlechte Nachrichten vom deutschen Handel. Die Umsätze gingen im Einzelhandel im Februar erneut sowohl im Monats- als auch im Jahresvergleich zurück. Das geht aus einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes hervor. 

Demnach sanken die Umsätze real zum Vormonat um 1,8 Prozent. Gegenüber dem Februar des Vorjahres setzte der deutsche Handel real ca. 2,7 Prozent weniger um. 

Besorgniserregend ist, dass auch jene Segmente, von denen bisher noch verhalten positive Impulse ausgegangen sind, inzwischen keine Signale einer positiven Dynamik mehr senden. So sank der Internet- und Versandhandel im Februar im Vergleich zum Vormonat um 2,8 Prozent. Auf Jahressicht betrug der Rückgang der Umsätze 4,7 Prozent. 

Der Einzelhandelsumsatz liegt hinsichtlich Lebensmitteln inzwischen real unterhalb der Umsätze vom Referenzjahr 2015.

28.03.2024 10:45 Uhr

Kettensägen-Branchenführer Stihl will Deutschland verlassen 

Das Unternehmen Stihl gilt als Paradebeispiel deutscher Traditionsfirmen, dies seit rund 100 Jahren und noch immer komplett in den Händen der Gründerfamilie. Rund 20.500 Mitarbeiter weltweit machen einen Umsatz von rund 5,5 Milliarden Euro, dabei jedoch nur noch rund zehn Prozent in Deutschland. Sitz der Firma ist Waiblingen bei Stuttgart.

Laut einem Artikel des Magazins Focus liegen Pläne der Geschäftsführung vor, die Produktionsstätten aus Deutschland in die Schweiz zu verlegen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolas Stihl erklärt, dass der Standort Schweiz "trotz höherer Löhne niedrigere Gesamtkosten als Deutschland aufweise". Schuld seien höhere Abgaben, Steuern und Energiekosten hierzulande – die Produktion in der Schweiz sei inzwischen günstiger, so der Vorsitzende.

Ein weiterer Grund lautet:

"Mittelfristig steht die Forderung der IG Metall nach einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich im Raum. Diese Arbeitszeitverkürzung würde die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standorts insgesamt nochmals deutlich schwächen."

Stihl hatte demnach bereits in einem vorherigen Interview mit dem Handelsblatt dargelegt, dass "er Deutschland als Standort für die Industrie nicht mehr für wettbewerbsfähig halte". Investitionen, die früher nach Deutschland geflossen sind, "gehen heute immer häufiger nach Osteuropa, in die USA oder nach Asien", so Stihl gegenüber dem Handelsblatt.

Continental schließt in Wetzlar und Schwalbach

Die Beschäftigten sind empört, weil sie von der geplanten Schließung zuerst aus der Presse erfahren haben. Bis Ende kommenden Jahres soll ein Drittel der Stellen gestrichen, der Rest nach Frankfurt oder Babenhausen verlegt werden. Aber auch in Frankfurt und Babenhausen sollen Stellen abgebaut werden.

Wie andere Automobilzulieferer auch, fährt Continental nicht nur in der Verwaltung, sondern auch bei Forschung und Entwicklung zurück. Ziel soll sein, die Forschungsausgaben unter zehn Prozent des Umsatzes zu bringen. Von den bisher noch 8.000 Mitarbeitern im Rhein-Main-Gebiet (nach Continental gehört dazu auch Wetzlar) sollen noch 5.700 übrig bleiben. Das Unternehmen erklärte zwar, "sozialverträglich" abbauen zu wollen, konkrete diesbezügliche Pläne liegen aber noch nicht vor.

Die Wut der 430 Mitarbeiter in Wetzlar entzündet sich auch daran, dass die Firma bereits im vergangenen Dezember verkündete, sie wolle Standorte zusammenlegen, dass die Belegschaft aber seitdem im Dunkeln gelassen wurde. Die erste konkrete Information erfolgte dann in der vergangenen Woche im Manager Magazin, in dem dann von der "Schließung des Standorts in Wetzlar" die Rede war. Die Standorte in Wetzlar und Schwalbach werden nun am 31.12.2025 geschlossen.

27.03.2024 13:50 Uhr

Solarhersteller Meyer Burger: Ende des Unternehmens – 400 Kündigungen

Laut Eigenauskunft fertigte das Unternehmen mit Geschäftssitz in der Schweiz "als einziger Hersteller in Deutschland eigene Solarzellen und Solarmodule für Solaranlagen auf Dächern, Balkonen und Freiflächen". Einem Bericht von heise online zufolge ist das endgültige Aus auch das Ergebnis einer "Absage von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) an den sogenannten Resilienzbonus".

Die Geschäftsführung hatte laut dem MDR bereits im Februar die Schließung des Werks im sächsischen Freiberg angekündigt. Die Produktion stand seit Mitte März still. Die deutsche Solarbranche steht unter permanentem Druck von billigen Importen aus China, wie alle Anbieter dieser Technologie in Europa. Nach entsprechenden Bitten und Forderungen nach finanzieller Unterstützung durch den deutschen Staat hatte der Finanzminister "sein Nein zu großen Subventionen für die heimische Solarindustrie am Sonntagabend bekräftigt", so der MDR

Die damit verbundene Konsequenz lautet nun:

"Das endgültige Aus für die Solarmodulherstellung von Meyer Burger in Freiberg ist besiegelt. Die rund 500 Mitarbeiter hätten am Dienstag ihre Kündigung erhalten, sagte eine Unternehmenssprecherin. Mehr als 400 Menschen verlören damit ihren Arbeitsplatz."

Laut heise hatte Bundeswirtschaftsminister Habeck noch zu Jahresbeginn "Hilfen für die Solarbranche angekündigt". So würden parallel auch andere Hersteller wie die Solarwatt GmbH aus Dresden in Erwägung ziehen, die inländische Produktion zu beenden, "da deutlich billigere Angebote aus China auch hierzulande den Markt überschwemmen".

Für Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Grüne) ist laut dem MDR das Ende des Unternehmens ein "industriepolitischer Tiefschlag". Günther gab der FDP die Verantwortung. "Mit zeitlich befristeten, sehr überschaubaren Summen hätte man eine strategisch bedeutende Branche sichern können."

20.03.2024 21:04 Uhr

Bosch: Tausende Stellen sollen wegfallen – Tausende protestieren

Angesichts der Krise in der Autoindustrie, aber auch auf weiteren Absatzfeldern plant der Elektro- und Elektronikkonzern Bosch den Abbau tausender Arbeitsplätze.

Dagegen sind heute in Deutschland weit mehr als 20.000 Beschäftigte auf die Straße gegangen. Allein vor der Konzernzentrale in Stuttgart-Gerlingen demonstrierten 10.000 Menschen gegen die Stellenstreichungen, so die Angaben von Betriebsrat und IG Metall.

Wie Heise meldet, fanden an weiteren Standorten des Konzerns, etwa Ansbach, Blaichach/Immenstadt, Bamberg, Eisenach, Hildesheim, Homburg, Nürnberg und Salzgitter ebenfalls Proteste statt, an denen zusammengenommen etwa 15.000 Personen teilnahmen.

Auf der Kundgebung in Gerlingen sagte demnach der Betriebsratsvorsitzende der Zuliefersparte, Frank Sell, über die Pläne des Konzerns:

"Die Botschaft ist: Stopp, so geht es nicht weiter. So lassen wir mit uns nicht umgehen. Stoppt diesen wahnsinnigen Personalabbau."

Bisher habe die Geschäftsführung Gespräche über den Personalabbau und konzernweite Gegenstrategien abgelehnt. Das Unternehmen wolle nur "Standort für Standort" verhandeln. Sell nannte dies ein Vorgehen "nach dem Motto: Teile und herrsche".

Die Proteste kommen nicht überraschend. In den vergangenen Monaten war immer wieder von entsprechenden Kürzungsplänen des Konzerns berichtet worden. Insgesamt dürfte es um 7.000 Stellen gehen, die Bosch zum Erhalt der "Wettbewerbsfähigkeit" abbauen will. Knapp die Hälfte dieser gefährdeten Arbeitsplätze – bis zu 3.200 – sollen im Bereich Automobilzulieferung entfallen, dazu zählen die Antriebssparte, aber auch Bereiche wie Steuergeräte, Fahrzeugelektronik und Software.

Bislang verspricht der Konzern, den Stellenabbau "sozialverträglich" regeln zu wollen ‒ die Rede sei von Vorruhestandsregelungen und Weiterbildungsprogrammen, um Mitarbeiter in Wachstumsbereichen des Unternehmens weiterbeschäftigen zu können.

Das Sterben der Metallindustrie geht weiter

Nach mehr als 150 Jahren musste der Metallwarenhersteller M. Westermann & Co. GmbH (Wesco) in Arnsberg nun Insolvenz anmelden. Die Suche nach Investoren erwies sich als erfolglos. Die 80 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit.

Wesco hat unter anderem Brotkästen, Küchenzubehör und Müllsammler produziert. Die Marke ist international bekannt und wird vielfach über das Internet vermarktet. Der Grund für die Insolvenz lag in gestiegenen Material- und Energiekosten.

Neben der deutschen Mutterfirma gehen auch Tochterunternehmen in Spanien und den Niederlanden in die Insolvenz. Bei der spanischen Tochter handelt es sich um eine Verkaufsniederlassung auf Mallorca. Die Marke allerdings wird vorerst weiter bestehen, sie wurde ebenso wie der Online-Shop vom Küchenzubehörhersteller Naber übernommen.

19.03.2024 20:19 Uhr

Nach über 100 Jahren: Möbelhersteller IRO muss Insolvenz anmelden

Wie erst jetzt bekannt wurde, musste das Traditionsunternehmen IRO Möbelfabrik im münsterländischen Oelde einen Insolvenzantrag stellen. Laut Münchner Merkur soll dies bereits Anfang März geschehen sein. Über die Gründe für diesen Schritt sei nichts bekannt. Wie es heißt, sei die "Versorgung der Mitarbeiter" – wie man wohl hinzufügen muss: einstweilen – "gesichert".

IRO als "Hersteller hochwertiger Systemmöbel" (Eigendarstellung der Firma) kann auf eine mehr als hundertjährige Firmengeschichte zurückblicken. Die Anfänge des Unternehmens reichen gar bis 1888 zurück.

Seit den 1980er-Jahren habe sich IRO auf die Produktion von Systemmöbeln für den Wohn- und Essbereich konzentriert.  Gegenwärtig bietet der Hersteller eine Reihe von hochwertigen Möbel-Systemprogrammen an, die sämtlich im westfälischen Oelde produziert werden.

Auf Presseanfragen von Ippen.Media habe die Möbelfabrik nicht reagiert. Ein Insolvenzverwalter sei vom Amtsgericht Münster bestellt worden.

Bis einschließlich Februar 2024 seien Löhne und Gehälter gezahlt worden. Für die kommenden drei Monate seien die Ansprüche der Mitarbeiter durch das Insolvenzgeld "gesichert", so der Insolvenzverwalter.

Der laufende Geschäftsbetrieb gehe weiter. Aufträge würden abgearbeitet, genügend Liquidität, insbesondere für den Wareneinkauf, sei vorhanden. Wie viele Mitarbeiter das Unternehmen zurzeit beschäftigt, wurde nicht mitgeteilt.

18.03.2024 10:31 Uhr

Um fast ein Viertel: Baugenehmigungen brechen weiter ein 

Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen in der Bundesrepublik sinkt weiter drastisch. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, wurde im Januar 2024 bundesweit der Bau von 16.800 Wohnungen genehmigt. Das waren 23,5 Prozent oder 5.200 Baugenehmigungen weniger als im Januar 2023. Im Vergleich zum Januar 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen sogar um 43,4 Prozent bzw. 12.900 Genehmigungen.

Diese Zahlen beinhalten sowohl Baugenehmigungen für Neubauten als auch für neue Wohnungen in Bestandsgebäuden.

Betrachtet man die Neubauten für sich, fällt der Abwärtstrend noch deutlicher aus. In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Januar 2024 insgesamt 13.500 Wohnungen genehmigt. Das waren 27,7 Prozent bzw. 5.200 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat.

Besonders deutlich ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser zurück: Sie fiel auf 2.800. Das entspricht einem Rückgang von 42,7 Prozent oder 2.100 Genehmigungen. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 19,6 Prozent (260 Genehmigungen) auf 1 100. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich, und zwar um 20 Prozent (2.300 Wohnungen) auf 9.200 Wohnungen.

Ein X-Nutzer kommentierte den Post des Bundesamtes so:

"Ein weiterer Meilenstein, die Klimaziele zu erreichen."

16.03.2024 15:54 Uhr

Apple-Händler Gravis schließt alle Filialen

Der klassische Mac-Nutzer hatte bis vor Kurzem die Wahl zwischen perfekt gestylten Zeitgeist-Filialen der Marke Apple oder einem zuarbeitenden Lizenz-Gravis-Store. Die Kette wurde im Jahr 2013 von Freenet übernommen, mittlerweile wurden Anteile an die österreichische Anantara-Holding veräußert. Im Januar des Vorjahres verkündete der Elektronikhändler, dass Kunden zukünftig nur noch bargeldlos bezahlen könnten. Grund war demnach auch die geringe Nachfrage nach Bargeldzahlungen. 

Nun verkündete das Unternehmen in mehreren Mitteilungen: "Leider schreiben wir – trotz aller Bemühungen – rote Zahlen." Man werde daher alle 38 deutschen Filialen schließen. Der Freenet-Chef Christoph Vilanek teilte dem Spiegel in einem Interview mit:

"Wir haben lange gehofft und bis zum späten Dienstagabend mit unserem österreichischen Partner McShark, der 18 Filialen betreibt, verhandelt. Doch auch eine Zusammenlegung hätte das Geschäft nicht gerettet. Wir müssen anerkennen, dass sich das nicht mehr lohnt."

In einer Stellungnahme von Gravis heißt es weiter zu den Gründen der Schließungen:

"Seit 2022 hat die Gravis jedoch mit einem negativen Ergebnis zu kämpfen. Die Verluste steigen seitdem mehr oder weniger jedes Quartal. Das ist auf verschiedene Hintergründe und Marktbedingungen zurückzuführen. Wie viele Händler, sind auch wir nachhaltig betroffen vom Einfluss der Pandemie, dem Rückgang der allgemeinen Nachfrage sowie dem immer stärker werdenden Online-Handel und der damit einhergehenden Verluste im stationären Handel. Hinzu kommt, dass wir aufgrund des restriktiven Konditionsmodells seitens Apple keine Möglichkeit sehen, das Geschäft in Zukunft auskömmlich zu gestalten."

Betroffen sind nach Gravis-Angaben potenziell bis zu 400 Mitarbeiter, davon rund 100 in der Firmenzentrale.

15.03.2024 13:15 Uhr

Wirtschaftsministerium feiert: "Good News! Deutschland kann Klimaziele erreichen!"

Das Bundeswirtschaftsministerium hat in einem euphorischen Post auf X seine Begeisterung darüber zum Ausdruck gebracht, dass Deutschland seine sogenannten "Klimaziele" erreichen könne:

"Good news! Erstmals zeigen die Zahlen des Umweltbundesamt zur Prognose der zukünftigen Entwicklung der CO2-Emissionen: Wenn wir auf Kurs bleiben, kann Deutschland seine Klimaziele 2030 erreichen Die Anstrengungen lohnen sich, unser Handeln macht einen Unterschied!"

Ähnlich euphorisch klang die Pushnachricht der Tagesschau vom Morgen. Schaut man sich den Artikel und den Bericht des Umweltbundesamts genauer an, stellt man schnell fest, dass die bejubelte Entwicklung vor allem eine Folge von Wirtschaftskrise, Deindustrialisierung und gestiegenen Stromimporten ist. "Unser Handeln macht einen Unterschied", wer würde da widersprechen?

Unter dem Post des Umweltbundesamts kommentierte ein Nutzer:

"Für die Treibhausgasminderung in der Industrie […] spielen insbesondere die hohen Energiepreise und Produktionsrückgänge eine Rolle" – Und das feiert ihr ab? Für welches Land arbeitet ihr eigentlich?!? Deutschland kann es nicht sein.

11.03.2024 16:48 Uhr

Kaufhaussterben: Umsätze in 20 Jahren real um 34,8 Prozent gesunken

Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten deuten darauf hin, dass das Kaufhaus sich überlebt hat. In den vergangenen 20 Jahren gingen die Umsätze real um insgesamt 34,8 Prozent zurück. Die Dauerkrise schlägt sich auch auf die Beschäftigung nieder. Im Jahr 2023 lag die Zahl der in Waren- und Kaufhäusern Beschäftigten um 21,7 Prozent unter der Zahl von 2003.  

Im Jahr 2022 konnte der Umsatz der Warenhäuser zwar mit 11,3 Prozent deutlich zulegen. Dabei handelte es sich jedoch um einen Einmaleffekt, der auf die Maßnahmen während der Corona-Krise zurückzuführen ist. Schon im darauffolgenden Jahr sanken die Umsätze erneut. 

Dem schleichenden Niedergang der Kaufhäuser steht ein deutlicher Zuwachs im Versand- und Onlinehandel gegenüber. Im gleichen Zeitraum wuchs dort der Umsatz um 170,1 Prozent. 

Etwas besser als bei den großen Warenhäusern, die ein breites Angebot vorhalten, sieht es beim spezialisierten Einzelhandel aus. Fachgeschäfte konnten im Umsatz tendenziell zulegen. Lediglich der Handel mit Büchern brach in den vergangenen 20 Jahren massiv ein. Die Buchhandlungen setzten 2023 44,1 Prozent weniger um als 2003. 

8.03.2024 11:13 Uhr

Mehrwertsteuererhöhung: Hälfte der Deutschen geht seltener ins Restaurant

In der Corona-Krise war der Mehrwertsteuersatz auf Speisen reduziert worden. Inzwischen ist die Regelung ausgelaufen. In der Folge geht rund die Hälfte der Deutschen seltener ins Restaurant, ergab eine repräsentative Umfrage des Civey-Instituts im Auftrag der Funke Mediengruppe. Befragt wurden 5.000 Deutsche. 

Die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Speisen von sieben auf 19 Prozent führt dazu, dass sich 52 Prozent der befragten Ostdeutschen und 47 Prozent der Westdeutschen seltener einen Restaurantbesuch gönnen.

Die Gastronomen hatten diese Entwicklung vorhergesehen und gegen die Erhöhung protestiert. Sie forderten, die Regelung erst nach 2024 auslaufen zu lassen. Viele Gastronomiebetriebe hätten sich noch nicht von den wirtschaftlichen Einbrüchen erholt, die durch die  Beschränkungen während der Corona-Zeit ausgelöst wurden. Hinzu kommt die Belastung durch gestiegene Energiekosten, die auf das Sanktionsregime gegen Russland zurückzuführen sind. Dennoch bestand die Ampel-Koalition darauf, die Regelung auslaufen zu lassen.

7.03.2024 11:06 Uhr

Auftragseinbruch in der Industrie

Das Statistische Bundesamt meldet für Januar einen starken Auftragseinbruch von 11,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Die Aufträge aus dem Ausland gingen insgesamt um 11,4 Prozent zurück. Dafür verantwortlich ist vor allem der starke Rückgang der Aufträge aus der EU. Um satte 25,7 Prozent sanken die Aufträge aus den EU-Staaten. Aber auch vom Inland kommen keine positiven Impulse. Um 11,2 Prozent gingen die Bestellungen zurück. Lediglich aus dem außereuropäischen Ausland legten die Aufträge um 1,6 Prozent zu. 

Für den Dezember haben die Statistiker die Auftragseingänge nach oben korrigiert. Dies lag jedoch an Großaufträgen, durch die die Monatsberichte verzerrt werden. 

Auch die Umsätze sinken. Der Umsatzindex sinkt kontinuierlich und liegt inzwischen deutlich unterhalb des Niveaus des Referenzjahrs 2021. Real sank der Umsatz im Januar um 2 Prozent gegenüber dem Vormonat und gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,5 Prozent. Der Trend ist insgesamt negativ. Insgesamt gehen Experten von einem weiteren Rückgang des Auftragsbestandes aus. 

Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute gehen inzwischen davon aus, dass das BIP auch im ersten Quartal schrumpft. Es wäre das zweite Quartal in Folge und Deutschland damit in einer technischen Rezession.

3.03.2024 10:35 Uhr

"Lässt sich nicht halten": Wirtschaftsweise wollen Wachstumsprognose senken

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Einwicklung wird nach Auskunft seines Mitglieds Veronika Grimm die Wachstumsprognose für die Bundesrepublik Deutschland nach unten korrigieren. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte Grimm:

"Wir hatten 0,7 Prozent Wachstum für das laufende Jahr prognostiziert, das lässt sich vermutlich nicht halten. Wir sind in einer Stagnationsphase und die ungünstige Demografie reduziert unser Wachstumspotential in den kommenden Jahren deutlich."

Die Konjunkturprognose werde Mitte Mai aktualisiert. Die Bundesregierung hat ihre Wachstumserwartung für 2024 bereits von 1,3 auf 0,2 Prozent herabgesetzt. Grimm kündigte erhebliche Belastungen für die Bevölkerung an:

"Wenn wir die Herausforderungen meistern und das Wachstum steigern wollen, wird das der Gesellschaft, insbesondere den Leistungsfähigen, viel abverlangen."

Die "Wirtschaftsweise" bezeichnete den angeblich zunehmenden Rechtsextremismus im Land als Bedrohung für die Wachstumschancen. "Fachkräfte" aus dem Ausland würden abgeschreckt. 

1.03.2024 13:53 Uhr

Autozulieferer Eissmann meldet samt Tochterfirmen Insolvenz an

Der Automobilzulieferer Eissmann Automotive Deutschland GmbH aus Bad Urach (Landkreis Reutlingen) sowie die wichtigsten deutschen Tochtergesellschaften haben am Mittwoch beim Amtsgericht Tübingen einen Insolvenzantrag gestellt. 

Laut der Website Automobil-Industrie sind damit rund 1.000 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht. Dies beträfe damit allein die deutschen Angestellten. Medienberichten zufolge beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben rund "5.000 Mitarbeiter an 17 Standorten weltweit". Laut WirtschaftsWoche will die Geschäftsführung die Auslandsgesellschaften jedoch "aus dem Insolvenzverfahren heraushalten" (Bezahlschranke).

Zu der vordergründigen Produktpalette gehören "Verkleidungskomponenten wie Mittelkonsolen, Instrumententafeln, Armauflagen, Türverkleidungen, Sitzrückenschalen und Driver Airbags". 2021 erzielte das Unternehmen demnach noch einen Umsatz von 367 Millionen Euro. Eissmann Automotive arbeitete nach eigenen Angaben mit "allen namhaften Automobilherstellern und -zulieferern zusammen", wie es auf der Website der Firma heißt.

Der SWR berichtet zu der Insolvenzankündigung von Eissmann, dass zudem "bei Konzernen wie Bosch und ZF Friedrichshafen derzeit Tausende Arbeitsplätze abgebaut werden oder zur Disposition stehen".

29.02.2024 10:18 Uhr

Baugenehmigungen auf Zehn-Jahres-Tief

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohngebäude in Deutschland ging 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 26,6 Prozent zurück, meldete das statistische Bundesamt. Damit lag die Zahl der Baugenehmigungen so niedrig wie zuletzt 2014.

Auch bei den Genehmigungen für gewerbliche Gebäude gab es einen deutlichen Rückgang um 15,7 Prozent, darunter am stärksten für Büro- und Verwaltungsgebäude mit einem Schwund um 34,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Im Wohnungsbau sank vor allem die Zahl der Bauanträge von Privatpersonen, die besonders stark um 42,2 Prozent absackten. Bei Unternehmen betrug der Rückgang 20,3 Prozent, bei der sogenannten öffentlichen Hand 12,1 Prozent. Dieser Rückgang der Baugenehmigungen alarmiert vor dem Hintergrund einer sich immer weiter verschärfenden Wohnungsnot: In den letzten Tagen hatte selbst die Immobilienwirtschaft erklärt, in Deutschland würden 600.000 Wohnungen fehlen, auch wenn die Zahlen der Wohnungslosenhilfe seit Jahren weit höher liegen.

27.02.2024 20:56 Uhr

Alarmstimmung in Südbrandenburg: Letzter Solarglashersteller in Deutschland könnte bald schließen

Wie der Spiegel meldet, steht es kritisch um den letzten in Deutschland verbliebenen Hersteller von Solarglas für Photovoltaikanlagen. Borosil, die indische Mehrheitseigentümerin der Glasmanufaktur Brandenburg (GMB) in Tschernitz nahe der Grenze zu Polen, habe an die Bundesregierung einen "Brandbrief" geschickt, der dem Magazin vorliege.

Solarmodule, die für die von der Berliner "Ampelkoalition" favorisierte sogenannte Energiewende erforderlich sind, benötigen Flachglas, das in Tschernitz produziert wird. In dem Schreiben des Unternehmens, das an Wirtschaftsminister Robert Habeck, Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) sowie an die Parteiführungen von SPD, Grünen, FDP, Union und Linken gerichtet sei, werden "kurzfristig wirksame Stützungsmaßnahmen" eingefordert. Ohne staatliche Hilfen könne man die Flachglasproduktion in Tschernitz nicht weiterführen. Bis März sei eine staatliche Unterstützungszusage erforderlich. Weiter heißt es in dem Schreiben:

"Sollten im März keine Entscheidungen zur Unterstützung der deutschen Solarindustrie erfolgen, muss Borosil die Produktion in Tschernitz einstellen und die GMB schließen."

Christian Kern, bis 2017 österreichischer Bundeskanzler und gegenwärtig Verwaltungsratschef des GMB-Mutterkonzerns Interfloat, habe gegenüber dem Spiegel unterstrichen, dass GMB der größte Arbeitgeber in der Region sei und dass im Falle einer Einstellung der Produktion bis zu 300 Arbeitsplätze unmittelbar betroffen wären.

Seit Monaten erhält die Bundesregierung Warnsignale aus der verbliebenen deutschen Glasindustrie (RT DE berichtete), hat jedoch so gut wie nichts unternommen, um die bedrohten Unternehmen zu stützen.

Borosil habe in dem erwähnten Schreiben unterstrichen, noch in den vergangenen Monaten 50 Millionen Euro in die Modernisierung des Werkes in Tschernitz investiert zu haben. Man habe auf die Signale aus der Politik vertraut, die deutsche Glasindustrie zu stützen, wäre sogar bereit gewesen, weitere 120 Millionen Euro in die Verdoppelung der Produktionskapazitäten zu stecken.

Erst in der vergangenen Woche hatte der Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger angekündigt, sein Werk im sächsischen Freiberg im April zu schließen.

Die deutschen Glashersteller leiden unter enorm gestiegenen Kosten für Gas, seit die Bundesregierung die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 unterband und Sanktionen gegen Nord Stream 1 sowie gegen Energieimporte aus Russland in Kraft setzte. Aus produktionstechnischen Gründen ist es nicht möglich, die zur Glasherstellung verwendeten Wannen anders als mit Gas auf die erforderliche Temperatur von 1.600 Grad Celsius zu erhitzen. Die Gaspreise liegen immer noch deutlich über dem Vorkrisenniveau.

Aufgrund der veränderten Wettbewerbslage können die deutschen Hersteller kaum noch gegen deutlich günstigere chinesische Solarprodukte konkurrieren. Ungeachtet aller Berliner Ankündigungen und Bekenntnisse aus Habecks Ministerium, eine eigenständige deutsche Photovoltaikindustrie im Lande zu halten, habe sich die "Ampelkoalition" noch nicht auf Fördermaßnahmen einigen können.

22.02.2024 21:53 Uhr

Ein Tag – sechs Unternehmensinsolvenzen 

Gleich sechs Insolvenzen mittelständischer Unternehmen meldet die deutsche Presse am Donnerstag. 

In Baden-Württemberg hat es nach dem Raumausstatter TTL aus Heidenheim nun auch die traditionsreiche Knäble-Gruppe mit Hauptsitz in Biberach im Kinzigtal erwischt. Das Unternehmen hat beim Amtsgericht Offenburg Insolvenz in Eigenregie angemeldet, so rp-online. Betroffen sind in den fünf Gesellschaften der Gruppe insgesamt rund 150 Mitarbeiter.

In Recklinghausen, Marl und Datteln erschüttert laut örtlicher Presse der Insolvenzantrag eines Unternehmers mit sechs Restaurants die gastronomische Szene.

Überregional macht die Insolvenz des Paketdienstleisters Sendmepack von sich reden. Das Unternehmen galt noch vor kurzem als ein erfolgreiches Start-up, das Gründerpaar wurde durch einen Auftritt in der TV-Show "Die Höhle der Löwen" (DHDL) deutschlandweit bekannt. Sendmepack frischt gebrauchte Versandkartons auf, verkauft sie an Händler weiter und reduziert so Karton-Abfälle. Dass es Probleme gab, ihre Firma in die Profitabilität zu führen, bestreitet das Gründerpaar – das Jahr 2024 habe "vielversprechend" begonnen, zitiert Businessinsider die beiden. Mit insgesamt 450 Onlineshops (darunter Outfittery, der Fußballclub 1. FC Nürnberg und der Fair-Fashion-Händler Avocadostore) sowie vier festen Logistikpartnern hat das Start-up eigenen Angaben zufolge bislang kooperiert.

In Alfter-Witterschlick bei Bonn hat es derweil ein weiteres Unternehmen der Baubranche erwischt: Der Keramikhersteller Deutsche Steinzeug AG musste beim Amtsgericht Bonn Insolvenz beantragen, schreibt der Bonner General-Anzeiger

Gleichfalls in Zahlungsschwierigkeiten ist aktuell ein Hersteller veganer Lebensmittel, der aus vielen Supermärkten bekannt ist: Das vegane Startup L'Herbivore, bekannt für seine auf Seitan und Lupinen basierenden Fleischalternativen, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Die schlechte Nachricht wurde vom Hauptanteilseigner The New Meat Company AG bekannt gegeben, berichtet unter anderem das Magazin Chip. L'Herbivore wurde im Jahr 2016 gegründet und hat seinen Unternehmenssitz im mecklenburgischen Dobbertin.

Die sechste prominente Pleite des Tages kommt aus dem Sportbereich: Nachdem der Hauptsponsor, das Bauunternehmen Tecklenburg GmbH, vor vier Wochen Insolvenzantrag gestellt hat, muss der SV Straelen nun denselben Schritt gehen, wie die Rheinische Post berichtet. Die erste Mannschaft des Clubs musste sich bereits aus der Fußball-Oberliga zurückziehen. Am Donnerstag hat der SV Straelen einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Kleve gestellt.

Zwei "Landliebe"-Joghurt-Werke werden geschlossen – 400 Stellen betroffen

Im Februar 2023 vermeldete die Molkereimarktszene, dass das zuständige Bundeskartellamt dem Branchenriesen Theo Müller (Müller Milch, Weihenstephan) grünes Licht für die Übernahme von Marken und Produktionsstätten des Wettbewerbers Royal Friesland Campina (Tuffi, Landliebe) gegeben hat. 

Rund ein Jahr später lässt die Unternehmensgruppe Theo Müller mitteilen, dass die "Landliebe-Standorte in Heilbronn und Schefflenz schließen" werden, so die ARD-Tagesschau am 21. Februar. Die komplette Stilllegung werde sich jedoch "noch bis Sommer 2026 schrittweise" hinauszögern. Betroffenen seien insgesamt 400 Mitarbeitende an zwei Standorten.

In der Stellungnahme heißt es, es gebe zwei Hauptgründe für die geplante Stilllegung:

"Dabei werden Kostendruck und Investitionsbedarf genannt, aber auch die herausfordernde Marktsituation." 

Eine wirtschaftliche Analyse habe gezeigt, dass beide Standorte "keine Perspektive bieten würden, 'aus den tiefroten Zahlen zurück in ein langfristig profitables Geschäft zu kommen'". 

20.02.2024 16:55 Uhr

Sinkende Nachfrage und hohe Energiekosten: Massive Stellenstreichungen in deutschen Konzernen – über 40.000 Arbeitsplätze fallen weg

Seit Monaten hagelt es Hiobsbotschaften aus der deutschen Wirtschaft. Die Bundesbank hat gerade den Rückgang der Wirtschaftsleistung auch in diesem Quartal (und damit eine "technische Rezession") festgestellt. Auch der Focus zitiert Wirtschaftsforscher wie Marcel Fratzscher, den Chef des DIW, oder Michael Hüther, den Chef des IW, die vor einem sich verstetigenden Wirtschaftsrückgang in diesem Jahr gewarnt haben.

Die Rezession, die der Mainstream irreführend auf den Krieg in der Ukraine sowie die unerklärlich hohen Energiekosten zurückführt und damit nicht auf die antirussische Sanktionspolitik und die gescheiterte Energiewende der Bundesregierung, führt jedenfalls zu massivem Stellenabbau.–Das betrifft nicht nur in kleine und mittelständische Betriebe, sondern nun auch verstärkt große Konzerne. Dort geht es dann in der Regel um Hunderte von Arbeitsplätzen, häufig sogar auch um Stellenstreichungen im vierstelligen Bereich. Insgesamt sollen über 40.000 Stellen abgebaut werden.

Als Beispiele mögen folgende Zahlen aus den DAX-Konzernen dienen:

  • BASF: 2.600 Arbeitsplätze (nach Plänen von 2023)
  • Continental: über 1.000 Stellen (weltweit 7.150)
  • Deutsche Bank: 3.500 Stellen
  • Deutsche Telekom: 2.000 Stellen (angekündigt im Oktober 2023)
  • Merck: 750 Stellen
  • Porsche: 600 Stellen
  • Zalando: "mehrere hundert" Stellen

Bei einigen DAX-Konzernen gelten bisherige Sozialpläne oder Jobgarantien noch für die kommenden Jahre. Dennoch wollen selbst diese Unternehmen massiv Stellen abbauen – häufig auf dem Umweg über Abfindungen und Frühverrentungen. Zu diesen Konzernen gehören beispielsweise die Bayer AG, SAP (weltweit etwa 8.000 Stellen betroffen) und Volkswagen.

Mercedes-Benz plane, zehn Prozent seiner Führungskräfte zu entlassen. Genaue Zahlen wurden aber noch nicht genannt.

Nicht besser sieht es bei denjenigen Konzernen aus, die nicht im DAX börsennotiert sind. So plant Bosch die Streichung von 3.700 Stellen, vorwiegend im Automobilbereich. Bei ZF Friedrichshafen seien nach Angaben des Gesamtbetriebsrates sogar 12.000 Stellen in Gefahr. Beide Autozulieferer bauen in Deutschland Stellen ab, die vorwiegend im Bereich Verbrennungsmotoren angesiedelt sind. Allerdings plane ZF stattdessen neue Werke in den USA und Indien, wo weiterhin Autos mit Verbrennungsmotoren produziert werden dürfen und sollen. Arbeitsplätze werden demnach kurzerhand aus Deutschland nach Übersee verlagert.

Der Haushaltsgerätehersteller Miele plant den Abbau von 700 Arbeitsplätzen an seinem Stammsitz in Gütersloh, weltweit sollen insgesamt 2.700 Stellen entfallen. Das Unternehmen verlagert aus Kostengründen einen Großteil seiner Waschmaschinenproduktion nach Polen.

Auch der Paketdienstleister DPD will 1.400 Stellen streichen.

In der Baubranche könnten 10.000 Arbeitsplätze wegfallen, teilt der Industrieverband HDB mit.

Ob Umschulungsprogramme, welche einige der genannten Konzerne aufgelegt haben, tatsächlich die Vermittlung der Betroffenen in neue Stellen sichern können, ist jedoch fraglich.

19.02.2024 13:00 Uhr

Brandenburg: Zukunftspläne mit Batteriefabriken gescheitert

Brandenburg hatte für seine industrielle Zukunft ganz auf Elektromobilität gesetzt. Jetzt sind gleich drei große Projekte gescheitert. Der Grund? Die Fördermittel des Bundes sind durch die Haushaltslage in Frage gestellt.

Dabei geht es um die geplante Batterieherstellung der chinesischen Firma SVOLT in Lauchhammer, eine weitere Batteriefabrik in Guben und eine dritte von Porsche geplante Batteriefabrik in Schwarzheide. Die Subventionierung all dieser Projekte sollte ursprünglich über einen jener Schattenhaushalte erfolgen, die das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Herbst für verfassungswidrig erklärte.

Insgesamt sind es mehrere tausend Arbeitsplätze, die sich Brandenburgs Ministerpräsident Woidke dadurch erhoffte. Nun bemüht er sich, bei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Förderung auf anderen Wegen in Gang zu bringen. Unklar ist allerdings, inwieweit auch der mangelnde Erfolg der Elektrofahrzeuge bei den Käufern eine Rolle beim Scheitern dieser Projekte spielt.

16.02.2024 12:57 Uhr

Kosmetikhändler Body Shop meldet in Deutschland Insolvenz an

Der deutsche Ableger des Kosmetikhändlers Body Shop hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen The Body Shop Germany GmbH reichte beim Amtsgericht Düsseldorf einen entsprechenden Antrag ein. Das geht aus Bekanntmachungen des Gerichts hervor.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Düsseldorfer Rechtsanwalt Biner Bähr ernannt. Laut Bundesanzeiger hatte die Kette im Jahr 2021 in Deutschland 66 Filialen und mehr als 350 Mitarbeiter. Das Unternehmen verzeichnete einen Jahresumsatz von 23 Millionen Euro.

Bereits am Dienstag hatte The Body Shop International Limited einen Insolvenzantrag für die Geschäfte in Großbritannien gestellt. Dort betreibt das Unternehmen mehr als 200 Geschäfte.

Zahl der Regelinsolvenzen steigt drastisch

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in der Bundesrepublik Deutschland ist im Januar 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um mehr als ein Viertel angestiegen. Das geht aus den vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor, die die Behörde am Freitag veröffentlichte.

Demnach stieg die Anzahl der Regelinsolvenzen um 26,2 Prozent. Im Dezember 2023 betrug der Zuwachs gegenüber dem Vorjahresmonat 12,3 Prozent. Seit Juni 2023 sind die Prozentzahlen der Zuwachsraten der Insolvenzen im jeweiligen Vergleich zum Vorjahresmonat durchgehend zweistellig. Die Behörde verweist darauf, dass sich die Insolvenzzahlen für diesen Zeitraum insgesamt noch leicht unter dem Niveau des Vor-Corona-Zeitraums Juni 2019 bis Januar 2020 befanden.

Bei den Daten sei zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liege in vielen Fällen annähernd drei Monate früher. Die Insolvenzstatistik bilde nur solche Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens abgewickelt werden.

13.02.2024 08:30 Uhr

Geschäftsklima im Wohnungsbau sinkt auf Rekordtief 

Das vom Münchener Ifo-Institut erhobene Geschäftsklima im deutschen Wohnungsbau ist auf den niedrigsten jemals gemessenen Wert gefallen.

Wie das Wirtschaftsforschungsinstitut am Dienstag mitteilte, sank die Stimmung im Januar auf nur noch -59,0 Punkte. Im Vormonat hatte sie bei -56,9 gelegen. Auch die Erwartungen verschlechterten sich noch einmal deutlich. Dieser Wert fiel von -64,7 auf -68,9 Punkte.

Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, erklärte:

"Der Ausblick auf die kommenden Monate ist düster. Der Wohnungsbau ist weiterhin einer Doppelbelastung ausgesetzt."

Während einerseits Neuaufträge ausblieben, würden andererseits weiterhin Projekte storniert. Fehlende Aufträge belasteten die Geschäfte der Baufirmen. Im Januar beklagten 52,5 Prozent der Betriebe einen Auftragsmangel, nach 56,9 Prozent im Dezember.

Auch bei den Stornierungen gab es einen Rückgang von 22,1 Prozent im Dezember auf 17,4 Prozent im Vormonat. Dennoch sieht der Experte kein Ende der krisenhaften Entwicklung:

"Von einer Trendwende im Wohnungsbau kann noch nicht gesprochen werden. Die schwierigen Rahmenbedingungen haben sich kaum geändert. Hohe Zinsen und Baukosten machen es den Bauherren nicht leichter."

Ein X-Nutzer kommentierte den Ifo-Post mit:

"Ich denke, eine Demo gegen Rechts sollte das Problem erstmal lösen."

10.02.2024 16:48 Uhr

Bloomberg: "Deutschlands Tage als industrielle Supermacht sind gezählt"

Das Wirtschaftsportal Bloomberg verkündet heute ohne Umschweife, die Tage Deutschlands "als industrielle Supermacht" seien "gezählt". Die seit Monaten andauernde Energiekrise bedeute für viele Unternehmen den "Todesstoß". Die Bundesregierung scheine "kein Rezept" zu haben, wie der Niedergang von Industrie und Gewerbe aufgehalten werden könnte.

Zu den in Deutschland ohnehin schon überdurchschnittlich hohen Energiekosten komme der Ausfall günstiger und zuverlässiger Gaslieferungen aus Russland seit 2022 hinzu. Dabei geht es nicht nur um Gas als Energieträger, sondern auch als Rohstoff für die chemische Industrie.

Die Berliner Zeitung resümiert:

"Besonders stark davon betroffen ist die chemische Industrie. Aufgrund der noch in den Anfängen stehenden Umstellung auf sauberen Wasserstoff erwägt nahezu jedes zehnte Unternehmen eine dauerhafte Einstellung von Produktionsprozessen, wie aus einer aktuellen Umfrage des Branchenverbands VCI hervorgeht. Europas größter Chemieproduzent, die BASF, plant den Abbau von 2600 Stellen, während Lanxess die Belegschaft um sieben Prozent reduziert."

Die "Grundpfeiler" des Industriestandorts Deutschland seien "wie Dominosteine" umgefallen. Die USA hätten sich von Europa abgewandt und würben nun offen das industrielle Potenzial des Alten Kontinents ab – unter dem Etikett "Klimaschutzinvestitionen". Auch China importiere immer weniger aus Deutschland.

Seit 2017 sei die Produktion des verarbeitenden Gewerbes rückläufig. Die Wettbewerbsfähigkeit sei im Sinken begriffen; Insolvenzen nehmen zu, und im vergangenen Jahr waren Schließungen im Industriebereich zu verzeichnen.

Auch wenn einzelne Mitglieder der Bundesregierung wie Finanzminister Christian Lindner (FDP) eingestehen, dass Deutschland "nicht mehr wettbewerbsfähig" sei, habe Bloomberg Ungewissheit hinsichtlich des Regierungshandelns und eine "politische Lähmung" festgestellt.

Die Infrastruktur sei marode, und das Bildungssystem weise erhebliche Mängel auf, die wegen des Fachkräftemangels zu wirtschaftlichen Verlusten in Billionenhöhen führen könnten.

Die Energiekrise spiele beim wirtschaftlichen Niedergang die entscheidende Rolle. Allerdings gebe es in Deutschland immer noch mittelständische Unternehmen, die die Substanz des Wirtschaftsstandortes ausmachen. So vertrete die Bundesbank die Auffassung, dass von einer umfassenden Deindustrialisierung keine Rede sein könne.

Abschließend zitiert die Berliner Zeitung die Bemerkung von Volker Treier, den "Außenwirtschaftschef" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Treier hatte erklärt:

"Man muss kein Pessimist sein, um zu sagen, dass das, was wir bisher tun, nicht ausreichen wird, um die Wirtschaftsstruktur Deutschlands und unseren Wohlstand über die nächsten zehn Jahre zu erhalten." Und weiter: "Die Geschwindigkeit des Strukturwandels ist schwindelerregend."

9.02.2024 16:33 Uhr

Kakaopreis verdoppelt sich binnen eines Jahres – Schokolade wird teurer

Die bei Deutschen, Eidgenossen und auch Österreichern beliebte Schokolade könnte demnächst erheblich teurer werden. Der Preis für Kakao, dem wichtigsten Grundstoff dieses Produkts, erreichte am Donnerstag an der New Yorker Rohstoffbörse mit 5.874 US-Dollar pro Tonne einen neuen Allzeit-Rekordstand. Um die Auswirkung auf den Schokoladenpreis anzudeuten: Vor einem Jahr lag der Kakaopreis noch bei etwa 2.500 US-Dollar pro Tonne, er hat sich somit innerhalb nur eines Jahres mehr als verdoppelt und ein Ende ist laut Analysten bisher nicht abzusehen. 

Quelle: finanzen.net

US-Süßwarenhersteller Hershey, einer der größten Schokoladenproduzenten weltweit, hat am Donnerstag bereits Preiserhöhungen für das süße Produkt ins Gespräch gebracht. BBC zitiert den Hershey-Vorstandsvorsitzenden Michele Buck mit diesen Worten:

"Angesichts der aktuellen Kakaopreise werden wir jedes Instrument in unserem Werkzeugkasten nutzen, einschließlich der Preisgestaltung, um das Geschäft zu steuern."

8.02.2024 13:59 Uhr

IfW: Mehrfamilienhäusern verlieren bis zu einem Viertel ihres Wertes

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) veröffentlichte seinen Immobilienindex Greix für 2023 und stellte fest, dass im Verlauf des letzten Jahres die Preise sämtlicher Immobilien weiter gefallen sind. Besonders deutlich ist dies bei Mehrfamilienhäusern: ihr Preis ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 20,1 Prozent gesunken, der von Einfamilienhäusern um 11,3 Prozent und der von Eigentumswohnungen um 8,9 Prozent. Dabei sind dies keine inflationsbereinigten Zahlen; real liegen die Verluste noch einmal um fünf Prozent höher. Das wäre dann bei Mehrfamilienhäusern ein Viertel des Werts.

Seit der Finanzmarktkrise des Jahres 2008 hatten sich die Immobilienpreise in Deutschland vervielfacht; gerade bei den Mehrfamilienhäusern waren sie aufs Vierfache gestiegen. Das zusammen mit der Tatsache, dass der Rückgang ungewöhnlich schnell erfolgt, deutet auf das Platzen einer Blase.

Gleichzeitig bemerkt auch das IfW, dass die Zahl der Transaktionen deutlich zurückgeht. So wurden 2023 ganze 49 Prozent weniger Eigentumswohnungen verkauft als 2021. Die deutlich gestiegenen Zinsen trugen ihr Teil dazu bei.

Diese Entwicklung beinhaltet aber noch nicht die Folgen des Heizgesetzes; es ist die Fortsetzung eines Rückgangs, der bereits 2022 begonnen hat. Auch wenn der Bericht konstatiert, dass sich die Preise mancherorts im letzten Quartal 2023 stabilisierten, bedeutet dies, dass der nächste Schock bereits bevorsteht.

7.02.2024 16:58 Uhr

Industrieproduktion bricht im Dezember weiter ein

Es sind alarmierende Zahlen, die das Statistische Bundesamt heute veröffentlicht hat. Im Dezember 2023 ist gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat 2022 die Industrieproduktion in Deutschland nach vorläufigen Daten um 3,7 Prozent gesunken. Gegenüber dem Vormonat November betrug dieser Rückgang 1,6 Prozent und fiel damit deutlich stärker aus als erwartet. 

Besonders stark war der Rückgang in der energieintensiven chemischen Industrie, einem zentralen Segment der deutschen Wirtschaft. Dort betrug der Rückgang allein gegenüber dem Vormonat bereinigt sogar 7,6 Prozent. Auch das Baugewerbe verzeichnete mit 3,4 Prozent einen starken Rückgang. 

In der chemischen Industrie brach die Produktion im Jahr 2023 insgesamt um 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, allerdings war für das Jahr 2022 ebenfalls schon ein starker Rückgang ausgewiesen worden. Das Statistische Bundesamt teilt mit, jetzt liege die Produktion in der chemischen Industrie auf dem niedrigsten Wert seit dem Jahr 1995. Als Grund für den massiven Einbruch nennt das Statistische Bundesamt die deutlich gestiegenen Energiepreise. 

Einen positiven Einfluss auf die Statistik hatte die Automobilindustrie, die einen hohen Auftragsbestand abarbeiten konnte. Allerdings sind auch hier die Aussichten in die Zukunft bestenfalls verhalten, denn Neuaufräge fielen 2023 deutlich niedriger aus. 

Der Rückgang ist insgesamt deutlich stärker als von Ökonomen prognostiziert. Die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Wirtschaftsexperten hatten nur mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gegenüber dem Monat November 2023 gerechnet. 

Auch die Aussichten bleiben düster. Aufgrund hoher Energiepreise, stagnierender Nachfrage, teurer Energie und geopolitischer Risiken ist für 2024 nicht mit einer Trendwende zu rechnen. Die Unternehmen werden ihre Produktion absehbar weiter herunterfahren, zumal auch von der Bundesregierung keine Einsicht in die Schädlichkeit der Sanktionsregimes zu erwarten ist. Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck hat auch jüngst wieder die Gefahr einer Deindustrialisierung geleugnet, obwohl die nun vorgelegten Zahlen des Statistischen Bundesamtes genau in diese Richtung deuten.

6.02.2024 16:24 Uhr

Waschmaschinenhersteller Miele baut 2.000 Jobs ab

Der Hausgeräte-Hersteller Miele plant nach einem Bericht des Manager Magazins einen drastischen Stellenabbau. Demnach will das Familienunternehmen aus Gütersloh weltweit rund 2.000 Arbeitsplätze streichen. Laut einem weiteren Bericht der Wirtschaftswoche sollen etwa 700 weitere Arbeitsplätze von Deutschland nach Polen verlegt werden. Ein Firmensprecher kündigte für Dienstag eine Erklärung an. Zunächst wolle das Management die Belegschaft persönlich informieren. Miele wird von zwei Inhaberstämmen geführt.

An der Spitze des Unternehmens stehen Markus Miele (55) und Reinhard Zinkann (66). In einer Mitteilung an die Beschäftigten schrieb Firmenchef Markus Miele, es sei ein Jahr mit "schweren Entscheidungen und zahlreichen, teils tiefgreifenden Veränderungen". Ein Stellenabbau werde sich daher "nicht vermeiden lassen".

Bereits Ende des Jahres hatte Miele wegen eines Nachfragerückgangs einen Personalabbau für sein Waschmaschinen-Werk in Gütersloh angekündigt. Hier waren zuletzt 1300 Menschen beschäftigt. Dabei hat Miele drei starke Geschäftsjahre hinter sich: 2022 stieg der Umsatz um 12,2 Prozent auf 5,43 Milliarden Euro und war damit so hoch wie noch nie in der Firmengeschichte.

In diesem Jahr feiert die Firma zudem Jubiläum: Gegründet wurde Miele vor 125 Jahren. Der Konzern hat weltweit rund 23.000 Beschäftigte, etwa die Hälfte davon in Deutschland. In Gütersloh arbeiten etwa 5.600 Menschen.

Finanzminister Lindner: Deutschland wird ärmer

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat erklärt, dass Deutschland ärmer werde, da das Land nicht in der Lage sei, Wirtschaftswachstum entsprechend zu generieren. Daher müsse die Bundesregierung handeln.

Bei einer Veranstaltung des Medienunternehmens Bloomberg am Montag in Frankfurt am Main, erklärte Lindner, es werde schwierig, die Auswirkungen einer längeren Phase von geringem oder ausbleibendem Wachstums zu vermeiden.

Der FDP-Chef erläuterte gegenüber den Anwesenden:

"Der Wirtschaftsminister sagt, wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig, auch in steuerlicher Hinsicht. Der Finanzminister sagt, dass wir ärmer werden, weil wir kein Wachstum haben, wir fallen zurück. Also, wenn die Analyse vom Wirtschafts- und Finanzminister vorgetragen wird, dann ist es unvorstellbar, für mich unvorstellbar, dass eine Regierung aus dieser Analyse keine Konsequenzen zieht."

Lindners Äußerungen verdeutlichen die schwierige Lage der deutschen Wirtschaft, die maßgeblich auch durch die verfehlte deutsche Energiepolitik und die westlichen Sanktionen gegen Russland herbeigeführt wurde.

Lindners Äußerungen erfolgten nur wenige Stunden, nachdem die OECD ihre Prognosen für das deutsche Wachstum in diesem Jahr um die Hälfte auf nur 0,3 Prozent gesenkt hatte. Für die G20 liegt die Prognose bei 2,9 Prozent, für die Eurozone erwartet die OECD immerhin noch ein Wachstum von 0,6 Prozent.

2.02.2024 14:20 Uhr

Minus 3,3 Prozent: Umsatz im Einzelhandel 2023 real geschrumpft

Der Einzelhandel in Deutschland hat im Jahr 2023 real weniger umgesetzt als 2022. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor.

Laut den vorläufigen Ergebnissen der Behörde sank der Umsatz der Branche real 2023 um 3,3 Prozent. Nominal, also nicht preisbereinigt, stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr hingegen um 2,3 Prozent. Damit liegt das Ergebnis noch leicht unter der Anfang Januar veröffentlichten Schätzung.

Stärker noch als in der Branche insgesamt ging der reale Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel zurück – um 3,9 Prozent. Seit dem Rekordzuwachs von 5,4 Prozent im Jahr der Corona-Krise 2020 sind die realen Umsätze hier kontinuierlich gesunken (2021: -1,6 Prozent; 2022: -4,6 Prozent). Aufgrund des starken Anstiegs der Lebensmittelpreise stieg der nominale Umsatz 2023 gegenüber 2022 um 5,9 Prozent.

Auch das Weihnachtsgeschäft verlief für den Einzelhandel eher enttäuschend. Im Dezember 2023 setzten die Unternehmen nach vorläufigen Ergebnissen real 1,7 Prozent weniger um als im Vorjahresmonat. Nominal stieg der Umsatz leicht – um 0,8 Prozent.

1.02.2024 18:07 Uhr

Bosch streicht wieder über 500 Stellen

Bisher hatte es die Kfz-Teileproduktion von Bosch getroffen, diesmal ist es die Werkzeugsparte. Ein Viertel der Beschäftigten in Leinfeld-Echterdingen in Baden-Württemberg muss gehen. Die Kündigungen werden zwar bis Ende 2026 gestreckt, und die Stellen sollen vor allem über Altersteilzeit oder Abfindungsvereinbarungen und Versetzungen abgebaut werden, aber danach sind 560 Stellen trotzdem fort.

In der Werkzeugsparte produziert Bosch noch Elektrogeräte, Messtechnik, Gartengeräte und Zubehör; große Teile der Produktion finden aber schon seit langem außerhalb Deutschlands statt. Die Stellen, die jetzt noch abgebaut werden, sind in der Zentrale, der Entwicklung und der Verwaltung. Nun soll auch ein Teil dieser Schreibtischjobs ins Ausland verlegt werden.

31.01.2024 14:39 Uhr

FSG-Nobiskrug: Werften in Zahlungsschwierigkeiten

Die Mitarbeiter von zwei Werften in Flensburg und Rendsburg warten nach Angaben der IG Metall auf ihre Gehälter. Auch bei den Krankenkassenbeiträgen und anderen Sozialabgaben soll es Rückstände geben. Obwohl die Auftragsbücher der beiden Werften voll sind, können Zeitarbeiter nicht weiter beschäftigt werden, weil das Geld für die Löhne nicht vorhanden ist. Ein Vorzeichen für größere Probleme?

Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft war 2019 von der Investmentgesellschaft Tennor Holding, früher Sapinda, von Lars Windhorst übernommen. Windhorst begann einst als "Unternehmer-Wunderkind", das günstige Computerteile aus Asien importierte und in Deutschland zusammenbauen ließ. 1995 charakterisierte ihn der Spiegel als "Windbeutel", der vor allem großartige Geschichten erfände, um Investoren zu locken. Auch eine Neigung zu verspäteten Zahlungen findet sich bereits in diesem Bericht.

Die Flensburger Werft baut derzeit eine Fähre für eine australische Reederei; die Arbeit liegt hinter dem Zeitplan. Für die Fertigstellung eines vorhandenen Auftrags für zwei Bunkerschiffe für LNG fehlen noch Bürgschaften. Die Medien, die seit Monaten immer wieder über ausbleibende Löhne berichten mussten, klingen inzwischen sehr pessimistisch. "Zumindest verspricht der FSG-Sprecher, der Lohn werde auch diesmal noch gezahlt", endete der NDR seinen Bericht.

28.01.2024 09:20 Uhr

Bericht: Berliner KaDeWe insolvent

Das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe steht laut einem Medienbericht vor der Insolvenz. Nach Informationen der Zeitschrift Capital bereitet die KaDeWe Group einen eigenen Insolvenzantrag vor, der in der kommenden Woche in Berlin gestellt werden soll.

Die mögliche Insolvenz der Kaufhausgruppe ist offenbar eine Folge der Pleiteserie der Signa-Gruppe des österreichischen Immobilieninvestors René Benko. Die für ihre zweifelhaften Geschäftsmethoden bekannte Signa hält knapp 50 Prozent der Anteile an der KaDeWe-Gruppe, zu der die traditionsreichen Luxuskaufhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München gehören. 50,1 Prozent der Anteile gehören seit 2015 dem thailändische Konzern Central Group. 

Auch der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gehört der Signa-Gruppe. Dieser Konzern hat ebenfalls einen Insolvenzantrag gestellt, bereits zum dritten Mal. Laut Capital soll für die KaDeWe-Gruppe ein Insolvenzverwalter eingesetzt werden, der bisher nichts mit der Signa-Gruppe zu tun hat.

27.01.2024 16:50 Uhr

Deutsche Solarbranche offenbar kurz vor dem Aus

Bei dem Dresdner Modulhersteller Solarwatt könnten die Bänder bereits in wenigen Monaten stillstehen – das steht symptomatisch für die ganze deutsche Solarbranche. "Wenn gar nichts passiert, müssten wir darüber nachdenken, wie es mit unserer Produktion weitergeht", meint Solarwatt-Chef Detlef Neuhaus im Interview mit dem Handelsblatt. Bis Ende des Jahres müsse man sich entscheiden, ob die Fabrik geschlossen wird. 

Aufgrund der günstigen Konkurrenz aus Fernost geraten europäische Solarhersteller immer stärker in Existenznot. In der vergangenen Woche hatte der Schweizer Modul- und Zellproduzent Meyer Burger angekündigt, die Schließung seiner deutschen Fabriken vorzubereiten. Dazu kommt die katastrophale Wirtschafts- und Energiepolitik der Ampel. 

Die Branche fordert Unterstützung aus der Politik. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) signalisierte auf dem "Handelsblatt Energie-Gipfel" in dieser Woche Hilfsbereitschaft aus Berlin. Wann und ob Unterstützung aus dem Steuergeldtopf kommt, ist allerdings noch offen.

Es gehe nicht nur um die Produktion als solche, sagt Neuhaus, sondern auch "darum, dass wir uns in Europa und in Deutschland die Fähigkeit erhalten, Forschung, Entwicklung und Produktion im Erneuerbaren-Energie-Sektor zu betreiben." Wenn die Politik jetzt keine Lösung finde, "dann bin ich davon überzeugt, dass es keine nennenswerte produzierende Solarindustrie in Europa geben wird", sagte der Manager. Ein großer Teil der sogenannten "Energiewende" wäre damit gescheitert. Neuhaus betonte aber auch den Aspekt der Kooperation mit China und erteilte einer Sanktionsspirale eine Absage:

"Unabhängigkeit von China – wer das ernst meint, der lebt ja in einer völlig anderen Welt. Das geht überhaupt nicht. Wir werden China brauchen, auch in der Photovoltaikindustrie."

26.01.2024 08:12 Uhr

Stimmung in deutscher Exportindustrie weiter verschlechtert

Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich zuletzt weiter verschlechtert. Die Exporterwartungen des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo sanken im Januar auf -8,4 Punkte. Im Dezember 2023 lag der Wert noch bei -7,1 Punkten. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, erklärte dazu:

"Die deutsche Exportwirtschaft startet schlechter ins neue Jahr. Die Exporteure brauchen neue Impulse."

Eine Mehrheit der Branchen erwartet weiterhin, dass ihre Exporte zurückgehen. Zu diesen zählen insbesondere die Kernbranchen der Industrie: Automobilbau, Maschinenbau, Elektrotechnik.

Aber auch die Hersteller von Kunststoff- und Gummiwaren oder die Metallbranche berichten von rückläufigen Aufträgen aus dem Ausland. Eine positive Entwicklung bei den Exporten erwarten dagegen die Nahrungsmittelindustrie und Getränkehersteller. Auch die Möbelproduzenten rechnen mit mehr Exportumsatz.

25.01.2024 20:56 Uhr

IFO: Geschäftsklima schlechter als erwartet

Das Geschäftsklima, welches das IFO-Institut regelmäßig über eine Umfrage bei etwa 9.000 Unternehmen erstellt, entwickelt sich schlechter als erwartet. "Deutschland steckt in der Rezession fest", konstatiert der Bericht.

Dabei überwiegen in allen ausgewerteten Branchen nicht nur die negativen Erwartungen, sondern auch die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage ‒ mit Ausnahme des Dienstleistungssektors ‒ liegt bereits im negativen Bereich. Der Geschäftsklimaindex, der aus der aktuellen Beurteilung und der Erwartung gemittelt wird, liegt bei einem Wert von 85,2, wobei das Jahr 2015 die Vorgabe für den Wert 100 lieferte.

Die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe liegt derzeit bei 81,0 Prozent, "rund zweieinhalb Prozentpunkte weniger als der langfristige Durchschnitt". Auch in den Bereichen Dienstleistungen und Handel wird die aktuelle Geschäftslage als unbefriedigend eingeschätzt. Über das Bauhauptgewerbe braucht man nach den fortgesetzten Katastrophenmeldungen der vergangenen Monate keine Worte mehr zu verlieren.

21.01.2024 18:41 Uhr

Solarmodulhersteller Meyer Burger plant Werkschließung in Freiberg – 500 Stellen betroffen

Der Solarkonzern Meyer Burger bereitet die Schließung seiner Modulproduktion in Deutschland vor. Dafür könnte das Werk im sächsischen Freiberg bis Anfang April 2024 geschlossen werden. Das geht aus einem am Mittwoch vorgestellten Plan des Unternehmens hervor, mit dem "unhaltbare Verluste" in Europa verringert werden sollen. Für den Fall ausbleibender Maßnahmen der Politik zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen wolle man damit auf die derzeitigen Verluste reagieren, hieß es in einer Mitteilung.

Eine endgültige Entscheidung müsste bis zur zweiten Februarhälfte getroffen werden. Von einer Schließung des Werks in Freiberg, bei dem es sich um die größte Solarmodulproduktion Europas handelt, wären rund 500 Mitarbeiter betroffen. Außerdem hieß es, dass sich das Unternehmen stärker auf die USA konzentrieren wolle.

Aufgrund der kritischen Lage in der Photovoltaik-Industrie führt das Unternehmen mit dem Wirtschaftsministerium seit Mittwoch Gespräche über mögliche Hilfen in Form finanzieller Garantien. Auch mit dem Energieministerium der USA – wo die Produktion bald anlaufen soll – sei man über mögliche Darlehen im Austausch. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, man führe derzeit Gespräche und könne gegenwärtig keine Details nennen:

"Wir sind uns der schwierigen Lage der PV-Industrie in Deutschland und Europa bewusst. Diese hat sich im letzten Jahr erheblich verschlechtert."

Die Nachfrage nach Solarmodulen befindet sich derzeit zwar auf einem Rekordhoch, doch die europäische Solarindustrie steckt dennoch tief in der Krise. In den vergangenen Jahren haben chinesische Hersteller ihre Produktionskapazitäten massiv ausgebaut. Da Länder wie die USA und Indien jedoch Handelsbeschränkungen gegen Module aus der Volksrepublik erließen, fluteten diese in der Folge den europäischen Markt. Die Folgen treffen auch Unternehmen wie Meyer Burger: Für das Geschäftsjahr 2023 rechnet man mit einem operativen Verlust (EBITDA) von mindestens 126 Millionen Franken. Ein positiver Cashflow werde erst für 2025 erwartet. Die Aktie des Solarkonzerns brach in Zürich um knapp 35 Prozent ein.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat vom Bund und der EU ein Rettungspaket für die Solarindustrie gefordert. Die Branche sei wichtig für die wirtschaftliche Stärke und Souveränität Deutschlands und Europas, sagte Kretschmer am Mittwoch. Sowohl der Bund als auch die EU müssten endlich handeln. Andernfalls stünden viele Arbeitsplätze im Osten auf dem Spiel.

19.01.2024 18:20 Uhr

Bosch: 950 Stellen in der Softwareentwicklung werden gestrichen

Der Automobilzulieferer Bosch will weitere Stellen einsparen. Diesmal trifft es die Softwareentwicklung; 950 Stellen sollen bis Ende 2026 verschwinden, insbesondere in jenem Bereich, der vor nicht allzu langer Zeit als besonders zukunftsträchtig galt: bei den Arbeiten für das vollautomatisierte Fahren.

Bei den Automobilzulieferern stehen derzeit viele Jobs auf der Kippe. Am Mittwoch hatten 3.000 Beschäftigte von ZF in Friedrichshafen gegen Kürzungspläne demonstriert, und auch Brose in Coburg hatte bekannt gegeben, die Personalkosten um zehn Prozent reduzieren zu wollen.

Die Bosch-Führung begründete den angekündigten Stellenabbau damit, dass die Entwicklung hin zum automatisierten Fahren langsamer verlaufe als erwartet. Betroffen sind Mitarbeiter vor allem in Baden-Württemberg; außer den Softwareentwicklern auch Beschäftigte in Verwaltung und Vertrieb dieser Abteilung. Es soll aber nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen.

Zwei Drittel des Konzernumsatzes von 88 Milliarden Euro entfallen auf die Automobilproduktion. Schon im Dezember hatte Bosch angekündigt, 1.500 Stellen in der Technologieentwicklung für Verbrennungsmotoren zu streichen, weil diese nicht mehr gebraucht würden. Die Absatzentwicklung bei der Elektromobilität ist aber so schlecht, dass alle Zulieferbetriebe weit unter ihren Kapazitäten arbeiten.

Endgültig Schluss für Lila Bäcker

Es hat sich bereits seit Jahren hingezogen – schon 2019 wurde der erste Insolvenzantrag der Bäckereikette gestellt; damals wurde der Betrieb durch eine Landesbürgschaft von Mecklenburg-Vorpommern gerettet. Von ursprünglich 2.500 Mitarbeitern blieben noch 2.100.

Am 1. Januar wurde das nächste Insolvenzverfahren eröffnet. Zu Beginn hieß es, von den noch 230 Filialen sollten 80 geschlossen, die 160 am besten besuchten aber weiterbetrieben werden. Nun haben die Banken den letzten möglichen Investor abgelehnt; damit kann der Betrieb nicht weiter fortgeführt werden. Zum 1. Februar werden die verbliebenen 900 Mitarbeiter gekündigt.

"Die Finanzierer sind deshalb nicht weiter bereit, Verluste aus dem laufenden Geschäftsbetrieb zu tragen. Ohne eine solche Zusage der Banken können und dürfen wir den Betrieb aber nicht fortführen", sagte dazu der Insolvenzverwalter. Das Bundesland wird nun nicht nur die Arbeitsplätze verlieren, sondern auch die Landesbürgschaft über 14,4 Millionen Euro.

17.01.2024 14:59 Uhr

Freiberg: Größtes Solarmodulwerk Europas vor der Schließung

Die Schweizer Firma Meyer Burger Technology AG erwägt die Schließung ihres Solarmodulwerks im erzgebirgischen Freiberg. Die Meldung sorgte dafür, dass der Aktienkurs zeitweise um bis zu 47 Prozent einbrach.

Das Unternehmen rechnet für 2023 mit einem operativen Verlust von 126 Millionen Schweizer Franken bei einem Gesamtumsatz von 135 Millionen. Die 500 Mitarbeiter müssen nun um ihre Arbeitsplätze fürchten. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat bereits die Forderung nach einem Rettungspaket für die Solarindustrie erhoben.

Die Meyer Burger AG beabsichtigt, ihre Produktion in die USA zu verlagern. Vorerst bleibe die Herstellung der Solarzellen in Thalheim erhalten, bis entsprechende Anlagen in den USA errichtet seien. Laut Angaben der FAZ würden vermutlich diesbezüglich derzeit Gespräche mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz über eine Hermes-Bürgschaft für den Export geführt. Andere Teile des Unternehmens – wie der Maschinenbau sowie Forschung und Entwicklung – seien nicht betroffen.

Das Freiberger Werk ist das größte noch in Europa verbliebene Werk für Solarmodule. Die Schließung des Werks sei nach Aussagen von Meyer Burger erforderlich, falls die Bundesregierung "keine Maßnahmen ergreife, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen". Chinesische Überkapazitäten sowie Handelsbeschränkungen durch die USA und Indien würden dem schweizerischen Unternehmen in Deutschland Probleme bereiten. Die endgültige Entscheidung über das Schicksal der Produktion in Freiberg soll in der zweiten Februarhälfte fallen.

13.01.2024 20:24 Uhr

Nächste Modekette in Insolvenz: Wormland

Die Modekette Wormland, die bundesweit 12 Filialen betreibt, hat am Freitag in Hannover Insolvenzantrag gestellt. Die gestiegenen Kosten für Miete, Energie, Personal und Logistik sollen der Grund sein. Damit geht die nächste deutschlandweite Modekette in die Insolvenz.

Während des Insolvenzverfahrens werden die Gehälter der Mitarbeiter aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung bezahlt. Die Geschäfte sollen vorerst geöffnet bleiben. Genannt wird das, das Unternehmen zu erhalten. Ob das möglich ist, wird sich bis Sommer erweisen.

Für die meisten Orte würde eine endgültige Schließung der Filialen eine weitere Schwächung ihrer ohnehin zunehmend lückenhaften Innenstädte bedeuten, die bereits neben Modefilialisten auch Kaufhäuser und kleinere Einzelhändler verloren haben.

Zahl der Insolvenzen steigt drastisch

Das Statistische Bundesamt meldet für den Dezember einen weiteren drastischen Anstieg der beantragten Regelinsolvenzen. Im Vergleich zum Dezember 2022 stieg die Zahl der beantragten Insolvenzen um 12,3 Prozent. Schon im November war mit 18,8 Prozent ein starker Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. 

Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass damit seit Juni 2023 jeden Monat eine Zunahme im zweistelligen Bereich zu verzeichnen war. 

In den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 24,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Das Statistische Bundesamt weist zudem auf einen Verzögerungseffekt der Statistik hin. Zwischen Insolvenzantrag und Entscheidung des Insolvenzgerichts liegen meist mehrere Monate. Der Indikator hat daher stark nachlaufenden Charakter. Zudem werden nur Regelinsolvenzen erfasst. Geschäftsaufgabe wegen beispielsweise fehlender Rentabiliät aufgrund gestiegener Kosten werden nicht erfasst. Die Zahl der Geschäftsaufgaben liegt daher deutlich höher. 

10.01.2024 11:44 Uhr

Stimmung im Wohnungsbau fällt auf Allzeittief

Der Geschäftsklima-Index für den Wohnungsbau des Münchener Ifo-Instituts ist im Dezember auf ein Allzeittief seit 1991 gefallen. Die Stimmung erreichte nur noch -56,8 Punkte, nach -54,4 im November. Das ist laut Ifo der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung 1991.

Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Lage greife immer weiter um sich. Außerdem befürchteten die Unternehmen für das erste Halbjahr 2024 weitere Geschäftseinbußen. Ifo-Experte Klaus Wohlrabe erklärte:

"Obwohl die Zinsen für Baufinanzierungen zuletzt wieder gesunken sind, ist noch keine Entspannung in Sicht. Die außergewöhnlich schwachen Erwartungen zeigen, dass die Firmen aktuell keine Hoffnung haben. Die Perspektiven für 2024 sind düster."

Immer mehr Unternehmen klagten über Auftragsstornierungen. Die Verunsicherung der potenziellen Bauherren sitze tief. 22,1 Prozent der Befragten hätten im Dezember gestrichene Projekte beklagt, nach 21,5 Prozent im Vormonat. Über zu niedrige Auftragsbestände klagten mittlerweile 56,9 Prozent der Unternehmen.  

6.01.2024 13:40 Uhr

Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet für 2024 mit 80 Klinik-Insolvenzen

Für das Jahr 2024 rechnet die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mit bis zu 80 weiteren Klinik-Insolvenzen, teilte der DKG-Vorsitzende Gerald Gaß mit. Laut einem MDR-Bericht vom Samstag würden damit in diesem Jahr doppelt so viele Krankenhäuser dicht machen wie im Jahr 2023. Die DKG bezeichnet dies als neuen Rekord. Im vergangenen Jahr zählte sie bundesweit 33 abgeschlossene oder laufende Insolvenzverfahren bei Kliniken. Die Krankenhausgesellschaft wirft Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor, er würde diesen "kalten Strukturwandel" mit seiner Gesundheitspolitik befördern.

4.01.2024 17:53 Uhr

Inflation in Deutschland steigt deutlich

Die Inflation in Deutschland ist nach fünf Monaten Rückgang im Dezember erstmals wieder gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag nach einer ersten Schätzung mitteilte, kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 3,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im November war die Teuerungsrate noch auf 3,2 Prozent gefallen, den niedrigsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren. Im gesamten Jahr 2023 lag die Inflationsrate mit 5,9 Prozent auf dem zweithöchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Übertroffen wurde dies nur von einer Inflation von 6,9 Prozent im Jahr 2022.

Grund für den Anstieg am Jahresende soll ein "Sondereffekt" sein: Im Dezember 2022 übernahm der Staat einmalig die monatliche Abschlagszahlung für Erdgas und Fernwärme, um die Haushalte bei den Energiekosten zu entlasten. Dadurch verteuerte sich Haushaltsenergie etwa in Nordrhein-Westfalen diesmal um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, darunter insbesondere Fernwärme um 40,0 Prozent.

Die sogenannte Kerninflation, bei der stark schwankende Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, sank bundesweit von 3,8 auf 3,5 Prozent. Preistreiber blieben im Dezember die Nahrungsmittel, diese verteuerten sich um durchschnittlich 4,5 Prozent. Energie kostete 4,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Dienstleistungen verteuerten sich um 3,2 Prozent. Darüber hinaus hatten zuletzt wieder mehr Unternehmen angekündigt, ihre Preise erhöhen zu wollen.

Auch im neuen Jahr zeichnet sich bereits ab, dass für Verbraucher deutlich weniger im Geldbeutel bleiben dürfte. Grund dafür sind fast ausschließlich politische Entscheidungen der Ampel-Regierung: So dürften die Energiepreise im Januar zulegen, da der CO2-Preis von 30 Euro je Tonne nicht nur auf 40, sondern auf 45 Euro gestiegen ist. Außerdem ist die Gas- und Strompreisbremse zum Jahreswechsel ausgelaufen. Ferner müssen Kunden von Gas- und Fernwärmeversorgern wieder die volle Mehrwertsteuer von 19 statt der ermäßigten sieben Prozent bezahlen. Und auch für Restaurantbesuche werden nun wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer verlangt.

3.01.2024 12:22 Uhr

"Lila Bäcker" meldet Insolvenz an

Die ostdeutsche Bäckereikette "Lila Bäcker" ist insolvent. Laut Informationen des Amtsgerichts Neubrandenburg ist die Firma zahlungsunfähig, der Betrieb des Unternehmens laufe vorerst aber weiter.

Die Unternehmenssituation sorgt dafür, dass ein Drittel der rund 230 Filialen geschlossen wird. Rund 500 der 1.600 Mitarbeiter erhielten demnach ihr Entlassungsschreiben, so das Unternehmen am Dienstag. Die Backkette arbeitete mit Filialen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Die Entlassungen betreffen den Angaben zufolge vor allem die "Unser Heimatbäcker GmbH" mit der Produktion von Brot und Brötchen in Pasewalk sowie Filialen in allen vier Bundesländern und zugehörigen Cafés.

Viola Kaluza, Chefin der "Unser Heimatbäcker Holding GmbH", die als Lila Bäcker firmiert, teilte zu den Gründen mit:

"Eine Gesamtlösung für den Lila Bäcker scheiterte an schwierigen Marktbedingungen durch gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, unter denen auch andere Bäckereien leiden."

Das Unternehmen versuche nun über den Insolvenzverwalter möglichst die laufenden Filialen samt Angestellten weiter fortzuführen.

29.12.2023 12:35 Uhr

Bayerische Gemeinde verliert zwei Firmen wegen mangelnder Stromversorgung

Wie die Passauer Neue Presse (PNP) berichtet, verlor das Gewerbegebiet Hecketstall in der bayerischen Gemeinde Burgkirchen zwei ansiedlungswillige Firmen. Nach dem das Unternehmen Dyneon schloss, sagte nun auch ein spanisches Großrechenzentrum ab. Der Grund ist die mangelhafte Stromversorgung.

Eine Versorgung mit 50 Megawatt hätte sichergestellt sein müssen, wie die PNP berichtet. Bürgermeister Johann Krichenbauer sagte gegenüber der Zeitung:

"Aber weder die TenneT noch das Bayernwerk können den Strombedarf vor dem Jahr 2030 decken."

Erst in 2030 soll eine neue 380-kV-Leitung fertiggestellt werden. Um die 250 Arbeitsplätze hätten auf einem Gebiet von etwa zehn Hektar entstehen sollen, so PNP weiter. Krichenbauer fügte hinzu:

"Die spanische Firma kann nicht kommen, weil wir keinen Strom haben. Und das mitten im bayerischen Chemiedreieck, dem großen Hightech-Standort."

Laut dem Bericht konnte selbst das bayerische Wirtschaftsministerium, das die Gemeinde Burgkirchen extra eingeschaltet hatte, das Problem nicht lösen.

28.12.2023 21:00 Uhr

Altenburger Schnapsbrenner insolvent

Die "Altenburger Destillerie", die seit 70 Jahren besteht, hat beim Amtsgericht Gera vorläufige Insolvenz angemeldet. Der Betrieb läuft vorerst weiter. Die derzeit noch 30 Mitarbeiter werden auch entlohnt.

In guten Zeiten hatte die Firma etwa 60 Mitarbeiter, stellte bis zu 30 Millionen Flaschen Alkohol her und exportierte in rund 20 Länder. Die Brände und Liköre wurden vielfach ausgezeichnet. Selbst einen eigenen Whisky produziert das Unternehmen.

Als Ursache für die Insolvenz wurden unter anderem die steigenden Energiekosten und eine schwache Nachfrage genannt. Dies teilte Insolvenzverwalter Rolf Rombach am vergangenen Mittwoch mit. 

Signa: Die nächsten Insolvenzen beantragt

Wie sich bereits seit Wochen ankündigte, haben nun auch zwei zentrale Teile des Signa-Imperiums des Österreichers René Benko Insolvenz beantragt: die Tochterunternehmen Signa Prime Selection und die Schwester Signa Development Selection AG.

In Ersterer befinden sich einige der bekanntesten Gewerbeimmobilien Deutschlands, wie das Berliner KaDeWe. Der Wert der Immobilien soll bei 20 Milliarden Euro liegen. Allerdings war in letzter Zeit bereits bekannt geworden, dass für diese Immobilien viel zu hohe Mieten verlangt wurden und die Werte, mit denen sie in den Büchern stehen, nicht verlässlich sind.

Bei anderen Tochtergesellschaften von Signa waren unter anderem Sparkassen, Versicherungen und Pensionskassen beteiligt, die teils nicht abgesicherte Kredite gegeben hatten. Entsprechende Informationen werden vermutlich auch bezüglich der beiden nun insolventen Töchter bekannt werden. Der Einzige, der von den Insolvenzen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht betroffen sein wird, ist René Benko, der sein Privatvermögen in Gestalt einer Stiftung abgesichert hat.

25.12.2023 19:01 Uhr

Handelsverband Deutschland: Weihnachtsgeschäft 2023 schlechter als im Vorjahr 

Der deutsche Einzelhandel hat im Weihnachtsgeschäft 2023 etwa um 5 Prozent niedrigere Umsätze verzeichnet als im vergangenen Jahr. Stefan Genth, Der Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Deutschland (HDE) Stefan Genth wird von der Nachrichtenagentur dpa mit diesen Worten zitiert:

"Das Geschäft war leider deutlich schlechter als 2022 und verlief ohne große Impulse."

Laut seinen Angaben hätten zwei Drittel der Händler geringere Umsätze als im Weihnachtsgeschäft des Vorjahres erzielt und zeigten sich entsprechend unzufrieden. In einer Umfrage des Verbandes bei mehr als 350 Handelsunternehmen äußerte sich nur jeder Sechste zufrieden.

Bereits das Weihnachtsgeschäft 2022 war aus Sicht des HDE nicht gut. Insgesamt rechnet der HDE für November und Dezember 2023 mit Umsätzen von etwa 120 Milliarden Euro. Preisbereinigt entspreche das aber einem Rückgang um fünf bis sechs Prozent, schätzt Genth.

21.12.2023 13:35 Uhr

Konsum bricht ein: Weihnachtsgeschäft enttäuscht bislang

Inmitten des normalerweise umsatzträchtigen Weihnachtsgeschäfts hat sich die Lage bei vielen Einzelhändlern verschlechtert. Gründe dafür sind die andauernde Inflation, die hohen Energiekosten und die zahlreichen Belastungen der Bürger durch die Ampel-Koalition. Das entsprechende Barometer des Ifo-Instituts fiel im Dezember auf minus 12,1 Punkte, nach 8,8 Zählern im November, wie das Münchner Institut am Donnerstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Ifo-Experte Patrick Höppner sagte gegenüber dem Handelsblatt: "Das Weihnachtsgeschäft lief für viele Einzelhändler in den ersten Adventswochen nicht so gut wie erhofft". Auch die Erwartungen an die kommenden Monate haben sich weiter eingetrübt und bleiben überwiegend pessimistisch. 

Die Händler von Spielwaren und Unterhaltungselektronik sowie von Elektrotechnik und elektronischen Haushaltsgeräten schätzen ihre Geschäftssituation am Jahresende pessimistischer ein als im November. In diesen Bereichen wird mit dem Weihnachtsgeschäft ein besonders großer Anteil des Jahresumsatzes erzielt. 

Das Geld bei den Menschen sitzt weiterhin alles andere als locker. Mit einem Minus von voraussichtlich 0,6 Prozent wird die Bundesrepublik dieses Jahr als einzige der großen Volkswirtschaften im Euroraum schrumpfen.

20.12.2023 17:40 Uhr

Plauen, Bitterfeld und Leipzig betroffen: HAL-Gruppe meldet Insolvenz an

Der Aluminiumguss-Spezialist HAL-Guss hat Insolvenz angemeldet. Betroffen sind alle drei Gesellschaften: Automotive Plauen, Aluminiumguss Leipzig und die Aluminiumguss Bitterfeld GmbH, wie der vorläufige Insolvenzverwalter, die Kanzlei Danko, am Dienstag mitteilte. Der Geschäftsbetrieb geht demnach an allen Standorten der HAL-Gruppe in vollem Umfang weiter. Die Löhne und Gehälter der rund 120 Mitarbeiter sind vorerst über das Insolvenzgeld gesichert.

Der Verwalter des insolventen Gießereikonzerns wolle den Geschäftsbetrieb und "möglichst viele Arbeitsplätze" erhalten, hieß es. Derzeit verschaffe man sich einen Überblick über die wirtschaftliche Situation und prüfe die Sanierungsmöglichkeiten. Denkbar seien etwa eine Investorenlösung oder auch eine Einigung mit den Gläubigern. Einige wichtige Kunden seien bereit, weiter mit der HAL-Gruppe zusammenzuarbeiten. Dies sei eine "gute Basis für die Gespräche und Verhandlungen mit den Kunden".

HAL steht laut Danko wegen des Umstiegs von Verbrenner- auf Elektromotoren unter Druck. Hinzu kämen erheblich gestiegene Preise für Energie und Rohstoffe. In Bitterfeld werden im Gussverfahren Aluminiumteile produziert, in Plauen werden die Rohteile verarbeitet. Gefertigt werden Struktur-, Motor- und Getriebeteile für die Automobil- und Nutzfahrzeugbranche. Am Standort Leipzig sind administrative Funktionen der Gruppe gebündelt. Der Jahresumsatz der Gruppe betrug zuletzt rund 25 Millionen Euro.

Das 1883 gegründete Metallgusswerk Leipzig hatte sich in der DDR auf die Fertigung von Motorenkolben spezialisiert. Nach der Wende wurde der Betrieb privatisiert und firmierte unter dem Namen Hezinger Aluminiumwerk Leipzig GmbH (HAL). Im Jahr 2011 erwarb die Tübinger Beteiligungsgesellschaft SHS das Unternehmen sowie später die Aluminiumgießerei in Bitterfeld und die Serienfertigung der ehemaligen Werkzeugmaschinenfabrik in Plauen. Die Sandgussgießerei in Leipzig wurde 2019 geschlossen.

19.12.2023 12:05 Uhr

Signa, Halberstädter und Co.: 30 Prozent mehr Insolvenzen als im Vorjahr

2023 war eine Jahr der Firmenpleiten. Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle sagt: "Wir haben in diesem Jahr bei den Personen- und Kapitalgesellschaften etwa 30 Prozent mehr Insolvenzen gesehen, als das im Vorjahr der Fall war. Auch die Zahl betroffener Jobs ging nach oben. Wir sehen also nicht nur mehr Insolvenzen, wir sehen auch im Durchschnitt größere Insolvenzen."

Hauptgrund ist die miserable Wirtschaftspolitik der "Ampel"-Koalition: Nie da gewesene Sanktionen gegen Russland haben die Kosten für Energie in exorbitante Höhen getrieben, die "Corona-Krise" wirkt auch noch nach: Nicht zuletzt müssen viele Unternehmen nun die damaligen Hilfen an den Staat zurückzahlen. Zu den Unternehmen mit den bekanntesten Marken, die dieses Jahr die Segel streichen mussten, zählt die Signa Gruppe mitsamt Galeria Kaufhof und Sportcheck. Dazu kommen neben anderen die HALKO GmbH als bekannter Produzent der Halberstädter Würstchen und die Gigaset AG als bedeutender Hersteller von DECT-Telefonen. 

Der "von oben" verabreichte Lockdown hat bereits während der "Corona-Krise" viele Unternehmen an den Rand des Abgrunds gedrängt, und die zahlreichen Steuererhöhungen, die für 2024 anstehen, lassen auch für die Zukunft keine Besserung erhoffen. Besonders in der Gastronomie zittern viele wegen der Anhebung der Mehrwertsteuer von zeitweise 7 auf wieder 19 Prozent ab Januar. Die Bauern haben ihren Unmut über existenzbedrohende Subventionsstreichungen bereits am Montag in Berlin lautstark und schwer motorisiert verkündet.

18.12.2023 18:19 Uhr

Wirklich "überraschend"? Ifo-Geschäftsklimaindex im Sinkflug

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresende deutlich eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklima-Index sank im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Punkte auf 86,4 Zähler, teilte das Münchner ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte vermeintliche "Fachleute" hatten mit einem Anstieg auf 87,8 Punkte gerechnet. Im Oktober und im November hatte es jeweils minimale Aufwärtsbewegungen ‒ ausgehend von einer ökonomischen Talsohle ‒ gegeben. In der Industrie fiel der Geschäftsklimaindex merklich. "Insbesondere energieintensive Branchen tun sich schwer", erläuterte Fuest. 

In der Gastronomie sind "die Erwartungen regelrecht abgestürzt", erklärte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. "Zugleich gehen die Preiserwartungen durch die Decke." Grund dafür sei das Ende der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen zum Jahreswechsel: Dann werden wieder 19 statt der bislang 7 Prozent fällig. "Die Preise werden steigen in der Gastronomie", sagte Wohlrabe. Vielen ohnehin angeschlagenen Betrieben werde dies nach der "Corona-Krise" und der Sanktionsspirale gegenüber Russland den Rest geben.

Auch der Einzelhandel blicke alles andere als euphorisch auf das laufende Weihnachtsgeschäft. Im Bauhauptgewerbe fiel der Index sogar auf den niedrigsten Wert seit September 2005.

Zahl der Baugenehmigungen sinkt weiter

Die Zahl der Baugenehmigungen in der Bundesrepublik Deutschland ist auch im Oktober noch einmal deutlich gesunken. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurde der Bau von 22.500 Wohnungen genehmigt. Im Vergleich zum Oktober 2022 bedeutetet das einen Rückgang um etwa 2.900 Baugenehmigungen. Dies entspricht einem Minus von 11,5 Prozent. Der Rückgang sei vor allem auf den Mehrfamilienhausbau zurückzuführen.

Insgesamt wurden von Januar bis Oktober 2023 neu zu errichtende Wohngebäude mit 179.800 Wohnungen genehmigt. Das seien 29,8 Prozent oder 76.300 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum gewesen. Ein Anstieg war nur bei der Genehmigung von Wohnungen in Wohnheimen zu verzeichnen, hier wurden mit 7.900 neue Wohnungen nunmehr 1.500 oder 24 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum genehmigt.

Noch weniger Baugenehmigungen für Neubauwohnungen als derzeit seien in den ersten zehn Monaten eines Jahres zuletzt im Jahr 2012 erteilt (176.600) worden. 

Noch im vorigen Bundestagswahlkampf hatte Olaf Scholz (SPD) eine "Bau-Offensive" versprochen, um den Wohnungsmarkt zu entspannen. Zielmarge hierfür seien "mindestens 400.000 neue Wohnungen jedes Jahr". Dieses Ziel hatte die Bundesregierung sogar noch im Februar 2022 bekräftigt.

13.12.2023 18:01 Uhr

Audi: Allen Leiharbeitern in Neckarsulm wird gekündigt

Wegen einer "komplexen Marktsituation" werden im Audi-Werk Neckarsulm alle Zeitarbeiter entlassen. "Die Nachfrage nach Elektromodellen ist nicht so eingetroffen, wie wir das mal prognostiziert haben", erklärte Fred Schulze, der Werkleiter in Neckarsulm.

Nach Presseberichten sind davon 600 Beschäftigte betroffen. Die Stammbelegschaft von fast 15.000 Mitarbeitern vertraut auf eine Beschäftigungssicherung bis 2029. Allerdings könnten Teile der Belegschaft vorübergehend in Ingolstadt oder in anderen Bereichen eingesetzt werden.

Erst unlängst im September hatte der Mutterkonzern, die Volkswagen AG, entschieden, in Neckarsulm ab 2027 zwei elektrisch angetriebene Pkw-Luxusmodelle bauen zu lassen. Ob diese Pläne realistischer sind als die früheren Prognosen in diesem Bereich, wird sich erst noch erweisen müssen.

Damit wird der Stellenabbau in der deutschen Automobilindustrie und deren Zulieferbetrieben weiter fortgesetzt.

12.12.2023 18:19 Uhr

Deutscher Maschinenbau mit düsteren Aussichten für 2024

Die deutschen Maschinenbauunternehmen haben ihre ohnehin schon recht gedämpften Erwartungen für das kommende Jahr deutlich zurückgeschraubt. Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) meldeten, gehen die Maschinenbauer für 2024 von einem Produktionsrückgang um vier Prozent aus. Dies habe der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Dienstag mitgeteilt. Bisher sei die Branche von einem Minus von zwei Prozent ausgegangen. Die DWN zitieren den Präsidenten des VDMA Karl Haeusgen mit folgender Befürchtung:

"Die anhaltende Flaute der globalen Konjunktur hinterlässt auch im Maschinen- und Anlagenbau zunehmend deutlichere Spuren."

Der VDMA-Präsident äußerte sich anlässlich der Jahrespressekonferenz seines Verbandes  in Frankfurt. Durch die gute Auslastung der Produktionskapazitäten bis zum Sommer des Jahres werde der Rückgang im Jahresvergleich vermutlich nur ein Prozent betragen – statt der bislang prognostizierten zwei Prozent.

Traditionell sind die deutschen Maschinenbauer stark exportorientiert und entsprechend von der Nachfrage aus dem Ausland abhängig. In den ersten zehn Monaten des Jahres hatten die Firmen sogar 13 Prozent weniger Aufträgseingänge als im Vorjahreszeitraum.

Zwar gebe es noch ein gewisses "Auftragspolster",  doch dieses könne, so der Verbandssprecher, den Rückgang immer weniger auffangen:

"Eine echte Trendwende ist trotz erster zaghafter Signale einer Bodenbildung vorerst nicht in Sicht",

sagte der VDMA-Präsident.

Sorgen bereitet aufgrund der konjunkturellen Lage auch ein mögliches Nachlassen der Investitionen in den USA. Für China rechnet der Verband mit weiterhin schwacher Auftragslage. Dagegen fallen die Prognosen für Indien oder Mexiko günstiger aus. Allerdings seien diese Märkte für sich genommen nicht groß genug, um die schwindende Nachfrage auf anderen Märkten wettmachen zu können.

11.12.2023 15:20 Uhr

1.500 Stellen verschwinden bei Bosch

Der größte Automobilzulieferer der Welt plant nach Berichten der Automobilwoche, im kommenden Jahr 1.500 Stellen einzusparen. Betroffen sind die Standorte Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen.

Die Stellen sollen nicht über betriebsbedingte Kündigungen, sondern über Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen abgebaut werden, heißt es vom Unternehmen und seinem Betriebsrat. Im Sommer erst hatte Bosch zugesichert, bis 2027 keine Kündigungen im Automobilbereich vorzunehmen.

Allerdings trifft dieser Arbeitsplatzabbau ausgerechnet den Unternehmensbereich, der üblicherweise zuletzt angetastet wird: die Sparte Forschung und Entwicklung. Die Aussage einer Unternehmenssprecherin dazu: "Wir haben mit deutlich größeren Herausforderungen zu kämpfen als noch zu Jahresbeginn erwartet."

Kürzungen im Bereich Entwicklung sind immer ein sehr schlechtes Zeichen, weil sie darauf hindeuten, dass die Gesamtprognose für die Aussichten des Unternehmens sehr ungünstig ist. Es kann ein erstes Anzeichen für einen völligen Rückzug aus einem ganzen Sektor sein.

6.12.2023 12:14 Uhr

Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe bricht ein

Der reale Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe ist im Oktober 2023 gegenüber dem September saison- und kalenderbereinigt um 3,7 Prozent gesunken. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom Mittwoch hervor.

Im Dreimonatsvergleich lag der Auftragseingang von August bis Oktober 2023 um 4,6 Prozent niedriger als in den drei Monaten davor. Besonders zu Buche schlug die Entwicklung im Maschinenbau. Hier sanken die Aufträge im Oktober saison- und kalenderbereinigt um 13,5 Prozent. Auch die Auftragsrückgänge in der Metall- und der Automobilindustrie trugen zum negativen Gesamtergebnis bei. 

1.12.2023 14:50 Uhr

Zwei Drittel aller deutschen Maschinenbauer hat Teile der Produktion ins Ausland verlagert

Eine aktuelle Deloitte-Umfrage zeigt, dass bereits mehr als zwei Drittel der Firmen (67 Prozent) verlagert haben – in moderatem bis sehr starkem Umfang. Besonders in den wichtigen Branchen Maschinenbau/Industriegüter und Automobil beschleunigt sich diese Entwicklung. 69 Prozent geben hier an, in moderatem bis sehr starkem Umfang ausgelagert zu haben.

Derzeit verschieben die Unternehmen vor allem wenig komplexe Bereiche wie die Bauteilfertigung ins Ausland. Florian Ploner, Partner bei Deloitte und zuständig für den Industrie-Sektor sagt:

"Hier findet die Deindustrialisierung bereits in erheblichem Umfang statt. Wenn die Rahmenbedingungen so bleiben, werden sehr wahrscheinlich mehr Unternehmen folgen und zunehmend wichtigere Teile der Wertschöpfung abwandern."

Auf die Frage nach geplanten Verlagerungen verweisen jeweils ein Drittel der Befragten auf hochwertige Wertschöpfungsteile wie die Produktion im Allgemeinen (33 Prozent) oder die Vormontage (34 Prozent).

Im Moment zieht es die Unternehmen in etwa gleichen Teilen in andere EU-Länder, nach Asien und vor allem in die USA. 

30.11.2023 15:54 Uhr

Signa: Auch SportScheck muss Insolvenzantrag stellen

Die Schwierigkeiten der Signa-Holding manifestieren sich immer deutlicher. Nun hat die Sportausstatterfirma SportScheck einen Insolvenzantrag gestellt. Auslöser sind ausbleibende Zahlungen von Signa.

SportScheck war ursprünglich eines der ersten ganz auf Sport spezialisierten Kaufhäuser; das Mutterhaus in München bot auf mehreren Etagen alles – vom Abfahrtsski bis zum Zelt. Dann kam ein Versandhaus hinzu und inzwischen 34 Filialen quer durch Deutschland. Zuletzt wurde das 1946 gegründete Unternehmen im Jahre 2020 von Otto, einst 1991 übernommen, an die Signa-Holding weiterverkauft.

Ursprünglich sollte die Insolvenz mittels Übernahme durch eine britische Modekette vermieden werden. Jetzt heißt es, die Frasers Group wolle weiter übernehmen, aber erst einmal das Insolvenzverfahren abwarten. Das ergibt nur Sinn, wenn sich Frasers Hoffnung macht, nach einer Insolvenz noch günstiger einsteigen zu können.

Sowohl die Filialen wie auch der Onlinehandel sollen während des Insolvenzverfahrens weiterlaufen. Allerdings sind die Deutschen derzeit gar nicht in überschäumender Konsumlaune, und wie jeder andere Onlinehändler leidet auch SportScheck unter der Konkurrenz von Universal-Onlinehändlern wie Amazon.

29.11.2023 16:58 Uhr

Österreichische Eigentümerin der Galeria-Warenhauskette meldet Insolvenz an 

Die österreichische Signa Holding GmbH des Unternehmers René Benko will noch heute Insolvenz anmelden. Zur Signa-Gruppe gehört auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die letzte verbliebene große Warenhauskette in Deutschland.

Wie das Unternehmen in Wien am Mittwoch mitteilte, will es einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung stellen. Trotz "erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen" sei es nicht gelungen, die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung sicherzustellen, hieß es in der Meldung.

Ob und gegebenenfalls welche Auswirkungen die Insolvenz in Österreich auf die bereits stark dezimierte und unter Druck stehende deutsche Warenhauskette haben wird, ist zur Stunde nicht bekannt.

Wegen schlechter Wettbewerbsfähigkeit: Französischer Reifenhersteller Michelin schließt Werke in Deutschland 

Der französische Reifenhersteller Michelin schließt bis Ende 2025 seine deutschen Werke für Lkw-Reifen in Karlsruhe und Trier. Als Grund für diese Entscheidung werden "negative Faktoren am Standort Deutschland" angeführt. Zudem behindere günstigere Konkurrenz aus dem Ausland den Verkauf von Reifen aus deutscher Produktion, so ein Unternehmenssprecher am Mittwoch.

Außerdem kündigte das Unternehmen an, das deutschsprachige Kundenkontaktzentrum von Karlsruhe nach Polen zu verlagern. Der dritte deutsche Michelin-Standort in Homburg bleibe vorerst erhalten, die Produktion von Neureifen und Halbfertig-Produkten werde jedoch auch dort eingestellt. Insgesamt sind von dem Stellenabbau in Deutschland mehr als 1.500 Michelin-Beschäftigte betroffen.

Michelin ist bereits der zweite Reifenhersteller, der sich aus Deutschland zurückzieht. Mitte November hatte der US-Konzern Goodyear angekündigt, die Reifenproduktion in Fürstenwalde einzustellen und sein Werk in Fulda zu schließen. Bei Goodyear fallen rund 1.800 deutsche Arbeitsplätze weg.

Deutsche Bank, Ratingagenturen und Internationaler Währungsfonds warnen vor schwerer Krise in Deutschland

Deutschland ist bei der Entwicklung der Wirtschaftsleistung aktuell das Schlusslicht unter allen Industrieländern und offenbar das einzige Land weltweit, in dem das Bruttosozialprodukt sinkt. So schlecht es für das Land selbst ist, es könnte auch die Entwicklung der Weltwirtschaft gefährden, warnen Experten gleich mehrerer Institutionen und fordern von der Bundesregierung mehr Investitionen. 

So zitiert die Berliner Zeitung am Mittwoch einen Finanzanalysten der Ratingagentur Scope mit der Aussage, dass "die Investitionen des öffentlichen Sektors in Deutschland über mehrere Jahrzehnte hinweg deutlich niedriger als in anderen großen europäischen Volkswirtschaften" waren. Die Nettoanlageinvestitionen des öffentlichen Sektors in Deutschland beliefen sich in den letzten drei Jahrzehnten durchschnittlich auf nur 0,1 Prozent des BIP pro Jahr, zitiert der Bericht eine aktuelle Analyse der Ratingagentur. Damit blieb Deutschland weit hinter anderen großen Volkswirtschaften wie den Vereinigten Staaten (1,3 Prozent), Spanien (1,2), Großbritannien (0,7), Frankreich (0,6) und Italien (0,2) zurück. Um das auszugleichen, müsste die Bundesregierung jährlich mindestens 30 Milliarden Euro zusätzlich investieren, etwa in die Infrastruktur, den Bau, die Verkehrswege und die Wirtschaftsförderung.

Auch der Internationale Währungsfonds fordert die Bundesregierung zu Investitionen auf. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa sagte dem Handelsblatt am Freitag:

"Um Wachstum sicherzustellen, muss Deutschland in seine Infrastruktur, den grünen Umbau der Wirtschaft sowie in die Fähigkeiten seiner Bevölkerung investieren. Wir sprechen hier nicht über triviale Investitionen – vor allem, weil als Nächstes die wirtschaftliche Anpassung an die Künstliche Intelligenz ansteht." 

Analysten bei "Deutsche Bank Research" schlagen ebenso Alarm. Deutschland dürfte im zweiten Halbjahr eine technische Rezession verzeichnen, warnen sie in dem aktuellen Bericht "2024 Outlook. The Race Against Time". Die durch das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts erzwungenen Haushaltskürzungen im nächsten Jahr werden 2024 zu einem Rückgang des Jahreswachstums um zusätzliche 0,2 Prozent führen, schätzen die Analysten. Auch langfristig dürften die Zeiten nicht besser werden:

"Da das Potenzialwachstum in den nächsten zehn Jahren unter 0,5 Prozent fallen wird, werden die wirtschaftlichen Ressourcen extrem knapp werden, was die sozialpolitischen Risiken erhöht."

27.11.2023 11:00 Uhr

Zahl der Großinsolvenzen in Deutschland steigt

Laut einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade (bis 2022: Euler Hermes) kommt es in der deutschen Wirtschaft zu mehr Insolvenzen – zunehmend auch bei größeren Firmen. Maxime Lemerle, Insolvenzexperte des Unternehmens, erklärte:

"Die großen Insolvenzen sind in diesem Jahr zurückgekehrt und nehmen Kurs auf den Höchststand aus 2020."

Großinsolvenzen sind für die Allianz Trade Pleiten von Unternehmen, die jährlich mindestens 50 Millionen Euro umsetzen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres verzeichnete das Unternehmen bereits 45 Großinsolvenzen. Im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres waren nur 26 Fälle gezählt worden, 2021 sogar nur 17. Für 2020, das Jahr der Coronakrise, zählte man insgesamt 58 Großinsolvenzen – davon 44 in den ersten neun Monaten.

Besonders viele Großinsolvenzen gab es im Einzelhandel (zwölf), bei Krankenhäusern (sechs) und im Maschinenbau (fünf). Die Baubranche verzeichnete zwar "nur" drei Großinsolvenzen, war aber insgesamt am schwersten von Insolvenzen betroffen – gefolgt vom Einzelhandel und Dienstleistungssektor.

24.11.2023 20:23 Uhr

Deutsche Signa-Tochter ist insolvent

Die Signa-Gruppe des österreichischen Immobilien- und Kaufhausunternehmers René Benko rutscht in eine finanzielle Krise. Laut einem Bericht des Magazins Der Spiegel hat die erste Firma des komplexen Gebildes aus weit über 1.000 Firmen Insolvenz angemeldet. Am Freitagnachmittag hat die Signa Real Estate Management Germany beim Amtsgericht Charlottenburg einen offiziellen Antrag auf Konkurs gestellt. Betroffen ist eine Deutschlandtochter der Signa Prime Selection, in der Benko wertvolle Bestandsimmobilien gesammelt hat. Dem Bericht ist weiterhin zu entnehmen, dass Signa wohl mehrere Insolvenzanträge vorbereite. In einem Schreiben heißt es demzufolge:

"Sehr geehrte Damen und Herren, in unserer Eigenschaft als Geschäftsführer der Signa Real Estate Management Germany GmbH […] beantragen wir ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Antragstellerin wegen Zahlungsunfähigkeit zu eröffnen […]"

Demnach ist Signa Prime womöglich nicht mehr in der Lage, ihre Tochterfirmen mit ausreichend Finanzmittel zu versorgen. Die Signa Real Estate Germany gehört zu der 100-prozentigen Prime-Tochter Signa Real Estate Management GmbH. Zuletzt war bekannt geworden, dass Signa bis Jahresende Hunderte von Millionen Euro benötigt. Von den Gesellschaftern gibt es dennoch kein frisches Geld.

Signa gehören unter anderem das Hamburger Hochhausprojekt Elbtower, das Luxuskaufhaus KaDeWe, der Upper West Tower an der Gedächtniskirche in Berlin sowie die Kaufhäuser Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München.

Gütersloh: Miele baut Stellen am Stammsitz ab

Der Hausgeräte-Hersteller Miele muss wegen eines Nachfragerückgangs in seinem Waschmaschinen-Werk in Gütersloh Personal abbauen. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, müsse man "die Produktionsplanung anpassen". Dabei bezog man sich auf die Waschmaschinen-Fertigung am Stammsitz in Gütersloh. In einem Teilbereich des Waschmaschinen-Werks mit 1.300 Beschäftigten wird demnach zum Jahreswechsel von drei auf zwei Schichten umgestellt.

Das Management will Medienberichten zufolge auf "Freiwilligkeit" setzen: Der Personalabbau in dem Werk soll unter anderem über Abfindungen erfolgen, befristete Verträge sollen zudem nicht verlängert werden. Wie viele Jobs wegfallen sollen, wurde nicht mitgeteilt. Parallel zum nachfragebedingten Personalabbau läuft bei Miele zudem ein mehrjähriges Programm, in dessen Rahmen Jobs im Gütersloher Waschmaschinen-Werk auf lange Sicht wegfallen. In einem 2019 eröffneten Standort in Polen werden hingegen Jobs aufgebaut.

In der Corona-Krise gehört Miele noch zu den Gewinnern, da die Menschen Lockdown-bedingt nicht auf Reisen gingen, sondern vermehrt in ihr Zuhause investierten. Davon profitierte das Unternehmen als Hersteller von Waschmaschinen, Trocknern und Staubsaugern, doch seit dem vergangenen Jahr bekommt auch Miele die hohe Inflation und die schwächelnde Konjunktur zu spüren. Der Konzern hat weltweit rund 23.000 Beschäftigte, etwa die Hälfte davon in Deutschland. In Gütersloh arbeiten rund 5.600 Menschen für das Unternehmen.

VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden muss vom Genossenschaftssektor gestützt werden 

Die Thüringer VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden benötigt Hilfe aus dem Sicherungsfonds der Genossenschaftsbanken. Das berichtet das Handelsblatt. Derzeit werde noch geprüft, welchen Verlust das Institut für 2022 ausweisen werde, zitiert das Blatt einen Anwalt, der den Aufsichtsrat der Bank berät.

Die Bank wurde durch ihre umstrittene Geschäftspolitik bundesweit bekannt. Anders als andere Genossenschaftsbanken setzt sie weniger auf das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft und engagiert sich stärker bei der Finanzierung von Immobilien und Energieprojekten. 

Weil die VR-Bank auch Kredite an Fußballvereine vergibt, heuerte sie vor fünf Jahren den früheren Nationalspieler Stefan Effenberg an, um Risiken im Fußballsektor besser einschätzen zu können. Das brachte ihr die Bezeichnung "Effenberg-Bank" ein.

Das Geldinstitut liegt seit Jahren im Konflikt mit der Finanzaufsicht Bafin und dem Genossenschaftsverband BVR, der die Sicherungssysteme der insgesamt rund 700 Volks- und Raiffeisenbanken verwaltet. Beim BVR herrsche wegen der schwierigen Lage der Bank große Aufregung, so das Handelsblatt. Die Bafin will laut der Zeitung einen Sonderbeauftragten bei dem Institut einsetzen.

23.11.2023 14:34 Uhr

Exporte in Drittstaaten brechen im Oktober weiter ein

Das Statistische Bundesamt meldet weiterhin negative Zahlen für die deutsche Wirtschaft. Nach vorläufigen Angaben sind die Ausfuhren in Drittstaaten im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat kalender- und saisonbereinigt um 6,6 Prozent gefallen. 

Gegenüber China gingen die Ausfuhren nicht bereinigt um 6,7 Prozent zurück. Sie sanken von 8,5 auf 7,9 Milliarden Euro. Demgegenüber hat sich die wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA weiter erhöht. Die Ausfuhren nahmen um 2,3 Prozent zu und erreichen jetzt einen Wert von 14,3 Milliarden Euro.

Das Statistische Bundesamt informierte zudem über den inzwischen marginalen Export nach Russland. Schon im vergangenen Oktober wurden nach Russland nur noch Waren im Wert von 1 Milliarde ausgeführt. Dieser Betrag sank weiter auf nun nur noch 0,6 Milliarden Euro. Rechnerisch entspricht das einem Minus von 37,3 Prozent.  

22.11.2023 09:45 Uhr

BDI: Unternehmen durch Haushaltskrise extrem verunsichert

Die deutsche Industrie hat die Bundesregierung angesichts der Haushaltskrise vor dem Aufschub wichtiger Investitionen gewarnt. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte laut dem Sender ntv:

"Die deutsche Industrie sieht die aktuelle politische Lage mit größter Sorge."

Die zahlreichen offenen Fragen nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts verunsicherten die Unternehmer "in einer ohnehin schwierigen wirtschaftlichen und globalen Situation extrem".

Russwurm forderte von der Regierung baldige Klarheit über den tatsächlichen Umfang der finanziellen Folgen des Urteils. Daraufhin brauche es einen Plan zur Bewältigung der Situation. Auch grundsätzliche Fragen müssten gestellt werden:

"Es ist dringend notwendig, auf allen Politikfeldern, insbesondere bei der Transformation zur Klimaneutralität, zu prüfen, ob die gewählten Konzepte weiter tragen."

Der BDI neben der Bundesregierung auch die Opposition in der Pflicht. Bundesregierung und Opposition müssten konstruktiv zusammenarbeiten. Es sei nicht die Zeit für parteipolitisch motivierte taktische Manöver.

18.11.2023 14:29 Uhr

1.800 Arbeitsplätze betroffen: Goodyear schließt 2025 Werk in Fulda – und 2027 Werk in Fürstenwalde

Wie die hessenschau berichtet, will der Reifenhersteller Goodyear sein Werk in Fulda im Herbst 2025 nun doch komplett schließen. Im Sommer des Jahres hatte es noch geheißen, die Hälfte der Stellen könnte erhalten bleiben. Rund 1.050 Arbeitsplätze gehen verloren.

Außerdem will Goodyear seinen Betrieb im brandenburgischen Fürstenwalde bis Ende 2027 schließen. Dort sind derzeit 750 Mitarbeiter beschäftigt.

Der hr zitiert aus einer Stellungnahme des Unternehmens:

"Dies ist eine schwierige, aber notwendige Entscheidung, um Überkapazitäten zu reduzieren und unsere Produktionsstruktur mit der Nachfrage in Einklang zu bringen."

Die Betriebsschließungen sollen die "Kostenstruktur verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität langfristig sichern", wie der Sender die Unternehmensziele zusammenfasst.

Das Werk in Fulda besteht seit über 100 Jahren. Bereits 2019 wurden dort 450 Arbeitsplätze gestrichen, im Hanauer Goodyear-Werk sogar 600.

Von gewerkschaftlicher Seite wurden Vorwürfe gegen den Konzern erhoben. Anne Weinschenk von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) habe erklärt:

"Wir sind in Verhandlungen gegangen, und die hat der Arbeitgeber irgendwann einfach abgebrochen."

Gespräche über einen Sozialplan seien gescheitert.

Noch-Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 89/ Die Grünen) habe sich "erstaunt und verwundert" gezeigt.

Goodyear beschäftigt in Deutschland noch über 5.000 Mitarbeiter, weltweit 74.000 in 23 Ländern. Zu den Marken zählen Goodyear, Dunlop und Fulda-Reifen. Letztere soll erhalten bleiben, aber an anderen Standorten produzieren.

17.11.2023 21:21 Uhr

Weitere schlechte Wirtschaftsdaten vom Statistischen Bundesamt

Der Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe ist, wie das Statistische Bundesamt meldet, im September im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr sogar um 5,4 Prozent zurückgegangen. Der durchschnittliche Auftragsbestand reicht für sieben Monate.

Seit dem Höhepunkt des Auftragsbestands im Jahr 2022 gehen vor allem die Auslandsaufträge deutlich zurück. Sie lagen im Mai 2022 bei 158 Prozent des bereinigten Werts von 2015, gingen aber seitdem um elf Prozent zurück.

Noch deutlich ungünstiger ist die Entwicklung in der Bauwirtschaft. Im September wurde in Deutschland noch der Bau von 19.300 Wohnungen genehmigt. Damit lag die Zahl um ganze 29,7 Prozent unter der vom September 2022. Der stärkste Rückgang fand sich bei Zweifamilienhäusern: In der Zeit von Januar bis September 2023 wurden ganze 51,9 Prozent weniger genehmigt als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bei Einfamilienhäusern lag der Rückgang bei 38,4 Prozent, bei Mehrfamilienhäusern bei 27,2 Prozent. Lediglich bei Wohnheimen konnte ein Anstieg der Genehmigungen um 8,4 Prozent verzeichnet werden.

Allerdings bedeutet eine erteilte Baugenehmigung in der derzeitigen Lage der Bauwirtschaft noch nicht, dass der genehmigte Bau tatsächlich errichtet wird. Schließlich steigt auch die Zahl der abgesagten Bauaufträge immer weiter.

Habeck: "Müssen Industrie erneuern, indem wir sie grün machen"

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat erklärt, dass das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts Arbeitsplätze bedrohe. Die 60 Milliarden Euro fehlten nicht nur beim "Klimaschutz", so der Kinderbuchautor, sondern auch für die Transformation und die Unterstützung der Industrie.

Dadurch seien Arbeitsplätze bedroht. Es sei Kern der Arbeit der Bundesregierung, den Wohlstand und die Wertschöpfung in Deutschland zu erneuern. Habecks Lösung: Die Industrie transformieren, "indem wir sie grün machen".

15.11.2023 15:04 Uhr

Schwäbischer Maschinenbauer schickt Teile der Belegschaft in Kurzarbeit

Der Maschinenbauer Stihl hat am Hauptsitz in Waiblingen, Rems-Murr-Kreis, und in Weinsheim, Rheinland-Pfalz, für Teile der Belegschaft Kurzarbeit angemeldet. Das schwäbische Familienunternehmen mit weltweit über 19.000 Angestellten ist vor allem für die die Herstellung von Motorsägen und Gartengeräten bekannt.

Laut Medienberichten sind die Gründe für die Kurzarbeit die gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Personal sowie die nachlassende Kaufkraft. Wie viele Mitarbeiter genau und für wie lange in Kurzarbeit gehen sollen, wurde nicht mitgeteilt.

Anfang 2022 hatte Stihl für die mehr als 5.700 Beschäftigten des deutschen Stammhauses eine Beschäftigungsgarantie bis 2025 vereinbart. Im gleichen Zeitraum wollte das Unternehmen laut eigenen Angaben rund 200 Millionen Euro investieren.

Im September 2023 hatte Stihl schließlich mitgeteilt, dass man von den weltwirtschaftlichen Probleme eingeholt worden sei, man aber weiteres Wachstum plane.

14.11.2023 22:18 Uhr

E-Autos: Nachfrage viel schwächer als erwartet

VW hat binnen kurzer Zeit bereits zum zweiten Mal auf die schwache Nachfrage für Elektrofahrzeuge reagiert und seine Produktion heruntergefahren. Das Werk in Zwickau, das als erstes komplett auf E-Auto-Produktion umgestellt wurde, hatte bereits im Oktober eine von zwei Fertigungsstraßen stillgelegt. Jetzt wurde bekannt, dass auch die zweite nicht mehr in drei, sondern nur noch in zwei Schichten betrieben wird.

Mittlerweile werden zwar auch an anderen Standorten Elektrofahrzeuge produziert, aber die Größe der Produktionsanlagen in Zwickau gibt dennoch die ursprünglich erwartete Entwicklung wieder. Die tatsächliche Nachfrage entspricht also ungefähr einem Drittel der erwarteten.

Ein derartiger Einbruch hat natürlich Folgen für die Zulieferindustrie, die dann ebenfalls ihre Produkte nicht mehr absetzen kann. Bei VW in Zwickau selbst werden bereits befristete Arbeitsverträge nicht mehr verlängert.

Im August ein Drittel mehr Insolvenzen

Das statistische Bundesamt hat die die endgültigen Zahlen für Insolvenzen im August veröffentlicht.Dabei ergab sich abschließend eine Zunahme um 35,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat August. Gleichzeitig wurden die vorläufigen Zahlen der Insolvenzanträge für Oktober veröffentlicht. Im Vergleich zum Oktober 2022 sind sie um 22,4 Prozent gestiegen.

Der zeitliche Abstand zwischen der Veröffentlichung der vorläufigen und der endgültigen Zahlen ergibt sich aus dem Bearbeitungsablauf bei den Amtsgerichten. Erst mit den endgültigen Zahlen gibt es auch einen exakten Überblick über das Ausmaß der Insolvenzen. Dieses ist allerdings noch beunruhigender als allein die Zunahme im Jahresvergleich. Während im August 2022 die gemeldeten Forderungen von Gläubigern 0,8 Milliarden Euro betrugen, waren es für die im August 2023 gemeldeten Insolvenzen jetzt bereits 1,8 Milliarden Euro. Damit stieg der Betrag an Forderungen pro Insolvenzverfahren auf 1,15 Millionen Euro, was ein Anzeichen dafür ist, dass auch die Größe oder die Überschuldung der insolventen Unternehmen wächst.

Die Zahl von Verbraucherinsolvenzen stieg im August ebenfalls, und zwar um 8,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Allerdings ist diese Zahl nur begrenzt aussagefähig. Die Privatinsolvenzen steigen nicht nur üblicherweise zeitversetzt nach den Firmeninsolvenzen, sondern eine Privatinsolvenz kann auch nur mit einem Termin bei einer Schuldnerberatung eingeleitet werden, und die Anzahl der dafür verfügbaren Termine steigt nicht mit dem tatsächlichen Bedarf an Beratungsterminen.

Zwar wurden gleichzeitig zwischen Januar und Oktoberbeginn 2023 etwa 2,5 Prozent mehr Betriebe neu gegründet, die "auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen", aber es gaben in demselben Zeitraum etwa 11,4 Prozent mehr derartige Betriebe ihre Geschäftstätigkeit auf.

13.11.2023 21:03 Uhr

Financial Times: Krise der deutschen Bauwirtschaft als "perfekter Sturm"

Inzwischen löst sogar im Ausland der Einbruch im deutschen Wohnungsbau Besorgnis aus. Die britische Financial Times (FT) befürchtet, ein völliger Zusammenbruch würde sich auf die gesamte EU negativ auswirken.

Das Blatt zitiert einen Bauunternehmer, der vom "perfekten Sturm" sprach. Die um 40 Prozent gestiegenen Preise im Baugewerbe haben in Kombination mit den gestiegenen Zinsen den schon zuvor lange auf Sparflamme in Deutschland arbeitenden Wohnungsbau fast völlig zum Stillstand gebracht. Von Quartal zu Quartal würden in diesem Jahr Bauaufträge und Bauleistungen zurückgehen.

Im Jahr 2022 betrug der Anteil des Baugewerbes an der Bruttowertschöpfung noch 5,7 Prozent. Das ist immer noch genug, um eine gesamtwirtschaftliche Krise auszulösen oder noch zu verstärken.

Dabei lässt die FT andere, zusätzliche Unsicherheiten außen vor, wie sie etwa durch das Heizungsgesetz bewirkt werden.

Zwei von fünf Deutschen brauchten finanzielle Unterstützung

Mehr als jeder zweite Deutsche (55 Prozent) hat weniger Geld als letztes Jahr, noch fast die Hälfte selbst derjenigen mit einem Einkommen über 4.000 Euro macht sich Sorgen um die Zukunft, und jeder fünfte Deutsche hat seine Rücklagen bereits aufgebraucht – die Ergebnisse der jüngsten Verbraucherumfrage der Schufa stimmen nicht optimistisch.

Dabei stimmen die subjektive Sicht und die objektiven Daten überein. Jeder Dritte (32 Prozent) hat nach eigenen Angaben zwar die Bezahlung von Rechnungen herausgezögert, und jeder Fünfte hat sich Geld bei Verwandten und Freunden geliehen (weitere 20 Prozent brauchten staatliche Hilfe), aber die deutlichste Reaktion lässt sich genau so auch in der Entwicklung der realen Einzelhandelsumsätze wiederfinden: 74 Prozent gaben an, sich beim Konsum einzuschränken. Ursachen für Unsicherheit und Sorgen sind zu 74 Prozent die Energiekosten, zu 73 Prozent Inflation, 65 Prozent fürchten eine Wirtschaftskrise und 44 Prozent Arbeitslosigkeit.

"Die Menschen haben ihr Konsumverhalten an die gestiegenen Preise angepasst, sie kaufen schlicht weniger ein", erklärte dazu Schufa-Vorstand Dr. Ole Schröder.

"Unsere Umfrage zeigt aber auch, dass viele Menschen aktuell kein Geld zur Seite legen können, die Reserven weiter aufgebraucht sind und zunehmend finanzielle Unterstützung benötigt wird, um über die Runden zu kommen."

Mehrwertsteuererhöhung: DEHOGA warnt vor Firmensterben

Vor der für den Januar geplanten Anhebung des Mehrwertsteuersatzes von 7 auf 19 Prozent in Restaurants hat die Gastronomiebranche die Ampelkoalition vor den möglichen Folgen gewarnt. Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbandes DEHOGA, sagte der Rheinischen Post:

"Weniger Gäste, weniger Umsatz, weitere Betriebsaufgaben, Umsatzverluste bei Lieferanten und Partnern, Arbeitsplatzverluste und eine Verlagerung der Umsätze hin zu To-Go und Lieferdiensten wie Supermärkten sind programmiert."

Hartges beklagte, dass die Gastronomie gegenüber Einzelhandel und Lieferdiensten benachteiligt werde:

"Es kann doch nicht sein, dass ab 1. Januar nur das Essen in unseren Restaurants wieder mit 19 Prozent besteuert wird, für die Essenslieferung, für Essen-To-Go und Fertiggerichte aus dem Supermarkt aber weiterhin sieben Prozent gelten. 19 Prozent für das Essen auf dem Porzellanteller, sieben Prozent für verpacktes Essen – Steuerfairness sieht anders aus." 

Restaurants und Cafés müssten für Gering- und Normalverdiener bezahlbar bleiben. Sie trügen außerdem zur Lebensqualität und zur Attraktivität der Innenstädte und des ländlichen Raumes bei. Derzeit gebe es in 23 der 27 EU-Staaten einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie. Die Koalition soll bei den abschließenden Haushaltsverhandlungen in der kommenden Woche entscheiden, ob der Steuersatz in der Gastronomie, wie bislang vorgesehen, im Januar 2024 tatsächlich angehoben wird.

Schluss nach 250 Jahren: Eisenwerk Hasenclever insolvent

Und noch einen Automobilzulieferer hat es erwischt. Die Gießerei Hasenclever & Sohn in Battenberg, Hessen, Zulieferer unter anderem für BMW, Ford, Porsche und Audi, hat Insolvenz angemeldet. Als Grund werden unter anderem höhere Energiekosten genannt.

Das Unternehmen mit rund 840 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 172 Millionen Euro nennt sich selbst "Technologie- und Qualitätsführer im Bereich der Fertigung hoch temperaturfester Abgaskomponenten." 2,5 Millionen Gussteile wurden bisher pro Jahr produziert.

Die 1773 gegründete Firma war 2010 bereits einmal in die Insolvenz geraten und damals durch eine Bürgschaft des Landes Hessen in Höhe von 7,5 Millionen Euro gerettet worden. 2021 war dem Unternehmen noch eine stabile Finanzlage bescheinigt worden.

10.11.2023 11:25 Uhr

Energieverbrauch der deutschen Industrie sinkt drastisch

Die Industrie in Deutschland hat im Jahr 2022 3.562 Petajoule Energie verbraucht, 9,1 Prozent weniger als im Jahr 2021. Das meldet das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag.

Wie die Behörde weiter mitteilt, wurden fast neun Zehntel davon (89 Prozent) für die Strom- und Wärmeerzeugung verwendet. Die übrigen 11 Prozent dienten vor allem in Form von Mineralölprodukten und Erdgas als Grundstoff zum Beispiel zur Herstellung von Chemikalien, Düngemitteln oder Kunststoffen.

Erdgas blieb dabei mit einem Anteil von 28 Prozent der am meisten verwendete Energieträger in der Industrie – trotz eines Rückgangs von 17,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es folgen Strom (21 Prozent), Mineralöle und Mineralölprodukte (18 Prozent) und Kohle (15 Prozent).

Das Statistische Bundesamt begründet den drastischen Rückgang beim Energieverbrauch mit den deutlich gestiegenen Energiepreisen. Insbesondere energieintensive Industriezweige hätten ihre Produktion spürbar zurückgefahren.

9.11.2023 11:33 Uhr

Olaf Scholz: Warnungen vor Deindustrialisierung sind "Kassandrarufe"

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat den immer lauter werdenden Warnungen vor einer umfassenden Deindustrialisierung Deutschlands widersprochen. Anlässlich der Eröffnung einer Fabrik für Elektrolyse-Geräte in Berlin-Moabit schrieb der vergessliche Kanzler in einem Post auf X/Twitter am Mittwoch:

"Die Kassandrarufe von der vermeintlichen Deindustrialisierung Deutschlands führen in die Irre. Mit Energieproduktion lässt sich Geld verdienen - auch in der klimaneutralen Zukunft. Ich wünsche Siemens Energy viel Erfolg zum Start der GIGA-Factory für Elektrolyseure in Berlin!"

Die Kommentare waren überwiegend nicht freundlich. Ein Nutzer schrieb:

"Wo bleibt denn das von Ihnen versprochene, neue Wirtschaftswunder mit DOPPELWUMMS ?! Die Deindustrialisierung findet doch schon längst statt. Jeder sieht es, nur Olaf hat es schon wieder vergessen."

7.11.2023 12:15 Uhr

Deutsche Industrie auch im vierten Quartal von Rezession bedroht

Die Produktion deutscher Unternehmen ist im September stark zurückgegangen. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, stellten Industrie, Bau und Energieversorger zusammen 1,4 Prozent weniger her als im August. Für die exportabhängige Industrie ergab sich ein Rückgang um 1,7 Prozent. Die Energieerzeugung sank ebenfalls um 1,7 Prozent. Die Bauproduktion blieb unverändert. Im August lag der Rückgang in den drei Bereichen zusammen bei nur 0,1 Prozent.

Damit droht der deutschen Wirtschaft auch für das vierte Quartal eine Rezession. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Minus von nur 0,1 Prozent gerechnet. Der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, kommentierte, dass von der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr "nicht allzu viel" zu erwarten sei, und vermutlich auch nicht im kommenden Jahr, da es bislang an "positiven Impulsen für einen Trendwechsel" fehle.

Wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo mitteilte, konnte das Geschäftsklima in der Chemieindustrie im Oktober nur leicht steigen, von -18,7 Punkte im Vormonat auf -15,3 Punkte. Die Einschätzungen zur Geschäftslage blieben nahezu unverändert negativ. Die Geschäftserwartungen verbesserten sich leicht, die Auftragslage verschlechterte sich. Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf kommentierte, dass das Geschäftsumfeld für die deutsche Chemie "sehr herausfordernd" bleibe.

6.11.2023 15:35 Uhr

"Immer schlimmer" – Lage im Wohnungsbau spitzt sich zu

Die Stornierungswelle im Wohnungsbau ebbt nicht ab. Wie das Münchener ifo-Institut meldete, meldeten 22,2 Prozent der Unternehmen im Oktober gestrichene Projekte. Im September waren es noch 21,4 Prozent.

ifo-Experte Klaus Wohlrabe kommentierte:

"Es wird immer schlimmer, mehr und mehr Projekte scheitern am gestiegenen Zinsniveau und den teuren Baupreisen. Das Neugeschäft im Wohnungsbau ist weiterhin sehr schwach, die Auftragsbestände der Firmen schmelzen ab."

Bereits 48,7 Prozent der Unternehmen berichteten über Auftragsmangel – nach 46,6 Prozent im September. Im Vorjahresmonat lag der Anteil noch bei 18,7 Prozent. Er ist damit in nur einem Jahr von einem knappen Fünftel auf eine knappe Hälfte gestiegen. Wohlrabe weiter:

"Fast jeder zweite Betrieb im Wohnungsbau leidet mittlerweile unter Auftragsmangel und es werden jeden Monat mehr. Für einige wird die Situation bedrohlich, jedes zehnte Unternehmen meldete bereits Finanzierungsschwierigkeiten. Der Ausblick für den Wohnungsbau bleibt finster, die Unternehmen stimmen sich auf harte Zeiten ein."

"Heizungsgesetz wirkt im Osten wie ein Sargnagel für den Immobilienmarkt"

Die Immobilienpreise in Ostdeutschland fallen, besonders drastisch im ländlichen Raum. Das berichtete das Burda-Magazin Focus in einem längeren Beitrag am Wochenende. Demnach sänken die Preise immer weiter. Das Problem bestrafte nicht nur den Osten, sondern alle Lagen mit "schlechtem Sanierungszustand".

Das Blatt zitiert einen Immobilienunternehmer mit der Aussage:

"Das Heizungsgesetz der Ampel-Regierung wirkt im ländlichen Teil Ostdeutschlands wie ein Sargnagel für den Immobilien-Markt."

Schlechte Verkäuflichkeit plus Sanierungskosten seien ein massives Problem, von dem der Osten besonders betroffen sei. Der vom Bund  in Aussicht gestellte Zuschuss von 30 Prozent der Kosten sei nur "ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn die Kosten fast so hoch sind wie der Verkaufswert."

3.11.2023 11:40 Uhr

Automobilzulieferer: Ein Drittel will verlagern, 40 Prozent entlassen

Hohe Energiekosten, eine schlechte Absatzlage und zunehmende Bürokratie geben die Betriebe der Automobilzulieferer und der Bushersteller als Grund an, warum sie Produktion aus Deutschland verlagern wollen. Nach einer Umfrage des Verbands der Automobilindustrie beabsichtigen das 35 Prozent der befragten Mitglieder. Zusätzliche 14 Prozent wollen ihre Investitionen in Deutschland verringern.

41 Prozent klagen inzwischen über Auftragsmangel (im Mai waren das noch 22 Prozent), und 40 Prozent wollen inzwischen die Beschäftigung in Deutschland reduzieren – kein Wunder, da doch 59 Prozent erwarten, dass die Lage im kommenden Jahr nicht besser wird, und ein ganzes Viertel von einer Verschlechterung ausgeht.

Hauptziel der Verlagerungsabsichten sind andere EU-Länder, danach folgen Asien und die Vereinigten Staaten.

Die Klagen über zunehmende Bürokratie dürften unter anderem durch EU-Vorgaben ausgelöst sein; die Formulierung in der Presseerklärung des Verbands lautet "Aufwand für nicht wertschöpfende Berichte".

2.11.2023 15:05 Uhr

EU zum Glasfaserausbau in Deutschland: "Sehr schwere Mängel"

Wunsch und Wirklichkeit klaffen in Deutschland in vielen Bereichen weit auseinander. Ein Bereich ist die Digitalisierung und dort der Ausbau des Glasfaser-Netzes. Bis 2030 wollte Deutschland eigntlich flächendeckend Glasfaser-Anschlüsse bereitstellen, bekundet die Gigabit-Strategie der Bundesregierung. Branchenkenner halten den Zielzeitpunkt inzwischen allerdings nicht mehr für erreichbar. 

Ein Glasfaser-Netz ist notwendig, um durch ein fest verlegtes Netz besonders hohe Geschwindigkeiten bei der Übertragung von Daten erreichen. Die Übertragung über Glasfaser ist um ein Zigfaches schneller als die Übertragung über Kupferkabel. Zudem sind Glasfasern als Lichtwellenleiter weniger störanfällig. 

Deutschland hinkt beim Ausbau schon lange hinter den selbstgesteckten Zielen her. Inzwischen ist der Abstand so groß, dass die Europäische Union Alarm schlägt. Während in Südkorea und Japan bereits über achtzig Prozent der Internetnutzer über einen Glasfaseranschluss verfügen, sind es in Deutschland lediglich 19 Prozent. Deutschland liegt damit im Vergleich mit 38 OECD-Ländern auf Platz 35. Lediglich in Österreich, Belgien und Griechenland verfügt ein noch geringerer Anteil der Nutzer über einen Glasfaseranschluss. Deutschland, das sich selbst gern als Hochtechnologie-Land beschreibt, liegt damit auch weit unter dem OECD-Durchschnitt von 37,7 Prozent Versorgungsquote. 

Besserung ist nicht in Sicht. "Der Glasfasermarkt kollabiert gerade", zitiert das "Handelsblatt" den Geschäftsführer eines Anbieters. Schuld daran seien der Fachkräftemangel, gestiegene Zinsen und die durch die Inflation getiegenen Beschaffungskosten. Weiterhin sei die Nachfrage in Deutschland nur gering, die Rentabilität des Netzbetriebs daher oftmals gar nicht gegeben. Erschwerend komme hinzu, dass die Deutsche Telekom ihre Marktmacht strategisch einsetzt, was den schnellen Ausbau verhindere.

31.10.2023 16:53 Uhr

Einzelhandelsumsätze weiter rückläufig

Für den Monat September meldet das Statistische Bundesamt erneut rückläufige Einzelhandelsumsätze. Es ist der vierte Rückgang in Folge. 

Gegenüber dem Vormonat August sank der Umsatz real um 0,8 Prozent. Im Vergleich zum September 2022 beträgt das Minus 4,3 Prozent. Am geringsten fiel der Umsatzrückgang im Bereich Lebensmittel aus. 0,5 Prozent gaben die Bundesbürger im Jahresvergleich weniger für Nahrung und Getränke aus. Im Bereich Non-Food ist das Minus mit 7,2 Prozent zum Vorjahresmonat dagegen erheblich.

Die schwachen Zahlen korrespondieren mit der wirtschaftlichen Situation. Deutschland ist in der Rezession, die Unsicherheiten sind groß. Gleichzeitig verstärkt der schwache Konsum die wirtschaftliche Abwärtsspirale. 

Auch für das Weihnachtsgeschäft sind die Aussichten trübe. Die Konsumforscher von der GfK erwarten einen weiteren Rückgang der Kaufbereitschaft der Bundesbürger. Sie prognostizieren einen Konsum-Klimaindikator auf dem Niveau zur Zeit der globalen Finanzkrise und damit auf dem niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Damit wären für dieses Jahr alle Hoffnungen auf einen positiven Impuls durch das Anspringen der Binnennachfrage endgültig begraben. 

30.10.2023 17:03 Uhr

Arbeitsmarkt: Schwieriger Winter in Sicht

Angesichts der anhaltenden konjunkturellen Flaute prognostizieren die Arbeitsagenturen für den Winter deutlich steigende Arbeitslosenzahlen. In einer monatlichen Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurden die Agenturen nach ihrer Erwartung für die kommenden drei Monate befragt. Der ermittelte Indikator ist deutlich in den negativen Bereich abgesunken und deutet damit auf steigende Arbeitslosigkeit. 

"Dem Arbeitsmarkt steht ein schwieriger Winter bevor", sagte Wirtschaftswissenschaftler Enzo Weber vom IAB. Demnach lässt der Abschwung die Arbeitslosigkeit weiter steigen. 

Am Donnerstag werden die Arbeitslosenzahlen für den Monat Oktober präsentiert. Schon jetzt ist klar, dass die für die Jahreszeit übliche Herbstbelebung in diesem Jahr weitgehend ausgefallen ist. Die Arbeitslosigkeit sank im September um lediglich 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. 

Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren für die deutsche Wirtschaft einen Rückgang der Wirtschaftsleistung zwischen 0,3 und 0,6 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet für Deutschland in diesem Jahr einen Rückgang um 0,5 Prozent. Damit wäre Deutschland das einzige westliche Industrieland, in dem die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr negativ wächst. Auch für das kommende Jahr sind die Vorhersagen verhalten. Zwar soll die Wirtschaft dann wieder im positiven Bereich wachsen, allerdings mit 0,9 Prozent nur sehr verhalten.

27.10.2023 16:40 Uhr

Trumpf-Chefin: "Deindustrialisierung ist eine reale Gefahr"

Die Vorstandsvorsitzende des Maschinenbaukonzerns Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, hat in deutlichen Worten vor einer drohenden Deindustrialisierung Deutschlands gewarnt. Bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens am Donnerstag im schwäbischen Ditzingen ging sie mit der Bundesregierung hart ins Gericht. Deren Arbeit werde zum Risiko für das bislang erfolgreich agierende Unternehmen. Leibinger-Kammüller erklärte:

"Die seit Wochen thematisierte Deindustrialisierung ist keine Drohkulisse der energieintensiven Industrie, sondern eine reale Gefahr angesichts der Unwucht etwa bei den Energiepreisen und anderen Rahmenfaktoren gemessen am internationalen Wettbewerb."

Die Chefin des Familienunternehmens beklagte auch hohe Unternehmenssteuern, eine ausufernde Bürokratie und aufwendige Dokumentationspflichten. All das werde von der Politik nicht geändert.

Besonders scharf fiel ihre Kritik am von Robert Habeck geführten Bundeswirtschaftsministerium aus. Konkret warf sie dem Ministerium mangelnde Unterstützung bei Exportgenehmigungen für die Laser des Unternehmens vor:

"Unsere offenen Positionen haben sich trotz vieler Interventionsversuche unsererseits auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag gesteigert."

Den Verweis des Ministeriums auf Kapazitätsprobleme wies die Trumpf-Chefin zurück. Dies könne nicht die Antwort eines Ministeriums sein, dessen wichtigste Aufgabe es doch sei, deutsche Unternehmen in einer schwierigen konjunkturellen Situation nach Kräften zu unterstützen.

Haushaltsenergiekosten steigen weiter

Zu Beginn der Heizsaison sind die Preise für die für das Heizen benötigte Energie weiter gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom Freitag stiegen die Verbraucherpreise für Haushaltsenergie im September 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,3 Prozent. Die Behörde betont dabei, dass die Kostensteigerungen damit weniger drastisch ausfielen als etwa im Januar, als die Energiepreise im Jahresvergleich um 36,5 Prozent gestiegen waren. Trotzdem lägen die Kosten für Haushaltsenergie, die Strom, Gas und andere Brennstoffe umfasst, deutlich höher als 2020.

Die Preise der verschiedenen Haushaltsenergieträger entwickelten sich dabei unterschiedlich. Gesunken sind die Preise für leichtes Heizöl und Erdgas: Für leichtes Heizöl mussten Verbraucher im September 2023 26 Prozent weniger bezahlen als im Vorjahresmonat. Auch Erdgas wurde günstiger. Erstmalig in diesem Jahr sank der Preis für Endverbraucher im September 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat – um 5,3 Prozent. Im vergangenen Jahr hatten sich die Preise für Heizöl und Gas vor allem wegen der westlichen Sanktionspolitik in etwa verdoppelt.

Auch die Preise für feste Brennstoffe wie Brennholz und Pellets sanken im September 2023 um 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nachdem sie sich im Vorjahr mehr als verdoppelt hatten.

Anders verlief die Entwicklung bei Fernwärme und Strom. Fernwärme verteuerte sich für Verbraucher im September 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat leicht um 0,3 Prozent. Im September 2022 waren die Preise im Vergleich zum September 2021 bereits um 37,2 Prozent angestiegen. Die Strompreise stiegen im September 2023 um 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch hier hatte die Teuerung im September 2022 bereits bei gut 20 Prozent gelegen. Dieser Anstieg trifft besonders auch Verbraucher, die sich für den Einbau einer Wärmepumpe entschieden haben.

Insgesamt, so das Fazit der Statistiker, war die Haushaltsenergie über die letzten drei Jahre betrachtet "ein wesentlicher Treiber für die Inflationsrate".

26.10.2023 21:22 Uhr

Bundesarbeitsministerium will elektronische Arbeitszeiterfassung für Unternehmen zur Pflicht machen – Ausnahmen nur für Kleinunternehmen

Künftig soll die Arbeitszeit in Betrieben elektronisch erfasst werden. Dies sieht ein Gesetzentwurf vor, der gegenwärtig vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales erarbeitet wird. Im Zuge der Reform des Arbeitszeitgesetzes sollen Unternehmen verpflichtet werden, Beginn, Ende und Dauer der täglich geleisteten Arbeit zu dokumentieren. Dies geht auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) von 2019 zurück. Der Gesetzentwurf wurde Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften vorgelegt. Eine überarbeitete Fassung soll bis zum Jahresende oder bis Anfang 2024 erstellt werden.

Laut Entwurf wird das Gesetz die elektronische Arbeitszeiterfassung verpflichtend machen; in Ausnahmefällen soll auch die Erfassung in Papierform möglich sein.

Ausgenommen von der Pflicht zur elektronischen Erfassung sollen nur Kleinbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten sein.

Für die Einführung der elektronischen Zeiterfassung sind gestaffelte Übergangsfristen vorgesehen: für Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten ein Jahr; für Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten zwei Jahre und für Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten fünf Jahre. Die elektronische Arbeitszeitdokumentation ist von den Firmen zwei Jahre zu archivieren.

Sollte ein Unternehmen der Pflicht zur elektronischen Arbeitszeitdokumentation nicht nachkommen, könnte dies mit einem Bußgeld von bis zu 30.000 Euro geahndet werden, wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten schreiben.

Siemens Energy fährt Milliardenverlust ein und bittet um Staatshilfe

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy verhandelt mit dem Bund und mehreren Banken über Garantien in Milliardenhöhe. Das bestätigte der Hersteller von Windkraftanlagen am Donnerstag. Zuvor hatte die Wirtschaftswoche berichtet, dass eine Bürgschaft in Höhe von 15 Milliarden angestrebt werde.

Der Aktienkurs von Siemens Energy brach nach der Bestätigung der Gespräche zeitweise um mehr als ein Drittel ein. Das Unternehmen wurde vor drei Jahren vom Siemens-Konzern abgespalten. Siemens hält noch gut ein Viertel der Aktien von Siemens Energy.

Hintergrund für die Gespräche sind die durch Qualitätsmängel bei Windturbinen verursachten Probleme bei der spanischen Tochtergesellschaft Siemens Gamesa. In dem am 30. September beendeten Geschäftsjahr verzeichnete Siemens Energy einen Verlust von 4,5 Milliarden Euro. 

Der Konzern erwartet nun offenbar Probleme in den Verhandlungen mit den Banken über Garantien im Großprojektgeschäft. Laut dem Bericht der Wirtschaftswoche soll der Bund in einer ersten Tranche für acht Milliarden Euro bürgen, die Partnerbanken für zwei Milliarden. Für die zweite Tranche in Höhe von fünf Milliarden sollte Siemens haften. Allerdings zögert das Unternehmen noch, was in Berlin für Irritationen sorgt.

Gamesa ist der weltweit größte Hersteller von Offshore-Windturbinen. Das Unternehmen besitzt 79 Standorte sowie 15 Werke für Rotorblätter und Turbinen. 

25.10.2023 08:13 Uhr

Nachfrage nach Unternehmenskrediten sinkt

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist auch im dritten Quartal 2023 zurückgegangen. Das geht aus der aktuellen Bankenstatistik der Deutschen Bundesbank hervor. Die Banken hatten demnach im Vorquartal erwartet, dass diese unverändert bleibt.

In den ersten beiden Quartalen des vergangenen Jahres war die Unternehmenskredite noch um jeweils 37 Milliarden Euro gestiegen. Im ersten Quartal 2023 stieg ihr Umfang nur noch um 18 Milliarden, im zweiten Quartal nur noch um sieben Milliarden Euro.

Die Bundesbank nennt als wichtigste Faktoren für den Rückgang das allgemeine Zinsniveau und die rückläufigen Anlageinvestitionen.

Experten bewerten den Rückgang als Indikator für eine Rezession. Wenn sich Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler weniger verschulden, bedeute dies entweder, dass sie mit rückläufigen Geschäften rechnen oder dass die Banken die Vergabe der Kredite als zu riskant ansehen. 

24.10.2023 20:52 Uhr

Nahrungsmittelinflation: Diesmal wird der Reis weltweit teurer

Im vergangenen Jahr waren es nicht zuletzt die Weizenpreise (und die Spekulation damit), die zur globalen Inflation bei den Nahrungsmittelpreisen beitrugen. Dieses Jahr droht das Gleiche bei den Reispreisen.

Schon 2022 verhängte der indische Premier Narendra Modi ein Exportverbot über die billigste Kategorie, den gebrochenen Reis. Ende Juli wurde dann der Export von weißem Reis verboten, der nicht zur Sorte Basmati gehört, und seit August gibt es für indischen Basmati-Reis einen Mindestpreis und auf "Parboiled"-Reis einen Ausfuhrzoll von 20 Prozent. Andere Reisexportländer könnten folgen, und sollte die Krise im Nahen Osten einen erneuten Schub bei den Energiekosten auslösen, wird das zu weiteren Preissteigerungen führen.

Im Jahr 2008 waren die Reispreise zuletzt massiv gestiegen und trafen damit ein Grundnahrungsmittel nicht nur in Asien, sondern auch auf dem afrikanischen Kontinent. In kurzer Zeit hatte sich der Reispreis verdoppelt und in der Folge soziale Unruhen in Nordafrika, Südasien und der Karibik ausgelöst.

Die Auswirkungen des indischen Exportverbots dürften diesmal aber noch massiver sein als 2008. Der indische Premier will damit vor allem die Nahrungsmittelpreise in Indien selbst niedrig halten, wo Wahlen ins Haus stehen. Aber indischer Reis stellt inzwischen 40 Prozent des auf der Welt gehandelten Angebots dar, und auch die Preise der nächsten Großexporteure, Thailand und Vietnam, sind inzwischen um 14 respektive 22 Prozent gestiegen.

Das alles passiert vor dem Hintergrund örtlicher Währungen, die dank der US-Zinspolitik im Verhältnis zum US-Dollar immer weiter fallen, und der Inflation, die schon im vergangenen Jahr durch die Weizenpreise ausgelöst wurde. Die Financial Times, die über die sich anbahnende Not berichtet, schreibt, in Lagos (Nigeria) habe sich dadurch der Preis für eine Mahlzeit gebratenen Reis von 1.500 Naira auf 4.000 Naira erhöht.

Arif Husain, der Chefökonom des Welternährungsprogramms der UN, meint, dass die Länder, die durch diese Entwicklung am stärksten getroffen würden, ohnehin schon unter extrem hohen Nahrungsmittelpreisen, explodierenden Schulden und Währungsabwertungen litten, und sagt:

"Wenn man die Folgen des Zusammenwirkens betrachtet, redet man im Grunde davon, dass ein Grundnahrungsmittel für Millionen und Abermillionen Haushalte nicht mehr bezahlbar ist."

23.10.2023 15:41 Uhr

"Allgegenwärtige Insolvenzgefahr": Bereits neun Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen stehen vor dem Aus

In Nordrhein-Westfalen haben allein in diesem Jahr neun Krankenhäuser ein Insolvenzverfahren beantragt. Das teilte die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) am vergangenen Mittwoch mit.

Auch das bekannte Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen-Steele ist nun von einem "Schutzschirmverfahren" betroffen, sagte KGNW-Geschäftsführer Matthias Blum, der Düsseldorfer Rheinischen Post.

Angesichts "steigender Personal- und Energiekosten" mahnte Blum eine nachhaltige Finanzierung durch die Krankenkassen an, sonst werde es nächstes Jahr weitere Schließungen geben. Die Beitragszahler können sich daher auf noch höhere Abgaben einstellen. 

Wie das Handelsblatt heute schreibt, würde auch das am Freitag im Bundestag beschlossene "Krankenhaustransparenzgesetz" keine grundsätzliche Abhilfe schaffen. An der drohenden Pleitewelle im Gesundheitswesen und dem Kliniksterben dürfte sich nur wenig ändern.

Zwar soll das neue Gesetz die Liquidität der Krankenhäuser um etwa fünf Milliarden Euro erhöhen und das Geld schneller von den Krankenkassen zu den Kliniken gelangen, doch der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, spricht dennoch von einer "allgegenwärtigen Insolvenzgefahr".

Das Handelsblatt zitiert Angaben der DKG, denen zufolge gegenwärtig der Stand von Insolvenzen so hoch sei wie nie. Seit November 2022, also nicht ganz innerhalb eines Jahres, sei die Zahl der betroffenen Krankenhausträger auf 28 und die der Krankenhäuser auf 36 gestiegen. Gleichwohl sei dies nur ein kleiner Teil der rund 1.900 Krankenhäuser in Deutschland – bisher.

19.10.2023 15:40 Uhr

Deutscher Telefonhersteller Gigaset meldet Insolvenz an

Wie das Portal chip.de am Donnerstag berichtete, ist der Konzern Gigaset zahlungsunfähig. Der europäische Branchenführer für DECT-Schnurlostelefone, teilte am Dienstag mit, dass der Vorstand des Unternehmens aus Bocholt beschlossen hat, beim Amtsgericht Münster einen Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens für die Gigaset AG zu stellen. Zudem hat der Vorstand beschlossen, auch die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung für die Gigaset Communications GmbH zu beantragen.

Das Traditionsunternehmen aus NRW garantiert, dass trotz der finanziellen Schwierigkeiten die Entwicklung, Produktion und der Vertrieb von DECT-Schnurlostelefonen, die in vielen Haushalten zu finden sind, unverändert fortgeführt werden.

Falls allerdings die angekündigte "nachhaltige Restrukturierung der wirtschaftlichen Basis" scheitern sollte, könnte dies bedeuten, dass beispielsweise die Versorgung mit Ersatzgeräten und notwendigen Komponenten für Systemerweiterungen, aber auch die Versorgung mit Zubehör wie speziellen Akkus oder Ladegeräten nicht mehr gewährleistet ist.

Gigaset musste in der zweiten Jahreshälfte 2023 ein unerwartetes und heftiges Umsatzminus verzeichnen, das zu einer deutlich unter dem Plan liegenden Geschäftsentwicklung führte. Auch die Wirtschaftskrise schlägt voll durch: Eine anhaltend schwache Nachfrage nach Gigaset-Produkten sowie eine Kaufzurückhaltung in Deutschland und Europa haben entscheidenden Anteil an der Entwicklung. Gigaset blickt als ehemalige Siemens-Tochter auf eine 175-jährige Firmengeschichte zurück und beschäftigt derzeit (noch) 850 Mitarbeiter. Bereits in den letzten Jahren wurden jedoch immer mehr Stellen "abgebaut".

13.10.2023 20:30 Uhr

Europäische Gaspreise klettern auf Sechsmonatshoch

Nach Angaben der Londoner Börse Intercontinental Exchange stiegen die Erdgas-Terminkontrakte in Westeuropa am Freitag um weitere fünf Prozent und erreichten damit den höchsten Stand seit Anfang April.

Die Kosten für Gas-Terminkontrakte für die Lieferung im November am TTF-Hub (Title Transfer Facility) in den Niederlanden stiegen im Vormittagshandel auf einen Tageshöchststand von 56,01 € pro Megawattstunde in Haushalten beziehungsweise auf über 586 Euro pro tausend Kubikmeter, den höchsten Stand seit acht Monaten.

Seit der letzten Woche sind die Referenzpreise für Futures auf dem Kontinent um mehr als 54 Prozent gestiegen.

Analysten führen den Anstieg zum Teil auf den Konflikt zwischen Israel und der Hamas zurück, der zur Abschaltung eines Offshore-Gasfeldes geführt hat, das Ägypten beliefert. Als weitere Gründe werden die mutmaßliche Sabotage einer Ostseepipeline zwischen Finnland und Estland, geplante Streiks in wichtigen Exportanlagen in Australien und der nahende Winter in Europa genannt.

Eigentümerverband: Hausbesitzer werden mit Gesetz zur Wärmeplanung getäuscht

Am Freitag wird sich der Bundestag erstmals mit dem geplanten Gesetz zur Wärmeplanung befassen. Nach Auffassung des Eigentümerverbands Haus & Grund würden nach Einführung des Gesetzes Millionen Hauseigentümer gezwungen sein, eine Wärmepumpe zu installieren. Nach Einschätzung des Verbandspräsidenten Kai Warnecke beträfe dies 75 Prozent der Einfamilienhäuser. Gegenüber dem Springerblatt Bild erklärte Warnecke am Freitag:

"Die Wärmeplanung führt bislang dazu, dass Millionen Eigentümer in die Wärmepumpe gezwungen werden, es wird so gut wie keine Netze mit Ökogas geben, weil die Herstellung viel zu teuer ist und kommunale Versorger das Biogas lieber für sich selbst nutzen werden, die Gas-Heizung steht damit nahezu komplett vor dem Aus," so Warnecke.

Die von der Regierung versprochene Technologieoffenheit würde abgeschafft und Millionen Hauseigentümer in die Irre geführt. Warnecke zufolge drohe "spätestens ab 2029 ein massives Heizungs-Pingpong. Millionen Eigenheime mit Gasanschluss werden dann absehbar kein Gas mehr beziehen können, sie müssen auf Wärmepumpen umsteigen."

12.10.2023 17:06 Uhr

Habeck will Exportgeschäft "stärker am Klimaschutz ausrichten"

Robert Habeck (Grüne) will Deutschlands Exportgeschäft "stärker am Klimaschutz ausrichten", wie die Welt berichtet. Für die ohnehin krisengebeutelte deutsche Wirtschaft bedeutet das noch mehr Bürokratie, Richtlinien und teure Rahmenbedingungen. Diese sogenannten "klimapolitischen Sektorleitlinien für Exportkreditgarantien" erweisen sich als Nachteil im globalen Wettbewerb.

Danach gibt es die staatliche Risikoabsicherung, sogenannte "Hermesbürgschaften", im vollen Umfang nur noch dann, wenn die betreffenden Geschäfte den klimapolitischen Vorstellungen der Bundesregierung entsprechen. Das stößt auf jede Menge Kritik. 

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, gibt sich alarmistisch:

"Die Sektorleitlinien konterkarieren die Diversifizierungsbemühungen deutscher Unternehmen und überschätzen ihre Marktmacht im Ausland in eklatanter Weise."

Der Branchenverband VDMA des Maschinenbaus, dessen Exportanteil rund 80 Prozent beträgt, geißelt Habecks Öko-Vorgaben als völlig überzogen und warnt, dass die Folgen für den Klimaschutz am Ende sogar negativ sein könnten.

9.10.2023 16:24 Uhr

Europäische Bürgerinitiative könnte zu EU-weiter Vermögenssteuer führen

Angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und sozialen Spannungen in den EU-Mitgliedsländern sprechen sich verschiedene Aktivisten, Wirtschaftsfachleute, aber auch politisch engagierte Millionäre dafür aus, dauerhaft eine europäische Vermögenssteuer auf den Weg zu bringen, durch die das Vermögen des reichsten einen Prozent der EU-Bevölkerung jährlich besteuert wird. Dazu hatte bereits im Juli die Europäische Kommission unter Ursula von der Leyen bekannt gegeben, dass eine entsprechende "Superpetition" registriert worden sei. Mit der Besteuerung großer Vermögen würden Maßnahmen finanziert werden, die den sozialen und ökologischen Wandel begleiten sollen, wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) melden.

Dazu schreibt das Wirtschaftsportal:

"Diese Initiative, die unter dem Namen 'tax the rich' läuft, hat zu diesem Zeitpunkt alle erforderlichen rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, wie sie in den entsprechenden EU-Rechtsvorschriften festgelegt sind. Dies bedeutet, dass sie als rechtlich zulässig angesehen wird. Ein Schlüsselmoment, das im Jahr 2024 eine bedeutende politische Debatte auf europäischer Ebene über die Einführung einer Vermögenssteuer auslösen könnte."

Die DWN verweisen darauf, dass die Initiative prominente Unterstützer hat, etwa den französischen Ökonomen Thomas Piketty ("Das Kapital im 21. Jahrhundert", "Ökonomie der Ungleichheit"). Piketty spreche sich dafür aus, "unser Steuersystem in Europa gerechter zu gestalten, indem eine progressive Vermögenssteuer eingeführt wird". Auch die Entwicklungshilfe-Organisation Oxfam unterstütze das Anliegen.

Seit September werden Unterschriften von einer "Europäischen Bürgerinitiative" zur Unterstützung des Projekts gesammelt. Innerhalb eines Jahres müssen davon eine Million zusammenkommen, damit die EU-Kommission dazu angehalten ist, sich mit der Initiative zu beschäftigen.

Im kommenden Jahr finden Wahlen zum EU-Parlament statt. Die EU steckt nicht zuletzt aufgrund antirussischer Sanktionen und der finanziellen Unterstützung der Ukraine in Milliardenhöhe in selbstverschuldeten Schwierigkeiten. Ab einem Nettovermögen von 1,1 Millionen Euro würde eine neue EU-Vermögenssteuer greifen, so die DWN.

8.10.2023 16:37 Uhr

RWE-Chef Markus Krebber: "Wir haben keinen Puffer im Gassystem"

Markus Krebber, der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Energieversorgers RWE, hat davor gewarnt, dass es in diesem Winter aufgrund der anhaltenden Energiekrise zu Unterbrechungen der Gasversorgung kommen könnte. Laut Krebber bedrohe das kalte Wetter die Energiesicherheit Deutschlands auch noch ein Jahr, nachdem die Erdgasexporte aus Russland, einst Deutschlands wichtigster Gaslieferant, drastisch reduziert wurden.

"Wir haben keinen Puffer im Gassystem", warnte Krebber in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der WirtschaftsWoche. Er habe derzeit den Eindruck, dass Verzögerungen drohen, und rief die Bundesregierung auf, den Ausbau der Infrastruktur zum Import von Flüssigerdgas wie geplant umzusetzen. Ein sehr kalter Winter oder Versorgungsunterbrechungen könnten zu einer "sehr kritischen Situationen" führen und in der Folge zu Engpässen und deutlich höheren Preisen, so der RWE-Chef.

Vor Ausbruch des Ukraine-Krieges wurden bis zu 40 Prozent des deutschen Bedarfs an Gas durch Lieferungen aus Russland gedeckt. Im vergangenen Jahr verringerte Berlin seine Abhängigkeit von russischer Energie, indem es sie durch Importe von Flüssigerdgas (LNG) ersetzte, insbesondere aus den USA.

4.10.2023 10:30 Uhr

Habeck räumt ein: "Dann reden wir von 200.000 Euro"

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und "Klimaschutz", hat bei einer Veranstaltung in Berlin in der vergangenen Woche erstmals die tatsächlichen Kosten der sogenannten "Wärmewende" für die Verbraucher angedeutet. Auf dem "Parlamentarischen Abend" des Wirtschaftsverbands DENEFF erklärte Habeck laut dem Springerblatt Welt:

"In den am schlechtesten sanierten Gebäuden wohnen eben auch die ärmsten Menschen. Wenn da nicht nur eine Wärmepumpe für 20.000 Euro installiert wird, sondern auch die komplette energetische Sanierung auf ein deutlich höheres Niveau gefordert wird, dann reden wir von 200.000 Euro."

Damit räumt der Minister indirekt ein, dass die verordneten Wärmepumpen in einem Großteil der Bestandsgebäude nur dann effizient betrieben werden können, wenn diese Häuser umfassend "energetisch saniert" werden.

Bislang hatten die Grünen Kritik am Heizungsgesetz und den absehbaren katastrophalen Folgen für Immobilienbesitzer mit dem Hinweis auf die angebliche soziale Ausgestaltung des Förderprogramms zurückgewiesen.

29.09.2023 08:20 Uhr

Privatverbraucher-Preise für Strom und Gas drastisch gestiegen

Die privaten Haushalte in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr für Elektroenergie und Erdgas bezahlt. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) vom Freitag stiegen die Gaspreise gegenüber dem zweiten Halbjahr 2022 um 31,3 Prozent, die Preise für elektrischen Strom um 21,0 Prozent. 

Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 lagen die Gaspreise um 52,5 Prozent, die Strompreise um 26,2 Prozent höher. Dabei sind in den Preisen die sogenannten "Preisbremsen" für Strom und Erdgas aus dem dritten Entlastungspaket der Bundesregierung bereits berücksichtigt.

Zu den Preissteigerungen bei Erdgas trugen auch erhöhte Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelte bei.

Zur Erinnerung: Heute jährt sich die Verkündung des "Doppelwumms" durch Bundeskanzler Olaf Scholz. Dieser verkündete am 29. September 2022:

"Doppelwumms mit 200 Mrd. Euro Abwehrschirm: Wir senken die Energiepreise mit einer Strom- und Gaspreisbremse und verzichten auf die Gasumlage. Das machen wir für Rentner, Familien, Arbeitnehmerinnen, große Unternehmen genauso wie kleinere Betriebe. Niemand steht allein."

22.09.2023 10:18 Uhr

Um fast zehn Prozent: Preise für Wohnimmobilien sinken drastisch

Die Preise für Wohnimmobilien sind im 2. Quartal 2023 gegenüber dem 2. Quartal 2022 um durchschnittlich 9,9 Prozent gesunken. Das erklärte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag. Dies war der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.

21.09.2023 14:38 Uhr

Zu hohe Kosten: Vonovia stoppt Bau von zehntausenden Wohnungen

Obwohl Wohnungen in der Bundesrepublik dringend benötigt werden, streicht Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia nun den Bau von zehntausenden Wohnungen. Nach eigenen Angaben verzichtet das Unternehmen wegen hoher Zinsen und Baukosten vorerst auf den Bau von 60.000 geplanten Wohnungen. Vorstandschef Rolf Buch sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe:

"Bei uns liegen Planungen für insgesamt 60.000 Wohnungen in der Schublade. Wir machen alles fertig bis zum Baurecht. Und hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet. Dann wollen wir sofort wieder bauen."

Buch ist sich der Brisanz der Entscheidung bewusst. Aus seiner Sicht fehlten in Deutschland aktuell mehr als eine Million Wohnungen.

"Meine Schätzung ist: Wir brauchen 700.000 Wohnungen im Jahr, auch wegen der zunehmenden Zuwanderung."

Das Problem seien also nicht eine Million Wohnungen, sondern in sehr kurzer Zeit mehrere Millionen Wohnungen, die fehlten. Früher hätten die Baukosten bei 3.000 Euro pro Quadratmeter gelegen, heute seien es 5.000 Euro, ergänzte eine Unternehmenssprecherin.

"Unsere durchschnittliche Miete im Bestand liegt bei rund 7,50 Euro, bei uns wohnen viele Menschen mit mittleren oder geringen Einkommen. Deshalb achten wir auch bei Neubauten auf bezahlbare Mieten um die 10 bis 12 Euro."

Die hohen Bau- und Finanzierungskosten würden demnach zu einer Miete von 20 Euro pro Quadratmeter im Neubau führen. "Das können sich aber viele Menschen nicht mehr leisten", hieß es.

20.09.2023 08:53 Uhr

Der Telefonhersteller Gigaset ist pleite. Hauptgrund sei die ausbleibende Nachfrage. 

Der Vorstand der Gigaset AG hat angekündigt wegen Zahlungsunfähigkeit ein Regelinsolvenzverfahren sowie auch ein "Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung" zu beantragen. Die "Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebstätigkeiten für DECT-Schnurlostelefone", sollen dabei jedoch im Versuch fortgeführt werden, so die Unternehmensleitung. 

Laut Inside Digital sei "im Wesentlichen ein unerwarteter und erheblicher Umsatzrückgang im 2. Halbjahr 2023" der Grund für die Entscheidung. Daraus ergebe sich eine deutlich unter den Planungen liegende Geschäftsentwicklung. Weiter heißt es:

"Auch die allgemeine Kauf- und Konsumzurückhaltung in Deutschland und Europa habe entsprechende Auswirkungen auf die Unternehmensliquidität."

Gigaset blickt auf eine 175-jährige Firmengeschichte zurück. Seit 2014 gehört das Unternehmen mehrheitlich einem chinesischen Investor, der Investmentfirma Goldin Financial Holdings. Betroffen sind 850 Mitarbeiter und Vertriebsaktivitäten in über 50 Ländern.

18.09.2023 13:28 Uhr

Minus 31,5 Prozent: Wohnungsbaugenehmigungen brechen noch weiter ein

Im Juli 2023 ist in der Bundesrepublik Deutschland der Bau von 21.000 Wohnungen genehmigt worden – 9.600 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahresmonat, ein Rückgang von 31,5 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mit. 

Von Januar bis Juli 2023 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 60.300 auf 156.200 Wohnungen – ein Rückgang von 27,8 Prozent. In den Zahlen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

Gründe für diesen sehr deutlichen Rückgang der geplanten Bauvorhaben dürften vor allem drastisch steigende Baukosten und die immer höheren Zinsen für Baukredite sein.

Bei den Neubauten ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um gut ein Drittel auf 30.800 zurück (-36,5 Prozent). Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen sogar um mehr als die Hälfte auf 8.900 (-53,2 Prozent). Auch bei den Mehrfamilienhäusern sank die Zahl der genehmigten Wohnungen um mehr als ein Viertel auf 83.600 (-27,5 Prozent). Lediglich die Zahl der genehmigten Wohnungen in Wohnheimen stieg um 500 auf 4.900 (plus 10,6 Prozent). 

Medienbericht: VW-Produktion in Gläserner Manufaktur in Dresden vor dem Aus

Der VW-Konzern will die Fahrzeugproduktion in der "Gläsernen Manufaktur" in Dresden einstellen. Das berichtet die Automobilwoche. Hintergrund ist die schwache Nachfrage nach Elektroautos. In Dresden wird seit 2021 das E-Auto ID.3 gebaut. Der Standort Dresden soll erhalten bleiben, die 300 Mitarbeiter bekämen neue Aufgaben.

Die Gläserne Manufaktur war ein Prestigeprojekt des damaligen VW-Chefs Ferdinand Piëch. Von 2002 bis 2016 wurde in Dresden das Oberklassemodell Phaeton gebaut. Nach Einstellung der Phaeton-Produktion wurde das Werk für die Produktion von Elektroautos umgebaut. Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass VW wegen der schlechten Absatzzahlen für E-Autos in Zwickau Stellen abbaut.

Geschäftsklima für Selbständige verschlechtert sich weiter

Das Geschäftsklima für Selbständige hat sich zum fünften Mal in Folge verschlechtert. Der Index des Münchner Ifo-Instituts sank im August auf -19,9 Punkte. Im Juli lag er noch bei -16,4. Ifo-Expertin Katrin Demmelhuber erklärte dazu:

"Die Lage in der deutschen Wirtschaft ist angespannt. Für die Selbständigen steigt die Gefahr, in einen Abwärtsstrudel zu geraten."

Die Unzufriedenheit mit den laufenden Geschäften habe deutlich zugenommen, die Erwartungen blieben pessimistisch. Immer weniger Selbständige planten, in den kommenden Monaten ihre Preise zu erhöhen.

17.09.2023 17:45 Uhr

Gaspreis: Verbrauchern droht wegen Mehrwertsteuererhöhung zweistelliger Preissprung

Gaskunden müssen sich zum Jahreswechsel womöglich wieder auf höhere Preise einstellen. Das berichtet das Handelsblatt am Sonntag. Früher als ursprünglich gedacht, will das von FDP-Mann Christian Lindner geführte Finanzministerium auf Erdgas wieder eine höhere Mehrwertsteuer ansetzen.

Falls die Anbieter das vollständig weitergeben, wovon auszugehen ist, steigen die Gaspreise für private Haushalte nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox zum Januar um rund elf Prozent. Für einen Musterhaushalt mit vier Personen bedeute dies Mehrkosten von durchschnittlich 270 Euro im Jahr. 

"Die krisenbedingten Preisspitzen an den Gasmärkten haben sich inzwischen gelegt", betonte Lindners Ministerium zur Begründung. Die Steuersenkung sei von Anfang an nur als kurzfristige und nie als dauerhafte Maßnahme konzipiert gewesen.

16.09.2023 09:05 Uhr

Kaum Nachfrage für E-Autos: Stellenabbau bei VW in Zwickau

VW baut Stellen ab. Wie der größte deutsche Autobauer am Donnerstag mitteilte, werden im Werk im sächsischen Zwickau die Verträge von 269 befristetet Beschäftigten nicht verlängert. Grund ist die schleppende Nachfrage nach den dort gebauten E-Autos. 

Die Zukunft von fast 2.000 weiteren Befristeten ist ungewiss. Über ihre Weiterbeschäftigung werde je nach Marktlage in den kommenden Wochen und Monaten entschieden. Der Stellenabbau war am Donnerstag bei einer Betriebsversammlung bekannt gegeben worden.

Das Zwickauer Werk könnte jährlich etwa 350.000 Fahrzeuge herstellen. Tatsächlich produziert wurden im vergangenen Jahr aber nur 218.000.

12.09.2023 09:47 Uhr

Stornierungswelle im Wohnungsbau erreicht neue Höhen

Die Krise im deutschen Wohnungsbau verschärft sich. Laut einer Erhebung des Münchener Ifo-Instituts meldeten im August 20,7 Prozent der Firmen abgesagte Projekte. Im Juli waren es noch 18,9 Prozent. Dazu sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen:

"Die Stornierungen im Wohnungsbau türmen sich zu einem neuen Höchststand auf. Seit Beginn der Erhebung 1991 haben wir noch nichts Vergleichbares beobachtet. Die Verunsicherung im Markt ist riesig."

Der Ökonom weiter:

"Infolge der rasant gestiegenen Baukosten und des wesentlich höheren Zinsniveaus sind viele Projekte, die Anfang 2022 noch rentabel waren, aktuell nicht mehr darstellbar. Auch das Zurückfahren der Förderung wegen der verschärften Energiesparvoraussetzungen belastet die Kalkulation der Bauherren."

Die Bauwirtschaft gerät derweil zunehmend in Schieflage. Einige Betriebe verfügen noch über gut gefüllte Auftragsbücher, allerdings melden bereits 44,2 Prozent der befragten Firmen einen Auftragsmangel – im Juli waren es noch 40,3 Prozent. Im August 2022 verzeichneten lediglich 13,8 Prozent zu wenige Aufträge. Wohlrabe weiter:

"Einigen Betrieben steht das Wasser bereits bis zum Hals. Aktuell melden 11,9 Prozent der Unternehmen im Wohnungsbau Finanzierungsschwierigkeiten. Das ist der höchste Wert seit über 30 Jahren."

Für das kommende halbe Jahr befürchtet der Großteil der Unternehmen einen weiteren Geschäftsrückgang. Die Geschäftserwartungen liegen mit -60,1 Punkten auf einem außergewöhnlich schwachen Niveau.

11.09.2023 20:50 Uhr

EU-Wachstumsprognose: Deutschland sackt in Rezession ab

Die EU-Kommission hat eine Konjunkturprognose für Deutschland abgegeben: Demnach schrumpft die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr um 0,4 Prozent. Für das kommende Jahr hält die Kommission noch ein schwaches Wachstum von 1,1 Prozent für möglich.

Für die gesamte EU rechnet die Kommission im laufenden Jahr mit einem Wachstum von 0,8 Prozent – eigentlich hatte sie im Frühjahr noch ein Prozent Wachstum prognostiziert. Auch für 2024 hat die EU-Kommission ihre Erwartungen zurückgeschraubt und erwartet nun ein Wachstum von 1,4 Prozent.

Für die schwache Entwicklung sei vor allem Deutschland verantwortlich, das das Schlusslicht unter den EU-Volkswirtschaften bildet. Keine andere größere Volkswirtschaft befindet sich in der Rezession.

Wie das Handelsblatt schreibt, sieht die EU-Kommission den Grund für die konjunkturelle Krise in Deutschland in den beträchtlichen Reallohnverlusten. Demnach belasten die steigenden Preise, die schneller als die Löhne wachsen, den privaten Konsum. Außerdem sei die Nachfrage aus dem Ausland schwach, wodurch sich das Exportvolumen verringere.

Volkswagen: Produktionsausfälle aufgrund von Lieferengpässen

Beim Autohersteller Volkswagen AG kommt es aktuell in mehreren Werken zu Produktionsausfällen. Laut einem Tagesschau-Bericht sind die Standorte Wolfsburg, Emden, Osnabrück und Palmela bei Lissabon betroffen.

Grund dafür ist der Ausfall eines Zuliefererwerks in Slowenien, das durch Hochwasser beschädigt wurde. Laut Angaben des Konzerns soll es vor allem an Zahnkränzen für den Antriebsstrang für Verbrennungsmotoren mangeln. Elektroautos seien nicht betroffen.

In Wolfsburg, wo vor allem die Modelle Golf und Tiguan gebaut werden, sollen abwechselnd alle vier Montagestrecken betroffen sein, sodass es ab Montag zum Ausfall von Schichten kommt. In Emden und Osnabrück wurde die Produktion bereits in der vorigen Woche gedrosselt. In Palmela soll die Produktion sogar für zwei Monate komplett unterbrochen werden.

Laut dem VW-Einkaufsvorstand Dirk Große-Loheide werde der Lieferengpass voraussichtlich bis Ende des Jahres überstanden sein. Die Autoindustrie ist mit 49 Prozent aller Unternehmen aktuell am stärksten von Lieferengpässen betroffen. In der Elektroindustrie liegt der Anteil bei unter 40 Prozent.

10.09.2023 10:40 Uhr

Handwerkspräsident warnt vor Zusammenbruch der Baubranche

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, hat vor dem Zusammenbruch der Baubranche gewarnt. Aktuell würden Projekte, die vor mehreren Jahren beschlossen und finanziert wurden, abgearbeitet, sagte  Dittrich dem Springerblatt Bild am Sonntag. Für die Zukunft fehle es aber massiv an Baufinanzierungen, warnte er. Der Verbandspräsident sprach von einem Zusammenbruch der Baubranche und den Folgen für die Handwerker:

"Das Baugewerbe mit seinen 2,33 Millionen Beschäftigten ist eine Schlüsselbranche für das Handwerk. Und dieser Sektor droht gerade komplett einzubrechen."

Sollte die Politik nicht gegensteuern, werde sich das im "Abbau von Kapazitäten" niederschlagen. Besonders die Bundesregierung steht für Dittrich in der Verantwortung. Diese rede zwar dauernd von "Deregulierung" und "Entfesselung", mache am Ende aber nichts. Die Regularien seien weiterhin kompliziert, die beschlossenen Förderprogramme seien ein Tropfen auf den heißen Stein.

"Wenn der Staat es ernst meinen würde mit der Unterstützung der Baubranche, würde er beispielsweise Hausbauer über KfW-Kredite mit einem garantierten Zinssatz unterstützen."

8.09.2023 11:18 Uhr

Inflationsrate im August 2023 bei über sechs Prozent

Die Inflation in Deutschland steigt weiter. Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom Freitag lag sie im August bei 6,1 Prozent. Die Preissteigerungen von Nahrungsmitteln und Energie lagen mit 9,0 bzw. 8,3 Prozent deutlich über der Gesamtteuerung. Gegenüber dem Vormonat Juli 2023 stiegen die Preise um 0,3 Prozent.

5.09.2023 09:05 Uhr

Handelsvolumen zwischen Deutschland und Russland geht im Jahresvergleich stark zurück

Im Vorjahresvergleich ist der Handel zwischen Deutschland und Russland drastisch eingebrochen, teilt das Statistische Bundesamt mit. Wie aus einem Bericht hervorgeht, nahmen die Exporte aus Russland nach Deutschland im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 31,3 Prozent ab. Weiter heißt es, die Importe aus Russland "sanken im Juli 2023 gegenüber Juni 2023 um 15,7 Prozent auf 200 Millionen Euro". Gegenüber Juli 2022 gingen die Importe aus Russland um 91,8 Prozent zurück.

Allerdings stiegen die Exporte in die Russische Föderation "im Juli 2023 gegenüber Juni 2023 kalender- und saisonbereinigt um 2,2 Prozent auf 700 Millionen Euro".

4.09.2023 12:10 Uhr

Deutsche Exporte gehen zurück

Die deutschen Exporte gegenüber sind im Juli 2023 gegenüber dem Juni 2023 um voraussichtlich 0,9 Prozent gesunken. Die Importe stiegen dagegen um 1,4 Prozent. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Exporte im Juli 2022 um 1,0 Prozent, die Importe um 10,2 Prozent.

29.08.2023 08:50 Uhr

Hersteller von Dach- und Mauerziegeln drosseln rapide ihre Produktion. Mehr als gefüllte Baustofflager und ausbleibende Nachfragen spiegeln die Krise in der Baubranche.

Laut einem Recherche-Artikel der FAZ (Bezahlschranke) beklagen immer mehr Unternehmen in diesem Bereich "einen extremen Rückgang" von Anfragen und Bestellaufträgen. Ein Geschäftsführer wird mit den Worten zitiert:

"Wir erleben derzeit einen Stillstand, den wir noch vor einem Jahr nicht für möglich gehalten haben."

Der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie schätze laut FAZ-Anfrage die Auftragsrückgänge im ersten Halbjahr auf 35 bis 50 Prozent. Die "punktuelle Kurzarbeit" würde derzeit unter anderem genutzt, um Tunnelöfen instand zu halten.

28.08.2023 18:11 Uhr

Das nächste Versandhaus gibt auf: Klingel in Pforzheim

Das Pforzheimer Versandhaus Klingel wird zum Jahresende schließen; alle 1.300 Mitarbeiter werden entlassen. Das Unternehmen, das 1923 gegründet wurde, hatte im Mai Insolvenz beantragt und einen Investor gesucht, um den Betrieb fortzusetzen. Die Suche blieb aber erfolglos. Schon während der Insolvenz hatten 300 Mitarbeiter gekündigt.

Die Firma meldete einen zweistelligen Umsatzrückgang. Gleichzeitig nennt sie aber noch einen weiteren Grund:

"Zudem hat die Umstellung der IT-Systeme, die im zweiten Halbjahr 2022 umgesetzt wurde, den Geschäftsbetrieb erheblich beeinträchtigt und die Umsatz- sowie Ergebnisentwicklung in den ersten Monaten 2023 zusätzlich belastet."

Das ist das zweite Versandhaus, das als Ursache seiner Probleme eine IT-Umstellung nennt. Auch der fränkische Versender Jako-O, der Spielwaren und Kinderkleidung vertrieb, nannte neben fallenden Umsätzen eine gescheiterte IT-Umstellung.

Der Betriebsrat von Klingel wirft der Geschäftsleitung "völlig realitätsfremde Zukunftsprognosen" vor; erst mit der Insolvenz im Mai sei ihm bekannt geworden, wie es wirklich um das Unternehmen steht.

Wirtschaftsweise: Voraussetzungen für "grünes Wirtschaftswunder" bislang nicht gegeben

Laut der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm sind die Voraussetzungen für das von der Ampel-Koalition propagierte "grüne Wirtschaftswunder" bislang nicht gegeben. Wirtschaftliches Wachstum gebe es erst wieder, "wenn von den Investoren künftig gute Standortbedingungen erwartet werden", so Grimm gegenüber dem Boulevardblatt Bild.

Genau diese gebe es momentan jedoch nicht, denn die "Strukturen für das grüne Wirtschaftswunder müssen ja nun erst aufgebaut werden", so die Ökonomin. So sieht beispielsweise die "Wasserstoff-Strategie" den Bau von Elektrolyseanlagen im Umfang von zehn Gigawatt bis 2030 vor, doch auch dann würden die Anlagen nur ungefähr ein Drittel der im Jahr 2030 erwarteten Nachfrage decken. Grimm meint:

"Die restlichen zwei Drittel werden wir aus anderen Regionen weltweit importieren, die bessere Konditionen für die Produktion haben, weil dort Grünstrom günstiger erzeugt werden kann – unter zwei Cent pro Kilowattstunde. Wachstumsimpulse könnten etwa entstehen, wenn wir die Importe beschleunigen. Der deutsche Maschinenbau könnte zu dem Aufbau der Anlagen auch im Ausland beitragen und es stünde schneller mehr Wasserstoff in Deutschland zur Verfügung."

Es gelte also, "so schnell wie möglich Erzeugungs- und Netzkapazitäten auszubauen, damit die Strompreise für alle wieder sinken", so Grimm weiter. Dies müsse jedoch erst noch in Angriff genommen werden. Die Menschen in Deutschland könnten demnach nicht so schnell mit einer baldigen Verbesserung ihrer ökonomischen Lage rechnen, so die Wirtschaftswissenschaftlerin weiter.

23.08.2023 12:15 Uhr

Bundesbank: Deutschland droht Nullwachstum

Die deutsche Wirtschaftsleistung stagnierte im zweiten Quartal 2023, nachdem sie in den beiden vorangegangenen Quartalen geschrumpft war, und es wird erwartet, dass das Wachstum in nächster Zeit gedämpft bleibt, berichtete die Bundesbank am Montag.

"Die Wirtschaftsleistung dürfte auch im dritten Quartal 2023 mehr oder weniger stagnieren", schreibt die Zentralbank in ihrem Monatsbericht.

Der Prognose zufolge wird die Industrieproduktion schwach bleiben, da die Auslandsnachfrage in letzter Zeit rückläufig war.

Auftragseinbruch im Wohnungsbau

Der Einbruch im Wohnungsbau setzt sich fort. Laut einer aktuellen Umfrage des ifo-Instituts klagten im Juli 40,3 Prozent der Unternehmen über Auftragsmangel. Im Juni waren es noch 34,5 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei nur 10,8 Prozent. Der ifo-Experte Klaus Wohlrabe kommentierte:

"Es braut sich ein Sturm zusammen. Nach einem langjährigen Boom würgen die höheren Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten das Neugeschäft förmlich ab."

Seit dem Frühling 2022 wurden sehr viele Aufträge im Wohnungsbau storniert. Im Juli klagten 18,9 Prozent der Betriebe über abgesagte Projekte. Im Vormonat waren 19,2 Prozent. Im langfristigen Mittel betrug der Anteil der Stornierungen lediglich 3,1 Prozent, in den Jahren bis 2021 sogar nur 1,5 Prozent. Wohlrabe weiter:

"Der Wohnungsbau steht unter starkem Druck. Auf der einen Seite werden kontinuierlich bestehende Aufträge storniert, auf der anderen Seite kommen immer weniger Neuaufträge rein."

Viele Projekte seien unter den neuen Rahmenbedingungen für Investoren nicht mehr rentabel. Auch private Bauleute hätten zunehmend Probleme mit der Finanzierung  ihrer Bauvorhaben.

22.08.2023 16:33 Uhr

Suche nach Investoren erfolglos: Modeunternehmen Deerberg stellt Betrieb komplett ein

Der Bekleidungsanbieter Deerberg stellt seinen Betrieb komplett ein. Ende Juni hatte das 1986 gegründete Unternehmen aus Hanstedt, Niedersachsen, zunächst die Insolvenz beantragt. Als Gründe wurden das allgemein zurückhaltende Kaufverhalten, die Folgen des Ukraine-Kriegs und die schwierige Situation in der Modebranche genannt.

Geschäftsführer Lars Buschbom kontaktierte seitdem rund 200 potenzielle Geldgeber, um sein Unternehmen noch zu retten – ohne Erfolg. "Leider ist derzeit so gut wie keine Investitionsbereitschaft in die Textilbranche erkennbar", sagte Buschbom laut Chip. Auch für die 270 Mitarbeiter sieht es nicht gut aus. Ein Großteil soll bis zum 1. September entlassen werden. Für die Auszubildenden werden aktuell neue Lehrstellen gesucht.

20.08.2023 10:03 Uhr

Metro warnt vor Pleitewelle in Gastronomie

Der Vorstandsvorsitzende des Großhändlers Metro AG, Steffen Greubel, warnt vor einer Pleitewelle in der Gastronomie gewarnt. Diese drohe, wenn der Mehrwertsteuersatz in der Branche zum Jahresende wieder auf 19 Prozent angehoben werde. Dem Springerblatt Bild am Sonntag sagte Greubel:

"Wenn es so kommt, stehen bis zu 20.000 kleine bis mittlere Unternehmen vor der Pleite – jeder zehnte Betrieb."

Der Metro-Chef erklärte weiter:

"Die Wirte haben sich gerade durch die Coronakrise gekämpft, spüren zuletzt einen gewissen Aufschwung – und dann kommt der nächste Schlag."

Dieser Schlag könne ihnen das Genick brechen:

"Vielleicht betrifft das nicht so sehr Restaurants in Berlin-Mitte, wo die Politik sich gerne trifft, auch nicht die guten Lagen in Düsseldorf oder München. Aber ich fürchte wirklich, dass es gerade in kleineren Städten oder auf dem Land bald keine Wirtshäuser und Kneipen mehr geben wird."

Während der Corona-Krise war der Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie auf sieben Prozent gesenkt worden, um die durch die staatlichen Maßnahmen angeschlagene Branche zu entlasten.

Einer der ältesten Automobilzubehörhersteller Deutschlands ist insolvent

Der Wolfsburger Dachboxenhersteller Kamei ist insolvent. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat die Kamei GmbH & Co. KG in der vergangenen Woche beim Amtsgericht Wolfsburg Insolvenzantrag gestellt. Der Geschäftsbetrieb wird nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters von Buchwaldt vorerst "vollumfänglich" weitergehen. Alle Aufträge würden wie gewohnt weiterbearbeitet, es werde weiter gefertigt und ausgeliefert.

Als Gründe für die Schieflage nennt das Unternehmen vor allem die infolge des Krieges in der Ukraine gestiegenen Materialkosten. Zudem verzögerte sich die Einführung eines neuen Produktes, und auch die Preisverhandlungen mit den Automobilherstellern liefen schleppend. Zuletzt soll sich die Situation durch eine schwache Auftragslage verschärft haben. Die üblicherweise hohe Nachfrage in der Sommersaison sei bisher ausgeblieben. Das erkläre man sich mit Kaufzurückhaltung bei Verbrauchern infolge Inflation und Unsicherheit.

Kamei gehört zu den ältesten deutschen Marken für Autozubehör. Der Wolfsburger Familienbetrieb war 1952 von Karl Meier, einem Konstrukteur für Innenausstattung bei Volkswagen, gegründet worden.

18.08.2023 18:38 Uhr

Wohnungsbaugenehmigungen brechen weiter ein

Das Statistische Bundesamt meldet für das erste Halbjahr einen deutlichen Einbruch an Baugenehmigungen in Deutschland.

Beim Wohnungsbau gab es einen Rückgang der Genehmigungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27,2 Prozent.

Der Rückgang ist für alle Gebäudearten zu verzeichnen. Bei Mehrfamilienhäusern verringerten sich die Genehmigungen für den Bau neuer Wohnungen um ein Viertel. Der Rückgang beträgt 27 Prozent. Genehmigt wurden 26.700 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang bei der Genehmigung von Einfamilienhäusern betrug sogar 35,4 Prozent, und bei Zweifamilienhäusern sanken die Zahl der zum Bau genehmigten Wohnungen sogar um die Hälfte. Lediglich 7.700 neue Baugenehmigungen wurden erteilt.

Festzuhalten ist zudem, dass der Wohnungsbauförderung für klimafreundlichen Neubau durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bisher keinen positiven Effekt auf die Zahl der Baugenehmigungen hat.

17.08.2023 17:28 Uhr

Immobilienpleiten weiten sich aus: Schwäbische Baugesellschaft meldet Insolvenz an

Fünf Projektentwickler in Deutschland haben in wenigen Wochen Insolvenz angemeldet, wie das Portal Finanzmarktwelt mitteilt. Besonders kleine und mittelständischen Firmen sind davon betroffen. Am Donnerstag meldet die Bietigheimer Zeitung, dass nun auch der schwäbische Bauträger Paulus Wohnbau ein Insolvenzverfahren eingeleitet habe. Im laufenden Geschäftsjahr hat das Wohnungsbau-Unternehmen erst drei Wohnungen verkauft und damit einen Erlös von etwa zwei Millionen Euro erzielt. Zur selben Zeit im vergangenen Jahr waren es bereits 65 Wohnungen, im Jahr 2021 sogar 90 Objekte. Die Verkaufserlöse haben 2021 rund 80 Millionen Euro betragen, im Vorjahr waren es noch 52 Millionen Euro.

Das Handelsblatt zitiert einen Professor für Immobilienwirtschaft, Niklas Köster, mit einer düsteren Prognose:

"Circa 20 bis 30 Prozent der kleinen bis mittelständischen Projektentwicklungsunternehmen werden vorerst vom Markt verschwinden."

Claudio Kummerfeld von der Finanzmarktwelt macht besonders die Geldpolitik der EZB für das Sterben der Immobilienentwickler verantwortlich. Er konstatiert:

"Es ist ein toxischer Mix, der vor allem aus sehr schnell gestiegenen Zinsen besteht. Die EZB hat die Zinsen in den letzten zwölf Monaten von 0 Prozent auf 4,25 Prozent angehoben, und aller Voraussicht nach steht im September noch einmal eine Zinserhöhung an."

16.08.2023 18:37 Uhr

Runder Tisch zu insolventen DRK-Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz

Angesichts der Insolvenzen von fünf DRK-Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz hat Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister des Landes, am Mittwoch zu einem Runden Tisch im Ministerium geladen. Mit dabei sind Vertreter der Gesellschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) selbst, aus der Kommunalpolitik, von der Krankenhausgesellschaft, von der Landesregierung sowie von Arbeitnehmervertretungen.

Das Ministerium hatte vorab betont, dass die Sicherung der ambulanten und stationären Versorgung oberste Priorität habe. Es gehe darum, gemeinsam ein zukunftsfähiges Konzept für die Neuausrichtung und Sanierung der betroffenen Kliniken zu entwickeln. Konkret geht es um die Häuser der DRK-Gesellschaft in Altenkirchen, Alzey, Hachenburg, Kirchen (Sieg) und Neuwied. Als Grund für die Insolvenz der Kliniken nannte das DRK unter anderem den Anstieg der Energiepreise. Vorgesehen ist eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Der Betrieb der Kliniken soll zunächst normal weitergehen.

Angesichts der finanziellen Nöte vieler Krankenhäuser auch in Rheinland-Pfalz braucht es nach Ansicht von Gesundheitsminister Hoch zusätzliches Geld vom Bund. Das System der dualen Krankenhausfinanzierung in Deutschland sehe eindeutig vor, dass die Länder für Investitionskosten von Kliniken zuständig seien und der Bund für laufende Kosten bei der Krankenversorgung, so der Minister gegenüber der dpa.

Derzeit befänden sich viele Krankenhäuser in einer Art Teufelskreis. Weil Personal fehle, könnten bereitstehende Betten nicht belegt werden. Weniger Behandlungen würden im System der Fallpauschalen dazu führen, dass Kliniken Erlöse entgehen würden, die sie eigentlich dringend bräuchten, sagte Hoch. Bei den DRK-Kliniken komme hinzu, dass die Gesellschaft keine Kommune oder wie die Universitätsmedizin Mainz das Land in der Hinterhand habe, die Geld zuschießen könnten.

Ein dauerhaftes Einspringen des Landes bei laufenden Kosten von Kliniken soll es in Zukunft jedoch nicht geben, dies sei auch nicht möglich. In diesem Herbst und im Frühjahr kommenden Jahres flössen in drei Tranchen noch die vom Bund versprochenen Hilfen für den Ausgleich der Energiekosten, auch an Kliniken in Rheinland-Pfalz, sagte der Minister. Dies werde "einigen Krankenhäusern helfen, wenn auch nicht allen".

Auch die Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz sieht zahlreiche Kliniken in finanziellen Schwierigkeiten und forderte Land und Bund zum Handeln auf. Statt finanzielle Soforthilfen auf den Weg zu bringen, werde auf die geplante Krankenhausreform verwiesen. Deren möglicherweise positive finanzielle Auswirkungen würden aber erst in einigen Jahren greifen. Bis dahin drohe ein "kalter Strukturwandel" durch das Verschwinden von Kliniken.

15.08.2023 16:46 Uhr

Binnen einer Woche drei Projektentwickler insolvent

Erst fiel das Interesse an Gewerbeimmobilien, dann die gesamte Bauaktivität; inzwischen reihen sich Insolvenzen von Projektentwicklern aneinander. Binnen einer Woche traf es Development Partner, die Project-Gruppe und Euroboden. Schon Ende Juli war es zu mehreren Insolvenzen in dieser Branche gekommen.

Das Handelsblatt zitiert einen Professor für Immobilienwirtschaft, Niklas Köster, mit einer düsteren Prognose:

"Circa 20 bis 30 Prozent der kleinen bis mittelständischen Projektentwicklungsunternehmen werden vorerst vom Markt verschwinden."

Als Problem erweist sich die Kapitaldecke der Unternehmen, die schnell nicht mehr ausreicht, wenn sich Verkauf oder Vermietung fertiger Projekte verlangsamen oder gar zum Stillstand kommen. Sie haben oft nur genug Eigenkapital für jeweils ein Projekt, und bei in vielen Bereichen fallenden Immobilienwerten und steigenden Zinsen gibt es keinen Spielraum für zusätzliche Kredite.

Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 9.000 solcher Unternehmen; mit Development Partner ging nun bereits einer der größeren in die Insolvenz. Auch Project war in mehreren deutschen Großstädten tätig.

Köster erwartet, dass womöglich nach einer weiteren Zinserhöhung der EZB Großinvestoren einsteigen, um dann günstig die Grundstücke aufzukaufen, die die Projektentwickler nicht mehr verwerten können. Allerdings dürfte selbst das nur geschehen, wenn die Entwicklung bei den Gewerbeimmobilien und das eventuell demnächst verabschiedete Gebäudeenergiegesetz nicht zu einem noch tieferen Einbruch auf dem Immobilienmarkt führen.

14.08.2023 19:07 Uhr

Fränkischer Modehändler Madeleine ist insolvent

Die Wirtschaftskrise bringt immer mehr Modegeschäfte in Bedrängnis. Nun hat auch der fränkische Mode-Versandhändler Madeleine Insolvenz angemeldet. Wie das Unternehmen mitteilte, habe die Geschäftsführung beim Amtsgericht Fürth am Montag ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Geschäftsführerin Daniela Angerer sagte der Wirtschaftswoche, die hohe Inflation habe im Betrieb zu Kostensteigerungen und bei den Kunden zu Kaufzurückhaltung geführt.

"Die hohe Inflation hat bei Madeleine auf allen Ebenen zu erheblichen Kostensteigerungen geführt. Zugleich halten sich unsere Kundinnen angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten bei ihren Ausgaben zurück oder das Geld wird für andere Bereiche ausgegeben. Das ist eine explosive Mischung für uns wie für die gesamte Modebranche."

Der Geschäftsbetrieb laufe trotz der Insolvenz erst einmal ohne Einschränkungen weiter. Die Löhne der rund 230 Beschäftigten seien für mindestens drei Monate gesichert, teilte das Unternehmen weiterhin mit. Ziel sei es, das Sanierungsverfahren in wenigen Monaten mit dem Einstieg eines Investors abzuschließen, die Marke neu auszurichten und das Geschäftsmodell zu digitalisieren. Auch die Integration der Marke und der Vertriebsstrukturen in das Portfolio eines anderen Modehändlers sei möglich.

Unterstützt wird die Geschäftsführung bei der Neuaufstellung und der Suche nach einem Investor von der Anwaltskanzlei Schultze & Braun. Diese war bereits für die Bekleidungshändler Esprit und Bonita bei ihren Neuaufstellungen im Rahmen von Sanierungsverfahren tätig.

In den vergangenen Monaten hatten schon zahlreiche Modehändler die Reißleine gezogen und Insolvenz angemeldet – darunter der Düsseldorfer Modefilialist Peek & Cloppenburg, der Schuhhändler Reno, der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof und der Herrenmodehersteller Ahlers. Zuletzt hatte zudem der Spielwarenhersteller Haba angekündigt, seine für Kinderbekleidung bekannte Marke Jako-o einzustellen. Der Geschäftsbereich werde aufgrund der langwierigen wirtschaftlichen Probleme keine Zukunft mehr haben, teilte Haba mit. 

Wirtschaftsweise: "Die Menschen müssen sich auf Härten einstellen"

Die Ökonomin Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft, hat eine Konjunkturprognose abgegeben und den von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geplanten Industriestrompreis als "Wachstumshindernis" kritisiert. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte die "Wirtschaftsweise":

"Wir sind erst einmal in einer Stagnationsphase. Dabei würde ich nicht überbewerten, ob wir knapp über oder unter der Nulllinie liegen (...) Fakt ist: In einer Phase mit sehr geringem oder sogar negativem Wachstum müssen sich die Menschen auf Härten einstellen. Es kommt zu realen Einbußen."

Mittelfristig hänge die Konjunktur auch davon ab, ob sich die Regierung zu "wichtigen und erst mal unangenehmen Strukturreformen" durchringe. Der Industriestrompreis jedenfalls sei mittelfristig wenig hilfreich. Wenn man den Strompreis für die energieintensive Industrie senke, steige der Strompreis für alle anderen. 

Der Politik warf die Ökonomin mangelnde Ehrlichkeit im Umgang mit den Bürgern vor:

"Wichtig ist mir, dass die Politik den Leuten reinen Wein einschenkt und deutlich macht: Der Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität kostet etwas – auch den einzelnen Bürger (...) Fehlender Mut hat schon die Regierungszeit von Angela Merkel geprägt. Man geht immer nur so weit, wie man es dem Wähler verkaufen kann. Das geht mit der Ampel-Regierung so weiter."

Zur "Ehrlichkeit" gehört für Grimm offenbar auch die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Dieses solle bei steigender Lebenserwartung automatisch angehoben werden, zuletzt sank sie in der Bundesrepublik Deutschland.

12.08.2023 11:05 Uhr

Immer mehr Immobilienunternehmen insolvent 

In der zurückliegenden Woche haben gleich mehrere deutsche Immobilienunternehmen Insolvenz angemeldet.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass der Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner zahlungsunfähig ist. Das Unternehmen war vor allem auf dem Büromarkt aktiv und hatte unter anderem Projekte in Köln am Rudolfplatz oder an der Uerdinger Straße in Düsseldorf verantwortet.

Am Mittwoch folgte die Insolvenz von Teilen der Project Immobilien Gruppe aus Nürnberg. Dieses Unternehmen war auf Wohn- und Gewerbeimmobilien unter anderem in Berlin, Hamburg, München und Nürnberg spezialisiert.

Am Freitag musste zudem der Projektentwickler Euroboden Insolvenz anmelden. Das Münchener Unternehmen teilte mit, dass es durch das unerwartete Scheitern beziehungsweise die geringeren Erfolgsaussichten von Verkaufsbemühungen für verschiedene Grundstücke in Liquiditätsprobleme geraten sei.

Experten führen die Probleme in der Branche auf starke Baukostensteigerungen, hohe Zinsen und die Zurückhaltung von Finanzierern bei der Vergabe von Darlehen zurück. Auf der Nachfrageseite wird betont, dass die Nachfrage praktisch gegen null tendiere. Eine baldige Besserung der Situation sei eher zweifelhaft, heißt es.

11.08.2023 12:45 Uhr

Zahl der Insolvenzen steigt deutlich

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist drastisch gestiegen. Das berichtete das Statistische Bundesamtes (Destatis) am Freitag. Laut dessen vorläufigen Zahlen stieg die Anzahl der Insolvenzen im Juli 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 23,8 Prozent. 

Im Juni 2023 lag die Zahl der Insolvenzen bereits um 13,9 Prozent höher als im Juni 2022. Im Mai 2023 gab es 19 Prozent mehr Insolvenzen als im Vorjahresmonat. Besonders betroffen von den Insolvenzen war im Mai der Bereich Verkehr und Lagerei. 

Zahl der Insolvenzen bleibt hoch

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften bleibt in Deutschland weiter hoch. Wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Donnerstag mitteilte, lag die Zahl der Insolvenzen im Juli rund sechs Prozent über dem Durchschnittswert für den Juli in den Jahren 2016 bis 2019, also vor der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg. Gemäß den Angaben verzeichnete das IWH 1.025 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften. Im Vergleich zum Juli 2022 bedeute dies einen Anstieg um 44 Prozent.

Durch die Insolvenzen fielen im vergangenen Monat allein bei den zehn größten Unternehmen rund 9.300 Arbeitsplätze weg, die meisten davon im Handel und der Industrie. Für die kommenden beiden Monate werde kein wesentlicher Anstieg der Insolvenzzahlen erwartet, hieß es in einer Mitteilung. Das IWH sieht demzufolge nach den aktuell hohen Zahlen ein Ende des Anstiegs bei den Insolvenzen.

9.08.2023 20:19 Uhr

Gaspreis steigt um mehr als 20 Prozent

Der Großhandelspreis für europäisches Erdgas ist am Mittwoch wegen Angebotssorgen stark gestiegen. Demnach wird befürchtet, dass ein Streik von Arbeitern in einigen Flüssiggasanlagen in Australien zu Lieferengpässen bei sogenanntem LNG-Gas führen könnte, wie es aus Marktkreisen hieß. Am frühen Nachmittag wurde der richtungsweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam zu 38,30 Euro je Megawattstunde (MWh) gehandelt. Das waren etwa 21 Prozent mehr als am Vortag.

Grundsätzlich befindet sich der Gaspreis seit Ende des vergangenen Jahres in einem Abwärtstrend, wenngleich es immer mal wieder Preissprünge gab – einen so deutlichen Anstieg wie aktuell gab es zuletzt im Juni.

Trotz des aktuell kräftigen Anstiegs liegt der Preis für europäisches Erdgas tendenziell unterhalb des Niveaus, welches er kurz vor Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 hatte. Im Großhandel hatte Erdgas im Jahr 2021 allerdings durchgehend merklich weniger als 20 Euro je MWh gekostet.

Unterdessen werden die Gasspeicher in Deutschland weiter gefüllt. Laut jüngsten Daten des europäischen Verbands für Gas-Infrastruktur GIE betrug der Füllstand in allen deutschen Gasspeichern zuletzt 89,62 Prozent. Die Gasreserven werden seit Monaten nahezu ununterbrochen aufgefüllt und liegen deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres. Gründe für den höheren Stand sind unter anderem Importe von Flüssiggas.

Gesamtmetall-Chef: "Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig"

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, hält die Bundesrepublik Deutschland für nicht mehr wettbewerbsfähig. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk sagte Wolf am Mittwoch:

"Wir sind in der Tat wieder der kranke Mann Europas."

Die Gesamtlage sei schwierig. Man werde im zweiten Halbjahr in die Rezession rutschen. Als Wachstumshindernisse nannte Wolf die anhaltend hohen Energiepreise, die Bürokratie und die hohen Steuern. Auch der Bildungssektor versage:

"50.000 junge Menschen gehen ohne Abschluss jedes Jahr von den Schulen."

Im Zusammenhang mit den drastisch gestiegenen Energiepreise kritisierte der Verbandschef den Atomausstieg als "reine Ideologie":

"Wenn wir in Deutschland keine Atomkraftwerke betreiben, aber in anderen Ländern Atomstrom zukaufen, ist das aus meiner Sicht ein völlig falscher Weg."

Große staatliche Förderprogramme, wie sie etwa die USA mit dem "Inflation Reduction Act" beschlossen haben, hält Wolf für keine gute Lösung. Diese könnten immer nur kurzfristig wirken. Auch den von Wirtschaftsminister Robert Habeck geplanten Industriestrompreis lehnte der Gesamtmetall-Chef ab:

"Subventionen helfen nie langfristig, einen Wirtschaftsstandort zu stärken, sondern das muss aus der Industrie selbst herauskommen."

Dazu müsse man Steuern senken und Bürokratie abbauen. Der Bundesregierung warf Wolf angesichts der schwierigen Lage Uneinigkeit und Tatenlosigkeit vor: 

"Es fehlt hier aus meiner Sicht der einheitliche Wille von allen drei Koalitionspartnern, was zu tun und Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen in vielen Bereichen... Diese ganzen Dinge werden nicht angepackt, weil hier zu sehr ideologische Themen im Vordergrund stehen."

Zahl der Firmenpleiten in Nordrhein-Westfalen und Bayern steigt deutlich

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat in Nordrhein-Westfalen zuletzt deutlich zugenommen. Im Juni hatten im bevölkerungsreichsten Bundesland 416 Unternehmen Insolvenzanträge gestellt, berichtete das Statistische Landesamt IT.NRW am Dienstag. Das seien 41 Prozent mehr als im Juni 2022 und 11,2 Prozent mehr als im Mai 2023. Eine höhere Zahl an Unternehmensinsolvenzen innerhalb eines Monats war nach Angaben der Statistiker zuletzt im Juli 2020 registriert worden.

Die Zahl der von einer Unternehmensinsolvenz betroffenen Arbeitnehmer war im Juni laut IT.NRW mit 2.047 Personen sogar mehr als dreimal so hoch wie im entsprechenden Vorjahresmonat. Auch die Zahl der beantragten Verbraucherinsolvenzverfahren lag im Juni mit 1.579 Verfahren um 12,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Gegenüber dem Vormonat erhöhte sich die Zahl um 11,4 Prozent.

Auch in Bayern hat die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2023 stark zugenommen. Wie das Landesamt für Statistik in Fürth am Montag mitteilte, meldeten in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 1.200 Unternehmen Insolvenz an – 23 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Bayern erreichte somit etwa das Niveau vor den Corona-Jahren. Durch staatliche Hilfen und vor allem durch die zeitweise Aussetzung der Insolvenzpflicht war die Zahl der Firmenpleiten in der Corona-Zeit geringer als üblich gewesen. Beim derzeitigen Anstieg handelt es sich allerdings nicht nur um einen "Nachholeffekt" der Corona-Krise, da nicht alle Branchen gleichermaßen betroffen sind. So ist die Zahl der Insolvenzen im Handel auffällig gestiegen. In den vergangenen sechs Monaten wurden fast 200 Verfahren gemeldet, was einer Zunahme von rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Zu den bekannteren Insolvenzen im Freistaat zählten im ersten Halbjahr die Münchner Modekette Hallhuber und die Biomarkt-Kette Basic AG.

Spielzeug- und Kinderbekleidungs-Versand JAKO-O macht dicht

Das Versandhaus JAKO-O GmbH, das vor allem Kinderspielzeug und -kleidung vertrieb, wird schließen, erklärte die HABA FAMILYGROUP (oder Habermaass Family GmbH), der diese Ausgründung gehört. Noch ist unklar, wie viele Arbeitsplätze von dem Schritt betroffen sind.

Neben dem Versandhaus gehören zu der oberfränkischen Firma die Spielzeugmarke HABA und der Ausrüster für Kindertagesstätten HABA-Pro (früher Wehrfritz). Insgesamt sollen 2.000 Beschäftigte für das Unternehmen arbeiten. Das 85 Jahre alte Familienunternehmen habe die "schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Auswirkung der Corona-Pandemie massiv zu spüren bekommen".

Der Versand JAKO-O hatte vor einigen Jahren noch einen Jahresumsatz von 360 Millionen Euro und sollte auf zehn europäische Nachbarländer ausgedehnt werden. Der Bürgermeister der Stadt Coburg äußerte sich "bestürzt über ein Drama für Stadt und Landkreis Coburg". Die Firma ist der größte Arbeitgeber im Landkreis Coburg. Die örtliche Presse berichtet, dass jeder dritte Arbeitsplatz davon betroffen sein könnte.

8.08.2023 13:19 Uhr

Grundeigentümerverband erwartet weiter steigende Grundsteuer

Der Eigentümerverband "Haus & Grund" erwartet einen weiteren Zuwachs bei den kommunalen Hebesätzen zur Grundsteuer. Verbandspräsident Kai Warnecke sagte dem Springerblatt Bild:

"Ich rechne mit einem weiteren Anstieg der Steuerlast."

Diese Entwicklung müsse gestoppt werden. Mit Blick auf die Grundsteuerreform sprach Warnecke von einem "handfesten Skandal".

"Wir sind leider noch nicht am Ende der Entwicklung angekommen und leider werden meine schlimmsten Befürchtungen wahr: Die Bürger werden nach der Reform mehr als vor der Reform zahlen, weil jetzt kräftig an der Steuerschraube gedreht wird."

Die von den Kommunen festgesetzten Hebesätze sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich und deutlich gestiegen. Laut Bild haben in den vergangenen zehn Jahren 60 Prozent aller Kommunen den Grundsteuersatz erhöht.

Ähnlich wie Warnecke äußerte sich Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gegenüber dem Boulevardblatt. Auch er erwartet Steuererhöhungen:

"Wir haben viele Kommunen, die große Finanzprobleme haben. Die Grundsteuer ist eine der wenigen Steuern, die an die Kommunen fließen. Sie nutzen hier einfach ihren Handlungsspielraum."

Der damalige Bundesfinanzminister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz hatte vor der Grundsteuerreform im Jahr 2018 versprochen:

"Ich versichere Ihnen, dass es nicht zu einem höheren Steueraufkommen kommen wird."

5.08.2023 18:04 Uhr

Maersk: Globaler Handel schrumpft um bis zu vier Prozent

Die dänische Reederei Maersk, der größte Anbieter von Containerschiffen, warnte am Freitag erneut vor einer Schrumpfung des globalen Handels.

"Die Inventurkorrektur, die seit dem vierten Quartal 2022 beobachtet wurde, scheint sich zu verlängern und könnte nun bis zum Ende des Jahres dauern. A.P. Moller-Maersk sieht nun das Wachstum des globalen Containervolumens in der Spanne von -4 bis -1 Prozent, im Vergleich zu -2,5 bis + 0,5 der vorhergehenden Prognose."

Übersetzt heißt das, dass nach dem Ende der Corona-Maßnahmen überall die Lager aufgefüllt, aber noch nicht abverkauft wurden, weil die Nachfrage geringer ausfiel als erwartet.

Seit Anfang 2022 fallen die Frachtraten für die Containerrouten und befinden sich derzeit wieder auf oder unter dem Niveau von 2021, als der durch die Corona-Maßnahmen verhinderte Konsum zu einem vorübergehenden Hoch führte. Zwar konnte im Juli eine leichte Erholung der Frachtraten verzeichnet werden, aber diese führt Maersk auf ein verringertes Angebot an Containerkapazität zurück.

Maersk transportiert etwa jeden sechsten Container weltweit. Die aktuelle Prognose des Unternehmens deutet auf eine schwierige Zukunft hin.

Hotel- und Gaststättenverband: 12.000 Betriebe gefährdet

Im kommenden Jahr soll die Mehrwertsteuer für Hotels und Gaststätten, die während der Corona-Krise auf sieben Prozent gesenkt wurde, wieder auf 19 Prozent steigen. Der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA warnt schon seit Monaten davor. Bereits im Mai gab er bekannt, dass der Umsatz inflationsbereinigt nie wieder die Höhe von 2019 erreicht habe. Innerhalb von zwei Jahren der Corona-Krise wären 16,1 Prozent der Betriebe zur Aufgabe genötigt worden.

Nun erklärte die Hauptgeschäftsführerin der DEHOGA, Ingrid Hartges, in einem Interview, eine Steuererhöhung würde weitere 12.000 Betriebe verschwinden lassen. Derzeit sind es insgesamt noch 186.000 Unternehmen mit insgesamt 1,08 Millionen Mitarbeitern und 900.000 Minijobbern.

Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Guido Zeitler, schloss sich der Forderung an, die Mehrwertsteuer weiter auf dem geminderten Satz zu belassen. "Um die Inflation nicht weiter anzuheizen", erklärte er.

Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums entstehen durch die Absenkung der Mehrwertsteuer jährlich Mindereinnahmen von 3,4 Milliarden Euro. Die Ampel will sich Presseberichten zufolge erst im September anlässlich der Haushaltsberatungen entscheiden. Bisher bereits bekannt gewordene Sparpläne lassen allerdings wenig Hoffnung.

4.08.2023 21:02 Uhr

Lanxess-Chef: "Ich habe das in dieser Härte noch nie erlebt"

Schrittweise wird das Verschwinden deutscher Industrie Wirklichkeit. Jetzt ist es der Chemiekonzern Lanxess, eine Abspaltung des Bayer-Konzerns, der zwei Werke in Deutschland schließen will und geplante Investitionen von 100 Millionen Euro zurückstellt.

Ähnliches war bereits von BASF zu hören. Seit im vergangenen Jahr als Folge des ausbleibenden russischen Erdgases europaweit die Düngerproduktion zurückgefahren wurde, erweist sich die chemische Industrie, eine der deutschen Kernindustrien, immer wieder als bedroht. Andere Branchen, wie die Glasproduktion, machten bereits 2022 weitgehend dicht.

Lanxess will die Hexan-Oxidation schließen, und die Fortsetzung der Chromdioxid-Produktion, einer überwiegend als Farbstoff verwendeten Verbindung, steht in Frage. In beiden Fällen ist das Hauptproblem der Energiepreis. An den übrigen 51 Produktionsstätten in Deutschland soll vorerst festgehalten werden, sofern sich die Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechtern. Vorerst gilt ein europaweiter Einstellungsstopp und ein rigides Sparprogramm.

Die Zukunft der chemischen Industrie sieht der Vorstandsvorsitzende Matthias Zachert Presseberichten zufolge äußerst kritisch. "Die De-Industrialisierung beginnt", wird er zitiert.

Der Konzern hatte seine Aktionäre bereits im Juni vor einem schlechten Halbjahresergebnis gewarnt. Statt des ursprünglich geplanten Ergebnisses von 850 bis 950 Millionen Euro sei nur noch mit 600 bis 650 Millionen Euro zu rechnen. Der Umsatz war im zweiten Quartal um elf Prozent eingebrochen. Die Nachfrage sei "grottenschlecht". So zieht der Vorstandsvorsitzende eine bittere Bilanz:

"Ich bin jetzt seit 30 Jahren in der Industrie, ich habe das in dieser Härte noch nie erlebt."

Strohfeuereffekt? Großbestellungen gleichen Minus bei Auftragseingängen aus

In der deutschen Industrie konnte im Juni der stärkste Auftragszuwachs seit drei Jahren verzeichnet werden. Die Bestellungen legten insgesamt um 7,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Grund dafür seien allerdings zahlreiche Großbestellungen, ohne welche der Auftragseingang im Juni ganz im Trend der Vormonate um 2,6 Prozent gesunken sei.

Entsprechend verhalten reagierten Analysten, denn trotz der überraschend guten Zahlen – man war doch eher von einem Rückgang um 2,0 Prozent ausgegangen – könne es sich womöglich lediglich um einen Strohfeuereffekt handeln. Schließlich müssten, wollte man diese Zahlen angesichts des bisherigen Abwärtstrends verstetigen, auch in den Folgemonaten immer wieder großvolumige Bestellungen einlaufen.

In einer Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums heißt es dann entsprechend auch, dass der Auftragseingang "von starken Schwankungen und Sondereffekten durch Großbestellungen" geprägt sei. Die Aussichten für die Industriekonjunktur seien angesichts des eingetrübten Geschäftsklimas und der schwachen Weltkonjunktur vorerst weiterhin verhalten.

Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, hält die jüngsten Zahlen zwar für "eine faustdicke Überraschung", jedoch bleibe er – wenn auch mit etwas weniger Überzeugung als zuvor – aufseiten der Konjunkturpessimisten. Ähnlich kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer die aktuellen Auftragszahlen gegenüber der ARD:

"Der Trend bei den Orders weist immer noch nach unten. Ich erwarte nach wie vor, dass die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen wird."

Yves Rocher schließt alle Filialen in Deutschland

Das Ladensterben in den Innenstädten geht unvermindert weiter: Das französische Kosmetikunternehmen Yves Rocher schließt seine Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In den kommenden Monaten sollen alle Läden nach und nach geschlossen werden, wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab. Von diesem Schritt sind etwa 350 Stellen betroffen. Die Beschäftigten wurden bereits im März informiert, man habe sich zusammen mit dem Betriebsrat auf einen Sozialplan geeinigt.

Von den Schließungen sind den Angaben zufolge grundsätzlich 140 Filialen betroffen. Einige davon hätten aber bereits während der Corona-Krise geschlossen werden müssen. Das Kosmetikunternehmen nannte wirtschaftliche Probleme als Grund. Eine Sprecherin teilte mit:

"Die vergangenen zwei Jahre haben auch uns vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen gestellt."

Die Marke soll jedoch nicht generell vom Markt in den drei Ländern verschwinden. Die Produkte können auch weiterhin im Onlineshop oder per Direktversand bestellt werden, hieß es. Die deutsche Tochtergesellschaft des Kosmetikkonzerns, zu dem mehrere Marken gehören, betreut eigenen Angaben zufolge von Stuttgart aus den Onlinehandel sowie das Filialnetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die "Groupe Rocher" hat international mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von mehr als 2,3 Milliarden Euro.

In den vergangenen Monaten haben sich bereits zahlreiche Einzelhandelsketten aus den deutschen Innenstädten zurückgezogen. Einer der Gründe dürfte die anhaltend hohe Inflation sein, die die Kaufkraft der Bevölkerung drastisch verringert. Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) bringt das viele Unternehmen an ihre Grenzen. Die Zeiten seien auch nach der Corona-Krise und den damit verbundenen Lockdowns sowie Maßnahmen, um die Kundenanzahl zu begrenzen, schwierig. Nun spüre man die Folgen des Kriegs in der Ukraine und der antirussischen Sanktionen mit einer hohen Inflation und daraus resultierenden schlechten Konsumstimmung.

Der HDE rechnet damit, dass in diesem Jahr rund 9.000 Geschäfte ihre Türen für immer schließen werden. In normalen Jahren ohne Krisen seien es immer um die 5.000 Läden gewesen. Sollten sich die Prognosen bestätigen, bleiben abgesehen von Kleinstbetrieben bundesweit 311.000 Geschäfte übrig. Im Jahr 2015 waren es noch fast 373.000. In erster Linie sind allerdings kleinere Fachhändler wie Schuhhändler oder Bäckereien betroffen. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sagte:

"Vielerorts wird das dramatische Folgen für die Innenstädte haben. Leerstände nehmen zu, Stadtzentren werden unattraktiver und geraten in eine Abwärtsspirale."

3.08.2023 13:40 Uhr

Kriegspolitik zeigt Wirkung: Wohnungslosigkeit nimmt zu

Die herbeiregierte Wirtschaftskrise sowie der von der Ampelkoalition angefachte Krieg in der Ukraine sorgen zunehmend für individuelle Schicksale unter der Bevölkerung. Eine Folge der Berliner Kriegspolitik ist ein Anstieg der Zahl bedürftiger Menschen, die auf eine Unterbringung durch den Staat angewiesen sind.

In einer jüngst veröffentlichten Erhebung stellt das Statistische Bundesamt diesbezüglich "eine deutliche Zunahme" fest. Aus einer Pressemitteilung der Behörde geht hervor:

"Zum Stichtag 31. Januar 2023 waren nach den Meldungen von Kommunen und Einrichtungen in Deutschland gut 372.000 Personen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht."

Damit habe sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht (2022: 178.000). Dieser Anstieg sei jedoch "zum Teil auf eine Verbesserung der Datenmeldung durch die beteiligten Stellen im zweiten Jahr der Statistikdurchführung zurückzuführen". Wie sich diese "Verbesserung der Datenmeldung" zahlenmäßig abbildet, teilt die Behörde jedoch nicht mit.

Unter den Empfängern staatlicher Unterbringung befinden sich zunehmend Flüchtlinge aus der Ukraine. Im Jahr 2023 seien knapp 130.000 aus der Ukraine geflüchtete Personen in der Statistik erfasst worden.

"Dies entspricht gut einem Drittel (35 Prozent) aller untergebrachten wohnungslosen Personen."

Im Jahr 2022 seien lediglich 305 Personen registriert worden.

Wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mitteilt, leben in der BRD mit Stand Dezember 2022 insgesamt rund 38.500 Menschen tatsächlich auf der Straße.

2.08.2023 16:05 Uhr

Ökonom Flassbeck warnt vor schwerem Abschwung

In einem Interview mit der Berliner Zeitung warnt der Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck vor einem schweren Abschwung. Für Deutschland deuten derweil alle Indikatoren nach unten. Besonders besorgniserregend ist, dass auch in den bisherigen Vorzeigebranchen düstere Stimmung herrscht. So ist im deutschen Maschinenbau die Nachfrage um 15 Prozent eingebrochen. Der Hauptgrund dafür seien die gestiegenen Zinsen, meint Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Verbandes deutscher Maschinenbauer (VDMA). Die hohen Zinsen wirkten dämpfend auf die Investitionstätigkeit, die Nachfrage gehe zurück.

Entsprechend fordert Flassbeck, die Leitzinsen müssten gesenkt werden. Das sei das Mindeste, was die Zentralbank jetzt tun könne. Der Konsum müsse angekurbelt werden, ist sich Flassbeck sicher, wobei er die aktuelle Situation mit dem Ölpreisschock zu Beginn der 1970er Jahre vergleicht.

"Die Kombination aus Nachfrageschock und hohen Zinsen führt in Deutschland wahrscheinlich zu einem schweren Abschwung", so der Ökonom.

Allerdings stößt er bei der Bundesregierung damit bisher auf taube Ohren. Konjunkturprogramme lehnten sowohl Wirtschaftsminister Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) als auch Finanzminister Lindner (FDP) bisher ab. Das Habeckministerium geht im kürzlich vorgelegten Jahreswirtschaftsbericht von weiter steigenden Investitionen aus. Das hält Flassbeck für eine Fehleinschätzung. Die Bautätigkeit gehe ebenso drastisch zurück wie der schon erwähnte Maschinenbau. 

Die Bundesregierung priorisiert dessen ungeachtet die Einhaltung der Schuldenbremse. Auf eine aktivierende Wirtschaftspolitik wird bisher verzichtet.

31.07.2023 12:26 Uhr

Einzelhandel: Reale Umsätze sinken im ersten Halbjahr

Der deutsche Einzelhandel hat nach bisherigen Berechnungen im ersten Halbjahr 2023 real 4,5 Prozent weniger Umsatz eingefahren als im Vorjahreszeitraum. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mit. Im Vergleich dazu seien die nominalen Umsätze um 3,6 Prozent gestiegen.

Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegele demnach das deutlich gestiegene Preisniveau im Einzelhandel wider. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 habe der Einzelhandel beim Umsatz mit Lebensmitteln gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 real einen deutlichen Rückgang von 5,8 Prozent, nominal hingegen einen Anstieg von 7,6 Prozent verbucht.

Die Ursache für den realen Rückgang trotz des nominalen Umsatzanstiegs seien die stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise, die in der ersten Jahreshälfte 2023 der stärkste Preistreiber der Gesamtteuerungsrate waren. Der starke Anstieg der Lebensmittelpreise dürfte zugleich die wesentliche Ursache für den Rückgang der realen Umsätze der Branche sein: In allen 24 Monaten der letzten zwei Jahre sei der reale Umsatz des Lebensmittelhandels gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat gesunken.

Auch der Umsatz im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln habe einen Rückgang verzeichnet. Real sanken die Umsätze um 3,6 Prozent, nominal stiegen sie um 1,1 Prozent. Der Internet- und Versandhandel habe im Zeitraum von Januar bis Juni 2023 ein Minus von real 7,3 Prozent und nominal von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbucht. Ähnlich sei die Entwicklung bei den Baumärkten verlaufen.

30.07.2023 19:40 Uhr

Frankfurter Flughafen: Längere Wartezeiten am Gepäckband wegen Personalmangel

Der Chef des Betreibers des Frankfurter Flughafens Fraport, Stefan Schulte, hat mitgeteilt, dass sich Reisende in diesem Sommer auf lange Wartezeiten am Gepäckband einstellen müssten. Gegenüber Spiegel sagte Schulte, es könne sein, "dass aussteigende Passagiere auf ihre Koffer warten müssen".

Aufgrund von Personalmangel sei der Flughafen gezwungen zu priorisieren. Passagiere, die einen Anschlussflug erreichen müssen, hätten Vorrang. Laut Schulte ist die größte Herausforderung für den Frankfurter Flughafen derzeit, "gute Mitarbeiter zu finden und sie zu halten".

Als der Flugverkehr während der Pandemie-Politik stark eingeschränkt war, hatte Fraport Spiegel zufolge 4.000 Mitarbeiter entlassen, ein Fünftel der Belegschaft. Nach eigenen Angaben kommt das Unternehmen bei den Neueinstellungen nicht nach. So wurden 2022 rund 2.500 und im ersten Halbjahr dieses Jahres 850 neue Mitarbeiter eingestellt.

Kinderärztin: Niedrige Geburtenrate aufgrund vieler Krisen weltweit

Die Zahl der Geburten befindet sich im ostdeutschen Bundesland Sachsen-Anhalt auf einem historischen Tiefststand. Dies sei auch eine Folge der zahlreichen Krisen auf der Welt, sagte die Chefärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin am Helios-Klinikum Sangerhausen, Angelika Voigt.

Gegenüber dem MDR erläuterte Voigt, dass sie speziell bei jungen Paaren eine stärkere Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft wahrnehme. Viele wüssten nicht, was finanziell oder gesundheitlich auf sie zukomme.

Vergangene Woche hat das Statistische Bundesamt bekannt gegeben, dass im Jahr 2022 in Sachsen-Anhalt nur rund 14.500 Kinder zur Welt gekommen waren. Das sind 9,5 Prozent weniger als im Vorjahr und damit noch weniger als beim bisherigen Tiefststand im Jahr 1994. Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund 739.000 Kinder geboren. Auch dies war gegenüber dem geburtenreichen Jahr 2021 ein Rückgang um 7,1 Prozent.

Chemiekonzern BASF: Sparkurs in Deutschland, Rekord-Investitionen in China

Der Chemiekonzern BASF hat nach dem deutlichen Umsatzrückgang im zweiten Quartal 2023 einen Sparkurs angekündigt. BASF-Finanzchef Dirk Elvermann sagte am Freitag, man plane, die Fixkosten bis Ende 2026 zu senken, sodass sie jährlich rund eine Milliarde Euro weniger betragen werden. 

Bereits bis Jahresende will das Unternehmen jährliche Einsparungen von über 300 Millionen Euro erreichen, allein 200 Millionen davon am Stammsitz Ludwigshafen, wo mehrere energieintensive Anlagen geschlossen werden. Weltweit sollen rund 2600 Stellen wegfallen.

Im zweiten Quartal war der Umsatz des Unternehmens um fast ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro gesunken. Der Nachsteuergewinn sank von 2,1 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 499 Millionen Euro.

Der Verband der chemischen Industrie (VCI) prognostiziert einen Umsatzrückgang im Gesamtjahr von 14 Prozent und einen Produktionsrückgang von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Chemie-Branche bewertet die Standortbedingungen in Deutschland als unattraktiver im Vergleich zum Ausland, insbesondere aufgrund der Faktoren Energiekosten, Bürokratie, Genehmigungsverfahren und Steuern.

Bei den Sparmaßnahmen konzentriert sich BASF hauptsächlich auf Europa. In China investiert der Konzern derzeit über zehn Milliarden Euro in eine neue Verbundanlage im chinesischen Zhanjiang. Es ist die größte Investition eines deutschen Unternehmens in China, die es jemals gab.

29.07.2023 19:02 Uhr

Deutsche Konjunktur bricht auf breiter Front ein

Es sind ganz schlechte Nachrichten, die der wirtschaftspolitische Blog Makroskop zusammengetragen hat. Für die deutsche Wirtschaft deuten alle relevanten Indikatoren nach unten. 

Die Zahl der Insolvenzen erreicht inzwischen Höchstwerte, die schwache Konjunktur wirkt sich inzwischen auch auf den Arbeitsmarkt aus, der Konsum bleibt schwach, ebenso die Bautätigkeit, der ZEW-Konjunktur-Indikator sinkt weiter und auch der wichtigsten Exportbranche, der Autoindustrie, stehen düstere Zeiten bevor. 

So nahm die Zahl der Insolvenzen im Juni 2023 gegenüber dem Vormonat um 16 Prozent und im Vergleich zum Vorjahr um satte 48 Prozent zu. 

Die Insolvenzen haben Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, über 15.000 Arbeitsplätze gingen im Juni verloren. Daher meldet die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles: 

"Die schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spüren wir nun auch auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosigkeit steigt, und das Beschäftigungswachstum verliert an Schwung."

Der wichtige ZEW-Konjunkturindikator deutet ebenfalls nach unten. Der ermittelte Wert für den Ausblick der deutschen Unternehmen ging im Juni um weitere 6,2 Punkte zurück. 

Die großen deutschen Autohersteller produzierten in den ersten fünf Monaten des Jahres zwanzig Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019, dem Jahr vor Corona. 

Zudem ging die ohnehin schon schwache Bautätigkeit in Deutschland in den ersten fünf Monaten noch einmal um kräftige 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. 

Das hat natürlich alles auch Auswirkungen auf den Konsum. Angesichts der prekären Situation geben die Deutschen nichts mehr aus. Der Umsatz im Gastgewerbe fiel im Mai 2023 um 11,8 Prozent niedriger aus als im Mai 2019. 

Ökonomen: Rückgang der Inflation bleibt eine zähe Angelegenheit

Die Inflationsrate in der Bundesrepublik ist im Juli leicht zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise nach deutscher Rechnung (VPI/Verbraucherpreisindex) "nur" noch um 6,2 Prozent. Dies gab das Statistische Bundesamt am Freitag auf Basis einer vorläufigen Schätzung bekannt.

Im Juni hatte die Preissteigerung bei 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gelegen. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einer Rate von 6,2 Prozent gerechnet. Die sogenannte Kerninflation, bei der der Einfluss der Preise von Lebensmitteln und Energie, die stark schwanken können, ausgeklammert wird, sank von 5,8 Prozent auf 5,5 Prozent. Im Verlauf des Monats Juli stiegen die Preise um 0,3 Prozent. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, sagte mit Blick auf diesen Wert, der im Juni genauso hoch lag:

"Der Rückgang der Inflation bleibt eine äußerst zähe Angelegenheit."

Bei unveränderter monatlicher Preissteigerungsrate habe sich am Inflationsdruck eigentlich nichts geändert. Die gesunkene Jahresrate hänge primär von der Entwicklung der Basis im Vorjahr ab. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, sagte:

"Vorerst sinkt die viel zu hohe Teuerung nur in quälend gemächlichem Tempo."

Sie erklärte aber auch, dass "stagnierende Erzeuger- und sinkende Importpreise" einen Rückgang des Inflationsdrucks erwarten ließen. Die Inflation ist auch ein wesentlicher Faktor für die weitere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Dabei sind letztlich die für Montag erwarteten Daten zur Inflation für den gesamten Euro-Raum ausschlaggebend. Die Notenbank hatte am Donnerstag die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt erhöht.

Die EZB reagierte damit auf eine Inflationsrate von 5,5 Prozent im Juni im Euro-Raum. Auch die Kerninflation hatte diesen Wert erreicht. Der offizielle Leitzins liegt damit nach der neunten Anhebung in Folge bei 4,25 Prozent, der Einlagezins liegt jetzt bei 3,75 Prozent. Die EZB hatte auch Ergebnisse ihrer jüngsten Umfrage unter Ökonomen zu den erwarteten Daten zur Inflation und der wirtschaftlichen Entwicklung im dritten Quartal veröffentlicht. Darin ergab sich für den Euro im Vergleich zur letzten Umfrage im Vorquartal kaum eine Veränderung bei der Inflationserwartung für das laufende Jahr. Nach 5,6 Prozent wird sie nun auf 5,5 Prozent geschätzt. In den Prognosen spielt zudem die Kerninflation die wichtigere Rolle. Den Vorhersagen zufolge soll sich die Inflation 2025 mit 2,2 Prozent dem EZB-Ziel von glatt zwei Prozent annähern.

28.07.2023 18:36 Uhr

Vincenz-Kliniken in Paderborn beantragen Insolvenz in Eigenverwaltung

Die St. Vincenz-Krankenhaus GmbH hat am Mittwochabend Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Paderborn beantragt. Das Krankenhaus sehe sich nicht mehr in der Lage, die bereits begonnenen Restrukturierungsmaßnahmen aus eigener Kraft umzusetzen, heißt es in einer Pressemitteilung.

In der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH sind über 3.000 Menschen beschäftigt. Sie wurden am Donnerstag über die Insolvenz informiert. Es herrschte große Betroffenheit, doch laut Mitarbeitervertretung sind die Gehälter erst einmal über das Insolvenzgeld gesichert. Die Versorgung der Patienten sei weiterhin sichergestellt, betont das Krankenhaus. Auch der Ausbildungsbetrieb laufe uneingeschränkt weiter.

Ziel sei nun, das Unternehmen mit seinen Kliniken neu aufzustellen und spätestens im Laufe der ersten Jahreshälfte 2024 über ein sogenanntes Planverfahren vollständig zu sanieren. In enger Abstimmung mit Gläubigern, Aufsichtsrat und Mitarbeitervertretung werde in den kommenden Wochen ein Restrukturierungskonzept erarbeitet. Die St. Vincenz-Kliniken sind der größte Anbieter von Krankenhausleistungen im Kreis Paderborn und versorgen in 18 Fachabteilungen mit insgesamt 800 Betten jährlich über 41.000 Patienten.

26.07.2023 21:26 Uhr

Bad Nauheim: Drei Altenheime müssen wegen Insolvenz schließen

Bisher wurden 113 teils demente Senioren in drei Pflegeheimen der Dorea-Gruppe in Bad Nauheim betreut, doch nun ist ihre Zukunft ungewiss. Grund dafür ist die Insolvenz des zu Dorea gehörenden Betreibers Margarethenhof GmbH. Schließen müssen demnach die Häuser Christa, Renate und Württemberg. Die Bewohner oder ihre Betreuer seien informiert worden, hieß es. Bis Ende August müssen die Bewohner aus den Heimen ausziehen. Für ein viertes Heim des Unternehmens am Sprudelhof ist die Lage unklar, aber ein weiterer Betreiber soll an der Übernahme dieses Heimes interessiert sein. Was mit den 75 Beschäftigten der drei von Schließungen bedrohten Heime geschehen wird, ist bisher ebenfalls nicht geklärt.

Wie ein Sprecher mitteilte, ist die Margarethenhof GmbH aus einer Reihe von Gründen in eine finanzielle Schieflage geraten. Als Ursachen wurden der starke Anstieg der Energiekosten angeführt, gefolgt von der allgemeinen Inflation und den höheren Personalkosten.

Aber auch die Zinswende bereitet Probleme: Die gestiegenen Zinsen hatten die Kassen zusätzlich belastet, wenn ein Unternehmen ein Anschlussdarlehen abschließen musste. Zudem sind häufig weniger Plätze belegt als noch vor der Corona-Krise. In der Kombination haben diese Faktoren dazu geführt, dass viele Häuser mittlerweile in die Verlustzone geraten sind.

Die Dorea-Gruppe mit 5.500 Beschäftigten hatte bereits im April beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Damals hieß es noch, die Gruppe sei weder zahlungsunfähig noch überschuldet. Seit Juli befindet sich die Margarethenhof GmbH allerdings im förmlichen Insolvenzverfahren.

Betroffen ist jedoch nicht nur die Dorea-Gruppe. Ein Vertreter des Verbands Deutscher Alten- und Behindertenhilfe spricht von "flächendeckenden Problemen". Dies habe mit der Finanzierung zu tun, weil die Heime in Hessen beispielsweise automatisch mit einer Belegung von 98 Prozent kalkulieren müssen, da sie sonst ins Minus rutschen.

Gespräche mit anderen Betreibern seien erfolglos verlaufen, daher habe die Margarethenhof GmbH keine andere Möglichkeit gesehen, als die Heimaufsicht über die anstehende Schließung der Häuser zu informieren. Das Unternehmen will den Bewohnern der drei Häuser nun bei der Suche nach neuen Heimplätzen helfen – sofern sie dies wünschen.

24.07.2023 17:38 Uhr

Pleitewelle: Immer mehr Betriebe und Maschinen werden versteigert

Analysen zufolge ist die Zahl der Firmenpleiten in der Bundesrepublik auf den höchsten Stand seit sieben Jahren gestiegen. Wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mitteilte, seien im Juni insgesamt 1.050 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften registriert worden. Das seien 16 Prozent mehr als im Mai dieses Jahres und 48 Prozent mehr als im Juni 2022. Damit sei der höchste Wert seit Juni 2016 gemessen worden.

Nach Prognosen der meisten Wirtschaftsinstitute wird die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr 2023 schrumpfen. Für das 1. Halbjahr 2023 haben nach den offiziellen Daten des Statistischen Bundesamtes 8.400 Unternehmen Insolvenz angemeldet. Eine vergleichbare Zunahme gab es zuletzt 2002. Für die wachsende Zahl an Insolvenzen finden sich zahlreiche Gründe, darunter die hohen Energie- und Materialpreise sowie die Zinswende. Wie Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, erklärte, würden die in der Corona-Krise verteilten Hilfen nun zum Bumerang. Die Rückzahlungen der Hilfen und teils verschleppte Anpassungen des Geschäftsmodells führten bei dauerhaft steigenden Zinsen in eine wirtschaftliche Sackgasse.

Zudem stellen die hohen Energiepreise, die Bürokratie und ein Mangel an Mitarbeitern für die meisten Unternehmen eine Belastung dar. Dies macht sich auch bei den Auktionshäusern bemerkbar: So berichtet der Auktionator Jürgen Philippi aus Moschheim auf tageschau.de darüber, dass derzeit besonders viele Firmen aufgäben. Dies sei bei seinen zahlreichen Auktionen und anhand der vielen Maschinen, die auf seinem Gelände stünden, ersichtlich. Darunter fänden sich neben Baggern, Pkw und Lkw auch zahlreiche Bauutensilien wie Rüttelstampfer, Auffahrrampen oder Palettenhubwagen. Mittlerweile kämen zahlreiche Waren aus Insolvenzen unter den Hammer. Philippi berichtet:

"Die Wirtschaftskrise schlägt bei mir hier jetzt richtig auf. Immer mehr Firmen müssen aufgeben. Andere wollen nicht mehr weitermachen. Noch gestern hat ein Kunde zu mir gesagt: 'Bitte versteigere meinen Betrieb. Ich kriege das Geld nicht wieder rein, die Kosten sind zu hoch, und Mitarbeiter fehlen mir auch.'"

23.07.2023 16:10 Uhr

"Beschämend": Durchschnittsrente lediglich 1.543 Euro pro Monat nach 45 Versicherungsjahren

Die durchschnittliche Altersrente nach mindestens 45 Versicherungsjahren liegt nach Angaben der Bundesregierung bei 1.543 Euro monatlich. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage des Fraktionschefs der Linkspartei, Dietmar Bartsch, hervor.

Männer kommen den Angaben zufolge nach 45 Versicherungsjahren auf eine Rente von durchschnittlich 1.637, Frauen auf 1.323 Euro monatlich. In Westdeutschland erhielten Männer und Frauen nach 45 Jahren in der Rentenversicherung durchschnittlich 1.605 Euro im Monat. Im Osten seien es hingegen nur 1.403 Euro.

Bartsch nannte die Zahlen eine "beschämende Bilanz der Rentenpolitik der letzten zwei Jahrzehnte". Ihm zufolge zeigen die unterdurchschnittlichen Renten von Frauen und Ostdeutschen, "dass wir weit entfernt sind von einem gerechten System auskömmlicher Renten".

22.07.2023 11:55 Uhr

Boris Palmer: Deutschland hat seinen Zenit überschritten

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ist der Auffassung, dass sich die Bundesrepublik Deutschland im Niedergang befindet. In einem Gastbeitrag für das Springerblatt Welt am Sonntag (WamS) schrieb der frühere Grünen-Politiker:

"Und weil ich auch noch nie so viele alarmierte Unternehmensführer getroffen habe wie in den vergangenen Monaten, habe ich die Frage, ob Deutschland seinen Zenit überschritten habe, selbst mit Ja beantwortet."

Der "Cocktail aus Bürokratieverstrickung, Digitalisierungsrückstand, Energiekostenexplosion, Fachkräftemangel, Nachfrageausfall und politischer Nonchalance" sei "zu giftig geworden".

"Wenn ich über die Dörfer in Baden-Württemberg fahre, stehen dort verfallende Gasthäuser an den Hauptstraßen wie Mahnmale zur Erinnerung an eine bessere Zeit. Die hiesige Schlüsselindustrie, der Fahrzeugbau, steht vor dem Verbot seines 125-Jahre-Dauerrenners, des Verbrennungsmotors, und Batterien sind hierzulande bisher nicht konkurrenzfähig herzustellen. Elektroautos made in Germany sind ein Ladenhüter. Wenn man den Trend im Automobilbau zehn Jahre weiter rechnet, ist Baden-Württemberg ein neues Ruhrgebiet."

Dies alles sei so offensichtlich, dass es kaum verborgen bleiben könne:

"Und bei vielen ist die Krise längst angekommen. Kurzarbeit und betriebsbedingte Kündigungen haben wieder eingesetzt. Die Inflation macht das Leben teurer. Der Wohnungsbau ist zum Erliegen gekommen. Ein Eigenheim aus eigenem Einkommen zu finanzieren, ist faktisch unmöglich geworden. Eine bezahlbare Wohnung zu finden ist ein Sechser im Lotto."

20.07.2023 14:38 Uhr

Deutsche Exporte in die USA und nach China schwächeln

Die USA bleiben laut dem Handelsblatt zwar wichtigster Abnehmer von deutschen Produkten, doch das Handelsvolumen von 13,8 Milliarden Euro im Juni 2023 bedeutet ein erneutes Minus von 3,9 Prozent im Vergleich zum ohnehin schwachen Vorjahresmonat.

Ganz ähnlich sieht es bei den Exporten nach China aus. Dorthin wurden Waren im Wert von 8,8 Milliarden Euro transportiert – das entspricht einem Minus von 3,6 Prozent im Vergleich zum Juni 2022. 

Die Exporte nach Russland brachen wegen der EU-Sanktionen um 38,3 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro ein. Damit rutschte Russland auf Rang 17 der wichtigsten Bestimmungsländer für deutsche Exporte außerhalb der EU ab. Vor dem Februar 2022 war Russland noch auf Rang fünf zu finden. 

19.07.2023 15:50 Uhr

Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe rückläufig

Wie das Bundesamt für Statistik berichtet, war der reale, also preisbereinigte Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe im Mai weiter rückläufig. So sank er gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent, gegenüber dem Vorjahresmonat kalenderbereinigt sogar um 3,3 Prozent. Bei den Herstellern von Investitionsgütern reduzierte sich der Auftragsbestand um 0,5 Prozent gegenüber April, ebenso bei den Herstellern von Vorleistungsgütern. Im Bereich der Konsumgüter sank er gar um 1,4 Prozent.

Besonders stark zeigte sich die negative Entwicklung der Auftragsbestände im Bereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Hier wurde kalender- und saisonbereinigt ein Minus von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat verzeichnet. Auch der Maschinenbau beeinflusste mit seinem Rückgang um 0,5 Prozent das Gesamtergebnis negativ. Dagegen nahm der Auftragsbestand im Bereich Herstellung von Metallerzeugnissen sogar um 2,1 Prozent zu.

Zudem ist – jedenfalls statistisch – ausschließlich das exportierende Gewerbe vom Rückgang des Auftragsbestandes betroffen. Während die offenen Aufträge aus dem Inland im Mai 2023 gegenüber April 2023 sogar um 0,3 Prozent wuchsen, sank der Bestand an Aufträgen aus dem Ausland um 1,0 Prozent.

Auch die sogenannte Reichweite des Auftragsbestands ging zurück, wenn auch nur leicht. Die Zahl gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Sie sank von 7,3 Monaten im April auf nunmehr 7,2 Monate im Mai 2023. Allerdings lässt sich der Rückgang hier ausschließlich bei den Herstellern von Investitionsgütern beobachten, dort fiel die Reichweite im Mai 2023 auf 10,1 Monate gegenüber April, als sie noch bei 10,3 Monaten lag. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern und den Herstellern von Konsumgütern blieb sie jeweils unverändert bei 3,8 beziehungsweise 3,5 Monaten.

18.07.2023 18:01 Uhr

Baugenehmigungen für Wohnungsbau um ein Viertel eingebrochen

Wie das Bundesamt für Statistik mitteilt, wurden in Deutschland im Mai 2023 rund 23.500 Wohnungen genehmigt. Dies entspricht einem um etwa ein Viertel (25,9 Prozent) geringeren Wert als im Vorjahresmonat, genauer gesagt wurden 8.200 Baugenehmigungen weniger erteilt als noch im Mai 2022. Als Grund für den Rückgang der Bauvorhaben sieht das Bundesamt für Statistik "vor allem steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen".

Allerdings scheint sich hier allmählich ein Trend zu verfestigen. Bereits im April 2023 war die Zahl neu genehmigter Wohnungen um 31,9 Prozent gegenüber April 2022 und im März 2023 um 29,6 Prozent gegenüber März 2022 gesunken. Im gesamten Zeitraum von Januar bis Mai 2023 wurden insgesamt 113.400 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, was wiederum einem Rückgang in Höhe von 27,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Januar bis Mai 2022: 155.300) entspricht.

Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen sogar um mehr als die Hälfte (53,5 Prozent) und für Einfamilienhäuser immerhin um gut ein Drittel (35,1 Prozent). Bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen ebenfalls deutlich, wenngleich auch "nur" um etwas mehr als ein Viertel (26,5 Prozent).

Noch im Bundestagswahlkampf hatte Olaf Scholz (SPD) von einer "Bau-Offensive" gesprochen, um den Wohnungsmarkt zu entspannen. Zielmarge hierfür seien "mindestens 400.000 neue Wohnungen jedes Jahr". Dieses Ziel hatte die Bundesregierung noch im Februar 2022 bekräftigt. Inwieweit die realen Entwicklungen in der Regierungskoalition erkannt werden, lässt sich nicht sicher sagen. Das von der Bundesregierung proklamierte Ziel dürfte angesichts der deutlich rückläufigen Zahlen aber eher als illusorisch erscheinen.

17.07.2023 12:46 Uhr

Nachfrage nach Neubauten bricht massiv ein

Nach Angaben des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen wird die Zahl der Wohnungsfertigstellungen in diesem Jahr auf 242.000 zurückgehen, im nächsten Jahr sogar auf 214.000. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren in Deutschland 295.300 neue Wohnungen gebaut worden. Zwischen 1950 und 2022 waren es im Durchschnitt 405.000 pro Jahr.

Dirk Salewski, Chef des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, bezeichnete die Zahl der Fertigstellungen im vergangenen Jahr als Erfolg, wenn man die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine bedenke. Die Aussichten für 2024 und 2025 bezeichnete er hingegen als katastrophal:

"Wir sehen einen massiven Einbruch der Nachfrage nach Neubauten."

Nach Angaben des Verbands der deutschen Immobilienwirtschaft fehlen in Deutschland aktuell 700.000 Wohnungen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war mit dem Versprechen an die Macht gekommen, die Wohnungsnot in Deutschland durch den Bau von 400.000 Wohnungen pro Jahr zu lindern.

16.07.2023 15:38 Uhr

Umfrage: Jeder vierte Mittelständler zieht Geschäftsaufgabe in Betracht

Einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) zufolge zieht etwa jedes vierte mittelständische Unternehmen (26 Prozent) die Aufgabe des eigenen Geschäfts in Erwägung. Mehr als jeder fünfte Mittelständler (22 Prozent) denkt zudem über eine Verlagerung ins Ausland nach.

Hauptgrund für diese Überlegungen sei, dass man sich durch zu viel Bürokratie gehemmt fühle. So gab etwa knapp ein Drittel der Befragten überzogene Vorschriften als Einschränkung an. Mehr als ein Viertel sieht zudem hohe Steuern und Abgaben als Hindernis. Ebenfalls gut ein Viertel der Befragten fühlt sich durch den sich verschärfenden Fachkräftemangel in seiner Branche eingeschränkt.

Insbesondere Verlässlichkeit und Planbarkeit im Hinblick auf Rahmenbedingungen sind für die befragten Mittelständler offenbar von außerordentlicher Bedeutung. Lediglich etwa 40 Prozent bewerteten die Infrastruktur in Deutschland indes als positiv und gar nur etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent) lobten die politische Stabilität.

BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger bezeichnete die Umfrageergebnisse in einer Pressemitteilung als "mehr als nur ein Warnsignal". Wenn heimatverbundene, tief verwurzelte Unternehmer über das Aufgeben oder den Wegzug ins Ausland nachdächten, könne das "niemanden kaltlassen", so Jerger weiter.

15.07.2023 20:09 Uhr

Weniger Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland

Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres ist die Produktion von Strom aus sogenannten "erneuerbaren Energien" in Deutschland gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht gesunken. Da auch aus fossilen Brennstoffen weniger Strom erzeugt wurde und die Atomenergie im zweiten Quartal ganz wegfiel, hat der Anteil "grüner" Energie an der Gesamtproduktion trotzdem zugenommen.

Der Rückgang überrascht angesichts der Inbetriebnahme zahlreicher neuer Photovoltaik- und Windenergieanlagen. Laut dem Umweltbundesamt (UBA) belief sich die Produktion auf knapp 136 Terawattstunden (TWh) – ein Rückgang von etwa einem Prozent. Als Grund werden schlechtere Wetterbedingungen angegeben. Die neuen Anlagen konnten diese Rückgänge nicht vollständig kompensieren, so die Behörde.

13.07.2023 15:42 Uhr

Siemens-Chef: Standort Deutschland ist in Gefahr

Siemens sieht den Standort Deutschland in Gefahr. Siemens-Chef Roland Busch sagte dem Handelsblatt, die Bedingungen hätten sich deutlich verschlechtert:

"Wir sind mit allem unglaublich kompliziert und langsam geworden. Das wird international immer mehr zu einem Wettbewerbsnachteil."

Siemens hat am Donnerstag zwar angekündigt, entgegen dem Trend massiv in Deutschland zu investieren. Allein in Erlangen, wo Komponenten der Leistungselektronik und Werkzeugmaschinen-Steuerungen für den Maschinenbau gefertigt werden, sollen 500 Millionen Euro investiert werden.

Die Investitionen seien aber nur möglich, weil es nicht um energieintensive Produktion gehe, sondern um eine Elektronikfertigung, so Busch. Für Unternehmen, die große Mengen an billiger Energie benötigten, etwa die Metallverarbeitung und Teile der Chemieindustrie, machten Investitionen in Deutschland immer weniger Sinn.

IW-Konjunkturumfrage: "Der Pessimismus ist zurück"

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln veröffentlichte die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage. Demnach schätzen immer mehr deutsche Unternehmen ihre Situation deutlich schlechter ein als vor einem Jahr und blicken skeptisch in die Zukunft.

Ganze 36 Prozent beurteilen ihre aktuelle Situation schlechter als vor einem Jahr. Dies verdeutliche die sich verschlechternde Konjunktur, schreibt das IW. Auch in der deutschen Industrie ist die Stimmung mies. 34 Prozent der Betriebe erwarten für dieses Jahr einen stagnierenden oder sinkenden Output. Mit einer Produktionssteigerung rechnen lediglich 27 Prozent der befragten Betriebe. 

Eine leichte Stimmungsaufhellung verzeichnet lediglich der Dienstleistungssektor. Jedes dritte Unternehmen im Dienstleistungsbereich blickt positiv in die Zukunft, doch auch dort erwarten immerhin 23 Prozent in den nächsten Monaten keine positiven Impulse. 

Eine Aussicht auf einen Aufschwung besteht derzeit nicht, schreibt das IW. Die Mischung aus steigenden Kosten, geringer werdender Kaufkraft, steigenden Zinsen und nachlassender Dynamik der Weltwirtschaft wirken auf die deutsche Konjunktur belastend. 

"Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen für die Weltwirtschaft entwickeln sich zu anhaltenden Belastungen für die Unternehmen und Verbraucher", sagt Studienautor und IW-Konjunkturexperte Michael Grömling.

12.07.2023 15:16 Uhr

Ifo-Chef sieht Anzeichen für Deindustrialisierung

Laut Ifo-Präsident Clemens Fuest ist die befürchtete Deindustrialisierung der Bundesrepublik Deutschland bereits im Gange. Der Wochenzeitung Zeit sagte Fuest:

"Wir beobachten in einer Reihe von Industrien, darunter mit Chemie und Auto in zwei Schlüsselbranchen, einen Abbau."

Die Automobilindustrie schrumpfe bereits seit mehreren Jahren, ihre Produktion entspreche heute nur noch etwa zwei Dritteln des Niveaus von 2018, so Fuest. Deutschland als "kranken Mann Europas" zu beschreiben, sei zwar "derzeit überzogen", aber das Land habe ernste Probleme.

Wärmepumpen: über 50 Prozent teurer als 2021

Nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Anfang nächsten Jahres in Kraft treten soll, werden unzählige Bundesbürger verpflichtet, eine Wärmepumpe einzubauen. Schon in der Debatte um das Gesetz, das nach der Sommerpause verabschiedet werden soll, war davon die Rede, dass das Angebot an Wärmepumpen nicht ausreichen könnte, um die durch das Gesetz erzeugte Nachfrage überhaupt zu decken.

Nun hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) mitgeteilt, wie sich die Preise für Heizungsanlagen im Verlauf der letzten zwei Jahre entwickelten. Dabei sind die Preise bei allen Varianten überdurchschnittlich gestiegen.

Die Kosten für den Einbau einer Gasetagenheizung haben sich seit 2021 im Schnitt von 6.000 Euro auf 10.000 Euro erhöht; der Preis einer Pelletheizung stieg von 27.000 Euro auf 37.000 Euro, den stärksten Preisanstieg entdeckten die Verbraucherschützer jedoch bei den Luft-Wasser-Wärmepumpen. Deren Preis stieg um über 50 Prozent, von 20.000 Euro auf 31.000 Euro.

Ein Teil des Preisanstiegs, so Stefan Materne von der Energieberatung der Verbraucherzentralen, sei auf höhere Rohstoff- und Energiekosten zurückzuführen. Aber auch die hohe Nachfrage spiele eine Rolle. "Der Markt ist überhitzt."

Dabei zeigt die Erfahrung beispielsweise aus der Förderung von Gasheizungen, dass staatliche Förderungen, wie sie mit dem GEG geplant sind, sofort zu einem weiteren Anstieg der Preise führen, wenn es zu wenige Fachleute für die Installation gibt – und zwar in Höhe der Förderung, die damit sozial wirkungslos wird. Es muss also davon ausgegangen werden, dass mit der Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes diese Preise noch weiter in die Höhe schießen.

11.07.2023 19:49 Uhr

Geschäftsklima für Selbstständige verschlechtert sich deutlich

Das Geschäftsklima für Selbstständige hat sich im Juni deutlich verschlechtert. Das ergab die aktuelle Befragung des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts ifo für dieses Wirtschaftssegment.

Der Index sank demnach im Juni auf minus 12,6 Punkte. Im Mai lag er noch bei minus 8,6 Punkten. Die Sorgen um die weitere Geschäftsentwicklung hätten noch einmal deutlich zugenommen. Auch mit ihren laufenden Geschäften seien die Selbstständigen unzufrieden. In der Gesamtwirtschaft zeigten die Indikatoren ebenfalls nach unten.

Ifo-Expertin Katrin Demmelhuber sprach von einer "Art Domino-Effekt"

"Da vielen Großunternehmen Aufträge fehlen, vergeben sie auch weniger Aufträge an die Selbstständigen."

Handelsblatt: Anlageinvestitionen in Deutschland schwach

Nach einer Untersuchung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft werden sich die Investitionen in Deutschland bis Ende 2024 nur um 2,2 Prozent erhöhen. Das berichtete das Handelsblatt. Damit sei die Bundesrepublik das Schlusslicht – in Großbritannien wird ein Plus von 7,2 Prozent, in den USA von 3,7 Prozent und in Japan von 4,2 Prozent erwartet.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, erklärte dazu: "Das Investitionsverhalten – der neue Frühindikator, den wir anstelle der Arbeitslosenstatistik zukünftig im Blick haben müssen, zeigt klar nach unten."

Die Steigerung der Investitionen ist aber nur die halbe Wahrheit. Selbst das Handelsblatt gibt zu, das Plus "reicht nicht einmal, um die wirtschaftliche Substanz zu erhalten. Denn der Kapitalstock bröckelt bereits. Anlagen gehen kaputt, Technologien veralten – es braucht immer wieder Investitionen, um das Niveau des Kapitalstocks und damit die Substanz der Volkswirtschaft zu erhalten. Die Modernität des Kapitalstocks sinkt in Deutschland allerdings seit Jahrzehnten."

Auch eine Studie des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (VFA) attestiert Deutschland vergleichsweise niedrige Produktivitätszuwächse und überalterte Ausrüstung. Dabei spielt nicht nur der hohe Ausgangswert eine Rolle, der Deutschland einmal auszeichnete ‒ insbesondere mangelnde Investitionsbereitschaft hat dazu geführt, dass Anlagen in Deutschland oft weit länger genutzt werden als andernorts. Selbst eine hohe prozentuale Zunahme der Investitionen nützt wenig, wenn diese seit Jahren unter jener Schwelle liegen, die schon für den regulären Ersatz der Anlagen benötigt wird.

Die Konsequenz, die BDI und VFA daraus ziehen, ist, von der Bundesregierung Investitionsförderung zu verlangen. Gesellschaftlich schwierig, weil es gewissermaßen noch dafür belohnt, jahrelang auf Verschleiß gefahren zu sein. Was weder BDI noch VFA in den Sinn kommt, ist, dass neben der Investitionsverweigerung im Interesse höherer Renditen auch die Niedriglohnpolitik eine Auswirkung auf die Produktivität gehabt haben dürfte. Wenn die Ausgangsproduktivität hoch ist, ist es die Zufriedenheit der Beschäftigten, die den letzten Ausschlag gibt.

Auf 6,4 Prozent: Inflation in Deutschland steigt wieder

Die Inflation in der Bundesrepublik Deutschland lag im Juni 2023 bei 6,4 Prozent, 0,3 Prozent höher als im Mai. Das meldete das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstagmorgen. Nach einem Rückgang in den Vormonaten hat sich die Inflationsrate damit wieder etwas verstärkt.

Als stärksten Preistreiber machten die Statistiker wieder einmal die Lebensmittel aus. Hier lägen die Preise um 13,7 Prozent höher als im Juni 2022. Energieprodukte seien um 3,0 Prozent teurer geworden. 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte noch im Juni in einem Fernsehinterview erklärt:

"Die Inflation hat ihren Höhepunkt im letzten Herbst gehabt. Sie geht jetzt deutlich runter. Energiepreise, auch Lebensmittelpreise gehen deutlich runter."

10.07.2023 20:13 Uhr

Chemiekonzern Evonik: Derart schwache Absatzmengen haben wir lange nicht erlebt

Angesichts der schwachen Weltwirtschaft hat der Spezialchemiekonzern Evonik sein Gewinnziel für 2023 deutlich gesenkt. Grund dafür sei die anhaltend schwache Nachfrage, wie der Konzern am Montag mitteilte. Vorstandschef Christian Kullmann sagte mit Blick auf die Entwicklung im zweiten Quartal:

"Derart schwache Absatzmengen haben wir lange nicht erlebt, über solch einen langen Zeitraum vielleicht noch nie."

Der bereinigte Gewinn des Konzerns wird der neuen Prognose zufolge zwischen 1,6 und 1,8 Milliarden Euro liegen. Zu Beginn des Jahres hatte Evonik noch eine Spanne zwischen 2,1 bis 2,4 Milliarden Euro prognostiziert. Das Essener Unternehmen verschärft nun seinen Sparkurs. In der Branche sind die Gewinnaussichten derzeit generell trübe: Bereits Lanxess hatte seine Prognosen am 20. Juni reduziert, am Freitag folgte der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant. Analysten erwarten, dass auch BASF seine Gewinnprognose senken muss.

Bereits seit Mai sind sämtliche Aktienkurse von Chemiekonzernen wegen der schlechten Konjunkturaussichten kräftig gesunken. Die Branche gilt als guter Indikator für die weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen, da sie die weiterverarbeitenden Industrien weltweit mit Grundstoffen und Vorprodukten beliefert. Nicht nur in Europa blieb ein Anziehen der Konjunktur aus, auch in China und den USA ist es nicht zu einer erhofften Erholung der Lage gekommen. Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf sagte:

"Es sind nicht nur die hohen Energie- und Produktionskosten, die die Geschäfte der Chemie belasten. Auch die Auftragslage vieler Unternehmen hat sich weiter verschlechtert, denn die globale Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen ist immer noch schwach."

Bei Evonik blieb die Nachfrage im zweiten Quartal über alle Endmärkte hinweg sehr schwach. Für das zweite Quartal 2023 erwartet Evonik nun einen bereinigten Gewinn zwischen 430 und 450 Millionen Euro. Das sind rund 40 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei hatten sich die strikten Einsparungen, darunter das unterlassene Nachbesetzen frei werdender Stellen und Kürzungen bei Investitionen, bereits ergebnisstützend ausgewirkt.

8.07.2023 10:06 Uhr

Umweltministerin Lemke: Heizungsgesetz ist Verbraucherschutz

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat das neue Heizungsgesetz der Bundesregierung als "Verbraucherschutz" bezeichnet. In einem Interview mit dem Springerblatt Welt am Sonntag antwortete die auch für den Verbraucherschutz zuständige Grüne auf die Frage, ob die Regierung nicht die materiellen Verhältnisse der Menschen stärker hätte berücksichtigen müssen:

"Das Gesetz in der jetzigen Form ist Verbraucherschutz. Denn es schützt die Menschen vor etwas, das sie später bitter bereuen würden, nämlich den Einbau einer Heizung, für die das Öl oder das Gas in Zukunft teuer werden wird und deren volle Lebensdauer man vielleicht gar nicht mehr ausschöpfen kann, weil sich die Rahmenbedingungen so stark ändern. Dass es dabei dann eine soziale Abfederung geben muss, war von Anfang an geplant."

Dass die steigenden Preise für Öl und Gas und die sich ändernden Rahmenbedingungen auf bewusst getroffene politische Entscheidungen dieser und früherer Bundesregierungen zurückgehen, erwähnte Lemke nicht.

7.07.2023 18:29 Uhr

220 Mitarbeiter betroffen: Lebensmittelhersteller aus Bayern meldet Insolvenz

Der Lebensmittelhersteller InnFood aus Weiding in der Oberpfalz mit rund 220 Mitarbeitern hat am Mittwoch am Amtsgericht Mühldorf Insolvenz im Eigenverwaltungsverfahren beantragt. Das berichtet am Freitag die Passauer Neue Presse. Als Grund nennt der Hersteller von Babynahrung (unter anderem Alete und Edeka-Eigenmarke), Brotaufstrichen und weiteren Lebensmitteln "verzögerte Neulistungen im Handel aufgrund der Nachwirkungen der Corona-Pandemie". Letztendlich seien einfach zu viele Aufträge weggebrochen. 

Ifo-Chef Fuest warnt vor "extrem schwierigen Jahren"

Der Ökonom und Politikberater Clemens Fuest hat in einem Interview mit dem Handelsblatt vor "extrem schwierigen Jahren" für die deutsche Wirtschaft gewarnt. Der Atomausstieg und der zunehmende staatliche Dirigismus würden die ohnehin angespannte Lage weiter verschärfen. Der Ifo-Präsident sagte konkret:

"Es spricht viel dafür, dass wir eine Phase mageren Wachstums erleben. Tatsächlich haben wir für die Transformation nicht die beste Dekade ausgesucht, eine vorher wäre es leichter gewesen. Die ökologische Transformation haben zwar alle Volkswirtschaften zu stemmen. Aber wir leisten uns darüber hinaus auch noch den Ausstieg aus der Atomenergie, und die Erwerbsbevölkerung schrumpft. Gürtel enger schnallen ist angesagt."

Angesprochen auf das "zweite Wirtschaftswunder", das Bundeskanzler Olaf Scholz kürzlich ankündigte, betonte Fuest:

"Es wird leider kein Wirtschaftswunder geben, sondern eher etwas in Richtung Schweiß und Tränen. Da sollten wir uns nichts vormachen. Anders als in den 50er- und 60er-Jahren werden durch die Klimatransformation keine zusätzlichen Produktionskapazitäten geschaffen, sondern bestenfalls wird ein alter Kapitalstock durch einen neuen ersetzt."

6.07.2023 12:54 Uhr

Pleitewelle? Zahl der Insolvenzen deutlich angestiegen

Die Zahl der Insolvenzen in der Bundesrepublik Deutschland ist im Juni deutlich angestiegen. Das geht aus einer Pressemitteilung des Leibniz-Institutes für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor. Insgesamt zählten die Wissenschaftler 1.050 Pleiten von Personen- und Kapitalgesellschaften. 

Das sind 16 Prozent mehr als im Mai und 48 Prozent mehr als im Juni 2022. Höher lag der Wert zuletzt im Juni 2016. Laut IWH sind von der Insolvenz der größten zehn Prozent der betroffenen Unternehmen etwa 15.400 Arbeitsplätze betroffen. Das sei der höchste Wert seit August 2020. 

5.07.2023 17:28 Uhr

Explodierende Lebensmittelpreise: Tafeln beklagen Ausnahmezustand

Angesichts der stark gestiegenen Lebensmittelpreise beklagen die Tafeln einen "Ausnahmezustand". Während sich die Anzahl der Kunden an manchen Standorten "fast verdoppelt" habe, seien die Lebensmittelspenden "teilweise um 50 Prozent zurückgegangen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Tafel-Landesverbands Schleswig-Holstein und Hamburg, Frank Hildebrandt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Tafel-Bundeschefin Michaela Engelmeier forderte den Staat auf, "das Existenzminimum" der Menschen abzusichern.

Laut Engelmeier gebe es "erschreckende" Berichte von den Tafeln. In Zeiten von "Rekordinflation und Preisexplosion" könnten sich viele Menschen "nicht einmal mehr das Essen leisten". Betroffen seien nicht nur Menschen, die Bürgergeld, also die neue Version von Hartz IV, empfingen, sondern auch Millionen Geringverdiener und Rentner.

Die Ehrenamtlichen der Tafeln, deren Zahl "nahezu konstant" geblieben sei, arbeiteten "an der absoluten Belastungsgrenze – sowohl psychisch als auch körperlich", sagte Tafel-Sprecherin Anna Verres. In der Bundesrepublik gibt es mehr als 960 Tafeln, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen. Nach Angaben des Verbandes engagieren sich rund 60.000 Helfer bei den Tafeln.

4.07.2023 14:31 Uhr

Handelsverband: Umsatzeinbußen im Einzelhandel höher als erwartet

Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet laut einer neuen Prognose Einbußen beim Umsatz im Einzelhandel in Höhe von vier Prozent (inflationsbereinigt) gegenüber dem Vorjahr. Damit korrigierte der HDE laut Tagesschau seine vorherige Prognose von einem realen Minus von drei Prozent. Nominal sollen die Umsätze im Einzelhandel um drei Prozent steigen.

Die schwierige Lage wird durch eine HDE-Umfrage unter rund 900 Handelsunternehmen bestätigt. 35 Prozent der Teilnehmer gaben an, für das zweite Halbjahr 2023 mit Umsatzrückgängen zu rechnen. Nur jeder dritte Händler würde für das Gesamtjahr von steigenden Erlösen im Vergleich zum Vorjahr ausgehen. Viele klagten über hohe Energiepreise.

Dem HDE-Konsummonitor zufolge hätten 25 Prozent der Verbraucher Angst, nicht mehr mit dem verfügbaren Geld auszukommen. Sie kauften weniger ein, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth, und wichen auf günstigere Produkte aus. Fast die Hälfte der Deutschen würde sich aufgrund der hohen Lebensmittelkosten einschränken.

"Der Handel lebt vom privaten Konsum. Dieser leidet massiv unter hohen Verbraucherpreisen und sinkenden Realeinkommen."

3.07.2023 13:47 Uhr

Nach AKW-Abschaltung: Massiver Anstieg der Stromimporte

Die Bundesrepublik Deutschland ist nach dem Abschalten der letzten Atomkraftwerke im April offenbar nicht mehr in der Lage, sich selbst mit in ausreichender Menge mit Strom zu versorgen. Wie das Boulevardblatt Bild unter Berufung auf eine Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Union berichtet, sind die Stromimporte seitdem massiv angestiegen.

In dem 106 Tage umfassenden Zeitraum von Jahresanfang bis zum 16. April, dem Tag der Abschaltung, sei an 23 Tagen Strom eingeführt worden. Die Gesamtmenge betrug 1.945 Gigawattstunden. In den 57 Tagen vom 16. April bis zum 12. Juni sei an 47 Tagen Strom importiert worden – eine deutlich höhere Gesamtmenge von 6.712 Gigawattstunden. 

Ein Großteil des importierten Stroms dürfte aus französischen AKW und polnischen Kohlekraftwerken kommen. Laut Jens Südekum, einem Berater des Ministers für Wirtschaft und "Klimaschutz" Robert Habeck, ist der Anstieg der Importe unbedenklich. Der Ökonom sagte gegenüber Bild:

"Strom sollte in Europa vor allem dort produziert werden, wo die besten Standortbedingungen herrschen."

Sachsens Ministerpräsident erklärt Energiewende für gescheitert

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer hat die Energiewende in der Bundesrepublik Deutschland für gescheitert erklärt. Am Sonntag schrieb der CDU-Politiker auf Twitter:

"Energiewende ist gescheitert, man muss sie neu aufsetzen. Wir haben extreme Verteuerung der Energiepreise und entlasten Konzerne mit Industriestrompreis, während Handwerker, Mittelständler und Privathaushalte nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. 

Wir brauchen eine parteiübergreifende und gesellschaftsumspannende Kommission, um Ökonomie, Ökologie und die soziale Frage in Einklang zu bringen. Die Energiewende mit der Brechstange funktioniert nicht. Wir müssen alles tun, um die Energiepreise zu senken."

Im kommenden Jahr wird in Sachsen voraussichtlich ein neuer Landtag gewählt.

1.07.2023 15:18 Uhr

Investoren meiden Deutschland: Netto-Kapitalabfluss 2022 in Rekordhöhe

Einer Studie zufolge meiden Investoren den Standort Deutschland immer deutlicher. Im Laufe des Jahres 2022 flossen netto 132 Milliarden US-Dollar Direktinvestitionen aus Deutschland ab. Das bedeutet, dass die Investitionen aus dem Ausland in Deutschland um diese Summe niedriger ausfielen als die Investitionen deutscher Unternehmen und des deutschen Kapitals im Ausland.

Das ergibt sich aus einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), über die das Handelsblatt in der zurückliegenden Woche berichtet hat. Es handele sich dabei um den stärksten Kapitalabfluss unter 46 Staaten, die in die Studie einbezogen waren.

Das Handelsblatt zitiert den IW-Ökonomen Christian Rusche mit den Worten: 

"Die Zahlen sind als Warnsignal zu verstehen, dass der Standort an Attraktivität verliert: Demografie oder hohe Energiepreise setzen Deutschland zu. Viele Probleme sind aber hausgemacht."

Hohe Unternehmenssteuern, bleierne Bürokratie und eine marode Infrastruktur hätten Deutschland immer unattraktiver gemacht.

Der Nettoabfluss an Kapital aus Deutschland hatte sich zwischen 2014 und 2018 abgeschwächt, seit 2019 wächst er wieder. Besonders dramatisch eingebrochen seien der Studie zufolge die Direktinvestitionen aus anderen europäischen Ländern. Diese sanken demnach von 79 Milliarden 2021 auf nur noch 13 Milliarden Euro im Jahr 2022.

 

30.06.2023 14:07 Uhr

Zahl der Arbeitslosen in Deutschland steigt

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juni 2023 gestiegen. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit am Freitag mit. Demnach waren 2,555 Millionen Menschen "arbeitssuchend" – 192.000 mehr als im Juni 2022 und 11.000 mehr als im Mai 2023.

Die Arbeitslosenquote liege im Juni 2023 wie im Vormonat bei 5,5 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet das eine Steigerung um 0,3 Prozentpunkte. Die Vorstandsvorsitzende der Agentur und frühere SPD-Chefin Andrea Nahles erklärte dazu in Nürnberg:

"Die schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spüren wir nun auch auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosigkeit steigt und das Beschäftigungswachstum verliert an Schwung."

Die "Unterbeschäftigung", die neben Arbeitslosen noch weitere Kategorien erfasst, lag im Juni 2023 bei 3.409.000 Personen. Das sind saisonbereinigt 3.000 mehr als im Vorjahr und 301.000 mehr als im Juni 2022. Den Großteil dieses Zuwachses machten ukrainische Flüchtlinge aus.

Die bei der Arbeitsagentur gemeldeten Stellen gingen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 108.000 auf 769.000 zurück. Damit setze sich der seit einem Jahr zu beobachtende saisonbereinigte Rückgang der Nachfrage fort.

Im Juni 2023 erhielten 766.000 Personen Arbeitslosengeld, 77.000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag bei 3.921.000 – ein Anstieg von 123.000 gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit waren 7,2 Prozent der in Deutschland lebenden Personen im erwerbsfähigen Alter hilfsbedürftig.

Realumsätze im Lebensmitteleinzelhandel weiter rückläufig

Der deutsche Einzelhandel hat im Mai kalender- und saisonbereinigt, preisbereinigt 0,4 Prozent und nominal 0,5 Prozent mehr umgesetzt als im April. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen am Freitag mit.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 3,6 Prozent und ein nominales Umsatzplus von 2,8 Prozent. Die beträchtliche Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt das deutlich gestiegene Preisniveau im Einzelhandel wider. Besonders im Lebensmitteleinzelhandel wird der Abstand zwischen nominalen und realen Umsätzen immer größer.

Im Mai 2023 sank der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel gegenüber dem Vormonat real um 1,4 und nominal um 1,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging der reale Umsatz um 4,4 Prozent zurück, während der nominale Umsatz um 6,7 stieg. Damit ist der reale Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel im Vorjahresvergleich bereits seit 23 Monaten rückläufig.

Eine Ursache für diesen deutlichen realen Umsatzrückgang bei gleichzeitigem nominalem Umsatzanstieg sind die nach wie vor hohen Nahrungsmittelpreise. Mit einem Zuwachs von 14,9 Prozent hat sich der Preisauftrieb für Lebensmittel im Mai 2023 zwar leicht abgeschwächt. Dennoch bleiben Lebensmittel der Güterbereich mit dem stärksten Preisauftrieb.

29.06.2023 21:13 Uhr

16,2 Prozent mehr Insolvenzen bei Unternehmen

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform um 16,2 Prozent gestiegen. Das sei der höchste prozentuale Anstieg seit 2002, und ein weiterer Anstieg sei zu erwarten.

"Die enormen Kostenbelastungen durch zu hohe Energie- und Materialpreise zeigen Wirkung", sagte der Leiter der Wirtschaftsforschung der Firma, Patrik-Ludwig Hantzsch. Creditreform, dessen Haupttätigkeit das Inkassogewerbe ist, hat dadurch einen früheren Zugriff auf die Entwicklungen als das Statistische Bundesamt.

"Die Inflation verunsichert Verbraucher und bremst die Kauflaune deutlich", erklärte Hantzsch. Heute wurde bekannt, dass die Inflation in Deutschland im vergangenen Monat wieder gestiegen ist, obwohl die Zinserhöhungen sie sinken lassen müssten.

Ein weiteres Problem sei, dass die Förderungen, die während Corona ausgeschüttet wurden, nun zurückgezahlt werden müssten. Von Insolvenz betroffen seien inzwischen mittlere und große Betriebe, weshalb sich die Zahl der Beschäftigten, die damit ihre Arbeit verlieren könnten, im Vergleich zum Vorjahr auf 125.000 in den ersten sechs Monaten 2023 verdoppelt habe. "Globale Krisen wie die Pandemie oder die Energiepreisinflation haben auf größere Unternehmen direktere und unmittelbarere Auswirkungen", erläuterte Hantzsch.

Inflation in Deutschland steigt wieder

Nach einem Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten deutet sich für Juni eine Trendumkehr an. Wie die Agentur Reuters berichtete, stieg die Inflation im Juni im Vergleich zum Vorjahr in fünf Bundesländern. 

Demnach liegt die Inflationsrate in Nordrhein-Westfalen und Bayern bei 6,2 Prozent. In Brandenburg erreichte sie 6,7 Prozent, in Hessen beläuft sie sich auf 6,1 Prozent. Den stärksten Anstieg verzeichnete Baden-Württemberg mit 6,9 Prozent.  

Im Mai betrug die Inflation in den 16 Bundesländern noch zwischen 5,7 und 6,6 Prozent. 

Das Statistische Bundesamt erwartet laut einer ersten Schätzung vom Donnerstag für den Juni eine Inflationsrate von 6,4 Prozent. Im Mai lag die Inflation in der Bundesrepublik noch bei 6,1 Prozent.

28.06.2023 12:35 Uhr

IW warnt: Geldabflüsse in Rekordhöhe – drohende Deindustrialisierung

Im vergangenen Jahr haben Unternehmen so viel Geld aus der Bundesrepublik Deutschland abgezogen wie noch nie. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach flossen 2022 etwa 132 Milliarden Dollar (125 Milliarden Euro) mehr Direktinvestitionen aus Deutschland ab, als im gleichen Zeitraum hier investiert wurden. Diese Summe stelle die höchsten Netto-Abflüsse dar, die jemals in Deutschland verzeichnet worden seien. 

Ausländische Unternehmen hätten laut Zahlen der OECD nur noch rund 10,5 Milliarden Euro in Deutschland investiert. Dagegen hätten deutsche Firmen fast 135,5 Milliarden Euro im Ausland investiert. Das IW nennt die Zahlen alarmierend, im schlimmsten Fall sei dies der Beginn der Deindustrialisierung des Landes.

Als Ursachen dieser Entwicklung nennt das als wirtschaftsnah geltende Institut den Fachkräftemangel, Investitionsprogramme im Ausland, den Wegfall des Verbrennungsmotors, die hohen Energiepreise, hohe Unternehmenssteuern, ausufernde Bürokratie und eine marode Infrastruktur. Um Deutschland wieder zu einer attraktiven Adresse für ausländische Investitionen zu machen, müsse die Bundesregierung "dringend gegensteuern".

Deutsche Staatsschulden auf neuem Höchststand

Die Staatsschulden der Bundesrepublik Deutschland sind im ersten Quartal des Jahres 2023 um 1,6 Prozent auf mehr als 2.406 Milliarden Euro gestiegen. Das teilte laut Nachrichten der Tagesschau das Statistische Bundesamt mit.

Die Hauptursachen dafür seien die Ausgaben durch Extrahaushalte, sogenannte "Sondervermögen", etwa um die Energiepreise zu senken, die Aufrüstung der Bundeswehr zu finanzieren oder um während der staatlichen Corona-Maßnahmen die Wirtschaft zu stabilisieren.

So seien rund 200 Milliarden Euro für eine sogenannte "Gaspreisbremse" und zur finanziellen Unterstützung von Energieversorgern reserviert worden. Im November 2022 war zudem der sogenannte Wirtschaftsstabilisierungsfonds Energie (WSF Energie) gebildet worden, der allein von Januar bis März 2023 mit einem Anstieg der Schulden um 22,2 Milliarden Euro auf insgesamt 52,4 Milliarden Euro zu Buche schlug.

Die Bundesländer verzeichnen hingegen im ersten Quartal insgesamt einen leichten Rückgang bei der Verschuldung. Die Verschuldung der Gemeinden und der Gemeindeverbände hingegen nahm wie auf Bundesebene insgesamt zu.

27.06.2023 20:26 Uhr

Preisschock in Karlsruhe: Fast sechs Euro für zehn Eier

Das Internetportal Karlsruhe Insider berichtet, in einem Edeka-Markt in Karlsruhe seien für zehn Eier ganze 5,79 Euro verlangt worden.

Ja, das waren Bio-Eier aus regionaler Produktion, räumte der Kunde ein, der den Preis meldete. Und Hühnerfutter sei teurer geworden. Aber beinahe sechs Euro waren ihm dann doch zu viel. Selbst bei der Eigenmarke der Supermarkt-Kette würden für sechs Bio-Eier inzwischen 2,49 Euro verlangt.

Auf seinen empörten Twitter-Post meldeten sich andere Eierkäufer zu Wort. "Wir zahlen für zehn Eier vom Nachbarn acht Euro", berichtete einer der Kommentatoren.

Der empörte Kunde erwiderte: "Hier in Baden-Württemberg nenne ich das Wucher! Das ist ein Supermarkt, kein Kleinbauer!"

"Vehemente Kundenzurückhaltung": VW drosselt Produktion von E-Autos

Der Autohersteller Volkswagen drosselt nach Angaben des Betriebsrates in seinem Werk in Emden die Produktion von E-Autos. Grund sei der schwächelnde Absatz dieser Fahrzeuge. Betriebsratschef Manfred Wulff erklärte gegenüber dem zum Werbekonzern Ströer gehörenden Nachrichtenportal T-Online, dass in den kommenden zwei Wochen bis zum Beginn der Werksferien die Spätschicht bei der Fertigung des Kompakt-SUV ID.4 und bei den ersten Modellen der neuen Elektro-Limousine ID.7 gestrichen werde. Er bestätigte damit einen Bericht der Nordwest-Zeitung.

Darüber hinaus sollen die dreiwöchigen Werksferien für die Beschäftigten im E-Segment um eine Woche verlängert werden. Zudem werden etwa 300 der gegenwärtig 1.500 Leiharbeiter in Emden ab August nicht weiterbeschäftigt. Die Produktion von Verbrennermodellen ist nicht betroffen und läuft unverändert weiter.

VW äußerte gegenüber der Nordwest-Zeitung die Erwartung, dass es sich nur um eine vorübergehende Maßnahme handle: 

"Wir sind zuversichtlich, dass die Auslastung des Werks mit der Markteinführung des ID.7 Ende des Jahres wieder steigt."

Betriebsratschef Wulff nannte die Kundenzurückhaltung bei E-Autos gegenüber T-Online "vehement". Die Nachfrage liege fast 30 Prozent unter den ursprünglich geplanten Produktionszahlen; die Verunsicherung bei den Kunden sei groß. Die Nachricht der Schichtkürzung habe bei der Belegschaft in Emden für Ernüchterung gesorgt.

26.06.2023 11:25 Uhr

Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts: Pessimismus in allen Branchen

Der Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts ist im Juni 91,5 Punkten im Mai auf 88,5 Punkte gefallen. Das ifo-Geschäftsklima basiert auf den monatlichen Einschätzungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der Erwartungen für die nächsten sechs Monate von etwa 9.000 Anbietern im Verarbeitenden Gewerbe, im Dienstleistungssektor, Handel und Bauhauptgewerbe.

Laut dem ifo-Bericht fielen die Erwartungen im Juni deutlich pessimistischer aus. Die Erwartungen im Verarbeitenden Gewerbe gaben deutlich nach und fielen auf den niedrigsten Stand seit November 2022. Auch die aktuelle Lage wurde schlechter beurteilt. Viele Unternehmen beurteilen ihren Auftragsbestand als zu niedrig.

Unternehmen im Dienstleistungssektor waren ebenfalls unzufriedener mit der aktuellen Lage. Die Erwartungen fielen deutlich pessimistischer aus. Transport und Logistik sind von der negativen Entwicklung in der Industrie besonders betroffen.

Die Erwartungen des Handels verbesserten sich minimal, bleiben aber von großem Pessimismus geprägt. Die Unternehmen des Bauhauptgewerbes waren mit ihrer aktuellen Lage etwas weniger zufrieden. Der Ausblick auf die kommenden Monate verschlechterte sich.

25.06.2023 14:45 Uhr

Römertopf ist insolvent

Der bekannte Hersteller des Tonbräters aus Rheinland-Pfalz ist zahlungsunfähig. Das Unternehmen Römertopf Keramik reichte einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Montabaur ein, wie aus veröffentlichten Unterlagen hervorgeht.

Mehr als 50 Millionen Mal hatte sich der sogenannte Römertopf seit den 1970er Jahren verkauft. Das Unternehmen habe nach sehr guten Entwicklungen in den Jahren 2017 bis 2021 seit der Eskalation im Ukraine-Konflikt einen starken Umsatzrückgang verzeichnet, sagte Geschäftsführer Frank Gentejohann der Wirtschaftswoche.

Hinzu kämen Kostenexplosionen bei Energie, Rohstoffen, Löhnen und Produktionsmitteln. Die Produktion in Deutschland werde wohl schließen, die 44 Mitarbeiter in Ransbach seien noch für drei Monate beschäftigt.

24.06.2023 10:28 Uhr

Chemieindustrie droht mit Abwanderung

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) warnt vor einer Abwanderung der Branche aus der Bundesrepublik Deutschland. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup erklärte gegenüber den Partnerzeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft:

"Wir beobachten eine schleichende Deindustrialisierung."

Unternehmen investierten noch, um ihre Anlagen zu erhalten, tätigten aber keine neuen Investitionen mehr:

"Unsere Branche tut sich derzeit sehr schwer, an eine Zukunft des Standortes Deutschland zu glauben. Es fehlt an internationaler Wettbewerbsfähigkeit."

Der Verbandschef warnte vor den Folgen einer Abwanderung von Unternehmen seiner Branche:

"Wenn wir anfangen, den Anfang der Wertschöpfungskette abzugeben, dann werden die Automobilindustrie und andere irgendwann folgen."

Ursache für die schwierige Situation seien vor allem die hohen Energiepreise. Der Verbandsvertreter fordert deshalb einen vergünstigten Industriestrompreis.

23.06.2023 11:47 Uhr

Auftragsrückgang im Baugewerbe

Das deutsche Bauhauptgewerbe verzeichnet weniger Aufträge. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte, sank im April gegenüber dem Vormonat der Auftragseingang kalender- und saisonbereinigt um 1,3 Prozent.

Im Vergleich zum April 2022 fiel der reale Auftragseingang um 10,3 Prozent. Nominal lag er im April 2023 mit einem Volumen von 8,0 Milliarden Euro trotz der deutlich gestiegenen Baupreise nur 1,2 Prozent über dem Vorjahresniveau.

In den ersten vier Monaten des Jahres 2023 sanken die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahr kalender- und preisbereinigt um 16,9 Prozent, nominal um 4,2 Prozent. Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im April 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,8 Prozent zurückgegangen.

22.06.2023 14:18 Uhr

Photovoltaik-Hersteller Meyer Burger: Subventionen oder keine neuen Investitionen

Der Schweizer Hersteller von Photovoltaikmodulen Meyer Burger droht, den Ausbau seiner Produktionskapazitäten in Deutschland abzubrechen und seine Investitionen stattdessen auf die USA zu konzentrieren.

Gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Capital verwies Unternehmenschef Gunter Erfurt auf das Förderprogramm der US-Regierung, den Inflation Reduction Act, und stellte die rhetorische Frage, warum ein Unternehmen in Deutschland investieren sollte, wenn die staatliche Unterstützung so viel geringer ausfalle als in den USA.

"Das ist keine Drohung. Das ist Realwirtschaft."

Weniger nach Drohung als nach Erpressung klingt wiederum Erfurts Ankündigung, dass es technisch möglich sei, die Maschinen, die für den Ausbau der Zellproduktion im sächsischen Thalheim geplant sind, in den USA aufzubauen.

Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen aktuell 1.445 Beschäftigte, davon etwa 560 in Freiberg im Landkreis Mittelsachsen, 370 in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt und 320 in Hohenstein-Ernstthal im Landkreis Zwickau. Im Jahr 2021 machte die deutsche Tochter des Unternehmens etwa 51,3 Millionen Euro Umsatz – ein Verlust von 11,1 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr.

Autozulieferer Allgaier ist insolvent

Das baden-württembergische Unternehmen Allgaier Werke wird bereits über einen Insolvenzverwalter geleitet.

Das Unternehmen mit Sitz in Uhingen östlich von Stuttgart galt als Spezialist für Karosserie- und Sonderwerkzeugbau sowie für Presswerke und Tanksysteme. Das Unternehmen führt weltweit rund 1.700 Mitarbeiter. Seit dem Sommer 2022 war die chinesische Westron Group Mehrheitsgesellschafter bei Allgaier geworden. Dies sollte vor allem der Stabilisierung der beiden Geschäftsbereiche Automotive und Process Technology dienen.

Als Gründe für den finalen Niedergang werden "die Coronapandemie, Rohstoffengpässe und der Krieg Russlands gegen die Ukraine" genannt, so die WirtschaftsWoche berichtend.

21.06.2023 13:39 Uhr

Privilegiert: Intel bekommt für neue Chip-Fabrik in Magdeburg günstige Strompreise, die es sonst in Deutschland nicht mehr gibt

Ohne staatliche Garantien für billigen Strom würde die neue Intel-Fabrik in Magdeburg auf der Kippe stehen. Während viele Klein- und mittelständische Betriebe wegen des Kostendrucks bei Energie und Rohstoffen aufgeben müssen und große deutsche Industrieunternehmen über eine Produktionsverlagerung nach China und/oder in die USA nachdenken, machen die deutschen Bundesländer große Zugeständnisse, wenn es um die Ansiedlung von US-Konzernen geht. Subventionen und konzernfreundliche Rechtsprechung eingeschlossen – siehe die Förderung der Tesla-Autofabrik in Brandenburg, die mitten in einen Kiefernforst gesetzt wurde (RT DE berichtete).

Ein anderer US-Konzern, der Computerchip-Hersteller Intel, plant den Bau einer Produktionsstätte in Magdeburg. Presseberichten zufolge verlangt das US-Unternehmen für sein neues Werk in Sachsen-Anhalt nun derart günstige Strompreise, die es auf dem Markt für Industriestrom in Deutschland aber gar nicht mehr gibt. Die angespannte Lage auf dem sogenannten Strommarkt ist, was verfügbare Mengen und Preise angeht, eine direkte Folge der "Energiewende".

Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten schreiben, hat die Bundesregierung Intel weitere Zugeständnisse gemacht. Unter Berufung auf den Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), spricht das Portal davon, dass Absprachen hinsichtlich des Strompreises getroffen worden seien. Man erarbeite ein Konzept für "wettbewerbsfähigen Industriestrom". Darauf habe man sich zuvor mit Unternehmen und einer Arbeitsgruppe im Kanzleramt verständigt.

Der US-Konzern, der in Magdeburg investieren will, stünde gegenwärtig in Verhandlungen mit einem lokalen Energieversorger. Intel verlange angeblich einen Festpreis von 10 Cent pro Kilowattstunde – und eine Preisgarantie für 20 Jahre. Presseberichten zufolge sei für den Fall von Preissteigerungen vereinbart, dass Intel und die Bundesregierung verhandeln werden, um die Kostenbelastungen für Intel abzufedern.

Von einer derart privilegierten Gestaltung der Tarife für den benötigten Industriestrom können andere Unternehmen nicht profitieren. Die faktische Subventionierung durch den Steuerzahler schafft für Intel auch bei den Stromkosten Sonderkonditionen. Die Strompreise in Deutschland – nicht nur für Privatkunden, sondern auch für Gewerbe und Industrie – zählen zu den höchsten in allen Industrieländern, bedingt durch Klima-Abgaben und die Ausgaben für die "Energiewende". Am vergangenen Montag haben die Bundesregierung und Intel eine Vereinbarung fixiert, in der staatliche Subventionen in Höhe von 9,9 Milliarden Euro für die neue Chip-Fabrik zugesagt werden.

20.06.2023 17:09 Uhr

Gestiegene Energie- und Rohstoffpreise: Traditionsmarke Weck meldet Insolvenz an

Nach einem Bericht der WirtschaftsWoche muss ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen Insolvenz anmelden. Der Glashersteller J. Weck GmbH u. Co KG, seit über hundert Jahren bekannt durch seine Einmachgläser, ist in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Das Unternehmen, das im südbadischen Wehr an der Schweizer Grenze seinen Sitz hat und zu dem auch ein Glaswerk in Bonn-Duisdorf gehört, sieht sich in den vergangenen Monaten einem enormen Kostendruck ausgesetzt.

Durch das Amtsgericht Karlsruhe wurde nun ein Insolvenzverwalter eingesetzt. Dessen Aufgabe bestehe darin, "den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds für die Mitarbeiter zu organisieren", meldet die WirtschaftsWoche. Um den traditionsreichen Betrieb weiterführen zu können, müssten die Kosten gesenkt werden. Wie viele Arbeitsplätze möglicherweise abgebaut werden, sei gegenwärtig noch unklar.

Weck blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück und hat den Alltag vieler Generationen in Deutschland geprägt. Aus dem Firmennamen leitet sich der Begriff des "Einweckens" ab, das Haltbarmachen durch Einkochen und die Aufbewahrung in den charakteristischen Gläsern. Das "Weckglas" dürfte eines der ersten Markenprodukte für den Massenkonsum gewesen sein. Zwar bedeutete die weite Verbreitung von Kühlschränken und Tiefkühlgeräten ab den 1950er-Jahren einen Einschnitt für den Absatz von Einmachgläsern, doch dem Unternehmen gelang eine Diversifizierung der Produktpalette. Weck erschloss für sich auch den Verpackungsmarkt und belieferte so unter anderem die Lebensmittelindustrie mit Konservengläsern. Zwischenzeitlich wurden auch Glasbausteine produziert. Hinzugekommen sind seither Flaschen für die Getränkeindustrie und andere Spezialgläser, beispielsweise Teelichthüllen und Kerzengläser.

Zwar konnte laut dem Geschäftsbericht für 2021 der Umsatz bei Verpackungsglas um zwei Prozent, bei Haushaltskonservenglas sogar um 16 Prozent gesteigert werden können, doch die Kostensteigerungen für Energie und Rohstoffe machen dem Unternehmen offenbar zu schaffen. Das Glaswerk in Bonn-Duisdorf arbeite defizitär, heißt es. Die WirtschaftsWoche zitiert aus dem Geschäftsbericht für 2021, der vor politikbedingt steigenden Kosten warnt, weil "ein zumindest temporärer Ausfall wichtiger Förderländer von Öl und Gas aus politischen Gründen Realität ist".

 

Zinssatz bei fast acht Prozent: Zahl der KfW-Studienkredite bricht ein

Die Zahl der Studienkredite in der Bundesrepublik ist drastisch eingebrochen: Laut einer Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die dem Handelsblatt vorliegt, sank die Zahl der Neuverträge 2022 auf einen Tiefstand von 24.000, 2014 waren es noch fast 60.000. Das CHE, das sich hauptsächlich durch die Bertelsmann-Stiftung und andere Kooperationspartner finanziert, befasst sich unter anderem mit der Entwicklung des deutschen Hochschulsystems.

Laut Ulrich Müller, Mitglied der CHE-Geschäftsleitung, könne man hier "gerade in Zeitlupe einem Markt beim Kollabieren zuschauen". Grund sei in erster Linie die mangelnde Attraktivität des Angebots der bundeseigenen Förderbank KfW, die den Markt seit Jahren dominiere. Bereits 2022 war die Zahl der KfW-Studienkredite um mehr als ein Drittel zurückgegangen. Hinzu kommt, dass Interessenten aktuell mit einem effektiven Jahreszinssatz von fast acht Prozent rechnen müssen. "Damit ist die Schmerzgrenze nun deutlich überschritten", so Müller. Auch von den Studenten kommt massive Kritik: So sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studentenwerks, Matthias Anbuhl, kürzlich im Bundestag:

"Der Zinssatz beim KfW-Studienkredit ist nun doppelt so teuer wie Immobilienkredite. Das ist ein handfester sozialpolitischer Skandal und ein fatales Signal an die Studenten."

Damit stellt sich die Frage, wie lange der KfW-Studienkredit noch zukunftsfähig sein wird. Für viele Studenten könnte ein Abbruch des Studiums die Folge sein. Nach der jüngsten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks mussten zuletzt 37 Prozent der Studenten mit weniger als 800 EUR im Monat auskommen.

Die KfW verweist hingegen darauf, dass sie den Kredit aus eigenen Mitteln finanziere und dabei "kostendeckend" arbeiten müsse. Der Zins orientiere sich am allgemeinen Zinsniveau, welches stark angestiegen sei. Der Kredit sei zudem nur ein "Finanzierungsbaustein" und solle Kosten abdecken, die nach BAföG, Familie und Nebenjob blieben, so die KfW. Laut CHE sind rund 85 Prozent der Studenten "komplett abhängig von den Eltern, dem Partner oder einem Nebenjob", nur ein Bruchteil beansprucht finanzielle Hilfen. 2,2 Prozent nutzen demnach einen Kredit, zwei Prozent ein Stipendium und elf Prozent bekommen BAföG.

19.06.2023 15:05 Uhr

Insolvenzen von Start-ups erreichen Rekordwert

In der Bundesrepublik müssen immer mehr Start-ups Insolvenz anmelden, weil sie ihre Kosten nicht mehr decken können, so das Handelsblatt am Montag. Das hängt nicht nur mit den oftmals wenig lukrativen Produkten bzw. Dienstleistungen der kleinen Unternehmen zusammen, sondern auch mit der finanziellen Schieflage vieler Kapitalgeber aufgrund der aktuellen Verwerfungen im Bankensystem, die seltener bereit sind, frisches Geld nachzuschießen. Die hohe Inflation, die "Zinswende" sowie zahlreiche geopolitische Unsicherheiten lassen viele Investoren zurückschrecken. Letztlich sitzt bei den Konsumenten das Geld für E-Lastenfahrräder und vegane Aufstriche nicht mehr locker.

Arnas Bräutigam, Chef des Branchendienstes Startupdetector, betont: "Es sieht sehr stark danach aus, dass die Start-up-Insolvenzen im zweiten Quartal 2023 einen neuen Höchststand erreichen werden".

Bereits im ersten Quartal 2023 sind 67 Start-ups pleitegegangen, während es im Vorjahreszeitraum "nur" 39 waren. In Berlin gingen seit Anfang 2022 sogar ganze 86 dieser zumeist sehr kleinen Firmen in Insolvenz. Das sind mehr als doppelt so viele wie in München oder Hamburg.

17.06.2023 16:55 Uhr

Ricarda Lang: Zeit für neue Öl- und Gasheizungen ist vorbei

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang hat mit Nachdruck an die Bürger appelliert, schon jetzt keine fossilen Heizungen mehr einzubauen. Gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte die frühere Jura-Studentin:

"Wer den Leuten einredet, dass Gas- und Ölheizungen sich lohnen, betreibt aktive Verbrauchertäuschung, die Zeit, in der neue Öl- und Gasheizungen eingebaut werden sollten, ist vorbei."

Sie rate den Bürgern, auf "erprobte, bezahlbare, zukunftsfeste Heizungen" zu setzen. Es mache spätestens ab 2024 wenig Sinn, neue Öl- und Gasheizungen einzubauen, weil die Preise für fossile Energien in den nächsten Jahren in die Höhe schießen würden. Die Gründe für die zu erwartenden Preisanstiege verriet die Grüne nicht.

Auf dem kleinen Parteitag der Grünen in Bad Vilbel betonte Lang noch einmal die Bedeutung des sogenannten "Klimaschutzes". Sie sagte:

"Die Klimakrise ist keine Zukunftsmusik, sondern gehört bereits heute Gesundheit und Wohlstand. … Das Klima, die Welt sind nicht auf uns angewiesen. Klimaschutz ist nichts Anderes als Menschheitsschutz."

Lang bezeichnete den Klimaschutz als "riesengroßen Job-Motor".  Sich an Robert Habeck wendend sagte sie:

"Wir zeigen, dass wir es anders machen, auch wenn es Gegenwind gibt. Wir werden nicht zurückgehen in die Nische, wir gehen in die Breite."

Habeck: "Haben als Regierung eine gute Bilanz"

Der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck räumt Fehler in der Heizungsdebatte ein – und lobt gleichzeitig die Arbeit der Bundesregierung. In einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte der frühere Kinderbuchautor:

"Wenn sich die Regierung in einer krisenhaften Zeit dauernd uneins ist, dann schafft das kein Vertrauen. Zu leicht wird Verunsicherung zu Angst, Angst zu Frustration und Frustration zu Zorn."

Die eigentliche Arbeit der Regierung lobte Habeck:

"Wir haben als Regierung eigentlich eine gute Bilanz. Wir haben eine Gasmangellage verhindert, die Energiepreise sinken, es gibt eine enorme Dynamik beim Ausbau der erneuerbaren Energien."

Auf die Frage, warum seine Frage im Zentrum der gesellschaftlichen Polarisierung stehe, erklärte der Minister:

"Das erscheint auf den ersten Blick paradox, lässt sich aber erklären. Der größte Gegner der Polarisierung ist ja nicht der andere Pol, sondern es sind diejenigen, die keine Polarisierung wollen. Wenn du versuchst, ein Land zusammenzuführen, wirst du Teil der Spaltung, weil die Spalter dich zum Feindbild machen."

0,0 Prozent: BDI korrigiert Wachstumsprognose nach unten

Der Industrieverband BDI hat seine Wachstumsprognose nach unten korrigiert und erwartet für laufende Jahr eine Stagnation. BDI-Präsident Siegfried Russwurm sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: 

"Unsere Wachstumsprognose für Deutschland haben wir gerade auf 0,0 Prozent gesenkt. Die Weltwirtschaft wächst voraussichtlich um 2,7 Prozent. Das zeigt schon, dass wir hinterherhinken."

Zahl der Baugenehmigungen bricht um ein Drittel ein

Die Zahl der Baugenehmigungen in der Bundesrepublik Deutschland ist noch einmal deutlich gesunken. Im April wurde laut Statistischem Bundesamt (Destatis) der Bau von 21.200 Wohnungen genehmigt. Im Vergleich zum April 2022 bedeutetet das einen Rückgang um etwa 9.900 Baugenehmigungen. Dies entspricht einem Minus von 31,9 Prozent. Die Behörde spricht vom stärksten Rückgang gegenüber einem Vorjahresmonat seit März 2007.

Einen besonders starken Rückgang erfuhren Baugenehmigungen für Zweifamilienhäuser. Ihre Anzahl brach im Vergleich zum Vorjahresmonat um etwa die Hälfte ein. Bei Einfamilienhäusern gab es ein Minus von 33,5 Prozent, bei Mehrfamilienhäusern einen Rückgang von "nur" 27 Prozent.

16.06.2023 13:15 Uhr

Zahl der Insolvenzen drastisch gestiegen

Die Anzahl der Firmenpleiten in der Bundesrepublik Deutschland ist drastisch gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) erhöhte sich die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,2 Prozent auf 4117. 

Auch die voraussichtlichen Gläubigerforderungen aus den gemeldeten Insolvenzen stiegen deutlich. Die Amtsgerichte bezifferten sie auf rund 6,7 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es rund 3,9 Milliarden Euro.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte im September 2022 in einer Talkshow auf die Frage nach einer drohenden Insolvenzwelle in Deutschland noch geantwortet: 

"Bestimmte Branchen könnten einfach erst mal aufhören zu produzieren und zu verkaufen. Dann sind die nicht insolvent automatisch, aber sie hören vielleicht auf zu verkaufen."

Umsatz im Gastgewerbe sinkt weiter

Der Umsatz im deutschen Gastgewerbe ist im April 2023 gesunken. Das Minus gegenüber März betrug 3,2 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen am Freitag mit.

Die Umsätze im April 2023 lagen demnach 1,4 Prozent unter denen im April letzten Jahres und sogar 14,6 Prozent unter dem Niveau von April 2019, vor Inkrafttreten der staatlichen Corona-Maßnahmen.

Besonders drastisch fiel der Einbruch in der Gastronomie aus. Hier fiel der reale kalender- und saisonbereinigte Umsatz im April 2023 gegenüber dem Vormonat um 6,1 Prozent und lag damit um 17,7 Prozent niedriger als im April 2019. Etwas weniger schlimm stellt sich die Lage bei Hotels und sonstigen Beherbergungsunternehmen dar. Diese verzeichneten im April 2023 gegenüber dem März ein Umsatzminus von 1,5 Prozent. Dieser Wert liegt 7,1 Prozent unter dem von April 2019.

14.06.2023 15:23 Uhr

Auch Joghurt und Käse betroffen: Özdemir plant Werbeverbot für "ungesunde Lebensmittel"

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir plant ein Werbeverbot für angeblich ungesunde Lebensmittel. Nach Angaben des Ministeriums soll damit dem Übergewicht von Kindern entgegengewirkt werden. 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen gelten als übergewichtig, 6 Prozent sogar als adipös.

Wie das Springerblatt Bild berichtet, solle deshalb auch Werbung für zahlreiche Molkereiprodukte extrem eingeschränkt werden. Demnach dürfen künftig nur sehr fettarme Käse- und Joghurtsorten beworben werden. Das Ministerium beruft sich in seinem Gesetzentwurf auf das Nährwert-Profil der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa.

Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, kritisierte gegenüber Bild die Pläne des Landwirtschaftsministeriums: 

"Milch, Käse, Joghurt oder Quark gehören zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Es ist schlichtweg grotesk, wenn man solch wertvolle Nahrungsmittel mit Verboten überzieht. So langsam reicht es mit der Ernährungsbevormundung!"

Laut dem vorliegenden Gesetzentwurf soll für die "ungesunden Lebensmittel" ein umfassendes Werbeverbot gelten. Verboten wäre demnach Werbung in Fernsehen und Radio zwischen 6 und 23 Uhr, auf Plakaten im Umkreis von 100 Metern um Schulen und Kindergärten sowie in sozialen Medien. Bei Verstößen dagegen seien Bußgelder von bis zu 30.000 Euro vorgesehen.

13.06.2023 15:08 Uhr

Umfrage zum Heizungsgesetz: Fast 90 Prozent fürchten finanzielle Überlastung

Eine überwältigende Mehrheit der Deutschen befürchtet durch die geplante Umstellung auf angeblich "klimafreundliche" Heizungen finanziell überfordert zu werden. 

In einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Fernsehsender RTL und n-tv gaben 88 Prozent der Befragten an, dass dadurch die meisten privaten Eigenheimbesitzer überfordert werden. Selbst bei den Anhängern der Grünen fürchten 67 Prozent eine finanzielle Überlastung. Nur acht Prozent der Befragten erklärten, dass die Kosten von den meisten Haushalten ohne Weiteres aufzubringen seien.

Der von der Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP im Kabinett beschlossene Gesetzentwurf sieht vor, dass alle Heizungen ab 2024 mit mindestens 65 Prozent "erneuerbarer" Energie betrieben werden müssen. Faktisch liefe dies auch auf ein weitgehendes Verbot neuer Öl- und Gasheizungen hinaus. Der Entwurf ist innerhalb der Koalition umstritten und stößt in der Öffentlichkeit auf erheblichen Widerstand.

12.06.2023 10:50 Uhr

Lauterbach: Austauschpflicht für Gasheizungen ist Wissenschaft

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die von der Bundesregierung initiierte "Wärmewende" verteidigt. Auf Twitter kritisierte der Gesundheitsökonom am Wochenende den Auftritt des bayerischen Ministerpräsidenten auf der von der Kabarettistin Monika Gruber organisierten Demonstration "Stoppt die Heizungsideologie". Lauterbach schrieb:

"Dass Öl- und Gasheizungen ausgetauscht werden müssen, ist keine Ideologie sondern Wissenschaft. Indem Markus Soeder bei einer solchen Demo auftaucht, bestätigt er die Fakenews zur Heizung. Er ist Kronzeuge der Ignoranten, die ihn dann verspotten und AfD wählen."

Bei den Twitternutzern stieß der Minister überwiegend auf Ablehnung und Spott. So schrieb ein Nutzer:

"Im Prinzip funktionieren Wärmepumpen für die meisten Bürger wie mRNA Injektionen gegen grippeähnliche Erkrankungen – nämlich überhaupt nicht."

Ein anderer meinte:

"Was wenn die 'Wissenschaft' hier genauso daneben liegt wie bei Corona?"

Ein weiterer Kommentator erinnerte an Lauterbachs Forderung, Kliniken vom geplanten Gasheizungsverbot auszunehmen.

11.06.2023 20:58 Uhr

Pleitewelle in der Altenpflege? In den ersten Monaten 2023 mehr Insolvenzen als im gesamten Vorjahr

Laut Medienberichten aus Nordrhein-Westfalen mussten im ersten Halbjahr 2023 mehr Altenpflegeeinrichtungen Insolvenz anmelden als im gesamten Jahr 2022. Die Politik des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes ist daher alarmiert: Die Versorgung von Pflegebedürftigen ist in Gefahr. 

Die ganze Branche leidet unter hohem Kostendruck und dem Fachkräftemangel. Insbesondere die gestiegenen Energiepreise belasten die Altenpflegeeinrichtungen. Die Probleme treffen kommunale, gemeinnützige und private Träger gleichermaßen.

Erschwerend kommt die seit vergangenem Jahr geltende Tarifpflicht für Pflegekräfte und Betreuer in der Altenpflege hinzu. Das treibt vor allem private Einrichtungen in die Enge, die nun höhere Gehälter zahlen müssen.

Mehrere große Pflegeheimbetreiber wie Curata, Convivo und die Doreafamilie haben seit Anfang 2023 Insolvenz angemeldet und sind von der Schließung bedroht. Insgesamt seien Hunderte Pflegeheime mit Tausenden Plätzen für pflegebedürftige Menschen in Gefahr.

Laut den Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums gab es in den ersten drei Monaten dieses Jahres in der Pflegebranche bereits 27 Insolvenzen und damit mehr als im gesamten Jahr 2022. 

Mehr zum Thema - "Visa binnen Tagen" – Baerbock und Heil auf der Suche nach Fachkräften in Brasilien

9.06.2023 14:34 Uhr

Habecks Eingeständnis: Keine gesellschaftliche Mehrheit für seine Klimawende

Vom 5. bis 7. Juni hat in Berlin das "Festival für die digitale Gesellschaft", re:publica, stattgefunden. Wirtschaftsminister Robert Habeck war dort zu einem Podiumsgespräch mit dem Gründer von "re:publica" Johnny Haeusler eingeladen.

Auf die Frage Haeuslers, wie es denn um die "Klimawende" stünde, antwortete der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz: "Kein Bullshit, wir sind nicht auf Kurs."

Selbst wenn alle in Deutschland geplanten Maßnahmen umgesetzt würden, könne das 1,5-Grad-Ziel nicht eingehalten werden.

"Es sei denn, aus den ganzen politisch gesetzten Impulsen entsteht eine gesellschaftliche Dynamik", ergänzte der 53-Jährige. Deshalb sei es wichtig "politisch jetzt durchzuziehen" und darauf hinzuarbeiten, dass die Gesellschaft die politischen Ziele mitträgt. Habeck musste jedoch einräumen:

"Man muss sagen, dass wir uns gerade vielleicht wegbewegen von einer gesellschaftlichen Mehrheit für Veränderung insgesamt."

In "fetten Überschriften" zu seinen Plänen und dem "Gebrüll" im Netz, das so "mega aggressiv" sei, sieht der studierte Philosoph und Linguist den Grund dafür, dass sie in der Bevölkerung nicht den gewünschten Anklang finden.
"Die faktenbasierte, ruhige, rationale Politik, das bessere Argument zu bringen, ist immer strategisch im Nachteil", so Habeck.

8.06.2023 21:55 Uhr

Feinkosthändler Schlemmermeyer muss Insolvenz anmelden

Der Feinkosthändler Schlemmermeyer ist insolvent. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters Jaffé Rechtsanwälte hervor. Schlemmermeyer hat 16 Filialen, neben dem Stammhaus in München unter anderem in Hamburg,  Bonn, Stuttgart und Düsseldorf. Die Standorte befinden sich meist zentral in westdeutschen Großstädten. Der Verkauf gehe weiter, Löhne und Gehälter der insgesamt rund 130 Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld bis Juli gesichert.

Grund für die finanzielle Schieflage sei, so der Insolvenzverwalter, ein verändertes Kaufverhalten. Probleme durch die Corona-Krise und gestörte Lieferketten hätten noch aufgefangen werden können. Dagegen habe sich nun die steigende Inflation "sowohl im Einkauf als auch durch eine Kaufzurückhaltung der Kunden sehr negativ auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung ausgewirkt".

Das Unternehmen habe zuletzt noch einen Umsatz von rund sieben Millionen Euro erzielt. Der vorläufige Insolvenzverwalter führe gegenwärtig eine Bestandsaufnahme durch. Ziel sei der Erhalt möglichst vieler Filialen und Arbeitsplätze. Die Ausgangslage sei dabei aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds sehr schwierig.

RWE-Chef: In Deutschland wird der Strom knapp

Der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns RWE hat vor einer Verknappung des Stromangebots in der Bundesrepublik Deutschland gewarnt. 

Dem Boulevardblatt Bild sagte Krebber:

"Deutschlands Wohlstand fußt auf einer starken Industrie. Ein knappes Energieangebot führt zu hohen Preisen – dies gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschlands. Wir sehen erste Anzeichen einer Deindustrialisierung."

Gegenüber dem Burdamagazin Focus sagte der Manager:

"Deutschland hat als Industriestandort ein ernstes Problem: Uns steht nicht so viel Energie zur Verfügung, wie gebraucht wird. Diese Lücke führt zu den hohen Preisen und damit zu den berechtigten Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit."

Bis 2035 soll nach dem Willen der Ampel-Regierung der gesamte Strom im Land aus den sogenannten "erneuerbaren Energien "stammen. Allerdings musste schon seit dem Abschalten der drei letzten Atomkraftwerke Ende April massiv Strom im Ausland eingekauft werden.

Krebber fordert massive Investitionen "in grüne Energien".

Der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring verwies auf Twitter darauf, dass Krebber noch vor drei Monaten einen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke abgelehnt habe. Strom sei "noch genug da", hatte der RWE-Chef damals in einem Interview mit der Zeitschrift Capital gesagt.

Nun amtlich: Eurozone befindet sich in Rezession

Wie das Handelsblatt am Donnerstag berichtet, ist die Wirtschaft der Eurozone zu Jahresbeginn überraschend geschrumpft. Im ersten Quartal hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um 0,1 Prozent nachgegeben, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg mitteilte.

Der gemeinsame Währungsraum ist damit in eine sogenannte technische Rezession gerutscht, viele staatsnahe Ökonomen hatten mit einem kleinen Wachstum oder zumindest einer Stagnation gerechnet.

Im vierten Quartal 2022 war die Euro-Wirtschaft ebenfalls um 0,1 Prozent geschrumpft. Bereits damals musste man Daten revidieren, nachdem zuvor eine Stagnation ermittelt worden war.

Wenn die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft, sprechen Wirtschaftswissenschaftler von einer "technischen Rezession".   Starke Rückgänge wurden vor allem für Irland (minus 4,6 Prozent) und Litauen (minus 2,1 Prozent) registriert. Das deutsche BIP ist um 0,3 Prozent gesunken. Doch es gibt auch Ausnahmen, so konnte Luxemburg ein plus von 2 Prozent verzeichnen. 

Bis Jahresende: Tchibo streicht 300 Stellen

Im Tchibo-Konzern fallen bis zum Endes des Jahres rund 300 Stellen weg. "Nach einem deutlichen Personalzuwachs während der Pandemie werden wir damit die Strukturen wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurückführen", sagte ein Konzernsprecher. Dies solle durch das Streichen unbesetzter Stellen, das Auslaufen von Zeitverträgen und "natürliche Fluktuation" erreicht werden. Er sagte weiter:

"Betriebsbedingte Kündigungen können aber nicht ausgeschlossen werden."

Die Beschäftigten seien bereits im April über die Pläne informiert worden. Auch die Verwaltung in Hamburg ist den Angaben zufolge betroffen. Nach einem Bericht der Welt, die sich auf ein konzerninternes Schreiben beruft, wurde den Beschäftigten vor wenigen Wochen zudem mitgeteilt, dass die übliche jährliche Gehaltserhöhung in diesem Jahr ausfalle.

Der Kaffee- und Handelskonzern hat insgesamt 11.230 Beschäftigte, davon 7.100 in Deutschland. Das 1949 gegründete Familienunternehmen hatte nach eigenen Angaben im Jahr 2021 einen Umsatz von rund 3,26 Milliarden Euro um. Tchibo gehört zu 100 Prozent der Holding Maxingvest, in der ein Teil der Hamburger Familie Herz ihre Beteiligungen gebündelt hat. Zweites Standbein von Maxingvest ist die Mehrheitsbeteiligung am Dax-Konzern Beiersdorf, zu dem auch der Klebefilmproduzent Tesa gehört.

Kommentatoren in den Sozialen Medien führten die schwierige Lage bei Tchibo auch auf die betont am Zeitgeist orientieren Werbekampagnen des Unternehmens zurück.

7.06.2023 17:06 Uhr

OECD prognostiziert Stagflation für Deutschland – im Gegensatz zu Habeck

Laut der Industrieländerorganisation (OECD) aus Paris wird die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr stagnieren, wie die Berliner Zeitung berichtet. Das geht aus einem am Mittwoch vorgestellten Bericht hervor. Dort heißt es:

"Das schwache Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2023 geht auf die hohe Inflation zurück."

Dadurch würden die Realeinkommen und Ersparnisse sinken, wodurch der private Konsum zurückgedrängt werde.

Konkret wird der private Konsum in diesem Jahr um 1,4 Prozent sinken, nachdem er im vergangenen Jahr noch um 4,9 Prozent angestiegen war. Damit steht die OECD-Vorhersage im Kontrast zum prognostizierten Wachstum der Bundesregierung Ende April. Habeck hatte im Frühjahr noch ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent verkündet. 

6.06.2023 11:30 Uhr

Deutsche Industrie verzeichnet Auftragsminus

Die deutsche Industrie hat im April überraschend erneut sinkende Aufträge hinnehmen müssen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Demnach sanken die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg um 3,0 Prozent gerechnet. Der Rückgang im April folgt auf einen drastischen Einbruch im März. Dieser fiel mit 10,9 Prozent sogar noch deutlicher aus als bisher bekannt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gingen die Auftragseingänge im April 2023 um 9,9 Prozent zurück.

Einbruch bei Möbelverkäufen

Begleitend zur derzeitigen Messe der Möbelbranche in Köln, der IMM Spring Edition, äußern die Möbelhersteller ihre Sorgen. Eine Reihe von einheimischen Herstellern ist der weltgrößten Möbelmesse, die sich nach zwei Jahren Corona-Pause einen Neustart versucht, völlig ferngeblieben. Andere berichten, die Zahl der Besucher in den Möbelhäusern sei um 30 bis 40 Prozent eingebrochen. "Die Lage ist mehr als angespannt", so Markus Meyer, der Präsident des Handelsverbands Möbel und Küchen.

Die Möbelhersteller sehen die Verantwortung vor allem beim "Anti-Wirtschaftsminister" Robert Habeck. Dessen Heizungspläne hätten die Verbraucher sehr verunsichert. "Die Leute haben Angst vor der Situation, dass ihre Heizung kaputtgeht und sie dann viele Zehntausend Euro in neue Technologien und einen Umbau ihres Hauses investieren müssen. Also halten sie ihr Geld zusammen, so Meyer.

Ein Viertel der Hersteller plant für das zweite Halbjahr bereits Kurzarbeit. Der Rückgang sei der stärkste seit 2008.

5.06.2023 17:05 Uhr

BDI schlägt Alarm: Jedes sechste Unternehmen lagert Arbeitsplätze ins Ausland aus

Die Industrie in Deutschland schlägt wegen hoher Kosten und Bürokratie  Alarm. Etwa jedes sechste deutsche Unternehmen will Arbeitsplätze ins Ausland verlegen. Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) sagte am Montag gegenüber dem Handelsblatt"16 Prozent der befragten Unternehmen sind bereits aktiv dabei, Teile der Produktion und Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern."

Weiter hieß es: "Weitere 30 Prozent denken konkret darüber nach." Dies gehe aus einer Verbands-Blitzumfrage im industriellen Mittelstand hervor. Die Industrie fordert daher für mehr Investitionen einen spürbaren Bürokratieabbau sowie gezielte Steuersenkungen. Russwurm betonte: "Die Politik ist in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen am Standort zu verbessern." Insbesondere die hohen Preise für Energie würden den Wirtschaftsstandort Deutschland immer unattraktiver machen. 

4.06.2023 20:25 Uhr

Deutsche Unternehmer kritisieren Gängelung durch Bundesregierung

Die Ampelkoalition wird bei den deutschen Unternehmern immer unbeliebter. Vor allem der Mittelstand hadert mit der überbordenden Regulierung. Nikolas Stihl, der Beiratschef des gleichnamigen Motorsägenherstellers, sagte in einem Interview mit dem Handelsblatt. "Statt eine Strategie zu erarbeiten, betreibt die Regierung Mikromanagement mit Überregulierung."

Besonders das neue Heizungsgesetz ist vielen Unternehmern ein Dorn im Auge. Natalie Mekelburger, die geschäftsführende Gesellschafterin des Kabelspezialisten Coroplast, beklagte, die Probleme einer "kleinteiligen und dirigistischen Energiewende" würden immer offensichtlicher. Sie betonte: "Da dies aber nur dem kleinsten Koalitionspartner bewusst ist und der marktwirtschaftliche Ansatz der FDP nicht zum planwirtschaftlichen Ansatz der Grünen passt, ist es kein Wunder, dass die Konflikte jetzt hochkochen."

Die Stimmung der Unternehmer deckt sich mit der Stimmungslage bei einer Mehrheit der Deutschen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap fiel die Zufriedenheit mit der Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP auf einen Tiefpunkt. Nur noch jeder Fünfte Befragte ist mit der Arbeit der Regierung einverstanden. 

"Alle werden gebraucht" – Scholz wirbt für den "Klimaschutz"

Nach einer Veranstaltung der Wochenzeitung Die Zeit in Hamburg warb Olaf Scholz am Sonnabend auf Twitter für den sogenannten "Klimaschutz". Er schrieb:

"Wie gelingt uns beides zusammen, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit? Eine der meist gestellten Fragen bei der Zeitnacht heute in Hamburg. Deutschland ist ein Land, das Klimaschutz, Wachstum und Wohlstand gleichzeitig kann.

Alle werden auf dem Weg zur Klimaneutralität gebraucht. Wichtig ist mir dabei der Respekt für die unterschiedlichen Lebensläufe und Berufe. Wenn wir jede und jeden ernst nehmen, wird es uns gelingen, den Populisten entgegenzutreten."

Als "Populisten" bezeichnet der Kanzler offenbar Bürger, die die sogenannte Klimapolitik für falsch oder schlicht unsinnig halten. 

Zahlreiche Kommentare unter den Tweets konfrontierten den Kanzler mit der ökonomischen Realität. Ein Nutzer schrieb:

"Wenn ein Bundeskanzler nicht mitbekommt, daß sein Land in einer Rezession steckt, seine Bürger finanzielle Zukunftsängste umtreiben, aber gleichzeitig von Wachstum und Wohlstand fabuliert, gehört wirklich die Vertrauensfrage gestellt."

Ein anderer meinte:

"Mit dieser Regierung kann Deutschland nur Krieg, sonst nichts."

3.06.2023 10:03 Uhr

Mittelständische Unternehmen verlagern Produktion 

15 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben ihre Produktion in der Bundesrepublik Deutschland reduziert oder gestoppt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Industrieverbandes BDI, über die das Springerblatt Welt am Sonntag (WamS) berichtet.

Gegenüber einer Umfrage im Februar 2022 wurde ein Anstieg um acht Prozentpunkte registriert. Als Hauptprobleme nennen die Unternehmen den Mangel an Fachkräften (76 Prozent) und die hohen Energiepreise (62 Prozent). An der BDI-Umfrage nahmen 392 mittelständische Unternehmen teil.

BDI-Präsident Siegfried Russwurm sagte der WamS: "Für die Situation am Industriestandort Deutschland gibt es keine Entwarnung." Viele Firmen reduzierten nicht nur die Produktion hierzulande, sie verlegten sie bereits ins Ausland:

"16 Prozent der befragten Unternehmen sind bereits aktiv dabei, Teile der Produktion und Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Weitere 30 Prozent denken konkret darüber nach."

Einzelhandel: Umsätze im Vergleich zum Vorjahresmonat weiter gefallen

Diesmal rang sich das Statistische Bundesamt selbst in der Misere noch eine positive Nachricht ab: Der Einzelhandelsumsatz sei im April im Vergleich zum Vormonat real um 0,8 Prozent gestiegen. Das sind exakt die 0,8 Prozent, um die die Inflationsrate gesunken ist. Soviel zum Positiven.

Im Detail sehen die Ergebnisse deutlich unangenehmer aus, vor allem wenn man die realen Rückgänge gegenüber dem Vorjahr betrachtet. An der Spitze liegt der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln, die einen Rückgang von 13,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Darauf folgen Einrichtungsgegenstände, Haushaltsgeräte und Baubedarf mit einem realen Rückgang von 10,9 Prozent und der Internet- und Versandhandel, der während der Corona-Zeit gewaltige Zuwächse verbuchen konnte, mit einem Minus von 10,3 Prozent. Tatsächlich gab es nur bei Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren mit 6,2 Prozent ein reales Plus, ebenso bei Waren- und Kaufhäusern (denjenigen, die noch nicht geschlossen sind) mit 2,6 Prozent.

Erklären lässt sich das mit einer gerade in diesen beiden Bereichen nicht überraschenden Rückverlagerung vom Internethandel zum Einkauf im Geschäft. In allen anderen Bereichen kompensieren die deutschen Verbraucher die Inflation offenkundig durch geringeren Konsum. Selbst Apotheken mussten einen realen Rückgang von drei Prozent hinnehmen.

2.06.2023 18:30 Uhr

Schlechtes Omen? Sponsor pleite: Euro-Wahrzeichen in Frankfurt droht erneut Versteigerung

Das Euro-Zeichen vor der ehemaligen Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt muss nun möglicherweise doch abgebaut werden. Dies teilte das Frankfurter Kultur-Komitee, das sich um den Erhalt der 14 Meter hohen Skulptur kümmert, am Freitag mit. Zuvor hatte die FAZ darüber berichtet. Im Herbst des vergangenen Jahres hatte sich ein Sponsor gefunden, der medienwirksam angekündigt hatte, die Betriebs- und Erhaltungskosten von 200.000 Euro im Jahr tragen zu wollen.

Die hohen Erhaltungskosten ergeben sich durch Reparaturen, die in vielen Fällen durch Vandalismus notwendig geworden sind. Das Euro-Zeichen mit den 12 gelben Sternen wurde 2001 zur Einführung des Euros vor der damaligen Zentrale der EZB errichtet und wurde immer wieder das Ziel von Protesten gegen die Politik der Europäischen Union. Wie das Kultur-Komitee jüngst bestätigte, ist der Sponsor pleite. Es drohe erneut eine Versteigerung des Euro-Zeichens. Bevor der Sponsor gefunden wurde, hatte der Vorstandsvorsitzende des Komitees, Manfred Pohl, angekündigt, das Euro-Zeichen Mitte Oktober 2022 abbauen und versteigern zu wollen, da der Verein die Unterhaltskosten nicht mehr aufbringen könne.

"Jetzt fangen wir wieder ganz von vorne an", sagte Pohl.

Bei der derzeitigen Suche nach Sponsoren sei er jedoch optimistischer: "Im Sommer kümmerte das Thema niemanden. Jetzt haben wir viel mehr Aufmerksamkeit, weil die Medien ausführlich berichtet haben", sagte Pohl. Der Verein verhandle bereits mit zwei Frankfurter Instituten, die bereit seien, die Kosten für die Instandhaltung zu zahlen. Laut Pohl sei das Wahrzeichen "beliebt", die Sponsorschaft sei daher eine "gute Werbung". Bis zum 15. Juni werde sich herausstellen, ob ein Vertrag zustande komme. Der alte Sponsorenvertrag sei Anfang Februar gekündigt worden. Mehr könne man aus rechtlichen Gründen nicht sagen.

1.06.2023 21:53 Uhr

Kerninflation im Euroraum sinkt – Lebensmittelpreise legen weiter zu

Die Inflation im Euroraum hat sich mittlerweile abgeschwächt. Wie das europäische Statistikamt Eurostat am Donnerstag auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,1 Prozent. Experten hatten im Vorfeld einen Wert von 6,3 Prozent erwartet. Im April hatte die Teuerungsrate bei sieben Prozent gelegen. Die Kerninflation liegt mittlerweile bei 5,3 Prozentnach 5,6 Prozent im Vormonat. Die um Energie- und Nahrungspreise bereinigte Kerninflation gilt als verlässlicher Indikator für den mittelfristigen Preistrend.

Trotz der Entwicklung liegt die Inflation deutlich über dem mittelfristigen Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. Bei diesem Wert sieht die EZB eine Preisstabilität gegeben.

Im Mai dämpfte vor allem die Entwicklung der Energiepreise die Inflation. Nach einem Anstieg von 2,4 Prozent im April gingen diese im Jahresvergleich um 1,7 Prozent zurück. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen dagegen um 12,5 Prozent an. Bereits im April erhöhten sich diese um 13,5 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich im Mai um 5,0 Prozent nach 5,2 Prozent im April.

Supermarktpreise absurd – Verbraucherzentrale sieht Abzocke

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat mit einem Testkauf bei vier Supermarktketten in fünf Städten enorme Preisunterschiede gefunden, die mit der Inflation bei Lebensmitteln nicht zu erklären sind. Die Kunden leiden ohnehin schon unter den hohen Preissteigerungen in diesem Sektor, die im April immer noch bei 17,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr lagen. Aber einigen Unternehmen scheint das nicht genug.

Zu beklagen seien nicht nur die hohen Preise, "sondern auch die absolut undurchsichtige Preisbildung", erklärte Bernhard Burdick, Leiter der Gruppe Markt und Konsum der Verbraucherzentrale NRW. Sie hätten die gleichen Waren einmal für 71,58 Euro, ein anderes Mal für 34,78 Euro erworben. Ein Blumenkohl kostete beispielsweise im einen Supermarkt 99 Cent, in einem anderen ganze 4,99 Euro. Die Butterpreise reichten von 5,56 Euro bis 15,16 Euro je Kilogramm. Und das, obwohl in jedem besuchten Geschäft die jeweils einfachste Version des gesuchten Produkts erworben wurde.

"Bei 17 von 19 untersuchten Lebensmitteln fanden wir Preisunterschiede von mehr als 100 Prozent", so Burdick. Dabei waren Butter, Sonnenblumenöl und Blumenkohl ausgerechnet bei den Discountern am teuersten.

"Die großen Preisspannen, die unser Marktcheck offenbart, sind nicht nachvollziehbar", ergänzte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. "Die Anzeichen für Gewinnmitnahmen sowie unzureichenden Wettbewerb im Lebensmittelmarkt können nicht länger ignoriert werden." Er hoffte dabei auf das neue Wettbewerbsrecht, das ein Eingreifen des Kartellamts bereits beim Verdacht eines Verstoßes möglich machen soll.

31.05.2023 21:29 Uhr

Münchener Modekette Hallhuber meldet  Insolvenz an

Wie die Münchener Modekette Hallhuber mitteilt, gab das Amtsgericht München einem Antrag der Geschäftsführung auf Anordnung der vorläufigen Insolvenz in Eigenverwaltung statt. Das berichtet die Berliner Zeitung am Mittwoch. Das seit 1977 bestehende Unternehmen gibt als Ursache für den Schritt die "marktbekannten multiplen Krisen im Textileinzelhandel und die daraus folgenden massiven Umsatzeinbußen" an. Ohne einen neuen Investor wird es für das Unternehmen wohl keine Zukunft geben.

Die Modekette besteht laut eigenen Angaben aus knapp 200 Filialen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg sowie den Niederlanden und hat allein in Deutschland mehr als 1.100 Mitarbeiter. Bislang ist unklar, ob es Entlassungen geben wird.

"Alternativlos"? IKK-Chef fordert aufgrund von Milliardendefizit drastische Leistungskürzungen

Bereits letztes Jahr kündigte die Bundesregierung ein milliardenschweres Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung an ‒ nun werden Leistungskürzungen gefordert. Als Gründe werden die Alterung der Gesellschaft, die geringere Zahl an Beitragszahlern und neue, teure Technologien angegeben. Jetzt preschen die gesetzlichen Krankenkassen, die zu Jahresbeginn ihren Zusatzbeitrag im Schnitt bereits um 1,6 Prozent erhöht haben, vor. Ralf Hermes, Chef der gesetzlichen IKK-Innovationskasse mit rund 300.000 Versicherten, sagte dem Handelsblatt:

"Die steigenden Gesundheitsausgaben bringen das System schon jetzt an seine Grenzen. [...] Leistungskürzungen dürfen deswegen kein Tabu sein, sondern sind alternativlos."

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erteilt Leistungskürzungen bislang eine Absage. Doch der Versorgungsbedarf einer Gesellschaft, die einerseits vergreist und andererseits über eine Million Ukrainer aufgenommen hat, wird immer größer. "Und auf lange Sicht ist keine Trendumkehr in Sicht", betonte Hermes. Der größte Teil entfällt mit mehr als 85 Milliarden Euro auf Krankenhausbehandlungen, mehr als 40 Milliarden Euro werden für ärztliche Behandlungen und Arzneimittel ausgegeben.

Löhne: Inflation wird nach wie vor nicht abgefangen

Die Löhne sind in Deutschland im ersten Quartal 2023 zwar im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5,6 Prozent gestiegen, die höchste Steigerung seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2008, wie das Statistische Bundesamt anmerkte. Die Lohnbezieher haben aber wenig davon – dank einer Inflation von nach wie vor 8,3 Prozent bedeutet das einen Reallohnverlust von 2,3 Prozent.

Das, obwohl ein Teil der Beschäftigten von einer Inflationsausgleichsprämie bis zu 3.000 Euro profitieren konnte und die Einkommensgrenze für Minijobs am 1. Oktober 2022 von 450 auf 520 Euro erhöht wurde. Letzteres führte dazu, dass geringfügig Beschäftigte mit 8,9 Prozent den stärksten Lohnanstieg hatten und, zumindest statistisch, damit tatsächlich einen Einkommenszuwachs knapp oberhalb der Inflation.

Beschäftigte in Vollzeit verdienten nominell um 5,9 Prozent mehr als im ersten Quartal 2022 – damit bleibt ihnen aber immer noch ein Reallohnverlust von zwei Prozent. Teilzeitkräfte und Auszubildende kamen am schlechtesten davon. Ihr Nominallohn stieg nur um 4,7 Prozent, das entspricht einem Reallohnverlust von 2,6 Prozent.

30.05.2023 18:05 Uhr

Geschäftsklimaindex im Euroraum auf Talfahrt – droht Deflation?

Der Geschäftsklimaindex hat sich im Mai deutlich stärker eingetrübt, als das zahlreiche regierungsnahe "Experten" erwartet hatten – das berichtet das Handelsblatt am Dienstag. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel demnach um 2,5 Zähler auf 96,5 Punkte – das ging aus veröffentlichten Daten der EU-Kommission hervor. Die von Reuters befragten Finanzwissenschaftler gingen lediglich von einem Rückgang auf 98,9 Punkte aus.

Die Zuversicht in der Industrie ist mittlerweile den vierten Monat vom Rückgang betroffen. Auch bei den Dienstleistern und im Einzelhandel geht es deutlich bergab, ähnlich auch wie in der Baubranche, die nach wie vor unter der hohen Inflation leidet. Seit Ende 2022 stagniert die wirtschaftliche Entwicklung. 

Rasche Besserung ist kaum zu erwarten, ganz im Gegenteil: Don Luskin, Chefanlagestratege bei Trend Macrolytics, schrieb im Wall Street Journal: "Heute ist meine Sorge nicht, dass die Inflation immer noch zu hoch ist, sondern dass die Inflation unter das Ziel der Notenbanken fallen wird und wir in etwa einem Jahr eine regelrechte Deflation haben werden“.

Pflegeheime: Verbandspräsident fürchtet Pleitewelle

In einem Interview erklärte Bernd Meurer, der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste, der über 13.000 ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen vertritt, 70 Prozent seiner Verbandsmitglieder hätten angegeben, sich um ihre wirtschaftliche Existenz zu sorgen. Der Grund dafür ist nach wie vor der Mangel an Pflegekräften. Sobald die gesetzliche Quote an Fachpersonal nicht mehr erfüllt werden kann, müssen ganze Stationen geschlossen werden.

Bereits während Corona hatten viele Pflegeeinrichtungen erklärt, keine weiteren Pflegefälle aufnehmen zu können. Die Pflegekassen geben eine Belegungsquote von 97 Prozent vor, die nicht erreichbar ist. Wenn auf Leiharbeitskräfte zurückgegriffen wird, um die vorhandenen Lücken zu füllen, werde die wirtschaftliche Situation nur noch schlechter.

"Die Pflegeeinrichtungen jagen sich nur noch gegenseitig das Personal ab", sagte Meurer. Aber wer Kräfte im Ausland anwerbe, müsse bis zu einem Jahr warten, bis deren Berufsabschluss anerkannt sei. Auch die Vermittlungskosten wären mit den Pflegekassen nicht abzurechnen. Leiharbeitsunternehmen würden sich oft direkt vor den Einrichtungen postieren, um mit besserer Bezahlung abzuwerben.

Die Beschäftigten der Pflegebranche fordern seit Jahren eine bessere Bezahlung und bessere Rahmenbedingungen. Die meisten davon schieben Überstunden im Umfang mehrerer Monate vor sich her ‒ ein Problem, das sich durch die Corona-Belastungen noch weiter verschärft hatte. Der Versuch, eine Impfpflicht für Pflegekräfte durchzusetzen, brachte weitere Kräfte dazu, den Beruf aufzugeben. Statistisch werden in Deutschland jährlich genug Pflegekräfte ausgebildet, um den Bedarf zu decken.

Inzwischen stellen manche Pflegeheime, die wegen des Personalmangels Stationen schließen mussten, auf Flüchtlingsunterbringung um. Die dadurch entfallenden Pflegeplätze können aber auch ambulant nicht ersetzt werden, da die Lage in der ambulanten Pflege nicht besser ist.

Meurer fürchtet eine Pleitewelle. "Tatsächlich mehren sich die Berichte über Insolvenzen oder Betriebsschließungen. Es besteht die große Gefahr eines Flächenbrandes."

29.05.2023 14:30 Uhr

Versandhändler Klingel meldet Insolvenz an

Eines der größten deutschen Versandhäuser muss Insolvenz anmelden. In einer Mitteilung der Pluta Rechtsanwalts GmbH heißt es:

"Die Klingel Gruppe, einer der größten Versandhändler in Deutschland, stellt sich für die Zukunft neu auf. Die K – Mail Order GmbH & Co. KG, die Hauptgesellschaft der Gruppe mit Sitz in Pforzheim, wird ihren Transformationskurs im Rahmen eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung fortsetzen. Einen entsprechenden Antrag hat das Unternehmen gestellt."

Auch zwei Tochtergesellschaften mit Sitz in Hamburg befänden sich im Eigenverwaltungsverfahren. In den drei Unternehmen arbeiteten etwa 1.800 Mitarbeiter. Die übrigen Unternehmen der Gruppe mit insgesamt mehr als 250 Mitarbeitern seien nicht betroffen.

Als Ursache für die schwierige Lage nannte die mit der geplanten Sanierung des Unternehmens beauftragte Kanzlei die "schwierigen Marktbedingungen". Man werde in den kommenden Monaten "die Sanierung vorantreiben, Unternehmensprozesse vereinfachen und die Gruppe zukunftsfähig aufstellen, um diese langfristig zu erhalten". Der Geschäftsbetrieb laufe weiter, die Kunden könnten wie gewohnt Bestellungen aufgeben und ihre Ware erhalten.

Die Unternehmensgruppe Klingel mit Sitz in Pforzheim wurde 1923 gegründet. Zu den Marken der Gruppe gehören unter anderem Klingel, die Modemarke Wenz, die Damenmodemarke Mona, die Männermodemarke Babista, der Schmuckanbieter Diemer und die Gesundheitsmarke Wellsana.

Nach Insolvenz: Schuhhändler Reno wird abgewickelt

Das Unternehmen Reno wird laut einem Bericht der Wirtschaftswoche weitgehend abgewickelt. Etwa 150 der 180 Filialen werden demnach geschlossen. Ende März hatte die Schuhhandelskette Insolvenz angemeldet.

Dem Bericht zufolge teilte der Insolvenzverwalter den Mitarbeitern auf einer Betriebsversammlung am Donnerstag in Osnabrück mit, dass die Suche nach Investoren nur eine "kleine Lösung" erbracht habe. Es gebe eine Perspektive für 23 Filialen und damit für rund 120 der derzeit 1.100 Mitarbeiter. 

Neun Standorte sollen demnach von der Kienast-Gruppe übernommen und unter dem Namen Reno fortgeführt werden. Acht bis neun weitere Filialen sollen an andere Wettbewerber abgegeben werden, allerdings ohne die Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung der Reno-Mitarbeiter. Das Insolvenzverfahren soll am 1. Juni eröffnet werden.

26.05.2023 13:40 Uhr

Steigendes Defizit: SPD und Grüne fordern höhere Krankenkassenbeiträge für Besserverdiener

Die Parteivorsitzenden von SPD und Bündnis 90/Die Grünen fordern angesichts des steigenden Defizits bei den gesetzlichen Krankenkassen, die Besserverdiener stärker als bis jetzt zur Finanzierung heranzuziehen. Beide bestätigten im Gespräch mit dem Handelsblatt, dass nach diesen Plänen GKV-Mitglieder, die mehr als rund 5.000 Euro brutto im Monat verdienen, deutlich mehr bezahlen sollen.

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sagte laut dem Handelsblatt

"Im Gesundheitswesen schlagen die gestiegenen Kosten für Energie und Personal erheblich zu Buche, und auch die steigende Lebenserwartung lässt die Gesundheitskosten immer weiter ansteigen. Wenn also Mehreinnahmen im Gesundheitswesen benötigt werden, um diese Kostensteigerung zu bewältigen, dann kann die maßvolle Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze meines Erachtens ein vernünftiger Weg sein."

Ähnlich äußerte sich die Grünen-Chefin Ricarda Lang.

Die Grenze, bis zu der Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung Beiträge zahlen müssen, liegt aktuell bei 4.987,50 Euro Bruttolohn im Monat. Im Gespräch ist auch, die Versicherungspflichtgrenze und damit die Hürde für den Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) anzuheben. Dies wäre ein Schlag für die PKV, da nur noch Arbeitnehmer mit einem Spitzengehalt die GKV verlassen könnten. Da die FDP dagegen ist, bahnt sich ein weiterer Koalitionsstreit an.

25.05.2023 18:20 Uhr

Handelskonzern Otto Group rutscht in die roten Zahlen

Die hohe Inflation, die Konsumflaute und zu hohe Warenbestände haben beim Handels- und Dienstleistungskonzern Otto Group tiefe Spuren hinterlassen. Der Umsatz sank in dem Ende Februar abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 in Deutschland um gut neun Prozent auf neun Milliarden Euro ab, wie die Unternehmensgruppe am Mittwoch mitteilte.

Otto konnte den Umsatz insgesamt mit 16,2 Milliarden Euro zwar fast stabil halten, da die Geschäfte im Ausland kräftig anzogen. Das operative Ergebnis brach aber dennoch auf 22 Millionen Euro ein. Im Vorjahr hatte die Unternehmensgruppe noch ein Plus von 677 Millionen Euro verbuchen können. Unterm Strich schreibt das Unternehmen nun tiefrote Zahlen. Vorstandschef Alexander Birken sagte:

"Die Zahlen zeigen, dass auch wir uns dem Markttrend nicht entziehen konnten."

Die Folgen der antirussischen Sanktionen, die Energiekrise, die Inflation und die damit einhergehende Konsumflaute hätten das Geschäft stark belastet. Außerdem wirke sich aus, dass Otto angesichts "gänzlich anderer Wirtschaftsprognosen" hohe Warenmengen vorbestellt hatte und diese in der Konsumflaute mit Rabatten loswerden musste. Anders als vorhergesagt sei vor allem der Onlinehandel geschrumpft – ein Geschäft, das bei Otto in früheren Jahren stark gewachsen war. Dennoch rechnet die Otto Group für das laufende Geschäftsjahr mit einem stabilen Umsatz und einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen in einem niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Commerzbank-Chefvolkswirt: "Alle Indikatoren für die Industrie weisen nach unten"

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, hat sich skeptisch über die Aussichten der deutschen Wirtschaft geäußert. Auf Twitter schrieb Krämer am Mittwoch:

"EINBRUCH: Nach dem deutlichen Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas weisen nun alle wichtigen Frühindikatoren für die Industrie (Ifo, PMI, Auftragseingänge) nach unten. Ich verstehe nicht, warum die meisten Volkswirte für die zweite Jahreshälfte noch immer einen Aufschwung erwarten."

Der Geschäftsklima-Index des Münchner ifo-Instituts war am Mittwoch auf 91,7 Punkte gefallen, von revidiert 93,4 Zählern im April. Grund für die negative Entwicklung sind laut ifo deutlich pessimistischere Erwartungen. Zudem waren die Unternehmen deutlich unzufriedener mit den laufenden Geschäften.

Am Donnerstag gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Januar bis März gegenüber dem vorhergehenden Quartal um 0,3 Prozent geschrumpft sei. Im vierten Quartal 2022 war die Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent gesunken. Damit befindet sich die deutsche Wirtschaft in der Rezession.

24.05.2023 16:40 Uhr

Ifo-Geschäftsklima: Düstere Aussichten für den Mai

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai deutlich verschlechtert und lässt neue Sorgen vor einer Rezession aufkommen. Wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mitteilte, fiel das Barometer für das Geschäftsklima auf 91,7 Punkte, von revidiert 93,4 Zählern im April. Nach sechs Anstiegen in Folge ist dies der erste Rückgang des Indikators für das Geschäftsklima. Die erhoffte Frühjahrsbelebung droht dem Ifo-Institut zufolge auszufallen. Laut Reuters hatten Ökonomen nur mit einem Rückgang auf 93,0 Punkte gerechnet. Jens-Oliver Niklasch, Ökonom bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), warnte:

"Ein weiteres Schwächesignal. Das sieht weiterhin nach Rezession aus."

Grund für die negative Entwicklung sind laut Ifo deutlich pessimistischere Erwartungen. Zudem waren die Unternehmen deutlich unzufriedener mit den laufenden Geschäften.

"Die deutsche Wirtschaft blickt skeptisch auf den Sommer", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Stimmung in der Wirtschaft habe einen deutlichen Dämpfer erhalten. Der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, erklärte gegenüber Reuters:

"Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Im zweiten Quartal dürfte es in Richtung einer Stagnation gehen."

Schon im ersten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik stagniert, nachdem es Ende 2022 sogar um 0,5 Prozent geschrumpft war. Als Grund sehen die Ökonomen auch die Zinserhöhungen der Notenbanken, die die Nachfrage zu dämpfen scheinen. So seien etwa die Exporterwartungen in der deutschen Industrie gesunken. Die Industrie habe demnach deutlich weniger Neuaufträge erhalten und die Nachfrage werde zum Problem. Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für dieses Jahr mit einer Konjunkturflaute und zugleich hohen Inflation. Anzeichen für einen breiten Aufschwung fehlen weiterhin.

23.05.2023 16:28 Uhr

Investitionsstau, Öko-Agenda, Flüchtlingsunterbringung: Kommunalfinanzen verschlechtern sich rapide

Die Finanzlage der Kommunen verschlechtert sich offenbar rapide, wie das Handelsblatt berichtet. Hauptkostentreiber sei zum einen die starke finanzielle Belastung durch die jüngst erzielte Tarifeinigung im öffentlichen Dienst. Der Tarifabschluss werde die Kommunen allein in diesem Jahr fast fünf Milliarden Euro mehr kosten, im nächsten und den folgenden Jahren dann jeweils schon über elf Milliarden Euro mehr, so der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gert Landsberg.

Zum anderen sei die zunehmende Belastung jedoch auch auf die "enormen Investitionserwartungen" an die Kommunen zurückzuführen. Es sei "sehr viel zu tun an unseren Schulen, Straßen und Wegen, Gebäuden und vielem mehr", so Landsberg weiter.

Der Investitionsrückstand beläuft sich nach aktuellen Zahlen des KfW-Kommunalpanels inzwischen auf rund 166 Milliarden Euro. Der Chef des Städte- und Gemeindebundes bezeichnet es als "besorgniserregend", dass in dieser Summe die anstehenden Aufwendungen für die Öko-Agenda der Bundesregierung wie etwa zum Klimaschutz, zur sogenannten Energie- und Wärmewende oder zur Elektromobilität noch gar nicht eingerechnet seien. Landsberg führt aus:

"Auch die hohen Klimaschutzanforderungen im Gebäudebereich sind mit weniger Geld immer schlechter zu erfüllen."

Hinzu komme noch der Druck, immer mehr Flüchtlinge unterbringen zu müssen. Die eine Milliarde Euro, die der Bund zusätzlich für die Flüchtlingskosten zahle, sei "eine kleine Hilfe, die aber letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist", so Landsberg.

In manchen Kommunen seien letztlich Gebührenerhöhungen "unumgänglich". Zudem sei "nicht auszuschließen, dass Kommunen wegen der starken Ausgabenentwicklung dazu gezwungen sein werden, Steuern zu erhöhen." Der Wirtschaftsweise Achim Truger pflichtet ihm bei. Dem Experten zufolge seien auch Gebührenerhöhungen sehr wahrscheinlich. Truger führt aus:

"Vielen wird gar nichts anderes übrig bleiben, als Gebühren und lokale Steuern zu erhöhen."

IG Bau warnt vor "Desaster auf dem Wohnungsmarkt"

Angesichts der stagnierenden Zahl der neu gebauten Wohnungen im vergangenen Jahr warnt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) vor schwerwiegenden Folgen für den Wohnungsmarkt. Robert Feiger, Vorsitzender der Gewerkschaft, erklärte gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe:

"Die aktuellen Zahlen der Neubauwohnungen sind Vorboten für das, was uns bevorsteht: ein Desaster auf dem Wohnungsmarkt. Wenn jetzt politisch nichts passiert, dann ist der Wohnungsbau am Ende."

Im laufenden Jahr drohe der Neubau unter die Marke von 250.000 Wohnungen zu fallen. Im kommenden Jahr könnte sogar die Marke von 200.000 nach unten durchbrochen werden. Feiger weiter:

"Die nicht gebauten Wohnungen sind ein Gradmesser dafür, wie es um den sozialen Frieden steht."

22.05.2023 18:29 Uhr

Immobilienfinanzierung um 48 Prozent eingebrochen

Der lang anhaltende Immobilienboom in Deutschland ist vorbei: Zum Jahresauftakt haben die großen Immobilienfinanzierer in der Bundesrepublik einen kräftigen Einbruch des Neugeschäfts erlitten. Die im Verband der Pfandbriefbanken (vdp) zusammengeschlossenen Kapitalgeber reichten im ersten Quartal Immobiliendarlehen im Volumen von 25,6 Milliarden Euro aus. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 ist das ein Minus von 47,8 Prozent.

In den ersten drei Monate des Jahres 2022 hatten die Immobilienfinanzierer allerdings auch ein Rekordergebnis erzielt, da Geschäfte in Erwartung steigender Zinsen vorgezogen wurden. Der Vergleich zum Schlussquartal 2022 mit einem Anstieg von 3,2 Prozent sieht zwar geringfügig besser aus. Dennoch halten sich Immobilienkäufer weiter zurück, da weiterhin eine hohe Unsicherheit über hohe Zins- und Preisentwicklungen herrscht. Jens Tolckmitt, vdp-Hauptgeschäftsführer, erklärte:

"Die noch nicht abgeschlossene Adjustierung von Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern führt zu wenigen Transaktionen und damit auch zu einem geringen Neugeschäft bei den Immobilienfinanzierern."

Die Nachfrage nach Wohnimmobilienkrediten brach demnach im ersten Quartal um 49,2 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro ein. Auch zum Vorquartal ergibt sich damit ein Minus von 4,2 Prozent. Darlehen wurden dabei vor allem für Ein- und Zweifamilienhäuser (44 Prozent) nachgefragt, gefolgt von Mehrfamilienhäusern (36 Prozent), Eigentumswohnungen (15 Prozent) und sonstigem wie Bauland (fünf Prozent).

Seit Mai 2022 ist die Nachfrage nach Wohnungskrediten stetig gesunken, erst im März gab es laut Bundesbank eine leichte Erholung. Bei den Gewerbeimmobilienfinanzierungen der vdp-Institute lagen Bürogebäude in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit einem Anteil von 52 Prozent vor Einzelhandelsimmobilien mit 35 Prozent. Das Volumen der ausgereichten Darlehen betrug hier insgesamt 9,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ergibt sich ein Minus von 45 Prozent, gemessen am Schlussquartal 2022 aber ein Plus von 19,2 Prozent. Der Verband sieht allerdings keinen Grund für Optimismus:

"Solange die gegenwärtige Phase der Unsicherheit über die weitere Preis- und Zinsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, dürfte auch die Nachfrage nach Finanzierungen verhalten bleiben", prognostiziert Tolckmitt.

Gierflation? Händler steigern Margen, Kunden sind die größten Verlierer

Zwischen den großen Supermarktketten und den Herstellern tobt scheinbar ein harter Preiskampf, doch eine für das Handelsblatt durchgeführte Analyse der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman der siebzig größten europäischen Unternehmen aus der Branche zeigt, dass die großen Konsumgüterkonzerne ihre Gewinne 2022 deutlich steigern konnten. Auch die Händler konnten ihre Gewinne immerhin leicht steigern, während kleine Produzenten an Marge verloren. Die größten Verlierer sind demnach die Kunden.

Bei den großen Konsumgüterherstellern stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Verhältnis zum Umsatz von 19,3 auf 19,8 Prozent. Händler von Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs konnten die durchschnittliche Marge immerhin von 6,3 auf 6,4 Prozent anheben. Bei den kleineren Produzenten mit weniger als einer Milliarde Umsatz sank die Rendite im Schnitt hingegen von 12,5 auf 11,7 Prozent.

Mit der steigenden Inflation beschuldigten sich Hersteller und Händler gegenseitig, die Preise nach oben zu treiben, um ihre Gewinne zu erhöhen. In diesem Kontext macht auch der Begriff "Gierflation" die Runde. Der größte Verlierer dabei sind am Ende die Kunden. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts IFH, sagte:

"Im Moment darf vor allem einer klagen und das ist der Verbraucher."

Konsumenten seien die Verlierer der hohen Inflation. Allein im April lagen die Lebensmittelpreise nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 17,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Händler und Hersteller monieren jedoch regelmäßig, dass sie angeblich selbst unter dramatisch steigenden Kosten leiden.

Auch Sicht von Experten scheinen die Klagen in der Branche jedoch übertrieben. Einen Beleg für die oft angeprangerte Gierflation, also übertriebene Preissteigerungen aus Profitgründen, liefert Wymans Analyse zwar nicht direkt, allerdings zeigt es sich, dass die drastisch gestiegenen Kosten weder in den Bilanzen der Hersteller noch in denen der Händler durchschlagen.

Die meisten Hersteller sind demnach in der Lage, die Situation gut zu meistern. So stieg der globale Umsatz der 25 analysierten europäischen Konsumgüterkonzerne, darunter unter anderem Nestlé und Henkel, im Jahr 2022 um 13 Prozent auf zusammen 538,5 Milliarden Euro. 25 kleinere Produzenten steigerten den Umsatz ebenfalls um 13 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro. Die Konzerne profitieren der Analyse zufolge auch von den expandierenden Geschäften jenseits Europas, primär in Amerika und Asien.

21.05.2023 19:47 Uhr

Steigende Preise: Orangensaft soll noch teurer werden

Der Preis für Orangensaft steigt immer weiter. Grund sollen schlechte Ernten im vergangenen Jahr sein. Nach Informationen der Tagesschau ist das Ende der Fahnenstange beim Preis für Orangensäfte noch lange nicht erreicht. Die US-Orangenernte ist dem Bericht zufolge miserabel wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Das hat Folgen für den Preis der Orangensaft-Futures an der Rohstoffbörse in New York und auch für die deutschen Verbraucher.

Die Preise für das vitaminreiche Getränk werden nach Einschätzungen des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) in den nächsten Monaten auch gegenüber dem jetzt schon hohen Niveau weiter steigen. "Die Ware ist knapp und die Rohstoffkosten steigen. Das heißt: Auch die Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass Orangensaft teurer wird", sagte VdF-Geschäftsführer Klaus Heitlinger gegenüber der dpa.

Der Chef des Mönchengladbacher Saftherstellers Valensina, Tino Mocken, hatte bereits bei der Vorstellung des Geschäftsberichts im Februar gewarnt, dass angesichts der gestiegenen Kosten für Energie, Rohwaren, Verpackung und Logistik Preiserhöhungen "unumgänglich" seien.

An der Rohstoffbörse in New York ist der Preis für Orangensaft im April auf ein Rekordhoch von 2,88 Dollar pro Liter gestiegen. Mit einem Plus von rund 21 Prozent seit Jahresbeginn verzeichnet Orangensaft unter den sogenannten "Soft Commodities" den zweitstärksten Preisanstieg. Einzig der Preis für Zucker ist mit rund 33 Prozent noch stärker gestiegen.

Mehr zum Thema - Inflation in der Eurozone steigt

19.05.2023 11:43 Uhr

Kostendruck steigt: Lebensmittelindustrie verkleinert Sortimentsbreite 

Bereits im letzten Jahr hatte Nestlé ein Fünftel seiner Produktvarianten vom Markt genommen. 2023 soll die Vielfalt um weitere zehn Prozent eingeschränkt werden, kündigte der Geschäftsführer Mark Schneider gegenüber dem Handelsblatt an. Hermann Sievers von SMK Consult und Experte für Konsumgüter und Handel meint dazu:

"Das ist ein gewaltiger Einschnitt und ungewöhnlich, aber vernünftig."

Bereits im Zuge der Finanzkrise 2008 habe es Sortimentsbereinigungen in ähnlichem Umfang gegeben. In Zeiten von Inflation und Kaufzurückhaltung könne sich der Schweizer Lebensmittelgigant eine zu breit gefächerte Produktpalette offenbar nicht mehr leisten. Aber auch andere Konzerne sind seit Monaten dabei, ihre Produktpalette deutlich zu schrumpfen. "Dadurch reduzieren sie die Komplexität und steigern ihre Effizienz", betont Sievers. In den Supermarktregalen wird es daher künftig weniger Artikel geben.

18.05.2023 15:10 Uhr

Handelsblatt: Gewinnboom der DAX-Konzerne endet jetzt

Die positiven Zahlen der größten deutschen Konzerne im 1. Quartal des laufenden Jahres täuschen: Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse des Handelsblattes liegt nach Herausrechnung von einmaligen Sondereffekten sogar ein Rückgang der Gewinne um 27 Prozent im 1. Quartal vor. 

Enthalten seien in den Gewinnen des 1. Quartals nämlich auch die Erlöse der Telekom aus dem Verkauf des Funkturmgeschäfts. Rechnet man diese einmalige Einnahme heraus, ergibt sich der oben bezeichnete Rückgang. 

Damit sei laut dem Handelsblatt der konjunkturelle Abschwung erstmals auch bei den DAX-Konzernen angekommen. Die Analyse geht davon aus, dass sich der Abwärtstrend im 2. Quartal noch verstärken wird. 

17.05.2023 17:50 Uhr

Zahl der Baugenehmigungen bricht weiter ein

Die Zahl der Baugenehmigungen in der Bundesrepublik Deutschland ist im März drastisch eingebrochen. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. 

Demnach wurde im März der Bau von 24.500 Wohnungen genehmigt. Das waren 29,6 Prozent oder 10.300 weniger als vor einem Jahr. Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im März 2007.

Von Januar bis März 2023 sank die Zahl der genehmigten Wohnungen um 25,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders stark war der Rückgang mit 51,9 Prozent bei den Zweifamilienhäusern. Bei Einfamilienhäusern betrug das Minus 31,1 Prozent, bei Mehrfamilienhäuser 25,2 Prozent.

Die Behörde führt den Rückgang vor allem auf hohe Kosten für Baumaterialien und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen zurück.

Job-Kahlschlag: Vodafone baut weltweit 11.000 Arbeitsplätze ab

Für Vodafone sieht es nicht gut aus: Dem Unternehmen laufen die Kunden davon, und die neue Chefin Margherita Della Valle, die den Konzern erst im April übernommen hatte, sieht sich gezwungen, Stellen zu streichen.

Einer Konzernmitteilung zufolge flohen vor allem in Deutschland – Vodafones wichtigstem Markt – die Kunden. Die besonders relevanten Serviceumsätze (minus 1,6 Prozent) gingen hier ebenso zurück wie der Gewinn (minus 6,1 Prozent). In Deutschland wird rund ein Drittel der Gesamtumsätze des Unternehmens eingefahren. Ähnlich schlecht lief es jedoch auch in Großbritannien, Spanien und Italien, wo die Gewinne ebenfalls abnahmen. In der Türkei oder in Afrika konnte das Unternehmen hingegen teilweise starke Wachstumsraten verbuchen.

Insgesamt half dies jedoch wenig: Der bereinigte Gewinn der gesamten Gruppe sank im abgelaufenen Geschäftsjahr, das am 31. März zu Ende ging, um rund 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr von 15,2 auf 14,7 Milliarden Euro. Die neue Chefin plant nun, zunächst die Kosten zu senken, zudem wolle man sich auf die Bedürfnisse der Kunden konzentrieren.

In den kommenden drei Jahren will Della Valle daher weltweit 11.000 Stellen abbauen, kündigte Vodafone am Dienstag an. Das sind über zehn Prozent aller Beschäftigten. In Deutschland ist zunächst ein Abbau von netto rund 900 Vollzeitstellen geplant. Dies hatte der Chef von Vodafone Deutschland, Philippe Rogge, bereits im März im Handelsblatt angekündigt.

Das Unternehmen hatte zuletzt mit den Qualitätsproblemen von Vodafones Kabelnetz zu kämpfen. So verlor das Unternehmen in den letzten Quartalen stetig Festnetzanschlüsse. Rund 84.000 Kabelkunden flohen allein in den vergangenen drei Monaten. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem Einbruch des Mittelzuflusses um etwa ein Drittel auf 3,3 Milliarden Euro. Die Vodafone-Aktie hatte aufgrund der schlechten Geschäftsentwicklung zuletzt den tiefsten Stand seit 20 Jahren erreicht.

16.05.2023 21:25 Uhr

Münchener Start-up Sono stellt Schutzschirmantrag

Das Münchner Solarauto-Start-up Sono Motors steht offenbar vor der Insolvenz, wie das Handelsblatt am Montag bekannt gab. Nach mehreren geplatzten Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern sei die Geschäftsleitung zu dem Schluss gekommen, "dass die Sono Motors GmbH überschuldet ist und die Zahlungsunfähigkeit droht". Das teilte die Firma am Montag in einer Pflichtmitteilung der US-Börsenaufsicht SEC mit.

Aufgrund der Schieflage habe man sich dazu gezwungen gesehen, einen Antrag für ein Schutzschirmverfahren beim Insolvenzgericht in München zu stellen. Mehrere hundert Stellen sind nun unmittelbar gefährdet. Die Hauptursache der roten Zahlen ist folgende: Allein die Erstattungen für die rund 21.000 Kunden, die bereits eine Anzahlung für das gescheiterte Solarauto vorgestreckt haben, schlagen mit mehr als 44 Millionen Euro zu Buche. Die meisten werden davon wahrscheinlich nichts mehr sehen.

Bereicherung durch Gaspreisbremse? Kartellamt leitet Verfahren gegen Versorger ein

Das Bundeskartellamt in Bonn hat erste Missbrauchsverfahren gegen Energieversorgungsunternehmen eingeleitet, die möglicherweise zu hohe Erstattungen vom Staat wegen der Energiepreisbremsen verlangt haben. Kartellamtspräsident Andreas Mundt teilte am Montag mit, dass es sich um eine zweistellige Zahl von Gasversorgern handele.

"Wir haben Anhaltspunkte dafür, dass die zugrundeliegenden Preise gegenüber den Endkunden sachlich nicht gerechtfertigt sein könnten."

Die Energiepreisbremsen für Gas und Fernwärme sowie für Strom gelten seit März, rückwirkend auch für Januar und Februar. Der Staat deckelt damit den Preis für Gas, Fernwärme und Strom für 80 Prozent des Verbrauchs – und zahlt den Versorgern die Differenz zum Marktpreis.

Bereits im Vorfeld gab es Befürchtungen, dass Unternehmen dies ausnutzen und Preise über dem Marktpreis verlangen könnten. Das Kartellamt hatte daher eine neue Abteilung aufgebaut und überprüft in Verdachtsfällen, ob Preise ungerechtfertigt erhöht wurden. Verstöße können mit Bußgeldern bestraft werden; unrechtmäßig erlangte Ausgleichszahlungen müssen Unternehmen erstatten.

Mundt kündigte am Montag zudem an, dass weitere Verfahrenseinleitungen auch für Versorger in den Bereichen Fernwärme und Strom bevorstünden. Er erklärte:

"Obgleich es keinen Generalverdacht gibt, werden wir künftig alle Antragsdaten zu den Ausgleichszahlungen der antragstellenden Unternehmen einer regelmäßigen systematischen Untersuchung unterziehen."

15.05.2023 12:18 Uhr

Kanada debattiert über "humane" Euthanasie für Arme

In Kanada wird darüber debattiert, Menschen in einer ausweglosen ökonomischen Situation den Ausweg der medizinisch begleiteten Selbsttötung anzubieten. Das berichtet der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring in seinem Blog. Demnach veröffentlichten zwei "Bioethikerinnen" in einer Fachzeitschrift einen Aufsatz, in dem die angebliche Humanität einer solchen Lösung debattiert wird.

Darin heißt es, dass es inakzeptabel sei, Menschen in schwierigen sozialen Verhältnissen zu zwingen, auf eine Verbesserung dieser Verhältnisse oder öffentliche Wohltätigkeit zu warten. Der selbst gewählte Tod könne das "kleinere Übel" zwischen mehreren nicht idealen Optionen sein. In einem Interview erklärte eine der Autorinnen:

"Die Menschen können selbst entscheiden, ob ihr Leben lebenswert ist, und wir sollten das respektieren."

Bereits seit März 2021 gilt in Kanada ein liberalisiertes "Gesetz zur medizinischen Begleitung beim Sterben" (MAiD). Mehrfach wurde berichtet, dass Behörden Behinderten und Kranken statt Unterstützung begleitetes Sterben angeboten haben.

Häring wertet den Beitrag der Wissenschaftlerinnern als weiteren Schritt zur Umsetzung der Handlung des dystopischen Hollywood-Films "Soylent Green" aus dem Jahr 1973:

"Defekte Rädchen der Maschine werden entsorgt."

14.05.2023 14:19 Uhr

Grüne Umweltministerin: "Menschen können sich nicht vorstellen, wie teuer Öl und Gas sein werden"

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/ Die Grünen) hat die sogenannte Klimaschutzpolitik der Bundesregierung verteidigt, konkret auch das Heizungsgesetz ihres Parteikollegen Robert Habeck.

Im Interview mit dem Boulevardblatt Bild am Sonntag (BamS) erklärte die Grüne, ein Verzicht auf "Klimaschutzmaßnahmen" würde "richtig teuer".

Lemke erwartet eine höhere Akzeptanz der für Hausbesitzer bald unausweichlichen Wärmepumpen. Zum einen werde der Staat den "Austausch der Heizungen großzügig unterstützen und damit die Mehrkosten weitgehend ausgleichen".

Zum anderen werde der Betrieb einer Wärmepumpe langfristig günstiger sein als der einer Gasheizung:

"Noch können sich viele Menschen nicht vorstellen, wie teuer Öl und Gas sein werden."

Strom werde dagegen mit dem Ausbau von Wind- und Solarenergie günstiger. Die Ursachen für die steigenden Preise für Gas und Öl sprach die frühere Melkerin nicht an, sie wurde von den BamS-Journalisten auch nicht danach gefragt.

Münster will Neubau von Einfamilienhäusern erheblich einschränken

Die Stadt Münster in Nordrhein-Westfalen will den Bau freistehender Einfamilienhäuser nur noch in Ausnahmefällen gestatten. Über entsprechende Pläne der Ratsmehrheit von Grünen, SPD und Volt berichtete der WDR.

Freistehende Einfamilienhäuser bräuchten zu viel Platz und versiegelten zu viel Fläche. Das sei nachteilig für den "Klimaschutz". So könne etwa bei Starkregen das Wasser schlechter ablaufen. Dadurch steige die Gefahr von Überflutungen.

Auch der Neubau von Doppelhaushälften und Reihenhäusern soll reduziert werden. Neue freistehende Einfamilienhäuser sollen nur noch in Ausnahmefällen genehmigt werden.

Ein Vertreter der Stadt erklärte dem WDR, dass es jedoch kein Verbot solcher Neubauten gebe. Der Sender berichtete über "moderne Modell-Quartiere" am Stadtrand. Die dort entstehenden, platzsparenden Mehrfamilienhäuser sollen durch Gemeinschaftsgärten und große Dachterrassen auch "Wohnqualität für junge Familien" bieten.

12.05.2023 17:58 Uhr

Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Europa deutlich gestiegen

In den Ländern Westeuropas ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich gestiegen. Dies zeigen Daten der Bonitätsauskunft Creditreform für das vergangene Jahr in den 14 größten westeuropäischen EU-Ländern sowie Norwegen, der Schweiz und Großbritannien. In all diesen Ländern wurden im Jahr 2022 insgesamt 140.000 Unternehmensinsolvenzen registriert, fast ein Viertel mehr als im Jahr davor. In Osteuropa erhöhte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 53,5 Prozent auf über 60.000.

In der Corona-Krise hatte es in den Jahren 2020 und 2021 außergewöhnlich wenige Unternehmensinsolvenzen gegeben, da die Regierungen Corona-Hilfen verteilt und die Pflicht für notleidende Unternehmen ausgesetzt hatten, Insolvenz zu beantragen. Nun ist die Zahl der Insolvenzen auf den höchsten Stand seit 2019 gestiegen.

Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, erklärte, dass das Ende der Corona-Krise der Beginn eines kurzen Wirtschaftsaufschwungs in Europa war, bevor dieser durch die Reaktionen auf den Ukraine-Krieg wieder abgewürgt worden war. Die folgende Energiekrise habe die Wirtschaft unvorbereitet und mit voller Wucht getroffen. Angeschlagene Unternehmen hätten der Mehrfachbelastung nicht standhalten können.

In Westeuropa stiegen die Insolvenzzahlen in der Mehrzahl der betrachteten Länder. Einen deutlichen Anstieg verzeichneten Österreich (plus 59,7 Prozent), gefolgt von Großbritannien (plus 55,9 Prozent), Frankreich (plus 50 Prozent) und Belgien (plus 41,7 Prozent). Deutschland verzeichnete mit knapp vier Prozent den geringsten Zuwachs an Insolvenzen, in südeuropäischen Ländern wie Portugal, Griechenland und Italien ist die Zahl der Insolvenzen hingegen gesunken.

Hantzsch spricht in diesem Zusammenhang nicht von einer Insolvenzwelle, sondern von einer Trendumkehr und einer Normalisierung. Bereits in der Corona-Krise habe die Creditreform darauf hingewiesen, dass der Sonderzustand mit ungewöhnlich niedrigen Insolvenzzahlen nicht von Dauer sein werde. Aufgrund der staatlichen Hilfen für Unternehmen sei die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in der Corona-Krise regelrecht eingebrochen.

"Die Trendwende bei den Insolvenzzahlen ist eingeläutet. Dabei ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht. Der Druck bleibt auf dem Kessel, sodass auch in den kommenden Monaten mit steigenden Zahlen zu rechnen sein wird", so Hantzsch.

Steuerminus 2024: Rund 30,8 Milliarden Euro weniger Einnahmen

Die jüngsten Zahlen der Steuerschätzer gehen nach Informationen des Finanzministeriums vom Donnerstag davon aus, dass der Staat insgesamt zwar 962,2 Milliarden Euro einnimmt, dabei jedoch der Gesamtgewinn durch den Inflationsausgleich bei der Einkommenssteuer erheblich gesenkt wird.

Der Schätzzeitraum umfasst dabei die Jahre bis 2027. Die Steuerschätzer prognostizieren einen jährlichen Schnitt von rund 30 Milliarden Euro weniger Einnahmen als erhofft. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gab laut Tagesschau zu Protokoll: "Der Staat halte sein Versprechen, sich nicht an der Inflation zu bereichern".

Lindner "bestehe darauf", die im Grundgesetz vorgeschriebene Schuldenbremse im kommenden Jahr einzuhalten. Steuererhöhungen zur weiteren Steigerung der Einnahmen würden demnach "auf der anderen Seite" ebenfalls ausgeschlossen. 

Dem Arbeitskreis Steuerschätzung gehören unter anderem Experten der Bundesregierung, der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, des Statistischen Bundesamts und des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung an.

11.05.2023 15:29 Uhr

"Erfolgsbeteiligung" – Boni für die Chefetage der Bahn

Die Deutsche Bahn (DB) hat laut internen Dokumenten das Jahr 2022 zum Erfolgsjahr erklärt und etwa 30.000 Beschäftigten einen Bonus ausgezahlt. Das berichteten der NDR und die  Süddeutsche Zeitung. Zu den Empfängern gehörten rund 3.800 Führungskräfte und weitere Beschäftigte – etwa ein Zehntel der Belegschaft. Die Gesamtsumme der Boni soll sich mindestens auf einen dreistelligen Millionenbetrag belaufen. 

Aus dem Dokument zur "Erfolgsbeteiligung" der Führungskräfte geht hervor, dass die Ziele bei Kundenzufriedenheit und Pünktlichkeit nicht erreicht wurden. Allerdings wurden diese Faktoren dann schließlich mit null Prozent gewichtet.

10.05.2023 18:45 Uhr

Versandhaus aus Pforzheim muss in die Insolvenz – 1800 Mitarbeiter betroffen

Das Versandhaus Klingel aus Baden-Württemberg muss in die Insolvenz. Laut einer Meldung der Stuttgarter Nachrichten hat die Geschäftsleitung die Mitarbeiter am Mittwoch über den Schritt informiert. Das Unternehmen feiert in diesem Jahr sein einhundertjähriges Bestehen – es wurde 1923 in Pforzheim gegründet.

Von der Insolvenz betroffen sind laut einer Mitteilung des Unternehmens neben der K – Mail Order GmbH & Co. KG als Hauptgesellschaft der Gruppe auch die Hamburger Tochtergesellschaften Impressionen Versand GmbH und die Schneider GmbH & Co. KG. Die drei Teilhaber befinden sich in einem Eigenverwaltungsverfahren. In den drei Unternehmen arbeiten rund 1.800 Beschäftigte, die nun in eine ungewisse Zukunft gehen.

Deutscher Immobilienmarkt bricht weiter ein

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland fallen laut dem Handelsblatt weiter deutlich. Im ersten Quartal verbilligten sich Wohnungen und Häuser im Schnitt um 2,1 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) erkenntlich wird.

Damit setzt sich der Preisverfall am deutschen Immobilienmarkt, der sich bereits seit dem zweiten Halbjahr 2022 im freien Fall befindet, zum Jahresstart ungebremst fort. Gegenüber dem vierten Quartal 2022 gaben die Preise um 2,0 Prozent nach, so der Verband weiter. Mit Gewerbeimmobilien eingerechnet sank der Immobilienpreisindex um 3,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003.

9.05.2023 14:50 Uhr

Nun doch Rezession 2023? Prognosen verdunkeln sich

Bereits im vierten Quartal 2022 gab es ein Minus von 0,5 Prozent für die deutsche Wirtschaft. Jetzt zeichnet sich laut dem Handelsblatt immer deutlicher ab, dass die Wiesbadener Statistiker die Zahl für das erste Quartal 2023 revidieren und davor doch noch ein Minuszeichen setzen werden. 

Die Gründe dafür sind vielfältig: So brach die Industrie im März um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat ein. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute (HRI) nennt das einen "beachtlichen Rücksetzer". Im Februar hatte es für die deutsche Industrie mit 4,5 Prozent noch das stärkste Auftrags-Plus seit Mitte 2021 gegeben. Die Bestellungen aus dem Inland sanken dann aber im März um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, während die Auslandsnachfrage um 13,3 Prozent einbrach. Bei den Geschäften mit Staaten außerhalb der Euro-Zone ging es sogar fast 15 Prozent nach unten.

Auch andere wichtige Branchen sind betroffen. So zum Beispiel verkaufte die deutsche Autoindustrie 6,5 Prozent weniger Neuwagen als im Vormonat. Könnte dieser Trend anhalten? Das HRI rechnet damit, dass die Abwärtstendenz anhält und die deutsche Wirtschaft auch im Gesamtjahr 2023 schrumpft. Wirtschafts- und Finanzexperten wie Florian Homm und Markus Krall sehen das ähnlich. 

8.05.2023 15:55 Uhr

Überraschend deutlich? Konjunkturdaten im März bleiben schwach

Die deutsche Industrie hat im März offenbar deutlich weniger produziert als von vielen Ökonomen erwartet. Die Gesamtproduktion sank nach den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vormonat um 3,4 Prozent und damit so stark wie seit einem Jahr nicht mehr. Nach Zuwächsen im Januar und Februar hatten einige Ökonomen zuvor mit einem deutlich geringeren Rückgang von rund 1,5 Prozent gerechnet.

Insgesamt lässt sich für das erste Quartal zwar dennoch ein Zuwachs von 2,5 Prozent verzeichnen, wodurch Deutschland knapp an einer Rezession vorbeischrammt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im letzten Quartal 2022 rückläufig gewesen, doch erst bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird offiziell von einer Rezession gesprochen. Die schwachen Konjunkturdaten deuten nun aber auf ein schwieriges zweites Quartal und auf Rezessionsgefahren im weiteren Jahresverlauf hin. Der Ökonom der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Elmar Völker kommentiert dies auf tagesschau.de so:

"Eine weitere Hiobsbotschaft aus der deutschen Industrie. Die heutigen Zahlen unterstreichen, dass die Rezessionsgefahren mitnichten gebannt sind."

Die Gründe für die Entwicklung werden allgemein in einem rückläufigen Auftragseingang in der Industrie und einem Rückgang der Exporte gesehen. Die in vielen Regionen der Welt kräftig gestiegenen Zinsen dürften die Nachfrage nach deutschen Produkten zunehmend gebremst haben. Auch auf dem Energiesektor fiel die Entwicklung im März schwach aus. Das Bundeswirtschaftsministerium führt gegenüber tagesschau.de aus:

"Einen besonders großen Anteil am Rückgang hatte die Autobranche: Hier brach die Produktion um 6,5 Prozent zum Vormonat ein. Die Maschinenbauer stellten 3,4 Prozent weniger her. Die besonders energieintensiven Wirtschaftszweige fuhren ihren Ausstoß fast durchweg herunter, darunter die Chemie-Industrie mit minus 2,0 Prozent."

Dennoch bleibe man im Wirtschaftsministerium aber unter anderem mit Blick auf die jüngste ifo-Umfrage zuversichtlich, denn die Stimmung in den Unternehmen habe sich "zuletzt weiter verbessert, was für eine konjunkturelle Erholung im weiteren Verlauf des Jahres 2023 spricht." Nicht alle Ökonomen teilen allerdings diese Einschätzung. Der Chefvolkswirt der Commerzbank Jörg Krämer etwa widersprach:

"Anders als die meisten Volkswirte erwarten wir für die zweite Jahreshälfte keine Konjunkturerholung, sondern eher ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts."

7.05.2023 11:01 Uhr

Waggonbau Niesky ist insolvent

Die Firma Waggonbau Niesky hat Insolvenz angemeldet. Das berichtete der MDR am Sonnabend. Der Betriebsrat des Unternehmens bestätigte gegenüber dem Sender einen entsprechenden Bericht der Sächsischen Zeitung.

Der Eigentümer des Unternehmens, der slowakische Tatravagónka-Konzern muss nun innerhalb von drei Monaten ein Sanierungskonzept vorlegen.

Die Stimmung im Betrieb sei schlecht, heißt es in dem MDR-Bericht. Die Mitarbeiter befürchteten schon seit längerem eine Schließung des Betriebs. Der Eigentümer habe Aufträge in die Slowakei gegeben und auch Maschinen in Niesky abgebaut.

Tatravagónka hatte das Unternehmen 2018 übernommen. Die dabei gegebene fünfjährige Standort- und Beschäftigungsgarantie läuft in diesem Jahr aus. Waggonbau Niesky beschäftigt noch etwa 160 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist der letzte Produzent von Güterwaggons in Deutschland.

5.05.2023 17:13 Uhr

Grüne Ministerin empfiehlt Schweinebauern: Baut doch Cannabis an!

Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte hat früheren Schweinebauern empfohlen, ihre leerstehenden Ställe für den Anbau von Cannabis zu nutzen. Im NDR sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag:

"Gerade eben jetzt für den Indoor-Anbau, der auch eine Sicherung bietet, zum Beispiel, indem man eben alte Schweineställe nutzt, die ja vorhanden sind, kann ich mir durchaus vorstellen, dass das gut ineinander greift. Also Sicherung, auch Qualitätssicherung, wir wollen ja mehr Kontrolle, wir wollen wissen, was für Inhaltsstoffe in welcher Konzentration enthalten sind. Und insofern kann ich mir das durchaus gut vorstellen hier."

Das Verein "Landvolk Niedersachsen – Landesbauernverband" äußerte sich zum Vorschlag der Ministerin zurückhaltend. Es fehle am nötigen Know-how, gleichzeitig gebe es offene Fragen bezüglich der Genehmigungen. Der Anbau von Cannabis könne nur eine Nische für wenige Schweinehalter werden.

Die Schweinezüchter stecken in einer tiefen Krise, unter anderem wegen der in der Sanktionskrise deutlich gestiegenen Energiepreise und staatlicher Vorgaben. Von November 2021 bis November 2022 gaben etwa 1.900 Schweinehalter auf. Das entspricht etwa zehn Prozent aller Betriebe.

Sechs Cent je Kilowattstunde: Habeck plant, Industriestrompreis zu subventionieren

Dem einfachen Bürger kommt die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) geplante "Heizwende" teuer zu stehen, die Industrie hingegen soll nun auch den Strom vergünstigt bekommen. Habeck plant, Industriebranchen wie Chemie, Stahl, Metall, Glas, Papier oder Batteriefabriken mit einem "Brückenstrompreis" zu helfen. Das Wirtschaftsministerium legte am Freitag ein entsprechendes Konzept vor.

Um den energieintensiven Unternehmen die im Rahmen der geplanten Energiewende notwendige "Transformation" zu ermöglichen, plant Habeck, einen Industriestrompreis von sechs Cent je Kilowattstunde einzuführen. Der subventionierte Strompreis soll bis 2030 gelten. Der Vorschlag sei eine "Antwort auf einen deutlichen Wunsch aus der Breite der Gesellschaft", behauptete Habeck.

Dabei ist das Konzept umstritten, da die Sorge besteht, dass ein vergünstigter Strompreis bei den Unternehmen dazu führen könnte, dass diese weniger Energie sparen. Daher will das Ministerium den Unternehmen nicht den kompletten Strom vergünstigen. Stattdessen soll die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Börsenstrompreis und den sechs Cent übernommen werden. Das Ministerium will zudem klar begrenzen, welche Unternehmen vom subventionierten Strompreis profitieren sollen:

"Vom Brückenstrompreis sollten ausschließlich energieintensive Industrieunternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, inklusive neuer Transformationsindustrien, profitieren."

Als Beispiele werden die Grundstoffbranchen Chemie, Stahl, Metall, Glas oder Papier genannt sowie "Zukunftsindustrien" wie Batteriefabriken, Photovoltaik und Halbleiterfertigung. Unternehmen, die den Brückenstrompreis in Anspruch nehmen wollen, sollen dem Ministerium zufolge eine "Transformationsverpflichtung" eingehen, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Die Subventionen sollen zudem an eine Tariftreuepflicht sowie an eine Standortgarantie gekoppelt werden.

Das Wirtschaftsministerium fordert zudem, den Brückenstrompreis aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zu finanzieren. Der Finanzbedarf bis 2030 wird vom Ministerium mit 25 bis 30 Milliarden Euro beziffert. Ökonomen zufolge ist dies jedoch von der weiteren Energiepreisentwicklung abhängig. Somit könnten die Kosten in den nächsten fünf Jahren im Bereich von 30 Milliarden Euro bis 180 Milliarden Euro liegen. Kritik an Habecks Plänen kam unterdessen von der FDP: Das Konzept sei nicht durchdacht und der Empfängerkreis vollkommen willkürlich. Dies würde zu einer starken Wettbewerbsverzerrung zulasten des Mittelstandes führen.

4.05.2023 21:27 Uhr

Drohender Job-Kahlschlag bei Automobilzulieferer ZF – 9.000 Stellen bedroht

Auf den ersten Blick scheint es für die Automobilbranche und für Automobilzulieferer gut zu laufen, darunter auch für ZF Friedrichshafen. Für das Jahr 2022 meldete das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzsprung von 14 Prozent auf 43,8 Milliarden Euro. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 164.000 Mitarbeiter und betreibt 168 Produktionsstandorte in 32 Ländern. Anfang Februar kündigte ZF zudem eine Partnerschaft mit dem US-Chipbauer Wolfspeed an. Im April gab das Unternehmen auch eine Kooperation mit dem Schweizer Chiphersteller STMicroelectronics bekannt, die ab 2025 Millionen von Siliziumkarbid-Modulen liefern sollen.

Doch im Hintergrund scheint es zu brodeln: Laut einem Bericht des Manager Magazins drohe ein Job-Kahlschlag bei ZF. Bis 2032 könnten demnach mehr als 9.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen, was etwa jeder sechsten Stelle entspricht. Allein in Saarbrücken sollen 6.000 von 9.500 Jobs abgebaut werden. Und damit ist noch nicht einmal das Ende der Fahnenstange erreicht: Auch in den Werken in Brandenburg und Schweinfurt sollen massiv Stellen abgebaut werden. Laut einem ZF-Sprecher seien die Zahlen allerdings noch "spekulativ".

Als Ursache werden unter anderem die Folgen der Corona-Krise und der antirussischen Sanktionen im Rahmen des Ukraine-Kriegs aufgeführt, die ebenso zahlreiche weitere Unternehmen belasten. Doch es scheint auch hausgemachte Probleme zu geben: ZF kämpft mit Schulden in Milliardenhöhe. Allein die Übernahme von Firmen wie den US-Konzernen TRW und Wabco, welche die Entwicklungen in den Bereichen der E-Mobilität und des autonomen Fahrens beschleunigen sollten, habe allein 15 Milliarden Euro gekostet.

In dieser Situation setzt ZF offenbar auch auf den Verkauf von Unternehmensteilen. So plant ZF, die Airbag-Sparte zu verkaufen, die laut Handelsblatt mit einem Umsatz von 3,8 Milliarden Euro weltweit die Nummer 2 in diesem Segment ist. Derzeit laufen noch Gespräche mit Interessenten. Allerdings scheint auch das Festhalten an Plug-in-Hybriden dem Unternehmen auf die Füße zu fallen. Diese verkaufen sich in Deutschland nur mit staatlicher Förderung. Da diese Anfang des Jahres wegfiel, brachen auch die Verkaufszahlen ein.

USA: Nächste Regionalbank in Schwierigkeiten

Nur Stunden, nachdem der Chef der Federal Reserve, Jerome Powell, zeitgleich mit einer weiteren Erhöhung des Leitzinses um 0,25 Prozent erklärte, die amerikanischen Banken seien sicher, befindet sich eine weitere kalifornische Regionalbank in Schwierigkeiten. Am Montag erst war als weitere Regionalbank die First Republic von der JPMorgan Chase übernommen worden.

Der Aktienkurs der PacWest Bancorp fiel im vorbörslichen Handel um 60 Prozent. PacWest betreibt die Pacific Western Bank und weitere kleinere Kreditunternehmen. Der jetzige Kurssturz dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Zinserhöhung insbesondere die Probleme der Regionalbanken weiter verschärft, weil damit das Risiko von Hypothekenausfällen im Sektor Gewerbeimmobilien, in dem diese Banken stark engagiert sind, weiter wächst. Bisher trifft es vor allem kalifornische Banken, da dort extrem teure Bürogebäude inzwischen zu einem Drittel leerstehen, und auch deshalb, weil gerade bei Unternehmen im Silicon Valley in den letzten Monaten eine Kündigungswelle nach der anderen ablief. Die Unsicherheit bei den Regionalbanken führt dazu, dass Kunden ihr Geld abziehen und damit lieber zu größeren Banken gehen.

PacWest ist zwar mit Einlagen von etwa 28 Milliarden US-Dollar nicht ganz so groß wie die drei Regionalbanken, die in den letzten Wochen bereits untergingen, aber ihre Probleme belegen, dass die Krise der Regionalbanken noch lange nicht gestoppt ist. Auf Twitter kursiert eine aufschlussreiche Grafik, die diese Entwicklung der vergangenen Wochen mit jener der Finanzmarktkrise 2008 vergleicht. Verglichen mit den durch die aktuelle Krise betroffenen Banken, waren die meisten im Jahr 2008 winzig.

"Powell: Das US-Bankensystem ist sicher und widerstandsfähig. Erzähler: wir hatten gerade Bankpleiten in Höhe einer halben Billion Dollar im vergangenen Monat."

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia macht im letzten Quartal Minusgeschäft von knapp 2,1 Milliarden Euro

Gestiegene Zinsen, explodierende Baukosten, hohe Energiepreise und sinkende Gewinne lautet das aktuelle Problempaket für den Marktführer. Bereits für das Geschäftsjahr 2022 musste der Immobilienkonzern einen auf seine Anteilseigner entfallenden Verlust in Summe von rund 643,8 Millionen Euro mitteilen.

In den ersten drei Monaten sank nun der Gewinn aus dem operativen Geschäft um 17,8 Prozent auf 462,6 Millionen Euro, wie Vonovia am Donnerstag mitteilte. Auch die Rentabilität des Unternehmens leidet unter den aktuellen Dynamiken am Baumarkt. Der operative Gewinn (die sogenannten Funds From Operations – FFO) ging im Jahresvergleich um knapp 18 Prozent auf 462,6 Millionen Euro zurück. 

Unternehmenschef Rolf Buch bezeichnete die jüngsten Zahlen als "Momentaufnahme", "mit Blick auf die herausfordernde Situation im ersten Quartal 2023". Das Unternehmen veräußerte Anfang Mai fünf Bestandsobjekte mit 1.350 Wohnungen in Frankfurt, Berlin und München für rund 560 Mio. € an CBRE Investment Management, einem "global führenden Vermögensverwalter von Immobilien".

Deutsche Exporte im März deutlich gesunken

Die deutschen Exporte sind im März 2023 deutlich gesunken. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, fielen sie im Vergleich zum Vormonat um 5,2 Prozent auf ein Volumen von 129,7 Milliarden Euro.

Grund ist vor allem die schwächere Nachfrage aus den beiden weltgrößten Volkswirtschaften, den USA (minus 10,9 Prozent) und der Volksrepublik China (minus 9,3 Prozent). Allerdings sind auch die Exporte an andere Staaten innerhalb der EU deutlich gesunken (minus 6,2 Prozent).

Die deutschen Importe sind ebenfalls im März gegenüber dem Vormonat deutlich gesunken, nämlich um 6,4 Prozent.

3.05.2023 13:46 Uhr

Verstärkter Schimmelbefall nach Habecks Spartipps

Die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 hat ihre Mieter vor dem Herunterregulieren ihrer Heizung gewarnt. Das berichtet die Wirtschaftswoche. Demnach schrieb die Genossenschaft, die in Berlin knapp 7.000 Wohnungen vermietet, in ihrer Mitgliederzeitschrift:

"In diesem Winter hatten wir es leider mit unverhältnismäßig vielen Fällen an Schimmelbildung in den Wohnungen zu tun."

Die Genossenschaft führt den gesteigerten Schimmelbefall direkt auf die Energiesparbemühungen der Mieter zurück. Die Heizungen seien heruntergedreht, die Temperaturen in den Wohnungen abgesenkt worden. Weiter heißt es:

"Das Absenken um ein paar Grad stellt grundsätzlich kein Problem dar, aber alles muss Grenzen haben. Gar nicht heizen in Kombination mit geschlossenen Fenstern, damit die Restwärme nicht entweicht, ist keine geeignete Sparmethode."

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte die Bürger vor einem Jahr ausdrücklich zum Herunterdrehen ihrer Heizung aufgefordert:

"Wenn man Putin ein klein bisschen schaden will, dann spart man Energie."

Der frühere Kinderbuchautor wurde auch konkreter:

"Wenn man die Wohnung heizt und abends die Gardinen zuzieht, spart man bis zu fünf Prozent Energie. Und wenn man die Raumtemperatur um ein Grad senkt, sind es rund sechs Prozent. Das ist vielleicht nicht ganz so gemütlich, aber man friert noch nicht."

2.05.2023 14:15 Uhr

"Energiepreisschock und fallende Kaufkraft sind Ursachen" – Umsatz des Einzelhandels schrumpft weiter

Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher lässt den deutschen Einzelhandel weiterhin schwächeln, wie die Tagesschau berichtet. Besonders betroffen ist das Lebensmittelgeschäft. Experten befürchten ein weiteres Ladensterben.

Der Umsatz im Einzelhandel fiel im März um 1,3 Prozent geringer aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Inflationsbereinigt, also real, sank der Umsatz sogar um 2,4 Prozent – das stärkste Minus der vergangenen fünf Monate. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete der Einzelhandel sogar ein reales Umsatzminus von 8,6 Prozent.

"Der Rückgang der Einzelhandelsumsätze reflektiert die durch Energiepreisschock und hohe Inflation fallende Kaufkraft der Privathaushalte in Deutschland", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien.

"Der Umsatz befindet sich ganz klar in einem Abwärtstrend", kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, die Entwicklung. "Wegen der hohen Inflation wird es der Einzelhandel weiter schwer haben." Der Handelsverband Deutschland (HDE) befürchtet ein Ladensterben, zumal auch die Kosten gestiegen seien. In diesem Jahr dürften etwa 9000 Geschäfte aufgeben, prognostizierte der HDE.

Der Lebensmitteleinzelhandel verzeichnete im März einen realen Umsatzrückgang von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr gab es sogar einen Einbruch von 10,3 Prozent. "Dabei handelt es sich um den stärksten Umsatzrückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994", betonten die Statistiker.

Die Hauptursache für die Preissteigerungen dürften teure Nahrungsmittel sein, die im März 22,3 Prozent teurer waren als ein Jahr zuvor.

30.04.2023 10:05 Uhr

Fünfmal mehr: FDP erwartet höhere Kosten für "Wärmewende" als Habeck

Die FDP-Bundestagsfraktion erwartet, dass die Umsetzung des geplanten Verbotes neuer Gas- und Öl-Heizungen für die Haushalte in Deutschland knapp fünfmal so teuer wird wie vom "Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz" veranschlagt.

Der FDP-Energieexperte Michael Kruse geht laut einem Bericht des Springerblattes Bild am Sonntag davon aus, dass sich die Kosten für Hauseigentümer, Vermieter und Mieter bis 2045 auf insgesamt 620 Milliarden Euro belaufen werden.

Das Wirtschaftsministerium gibt die erwarteten Kosten mit insgesamt rund 130 Milliarden Euro an. Kruse sagte der Boulevardzeitung:

"Robert Habeck sollte die Kosten des GEG noch einmal gründlich berechnen lassen. Die vorgelegten Zahlen deuten darauf hin, dass die Folgekosten des Gesetzes um ein Vielfaches höher ausfallen als im Entwurf beschrieben."

Er habe bei seinen eigenen Berechnungen nur die Preise für Wärmepumpenkauf und Einbau berücksichtigt. Weitere Ausgaben wie etwa für Dämmung oder Fußbodenheizung kämen noch hinzu, so Kruse. Diese könnten sich auf weitere 200 bis 300 Milliarden Euro belaufen.

29.04.2023 09:41 Uhr

Nächster Modehändler insolvent – Alle Filialen schließen

Derzeit häufen sich die schlechten Nachrichten für die deutsche Modewirtschaft. In dieser Woche traf die Hiobsbotschaft den Modehändler Zapata: Das Unternehmen schließt sämtliche Filialen und seinen Online-Shop. Das Branchenblatt Textil Wirtschaft berichtet, dass die Modekette den Betrieb endgültig einstellt. Erst im Oktober 2022 hatte das Unternehmen mit Sitz in Würzburg zum zweiten Mal in der Firmengeschichte am Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt.

Bereits 2016 mussten einige der damals zwölf Filialen geschlossen werden. Nun steht das Unternehmen endgültig vor dem Aus. Als das Insolvenzverfahren Anfang 2023 eröffnet wurde, gab es noch Hoffnung für die 35 Mitarbeiter. Doch Insolvenzverwalter Matthias Reinel sagte der Textil Wirtschaft, dass "trotz intensiver Bemühungen keine Fortführbarkeit darstellbar war". Als Grund für das Aus des Modehändlers wurde die schwierige Situation im Einzelhandel genannt. Gegründet wurde Zapata im Jahr 1985. Zu Hochzeiten betrieb das Unternehmen rund 15 Standorte. Der Umsatz der Kette belief sich zuletzt nur noch auf fünf bis sechs Millionen Euro pro Jahr.

28.04.2023 15:23 Uhr

BA-Chefin Nahles: Arbeitslosenquote stagniert wegen Inflation und Ukraine-Flüchtlingen

Die sogenannte Frühjahrsbelebung ist in Deutschland deutlich schwächer ausgefallen als sonst. So sinkt die Arbeitslosigkeit saisonbedingt zwar im laufenden Monat April, jedoch in einem statistisch eher vernachlässigbaren Maße. Es wurden lediglich 8.000 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im März.

Die Zahl der Arbeitslosen liege demnach weiterhin bei knapp 2,6 Millionen und die Arbeitslosenquote stagniere bei 5,7 Prozent, so die Bundesagentur für Arbeit (BA). Im Vergleich zum April letzten Jahres erhöhte sich die Arbeitslosenquote gar um 0,7 Prozentpunkte. Die Gründe für diese Entwicklung führte BA-Chefin Andrea Nahles auf die träge Konjunktur und den Zuwachs von Flüchtlingen aus der Ukraine zurück.

Doch kein Licht am Ende des Tunnels? Wirtschaftswachstum bleibt bislang aus

Nachdem einige Ökonomen zuvor bereits für den Jahresbeginn ein leichtes Wachstum der Wirtschaft prognostiziert hatten, zeigt sich diese bislang kraftlos. Laut aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamts stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal. Zur Begründung hieß es, die anhaltend hohe Inflation dämpfe die Konsumlust der Menschen und belaste die Unternehmen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet in diesem Jahr insgesamt mit einem Wachstum von 0,4 Prozent. Für 2024 wird ein Wachstum von 1,6 Prozent prognostiziert.

27.04.2023 13:19 Uhr

Reallöhne im Sinkflug – Größter Abfall seit Beginn der Statistik im Jahr 2008

Die Reallöhne in Deutschland gaben um 4,0 Prozent im Vergleich zu 2021 nach, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Dies stellt den stärksten Rückgang seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2008 dar und ist zugleich das dritte Minus in Folge.

Grund für die aktuelle Korrektur ist, dass die Berechnungsgrundlage auf das neue Basisjahr 2022 umgestellt wurde. Günstigere Prognosen waren zuvor lediglich von einem Minus von 3,1 Prozent ausgegangen.

In der aktuellen Berechnung wurden auch kleinere Betriebe erfasst und zudem zu Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten auch alle weiteren Beschäftigungsarten wie Auszubildende und Altersteilzeitbeschäftigte abgebildet, so das Handelsblatt erläuternd.

26.04.2023 19:10 Uhr

Textildiscounter Primark schließt Filialen

So wie sich die Auswirkungen der Inflation von den Bio-Märkten zu den Discountern abwärts bewegten, scheint es nun auch im Textilhandel zu passieren. Nachdem zuletzt einige Schuh- und Kleidungshersteller in die Insolvenz gegangen waren, wurde heute gemeldet, dass der Kleidungs-Discounter Primark beabsichtigt, vier seiner 26 deutschen Filialen zu schließen und diverse weitere zu verkleinern. Der Grund seien gestiegene Kosten, die nicht an die Kunden weitergegeben werden könnten.

Die vier von Schließung betroffenen Filialen sind Gelsenkirchen, Krefeld, Kaiserslautern und Frankfurt-Nordwestzentrum. Zumindest die ersten drei betroffenen Standorte befinden sich an Orten mit einer hohen Armutsquote. Gelsenkirchen war im letzten Armutsbericht der westdeutsche Spitzenreiter. Für Gelsenkirchen und sein Stadtzentrum ist die Geschäftsaufgabe besonders schwierig, weil auch das örtliche Kaufhaus geschlossen wird.

Der britische Textildiscounter ist seit dem Jahr 2009 in Deutschland vertreten, damals eröffnete der erste Markt in Bremen. Seitdem wurde das Filialnetz bisher nur erweitert.

25.04.2023 20:53 Uhr

EU beschließt über CO₂-Abgabe neuen Teuerungsschub

Nach dem EU-Parlament hat nun auch der Ministerrat zugestimmt, die Reduzierung der CO₂-Emissionsberechtigungen deutlich vorzuziehen. Außerdem werden ab dem Jahr 2027 Verkehr und Heizung einbezogen.

Das Ergebnis ist nach bisherigen Schätzungen eine Verzehnfachung der Kosten, von augenblicklich 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid auf bis zu 300 Euro. Das bedeutet, dass diese Erhöhung zu einer deutlichen Preiserhöhung führen wird, nicht nur bei den betroffenen Gütern selbst, sondern auch bei anderen Waren, zum Beispiel über die Transportkosten.

Der Beschluss tritt durch Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft. Eine soziale Abfederung ist angedacht, aber noch nicht konkretisiert. Die Spekulanten allerdings dürfte diese Meldung freuen.

Modehersteller Ahlers ist insolvent

Die wirtschaftlichen Probleme in der deutschen Modebranche bringen immer mehr Unternehmen in Schwierigkeiten. Der Herrenmodehersteller Ahlers kündigte heute an, dass er für die Ahlers AG und sieben Tochtergesellschaften wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzanträge beim Amtsgericht Bielefeld stellen werde.

Die Tochtergesellschaften sind die Ahlers P.C. GmbH, Ahlers Retail GmbH, Ahlers Zentralverwaltung GmbH, Ahlers Vertrieb GmbH, Pioneer Berufskleidung GmbH, Pioneer Jeans-Bekleidung GmbH und Baldessarini GmbH. Die Gesellschaften aus dem Ausland seien dagegen derzeit nicht betroffen.

Auslöser für die Entscheidung sei im Wesentlichen die unter den Planungen liegende Geschäftsentwicklung, sagte Firmenchefin Stella Ahlers. Die Folgen der Corona-Krise und der damit einhergehenden gestörten Lieferketten, die allgemeine Kaufzurückhaltung, die hohe Inflation sowie Insolvenzen im Handel hätten den Schritt unausweichlich gemacht. Dennoch sehe sie Zukunftsoptionen für das Unternehmen, betonte Ahlers.

Mit Marken wie Baldessarini, Pierre Cardin, Pioneer und Otto Kern machte Ahlers im Geschäftsjahr 2021/22 171 Millionen Euro Umsatz. Unternehmensangaben zufolge sei das ein Zuwachs von 19,9 Prozent zum Vorjahr. Damit lagen die Erlöse unter dem Vor-Corona-Niveau von 207 Millionen Euro aus dem Geschäftsjahr 2018/2019. Ahlers beschäftigt derzeit rund 1.700 Mitarbeiter. In den von den Insolvenzanträgen betroffenen Gesellschaften arbeiten rund 400 Beschäftigte. Diese erhalten für die Monate April, Mai und Juni Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit.

Laut Handelsblatt sind allein im ersten Quartal dieses Jahres 27 Mode- und Schuhhändler den Schritt in die Insolvenz gegangen. Wie eine Auswertung der Unternehmensberatung Falkensteg für das Handelsblatt zeige, seien mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Insolvenzen in der Gesamtwirtschaft sei währenddessen lediglich um 20 Prozent nach oben gegangen.

24.04.2023 19:20 Uhr

Landwirtschaft: Krise in der Schweinezucht

Es dürfte weniger auf die vegane Propaganda als auf steigende Energie- und Futterkosten zurückzuführen sein – die Schweinezucht ist in der Krise. Der dänische Großschlachter Danish Crown schließt mangels Auslastung einen Schlachthof in Jütland, aber ebenso einen in Boizenburg in Mecklenburg und reduziert den Betrieb in Essen bei Oldenburg.

Der dänische Schlachthof leidet darunter, dass immer mehr dänische Schweinezüchter dazu übergegangen sind, Ferkel aufzuziehen und zur Mast nach Deutschland zu verkaufen. In Deutschland wird für 100 Kilogramm Schlachtgewicht fast ein Viertel mehr gezahlt als in Dänemark.

Allerdings geht auch in Deutschland die Produktion deutlich zurück. Im vergangenen Jahr haben fast 2.000 Schweinehalter die Zucht aufgegeben. Die Zahl der gehaltenen Schweine ging dadurch um zehn Prozent zurück, auf den niedrigsten Stand seit 1989. Die Zahl der Schweinehalter lag noch 2011 bei 32.000. Im vergangenen Jahr waren noch 16.900 übrig, weniger als die Hälfte. Die Fachpresse nennt das einen "ungeordneten Strukturbruch". Da die verbliebenen Zuchtbetriebe tendenziell immer größer werden, ist diese Entwicklung nicht im Sinne von Bemühungen, die Haltungsbedingungen zu verbessern.

21.04.2023 15:31 Uhr

Verluste bei Aldi Nord

Aus einer internen Konferenz bei Aldi Nord wurde bekannt, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr trotz gestiegenen Umsatzes Verlust gemacht hat. Der Discounter soll zwar in Deutschland nur einen Gewinnrückgang erlitten haben, in Frankreich und Dänemark allerdings rote Zahlen schreiben.

Der Konzern soll jetzt intern umstrukturiert werden, um die Kosten zu senken. Der wirkliche Auslöser dürfte allerdings die Inflation sein, die zwar zum einen dazu führt, dass zusätzliche Kunden auf Einkäufe bei Discountern umschwenken, aber gleichzeitig gerade bei diesen Märkten nicht vollständig in Preiserhöhungen umgesetzt werden kann, was die Marge absenkt.

Nachdem im vergangenen Jahr bereits die Bio-Märkte unter massiven Druck kamen, weil sie große Teile ihrer Kundschaft verloren, und daraufhin ganze Ketten schließen mussten, könnte diese Entwicklung bei Aldi-Nord ein Indiz dafür sein, dass jetzt selbst die Discounter in Schwierigkeiten geraten. Letztlich kann sich der massive Rückgang der verfügbaren Einkommen durch die Inflation und die steigenden Energiekosten kaum anders bemerkbar machen als in Verlusten im Einzelhandel, selbst wenn im Lauf des letzten Jahres in einzelnen Fällen Preise über die Steigerungen der Einkaufspreise hinaus erhöht werden konnten.

20.04.2023 17:38 Uhr

Erzeugerpreise in Deutschland steigen "nur noch" um 7,5 Prozent

Im März stiegen die Produzentenpreise in der Bundesrepublik im Jahresvergleich um 7,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Damit hat sich der Preisanstieg auf Herstellerebene weiter abgeschwächt, bleibt aber auf hohem Niveau. Im vergangenen Jahr waren die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, zeitweise mit einer Rekordrate von 45,8 Prozent gestiegen. Seither ist der Preisauftrieb rückläufig. Wie die Statistiker einräumen, sind die Resultate mit Blick auf die Strom- und Gaspreise nach wie vor vorläufig.

Hintergrund ist die seit Januar geltende und seit März umgesetzte Preisbremse für Strom und Gas. Die Auswirkungen wurden bisher aber nur teilweise berücksichtigt, da nicht alle auskunftspflichtigen Unternehmen ihre Daten unter Berücksichtigung der Preisbremse gemeldet hätten. Die Energiepreise sind nach wie vor hauptverantwortlich für die Gesamtentwicklung. Im Jahresvergleich liegen sie immer noch 6,8 Prozent höher, gegenüber dem Vormonat sanken sie jedoch um 7,6 Prozent. Erdgas war im Jahresvergleich weiter deutlich teurer, der Strompreis stagnierte.

Lebensmittel und Vorleistungsgüter verteuerten sich jedoch erneut sichtbar. Mineralölerzeugnisse, deren Preise aufgrund der antirussischen Sanktionen vor einem Jahr auch markant anstiegen, waren gegenüber dem Vorjahresmonat ebenfalls deutlich günstiger. Die Erzeugerpreise erfassen den Preisdruck auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Produzenten abbilden. Die Entwicklung wirkt sich auch auf die Verbraucherpreise aus, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Angesichts der hohen Inflation hatte die EZB die Zinsen nach einigem Zögern angehoben.

Bau: mehr Auftragsstornierungen, mehr Insolvenzen

16 Prozent der Bauunternehmen litten im März dieses Jahres unter Auftragsstornierungen. Im Januar lag dieser Anteil noch bei 13,6 Prozent. Auch die Zukunftserwartungen, die durch Umfrage ermittelt wurden, sind negativ. Bei der Zunahme der Unternehmensinsolvenzen im Januar lieferte das Baugewerbe die meisten Fälle; im Vergleich zum Januar 2022 stiegen die Insolvenzen um 19,4 Prozent.

Noch im März vergangenen Jahres meldeten nur 8,6Prozent einen Auftragsmangel; dieser Anteil hat sich mit inzwischen 25,5 Prozent verdreifacht. Und auch jene Zahlen, an denen man das zukünftige Geschäft ermessen kann, sind ungünstig: Sowohl die Zahl der Baugenehmigungen wie die neu erteilten Hypotheken ist rückläufig. In den kommenden Monaten dürften die Nachrichten aus dem Baugewerbe also nicht günstiger werden.

Akuter Personalmangel: Heizungsbranche benötigt dringend 60.000 Installateure

In Deutschland fehlen nach Einschätzung des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima zurzeit rund 60.000 Heizungsinstallateure, so Informationen des RND.

Nach Schätzung des Zentralverbands waren im vergangenen Jahr knapp 400.000 Menschen in diesem Handwerkszweig beschäftigt. Der hohe Bedarf an neuen Kollegen ergibt sich auch aus der Situation, wenn die Branche "alle Märkte bedienen und sich nicht nur auf den Einbau von neuen Heizungen konzentrieren wolle", so der Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann.

Der Chef des Wärmepumpen-Herstellers Vaillant, Norbert Schiedeck, hält wenig überraschend "den Einbau dieser Anlagen in den meisten Häusern für sinnvoll". Bei anstehenden Umbaumaßnahmen seien gegebenenfalls "zusätzliche Maßnahmen" notwendig. Je nach energetischem Zustand des Gebäudes "kann das vom Austausch weniger Heizkörper bis zur Gebäudedämmung reichen", so Schiedeck laut RND.

19.04.2023 21:45 Uhr

Speicherbetreiber: Gasmangellage bei kaltem Winter weiterhin möglich

Im vergangenen Winter ist die Gasmangellage bekanntlich ausgeblieben, doch der Verband der Gasspeicherbetreiber hält im kommenden Winter 2023/24 bei niedrigen Temperaturen einen Erdgasengpass weiterhin für möglich. Dies geht aus neuen Modellierungen hervor, die die Initiative Energien Speichern (Ines) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat. Im Szenario eines kalten Winters wie im Jahr 2010 werden die Gasspeicher demnach bereits im Januar 2024 vollständig entleert.

"Treten niedrige Temperaturen auf, kann also ein von derzeitigen Einsparungen geprägtes Verbrauchsniveau vermutlich nicht mehr vollständig gedeckt werden", sagte Ines-Geschäftsführer Sebastian Bleschke.

Als Folge einer Gasmangellage käme es zu einer "Eskalation der Preissituation". Industrielle Gasverbräuche und Stromerzeugung durch Gas würden "in die Knie gezwungen". Die Wärmeversorgung der Haushalte sei dem Verband zufolge in einem solchen Fall allerdings nicht in Gefahr. Zum Vergleich: Ende Januar 2023 lag der Füllstand der deutschen Gasspeicher vor allem aufgrund der milden Temperaturen bei knapp 79 Prozent.

EU-Umweltkommissar: Grüner Wandel braucht 600 Milliarden Euro pro Jahr

In der EU müssen nach Schätzungen von Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius bis 2030 zusätzlich etwa 600 Milliarden Euro pro Jahr investiert werden, um die Klima- und Umweltschutzziele zu erreichen. Auf EU-Ebene seien bereits Fördertöpfe eingerichtet worden und auch die Mitgliedsstaaten trügen ihren Teil dazu bei, sagte er am Mittwoch nach einem informellen Treffen der EU-Umweltminister in der Nähe von Stockholm. Es sei jedoch entscheidend, dass auch private Ressourcen mobilisiert würden. Die EU hat sich unter anderem das Ziel gesetzt, schädliche Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent zu senken.

18.04.2023 18:25 Uhr

Habecks Heizwende: Gasnetz von 500.000 Kilometern müsste fast komplett stillgelegt werden

Im Rahmen der von der Bundesregierung geplanten Energiewende müssten mehr als 90 Prozent des deutschen Gasverteilnetzes von über 500.000 Kilometern stillgelegt werden. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der Denkfabrik Agora mit Beteiligung von Gasnetzbetreibern hervor. Im Zuge der geplanten Reform der Heizungssysteme, bei der vor allem auf Wärmepumpen gesetzt werden soll, sei der Großteil des Netzes dann überflüssig, heißt es darin.

Ab 2045 werde das übrige Netz noch in erster Linie für die Wasserstoffversorgung von Kraftwerken und für die Industrie gebraucht. Wohnungen und Häuser in Ballungsgebieten könnten noch an Fernwärme angeschlossen bleiben. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass Wasserstoff und auch Biogas bei Heizungen keine Rolle spielen werden. Das derzeitige Netz ist überwiegend in kommunalem Besitz. Die Denkfabrik legte zudem eine Reihe von Vorschlägen vor, wie das Netz im Wert von 60 Milliarden Euro möglichst kostengünstig stillgelegt werden kann.

Zur Kostenentlastung von Netzbetreibern und Kunden soll Agora zufolge etwa die Pflicht zum Ausgraben ungenutzter Leitungen entfallen. Die Netze müssen zudem schneller abgeschrieben werden können, was Steuervorteile für die Besitzer hat. Den Untersuchungen zufolge braucht man jedoch vor allem eine verbindliche Planung, wann und wo Netze noch benötigt und welche wann stillgelegt würden. Man könne beispielsweise mit einem Bonussystem die koordinierte Stilllegung fördern und so bis zu fünf Milliarden Euro jährlich an Betriebskosten sparen.

Zahl der Baugenehmigungen im Wohnungsbau weiter zurückgegangen

Das statistische Bundesamt meldet eine weitere Hiobsbotschaft aus dem Baugewerbe. Wie bereits in den vergangenen Monaten, ging die Zahl der erteilten Baugenehmigungen auch im Februar 2023 weiter zurück – ein Trend, der bereits seit Mai 2022 anhält.

Insgesamt wurden 23,4 Prozent weniger Baugenehmigungen als im Vorjahresmonat erteilt. Das betrifft sowohl Wohnungen in bereits bestehenden Gebäuden als auch in Neubauten. Der höchste Rückgang zeigt sich bei Zweifamilienhäusern, dort betrug er ganze 52,4 Prozent. Bei Einfamilienhäusern liegt der Rückgang bei 28,4 Prozent.

Das Ziel der Errichtung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, das bereits im vergangenen Jahr verfehlt wurde, rückt so für 2023 in unerreichbare Ferne. Auslöser ist die Kombination aus steigenden Baukosten und steigenden Zinsen.

Angesichts der Tatsache, dass die klimapolitischen Beschlüsse sowohl der Bundesregierung als auch der EU-Kommission in naher Zukunft zusätzliche Verteuerungen sowie eine künstliche Verknappung von Wohnraum auslösen werden, ist das eine verheerende Entwicklung. Die neuen Vorgaben können einzig bei neuen Wohngebäuden im Zuge der Projektierung bereits leichter erfüllt werden.

16.04.2023 13:32 Uhr

IWF-Vizechefin prognostiziert weiteren Anstieg der Energiepreise und anhaltende Inflation

Laut der Einschätzung der Vizechefin des Internationalen Währungsfonds, Gita Gopinath, stehe Deutschland eine wirtschaftliche Schwächephase bevor. In einem Interview mit dem Handelsblatt riet sie daher zur "Haushaltsdisziplin".

Die Industrieländer befänden sich in einer Situation, "in der die Inflation sehr hoch ist und sehr wahrscheinlich für mehrere Jahre hoch bleibt", so die US-Ökonomin.

Gopinath prognostizierte weiter: "Ich glaube, dass wir noch nicht aus dem Gröbsten heraus sind und dass die Energiepreise erneut ansteigen könnten." Die deutsche Wirtschaftskraft werde im laufenden Jahr voraussichtlich "leicht sinken".

15.04.2023 10:45 Uhr

Geldsorgen oder organisierte Kriminalität? Sprengungen von Bankautomaten in Deutschland nehmen weiter zu

Bundesländer, die in unmittelbarer Nähe zu den Niederlanden liegen, kämpfen weiter gegen das Phänomen stetig steigender Zahlen von Sprengstoff-Anschlägen auf Bankautomaten.

In Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz seien laut dem Handelsblatt 2023 bereits mehr als 100 Bankautomaten gesprengt worden. Im Vorjahr kam es in den genannten Bundesländern zu insgesamt 347 Ereignissen dieser Art.

Laut den ermittelnden Behörden werden vor allem niederländische Banden hinter den Anschlägen vermutet. Allein der Gesamtschaden der 20 Sprengungen in Hessen in diesem Jahr beläuft sich laut LKA-Angaben auf knapp 5,3 Millionen Euro, darunter sind etwa 1,8 Millionen Euro Beute. Der Bund und die Länder wollen Banken und Sparkassen daher einen besseren Schutz von Automaten vorschreiben. Die Geldinstitute reagierten hingegen ablehnend.

13.04.2023 14:30 Uhr

Zuckerpreise auf Rekordhoch

Die Zuckerpreise sind in London und New York höher als seit vielen Jahren. Der Preis für raffinierten Zucker stieg in London auf den höchsten Stand seit 2011. Der Grund dafür wird in schwächeren Exporten aus Indien gesehen sowie in vergleichsweise schwachen Ernten in Thailand. Auslöser dafür soll das Wetterphänomen El Niño sein. Andere sehen zumindest in Thailand einen geringeren Einsatz an Düngemitteln als Auslöser des Ernterückgangs. In Thailand selbst haben die Zuckermühlen die Arbeit in Ermangelung von Rohstoffen bereits eingestellt.

Die brasilianische Ernte sollte dieses Jahr gut ausfallen. Wie sehr sie dazu beitragen kann, die Zuckerpreise wieder zu normalisieren, hängt allerdings auch von der Sojaernte ab, die Rekordmengen erzielte. Die brasilianische Sojaernte wird weitgehend exportiert; daher konkurrieren Zucker und Soja um die Transportkapazitäten. Zudem wird sowohl in Indien als auch in Brasilien ein Teil des geernteten Zuckers in Alkohol umgewandelt, mit dem Fahrzeuge betrieben werden. Indien hat angekündigt, in diesem Jahr nicht 3,6 Millionen Tonnen, sondern 5 Millionen Tonnen Zucker zu Ethanol zu verarbeiten. Ein weiterer Anstieg der Ölpreise könnte zu einer weiteren Erhöhung der Alkoholproduktion und damit zu einer weiteren Verringerung des Zuckerangebots führen.

Rübenzucker, der vor allem in Deutschland und Frankreich produziert wird, hat nur einen Anteil von 20 Prozent an der globalen Produktion. Noch wird nicht von einem Mangel an Zucker ausgegangen. Die Schätzungen belaufen sich immer noch auf einen globalen Überschuss, allerdings nur noch von 600.000 Tonnen, nicht mehr von 5 Millionen.

12.04.2023 09:00 Uhr

Internationale Bankenpleiten könnten eine Zunahme von Unternehmensinsolvenzen bewirken

Experten rechnen demnach in diesem Jahr mit mehr Insolvenzen deutscher Unternehmen als im Vorjahr, so das Handelsblatt. So prognostiziert der Kreditversicherer Allianz Trade einen Anstieg um gut ein Fünftel (22 Prozent) auf etwa 17.800 Fälle im laufenden Jahr.

Wesentlicher Grund sei nach den jüngsten Bankenproblemen in den USA, der Schweiz und Deutschland die "nun noch restriktivere Kreditvergabe der Banken". Zudem würden deutlich steigenden Zinsen dafür sorgen, dass die finanziell eher schwach abgesicherten Unternehmen zeitnah in Schwierigkeiten geraten könnten.

Demgegenüber kam das Münchener Ifo-Institut im Rahmen einer Umfrage zu dem Ergebnis, dass Unternehmen in Deutschland wieder leichter an Kredite kommen würden. Wenn Ende des letzten Jahres noch 30 Prozent der Unternehmen berichteten, es gäbe eine "Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe, waren es im März nur noch 22,7 Prozent".

11.04.2023 18:24 Uhr

Fahrleistung von LKW im März wieder zurückgegangen

Das Statistische Bundesamt meldet, dass im März 2023 die Fahrleistung mautpflichtiger LKW wieder um 2,6 Prozent zurückgegangen ist. Damit ist die leichte Zunahme im Januar und Februar weitgehend wieder aufgehoben. Im Vergleich zum März 2022 sank die Fahrleistung sogar um 3,8 Prozent.

Diese Werte werden regelmäßig aus dem Mautsystem erhoben. Über mittlerweile 15 Jahre hinweg ist belegt, dass der Produktionsindex des verarbeitenden Gewerbes der Entwicklung der Fahrleistung nachfolgt, meist noch mit einer deutlichen Verstärkung. So setzte sich im Jahr 2020 ein Rückgang der LKW-Fahrleistung von 115,3 auf 97,5 in eine Abnahme des Produktionsindex von 115 auf 71 um.

Der Referenzwert von 100 stammt aus dem Jahr 2015.

Selbst ein Rückgang des Produktionsindex im gleichen Ausmaß, also mit einem Minus von 3,8 Prozent im Jahresvergleich, würde bereits eine Rezession bedeuten.

10.04.2023 17:03 Uhr

USA: Höchster Rückgang an Kreditvergaben seit 2007

Jeder erinnert sich noch an die Finanzkrise 2008, aber ihr eigentlicher Beginn war der Zusammenbruch der zu diesem Zeitpunkt in den USA zweitgrößten Hypothekenbank im sogenannten "Subprime"-Sektor, New Century Financial, im März 2007. Dieser Zusammenbruch führte zu einem massiven Einbruch an Kreditvergaben, was wieder dazu führte, dass Hypotheken platzten, die gebündelten Hypothekenpapiere ihren Wert verloren und letztlich die gesamte globale Ökonomie nur durch zügelloses Gelddrucken im Westen reanimiert werden konnte. Die Krise 2008 ging so tief, dass der globale Handel monatelang fast stillstand, weil die Banken sich wechselseitig so wenig trauten, dass die Wechsel, über die weltweite Transporte abgewickelt werden, nicht mehr ausgestellt wurden.

In den letzten Wochen sind die Kreditvergaben in den USA deutlich gefallen, obwohl seit dem Ende der SVB-Bank bereits eine halbe Billion US-Dollar in die Banken gepumpt wurde, um die Liquidität aufrechtzuerhalten. Das Problem: Ein real fallender Wert von Gewerbeimmobilien trifft auf steigende Zinsen, während gleichzeitig gerade die Regionalbanken, die in der Finanzierung dieser Gewerbeimmobilien besonders aktiv sind, immer noch Einlagenabflüsse erleben, also gezwungen sind, sich bei der Kreditvergabe einzuschränken.

Dabei sind es nicht Miethäuser, die vor allem mit abgesicherten Krediten gebaut werden, die das Problem darstellen, sondern Bürogebäude. Und dank der Tatsache, dass gerade solche Projekte überproportional im Besitz von Immobilienfonds sind, deren Anleger ihr Geld schnell abziehen können, sind alle Bedingungen so gesetzt, dass sich Kreditklemme, Geldabzug und Wertverlust wechselseitig maximal verstärken können.

Morgan Stanley rechnet für die USA mit einem Wertverlust der Büro- und Einzelhandelsgebäude von 40 Prozent, der sich in den nächsten Jahren vollziehen dürfte. Bei dieser Größenordnung sind Zusammenbrüche von Immobilienfonds und Banken bereits garantiert. In Europa könnten die Verluste etwas niedriger liegen. Hier kommt aber noch das Problem hinzu, das die EU mit ihren Heizungsvorgaben geschaffen hat, das genau in dem Moment, in dem die Gewerbeimmobilien abstürzen, auch die Wohnimmobilien entwertet.

Weil in Europa die Gegenstücke zu den US-Regionalbanken oft Sparkassen und Genossenschaften sind und sich die Sparkassen meist im Besitz der Kommunen befinden, dürfte sich hier eine Krise dieser Banken sofort in eine Krise kommunaler Haushalte umsetzen.

Der Rekordeinbruch bei den Kreditvergaben in den USA ist ein deutlicher Beleg dafür, dass der Kreislauf nach unten bereits begonnen hat.

9.04.2023 19:05 Uhr

Elektromobilität: Umstellung auf E-Busse stockt wegen gestörter Lieferketten

Erst seit wenigen Jahren ist die Einführung von akkubetriebenen Bussen bei den deutschen Nahverkehrsbetrieben in Gang gekommen. Bei der Berliner BVG, aber nicht nur in der deutschen Hauptstadt, stockt nun der Zulauf neuer Elektrofahrzeuge. Gestörte Lieferketten und der Mangel an Mikrochips verzögern die Produktion der E-Busse. Alle europäischen Hersteller haben mit diesen Problemen zu kämpfen.

Nicht nur in Berlin hatte man sich ehrgeizige Ziele gesetzt, was die Umstellung von dieselbetriebenen Stadtbussen auf elektrische Fahrzeuge angeht. Noch im Januar 2023 hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) der Vorstandsvorsitzenden der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Eva Kreienkamp, einen Förderbescheid "E-Bus 2030+" überreicht. Mit dem Forschungsprojekt soll die Umstellung des gesamten Berliner Stadtbusverkehrs auf Elektrobusse vorbereitet und geplant werden. Zwar sind es bis zum Zieljahr, in dem die vollständige Elektromobilität bei Bussen erreicht werden soll, noch sieben Jahre hin, doch schon jetzt zeigen sich erste gravierende Schwierigkeiten bei der Umsetzung.

Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) kürzlich berichteten, stockt der Zulauf neuer Elektrobusse bei der Berliner BVG. Noch Ende 2021 hätten die Berliner Verkehrsbetriebe dem niederländischen Bushersteller Ebusco einen Auftrag über 90 E-Busse des Typs 2.2 erteilt, die innerhalb eines Jahres geliefert werden sollten. Dann hätten im Berliner Netz 228 Stadtbusse mit Akkuantrieb unterwegs sein sollen.

Allerdings ist die BVG weit von dieser optimistisch gerechneten Zahl entfernt. Im Gespräch mit den DWN gibt Jannes Schwentu, der Sprecher des Berliner Nahverkehrsunternehmens, eine Gesamtzahl von etwa 160 Elektrobussen an, von denen wiederum 18 vom niederländischen Hersteller Ebusco stammten. Nahezu täglich kämen jedoch neue Fahrzeuge hinzu.

Grund für die Verzögerung bei der Produktion und Auslieferung der ausstehenden 72 Fahrzeuge seien durch den Krieg in der Ukraine unterbrochene Lieferketten, die den Niederländern einen Strich durch die Planung gemacht hätten. Die Engpässe bei Mikrochips hätten dem Hersteller zu schaffen gemacht, aber auch coronabedingte "Lockdowns in Zulieferländern". Der BVG-Sprecher erklärte:

"Am Ende fehlten dadurch wichtige Teile, um die Fahrzeuge fertigzustellen und durch die BVG abnehmen zu können. Wir waren allerdings die ganze Zeit in engem Austausch mit Ebusco sowie dem Zulieferbetrieb und haben unterstützt, wo wir konnten."

Dass die Lieferung der neuen Strom-Busse momentan langsamer als geplant verläuft, sei im Hinblick auf die ehrgeizigen Berliner Umstellungspläne "umso unangenehmer", so die DWN. Denn der gesamte Bus-Fuhrpark der BVG umfasst zurzeit etwa 1.500 Fahrzeuge. Gegenwärtig habe man gerade einmal einen E-Bus-Anteil von 15 Prozent erreicht.

Allerdings weisen die DWN darauf hin, dass nicht nur der niederländische Hersteller Ebusco vor beträchtlichen Problemen bei der Produktion von E-Bussen steht, sondern auch die großen Player der Branche wie MAN. Der zum Volkswagen-Verbund gehörende Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern, dessen E-Bus-Modell "Lion's City E" in vielen europäischen Städten im Einsatz ist, habe eigens eine Taskforce gebildet, um die Lieferprobleme bei Halbleitern zu lösen. Man wolle, "so gut es geht", die Lieferketten sichern.

Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten zitieren aus einem Bericht der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PWC), die zwar einen Zuwachs der E-Busse auf deutschen Straßen im Vergleich zu 2021 um etwa 50 Prozent feststellt. Doch die annähernd 2.000 deutschen Elektrobusse würden nur gut 3,5 Prozent des Bestandes ausmachen.

Hinzu kommen Probleme bei der Ladeinfrastruktur für E-Busse. Nicht nur die vergleichsweise langen Ladezeiten (verglichen mit dem simplen Auftanken bei Dieselfahrzeugen), sondern auch die allgemein noch hohen Anschaffungskosten – etwa das Doppelte herkömmlicher Fahrzeuge – machen E-Busse zu teuren Nahverkehrsmitteln. Industrievertreter behaupten jedoch, dass Elektrobusse die Kostennachteile bei der Anschaffung im Laufe ihrer Nutzungsdauer wieder ausgleichen, weil die Stromkosten im Vergleich zu Preisen für Dieselkraftstoff sinken könnten. Auch seien die Wartungskosten niedriger. Bis 2025 wolle MAN 50 Prozent seiner Stadtbusse, bis 2030 sogar 90 Prozent seiner Fahrzeuge mit Batterieantrieb ausliefern.

Bei der Umstellung von Stadtbussen auf Elektroantrieb scheint das bewährte und vergleichsweise kostengünstige Konzept der Trolley- bzw. Oberleitungsbusse nahezu in Vergessenheit geraten zu sein.

8.04.2023 16:22 Uhr

Ehemaliger Finanzminister der USA sieht die Vereinigten Staaten vor Rezession

Wie die auf Wirtschaft spezialisierte Agentur Bloomberg meldet, prognostiziert der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers den USA, in die Rezession abzugleiten. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession habe sich nach schwachen Wirtschafts-Indikatoren deutlich erhöht, sagte Summers. Angesichts der Bankenkrise und der damit einhergehenden Kreditverknappung hätten sich die Aussichten verschlechtert. 

Summers verweist in diesem Zusammenhang auf den Produktions- und Dienstleistungsindex, der deutlich schwächer als vorhergesagt ausgefallen sei. 

Die Zentralbank der USA, FED, stehe vor schweren Entscheidungen. Jede Entscheidung, die sie treffe, habe absehbar schwere Nebenwirkungen. Summers forderte von der FED, ihre Vorhersage-Modelle zu überprüfen. Diese hätten in den vergangenen Krisen versagt.

7.04.2023 18:59 Uhr

Discounter drehen an Inflationsspirale

Fleisch- und Wurstpreise sind im vergangenen Jahr bei den Discountern um 24 Prozent gestiegen. Das liegt allerdings nicht an höheren Einkaufspreisen – die Produzenten, das ergab eine Studie, haben nur einmal, im März, ihre Preise um zwölf Prozent erhöht; alle weiteren Versuche, die steigenden Kosten weiterzugeben, scheiterten an der Marktmacht der Einzelhandelsketten.

Während die Kunden ein Viertel mehr zahlen, bleibt den Schweinezüchtern ein Verlust von 43 Cent je Kilo Schlachtgewicht. Von einer Preiserhöhung bei gemischtem Hackfleisch von 3,20 Euro pro Kilogramm verblieben 1,75 Euro als zusätzlicher Ertrag beim Handel.

Dieses Ergebnis entspricht ziemlich genau dem des UNCTAD-Berichts im vergangenen Jahr, der die Hälfte der Inflation darauf zurückführte, dass Monopole ihre Marktmacht nutzten, um durch zusätzliche Preiserhöhungen ihre Gewinne zu steigern.

6.04.2023 18:22 Uhr

Wachstum im ÖPNV erweist sich als Scheinriese

Einen beachtlichen Zuwachs habe der Nahverkehr im vergangenen Jahr erlebt, berichtet begeistert das Statistische Bundesamt. Um ganze 29 Prozent sei die Fahrgastzahl 2022 gegenüber dem Vorjahr gestiegen; mit Straßenbahnen sollen gar 31 Prozent mehr gefahren sein, und bei der aus dem Busverkehr gemeldeten Steigerung um 20 Prozent könnte es sein, dass die Zahlen nicht vollständig sind.

Was ebenfalls gemeldet wird, aber eher hinter der positiven Version versteckt, ist der Vergleich mit dem Jahr 2019, dem letzten Jahr, in dem der gesamte ÖPNV nicht unter Corona-Beschränkungen litt (nur zur Erinnerung – Tickets für Fernzüge mussten vorab gebucht werden, weil nur jeder zweite Platz besetzt werden durfte u. a. m.). Dabei darf man selbstverständlich nicht vergessen, dass es zwei große und teure Werbemaßnahmen gab, die die Fahrgastzahlen nach oben pushten: die drei Monate des 9-Euro-Tickets und die kostenlosen Fahrten für Ukrainer, die zwar nicht die Einnahmen der Verkehrsbetriebe, wohl aber deren Auslastung erhöhten.

Und dennoch bleibt im Vergleich zu 2019 ein deutliches Minus: 14 Prozent weniger insgesamt, darunter 17 Prozent weniger bei den Straßenbahnen. Das ist kein positives Signal für die so erwünschte "Verkehrswende" und gleichzeitig ein Beleg, dass die Subventionsausschüttung durch das 9-Euro-Ticket bei Weitem nicht genügte, um die Folgewirkungen von Corona rückgängig zu machen.

5.04.2023 15:25 Uhr

Mehr Menschen erhalten staatliche Grundsicherung

Immer mehr Menschen in Deutschland beziehen Leistungen aus der staatlichen Grundsicherung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Mittwoch bezogen im Dezember 2022 knapp 1,2 Millionen Personen Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Das waren knapp 67.000 oder sechs Prozent mehr als Ende 2021.

Der Anstieg gehe vor allem auf leistungsberechtigte Flüchtlinge aus der Ukraine zurück. Bei knapp 659.000 beziehungsweise 55,4 Prozent der Empfänger handelt es sich um ältere Menschen, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen sicherstellen können.

4.04.2023 20:00 Uhr

EZB warnt: Zwei Frankfurter Bankentürme mit Refinanzierungsproblemen

Mittlerweile warnt die EZB vor den Risiken bei Gewerbeimmobilienfonds. Würden Anleger in größerem Maße Mittel aus diesen Fonds abziehen, müssten die Fonds Immobilien verkaufen, was wiederum den Markt für Gewerbeimmobilien unter Druck setze, und damit "die Stabilität des Finanzsystems im weiteren Sinne" beeinträchtigen könne.

Inzwischen werden 40 Prozent der Gewerbeimmobilien in der Euro-Zone von Fonds gehalten. Da die Nachfrage aber auch in Europa einbricht und die Zinsen deutlich gestiegen sind, gibt es bereits deutliche Refinanzierungsprobleme. Die Hypotheken, mit denen in der Regel der Kauf dieser Immobilien finanziert wird, werden zu teuer. Zuletzt wurde berichtet, dass zwei Frankfurter Banktürme solche Probleme hätten – die Commerzbank-Zentrale und die Zentrale der Dekabank.

Allerdings wäre es neu, wenn Anleger bereit wären, ihre Anlage zu riskieren, um das Bankensystem vor Schwierigkeiten zu bewahren. Die Warnungen der EZB dürften es nicht verhindern können, dass die erwartete Krise der Gewerbeimmobilien nicht nur die USA, sondern auch die EU in voller Stärke erfasst.

Immobilienpreise in der EU sinken

Die EU-Statistikbehörde Eurostat hat einen Rückgang der Hauspreise in EU-Europa gemeldet. Wie die Behörde am Dienstag mitteilte, sanken diese im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal im Euroraum um 1,7 Prozent und in der gesamten EU um 1,5 Prozent.

Dies ist demnach der stärkste Rückgang in einem Quartal für den Euroraum seit Ende 2008 (-1,7 Prozent) und für die EU seit Anfang 2009 (-1,9 Prozent). Gegenüber dem Vorjahresquartal wurde allerdings noch ein Anstieg der Hauspreise gemessen, der aber bei Weitem nicht mehr so deutlich ausfiel wie zuletzt.

So stiegen die Hauspreise im vierten Quartal 2022 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal im Euroraum um 2,9 Prozent und in der EU um 3,6 Prozent. Im dritten Quartal hatte der jährliche Anstieg noch bei 6,6 bzw. 7,3 Prozent gelegen.

Zuvor hatte das Statistische Bundesamt bereits sinkende Immobilienpreise für Deutschland bestätigt. 

3.04.2023 20:00 Uhr

Drohen Zwangsversteigerungen? Hypothekenzinsen bringen Hauseigentümer in Not

Die Zinswende der großen Notenbanken sorgt für drastische Verwerfungen auf den Immobilienmärkten in Europa. Die Kombination aus schnell steigenden Hypothekenzinsen, einer hohen Inflation und sinkenden Immobilienpreisen bringen immer mehr Immobilienbesitzer in Not. Besonders dramatisch ist die Lage in Schweden: Bereits vier Prozent aller Hauseigentümer können ihre Kredite nicht mehr bedienen.

Der Großteil der schwedischen Hausbesitzer hat Kredite mit variablen Hypothekenzinsen und spürt die Zinserhöhungen praktisch sofort. Hinzu kommt eine hohe Verschuldung der privaten Haushalte. Der Chef der schwedischen Finanzaufsicht Daniel Barr spricht von einem "nie da gewesenen finanziellen Druck auf die Haushalte". Nach Berechnungen der Finanzaufsicht bezahlen neue Kreditnehmer mittlerweile zwölf Prozent ihres Nettoeinkommens allein für die Zinsen – und es könnte noch schlimmer werden. Der Großteil der Haushalte muss dadurch in anderen Bereichen sparen, was wiederum den Konsum und das Wachstum bremsen und sich in der schwedischen Wirtschaft niederschlagen dürfte.

Doch auch in Deutschland erwartet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform, dass mittelfristig mehr Menschen Wohnungen oder Häuser zwangsversteigern müssen. Derzeit ist laut Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, keine akute Zunahme bei Zwangsversteigerungen erkennbar:

"Mittelfristig dürfte sich das ändern, auch mit Blick auf die politisch gewollten energetischen Sanierungen", teilte Hantzsch dem Handelsblatt mit.

Die deutliche gestiegene Zinslast werde zudem vor allem diejenigen treffen, die beim Kreditabschluss in einer Niedrigzinsphase knapp kalkuliert haben. Und dies "sind nicht wenige", so Hantzsch. Auch in anderen Ländern wie Großbritannien, Polen, Portugal und Spanien stehen Hausbesitzer vor ähnlichen Problemen. In vielen Fällen greifen die Regierungen daher zu Hilfen für sozial schwache Hypothekenbesitzer. Diese beinhalten unter anderem, dass Schuldner die Zinszahlungen für eine gewisse Zeit aussetzen dürfen oder die Laufzeit der Hypothek verlängern.

Frankreich und Ungarn setzen hingegen auf Obergrenze für die Zinsen. In Frankreich existiert bereits seit Jahren ein Gesetz gegen "Zinswucher". Der Deckel betrifft alle mit einem Kredit verbundenen Kosten, darunter auch Versicherungen. Die Immobilienpreise fallen zwar auch in Frankreich, bisher hält sich dies allerdings in Grenzen. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat schon Anfang 2022 eine Obergrenze für variable Hypothekenzinsen eingeführt. Ursprünglich hatte die Zinsobergrenze sechs Monate gelten sollen, mittlerweile ist sie bis Ende Juni dieses Jahres verlängert worden. Die Chefs der Notenbanken hatten sich bisher allerdings gegen solche Maßnahmen ausgesprochen, da sie die Maßnahmen der Notenbanken gegen die Teuerung behindern würden.

2.04.2023 19:07 Uhr

"Das Ende einer Ära": Absatz teurer Bio-Lebensmittel bricht ein 

Weil ökologisch angebautes Gemüse immer weniger Käufer findet, steigen Bio-Bauern zunehmend auf konventionelle Landwirtschaft um. Das folgt aus wissenschaftlichen Erhebungen zu dem Thema. 

Zwar werde jeder siebte Hof in Deutschland ökologisch bewirtschaftet, der Umsatz der Bio-Branche ist im vergangenen Jahr jedoch erstmals seit Jahren trotz gestiegener Preise von 2,34 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 2,13 Milliarden Euro im Jahr 2022 zurückgegangen. Ein Grund dafür wird in der hohen Inflation gesehen, unter der vor allem der klassische Bio-Fachhandel leidet. Supermärkte und Discounter dagegen konnten ihre Erlöse um 3,2 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro erhöhen. 

Bio-Produkte stiegen im vergangenen Jahr im Preis um durchschnittlich 6,6 Prozent, konventionelle Lebensmittel um mehr als zwölf Prozent. Dennoch sind konventionelle Lebensmittel im Vergleich zu Bio-Produkten weiterhin günstiger und immer mehr Haushalte in Deutschland müssen offenbar mit jedem Cent rechnen. 

1.04.2023 18:15 Uhr

Geschäft mit Baufinanzierung bricht drastisch ein

Das Geschäft mit der Baufinanzierung ist im Februar noch stärker eingebrochen als ohnehin erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat brach das Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten in Deutschland um 54 Prozent ein. Nach Angaben des Analysehauses Barkow Consulting, welches die Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) analysierte, ist dies der stärkste Einbruch überhaupt. Das Neugeschäft betrug im Februar zwölf Milliarden Euro. Das ist der niedrigste Wert seit Anfang 2010. Im Januar hatte das Neugeschäft bei 12,7 Milliarden Euro gelegen. Damit wurde dem Analysehaus zufolge der schwächste Jahresstart seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2003 verzeichnet.

Grund für den Einbruch sind neben den Zinsentscheidungen der EZB die gestiegenen Materialpreise sowie die allgemeine Unsicherheit in der von vielen Krisen geprägten Zeit. Die höheren Bauzinsen und die immer noch hohen Immobilienpreise belasten die Kreditnehmer zusehends. Zum einen sinkt nun die Nachfrage nach Baudarlehen, allerdings dürften die Banken auch vorsichtiger mit der Kreditvergabe geworden sein. Die aktuelle Bankenkrise dürfte das Geschäft weiter trüben. Ein weiterer Grund für den Rückgang des Neugeschäfts: Anfang 2022 boomte die Immobilienfinanzierung. Der März 2022 war mit 32 Milliarden Euro Neugeschäft der bisherige Rekordmonat.

Den Rückgang der Baufinanzierung bekommen nun auch die deutschen Banken und Sparkassen zu spüren: Private Immobiliendarlehen stellen mit 43 Prozent den größten Anteil im Kreditbuch deutscher Geldhäuser. Die Gewinnmargen sind zwar normalerweise relativ niedrig, dafür gelten aber auch die Ausfallrisiken als gering. Im Zuge des langjährigen Immobilienbooms hatten Banken und Sparkassen noch bis zum Frühsommer 2022 besonders viele Baudarlehen vergeben. Ende vergangenen Jahres erreichte der Bestand an Baufinanzierungen einen Höchststand von fast 1,57 Billionen Euro. Ökonomen gehen davon aus, dass das Neugeschäft vorerst nicht wieder anläuft und mindestens bis zur Jahresmitte schwach bleibt.

31.03.2023 20:38 Uhr

Kerninflation steigt im Euroraum auf Rekordwert

Auch wenn die Inflation im Euroraum zuletzt sank, erfasst sie immer mehr Bereiche der Wirtschaft. Im Zentrum stehen dabei vor allem die Kerninflation und die Preispolitik der Firmen. Die Kerninflation, die besonders schwankungsreiche Preise für Energie und Lebensmittel ausklammert, stieg im März im Euroraum auf einen neuen Rekordwert von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dies gab das Statistikamt Eurostat am Freitag bekannt. Im Februar hatte der Wert bei 5,6 Prozent gelegen. Die Gesamtinflationsrate hingegen verringerte sich deutlich auf 6,9 Prozent nach 8,5 Prozent im Februar.

Die hohe Kerninflation gilt als guter Indikator für die mittelfristige Preisentwicklung, daher bereitet diese der Europäischen Zentralbank (EZB) derzeit Sorgen. Als Grund für die Entwicklung werden unter anderem die stark gestiegenen Unternehmensgewinne angeführt. Zuvor hatten EZB-Vertreter vor allem vor "zu stark steigenden Löhnen" als Inflationstreiber gewarnt. Mittlerweile zeigt sich jedoch, dass viele Unternehmen ihre Preise stärker erhöht haben, als es zum Ausgleich gestiegener Kosten nötig gewesen wäre. In einem aktuellen Beitrag der EZB zu dem Thema heißt es:

"Die Auswirkungen der Unternehmensgewinne auf den inländischen Preisdruck sind aus historischer Sicht außergewöhnlich."

Robert Holzmann, der Chef der Österreichischen Nationalbank, erklärte im Interview mit dem Handelsblatt, dass in fast allen EU-Ländern die Preissteigerungen im Großhandelsbereich sehr hoch waren. Die Politik müsse genauer hinschauen, ob es genug Wettbewerb gebe oder ob die Gewinnmargen der Unternehmen zu hoch ausfallen. Besonders in Branchen wie der Landwirtschaft, dem Handel und Transport, aber auch bei Versorgern war die Diskrepanz zwischen dem Anstieg der Löhne und den Unternehmensgewinnen laut EZB seit 2019 besonders groß.

Die EU-Kommission warnt zudem davor, dass die Öffnung Chinas nach dem langen Corona-Lockdown der Volksrepublik zu einem Problem für die EU werden könnte. Die Rohstoffmärkte könnten durch einen Wirtschaftsaufschwung in China demnach wieder unter Druck geraten, einschließlich des wichtigen LNG-Markts. Zwar sind die Energiepreise vor einigen Monaten zurückgegangen, eine deutliche Entspannung ist jedoch nicht in Sicht, und bei den Terminkontraktpreisen für Metalle beobachte man bereits einen Anstieg. Ein möglicher Grund dafür ist, dass mit einem wirtschaftlichen Aufschwung in China gerechnet wird, insbesondere im Baugewerbe.

30.03.2023 19:38 Uhr

Immer noch Produktionsausfälle wegen Chipmangel

Man hört nicht mehr viel darüber, aber im VW-Stammwerk in Wolfsburg gibt es ihn noch, den Chipmangel. Zumindest, wenn die Begründung des Unternehmens für die Streichung der Spätschichten in der Golf-Fertigung im April zutrifft. Nachdem im vergangenen Jahr bereits die Nachtschichten in dieser Produktionslinie eingestellt wurden, werden nun die Spätschichten halbiert.

Ein Teil der Beschäftigten wird aus den betroffenen Schichten auf andere Linien verlagert, wie die Produktion des Tiguan; ein Teil wird Kurzarbeit beantragen müssen. Nach Angaben von VW fehlen Halbleiter für Komponenten im Getriebe und bei Motorsteuergeräten.

Der Grund, warum das Fortbestehen dieses Mangels nicht bundesweit bekannt ist, ist, dass der VW-Konzern die zur Verfügung stehenden Chips den Modellen nach dem erwirtschafteten Gewinn zuteilt. Das heißt, die Fertigung von Porsche und Audi hat Vorrang vor den kleineren Modellen, weil sie ertragreicher ist. "Volkswagen schreibt im Geschäftsbericht 2022 auch ganz offen, dass ein Zusammenhang zwischen der Teileverfügbarkeit, die ja durch die interne Zuteilungspolitik verschärft wird, und der Performance der Marke besteht. Das wirkt sich auch auf die Ergebnisbeteiligung der Tarifbeschäftigten aus, die etwa zwischen VW, Audi und Porsche sehr unterschiedlich hoch ausfällt," schreibt dazu die Braunschweiger Zeitung.

Inflation auch beim Trinkwasser?

In vielen Orten, beispielsweise in Ludwigshafen und in Köln, werden derzeit die Trinkwasserpreise erhöht. Die Begründung der Wasserversorgung lautet in der Regel, die Energiekosten seien so stark gestiegen.

Verglichen mit anderen Gütern des täglichen Bedarfs, Lebensmitteln zum Beispiel, sind die Erhöhungen relativ zurückhaltend; im bundesweiten Schnitt stiegen die Trinkwasserpreise in den letzten vier Jahren um zehn Cent, von 1,73 Euro pro Kubikmeter auf 1,83 Euro, gestiegen. Allerdings wird nur ein Viertel der Trinkwasserkosten vom Wasserverbrauch selbst bestimmt, drei Viertel muss man für die Versorgungsinfrastruktur zahlen; die Energiekosten wirken sich vor allem auf dieses eine Viertel aus.

Selbst wenn die Erhöhung relativ gering ist und auch in den konkreten Fällen wie in Ludwigshafen nach zehn Jahren stabiler Preise einschließlich der Preiserhöhung bei der Zählergebühr gerade zwanzig Prozent erreichen, bleibt doch festzuhalten, dass die Wasserpreise bundesweit in den letzten vier Jahren deutlicher gestiegen sind als jemals zuvor. Ein Hinweis darauf, dass der Preisanstieg selbst jene Bereiche nicht verschont, die bisher eher unbemerkt blieben.

29.03.2023 16:50 Uhr

Schuhhändler Reno ist insolvent – 1.100 Angestellte betroffen

Eine weitere Schuhkette in Deutschland muss Insolvenz anmelden: Der Schuhhändler Reno, der erst vor kurzem an Investoren übertragen wurde, hat der WirtschaftsWoche zufolge Insolvenz angemeldet. Den Informationen zufolge wurde am 28. März vom Amtsgericht Hameln ein vorläufiges Insolvenzverfahren angemeldet. Der Schuhriese betreibt eigenen Angaben zufolge rund 300 Filialen in Europa und hat 1.100 Angestellte. Erst vor rund sechs Monaten wurde Reno von der Osnabrücker HR Group übernommen. Aktuell ist auch der Online-Shop von Reno "derzeit nicht erreichbar", wie es auf der Webseite des Unternehmens heißt.

Der Insolvenzverwalter kündigte gegenüber der WirtschaftsWoche an, dass er sich erst mal einen Überblick verschaffen will. Der Geschäftsbetrieb soll wieder in Gang gebracht werden, um den Mitarbeitern eine Perspektive zu bieten, heißt es. Reno gilt nach Deichmann als der deutschlandweit zweitgrößte Schuhhändler. Reno reiht sich damit in eine Reihe von Unternehmen ein, die in der letzten Zeit Insolvenz anmelden mussten. Bereits im vergangenen September war der Schuhriese Goertz ebenfalls zum Sanierungsfall geworden.

28.03.2023 19:13 Uhr

Hypothekenvergabe bricht ein, verstärkt Krise beim Wohnungsbau

Das statistische Bundesamt erfasst mittlerweile, in der Kategorie "experimentelle Daten", auch die Zahlen neuer Hypothekenverträge. Dabei lässt sich seit Mitte vergangenen Jahres ein kontinuierlicher Rückgang feststellen, der zuletzt in der zwölften Kalenderwoche 2023 ein Minus von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert ergab.

Auch die Zahlen der Baugenehmigungen deuteten schon an, dass die Bautätigkeit im Wohnungsbau dieses Jahr deutlich abnehmen wird. Diese waren im Januar um 28,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, wobei der Rückgang bei Zweifamilienhäusern (48,4 Prozent) und Mehrfamilienhäusern (28,6 Prozent) stärker ausgefallen war als bei Einfamilienhäusern (25,5 Prozent). Die Tatsache, dass die Hypothekenvergaben deutlicher zurückgingen als die Baugenehmigungen, deutet darauf hin, dass sich hier nicht nur die steigenden Baukosten bemerkbar machen, durch die jedes Vorhaben schwerer kalkulierbar wird, sondern zudem die Banken, teils auch infolge der Zinserhöhungen, weniger bereit sind, Kredite zu vergeben. Diese Tendenz dürfte sich mit jedem Krisensignal innerhalb des Bankgewerbes selbst weiter verstärken.

Angesichts der Tatsache, dass nach den jüngsten EU-Beschlüssen in wenigen Jahren größere Teile des Wohnungsbestandes zum "Klimaschutz" künstlich für unbewohnbar erklärt werden sollen, eine katastrophale Entwicklung.

Maschinenbauindustrie kritisiert grüne Wirtschaftspolitik

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau kritisiert die Wirtschaftspolitik der Ampelkoalition, vor allem die der Grünen. "In der Ampelkoalition gibt es eine Staatsgläubigkeit, die nicht zu den besten Lösungen führt", sagte Karl Haeusgen, Präsidenten des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), der Süddeutschen Zeitung am Dienstag.

Besonders kritisiert Haeusgen Wirtschaftsminister Robert Habeck und die Grünen. "Die Grünen glauben zu stark an die Kraft der Regulierung und an möglichst engmaschige Gesetze, aber nicht an die unternehmerische Freiheit. Das Vertrauen in Marktmechanismen und in die Schwarmintelligenz von Unternehmern und Verbrauchern geht gegen null. Eine kleine Gruppe von Regierenden kann aber nicht die besseren Lösungen haben", sagt der Unternehmer aus München. Weiter sagte er:

"Die massiven Eingriffe in die Entscheidungsfreiheit des Verbrauchers machen mich fassungslos."

Konkret kritisiert Haeusgen etwa die Entscheidungen zu Heizungen und Verbrennerautos. Er erklärte:

"Wärmepumpen: Die Hersteller tanzen natürlich Samba. Aber wie kommt denn die Politik dazu, diese eine Heiztechnologie als die einzig richtige gesetzlich festzulegen?"

46 Prozent der Deutschen zweifeln an Sicherheit ihrer Spareinlagen

Beteuerungen von Politikern und Zentralbanken zum Trotz haben viele Bundesbürger Zweifel an der Sicherheit der Spareinlagen. Nach den Turbulenzen bei US-Banken und der Schweizer Credit Suisse hatte etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betont, dass die Guthaben der Sparer hierzulande sicher seien. Einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Stern zufolge trauen nur 50 Prozent der Zusicherung. Mit 46 Prozent haben fast ebenso viele Bundesbürger Zweifel daran.

27.03.2023 20:50 Uhr

Binnenschifffahrt: trotz höherer Kohletransporte Rückgang in 2022

In der Binnenschifffahrt werden vor allem Rohstoffe transportiert, Eisenerz und Kohle beispielsweise. Weil diese Güter am Beginn ganzer Produktionsketten liegen, gilt gerade die Schüttgutschifffahrt als vorlaufender Indikator wirtschaftlicher Entwicklungen – wieviel Eisenerz transportiert wird, zeigt vorab schon an, wieviel Eisen erzeugt werden wird.

In Deutschland werden in der Binnenschifffahrt vor allem flüssige Mineralölerzeugnisse, Kohle, Steine und Erden und Eisenerze transportiert; diese Transportgüter decken 52 Prozent des Transportaufkommens ab. Nur ein Zehntel der Waren wird in Containern transportiert.

Im Jahr 2022 lag das Transportaufkommen nach Angaben des statistischen Bundesamtes um 6,4 Prozent unter dem des Vorjahres, obwohl durch den Einsatz von Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung die transportierte Kohle um 12,1 Prozent zunahm. Dafür gingen Steine und Erden, also vor allem Baumaterialien, um 8,1 Prozent, Eisenerze um 5,7 Prozent sowie flüssige Mineralölerzeugnisse um 4,1 Prozent zurück.

Auch der niedrige Pegel vieler deutscher Flüsse im vergangenen Sommer dürfte zum Rückgang beigetragen haben. Im Endergebnis lag die transportierte Menge mit 182 Millionen Tonnen noch etwas unter dem Coronajahr 2020 mit 188 Millionen Tonnen. Weit entfernt ist beides allerdings von den Werten vor der Finanzkrise 2008, als noch über 245 Millionen Tonnen befördert wurden. Nach dem Einbruch des Jahres 2009 wurden nie mehr als 229 Millionen Tonnen erreicht, und seitdem zeigt sich eine langsame, aber kontinuierliche Abwärtstendenz.

Inflationsentwicklung bis hin zum Schulessen in Brandenburg spürbar

Immer mehr Kinder im Bundesland Brandenburg werden in den Kitas und Schulen von ihren Eltern vom gemeinsamen Essen abgemeldet. Durch die Inflation sind laut dem Regionalsender rbb24 die Preise fürs Schulessen in Brandenburg teilweise um 30 Prozent gestiegen.

Nahrungsmittelpreise machen einen Großteil der Inflation aus, das trifft nach Einschätzung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung vor allem einkommensschwache Haushalte.

Wirtschaftsforscher: "Wir stehen vor einer neuen Zeit der Stagflation"

Das unternehmernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert für die Bundesrepublik für das laufende Jahr nur ein minimales Wirtschaftswachstum in Höhe von 0,25 Prozent.

Der IW-Konjunkturexperte Michael Grömling erklärte am Montag, dass die große Erholung 2023 ausbleibe:

"Wir stehen vor einer neuen Zeit der Stagflation."

Deutschland habe sich im vergangenen Jahr zwar an die Folgen des Ukraine-Kriegs angepasst, jedoch bildeten dessen Folgen – hohe Preise, gestiegenes Zinsniveau, geopolitische Unsicherheit und jetzt auch Finanzmarktprobleme – eine "neue Normalität", so der Forscher in Anlehnung an die Sprechregelung in der Corona-Krise.

Diese trübe das Investitionsklima und setze den Wirtschaftsstandort Deutschland unter Druck. Vor allem die weiterhin hohen Energiepreise trieben die Inflation an. Für 2023 rechnet das Institut mit einer Inflation von sechs Prozent.

24.03.2023 21:17 Uhr

Ökonom Hans-Werner Sinn: Es findet Wohlstandsvernichtung anstelle von Wachstum statt 

Der Ökonom und ehemalige Präsident des ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, hat sich in einem Interview mit dem Handelsblatt zur aktuellen Bankenkrise geäußert. Die Insolvenzen mehrere Banken hätten ihn nicht überrascht:

"Die Finanzkrise ist ja schon da. Deshalb greifen die Zentralbanken der westlichen Welt in einer konzertierten Aktion so energisch ein."

Schuld an der Bankenkrise seien die Versuche einer Abkehr von der langjährigen Null- und Negativzinspolitik. Dies umzusetzen sei jedoch schwierig bis unmöglich, da es zu Abwertungen der Bankaktiva kommen würde. Die kürzliche Erhöhung des Leitzinses im Euro-Raum könnte bereits das Maximum des Möglichen gewesen sein, da die Banken mehr Wertverluste nicht verkraften könnten.

Auf die Frage, was Ukrainekrieg, Energiekrise und Deglobalisierung gebracht hätten, antwortete Sinn:

"Nichts Gutes, und hinzu kommt eben noch die Inflation. Wohlstandsvernichtung statt Wachstum steht derzeit auf der Tagesordnung. Es wird Zeit, dass die Menschheit wieder zur Vernunft kommt."

22.03.2023 12:32 Uhr

Wirtschaftsweise - "Inflationsbedingter Kaufkraftverlust verhindert Aufschwung"

Die deutsche Wirtschaft hat die befürchtete Rezession nach einer Prognose der sogenannten Wirtschaftsweisen vorerst abgewendet. Das berichtet das rnd am Mittwoch. Aufgrund der "stabilisierten Energieversorgung" habe sich der Ausblick "leicht aufgehellt". Die wirtschaftliche Gesamtlage bleibe aber angespannt.

Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates, betonte:

"Der inflationsbedingte Kaufkraftverlust, die schlechteren Finanzierungsbedingungen und die sich nur langsam erholende Auslandsnachfrage verhindern einen stärkeren Aufschwung in diesem und im kommenden Jahr"

Eine weniger verheerende Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen ist nach Ansicht des Gremiums erst im kommenden Jahr zu erwarten. Grund dafür ist, dass steigende Löhne und hohe Erzeugerpreise die Teuerung vorerst stützen dürften. Die Lohn-Preisspirale ist in vollem Gange.

21.03.2023 18:30 Uhr

Energieversorgung: Zwei Drittel der Deutschen glauben nicht an Bundesregierung

Nur etwa ein Drittel der Bundesbürger glaubt laut sogenanntem "Trendbarometer" von RTL/ntv, dass die Bundesregierung ein durchdachtes Konzept zur Sicherung der Energieversorgung hat.

Dagegen denken 62 Prozent der Befragten nicht, dass die Versorgung angesichts der fehlenden russischen Gaslieferungen dauerhaft gesichert werden kann. Dass die Bundesregierung solche Konzepte hat, denken mehrheitlich die Anhänger der SPD (54 Prozent) und die der Grünen (56 Prozent). Eine Mehrheit der FDP-Anhänger (67 Prozent) wie auch mehrheitlich die Anhänger der Oppositionsparteien CDU/CSU (69 Prozent) und AfD (89 Prozent) glauben, dass es der Bundesregierung an Konzepten für eine dauerhafte Sicherung der Energieversorgung fehlt.

Medienbericht – Schweizer Bankenrettung bedroht westlichen Anleihenmarkt

Die Fusion der beiden größten Schweizer Kreditinstitute, der angeschlagenen Credit Suisse und der UBS, könnte sich negativ auf den gesamten westlichen Anleihenmarkt auswirken, berichtete Bloomberg am Montag unter Berufung auf Analysten.

Die UBS hatte sich am Sonntag bereit erklärt, ihre Rivalin, die aufgrund des Vertrauensverlusts von Anlegern und Kunden am Rande der Insolvenz stand, für 3 Milliarden Schweizer Franken (3,24 Milliarden Dollar) in Form von Aktien zu übernehmen.

Die Situation hat die Anleihegläubiger - im Gegensatz zu den Aktionären - verärgert,  da erstere nun befürchten, dass die Behörden in anderen Ländern dem Beispiel der Schweizer Regierung folgen könnten. Diese ordnete an, das Credit Suisse ihre Anleihen auf Null abschreiben muss, um das Kapital der Bank zu stärken und ihre Liquiditätsprobleme zu lösen. Dem Anleihemarkt drohen nun stärkere Turbulenzen.  

Zwei weitere Insolvenzen in der Modebranche: Keller Sports aus München und Scotch & Soda aus Amsterdam sind pleite 

Wie am Dienstag bekannt wurde, muss das 2005 gegründete Unternehmen Keller Sports aus München ab sofort seinen Geschäftsbetrieb einstellen. In einer Mitteilung am Mittwoch hieß es: "Dies beschloss der Insolvenzverwalter des Online-Händlers für hochwertige Sport- und Lifestyleprodukte, Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff, mit Zustimmung des vorläufigen Gläubigerausschusses."

Der Webshop von Keller Sports ist nicht mehr erreichbar. Der Insolvenzantrag war bereits im November vergangenen Jahres gestellt worden. Gründe für die finanzielle Schieflage seien "die weltweiten Lieferkettenprobleme und die deutlich verschlechterten Konsumenten- und Marktbedingungen" gewesen.

Auch die niederländische Modemarke Scotch & Soda ist insolvent – und gibt laut dem Münchner Merkur die gleichen Gründe an: zerstörte Lieferketten, hohe Energiekosten und Inflation. Die Bekleidungsmarke meldete in Amsterdam wegen "ernsthafter Cashflow-Probleme" Insolvenz an. Die Modemarke hat weltweit über 7.000 Filialen in Kaufhäusern und über 200 Geschäfte. Sie existiert seit 1985.

20.03.2023 19:32 Uhr

Durch drohendes Verbot: Nachfrageboom bei Öl- und Gasheizungen

Wie Daten der Deutschen Auftragsagentur (DAA), die zum Technologiekonzern Bosch gehört, zeigen, denken viele Verbraucher darüber nach, sich in diesem Jahr noch schnell eine Öl- oder Gasheizung zuzulegen. Dies berichtete das Handelsblatt. Die Nachfrage nach Ölheizungen lag in der vergangenen Woche 115 Prozent höher als im vergangenen September, die Nachfrage nach Gasheizungen war um 134 Prozent höher.

Ein deutlicher Anstieg war zu beobachten, seit vor rund drei Wochen ein Gesetzesentwurf publik wurde, mit dem der Einbau reiner Öl- und Gasheizungen ab 2024 untersagt werden soll. In der Woche, in der das Dokument an die Öffentlichkeit drang, stiegen die Anfragen für Ölheizungen im Vergleich zur Vorwoche um 237 Prozent, die für Gasheizungen um 40 Prozent. Der Effekt zeigte sich auch in einer Umfrage unter 400 Handwerkern durch die Unternehmensberatung "Querschießer": 40 Prozent der Befragten gaben darin an, bereits zu merken, dass ihre Kunden die Sanierung ihrer Heizung vorziehen, um der 65-Prozent-Regel im kommenden Jahr auszuweichen.

Amazon streicht neuntausend weitere Jobs

Bei Amazon sollen 9.000 weitere Mitarbeiter ihren Job verlieren. Firmenchef Andy Jassy kündigte die zweite Welle des Stellenabbaus am Montag in einer E-Mail an die Mitarbeiter an. Bereits Anfang des Jahres hatte der Online-Händler 18.000 seiner 1,5 Millionen Jobs gestrichen. Wie Jassy in der von Amazon veröffentlichten Mail schrieb, sollen diesmal Mitarbeiter der Cloud-Sparte AWS, im Anzeigengeschäft sowie beim Livestreaming-Dienst Twitch betroffen sein.

Die Tech-Konzerne hatten infolge der Coronakrise ihre Belegschaften kräftig ausgebaut. Bei Amazon etwa verdoppelte sich die Beschäftigtenzahl in Voll- und Teilzeit von 800.000 Mitarbeitern Ende 2019 auf mehr als 1,6 Millionen Angestellte Ende 2021. Auch beim Facebook-Konzern Meta gibt es ähnliche Entwicklungen: Das Unternehmen leitete in der vergangenen Woche eine zweite Runde der Stellenstreichungen ein. Nach 11.000 Stellen im November sollen nun rund 10.000 weitere Jobs gestrichen und 5.000 freie Arbeitsplätze nicht wieder besetzt werden.

Stromkonzerne erhöhen Rechnungen trotz sinkender Großhandelspreise – Linksfraktion spricht von "Abzockerkartell"

Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben sich die Großhandelspreise für Strom nach starkem Anstieg im Sommer 2022 wieder auf dem Niveau des Sommers 2021 eingependelt – und sie sind weiter rückläufig. Dennoch erhöhen viele Stromversorger weiter ihre Strompreise für die Endverbraucher und verweisen auf stark gestiegene Beschaffungskosten. Daten, die von der Linksfraktion im Bundestag gesammelt wurden, zeigen laut RND eine Vervielfachung der Kosten gegenüber Herbst 2021.

Als Beispiel benennt das RND den ostdeutschen Versorger enviaM. Dieser beziffert in aktuellen Rechnungen an seine Kunden einen Anstieg der Strombeschaffungskosten von 8,28 Cent auf 28,62 Cent pro Kilowattstunde – eine Steigerung um 246 Prozent. Der Energiekonzern Eon gibt in aktuellen Tarifen an, dass die Beschaffungskosten künftig mit 35,6 Cent pro Kilowattstunde ausgewiesen werden. Im September 2021 lagen sie bei 3,8 Cent pro Kilowattstunde.

Die Linksfraktion kritisiert dieses Vorgehen der Stromkonzerne scharf. Sie betont aber, dass solche Erhöhungen durch Konstruktionsfehler in den Preisbremsen der Bundesregierung ermöglicht worden seien. Der Leipziger Bundestagsabgeordnete und Ostbeauftragte der Linksfraktion, Sören Pellmann, sagte gegenüber dem RND:

"Die Preispolitik der Energieversorger grenzt an ein Abzockkartell, für das die Bundesregierung den Boden bereitet hat: Jeder kann machen, was er will, lautet die Devise."

Als Lösung schlägt Pellmann "staatliche Preiskontrollen" vor. Jedes Energieunternehmen, das Steuergeld haben wolle, müsse sich seine Tarife vom Bundeswirtschaftsministerium genehmigen lassen. Pellmann betont:

"Die Versorger müssen darüber verpflichtet werden, die sinkenden Großhandelspreise an die Verbraucher vollumfänglich weiterzugeben."

19.03.2023 15:52 Uhr

Woidke: Brandenburg wird für Ausbau erneuerbarer Energien bestraft

Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke hat die Energiepolitik der Bundesregierung kritisiert – und deren negative Auswirkungen auf sein Bundesland beklagt. In einem Interview mit dem Springerblatt Welt erklärte der SPD-Politiker:

"Brandenburg ist bundesweit vorn bei der Produktion erneuerbarer Energien, und wir bauen weiter aus, aber dafür werden wir sogar bestraft."

Woidke weiter:

"Durch unsere vielen Windkraftanlagen haben wir in Brandenburg bundesweit mit die höchsten Strompreise. Denn für die im ganzen Land verteilten Anlagen werden Netze gebaut und die Kosten dafür direkt in der Region auf die Stromkunden umgelegt. Gleichzeitig kann der produzierte Strom oft nicht abtransportiert werden, weil die Übertragungsnetze für die große Strommenge zu klein sind. Die Anlagen stehen dann still, der Betreiber bekommt aber trotzdem sein Geld."

Die Menschen in der Region würden so doppelt bestraft: "Windkraftanlagen vor der Haustüre und eine saftige Stromrechnung." Diese Benachteiligung müsse aufhören. Erneuerbare Energien sollten in der Region genutzt werden, die günstigen Preise an die Menschen und Unternehmer in Brandenburg weitergegeben werden.

Kritisch äußerte sich Woidke über den "Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz", Robert Habeck. Zur Arbeit des früheren Kinderbuchautors sagte Woidke:

"Da höre ich zu wenig aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Wie unsere Energieversorgung in drei bis vier Jahren aussehen soll, weiß kein Mensch. So geht das nicht."

16.03.2023 20:17 Uhr

Scholz: "Die Einlagen der deutschen Sparer sind sicher"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht nach der Pleite der Silicon Valley Bank und den Turbulenzen rund um die Schweizer Großbank Credit Suisse keine neue Finanzkrise in Deutschland oder dem Euroraum heraufziehen. Im Interview mit dem Handelsblatt sagte Scholz:

"Die Gefahr sehe ich nicht. Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise."

Er erwarte deshalb auch keine Konsequenzen für deutsche Sparer:

"Die Einlagen der deutschen Sparerinnen und Sparer sind sicher. Nicht nur wegen der höheren Resilienz des Bankensystems und der strikteren Regulatorik, sondern auch aufgrund unserer Wirtschaftskraft."

EZB erhöht Leitzins im Euro-Währungsraum auf 3,5 Prozent

Christine Lagarde und ihre Kollegen aus dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) haben als Maßnahme gegen die Inflation die sechste Zinserhöhung in Folge beschlossen. Die EZB hebt den Leitzins erneut um 0,5 Prozentpunkte auf nun 3,5 Prozent an. Dies beschloss der Rat der Notenbank am Donnerstag in Frankfurt. Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung des EZB-Rates vom Donnerstag auf 3,0 Prozent.

Im Vorfeld wurde bereits damit gerechnet, dass die EZB trotz der Sorgen um die Schweizer Großbank Credit Suisse und dem Kollaps mehrerer kleinerer US-Banken an dem in Aussicht gestellten Zinsschritt festhält. Die Notenbank legte sich jedoch, anders als noch im Dezember, nicht mehr auf weitere Erhöhungen fest. Lagarde machte zudem deutlich, dass die Notenbank bereit ist, den Banken zu helfen, wenn diese Liquiditätsprobleme bekommen. Es stünde eine Reihe von Instrumenten bereit, um die Stabilität des Finanzsystems zu stärken und die Geldhäuser mit Liquidität zu versorgen.

Der Bankensektor in der Euro-Zone sei nach Lagardes Auffassung jedoch "widerstandsfähig und gut kapitalisiert", die Situation sei nicht mit der Finanzkrise 2008 zu vergleichen. Die EZB-Präsidentin bestritt zudem einen Zielkonflikt zwischen dem Kampf gegen die Inflation und der Stabilität des Finanzsystems.

Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt. In den vergangenen Monaten hat sich die Inflation zwar abgeschwächt, allerdings nur langsam. Im Februar lag die Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum nach einer Schätzung der europäischen Statistikbehörde Eurostat bei 8,5 Prozent nach 8,6 Prozent im Januar. Vor allem hohe Energie- und Lebensmittelpreise heizen die Inflation an. Steigende Zinsen können einer hohen Inflation zwar entgegenwirken, allerdings auch Banken unter Druck setzen.

Schweizer Regierung berät über Credit Suisse

Wie der Schweizer Nachrichtendienst AWP berichtet, kommt die Schweizer Bundesregierung am Donnerstag zusammen, um über die aktuelle Lage bei der Großbank Credit Suisse zu beraten. Normalerweise kommt das Schweizer Kabinett immer nur an Freitagen zu regulären Sitzungen zusammen.

Wie es aus Regierungskreisen heißt, sei noch unklar, ob es am Donnerstag konkrete Kabinettsbeschlüsse geben werde. Ein Sprecher der Regierung lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Die Schweizer Nationalbank hatte dem angeschlagenen Geldhaus in der Nacht einen neuen Kreditrahmen von 50 Milliarden Franken bereitgestellt.

Später teilte eine Regierungssprecherin mit, man habe sich von der Finanzaufsicht und der SNB über die Situation der Credit Suisse orientieren lassen. Über den Inhalt der Sitzung werde man nicht informieren. Die Bundeskanzlei verwies stattdessen auf die gemeinsame Mitteilung von Finma und SNB am Mittwochabend, wonach die Notenbank dem Institut bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellt.

Nach der Mitteilung kündigte die Credit Suisse an, dass sie bei der SNB Kredite im Volumen von bis zu 50 Milliarden Franken aufnehmen wolle. Es ist jedoch unklar, ob dies ausreichen und die Lage beruhigen wird. Als weiteres Szenario stehen Staatshilfen im Raum.

Liquiditätsengpass: Credit Suisse benötigt über 50 Milliarden Euro Darlehen von Schweizerischer Nationalbank

Die Credit Suisse (CS) informierte in der Nacht zum 16. März über die Gründe und die mögliche Summe, um die gefährdete Liquidität "präventiv stärken" zu können. Im Verlauf des Vortages hatte die Schweizer Großbank Meldungen dementiert, dass Stützmaßnahmen absehbar erforderlich würden. 

Wenig später gab die CS-Geschäftsleitung bekannt, es sei eine Kreditanfrage bei der Schweizer Nationalbank (SNB) in Höhe von bis zu 50 Milliarden Franken (50,7 Milliarden Euro) erfolgt. Laut dem Handelsblatt würden die Finanzierungen "aus zwei verschiedenen Programmen der SNB kommen und seien voll besichert". In einer gemeinsamen Erklärung hatten beide Unternehmen bereits angekündigt, dass die SNB "im Bedarfsfall der CS Liquidität zur Verfügung stellen" werde.

15.03.2023 22:10 Uhr

Nach Credit Suisse-Absturz: Weitere Banken verlieren drastisch an Wert

Nach dem drastischen Kurssturz der Credit Suisse-Aktie herrscht am deutschen Aktienmarkt Ausverkaufstimmung: Der DAX bricht zeitweise um mehr als drei Prozent ein und fällt bis auf 14.703 Zähler – ein Minus von 530 Zählern gegenüber dem Vortagesschluss. Zum Handelsschluss liegt der Leitindex bei 14.735 Punkten und damit 3,3 Prozent im Minus.

Europas Banken geraten an den Börsen zunehmend unter Druck: Schlusslichter im DAX bilden die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank mit einem Minus von 8,8 beziehungsweise 9,4 Prozent. Auch für französischen Banken sieht es düster aus: Die Aktien der Société Générale fielen um 11,9 Prozent, die der BNP um 10,1 Prozent. Am dramatischsten fällt allerdings der Kurssturz der Credit Suisse aus. Die Aktien der Schweizer Großbank verlieren zeitweise 31 Prozent und fallen auf ein Allzeittief von 1,55 Franken. Zuletzt betrug das Minus der Titel 24 Prozent.

Befeuert wurde der Ausverkauf, nachdem der saudische Großaktionär Saudi National Bank mitgeteilt hatte, der Credit Suisse kein weiteres Geld zur Verfügung stellen zu können. Aus aufsichtsrechtlichen Gründen beschränke sich der Anteil auf zehn Prozent. Zugleich erklärte der saudische Großaktionär, dass die Schweizer Großbank kein zusätzliches Geld brauche.

Doch nicht nur in Europa, auch an der Wall Street sieht es finster aus: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Mittwoch 1,6 Prozent tiefer bei 31.640 Punkten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,9 Prozent aus 11.330 Stellen. Auch die US-Banken geraten nun ins Trudeln: JP Morgan Chase lag zuletzt fünf Prozent im Minus, Goldman Sachs und Morgan Standley verloren 4,6 beziehungsweise 6,4 Prozent. Bei den kleineren Banken, die im Zuge der SVB-Pleite enorm unter Druck gerieten, sieht es noch drastischer aus: First Republic notiert fast 20 Prozent schwächer, Pacwest verlor rund 19 Prozent. Timo Emden vom Analysehaus Emden Research erklärte:

"Der heutige Kursverlust zeigt auf eindrucksvolle Art und Weise, dass der SVB-Kollaps offensichtlich nicht vollständig ausgestanden ist."

Nach der SVB-Pleite und dem Kurssturz der Credit Suisse besteht nun die Befürchtung, dass es zu einer größeren Bankenkrise kommt. Damit vergehe auch die Freude über den Rückgang der Teuerung in den USA und die Aussicht auf ein möglicherweise moderates Zinserhöhungstempo der Fed. Einziger derzeitiger Gewinner sind Kryptowährungen: Am Dienstag stieg der Bitcoin wieder über 26.000 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Juni 2022. Ob die Entwicklung allerdings nachhaltig ist, ist derzeit offen.

Britische Regierung verlängert Energiepreishilfen um drei Monate

Aufgrund der gestiegenen Energiepreise verlängert die britische Regierung die Hilfen für Verbraucher um drei Monate. Gedeckelt wird der Preis je Einheit für Strom und Gas. Ein durchschnittlicher britischer Haushalt zahlt damit weiter rund 2500 Pfund (2830 Euro) im Jahr für Strom und Gas. Bei höherem Verbrauch sind die Rechnungen trotz Preisgarantie höher. Die im Herbst eingeführte Regelung wäre eigentlich Ende März ausgelaufen. Wie das Finanzministerium am Mittwoch mitteilte, gilt sie nun bis Ende Juni. Finanzminister Jeremy Hunt sagte:

"Hohe Energierechnungen sind eine der größten Sorgen von Familien, deshalb halten wir die Energiepreisgarantie auf ihrem derzeitigen Niveau."

Die Aufsichtsbehörde Ofgem hat die Preisobergrenzen kürzlich gesenkt. Ein durchschnittlicher Haushalt müsste ab April mit 3280 Pfund allerdings deutlich mehr zahlen als mit der staatlichen Garantie. Das Finanzministerium spekuliert jedoch darauf, dass ab Juli aufgrund voraussichtlich fallender Großhandelspreise auch niedrigere Kosten für die Verbraucher erwartet werden.

14.03.2023 18:05 Uhr

Streik am Berliner Flughafen: Hunderte Flüge gestrichen

Am Montag wurden Hunderte Flüge am Berliner Flughafen gestrichen, weil die Beschäftigten streikten. Nach Angaben eines Flughafensprechers waren 200 Flüge und rund 27.000 Passagiere betroffen. Die Flughafenmitarbeiter fordern höhere Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit. Auch an den Flughäfen in Hamburg, Hannover und Bremen streikte das Sicherheitspersonal.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für 27. bis 29. März in Potsdam geplant.

Bundesverwaltungsgericht: Treuhandverwaltung deutscher Rosneft-Tochterfirmen rechtmäßig

Das Bundesverwaltungsgericht gab am Dienstag in Leipzig bekannt, dass die Treuhandverwaltung zweier deutscher Tochterfirmen des russischen Staatskonzerns Rosneft rechtmäßig sei. Das Gericht bestätigte damit die Anordnung durch das Bundeswirtschaftsministerium im vergangenen Herbst . Der Bund hatte im September 2022 faktisch die Kontrolle über Rosneft Deutschland und RN Refining & Marketing übernommen. Die beiden Firmen sind Mehrheitseigner der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt.

Rosneft hatte gegen die Treuhandverwaltung geklagt. Das Bundesverwaltungsgericht hatte vier Tage mündlich verhandelt und dabei Zeugen zur Situation bei den beiden Rosneft-Tochterunternehmen im vorherigen Jahr befragt. Der Bund hatte die Treuhandverwaltung mit einer drohenden Gefahr für die Versorgungssicherheit infolge des Kriegs in der Ukraine und der antirussischen Sanktionen begründet. Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) sei das Urteil des Gerichts "eine gute Nachricht für die Versorgungssicherheit und die Zukunft der PCK Schwedt":

"Die Versorgungssicherheit ist oberste Priorität und daher handlungsleitend. Sie sicherzustellen war und ist Zweck der Treuhandverwaltung."

Nach Darstellung des Bundeswirtschaftsministeriums hatten die deutschen Tochterfirmen aufgrund der antirussischen Sanktionen im vergangenen Sommer erhebliche Probleme: Banken und Versicherungen hätten die Zusammenarbeit aufgekündigt oder dies angedroht. Deutsche Firmen hätten zudem kein Interesse gezeigt, Alternativen zum russischen Öl aus der Druschba-Leitung zu suchen, welches in der PCK-Raffinerie in Schwedt verarbeitet wurde. Zwei ehemalige Rosneft-Geschäftsführer hatten die Schwierigkeiten in der Verhandlung weitgehend bestritten.

Der Bund hatte mit der staatlichen Treuhandverwaltung eines privatrechtlichen Unternehmens mit ausländischem Eigentümer juristisches Neuland betreten. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte zudem mit, dass die Treuhandverwaltung am Dienstag um weitere sechs Monate verlängert wurde.

13.03.2023 14:35 Uhr

Galeria Karstadt Kaufhof will über 50 Filialen schließen

Galeria Karstadt Kaufhof, die letzte große Warenhauskette in Deutschland, will offenbar in großer Zahl Filialen schließen. Laut dem Gesamtbetriebsrat des Unternehmens sollen von aktuell noch 129 Filialen mit insgesamt rund 17.400 Beschäftigten 52 Häuser schließen. Über 5.000 Menschen drohe die Kündigung. Vom Unternehmen gab es noch keine Stellungnahme. Für den Nachmittag ist eine Aufsichtsratssitzung des Konzerns anberaumt.

Habeck: "Deutschland mental nicht auf Sparen vorbereitet"

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und "Klimaschutz" sieht den koalitionsinternen Haushaltsstreit mit Sorge. Dem Springer-Sender Welt sagte der Grüne am Rande seines Brasilienbesuchs:

"Es muss gespart werden. Das trifft alle Ressorts hart. Deutschland ist im Grunde auch mental darauf gar nicht vorbereitet. Insofern gibt es ein objektives Problem: die Einhaltung der Schuldenbremse, keine Mehreinnahmen durch höhere Steuern – auch das ist ja ausgeschlossen – bedeutetet weniger Geld ausgeben."

Das, so der frühere Kinderbuchautor, treffe alle Ressorts gleich und alle Ressorts hätten natürlich Pläne, Ausgabenwünsche, höhere Personalkosten, die getragen werden müssten. Habeck weiter:

"Insofern: das ist kein Streit so sehr zwischen den Koalitionspartnern. Es ist vielmehr einfach eine schwierige Aufgabe, die jetzt im gemeinsamen Gespräch federführend vom Finanzministerium aufgelöst werden muss."

Von seinen brasilianischen Gastgebern forderte der Minister, dass "Klimaschutz" integraler "Bestandteil des Wirtschaftssystems selbst werden" müsse.

12.03.2023 10:19 Uhr

Immobilienbranche warnt vor "unendlich teuren Zwangssanierungen"

Die deutsche Immobilienbranche warnt vor "unendlich teuren Zwangssanierungen" durch eine geplante EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie. Der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Axel Gedaschko, sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung:

"Wir haben Herrn Habeck und Frau Geywitz angeschrieben und sie inständig gebeten, gegen die absurden Vorschläge des Europaparlaments zu votieren."

Das EU-Parlament in Straßburg stimmt am kommenden Dienstag über seine Forderungen für die anstehenden Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission ab. Dabei zeichnet sich eine Mehrheit für eine drastische Verschärfung der bisherigen Pläne ab.

Demnach müssten 45 Prozent der Bestandsgebäude in Deutschland bis 2033 saniert werden – einschließlich aller schlecht gedämmten Einfamilien- und Mietshäuser. Gedaschkos Einschätzung:

"Die fälligen Investitionen würden sich auf jährlich mindestens 125 Milliarden Euro mehr als verdreifachen. Vielen Wohnungsunternehmen würde definitiv das Geld ausgehen, weil sie nicht über ausreichend Eigenkapital verfügen und die Zinsen für Kredite steigen."

Zudem fehlten für solch eine rasante Umgestaltung des Wohnungsbestandes Handwerkskapazitäten. Der Verbandspräsident warnte:

"Betroffen sind Eigenheimbesitzer, aber natürlich auch Mieter, weil Vermieter die Kosten irgendwann weitergeben. Die Zwangssanierungen kosten unendlich viel Geld, und es ist nicht ansatzweise klar, wie die EU und die Bundesregierung das angemessen unterstützen könnten, um zahllose Besitzer und Mieter nicht völlig zu überfordern. Die Ersparnisse bei den Energierechnungen kompensieren die Sanierungskosten nicht annähernd."

Große Mehrheit der Bürger spart Energie, um Kosten zu senken

Laut einer Statista-Umfrage bemüht sich eine große Mehrheit der Verbraucher, durch bewusste Verhaltensänderungen Energie einzusparen. 92 Prozent der Bürger machen dies vor allem, um ihre Kosten zu reduzieren, so das Ergebnis der Befragung im Auftrag des Energiekonzerns Vattenfall. Über die Umfrage hatte zunächst die Funke-Mediengruppe berichtet.

Bei einer Mehrheit der Bürger (56 Prozent) hat sich die finanzielle Situation aufgrund der durch die westlichen Sanktionen gegen Russland ausgelösten Energiekrise verschlechtert. 79 Prozent achten demnach auf ihren Energieverbrauch, um Ressourcen zu schonen und den sogenannten "Klimawandel" zu bremsen (72 Prozent).

Viele der Befragten greifen dabei laut Umfrage zu einfachen Mitteln, um Energie einzusparen. So kochen 80 Prozent mit Topfdeckel. 77 Prozent der Befragten haben die Temperatur in ihrem Zuhause reduziert oder heizen sogar nur noch die meistgenutzten Räume. Zwei Drittel schalten seltener das Licht ein, 62 Prozent lassen ihre Geräte seltener im Standby-Modus laufen. Zudem duschen 67 Prozent der Befragten kürzer. Beim Wäschewaschen nutzen 63 Prozent nur noch Programme bis 40 Grad.

11.03.2023 20:25 Uhr

Märchenstunde mit Beruhigungspillen? Robert Habeck und die "Große Transformation"

Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hat am 9. März 2023 in Berlin eine Pressekonferenz zu "aktuellen Themen der Energie- und Industriepolitik" gegeben und dabei seine Politik in einen größeren Zusammenhang – so, wie er ihn versteht – einzuordnen versucht. Die gesamte Veranstaltung ist auf der Internetseite des Ministeriums als Videomitschnitt abruf- und einsehbar.

Vor Beginn des Frageteils der Pressekonferenz fasste Habeck sein Konzept unter dem Stichwort "Große Transformation" folgendermaßen zusammen (im vollständigen Mitschnitt etwa ab Minute 28:30). Die betreffende Passage wurde einzeln auch per Tweet verbreitet.

"Die ganzen Gesetze, die ganzen Verordnungen, die ganzen Reden, die ich halte, sie sind nur dann stark, wenn sie Ausdruck dessen sind, was im Land vorgeht. Wenn Menschen teilhaben an diesem Prozess, und diese Teilhabe auch zu einer Wohlstandsteilhabe führt, wenn Wirtschaftspolitik sich immer sozial umsetzt, wenn das, was wir machen, die große Transformation, mehr Gewinner als Verlierer darstellt. Und so wollen wir es aufsetzen.

Wir wissen und ich weiß, dass Wirtschaftspolitik tief verankert ist in sozialer Gerechtigkeit, dass neue Arbeit gute Arbeit sein muss, dass die Bedingungen, zu denen die Menschen heizen, wohnen, leben, investieren, Bedingungen sein müssen, die ihnen ein gutes, faires Auskommen sichert, dass der soziale Zusammenhalt und am Ende der demokratische Zusammenhalt darin ruht und damit begründet ist.

Insofern ist Wirtschaftspolitik nicht nur Energie- und Klimapolitik – und Energie- und Klimapolitik nicht nur verbunden mit dann Wirtschaftspolitik, sondern es ist hier der gesellschaftliche Zusammenhalt, der an diesen Fragen verhandelt wird. Und in dem Sinne ist das Wirtschaftsministerium in dieser Legislatur und unter meiner Amtsführung sicherlich nicht ein Ministerium, das dem wirtschaftlichen Wachstum alles unterordnet, auch soziale Fragen. Ganz im Gegenteil, Menschen müssen gut bezahlt werden, gerade in den neuen Jobs, gerade in der Transformation.

Erneuern wir also den Wohlstand durch Klimaneutralität und die Wohlstandsteilhabe durch eine gute und gerechte Gesellschaftspolitik. Vielen Dank!"

Diese Stellungnahme erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die Folgen der von Habeck sogenannten Transformationspolitik allenthalben zutage traten. Angesichts der fortschreitenden Abwanderung großer Industriebetriebe aus Deutschland und der teils dramatischen Lage kleiner und mittelständischer Unternehmen erscheint das von Habeck in Aussicht gestellte "gute" und "faire Auskommen" mehr als fraglich. In der anschließenden Diskussion mit dem Minister spielte die Zielsetzung der "Transformation" als solche, wie die Fragen der Journalisten zeigten, keine zentrale Rolle, allenfalls Aspekte der Umsetzung wurden thematisiert.

Die Kommentare zum Tweet von "TheRealTom" offenbaren nicht nur ein Vermittlungsproblem des Wirtschaftsministers.

Gegen Ende der Pressekonferenz gab der Wirtschaftsminister noch einen weiteren Einblick in sein Denken (etwa bei 1:05:30, hier 1:06:35), unter anderem auch zum Thema "Smart Meter":

"Wenn die Haltung ist: Oh, es könnte kompliziert sein, dann ist das inakzeptabel. Es ist inakzeptabel! Wir müssen auch den Energiebereich, im Wärmebereich dekarbonisieren. Und wenn man das beides akzeptiert als politisch klar, also die soziale Frage darf dort keinen Raum finden, und wir werden vorangehen müssen. Dann bleibt der Korridor, der tatsächlich Relevanz hat, also komplizierte Relevanz hat, ist, wie ist der Hochlauf von Wärmepumpen, wie verhält es sich bei der Sanierung von Gebäuden, wo der Sanierungsstandard schlecht ist und der Stromverbrauch hoch wäre, gibt es da Übergangslösungen? Wie viele Handwerker haben die Dinger einbauen müssen? Das ist der Korridor, ein konkreter Korridor, der konkrete Antworten verlangt."

Wrigley's Spearmint wird vom Markt genommen

Die Produktion des Kaugummis "Wrigley's Spearmint" wird eingestellt. Das berichtet die Rheinische Post. Demnach soll der US-Hersteller Mars die Produktion in Deutschland bereits Ende 2022 eingestellt haben. 

Laut dem Bericht nimmt Mars das "das komplette Strip- und Mini-Strip-Kaugummi-Sortiment" aus dem Programm. Die Rede ist von rückläufigen Entwicklungen und schlechten Verkaufszahlen. Seit Anfang 2023 würden nur noch Kaugummi-Dragees hergestellt und verkauft.

Familie Görtz zieht sich aus Schuh-Geschäft zurück

Die Eigentümerfamilie der Schuhhandelskette Görtz will sich aus dem Schuh-Geschäft zurückziehen. Das berichtetet das Manager Magazin. Vor kurzem erst hatte das Unternehmen bekannt gegeben, die Hälfte der knapp 160 Filialen in Deutschland und Österreich schließen zu wollen. 

Die Handelskette hatte bereits massiv unter den staatlichen Einschränkungen in der Corona-Krise gelitten. Trotz Staatshilfe war Görtz im September 2022 zum Sanierungsfall erklärt worden. Wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung folgte ein Insolvenzverfahren in Eigenregie. Schuld an der Krise sind laut der Zeitschrift die gestiegenen Energiepreise und die "Kaufzurückhaltung in den Filialen und im Onlinegeschäft".

Im März kündigte das Unternehmen den Einstieg neuer Investoren an. Diese zunächst teilweise Übernahme sei der Hintergrund für den Ausstieg der Familie Görtz. Das Unternehmen war 1875 von Johann Ludwig Görtz in Hamburg gegründet worden.

9.03.2023 12:50 Uhr

Wieder Warnstreiks im öffentlichen Dienst

Am Donnerstag sind in Nordrhein-Westfalen und Berlin erneut Beschäftigte von Bund und Kommunen in den Warnstreik getreten.
In Dortmund steht der öffentliche Nahverkehr seit dem Morgen still. Auch bei Müllabfuhr und Straßenreinigung wurde die Arbeit niedergelegt, wie die Gewerkschaft ver.di mitteilte.

In Berlin sind Beschäftigte der Stadtreinigung abermals in einen Warnstreik getreten, der bis Mitternacht dauern soll. Die Angebote der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen seien bisher "vollkommen unzureichend" gewesen, so die Begründung.

Die Gewerkschaften fordern für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat.

Am gestrigen Weltfrauentag hatten sich bundesweit rund 70.000 Beschäftigte aus dem Sozial- und Erziehungsdienst an Streiks beteiligt. Dazu hatte ver.di aufgerufen, weil in diesen Berufen die Anerkennung seitens der Arbeitgeber unzureichend sei, wie die Gewerkschaft erklärte.

8.03.2023 18:27 Uhr

Autozulieferer Schaeffler wendet sich USA und China zu – und sieht in Europa wenig Investitionschancen

Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) berichten, will der Schaeffler-Konzern seine Aktivitäten in China und den USA erweitern. Man wolle die "Chancen", die man "in Amerika" habe, "ganz bewusst" nutzen, sagte Klaus Rosenfeld, der Chef des Konzerns, bei der Bilanz-Pressekonferenz in Herzogenaurach, die am Dienstag stattfand. Schaeffler, vor allem als Zulieferer für die Automobil- und andere Industriezweige bekannt, könnte von dem "Inflation Reduction Act" in den USA profitieren.

Entgegen vieler anderslautender Forderungen an die Industrie aus der Politik denke der Schaeffler-Konzern nicht über einen Rückzug aus China nach. Die USA wie auch China trügen mit jeweils 22 bis 23 Prozent zum Umsatz des Konzerns bei. Da insbesondere durch die Umstellung auf die sogenannte E-Mobilität "Zukunfts-Wachstumschancen" in den USA gesehen würden, gingen die Investitionen des deutschen Unternehmens dorthin. Europa biete gegenwärtig keine vergleichbaren Chancen.

Speziell Deutschland, aber auch Europa insgesamt, verlieren zurzeit an Wettbewerbsfähigkeit. Diese Entwicklung liegt primär an den hohen Energiekosten – die wiederum aus der "Energiewende" und den antirussischen Sanktionen der EU resultieren, mit denen unter anderem russische Energieträger belegt wurden.

Schaeffler führt gegenwärtig einen Arbeitsplatzabbau an Produktionsstätten von Komponenten für Verbrennermotoren durch. Davon sind rund 1.300 Stellen betroffen.

Gleichwohl bezeichnete Rosenfeld das Konzern-Ergebnis des vergangenen Jahres als "solide". Allerdings hätten die Kostensteigerungen zu einer Schmälerung des Gewinns um etwa ein Viertel auf 557 Millionen Euro geführt. Gegenwärtig beschäftigt der Schaeffler-Konzern weltweit über 82.000 Menschen.

6.03.2023 20:32 Uhr

Konsumflaute: Jedes zehnte Schuhgeschäft muss schließen

Die Konsumflaute in Deutschland hat schwerwiegende Folgen für den deutschen Einzelhandel, besonders betroffen ist der Schuhhandel. Mehr als jedes zehnte Schuhgeschäft habe im vergangenen Jahr seine Türen für immer geschlossen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), Rolf Pangels, anlässlich der Messe "Shoes" am Montag in Düsseldorf.

Insgesamt verringerte sich die Zahl der Schuhgeschäfte nach Berechnungen dieses Verbandes innerhalb eines Jahres um 1.500 oder 13 Prozent auf rund 10.000 Geschäfte. Pangels warnte, dass gerade in kleineren und mittleren Kommunen diese Schließungen die Attraktivität der Innenstädte weiter verringern könnten. Auch die Prognosen in der Branche für das kommende Jahr sehen düster aus: Mehr als zwei Drittel der Schuhhändler wollen nach einer aktuellen Branchenumfrage des BTE für die kommende Herbst-Winter-Saison ihre Bestellungen bei der Schuhindustrie reduzieren, nur jeder Zehnte will mehr Ware ordern.

Problematisch sei, dass auch in diesem Jahr die Preise für Schuhe Pangels zufolge – wie schon im Vorjahr – um fünf bis zehn Prozent steigen dürften. Wie sich das auf die Nachfrage auswirken wird, bleibe abzuwarten. Im vergangenen Jahr waren die Umsätze im Schuhhandel nach Berechnungen des BTE gegenüber dem – allerdings noch von den Corona-Lockdowns geprägten – Vorjahr 2021 um nahezu zehn Prozent auf insgesamt 11,5 Milliarde Euro wieder angestiegen. Gegenüber der Vor-Corona-Zeit blieb allerdings dennoch bereits ein Minus von rund 2,5 Prozent zu beklagen. Der ladengebundene Schuhfachhandel konnte seinen Umsatz 2022 wieder um rund 26 Prozent steigern, während der Online-Handel rund 19 Prozent seiner – dank der Corona-Krise – stark gestiegenen Umsätze wieder einbüßte.

Die Schuhindustrie in Deutschland beheimateter Firmen steigerte ihren Gesamtumsatz im vergangenen Jahr um neun Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt liege das Geschäft aber nur leicht im Plus, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L) Manfred Junkert. Produziert wurde der größte Teil der in Deutschland verkauften Schuhe auch im vergangenen Jahr allerdings in Asien. Der Wert der aus China importierten Schuhe stieg 2022 um 44 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, Importe aus Vietnam erhöhten sich um mehr als 58 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

Fielmann will mehrere hundert Stellen abbauen

Der Hamburger Optikerkonzern Fielmann will Hunderte Stellen abbauen. Zunächst sollen bis Juni kommenden Jahres 66 Stellen über ein Freiwilligenprogramm eingespart werden, sagte eine Konzernsprecherin bereits am Freitag der dpa. Bis 2025 sollen dann Hunderte weitere Stellen gestrichen werden. Insgesamt seien bei Fielmann derzeit 22.600 Menschen beschäftigt. Vom Stellenabbau betroffen seien "kundenferne Zentralbereiche".

Fielmann hatte vor gut einer Woche für 2022 einen Gewinneinbruch gemeldet. Der Konzernumsatz sei zwar um 5 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro gestiegen. Das Vorsteuerergebnis sei aber im Vergleich zum Vorjahr um 23,4 Prozent auf 160,7 Millionen Euro gesunken. Der Gewinn nach Steuern werde bei rund 110 Millionen Euro liegen und damit 23,9 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Ifo-Chef Fuest warnt vor Deindustrialisierung Deutschlands

Auf dem Konjunkturgespräch der Industrie- und Handelskammer Schwaben und der Universität Augsburg warnte der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Professor Clemens Fuest, davor, dass die Deindustrialisierung Deutschlands keine "leere Worthülse" sei, sondern eine "reale Gefahr" darstelle. Das berichtet die Augsburger Allgemeine am Montag. Seit 2013 habe sich die Industrie hierzulande schlechter entwickelt als im europäischen Durchschnitt, schlechter auch als beispielsweise in Österreich. Wenn nun Arbeitskräfte im Land immer weniger werden, weil sich die Babyboomer-Jahrgänge in die Rente verabschieden und kaum fähiger Nachwuchs vorhanden ist, verschärfe dies das Problem. 

Teuer und kompliziert werde es zudem, die Gaslieferungen aus Russland zu ersetzen und gleichzeitig auch noch aus Kohle und der Atomkraft auszusteigen zu wollen. Fuest hält das alles parallel für nicht realistisch. Er betonte: "Ich sehe nicht, dass wir bis 2030 aus der Kohle aussteigen können."

Fahrermangel bedroht Nahverkehrsunternehmen in Deutschland

Die Nahverkehrsunternehmen in Deutschland haben große Probleme, ausreichen Bus- und Bahnfahrer zu finden. Etwa die Hälfte der Unternehmen musste im vergangenen Jahr ihren Betrieb aufgrund von Personalmangel zeitweise einschränken. Das geht aus einer Branchenumfrage des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hervor, die der Spiegel berichtet.

Harald Kraus, Vorsitzender des VDV-Personalausschusses hebt hervor:

"Vielleicht waren es sogar noch mehr. Ich kenne jedenfalls fast niemanden in der Branche, der nicht zum Beispiel mal zeitweise eine Linie einstellen musste."

77 Prozent der befragten Unternehmen sagten aus, dass sie im Fahrdienst bis zum Jahr 2030 mit einem höheren Personalbedarf rechnen. Ebenfalls werden sie genau in diesem Bereich bis 2030 die meisten Abgänge verzeichnen.

"Unsere Branche war in der Vergangenheit immer latent von Personalabbau betroffen, weil die Finanzierung oft eng war", betont Kraus:

"Jetzt steht die Finanzierung, weil der Nahverkehr immer wichtiger wird – aber die Mitarbeiter fehlen."

5.03.2023 21:57 Uhr

Strategieberatungsgesellschaft McKinsey will kleiner werden

Nachdem die führende Steuerberatungsgesellschaft McKinsey bereits vor kurzem angekündigt hatte, weltweit tausende Stellen zu streichen, wollen sich die US-Amerikaner jetzt komplett neu aufstellen und verschlanken.

In einer an die Alumni der Firma verschickten Mail, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, heißt es: "Einfach ausgedrückt: Unser Geschäftsmodell passt nicht mehr für die Zwecke einer modernen Firma."

Die Firma sei heute mit 45.000 Mitarbeitern dreimal so groß wie vor zehn Jahren. Zudem habe sich die Art und Weise der Beratung verändert. Intern geht nun die Angst herum, dass deutlich mehr Mitarbeiter als ursprünglich angekündigt den Konzern verlassen müssen. 

Beratungsunternehmen McKinsey: Deutschland droht bei Strom eine "erhebliche Versorgungslücke"

Deutschland wird seinen Strombedarf in Zeiten der Spitzenlast in absehbarer Zeit nicht mehr aus eigener Kraft decken können. Zu diesem Schluss kommt das Beratungsunternehmen McKinsey nach eigenen Berechnungen. So droht bereits im Jahr 2025 eine Versorgungslücke von vier Gigawatt die bis 2030 auf 30 Gigawatt anwachsen wird.

In den Erläuterungen zum neuen "Energiewende-Index" von McKinsey wird laut der Welt am Sonntag hervorgehoben:

"Damit steuern wir in eine erhebliche Unterdeckung zu: Eine Kapazität von 30 Gigawatt entspricht etwa 30 thermischen Großkraftwerken."

Ferner heißt es in der Analyse rund um den McKinsey-Energieexperten Thomas Vahlenkamp: "Insgesamt treten Versorgungslücken im Jahr 2030 knapp 100 Mal auf". Etwa jede zweite dieser Versorgungslücken wird mehr als fünf Stunden andauern. "Die längste Phase dauert ungefähr 21 Stunden an". Die Studienautoren resümieren:

"Deutschland war lange Zeit Spitzenreiter, wenn es um sichere Stromversorgung ging. Inzwischen wird allen Stromnutzern klar: 'Spitzenreiter war gestern'."

Wahnsinnspreise schockieren Kunden: Gurke für 3,29 Euro? Darum ist Gemüse gerade so teuer

Obwohl Lebensmittelpreise seit der Energiekrise in die Höhe geschossen sind, konnten die jüngsten Preise für Gurken dennoch für Entsetzen bei Supermarkt-Kunden sorgen. Die Preise sind teilweise bis zur 3-Euro-Marke geklettert, und dementsprechend ist die Verärgerung im Netz groß.

"Wer kauft das denn noch?", schrieb ein Twitter-Nutzer zum Gurkenpreis von 3,29 Euro bei Edeka. Simon Höfler, ein Gemüsebauer im Nürnberger Knoblauchsland, erklärte, dass unter anderem die Energiekrise ein Auslöser für die hohen Gurkenpreise sei. Zudem habe das schlechte Wetter in Spanien dazu geführt, dass weniger geerntet werden konnte und die Qualität der Ernte nachließ.

Fast jeder zweite Rentner in Ostdeutschland armutsgefährdet: Linke fordert deutliche Rentenerhöhung

Nahezu jede zweite Rente in den ostdeutschen Bundesländern liegt unterhalb der Schwelle zur Armuts­gefährdung. Bundesweit sind es mehr als ein Drittel der Renten. Das geht aus der Antwort des Bundes­­arbeitsministeriums auf Anfrage von Sören Pellmann, dem Ostbeauftragten der Linksfraktion im Bundestag, hervor. Das Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND) berichtet darüber.

Deutschlandweit liegen laut Bundesarbeitsministerium 36,3 Prozent der Renten nach 45 Beitragsjahren unter der Armuts­­gefährdungs­­schwelle. Im Westen sind es 30,8 Prozent, im Osten 48,7 Prozent. Schlusslichter sind Thüringen (51,7 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (51,3 Prozent) und Sachsen (50,2 Prozent). Dort sind besonders viele Rentner armutsgefährdet.

Pellmann spricht gegenüber dem RND von einem "dramatischen Befund" und forderte eine deutliche Erhöhung der Renten:

"Wir brauchen in diesem Jahr angesichts der Inflation eine außerordentliche Renten­erhöhung von 10 Prozent. Die Finanzierung der dafür notwendigen 14,7 Milliarden Euro könnte über Minderausgaben bei den Strom- und Gaspreisbremsen laufen. Durch effektive Preiskontrollen des Bundes­kartellamtes, die das vielfache Abkassieren der Versorger stoppen würden, ließen sich etliche Steuer­milliarden einsparen."

4.03.2023 20:01 Uhr

Teuerung bei Lebensmitteln bringt viele Deutsche in Existenznot

Die Deutschen leiden zunehmend unter steigenden Lebensmittelpreisen. Die Teuerung bei Lebensmitteln ist in der Bundesrepublik außergewöhnlich hoch. Die Preise für sie lagen im Februar um 21,8 Prozent höher als vor einem Jahr.

Wie das Springerblatt Welt berichtet, sind die Folgen für immer mehr Deutsche dramatisch. Jeder dritte Deutsche müsse inzwischen auf Rücklagen zurückgreifen, um die täglich anfallenden Ausgaben bezahlen zu können. Doch viele hätten gar keine Ersparnisse. Das berichtet die Zeitung unter Berufung auf eine Umfrage der Postbank.

Rund 2.100 repräsentativ ausgewählte Bürger über 18 Jahren wurden gefragt, wie sich die Preissteigerung auf ihre finanzielle Lage auswirkt.  58,1 Prozent der Befragten gaben an, dass sie deutlich mehr Geld aufwenden müssen. 16,9 Prozent erklärten sogar, aufgrund der gestiegenen Preise kaum noch ihre Lebenshaltungskosten bezahlen zu können. Damit geraten sie in existenzielle Not. Nur 3,6 Prozent bemerken nichts oder kaum etwas.

Haushalte mit geringem Einkommen sind besonders stark betroffen. Von den Ärmeren lösen daher laut Umfrage 41,3 Prozent ihre Rücklagen auf, um die täglichen Ausgaben bestreiten zu können. Knapp jeder dritte Haushalt mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 2.500 Euro verfügt über keine Rücklagen.

3.03.2023 12:20 Uhr

Modehändler Peek & Cloppenburg beantragt Schutzschirm-Insolvenz

Der Modehändler Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf (P&C) hat beim Amtsgericht Düsseldorf ein Schutzschirmverfahren beantragt. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit.

"Der Modehandel steckt in der Krise. Das gilt für die Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf wie für die gesamte Branche", sagte P&C-Manager Thomas Freude gegenüber der WirtschaftsWoche. Das Luxussegment und der Discountbereich funktioniere noch, aber in der Mitte breche dem Unternehmen das Geschäft weg. "Für uns ist klar, dass wir rasch gegensteuern und das Unternehmen wieder auf Kurs bringen müssen", betonte Freude.

Das Amtsgericht Düsseldorf hat laut Freude dem Antrag bereits zugestimmt. Für die Kunden ändere sich vorläufig jedoch nichts. Der P&C-Manager betonte hingegen:

"Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden für die Monate März, April und Mai Insolvenzgeld erhalten. Im Laufe des Verfahrens werden bei P&C aber auch Arbeitsplätze wegfallen müssen."

Unternehmensangaben zufolge arbeiten knapp 7.000 Menschen in 67 Filialen bei Peek & Cloppenburg.

25.000 Haushalte in Köln mehrere Stunden ohne Strom

Im Kölner Stadtteil Mülheim sind seit Donnerstagabend bis Freitagmorgen rund 47.000 Menschen stundenlang ohne Strom gewesen. Rund 25.000 Haushalte seien von dem Stromausfall betroffen gewesen. Ursache soll ein Brand in einem Umspannwerk gewesen sein, teilte die Feuerwehr mit. Das Werk musste für die Löscharbeiten komplett vom Strom genommen werden. Durch den sogenannten Schmorbrand sei die Technik beschädigt worden.

Den Angaben zufolge ist der Strom am Donnerstagabend kurz vor 20.30 Uhr ausgefallen, kurz vor 1 Uhr am Freitagmorgen war die Störung dann behoben. In dem betroffenen Gebiet liegen unter anderem auch vier Altenheime.

Für Köln-Mülheim wurde am Donnerstagabend eine amtliche Gefahrenmitteilung ausgegeben, die erst am frühen Freitagmorgen wieder aufgehoben wurde:

"Reduzieren Sie Ihren Stromverbrauch über Akkus und Batterien auf das Nötigste, schalten Sie das Autoradio ein, informieren Sie sich in lokalen Medien und wählen Sie nur in Notfällen den Notruf von Polizei und Feuerwehr."

2.03.2023 22:27 Uhr

Wollen Sie Luxus? Essen Sie Gurken ...

Der Preis machte eine Salatgurke zum TikTok-Star: Eine Kundin hatte sie in einem Edeka-Markt für ganze 3,29 Euro erworben. Edeka hat der Presse bestätigt, dass dieser Preis echt ist, betonte allerdings, in den meisten Märkten koste eine Gurke nur 2,99 Euro.

Auch für Paprika werden derzeit vielerorts Rekordpreise verlangt; das Kilo kann bis zu zehn Euro kosten. Dabei spielt natürlich auch die Tatsache eine Rolle, dass diese Gemüse zurzeit überwiegend aus weiter entfernteren Ländern wie Spanien oder Marokko importiert werden. Aber Hauptpreistreiber sind auch in diesem Fall die Energiekosten. Und an diesen Produkten zeigt sich besonders deutlich, dass die Inflation bei Lebensmitteln noch deutlich höher liegt als die Inflation insgesamt – nämlich über 20 Prozent. Im Januar lag er bei Gemüse sogar bei 26,1 Prozent.

Dabei kommen die deutschen Verbraucher noch ganz gut weg. In Großbritannien bleiben die Gemüseregale der Supermärkte immer öfter ganz leer, sodass bereits Begrenzungen verhängt wurden, wie viele Gurken oder Tomaten ein Kunde erwerben darf. Eier sind dort teilweise gar nicht mehr zu haben.

Nach über 110 Jahren: Memminger Brauerei GmbH meldet Insolvenz

Mit der Memminger Brauerei GmbH muss ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen in die Insolvenz. Wie die Allgäuer Zeitung berichtet, wurde am 22. Februar das Insolvenzverfahren der Memminger Brauerei GmbH in Eigenverwaltung eröffnet. Demzufolge sind davon nicht nur die Brauerei selbst, sondern auch die Tochtergesellschaften für Logistik und Grundstücksverwaltung betroffen. Das Unternehmen existiert bereits seit 1911.

Der Betrieb beim bayerischen Getränkehersteller soll indes vorerst in vollem Umfang weiterlaufen. Das bestätigte die Geschäftsführung um Wolfgang Kesselschläger und Jörn Hund gegenüber der Allgäuer Zeitung.

Ärger um Fernwärme: E.ON schlägt mit horrenden Nachzahlungen zu

14 Prozent der deutschen Haushalte heizen mit Fernwärme. In der Regel haben sie bei dieser Entscheidung keine Wahl – die Fernwärme, ursprünglich zur Nutzung der Abwärme aus Industrieproduktionen entstanden, ist in den Gebieten, in denen es sie gibt, vorgeschrieben; meistens gilt auch für Neubauten eine Anschlusspflicht. In den meisten Kommunen wird die Fernwärme zudem gezielt gefördert. Allerdings wird die Wärme längst nur noch zu einem Bruchteil aus Abwärme oder Müllverbrennung erzeugt; 46,7 Prozent beruhen auf Erdgas.

Einer der größten Anbieter von Fernwärme, der Energiekonzern E.ON, ist nun mit massiven Nachforderungen an seine Kunden aufgefallen. Vor allem in Nordrhein-Westfalen, aber auch in anderen Bundesländern, wenden sich die Kunden an die Kartellämter. Nach Angaben des Handelsblatts hatte E.ON schon im November Nachzahlungen für 2021 in Höhe von bis zu 2.000 Euro verlangt; für das Jahr 2022 könnte sie bis zu 3.000 Euro betragen.

Damit müssen Fernwärmekunden deutlich mehr für ihre Heizung zahlen als die Nutzer anderer Heizsysteme, selbst als Kunden, die das Gas für Gasheizungen beim selben Konzern beziehen. Der Grund? Die Kalkulation für die normale Gasversorgung beruht auf langfristigen Verträgen, die für die Fernwärme auf den Preisen auf dem Spotmarkt für Erdgas im letzten Monat. Da die Kosten auf den Spotmärkten im letzten Jahr extrem angestiegen sind, wird die Rechnung für die Fernheizung entsprechend hoch.

Die Verbraucherzentralen erwägen derzeit eine Musterklage gegen E.ON, um diese Berechnungsmethode überprüfen zu lassen.

1.03.2023 21:24 Uhr

Statistisches Bundesamt: Reallöhne letztes Jahr um drei Prozent gesunken

Im Jahr 2022 sind die Reallöhne nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 3,1 Prozent gesunken, obwohl die Steigerung der Nominallöhne mit 3,5 Prozent für Deutschland ungewöhnlich hoch war. Damit gingen die Einnahmen abhängig Beschäftigter das dritte Jahr in Folge zurück.

Der Reallohn ergibt sich, wenn man von der Entwicklung des Nominallohns die Inflationsrate abzieht. Diese lag nicht nur im vergangenen Jahr in Rekordhöhe ‒ auch die Erwartung, sie werde unter anderem durch die Zinserhöhungen der EZB zurückgehen, hat sich nicht erfüllt.

Noch stärker ausgeprägt war der Abstand zwischen Nominal- und Reallohn im letzten Quartal des vergangenen Jahres. Ein Anstieg der Nominallöhne um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal ergab dennoch einen Rückgang des Reallohnes um 3,7 Prozent.

Dabei ist die berechnete Inflation durch die turnusgemäße Umstellung des Basisjahres von 2015 auf 2020 sogar gesunken. Auch wenn eine solche Umstellung regelmäßig vorgenommen wird, um Veränderungen im Konsumverhalten wiedergeben zu können, ist die Veränderung der Gewichtung in diesem Fall durchaus kritikwürdig, weil gerade der gesamte Komplex "Wohnen", zu dem auch Heizung und Stromkosten gehören, heruntergesetzt wurde. Im alten Wägungsschema machte der Komplex "Wohnen" etwa 33 Prozent der gesamten Ausgaben aus, im neuen sind es nur noch 26 Prozent, ohne dass Mieten oder Heiz- und Stromkosten wesentlich gesunken wären, ganz im Gegenteil.

Der wirkliche Reallohnverlust dürfte demzufolge für die meisten noch höher liegen.

Berliner Schokoladen-Hersteller chocri ist pleite

Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung schreibt, wird beim Schokoladen-Hersteller chocri zum 30. April der Betrieb endgültig eingestellt. Als Gründe nennt das Unternehmen die aktuelle wirtschaftliche Situation im individualisierten Schokoladen-Premiumgeschäft.

Bei chocri können sich Privatkunden eine personalisierte Schoko-Tafel aus mehr als 27 Milliarden Möglichkeiten selbst zusammenstellen. Wie der Hersteller gegenüber dem Magazin chip bestätigte, starte man nun einen großen Ausverkauf.

Von wegen Rückgang: Inflation im Februar offiziell bei 8,7 Prozent – deutlicher Anstieg zum Januar

Seit Monaten reden sogenannte regierungsnahe Experten die Inflation klein, gebracht hat es nichts: So beträgt die Inflationsrate in Deutschland im Februar 2023 voraussichtlich 8,7 Prozent. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach bisher vorliegenden Ergebnissen am Mittwoch weiter mitteilt, stiegen die Verbraucherpreise gegenüber Januar 2023 um 0,8 Prozent.

Besonders die Teuerung für Lebensmittel und Energie befindet sich weiterhin auf Rekordniveau: Im Februar 2023 kletterten die Preise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Vorjahresmonat um 21,8 Prozent. Die Energiepreise sind im Februar 2023 um 19,1 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. 

Arbeitslosenzahl steigt im Februar auf 2,62 Millionen

Die Arbeitslosenzahl in Deutschland stieg im Februar auf 2,62 Millionen. Das waren offiziell zwar nur 4000 mehr als im Januar, aber 192.000 mehr als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mit. Die Arbeitslosenquote blieb bei 5,7 Prozent.

28.02.2023 20:32 Uhr

Inflation: Neuer Teuerungsrekord bei Lebensmitteln in Großbritannien

Laut einem Bericht von skynews stiegen die Preise für Lebensmittel in Großbritannien im Februar weiter deutlich an und erreichten mit 17,1 Prozent ein neues Rekordhoch.

Kantar Worldpanel berichtete, dass der Anstieg in den letzten zwölf Monaten bedeutete, dass Familien mit einem jährlichen Anstieg der Kosten für ihren regulären Einkaufskorb von 811 Pfund (etwa 926 Euro) konfrontiert waren.

27.02.2023 22:16 Uhr

Kein Geld, keine Bewerber: Eltern in Brandenburg gehen wegen Lehrermangel auf die Barrikaden

Nach den Sommerferien droht in Brandenburgs Bildungsbereich der Rotstift. Einsparungen sind laut einem Bericht des rbb bei Fächern, die keine Pflicht sind, geplant – beispielsweise jahrgangsübergreifender Unterricht, das Lernen in geteilten Klassen mit unterschiedlichen Anforderungen oder der seit der "Coronakrise" so wichtige Förderunterricht. 1.800 Lehrerstellen fehlen dazu für das neue Schuljahr – an Bewerbern fehlt es an allen Ecken und Enden. 

Ulrike Mauersberger, Sprecherin des Landeselternrats und zweifache Mutter, hält das für fatal. Sie sei davon überzeugt, dass die Leistungsunterschiede immer größer würden. Damit wachse auch "die Unruhe in den Klassen". Neu ist das Problem nicht. Seit Jahren wird die Bildungspolitik von der SPD-geführten Regierung des Landes in Potsdam vernachlässigt. 

Mineralwasser-Unternehmen Teusser aus Baden-Württemberg ist pleite

Nach über 130 Jahren hat die Teusser Mineralbrunnen Karl Rössle GmbH & Co. KG zum Wochenbeginn einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Wie der SWR berichtet, hat das Unternehmen bereits seit dem Jahr 2020 hohe Verluste zu verzeichnen. Der Insolvenzverwalter Marcus Egner betont, dass die "Coronakrise" sowie die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise aufgrund der antirussischen Sanktionen Gründe für die finanzielle Misere von Teusser sind.

Laut der Firma werden jährlich über 100 Millionen Flaschen Wasser, Limonade und andere Erfrischungsgetränke abgefüllt. Wie es für die knapp 40 Mitarbeiter weitergehen wird, ist unklar. Bereits seit Februar sind die Löhne der Angestellten dem Insolvenzverwalter zufolge im Rückstand. Die Suche nach einem solventen Investor hat begonnen.

Flugausfälle in Düsseldorf und Köln wegen Warnstreiks

Wegen Warnstreiks fallen am Montag viele Verbindungen an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn aus. Am größten Flughafen Nordrhein-Westfalens in der Landeshauptstadt sind über 1.000 Mitarbeiter dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Der Streik sei um 3:00 Uhr gestartet, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. 700 bis 800 Streikende werden demnach vor Ort erwartet.

26.02.2023 17:00 Uhr

Deindustrialisierung Deutschlands schreitet voran: BASF schließt Anlagen in Ludwigshafen

Das Chemieunternehmen BASF schließt mehrere Anlagen an seinem größten Standort in Ludwigshafen am Rhein. Nach Angaben des Unternehmens zielt dieser Schritt darauf ab, die Kostenstruktur der Gesellschaft in Europa zu optimieren. Weltweit streicht BASF 2.600 Stellen – rund zwei Drittel davon in Deutschland. Dem Unternehmen zufolge sind die explodierenden Energiekosten in Europa und die abflauende Konjunktur die Gründe dafür.

Der Vorstand der CDU Rheinland-Pfalz, Christian Baldauf, warnt: "Die hohen Energiepreise führen zu einer zunehmenden Deindustrialisierung."

Bloomberg: Energiekrise wird Deutschland eine Billion US-Dollar kosten

Die Bundesregierung wird bis 2030 mehr als 1 Billion US-Dollar (knapp 945 Milliarden Euro) aufwenden müssen, um die Herausforderungen zu bewältigen, die durch die Energiekrise entstanden sind, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Sonntag unter Berufung auf seinen primären Forschungsdienst.

Die enormen Kosten werden voraussichtlich Investitionen in die Modernisierung der Stromnetze des Landes und den geplanten Ausstieg aus der Nutzung von Atom- und Kohlekraftwerken umfassen. Berlin wird Berichten zufolge mit einer steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Heizsystemen konfrontiert sein. Darüber hinaus sind die deutschen Behörden verpflichtet, ihre Klimaschutzverpflichtungen zu erfüllen.

Der Anstieg der Stromnachfrage um etwa 30 Prozent gegenüber dem derzeitigen Verbrauch des Landes wird die bis 2030 zu installierende neue Kapazität auf etwa 250 Gigawatt ansteigen lassen, so die von Bloomberg zitierten Daten der Netzregulierungsbehörde des Landes und des Think Tanks Agora Energiewende.

Die geplante Energiewende wird den Analysten der Nachrichtenagentur zufolge die Installation von Solarzellen erfordern, die einer Fläche von 43 Fußballfeldern entsprechen, sowie von 1.600 Wärmepumpen pro Tag. Darüber hinaus müssten im Rahmen des ehrgeizigen Plans pro Woche 27 neue Onshore- und vier Offshore-Windparks errichtet werden.

25.02.2023 15:30 Uhr

Äpfel und Birnen werden knapp – Britische Bauern kritisieren Supermärkte

Nach Gemüse könnten in Großbritannien nach Einschätzung von Landwirten auch Äpfel und Birnen knapp werden. Die Knappheit einiger Obst- und Gemüsesorten sei nur die "Spitze des Eisbergs", sagte der stellvertretende Präsident des Agrarverbandes NFU, Tom Bradshaw, am Samstag. "Einzelhändler tun alles, um die Kosten während dieser Krise der Lebenshaltungskosten gering zu halten." Aber Landwirte und Züchter könnten es sich nicht leisten, in die künftige Lebensmittelproduktion zu investieren.

Der Guardian hatte berichtet, dass Obstproduzenten nur ein Drittel der Apfel- und Birnbäume gepflanzt hätten, die nötig seien, um die 5.500 Hektar große Produktionsfläche in Großbritannien zu erhalten. Hauptgrund sind dem Apfel- und Birnenhandelsverband zufolge "Supermarktrenditen, die nicht nachhaltig sind".

Am Freitag hatten britische Gemüse- und Obstproduzenten angesichts von Lieferproblemen bei einigen Lebensmitteln bereits vor einer langen Krise gewarnt. Als Grund für die Knappheit gelten ungünstiges Wetter in den Anbaugebieten sowie gestiegene Transportkosten und Energiepreise. Mehrere Einzelhändler wie Marktführer Tesco und der Discounter Aldi haben wegen der Lieferschwierigkeiten den Verkauf einiger Produkte wie Tomaten oder Gurken.

24.02.2023 18:40 Uhr

Nach der Gaskrise ist vor der Gaskrise: Chef der Bundesnetzagentur zum kommenden Winter

Bundesnetzagenturchef Klaus Müller hat sich in einem Interview zur Energiekrise aufgrund der fehlenden Gaslieferungen aus Russland geäußert und schaut sorgenvoll auf den kommenden Winter 2023/24.

Im letzten Sommer erhielt Deutschland noch Gaslieferungen aus Russland und konnte seine Gasspeicher füllen. Ein besonders milder Winter tat sein Übriges und es kam nicht zur befürchteten Energiekrise und Zwangsabschaltungen.

In diesem Jahr sieht die Situation anders aus. Drei der vier Nord-Stream-Pipelines sind nach einem Bombenanschlag zerstört. Eine Reparatur wird von der Bundesregierung nicht gewünscht, auch keine weiteren Gaslieferungen aus Russland.

Denn rein theoretisch könnte ein Pipeline-Strang weiterhin Gas aus Russland liefern. Moskau hatte sich auch dazu bereit erklärt. Aufgrund der politischen Situation und westlicher Sanktionen ist dies jedoch undenkbar. Man wird deshalb auf viel teurere Gasquellen zurückgreifen müssen, die nur bedingt liefern können. Das dürfte für deutsche Bürger und Unternehmen weiterhin Sparen und hohe Gaspreise – eventuell noch höhere als bisher – bedeuten. Ob und wie die Gaskrise im kommenden Winter ausartet, bleibt ungewiss.

Japan: Kerninflationsindex für Verbraucher hat 41-Jahres-Hoch erreicht

Der Verbraucherpreisindex (VPI), der frische Lebensmittel ausschließt, aber die Energiekosten einschließt, stieg im Januar um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nachdem er im Vormonat bei 4,0 Prozent gelegen hatte. Dies war der stärkste Anstieg seit September 1981, als das Land unter einem Anstieg der Treibstoffkosten infolge der Ölkrise im Nahen Osten litt. Die Kerninflation liegt nun schon neun Monate in Folge deutlich über der von der Bank of Japan (BoJ) angestrebten Zwei-Prozent-Marke. Dies ist vor allem auf die anhaltenden Kostensteigerungen bei Kraftstoffen und Rohstoffen zurückzuführen, die die japanischen Unternehmen an die Verbraucher weitergeben. Unter die Zwei-Prozent-Marke werde die Inflation in absehbarer Zeit nicht sinken, meinen Analysten laut Reuters.

 

Leere Regale: Supermärkte in Großbritannien rationieren importiertes Obst und Gemüse – Agrarministerin empfiehlt lokale Rüben

Am Donnerstag standen die Kunden in Londoner Supermärkten vor einigen leeren Regalen, da die größten Einzelhändler des Landes den Verkauf von Obst und Gemüse aufgrund einer landesweiten Knappheit eingeschränkt haben.

Im Nordwesten Londons sind dem Lebensmittelmarkt Morrisons die Tomaten und Paprika ausgegangen, während der Supermarkt Tesco, ASDA und der Discounter Aldi ankündigten, den Verkauf von Tomaten, Paprika und Gurken auf drei Stück pro Kunde zu beschränken. Die Marktkette ASDA hat zudem den Verkauf von verzehrfertigem Salat, Kopfsalat und Brokkoli eingeschränkt.

Den Behörden zufolge sind die Engpässe auf die schlechten Witterungsbedingungen in Afrika und Europa zurückzuführen. Zudem haben Gewächshäuser in Großbritannien und in den Niederlanden laut Berichten aufgrund der hohen Energiekosten weniger als zuvor produziert. Es wird erwartet, dass die Engpässe mehrere Wochen andauern werden.

Solarauto Sion wird stillgelegt 

Das Solarauto-Projekt Sion ist gescheitert. Das Münchner Start-up-Unternehmen Sono Motors hatte bei Interessenten und Investoren vergeblich um 100 Millionen Euro für den Bau einer Vorserie geworben und zog am Freitag einen Schlussstrich: Das Programm werde mit sofortiger Wirkung eingestellt, rund 300 Mitarbeiter würden entlassen. "Trotz der mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion waren wir gezwungen, auf die anhaltende Instabilität der Finanzmärkte zu reagieren", sagte Firmengründer Laurin Hahn. Autokäufer sollen ihre Anzahlungen in den nächsten zwei Jahren in Raten zurückbekommen.

Das kompakte E-Auto sollte mit Solarzellen auf der Karosserie durchschnittlich 112 Kilometer pro Woche fahren können und mit zusätzlichem Strom aus der Steckdose und einem Akku gut 300 Kilometer Reichweite haben. Das Unternehmen brauchte aber dringend frisches Geld, um 2023 die Vorserie und Anfang 2024 in Finnland die ersten Serienautos bauen zu können.

Fortan will sich Sono auf Solardächer für Busse und Lastwagen konzentrieren. Dieses Geschäft ist weniger kapitalintensiv und erwirtschaftet bereits Umsätze. Sono-Hauptaktionäre sind die Gründer und US-Investoren.

Energiekrise: BASF will weltweit 2.600 Stellen streichen

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF reagiert mit dem Abbau von 2.600 Stellen weltweit auf die Energiekrise. Rund zwei Drittel davon entfallen auf Deutschland, teilte der Dax-Konzern am Freitag in Ludwigshafen mit. Zudem seien weitere 700 Stellen in der Produktion im Stammwerk von Einschnitten betroffen.

Wegen der explodierenden Energiekosten in Europa und der abflauenden Konjunktur hatte der Chemiekonzern 2022 ein Sparprogramm angekündigt. Damit will das Unternehmen ab 2024 jährlich 500 Millionen Euro außerhalb der Produktion sparen, davon soll die Hälfte im Stammwerk Ludwigshafen realisiert werden.

Dort beschäftigt der Konzern rund 39.000 seiner mehr als 111.000 Mitarbeiter weltweit. Schwerpunkte der Kosteneinsparungen sind Service-, Unternehmens- und Forschungsbereiche sowie die Konzernzentrale. Im Gegenzug fallen etwa 400 Millionen Euro Kosten für das Sparprogramm an. Deutliche Verluste bei den BASF-Aktien haben den Dax am Freitag ins Minus gedrückt.

23.02.2023 16:17 Uhr

Öl- und Gasproduzent Wintershall aus Kassel: Fünf Milliarden Euro Verlust wegen antirussischen Sanktionen 

Kommt hier der nächste Energiekonzern ins Straucheln? Der deutsche Energiekonzern Wintershall Dea weist laut eines Berichts des Handelsblatts vom Donnerstag für das vergangene Geschäftsjahr einen hohen Verlust in Höhe von 4,8 Milliarden Euro aus. Im Vorkriegsjahr konnte die Firma aus Kassel noch eine halbe Milliarde Gewinn verbuchen. Grund für das dicke Minus sind die antirussischen Sanktionen, welche als Folge den kompletten Rückzug aus Russland hatten. Das Unternehmen muss sein dortiges Geschäft abschreiben und verbucht die Verluste im Geschäftsjahr 2022.

Wintershall-Chef Mario Mehren sprach dazu am Donnerstag Klartext: "Es gibt kein Zurück. Wir werden nicht abwarten und auf Verbesserungen hoffen. Wir verlassen Russland. Dieses Kapital in unserer Geschichte ist beendet."

Noch im Jahr 2021 stammten 20 Prozent des Betriebsgewinns des Unternehmens aus Russland. Neue Tätigkeitsfelder sollen nun in Mexiko und Norwegen erschlossen werden. Zweifelhaft bleibt, ob man damit die hohen Verluste abfangen kann.

22.02.2023 21:07 Uhr

Supermärkte in Großbritannien rationieren Obst und Gemüse

Morrisons und Asda, die zu größten Supermarktketten Großbritanniens zählen, haben mit der Rationierung von Obst und Gemüse begonnen. Bei der Kette Asda können Kunden nur noch drei Packungen Salat, Tomaten, Paprika, Gurken, Brokkoli, Blumenkohl und Himbeeren kaufen, bei Morrisons sind es zwei Stück. Dies gilt für Tomaten, Gurken, Salat und Paprika. Als Gründe gelten neben Ernteausfällen aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen in Nordafrika und Südeuropa auch eine Reihe von Problemen im eigenen Land.

Wie The Guardian berichtet, beziehe Großbritannien in dieser Jahreszeit üblicherweise etwa 80 Prozent der Salat- und Gemüseprodukte aus der südostspanischen Region um Murcia. Die derzeitigen ungünstigen Witterungsbedingungen mit niedrigen Temperaturen seien aber auch in anderen Bezugsländern wie Italien, Marokko, Tunesien und Ägypten aufgetreten. Zudem verzögern Stürme die Lieferungen aus Marokko.

Doch auch die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln bereitet den britischen Landwirten zunehmend Sorgen. Wie die Präsidentin der National Farmers Union, Minette Batters, am Dienstag auf einer Tagung sagte, sei die britische Eierproduktion auf den tiefsten Stand seit neun Jahren gefallen. Der Verband rechnet ebenso damit, dass die Produktion von Tomaten und Gurken auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 1985 fallen wird. Vor allem die gestiegenen Energiekosten machen britischen Gewächshausbetreibern zu schaffen.

Zudem hatten 40 Prozent der Rinderzüchter und 36 Prozent der Schafhalter angegeben, in den kommenden zwölf Monaten ihre Betriebe verkleinern zu wollen. Als Grund für die Entwicklungen haben die Landwirte neben den in der Energiekrise gestiegenen Kosten auch den erschwerten Handel durch den Brexit, Personalmangel sowie den Klimawandel angegeben.

Nach über 150 Jahren: Greizer Vereinsbrauerei meldet Insolvenz an

Die Greizer Vereinsbrauerei hat laut eines Berichts des MDR Insolvenz angemeldet. Wie der Insolvenzverwalter Marcello Di Stefano aus Erfurt sagte, läuft der Betrieb in der kleinen Privatbrauerei dennoch erstmal weiter. Die Gehälter der 24 Mitarbeiter seien bis Ende April gesichert. Gemeinsam mit Lieferanten und Kunden suche man nach Möglichkeiten, den Betrieb fortzuführen. Ziel sei, das Fortbestehen der Brauerei langfristig zu sichern, dafür bräuchte es einen zahlungskräftigen Investoren.

Die Ostthüringer Zeitung berichtete ebenfalls über die Insolvenz der Privatbrauerei. So würden die hohen Rohstoff- und Energiepreise zu dem Schritt massiv beigetragen haben. Auch die "Corona-Krise" habe zu Umsatzverlusten geführt, weil Gastronomen nicht mehr beliefert werden konnten.

21.02.2023 20:55 Uhr

Zalando streicht wegen Wirtschaftskrise hunderte Stellen

Nach Marktführer Amazon streicht nun auch der deutsche Online-Händler Zalando etliche Stellen. Grund dafür sei ein zu schnelles Wachstum während der "Coronakrise" und ein darauffolgender Kaufkraftverlust der deutschen Verbraucher aufgrund der anhaltend hohen Inflation. 

Das Programm zum Stellenabbau wird laut ARD viele Bereiche von Zalando betreffen – dazu zählt auch etwa die Verwaltung und die Ebene der Führungskräfte. Aus einem Schreiben der Geschäftsführung an die Angestellten wurde der Schritt so begründet: 

"Dies ist ein sehr schwieriger, aber notwendiger Schritt, um die Herausforderungen und Chancen, die die Zukunft für uns bereithält, bestmöglich zu nutzen."

Wegen "Corona- und Ukrainekrise": F+S Polstermöbel aus Franken  nach 45 Jahren Bestehen pleite

Nach 45 Jahren musste F+S Polstermöbel aus Weidhausen am 13. Februar 2023  einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Insolvenzgericht Coburg stellen - das berichtet Nordbayern.de. Der Firma, die seit 1978 Polstermöbel in Oberfranken produziert steht unmittelbar vor der Zahlungsunfähigkeit - die 90 Angestellten sind geschockt.

Das Traditionsunternehmen stellte seine Möbel bis zuletzt in Oberfranken unter dem Label "Made in Germany" her und ließ sie individuell an die Wünsche der Kunden anpassen. Das Unternehmen wurde bereits in vierter Generation geführt.

Der Möbelhersteller sei durch die fatalen wirtschaftliche Auswirkungen der "Corona" und der "Ukraine-Krise" in die finanzielle Misere geraten, heißt es in einer Stellungnahme der Kronacher Rechtsanwaltskanzlei Wittmann, welche das Insolvenzverfahren betreut. Es habe "erhebliche Umsatzrückgänge" zum Ende des letzten Jahres gegeben. Hinzu kamen starke Preiserhöhungen für Rohstoffe, Material und Energie. "Trotz aktuell gut gefüllter Auftragsbücher wurde die Antragstellung notwendig", heißt es in der Mitteilung final.

20.02.2023 21:04 Uhr

Kölner Restaurantkette "Mongo's" insolvent – 150 Mitarbeiter stehen vor ungewisser Zukunft

Die Kölner Gastronomie-Kette Mongo's hat einen Insolvenzantrag gestellt, wie das Portal wa.de am Montag mitteilt. Die ökonomischen Verfehlungen der "Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie" seien jetzt nicht mehr zu stemmen. 

Deutschland laut Bundesbank unmittelbar vor Rezession

Laut dem Februarbericht der Bundesbank befindet sich die deutsche Wirtschaft kurz vor einer Rezession. Im gesamten Jahr 2023 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kleiner werden. Auch die Inflation wird wohl weiterhin auf hohem Niveau bleiben: Die absehbar hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse könnten die Inflationsspirale noch weiter befeuern.

Das neue Jahr ist – wenig überraschend – bislang ein Dämpfer für die deutsche Wirtschaft. Konkret schreibt die Bundesbank:

"Die Wirtschaftsleistung dürfte im ersten Quartal 2023 abermals geringer als im Vorquartal ausfallen."

Bereits im Schlussquartal 2022 war das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent geschrumpft. Sinkt das BIP zwei Quartale in Folge, heißt dies, Deutschland ist in eine Rezension gerutscht – das war zuletzt 1993 der Fall.

17.02.2023 10:30 Uhr

BASF-Chef Brudermüller: Energiekrise belastet Wirtschaft 2023 stark

Der Chef des weltgrößten Chemiekonzerns BASF, Martin Brudermüller, sieht dieses Jahr noch größere Risiken für die deutsche Wirtschaft aufgrund der Energiekrise. Der FAZ sagte Brudermüller:

"Die Folgen der Energiepreiskrise werden dieses Jahr bei den Unternehmen wahrscheinlich stärker zu Buche schlagen als 2022. Es wäre naiv zu glauben, dass wir 2023 einfach wieder zur Tagesordnung übergehen können. Auch wenn ein bisher milder Winter die Sorgen vor kalten Wohnzimmern und Blackouts vertrieben hat."

Deutschland müsse sich auch langfristig auf deutlich höhere Energiepreise als vor dem Ukraine-Krieg einstellen, was insbesondere Unternehmen mit hohem Energiebedarf treffe, erklärte der Manager gegenüber der Wochenzeitung. Er warnte daher vor einem Standortnachteil Deutschlands. "Wir werden mittelfristig Veränderungen in unserer Industriestruktur sehen. Das wird kein Kahlschlag oder eine Deindustrialisierung, aber energieintensive Branchen werden in Europa eher schrumpfen als wachsen", mahnte Brudermüller.

Wie die gesamte Branche bekam BASF 2022 die hohen Gaspreise zu spüren, die wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine nach oben geschnellt waren. BASF legte im Herbst ein Sparprogramm auf, das 2023 bis 2024 umgesetzt werden soll. Die Kürzungen sollen die jährlichen Kosten außerhalb der Produktion um 500 Millionen Euro senken. Mehr als die Hälfte der Einsparungen will der Vorstand am Stammwerk Ludwigshafen realisieren, wo BASF rund 39.000 seiner weltweit etwa 111.000 Mitarbeiter beschäftigt. Sowohl Unternehmens-, Service- und Forschungsbereiche als auch die Konzernzentrale sollen gestrafft werden, hieß es. Dabei schloss BASF Stellenstreichungen nicht aus.

Verstaatlichter Gasimporteur Uniper schreibt Milliardenverlust 

Der in Deutschland verstaatlichte Energiekonzern Uniper hat sein Krisenjahr mit einem zweistelligen Milliardenverlust durch höhere Beschaffungskosten für Erdgas nach dem Wegfall der Lieferungen Russlands beendet. Zudem senkte die Trennung vom Russland-Geschäft das Ergebnis. Allein bei der Tochtergesellschaft Unipro betrugen die Verluste 4,4 Milliarden Euro, wie Uniper am Freitag mitteilte. Insgesamt verbuchte Uniper unter dem Strich 19 Milliarden Euro Verlust. Der Konzern hatte bereits vor zwei Wochen entsprechende vorläufige Eckdaten vorgelegt.

Die Bundesregierung hatte Uniper im vergangenen Jahr retten müssen, weil der Konzern durch die politischen Entscheidungen in Schieflage geraten war. Um die Kunden, zu denen mehr als 500 Stadtwerke in Deutschland zählen, weiter beliefern zu können, muss Uniper seit dem staatlich verhängten Stopp russischer Lieferungen Gas zu viel höheren Preisen auf dem Weltmarkt einkaufen. Die vom Staat zugeführten Hilfsgelder belaufen sich mittlerweile auf bis zu 34,5 Milliarden Euro. Die Bundesrepublik hält nunmehr 99,1 Prozent Anteile an Uniper.

16.02.2023 20:30 Uhr

Zoff zwischen Habeck und Lindner wegen Bundeshaushalt

Zwischen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) gibt es heftigen Streit. Grund dafür: Die Planung für den Bundeshaushalt. Derzeit läuft die Aufstellung der Eckwerte für den Haushalt des kommenden Jahres. Lindner sieht sich nun mit einer langen Liste von Forderungen seiner Kabinettskollegen konfrontiert, obwohl er – abgesehen von diversen "Sondervermögen" – auf die Einhaltung der Schuldenbremse pocht.

Laut Handelsblatt belaufen sich in den laufenden Haushaltsverhandlungen die zusätzlichen Forderungen der Bundesministerien allein für das nächste Jahr auf fast 70 Milliarden Euro und übersteigen damit die bisherige Etatplanung von 424 Milliarden Euro. Im Bundesfinanzministerium heißt es, die Wünsche seien "unerfüllbar".

Habeck erklärt dem "sehr geehrten Kollegen" Lindner in einem zweiseitigen Brief, dass er und seine grünen Kabinettskollegen die Etateckwerte "so nicht akzeptieren werden". Er schreibe dies "stellvertretend für die von den Grünen geführten Ministerien". Aus Sicht der Grünen missbrauche Lindner sein Amt, um von der FDP priorisierte Projekte wie die Aktienrente oder Mehrausgaben für die Bundeswehr zu bevorzugen.

"Wir bitten Sie, keine weiteren öffentlichen oder internen Vorfestlegungen zu treffen, die einseitig weitere Ausgaben priorisieren", mahnt Habeck in seinem Schreiben.

Wenn man die Schuldenbremse einhalten wolle, dann müsse man auf anderem Wege für mehr Geld sorgen. Die gesamte Koalition sei angehalten, neue Wege zur Finanzierung zu finden. Lindner keilte in seinem Antwortschreiben spöttisch zurück:

"Mit Erleichterung habe ich aufgenommen, dass die von den Grünen geführten Ministerien das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland nicht infrage stellen", schreibt Lindner mit Blick auf die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse.

Er sei jedoch "überrascht", dass die Kabinettskollegen die Eckwerte für 2024 nicht akzeptieren wollen. Diese seien bereits im vergangenen Frühjahr festgelegt worden. Auch die von Habeck ins Spiel gebrachten "Einnahmeverbesserungen" lehnt Lindner ab. "Diese Anregung möchte ich nicht aufgreifen", schreibt er. Steuer und Steuererhöhungen für Bürger und Wirtschaft seien im Koalitionsvertrag ausgeschlossen worden. Eine zusätzliche steuerliche Belastung des Standorts Deutschland sei zudem "auch ökonomisch falsch", so Lindner.

Offen zeigt sich Lindner hingegen für einen Subventionsabbau, den Habeck in seinem Schreiben angemahnt habe. Entsprechende Vorschläge nehme er "gerne entgegen". Lindner schließt den Brief mit dem Hinweis, mit dem Hinweis, er erlaube sich, "den Herrn Bundeskanzler und die Kolleginnen und Kollegen über unseren Austausch zu informieren". Kritik an dem offen ausgetragenen Zwist zwischen Lindner und Habeck kam unterdessen aus der Union.

"So etwas habe ich in meinen 14 Jahren als Haushälter im Deutschen Bundestag noch nicht erlebt", sagt Andreas Mattfeldt, dienstältester Budgetexperte der CDU/CSU-Fraktion.

Noch nie hätten sich Minister im Vorfeld der Haushaltsverhandlungen so gezofft. Dass der Kanzler nicht eingreife und derartige Briefe im Vorfeld unterbinde, sei "bedenklich".

Renault macht hohen Verlust wegen Aufgabe des Russland-Geschäfts 

Der Autobauer Renault hat im vergangenen Jahr einen hohen Verlust bei steigendem Umsatz verbucht. Der Rückzug aus Russland sorgte unter dem Strich für einen Nettoverlust 2022 in Höhe von 700 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Boulogne-Billancourt mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte Renault fast eine Milliarde Euro Gewinn gemacht. Dennoch will der Autobauer mit 0,25 Euro je Aktie wieder eine Dividende zahlen. Der Umsatz stieg vor allem dank höherer Verkaufspreise um 11,4 Prozent auf fast 46,4 Milliarden Euro.

Renault will den Pfad der Erholung in diesem Jahr mit einer höheren Profitabilität fortsetzen. So plant Vorstandschef Luca de Meo eine operative Gewinnmarge von mindestens 6 Prozent vom Umsatz ein. Im vergangenen Jahr haben die Franzosen konzernweit 5,6 Prozent vom Umsatz als operativen Gewinn einbehalten können, was doppelt so viel war wie im Vorjahr. Dabei hat der Konzern die aufgegebenen russischen Geschäfte aus den operativen Zahlen ausgeklammert.

Commerzbank mit höchstem Gewinn seit mehr als zehn Jahren

Die Commerzbank will nach dem höchsten Gewinn seit mehr als zehn Jahren das Ergebnis in diesem Jahr weiter steigern. "Unter dem Strich soll das Konzernergebnis deutlich über dem von 2022 liegen", teilte das Institut am Donnerstag mit.

Im vergangenen Jahr verdiente die Commerzbank unter dem Strich gut 1,4 Milliarden Euro und damit mehr als dreimal so viel wie ein Jahr zuvor – und das trotz Belastungen von etwa einer Milliarde Euro bei der polnischen Tochter mBank. 2021 war die Commerzbank nach einem Konzernumbau in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und hatte unter dem Strich 430 Millionen Euro verdient. In den vergangenen Monaten half die Zinswende im Euroraum. "Die Commerzbank ist wieder da", bilanzierte Konzernchef Manfred Knof.

Nach zwei profitablen Jahren in Folge strebt das Institut zurück in den Dax. Um den Wiederaufstieg in die erste deutsche Börsenliga nach viereinhalb Jahren zu beschleunigen, hatte die Commerzbank bereits Ende Januar Eckdaten für das abgelaufene Jahr veröffentlicht. Die Deutsche Börse gibt am Freitagabend bekannt, wer am 27. Februar für den Gasehersteller Linde in den Kreis der 40 Konzerne im Deutschen Aktienindex aufrücken wird. Den Platz im Dax hatte die Commerzbank im Herbst 2018 verloren – an den Zahlungsdienstleister Wirecard, der nicht einmal zwei Jahre später im Zuge eines Bilanzskandals zusammenbrach.

15.02.2023 08:30 Uhr

Linksfraktionschef fordert Ende der Gas- und Strompreisbremsen

Linksfraktionschef Dietmar Bartsch fordert ein Ende der Gas- und Strompreisbremsen. "Die Preisbremsen der Bundesregierung auf Strom und Gas verhindern sinkende Preise für die Verbraucher", sagte Bartsch der Deutschen Presse-Agentur. "Will die Bundesregierung nicht weitere Gewinnrekorde bei den Multis möglich machen, sollte sie diese Bremsen aufheben."

Bundestag und Bundesrat hatten Ende vergangenen Jahres die Preisbremsen beschlossen, um Verbraucher zu entlasten. Bei der Gaspreisbremse beispielsweise bekamen Haushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen für 80 Prozent ihres bisherigen Verbrauchs einen Bruttopreis von 12 Cent pro Kilowattstunde garantiert. Für die restlichen 20 Prozent des Verbrauchs soll der normale Vertragspreis gelten. Die Strompreisbremse funktioniert ähnlich.

Bartsch sagte, der europäische Gaspreis sei so niedrig, wie seit eineinhalb Jahren nicht. "Bei den Verbrauchern kommt davon kaum was an", sagte der Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion. "Im Gegenteil: Abschlagszahlungen sind auf Rekordniveau." Beim Strom sei es ähnlich. "Die Preisbremsen der Ampel halten die Preise oben. Die Steuerzahler sichern mit ihrem Geld die Gewinne der Konzerne."

Bartsch plädierte für eine Reform des Bundeskartellamts. Die Behörde müsse wirksame Preiskontrollen durchführen und nicht nur den Markt zu beobachten.

14.02.2023 21:51 Uhr

Europas Kosten für Energiekrise betragen mittlerweile fast 800 Milliarden Euro

Die Kosten der europäischen Länder, um Haushalte und Unternehmen vor den steigenden Energiekosten zu schützen, ist auf fast 800 Milliarden Euro gestiegen. Dies gaben Ökonomen des Think-Tanks Bruegel am Montag bekannt. Sie forderten die Länder auf, ihre Ausgaben zur Bewältigung der Energiekrise gezielter zu tätigen.

Laut der Analyse der Denkfabrik Bruegel haben die Länder der Europäischen Union seit September 2021 insgesamt 681 Milliarden Euro zur Bewältigung der Energiekrise bereitgestellt. Großbritannien gab demgegenüber 103 Milliarden Euro und Norwegen 8,1 Milliarden Euro zur Bewältigung der Krise aus. Die aktuelle Gesamtsumme von 792 Milliarden Euro steht 706 Milliarden Euro in der letzten Bewertung von Bruegel im November 2022 gegenüber.

Spitzenreiter ist dabei – wenig überraschend – Deutschland, mit Kosten in Höhe von 270 Milliarden Euro: Eine Summe, die die Ausgaben aller anderen Länder in den Schatten stellt. Großbritannien, Italien und Frankreich folgten auf den nächsten Plätzen, gaben aber jeweils weniger als 150 Milliarden Euro aus. Die meisten anderen EU-Staaten hatten nur einen Bruchteil dieser Ausgaben zu verzeichnen. Pro Kopf der Bevölkerung wandten Luxemburg, Dänemark und Deutschland die meisten Mittel auf.

Die zur Bewältigung der Energiekrise vorgesehen Finanzmittel liegen nun in der gleichen Größenordnung wie der 750-Milliarden-Euro-Konjunkturfonds zur Bewältigung der Corona-Krise in der EU. Der Bericht kommt zu einem Zeitpunkt, da die Länder über EU-Vorschläge diskutieren, die Regeln für staatliche Beihilfen für "grüne" Technologieprojekte weiter zu lockern. Die EU befindet sich in einem harten Wettbewerb mit den USA, die auf ein neues Subventionsprogramm setzen, und auch mit China.

In einigen EU-Ländern haben diese Pläne die Befürchtung geweckt, dass die Subventionspolitik den Binnenmarkt der Union ins Wanken bringen könnte. Deutschland ist wegen seines gigantischen Energiehilfepakets in die Kritik geraten, das weit über das hinausgeht, was sich andere EU-Länder leisten können. Laut Bruegel haben die Regierungen den größten Teil der Unterstützung auf nicht zielgerichtete Maßnahmen zur Senkung der Endverbraucherpreise für Energie konzentriert, wie Mehrwertsteuersenkungen auf Benzin oder Obergrenzen für die Strompreise im Einzelhandel. Der Think-Tank erklärte, dass sich diese Dynamik ändern müsse, da den Staaten der fiskalische Spielraum für die Aufrechterhaltung einer solch breiten Finanzierung ausgehe.

"Anstelle von preisdämpfenden Maßnahmen, die de facto Subventionen für fossile Brennstoffe sind, sollten die Regierungen jetzt mehr einkommensstützende Maßnahmen fördern, die auf die beiden untersten Quintile der Einkommensverteilung und auf strategische Wirtschaftssektoren abzielen", sagte der Analyst Giovanni Sgaravatti.

Ford will 2.300 Jobs in Köln und Aachen streichen

Der Automobilkonzern Ford will in Köln und Aachen 2.300 Stellen abbauen. Wie das Unternehmen am Mittwoch in Köln mitteilte, sei dies aus Kostengründen notwendig. Die meisten Jobs sollen in der Entwicklungsabteilung in Köln wegfallen, auch die Verwaltung ist betroffen. In Köln arbeiten derzeit etwa 14.000 Menschen für Ford, im Aachener Forschungszentrum sind es etwa 200.

Der erhebliche Personalabbau soll laut der IG Metall auf "freiwilliger Basis mit vernünftigen Abfindungsprogrammen bis Ende 2025 stattfinden." Im Gegenzug sei es dem Betriebsrat gelungen, einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2032 zu vereinbaren. Der Betriebsrat hatte die Pläne zum Stellenabbau bereits im Januar publik gemacht und den Abbau von bis zu 3.200 Stellen in Köln und Aachen befürchtet. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates für Ford in Deutschland, Benjamin Gruschka, versuchte nun, dies als Erfolg zu verkaufen und sagte zudem:

"Die Belegschaft weiß, dass mit den neuen Elektromodellen weniger Beschäftigte gebraucht werden".

Insgesamt will Ford sein Personal in Europa um 3.800 Angestellte reduzieren, auch in den USA fallen Stellen weg. Um die kostspielige Wende hin zu E-Autos zu finanzieren, will Konzernchef Jim Farley drei Milliarden US-Dollar einsparen. Weltweit hat Ford etwa 173.000 Mitarbeiter, davon etwa 35.000 in Europa.

Seit Ford relativ spät auf Elektroautos gesetzt hat, befindet sich das Unternehmen im Umbruch. In diesem Jahr sollen zwar die ersten E-Autos in Köln vom Band rollen. Aber nach den neuen Plänen spielt der Standort Köln als Entwicklungsstandort wohl schon bald keine Rolle mehr – obwohl Ford einen Milliardenbetrag in die Elektroproduktion in Köln investiert hat.

Da der Konzern in vergangenen Jahr seine Gewinnziele verfehlte, kündigte Konzernchef John Lawler bei der Bilanzpräsentation "sehr aggressive" Maßnahmen an. Bei gleich bleibendem Umsatz weitete sich der Verlust vor Steuern im vierten Quartal auf 400 Millionen Euro aus. Der Personalabbau bei Ford gilt in Fachkreisen auch als eine Folge der Kooperation mit Volkswagen. Vom VW-Konzern hat Ford die Lizenz zum Bau eines Elektroautos auf Basis des Elektrobaukastens MEB. Ford spart dadurch die Entwicklungskosten.

13.02.2023 21:53 Uhr

Nach Lauterbachs Krankenhausreform würde jede zweite Klinik "herabgestuft"

Die Ende letzten Jahres angekündigte Reform der Krankenhauslandschaft durch Gesundheitsminister Karl Lauterbach könnte sich verheerend auf jede zweite der noch 1700 Kliniken im Land auswirken. Welche Standorte sich verkleinern müssen, welche ganz schließen müssen oder wer davon profitiert, ist derzeit laut dem Handelsblatt noch unklar.

Lauterbach will vor allem die Versorgungsleistungen von fünfzig Prozent aller Häuser beschneiden. Ein von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) in Auftrag gegebenes Gutachten lässt nun erahnen, wie sich die Reform des umstrittenen Ministers auswirken würde. Die Folge wäre eine teils drastische Neuordnung. Von den heute bestehenden Kliniken würde die Hälfte zu einem regionalen Gesundheitszentrum herabgestuft und dürfte damit kaum noch Krankenhausleistungen anbieten.

Der Unmut in einigen Bundesländern ist groß – Kliniken in Sachsen, Thüringen und Bayern laufen bereits Sturm gegen die von Lauterbach als "Revolution" angekündigte Reform. Die Länder müssen dem Gesetz im Bundesrat zustimmen. Protest kommt insbesondere aus Bayern, das vergangene Woche mit einer eigenen Folgenanalyse der Reform an die Öffentlichkeit ging. "Das DKG-Gutachten übertrifft meine Befürchtungen noch", sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Montag. Bereits in der Vorwoche drohte er, notfalls gegen Lauterbachs Pläne vor das Bundesverfassungsgericht ziehen zu wollen. 

Woher Lauterbachs "Sinneswandel" kommt, ist unklar: So war der SPD-Mann derjenige, der während der "Coronakrise" mantraartig vor einer Überbelastung des Gesundheitssystems warnte.

12.02.2023 21:19 Uhr

Deutsche Bank-Chef: Zinserhöhungen angesichts der Inflation "absolut" notwendig

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Teuerungsrate für "absolut notwendig". Im Gespräch mit der Welt am Sonntag sagte Sewing:

"Die inflationären Risiken sind weiter groß. Die Kosten für Energie können leicht wieder steigen, und auch die Öffnung Chinas kann den Preisen vorübergehend einen Schub geben."

Die Folgen einer dauerhaft hohen Inflation seien seiner Meinung nach "wesentlich gravierender" als die höheren Finanzierungskosten, die verschuldete oder auf Kreditaufnahme angewiesene Staaten infolge höherer Zinsen in Kauf nehmen müssen.

Wenn die Inflation hoch bleibe, werde der private Konsum früher oder später einbrechen, warnte Sewing, der auch Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) ist:

"Darin sehe ich aktuell die größte Gefahr für die deutsche Konjunktur. Aber ich bin optimistisch, dass wir dieses Szenario vermeiden können."

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Anfang Februar zum fünften Mal in Folge die Zinsen im Euroraum angehoben und eine weitere Erhöhung um erneut 0,5 Prozentpunkte für die Sitzung am 16. März in Aussicht gestellt. Der Leitzins im Euroraum liegt inzwischen bei 3,0 Prozent.

11.02.2023 22:49 Uhr

Etwas mehr Lkw-Kilometer im Januar, Dezember-Minus aber nicht ausgeglichen

Die über das Mautsystem auf Bundesautobahnen abgerechneten Lkw-Kilometer gelten als früher Indikator für die Entwicklung der Produktion. Die Produktionsdaten ändern sich mit einem Abstand von etwa einem Monat.

Im Januar 2023 nahm die Fahrleistung um ein Prozent zu. Allerdings liegt sie damit immer noch 3,9 Prozent unter dem Wert vom November, weil im Dezember ein sehr starker Rückgang um 4,9 Prozent erfolgt war. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres beträgt das Minus 4,5 Prozent.

Wie man anhand der Grafik sehen kann, verlaufen beide Kurven, die der Fahrleistung und die des Produktionsindexes, sehr ähnlich. Seit 2020 steigt allerdings der Abstand, das heißt, der Produktionsindex ist stärker gesunken, als es die Fahrleistung nahelegt. Eine mögliche Begründung könnte sein, dass der Anteil der Transitfahrten gestiegen ist, die nicht mit irgendeiner Produktion im Inland verbunden sind.

USA: Essensmarken werden gekürzt

30 Millionen US-Amerikaner, die Essensmarken erhalten, werden im nächsten Monat mit weniger Geld auskommen müssen. Während Corona waren die Beträge erhöht worden, um die Belastung für die Bevölkerung etwas abzufangen; aber diese Erhöhung wurde aus Bundesmitteln finanziert, die der Kongress nicht weiter zur Verfügung stellt. 18 US-Bundesstaaten haben den Wert der Essensmarken bereits reduziert, die 32 übrigen werden Anfang März folgen.

"Die Leute werden im Schnitt 82 US-Dollar im Monat verlieren", schätzte Ellen Vollinger vom Food Research & Action Center. Für eine vierköpfige Familie kann der Verlust 328 Dollar im Monat betragen.

Obwohl die Arbeitslosenquote in den USA so niedrig ist wie seit 1969 nicht mehr, benötigen 42 Millionen US-Amerikaner Essensmarken. Vollinger erklärte: "Viele der Haushalte haben Arbeit, aber oft auf Niedriglohn-Niveau." Ein Aktivist einer Suppenküche betonte: "Die Leute müssen sich entscheiden, ob sie Essen auf den Tisch stellen oder Miete zahlen." Mit der Kürzung der Essensmarken dürfte die Nachfrage in den Suppenküchen deutlich steigen.

Die Verwaltung einzelner Bundesstaaten versucht, die Entwicklung mit vermeintlich guten Ratschlägen abzufangen. Der Bundesstaat Colorado empfiehlt, einen Vorrat haltbarer Nahrungsmittel anzulegen oder Essen und Gemüse einzufrieren. Bei den Betroffenen, die sich immerhin einer Inflation von zehn Prozent gegenübersehen, führt das nur zu sarkastischem Humor:

"Colorado bringt mich heute zum Lachen. Wir kürzen deine Essensmarken und wissen, dass es dir schwerfallen wird, zu überleben, also hier sind ein paar Tipps ... Sag bloß nicht, wir tun nichts für dich ... Tschüss, Mädchen."

Energiekosten: Handwerkspräsident dringt auf schnelle Härtefallhilfen

Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, fordert die sofortige Auszahlung von Härtefallhilfen für besonders energieintensive Betriebe. "Die Abschlagsrechnungen liegen längst in den Briefkästen. Und die Liquiditätsreserven bei vielen energieintensiven Betrieben – wie Bäckereien, Konditoreien, Metzgereien, Brauereien, aber auch den Textilreinigern und Karosserie- und Fahrzeugbauern – sind inzwischen stark angegriffen oder sogar aufgezehrt", sagte Dittrich der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). "Da müssen die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern jetzt endlich schnell Klarheit schaffen. Die Härtefallhilfen müssen jetzt endlich kommen."

Die Hilfen seien dafür gedacht, Betriebe im Januar und Februar zu unterstützen. In diesen Monaten müssen die Firmen Energiekosten vorfinanzieren, weil die Energiepreisbremse erst rückwirkend greift. "Jetzt sind wir bereits im Februar, und noch sind keinerlei Mittel geflossen. Dabei drängt die Zeit", unterstrich Dittrich.

Ende Januar hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags 375 Millionen Euro für die Härtefallunterstützung kleiner und mittlerer Firmen freigegeben – diese hatte aber keine Hilfen für Nutzer von Heizöl und Pellets umfasst. Nach scharfer Kritik etwa von Wirtschaftsverbänden beschloss der Ausschuss in dieser Woche, dass betroffene Firmen in Härtefällen doch Geld vom Bund bekommen sollen. Die Mittel für die Härtefallregelung werden um 25 Millionen Euro angehoben. Der Bund stellt den Ländern Geld zur Verfügung.

Die Union wirft der Koalition einen Zickzackkurs vor. Der CDU-Politiker Andreas Jung sprach am Freitag im Bundestag von beschädigtem Vertrauen. Bis heute sei kein einziger Euro geflossen. Es sei das Versprechen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) gewesen, dass auch kleine und mittlere Firmen, die mit Öl oder Pellets heizten, Härtefallhilfen bekommen sollten.

10.02.2023 16:30 Uhr

Ifo: Kalte Progression kostete Durchschnittshaushalt 325 Euro 

Laut Ifo-Institut hat der Staat die Privathaushalte mit der schleichenden Steuererhöhung durch kalte Progression im Jahr 2022 um durchschnittlich 325 Euro mehr belastet. Die Wirtschaftsforscher teilten am Freitag mit:

"Das entspricht 0,7 Prozent ihres verfügbaren Jahreseinkommens. [...] Die obere Mittelschicht – Steuerzahlende, die rund 60.000 Euro zur Verfügung haben – trugen im Verhältnis zu ihrem durchschnittlichen Jahreseinkommen die höchste Last."

Bei der kalten Progression rutschen die Steuerzahler bei Gehaltserhöhungen in einen höheren Steuertarif, selbst wenn die Gehaltserhöhung durch die Inflation komplett aufgefressen wird. Der Staat kassiert also mehr Einkommenssteuern, obwohl die Bürger real weniger Geld zur Verfügung haben.

Laut Ifo-Institut hat die inflationsgetriebene kalte Progression die Steuerzahler im vergangenen Jahr insgesamt mit 10,9 Milliarden Euro belastet. Im laufenden Jahr gleiche das neue Inflationsausgleichsgesetz die Steuerbelastung der Haushalte durch die kalte Progression zwar fast aus, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Es "kompensiert aber nicht die verbleibende Steuerbelastung durch die Inflation des Vorjahres 2022." Ifo-Steuerexperte Florian Dorn erklärte:

"Der Ausgleich der kalten Progression sollte automatisch über einen Tarif auf Rädern erfolgen, bei dem sich die Eckwerte der Tarifzonen jährlich in Höhe des Wachstums der nominalen Einkommen anpassen."

Die zusätzliche Steuerlast belastet vor allem die Mittelschicht und höhere Einkommen. Die obersten 10 Prozent der Einkommen zahlten im Durchschnitt fast 1.000 Euro mehr Einkommenssteuer oder 0,9 Prozent ihres Jahreseinkommens.

9.02.2023 21:45 Uhr

Protzen trotz Inflation – Knapp 320.000 Euro für ein Kleid von Lady Diana

Prinzessin Dianas Lieblingskleid, das sie im Jahr 1997 für ihr legendäres Vanity Fair-Shooting trug, kam Ende Januar in New York City unter den Hammer. Der obere und untere Schätzwert für die lilafarbene Samtrobe liegt bei 80.000 bis 120.000 US-Dollar.

Neben dem Kleid von Lady Diana hat das Auktionshaus noch einige andere Schätze zu bieten. Wie wäre es zum Beispiel mit einer originalen Einladung zur Geburtstagsparty von Präsident John F. Kennedy oder mit einem Trikot des Basketballstars LeBron James von den Endspielen 2013.

Sächsische Sandsteinwerke Pirna melden Insolvenz

Laut einem Bericht des MDR sind die Sandsteinwerke in Pirna zahlungsunfähig. Wie die ABG Marketing GmbH mitgeteilt, wurde ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung eröffnet. Die Bauaufträge seien zuletzt spürbar zurückgegangen, Kostensteigerungen bei Rohstoffen und Energie hätten die Probleme des Unternehmens zusätzlich verschärft. Nach Angaben der Unternehmensberatung läuft der Geschäftsbetrieb weiter. 

Der vorläufige Verwalter, Nils Freudenberg, sagte gegenüber MDR Sachsen, die Chancen, das Unternehmen zu erhalten, seien gut. Alle Kosten würden jetzt überprüft. Ziel sei, das Werk wieder wettbewerbsfähig zu machen, so Freudenberg. Die Löhne der 64 Mitarbeiter seien bis März über das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur abgesichert.

Konsumgüterkonzerne Nestlé und Unilever ziehen Preise kräftig an – Belegschaft erhält keinen Inflationsausgleich

Der Schweizer Konzern Nestlé hat die Preise in den ersten neun Monaten des abgelaufenen Jahres um 7,5 Prozent angehoben, berichtet das Handelsblatt am Donnerstag. Mitte Februar will man Jahreszahlen vorlegen, Analysten rechnen mit einem Umsatzplus auf etwa 96 Milliarden Euro.

Tatsächlich hat Unilever im vergangenen Jahr die Preise global um 11,3 Prozent erhöht, teilte der britische Konzern am Donnerstag mit. Der Umsatz stieg auf umgerechnet 67,8 Milliarden Euro. Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Preise für Nahrungsmittel im abgelaufenen Jahr um 13,4 Prozent gestiegen. 

Pikant: Beide Konzerne zahlen ihren Beschäftigten keinen Inflationsausgleich. "Die Belegschaft ist enttäuscht und stinksauer", sagte Andreas Zorn, Gesamtbetriebsratschef von Nestlé Deutschland.

Inflation klettert im Januar auf 8,7 Prozent

Die Inflation in Deutschland ist auch zu Jahresbeginn hoch geblieben. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar um durchschnittlich 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. 

Im Dezember hatte die Teuerungsrate noch 8,6 Prozent betragen. Im Vergleich zum Vormonat verteuerten sich Waren und Dienstleistungen diesmal um 1,0 Prozent. "Der Zuwachs geht wohl in erster Linie darauf zurück, dass im Januar wieder volle Abschlagszahlungen durch die Gas- und Fernwärmeverbraucher zu zahlen waren", sagte der Chefvolkswirt von HQ Trust, Michael Heise. "Zudem gab es keine weiteren Ermäßigungen, sondern leichte Preiserhöhungen bei Kraftstoffen."

"Auch im Februar könnte die Inflationsrate noch einmal hoch ausfallen", erwartet der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. 

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im vierten Quartal 2022 gegenüber dem dritten Quartal 2022 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,2 Prozent gesunken. Damit steht eine Rezession unmittelbar bevor, – falls sich diese Entwicklung im ersten Quartal fortsetzt, wonach es derzeit aussieht.

8.02.2023 20:00 Uhr

US-Tech-Unternehmen Zoom will fast jeden sechsten Arbeitsplatz streichen

Der Videokonferenz-Dienst Zoom hat laut Handelsblatt angesichts der kritischen Wirtschaftslage einen großen Stellenabbau angekündigt. Vorstandschef Eric Yuan teilte den Beschäftigten am Dienstag mit: "Wir haben die harte, aber notwendige Entscheidung getroffen, unser Team um etwa 15 Prozent zu reduzieren."

Rund 1300 Mitarbeiter werden demnächst vor die Tür gesetzt. Yuan gab zudem gekürzte Bezüge und gestrichene Boni für das Top-Management bekannt. Er selbst werde sein Gehalt im kommenden Geschäftsjahr um 98 Prozent senken. Der Dienst wurde besonders im Zuge der "Corona-Krise" zum neuen Standard der digitalen Kommunikation, musste zuletzt aber mit einbrechenden Einnahmen zurechtkommen. 

Wackelt Investitionsstandort Magdeburg? US-Konzern Intel fordert 10 Milliarden Euro Steuergelder vom Bund

Der US-Konzern Intel fordert laut eines Berichts des Handelsblatts für seine geplanten Werke in Magdeburg inzwischen Subventionen vom deutschen Steuerzahler in Höhe von fast zehn Milliarden Euro. Bisher hat die Bundesregierung "lediglich" knapp Sieben Milliarden zugesagt.

Die Nachricht von Intel vom März 2022, eine hochmoderne Chipfabrik in Sachsen-Anhalt errichten zu wollen, hatte für Freude in der Region und bei der Bundesregierung gesorgt. Doch mittlerweile droht das Projekt zu Scheitern. Schuld sind die USA selbst:  Die Regierung in Washington lockt mit enormen Fördersummen "klimafreundliche" Industriegiganten ins Land - unter anderem sind BASF und die deutsche Autorindustrie bereits hellhörig geworden. Hierbei geht es auch um die "Auslagerung" deutscher Arbeitsplätze über den Großen Teich.

Vor einigen Wochen sei Intel auf das zuständige Bundeswirtschaftsministerium zugegangen. Die Frage steht im Raum ob sich die Ansiedlung für den Chiphersteller in Deutschland noch lohne. Deswegen fordert man mehr Geld. Das nächste Treffen soll voraussichtlich an diesem Freitag stattfinden.

ver.di fordert 15 Prozent mehr Gehalt: Millionen Briefe und Päckchen bleiben wegen Warnstreiks bei der Post liegen

Warnstreiks der Postbediensteten haben am Montag und Dienstag erneut die Zustellung von Millionen Briefen und mehreren hunderttausend Paketen ausgebremst. Die Gewerkschaft will mit den Arbeitsniederlegungen in der laufenden Tarifrunde ihrer Forderung nach 15 Prozent mehr Gerhalt Nachdruck verleihen. Die Warnstreiks sollen auch am Dienstag weitergehen.

Bei der Post stieß das Vorgehen der Gewerkschaft auf Unverständnis. Ein Unternehmenssprecher sagte, der Konzern habe für die nächste Runde der Tarifverhandlungen am Mittwoch und Donnerstag bereits ein Angebot angekündigt. Die neuerlichen Warnstreiks seien deshalb überzogen. Das Verhalten der Gewerkschaft gehe zulasten der Kunden des Konzerns.

Gleichzeitig bemühte sich das Unternehmen, die Erwartungen der Streikenden zu dämpfen. Um die Arbeitsplätze in Brief- und Paketgeschäft zu sichern, seien Einkommenssteigerungen in der von ver.di geforderten Größenordnung "nicht vertretbar", bekräftigte der Konzern.

Schwerpunkte der Warnstreiks waren am Montag unter anderem Berlin und Rostock. Am Dienstag wurden Protestkundgebungen in Dortmund, Hamburg, Saarbrücken, Polch (Rheinland-Pfalz), Nürnberg, Frankfurt am Main und Stuttgart abgehalten.

7.02.2023 15:00 Uhr

Weniger Farben und Lacke verkauft - Schwäche am Bau belastet 

In Deutschland sind im vergangenen Jahr deutlich weniger Lacke, Farben und Druckfarben verkauft worden. Der Absatz sank zum Vorjahr um 4,5 Prozent auf 1,53 Millionen Tonnen, wie der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) am Dienstag mitteilte. Der Umsatz stieg indes um 8 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro, sagte Präsident Peter Jansen in Frankfurt. Das liege an der Inflation, die Margen seien stark unter Druck.

Grund für den Mengenrückgang im vergangenen Jahr sei ein schwaches Ergebnis bei Bautenfarben (minus 7 Prozent). Sowohl das Geschäft mit der Bauindustrie als auch mit Privatleuten sei schlecht verlaufen. Auch der Absatz von Druckfarben sank deutlich (minus 8 Prozent), während es bei Industrielacken bergauf ging. So verlief das Geschäft mit der Auto- und Elektroindustrie gut. In der Holz- und Möbelindustrie ging der Verbrauch von Lacken hingegen zurück.

Im laufenden Jahr sein ein weiterer Mengenrückgang um zwei bis drei Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen zu erwarten sowie ein leichter Umsatzanstieg, erklärte der Verband. Teure Rohstoffe und Energie sowie steigende Bürokratiekosten belasteten die Branche.

Berliner Lebensmittellieferant Yababa ist pleite

Der Berliner Lebensmittellieferant Yababa ist insolvent. Wie das Magazin Gründerszene berichtet, ist eine gescheiterte Finanzierungsrunde Anfang des Jahres der Grund dafür. Das Start-up beliefert vor allem arabische und türkische Kunden in deutschen Großstädten.

Die Investoren seien nicht bereit gewesen, die nötigen zehn Millionen Euro bereitzustellen. Der Grund dafür seien die ohnehin schwierige Situation am Lebensmittel-Liefermarkt sowie das gesamte Finanzierungsumfeld.

Die Zukunft der 100 Mitarbeiter an den 42 Standorten ist unklar. Durch das Insolvenzgeld ist das Gehalt der Angestellten lediglich für drei Monate gesichert. Ein neuer Eigentümer wird gesucht. Ob der sich findet, bleibt fraglich.

Inflation führt zu starkem Rückgang der Reallöhne

Im vergangenen Jahr sind die Reallöhne in Deutschland so stark gesunken wie noch nie seit Beginn der statistischen Zeitreihe im Jahr 2008. Die vergleichsweise hohe Inflation von 7,9 Prozent hat die Steigerung der Nominallöhne von 3,4 Prozent vollständig zunichte gemacht und zusätzlich die Kaufkraft der Arbeitnehmer ins Negative gedrückt. Nach vorläufigen Auswertungen nannte das Statistische Bundesamt am Dienstag für die Reallöhne einen Rückgang von durchschnittlich 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Der Wert war in der Corona-Krise bereits seit zwei Jahren rückläufig. Im Jahr 2020 hatte zunächst der Einsatz von Kurzarbeit zu einer negativen Lohnentwicklung geführt. In den vergangenen zwei Jahren war dann der schnelle Anstieg der Verbraucherpreise der wichtigste Grund für den Schwund bei den Reallöhnen. Wegen einer Änderung des Berechnungsschemas sieht sich das Bundesamt nicht in der Lage, die Entwicklung für einzelne Wirtschaftszweige aufzuzeigen.

6.02.2023 17:40 Uhr

Doch kein Trendsetter? Berliner Lastenrad-Start-up Avocargo ist pleite

Laut einem Bericht des Business Insider beantragte Avocargo in der vergangenen Woche einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter des auf die Vermietung von Lastenfahrrädern spezialisierten Unternehmens wurde Rechtsanwalt Philipp Grauer bestellt. Er erklärte: "Leider ist eine geplante Finanzierungsrunde nicht zustande gekommen." Statt einer neuen Finanzierungsrunde solle jedoch ein Verkauf des Unternehmens angestrebt werden. Konkrete Interessenten gebe es aber nicht.

Avocargo war erst 2021 gegründet worden. Noch im selben Jahr hatte die Firma mit einem Free-Floating-Angebot für elektrisch unterstützte Lastenräder in der Hauptstadt begonnen. Die Räder könnenfrei innerhalb des Geschäftsgebiets angemietet und abgestellt werden. Die Ausleihe erfolgt ausschließlich per App.

Vom angekündigten großflächigen Angebot im Bundesgebiet ist bis heute nichts zu merken. Laut Homepage sind die Lastenräder zwei Jahre nach Start nur in Berlin und München verfügbar. Wie es für die Firma weitergeht, wird sich in den nächsten drei Monaten zeigen. Bis dahin erhalten die 17 Beschäftigten noch ihre Gehälter aus dem Insolvenzgeld.

5.02.2023 22:37 Uhr

Sanktionsbedingt: Höhere Dieselpreise in Ostdeutschland

Nach dem Greifen der neuen Sanktionen gegen russische Raffinerieprodukte besteht in Deutschland die Befürchtung, dass die Preise an den Zapfsäulen steigen werden. Experten gehen zwar nicht davon aus, dass es zu drastischen Preissprüngen kommen wird. Doch in Ostdeutschland sind die Preise für Diesel und Benzin bereits jetzt schon teurer als im Bundesdurchschnitt.

Ein Sprecher von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) versicherte, dass die "allgemeine Versorgungssicherheit und die Sicherheit der Versorgung mit Kraftstoffen gewährleistet" sei und auch der Mineralölverband Fuels und Energie sieht keine Versorgungslücke. Der Anteil an Diesel von 12,5 Prozent, den Deutschland aus Russland importierte, werde nun mit Lieferungen aus den USA, Westeuropa und dem Nahen Osten ersetzt. Das neue Embargo sei lange angekündigt gewesen, laut Süddeutscher Zeitung habe man "an den wichtigen Häfen Rotterdam, Antwerpen oder Amsterdam regelrechte Hamsterkäufe gesehen".

Die Lager seien daher voll, was dramatische Preissprünge begrenzen werde. Doch Diesel sei auch auf dem Weltmarkt knapp, wie Thomas Puls vom Institut der Deutschen Wirtschaft erklärte. Wenn die EU nicht mehr in Russland kaufe, müsse der Diesel aus weiter entfernten Gegenden, wie Saudi-Arabien, kommen. Da die Kapazität der Schiffe begrenzt sei und sich die Fahrtwege als länger erweisen, verteuere sich auch der Transport.

Für Ostdeutschland sieht es bereits jetzt etwas anders aus, was vor allem an zwei Faktoren liegt: an der neuen Embargo-Stufe und der Tatsache, dass die Raffinerien in Schwedt und Leuna nicht mit voller Kapazität arbeiten. Die Raffinerien bezogen vor allem russisches Öl aus der Druschba-Pipeline und arbeiten seit dem Greifen der Sanktionen nur noch mit geringer Kapazität. So lag die Auslastung der PCK-Raffinerie in Schwedt zuletzt nur noch bei etwa 55 Prozent. Als Ersatz kommen nun Lieferungen über Rostock. Diese sollten laut dem Notfallplan der Bundesregierung auch über den Hafen Danzig erfolgen, doch Polen blockiert die Lieferung an die PCK-Raffinerie (RT DE berichtete).

Als Folge macht sich die niedrigere Produktion der beiden ostdeutschen Raffinerien regional bemerkbar. Der Tankstellenpreis im Osten ist deshalb laut Fuels und Energie bei Benzin rund 2,5 Cent und bei Diesel rund 1 Cent je Liter höher als im Bundesdurchschnitt.

Angst vor neuen Lieferengpässen: Firmen hamstern Elektronik-Bauteile

Auch nach der Corona-Krise ist eines geblieben: Die Angst der Unternehmen vor erneuten Lieferengpässen bei unentbehrlichen elektronischen Bauteilen. Um künftig gewappnet zu sein, haben sich viele Firmen von der zeitnahen Lieferung verabschiedet und setzen nun auf große Lager, die allerdings auch teuer sind. Und eine wirkliche Besserung der Lage ist nicht in Sicht. Christoph Antener, Einkaufschef des Elektronikherstellers Katek, sagte dem Handelsblatt:

"Sowohl unsere Kunden als auch wir selbst haben inzwischen Komponenten für zwölf Wochen auf Lager. Damit stellen wir sicher, dass wir mehrere Monate weiterarbeiten können, auch wenn die Lieferungen ausbleiben."

Auch Unternehmensberater bei McKinsey sind davon überzeugt, dass die Lieferketten in Zukunft auch mit Blick auf die gegenwärtigen Krisen – die Folgen der Corona-Krise, der Ukrainekrieg, die Spannungen zwischen den USA und China – nie mehr so robust sein werden wie in der Vergangenheit. Die nächste Unterbrechung werde kommen:

"Nur weiß heute noch niemand, wie sie aussehen wird", sagte Knut Alicke von McKinsey dem Handelsblatt.

Besonders in der Corona-Krise hatten Lieferengpässe bei Elektronik-Bauteilen die Automobilindustrie teils über Monate hinweg immer wieder lahmgelegt. Die EU versuchte daraufhin, mit milliardenschweren Subventionen die Halbleiterproduktion innerhalb der EU anzusiedeln und so weniger abhängig von Lieferanten aus Übersee zu sein. Bis die ersten Werke mit dem Serienbetrieb starten, werden allerdings noch Jahre vergehen. Ein großes Problem dabei ist, dass die deutsche Industrie auf Lieferanten angewiesen ist, die sich auf einige wenige Regionen und Länder konzentrieren. Batteriezellen stammen etwa überwiegend aus China, während Wafer vor allem in Japan und Taiwan gefertigt werden. Der Präsident des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI, Gunther Kegel, sieht in vielen Bereichen "eine gefährliche Abhängigkeit".

Hinzu kommt, dass der Bauteilmangel noch lange nicht vorbei ist: Es gebe nach wie vor Engpässe, und das bei eigentlich vollen Auftragsbüchern. Vor allem Microcontroller seien knapp, aber auch Halbleiter aus reiferen Produktionsverfahren. Ändern werde sich dies voraussichtlich erst Mitte oder Ende 2023. Der Auto-Branchenverband VDA warnt sogar, dass Autochips bis 2026 Mangelware bleiben werden. Das werde die globale Fahrzeugproduktion um ein Fünftel verringern.

Ein Ende der Krise ist weiterhin nicht in Sicht: Bei einigen Bauteilen gibt es zwar Alternativen aus europäischen Ländern, doch die Kunden sind meist nicht bereit, die höheren Preise für Elektronik aus der Region zu bezahlen. Leiterplatten aus europäischer Fertigung seien beispielsweise 40 bis 60 Prozent teurer als Produkte aus Fernost.

4.02.2023 17:40 Uhr

EU-Staaten wollen Preis für russische Dieselexporte begrenzen

Die EU will Russland gemeinsam mit internationalen Partnern dazu zwingen, Erdölprodukte wie Diesel künftig unter dem Marktpreis an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Eine am Freitag von Regierungsvertretern erzielte Absprache sieht eine Preisobergrenze von vorerst 100 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) vor, wie mehrere Diplomaten der dpa in Brüssel bestätigten. Umgerechnet sind das derzeit rund 91 Euro.

Zum Vergleich: An internationalen Börsen wurde ein Barrel Diesel zur Lieferung nach Europa zuletzt zu Preisen von umgerechnet etwa 100 bis 120 Euro gehandelt. Für weniger hochwertige Erzeugnisse soll eine Preisobergrenze von zunächst 45 US-Dollar (41 Euro) pro Barrel gelten.

Um die Preisobergrenze durchzusetzen, soll geregelt werden, dass für den Export russischer Ölerzeugnisse wichtige Dienstleistungen künftig nur noch dann erbracht werden dürfen, wenn der Preis des exportierten Öls die Preisobergrenze nicht überschreitet. Westliche Reedereien könnten mit ihren Schiffen damit weiterhin russische Ölprodukte in Drittstaaten wie Indien transportieren. Auch soll die Regelung für andere wichtige Dienstleistungen wie Versicherungen, technische Hilfe sowie Finanzierungs- und Vermittlungsdienste gelten.

3.02.2023 21:28 Uhr

Daten zu US-Arbeitsmarkt erhöhen Druck auf DAX

Ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht hat den Druck auf den deutschen Aktienmarkt am Freitag kurzzeitig etwas erhöht. Nach seinem Anstieg am Vortag bis auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr verlor der Dax zeitweise gut ein Prozent. Letztlich schloss der Leitindex aber nur 0,21 Prozent tiefer bei 15.476,43 Punkten. Damit rettete er trotz aufkeimender Zinssorgen noch ein Wochenplus von mehr als zwei Prozent ins Ziel. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am letzten Handelstag der Woche um 0,10 Prozent auf 29.778,59 Zähler.

Hintergrund dessen sind Berichte, wonach die Erwerbslosigkeit in den USA überraschend weiter gesunken sei: Die Arbeitslosenquote fiel im Januar auf 3,4 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Dies ist die niedrigste Arbeitslosenquote seit dem Mai 1969. Zeitweise hatte die Coronakrise zu einem deutlichen Anstieg der Beschäftigungslosigkeit geführt und die Quote war im Jahr 2020 bis auf über 14 Prozent gestiegen. Im Dezember hatte die Arbeitslosenquote noch bei 3,5 Prozent gelegen.

Die Anleger hatten nach den jüngsten Zinsentscheiden der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) zunächst wieder mehr Hoffnung, dass die Zinsspirale bald enden könnte. Diese Hoffnungen bekommen nun aber durch starke Jobdaten aus den USA erst einmal wieder einen Dämpfer.

Medienbericht: Polen blockiert Öl-Lieferungen für PCK-Raffinerie Schwedt

Seit Beginn der Embargos gegen russisches Öl läuft die Auslastung der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt nur mit gedrosselter Auslastung. Zuvor wurde die Raffinerie fast ausschließlich mit russischem Öl aus der Druschba-Pipeline versorgt. Die Bundesregierung legte aufgrund dessen im vergangenen Jahr einen Notfallplan vor, der Schiffslieferungen über die Häfen Rostock und Danzig vorsah. Auch Lieferungen aus Kasachstan sollten die Lage stabilisieren.

Doch bisher ist die Lage in Schwedt alles andere als stabil: In den ersten Januarwochen lag die Auslastung nur bei knapp 50 Prozent, da die Lieferungen aus Polen stockten. Der Grund war lange unklar. Doch nun ergaben Recherchen von Business Insider, dass sich die polnische Regierung gegen die Entladung von Schiffen, die vom russischen Staatskonzern Rosneft geordert wurden, sperrte. Rosneft ist Mehrheitsanteilseigner an der PCK-Raffinerie.

Das polnische Wirtschaftsministerium bestätigte auf Anfrage von Business Insider, dass man keine Maßnahmen ergreifen werde, die Rosneft Deutschland unterstützten. Polen fordert seit Längerem eine Enteignung des Unternehmens, das bisher unter Treuhandverwaltung durch die deutsche Bundesnetzagentur steht.

Knietief im Dispo: Hohe Lebenshaltungs- und Energiekosten lenken immer mehr Deutsche in Schuldenspirale 

Das Ergebnis der jüngsten Umfrage der Verbraucherzentrale-Bundesverband hat ergeben, dass in Deutschland jeder siebte Verbraucher (14 Prozent) in letzter Zeit sein Konto überzogen oder seinen Dispokredit in Anspruch genommen hat. 

Laut dem ARD-Hauptstadtstudio gaben 48 Prozent der Befragten als von ihnen wahrgenommene Gründe die aktuelle Inflation oder die hohen Energiepreise an. Wiederum neun Prozent der Befragten gehen zudem davon aus, dass sie die gestiegenen Kosten auf Dauer nicht bewältigen können. Die Verbraucherzentralen betrachten diese Entwicklung kritisch, da wie die übrigen Verbraucherkredite der Dispo ursprünglich nicht dazu gedacht sei, das Leben zu finanzieren, sondern eher für kurzfristige Anschaffungen genutzt werden sollte.

Aufgrund eines "technischen Problems in der Daten­aufbereitung" kann die vorläufige Inflationsrate für den Monat Januar nicht zum geplanten Termin veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung verschiebt sich daher laut offizieller Pressemitteilung in die 6. Kalenderwoche vom 6. bis 10. Februar 2023. 

1.02.2023 21:01 Uhr

"De-Industrialisierungsminister": Kretschmer kritisiert Habeck und Bundesnetzagentur

Nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) am Mittwoch ein Gutachten der Bundesnetzagentur vorgestellt hatte, wonach die Stromversorgung in Deutschland auch bei steigenden Verbrauch gesichert sei, wurde dieses von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) als unseriös bezeichnet. Kretschmer sagte dem MDR, Habeck gehe von Prämissen aus, die klar erkennbar nicht einträten.

Eine Verdreifachung der Stromerzeugung aus Photovoltaik innerhalb kürzester Zeit sei illusorisch, von Habeck sprach er in diesem Zusammenhang als "De-Industrialisierungsminister". Was derzeit in Berlin geschehe, sei nicht im Interesse des Landes.

Laut dem von Habeck vorgestellten Gutachten sei eine sichere Stromversorgung auch bei einem vorgezogenen Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 sichergestellt. In der Analyse des Bundes wurden neben dem höheren Stromverbrauch, etwa für E-Autos, Wärmepumpen und Elektrolyseanlagen, auch die Ausbauziele des Bundes für erneuerbare Energien berücksichtigt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse demnach weiter vorangetrieben werden.

Die Energiemengen aus Kohle müssen laut Bericht anderweitig kompensiert werden, um die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten. Dies könne geschehen, indem man emissionsärmere Stromproduktionskapazitäten durch den Ausbau von erneuerbaren Energien oder etwa durch erdgasbefeuerte wasserstofffähige Kraftwerke vorantreibe. Die Bundesregierung will auch zeitnah eine "Kraftwerksstrategie 2026" vorlegen, die den Rahmen für den Bau neuer Kraftwerke festlegen soll.

Atomreaktor Tihange 2 in Belgien geht endgültig vom Netz

Nach 40 Jahren Laufzeit ist in Belgien der Atomreaktor Tihange 2 nahe der deutschen Grenze endgültig vom Netz gegangen. Wie die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf den Betreiber Engie Electrabel berichtet, wurde der Meiler am Dienstabend um 22:45 Uhr abgeschaltet. In dem Atomkraftwerk, das etwa 60 Kilometer von Aachen in Nordrhein-Westfalen entfernt liegt, gibt es noch zwei weitere Reaktoren. Belgien betreibt drei weitere Reaktoren im Kernkraftwerk Doel nahe Antwerpen.

Bereits im September war im Rahmen des geplanten Atomausstiegs der Meiler Doel 3 vom Netz genommen worden. Die nächsten Abschaltungen sind für 2025 vorgesehen. Ursprünglich war geplant gewesen, sämtliche belgischen Kernkraftwerke bis 2025 vom Netz zu nehmen. Vor dem Hintergrund der Energiekrise sollen die Reaktoren Tihange 3 und Doel 4 nun jedoch bis mindestens Ende 2035 weiterlaufen.

In Deutschland gibt es schon seit geraumer Zeit Kritik an den aus den 1970er und 1980er Jahren stammenden belgischen Atomkraftwerken. Bei den Reaktoren im Nachbarland wurden mehrfach Mängel wie marode Betonteile festgestellt. In der Vergangenheit hatten die Stadt Aachen und die Bundesregierung deshalb mehrfach gefordert, die Kraftwerke stillzulegen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis90/Die Grünen) begrüßte In der Rheinischen Post die Stilllegung des AKWs. Dies orge für "mehr Sicherheit in beiden Ländern", in der Vergangenheit hätten Berichte über Risse in den Reaktordruckbehältern die "Bevölkerung beunruhigt".

Zahl der Apotheken schrumpft im Rekordtempo 

Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt immer weiter. Ende vergangenen Jahres zählte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) 18.068 Betriebsstätten. Der Rückgang um 393 sei der größte jährliche Verlust in der Geschichte der Bundesrepublik, teilte der Verband am Mittwoch mit.

Dabei sei nicht nur die Zahl der selbstständigen Apotheker gefallen, sondern erstmals auch die Zahl der von ihnen betriebenen Filialen. Die Apothekendichte in Deutschland liege bei 22 Apotheken pro 100.000 Einwohnern und damit weit unter dem europäischen Durchschnitt von 32.

"Immer mehr Apotheken machen dicht. Das ist ein schmerzlicher Verlust für viele Patientinnen und Patienten, für die der Weg zur nächsten Apotheke nun länger wird", sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Viele Inhaber gäben auf, weil sie nicht genug qualifiziertes Personal oder keine Nachfolge fänden.

Um die Arzneimittelversorgung flächendeckend zu sichern, brauche es ein Gegensteuern, forderte Overwiening. "Die Politik muss unbedingt verlässliche Rahmenbedingungen für den Apothekenbetrieb schaffen und den Abbau bürokratischer Lasten vorantreiben."

Eon-Chef Birnbaum sieht Wettbewerbsfähigkeit Europas gefährdet

Der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größtem Energieversorger Eon, Leonhard Birnbaum, sieht infolge der Energiekrise die Wettbewerbsfähigkeit Europas gefährdet. Am Dienstagabend sagte er vor Journalisten in Essen:

"Wir verlieren gegenüber den USA und Asien an Boden."

Durch die Umstellung auf Flüssiggas (LNG) per Schiff werden die Energiepreise seiner Meinung nach nicht mehr auf das Vorkriegsniveau zurückkommen. Die europäische Gesellschaft müsse deshalb "jetzt die Ärmel hochgekrempelt lassen" und für ihren Wohlstand kämpfen, so Birnbaum.

Der Manager erneuerte seinen Appell, weiter Energie zu sparen und sich nicht in Sicherheit zu wiegen. Gleichzeitig brauche es attraktivere Investitionsanreize für internationale Kapitalgeber, um die grüne Transformation voranzutreiben.

"Der Wettbewerb um internationales Kapital wird schwieriger", sagte Birnbaum. Dies gelte für Eon und für Europa. Als Positivbeispiel führte er den Inflation Reduction Act in den USA an. Mit dem Förderprogramm zur Bekämpfung der Inflation hat die USA laut dem Manager einen energie- und wirtschaftspolitischen Rahmen geschaffen, "den sich viele in der aktuellen Situation in Europa wünschen würden".

Birnbaum forderte, die Energiewende besonders voranzutreiben. 2023 müsse neuen Schub bringen "vor allem für die richtigen regulatorischen Anreize, damit sich Investitionen insbesondere in Energieinfrastruktur wieder lohnen". Der Eon-Chef forderte Bürokratieabbau:

"Denn was nützt das Ziel, in Deutschland ein Windrad in zehn Monaten zu genehmigen, wenn wir zehn Jahre für die Leitung benötigen, die den daraus erzeugten Strom weiterleitet?"

Eon will bis 2026 europaweit 22 Milliarden Euro in den Ausbau der Netzinfrastruktur stecken. Dafür brauche es aber passende Investitionsbedingungen, mahnte Birnbaum an. 2022 habe klargemacht, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit sei. Vor diesem Hintergrund seien die staatlichen Interventionen unvermeidlich und richtig gewesen. Aber er warnte davor, in "eine unüberlegte Staatsgläubigkeit" zurückzufallen.

31.01.2023 21:28 Uhr

Versorgung gefährdet? Einspeicherung am Gasspeicher Rehden wegen Verpuffung gestoppt

Nach einer Verpuffung ist die Einlagerung von Gas in der Speicheranlage Rehden gestoppt worden. Wie die Bundesnetzagentur am Dienstagabend mitteilte, erwarte man durch den Zwischenfall am Dienstag bisher aber keine Auswirkungen auf die Gasversorgung in Deutschland. Die Anlage im Landkreis Diepholz in Niedersachsen ist der größte Gasspeicher in Deutschland.

Die Speicheranlage sei vorsorglich abgeschaltet worden. Fachleute der Betreiberfirma sowie ein Mitarbeiter der Aufsichtsbehörde – des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) – seien vor Ort, um die Ursache für die Verpuffung zu ermitteln. Hinweise auf eine Fremdeinwirkung gebe es keine, teilte ein LBEG-Sprecher mit. Ein derartiger Zwischenfall komme zwar nicht oft vor, aber wo Technik zum Einsatz komme, könne "so etwas schon einmal passieren".

Die Verpuffung sei an einer sogenannten Fackel passiert. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um eine Sicherheitseinrichtung, die etwa zum Druckabbau genutzt wird. "Das ist jetzt in etwa so, wie wenn eine Notausgangstür nicht mehr aufgeht", erklärte der Sprecher. Durch die Verpuffung wurde demnach niemand verletzt; auf die Umwelt wurden keine Auswirkungen festgestellt.

Wann die Gaseinspeicherung fortgesetzt werden soll, könne noch nicht gesagt werden. "Glücklicherweise passierte die Verpuffung in einer Speicher- und nicht in einer Abgabephase", betonte der Sprecher. Bisher ist nicht davon auszugehen, dass die Gasversorgung beeinträchtigt ist.

Einzelhandel rechnet mit schwierigem Jahr

Angesichts von Inflation und Konsumflaute rechnet der Einzelhandel in Deutschland in diesem Jahr mit eher schlechten Geschäften. Der Umsatz werde preisbereinigt voraussichtlich um drei Prozent zurückgehen, prognostizierte der Handelsverband Deutschland (HDE) am Dienstag. Nur wegen der Inflation werde der Umsatz nominal – mit Preiserhöhungen eingerechnet – um zwei Prozent steigen.

Knapp die Hälfte des Einzelhandels erwartet nach einer Umfrage des Verbandes unter 900 Unternehmen Umsätze auf Vorjahresniveau oder knapp darüber, etwa ein Drittel leicht unter Vorjahr, und rund 18 Prozent gehen von deutlichen Umsatzrückgängen aus.

"Der Einzelhandel behauptet sich 2023 unter nach wie vor schwierigen Bedingungen gut, verliert jedoch leicht an Boden", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. Die Zahl der Betriebe im Handel werde weiter sinken. Das Umfeld bleibe von Unsicherheit geprägt. Jedoch biete die Digitalisierung nach wie vor große Chancen. Für den Onlinehandel geht der HDE gegen den allgemeinen Trend von einem nominalen Plus von acht Prozent im Vorjahresvergleich aus, was einem preisbereinigten Wachstum von vier Prozent entspricht.

Zahl der Arbeitslosen in Deutschland steigt auf 2,616 Millionen

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Januar in Deutschland gestiegen. Im ersten Monat des Jahres waren 2,616 Millionen Menschen ohne Job, 162.000 mehr als im Dezember und 154.000 mehr als im Januar 2022. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,3 Punkte auf 5,7 Prozent.  

Der Anstieg sei "jahreszeitlich üblich", hieß es bei der BA. Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Andrea Nahles, betonte:

"Der Arbeitsmarkt blieb auch am Jahresanfang stabil. Auswirkungen der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sind jedoch weiterhin erkennbar."

Zu Jahresbeginn habe die Nachfrage nach Arbeitskräften zwar leicht nachgelassen, teilte die BA weiter mit. Insgesamt zeige sich der Personalbedarf aber stabil auf vergleichsweise hohem Niveau. Es waren 764.000 Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet, 27.000 weniger als vor einem Jahr. Saisonbereinigt habe sich der Bestand der bei der Agentur gemeldeten Arbeitsstellen gegenüber dem Vormonat um 2.000 erhöht, hieß es. Stichtag für die erhobenen Arbeitsmarktdaten war der 12. Januar.

30.01.2023 13:25 Uhr

Großflächiger Stromausfall: Landkreis Harz stundenlang ohne Strom

Ein großflächiger Stromausfall hat in der Nacht auf Montag im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt zehntausende Haushalte lahmgelegt. Die Störung war auch am Vormittag noch nicht komplett behoben. In Halberstadt komme es punktuell weiter zu Stromausfällen, sagte ein Sprecher des Landkreises Harz der dpa am Montag. Die Störung solle laut dem Netzbetreiber im Laufe des Tages behoben werden, sagte er.

Im Landkreis Harz war der Strom großflächig ausgefallen. In der Nacht zu Montag seien für mehrere Stunden die Städte Halberstadt, Blankenburg, Teile von Wernigerode und mehrere Gemeinden ohne Strom gewesen, teilte der Kreisbrandmeister des Landkreises Harz mit.

Ursache war laut dem Netzbetreiber Avacon Eisregen und damit verbundene Beschädigungen im Stromnetz. Eine Leitung soll gerissen sein. Laut Avacon seien mehrere Einsatzteams unterwegs gewesen, um die Versorgung wieder herzustellen. "Die ersten Kunden konnten bereits nach einer Stunde wieder versorgt werden", hieß es. Seit 2.00 Uhr seien alle Kunden komplett wieder versorgt. Der MDR berichtete jedoch, dass es am Vormittag auch in Blankenburg erneut zu einem Stromausfall kam.

Deutsche Wirtschaft zum Jahresende 2022 geschrumpft

Rekordinflation und Energiekrise haben die Konjunktur in Deutschland zum Ende des vergangenen Jahres ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte. Zunächst war die Wiesbadener Behörde von einer Stagnation der Wirtschaftsleistung im Zeitraum Oktober bis Dezember ausgegangen.

Insgesamt wuchs Europas größte Volkswirtschaft im vergangenen Jahr trotz des Gegenwinds um 1,8 Prozent. Im vierten Quartal fielen den Angaben zufolge vor allem die privaten Konsumausgaben, die die deutsche Wirtschaft im bisherigen Jahresverlauf gestützt hatten, niedriger aus als im Vorquartal.

Nach Ansicht vieler Ökonomen wird die deutsche Wirtschaft auch in diesem Jahr leicht schrumpfen. Weil der Staat Privathaushalte und Unternehmen mit Milliardensummen bei den kräftig gestiegenen Energie-Kosten entlastet, erwarten manche Volkswirte hingegen ein leichtes Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr.

Philips streicht weltweit weitere 6.000 Stellen 

Der angeschlagene Medizintechnikhersteller Philips will durch einen weiteren massiven Stellenabbau in den kommenden Jahren die Profitabilität kräftig erhöhen. Zusätzlich zu dem bereits im Oktober angekündigten Abbau von rund 4.000 Stellen sollen 6.000 weitere gestrichen werden, wie der Siemens-Healthineers-Konkurrent am Montag in Amsterdam bei der Vorlage der Zahlen für das vergangene Jahr mitteilte. Ende September vergangenen Jahres hatte Philips etwas mehr als 79.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit dem Sparkurs soll die zuletzt niedrige operative Rendite wieder in den zweistelligen Bereich getrieben werden. Neben den Kosteneinsparungen will Philips dies auch durch ein wieder stärkeres Wachstum erreichen.

29.01.2023 20:42 Uhr

Rosneft Deutschland sieht gute Chancen für Öl aus Kasachstan

Seitdem die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt infolge antirussischer Sanktionen kein Rohöl aus Russland mehr beziehen darf, ist der Betreiber auf der Suche nach einem zuverlässigen Ersatzlieferanten. Die auf dem freien Markt beziehbaren Mengen reichen für einen wirtschaftlichen Vollbetrieb nicht aus und werden überdies zu überhöhten Preisen angeboten. Nun könnte sich eine mittelfristige Lösung für die Raffinerie abzeichnen. 

Der Mitgesellschafter der brandenburgischen PCK-Raffinerie, Rosneft Deutschland, hat sich bezüglich möglicher Öllieferungen aus Kasachstan zuversichtlich gezeigt. Man befinde sich in "weiterführenden Gesprächen", sagte ein Sprecher der Tochterfirma des russischen Ölkonzerns Rosneft. Rosneft Deutschland und die verbundene RN Refining & Marketing sind Mehrheitsgesellschafter der PCK-Raffinerie und stehen seit der Einführung antirussischer Sanktionen unter Treuhandverwaltung des Bundes. 

Rosneft Deutschland hält für eine ausreichende Auslastung der Raffinerie nicht nur Öl aus Rostock und Danzig für nötig, sondern auch aus Kasachstan. Seit dem Jahreswechsel fließt nach einer Entscheidung der Bundesregierung kein russisches Öl mehr über die Pipeline Druschba zu PCK. Stattdessen wurde zunächst Rohöl über den Hafen Rostock angeliefert. Derzeit ist die Raffinerie zu etwas mehr als 50 Prozent ausgelastet. Dazu soll Öl kommen, das über den Danziger Hafen transportiert wird. Neun von zehn Autos in Berlin und Brandenburg laufen laut PCK mit Treibstoff aus Schwedt.

Forschungsinstitute: Deutsche Wirtschaft vor langer Schwächephase

Der deutschen Wirtschaft steht nach Einschätzung prominenter Ökonomen eine jahrelange Phase schwachen Wachstums bevor. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen und das Ifo-Institut in München gehen übereinstimmend davon aus, dass die jährlichen Wachstumsraten mittelfristig unter einem Prozent liegen werden, viel niedriger als im Schnitt der vergangenen dreißig Jahre. DIW-Präsident Marcel Fratzscher sagt:

"Das Wirtschaftswachstum in Deutschland dürfte in diesem Jahrzehnt deutlich schwächer ausfallen als in den 2010er-Jahren. Die Abschwächung des Wirtschaftspotenzials Deutschlands geht auf eigene Versäumnisse zurück und hat wenig mit dem Krieg in der Ukraine oder der Corona-Pandemie zu tun."

Das Potenzialwachstum für die deutsche Wirtschaft dürfte ihm zufolge in diesem Jahrzehnt auf unter 1,0 Prozent sinken. Das sei vor allem dem Rückgang der Beschäftigung durch Demographie und Fachkräftemangel geschuldet. Schuld seien Versäumnisse der vergangenen 20 Jahre, darunter die "bisher gescheiterte ökologische Transformation", überbordende Bürokratie, das staatliche Investitionsdefizit sowie der Fachkräftemangel. Sollte die "verschlafene Transformation" zu einer Deindustrialisierung führen, dann könnte das Wachstumspotenzial noch stärker sinken. 

Die mittelfristige Projektion des IfW Kiel weist bis 2027 einen Rückgang des jährlichen Wirtschaftswachstums auf unter 0,7 Prozent aus, eine Halbierung gegenüber den durchschnittlichen 1,4 Prozent der vergangenen 30 Jahre. Deutschland laufe "in erhebliche Verteilungskonflikte hinein", weil die Babyboomer-Generation in Rente geht, sagte IfW-Chef Stefan Kooths. Da weniger Menschen ins Arbeitsleben nachrücken, könne das Ausscheiden der Älteren nicht mehr kompensiert werden. Der demografische Wandel kann laut Ifo-Konjunkturforscher Robert Lehmann die Inflation befeuern, da die "hohen Ersparnisse der dann lebenden Rentnergeneration zu einem deutlichen Konsumschub" führen, die Produktion aber geringer wachse.

28.01.2023 17:40 Uhr

Deutscher Städtetag: Jedes fünfte Krankenhaus von Insolvenz bedroht

Zum Abschluss des Deutschen Städtetags hieß es, dass jedes fünfte Krankenhaus in Deutschland von der Insolvenz bedroht sei. Das berichtete die Tagesschau am Donnerstag. Nach Aussage des Vizepräsident des Deutschen Städtetages, Oberbürgermeister Burkhard Jung aus Leipzig, müsse man einen Härtefonds mit sechs Milliarden Euro einrichten. Um ein Kliniksterben zu verhindern, seien 1,5 Milliarden Soforthilfe nötig. Nach den Sitzungen des kommunalen Spitzenverbandes sagte Jung in Chemnitz:

"Viele Krankenhäuser stehen mit dem Rücken zur Wand. Die höheren Kosten wegen der Inflation, zum Beispiel für Medizinprodukte, und die steigenden Energiepreise können durch Fallpauschalen nicht refinanziert werden. Weil Personal fehlt, werden teilweise Stationen geschlossen und es können weniger Patienten aufgenommen werden."

In einer Pressemitteilung vom 26. Januar 2023 warnt der Städtetag vor baldigen Krankenhaus-Insolvenzen:

"Die Städte appellieren an Bund und Länder, die Krankenhäuser und Notfallversorgung krisenfest aufzustellen und mit der Reform die strukturelle Unterfinanzierung zu beseitigen. Sie warnen vor Krankenhaus-Insolvenzen in den nächsten Monaten, wenn nicht schnell Hilfen vor Ort ankommen."

27.01.2023 22:47 Uhr

Steuereinnahmen steigen stärker als erwartet

Im vergangenen Jahr sind die Steuereinnahmen von Bund und Ländern deutlicher gestiegen als erwartet: Sie legten um gut sieben Prozent oder knapp 54 Milliarden auf 814,9 Milliarden Euro zu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervorgeht. Experten hatten mit einem Zuwachs von gut sechs Prozent gerechnet.

Im ersten Halbjahr waren die Entwicklungen deutlich besser gewesen, im zweiten Halbjahr senkten die Hilfspakete der Bundesregierung im Rahmen der Energiekrise die Einnahmen des Staates. Deutliche Zuwächse gab es 2022 unter anderem bei der Umsatzsteuer: Hier zeigten sich die Nachholeffekte der Corona-Krise. Auch die Einnahmen des Staates aus der Lohnsteuer stiegen durch weniger Kurzarbeit. Das Aufkommen aus der Körperschaftssteuer, die maßgeblich von der Gewinnentwicklung der Unternehmen abhängt, ging ebenfalls spürbar nach oben.

Das FDP-geführte Finanzministerium kündigte im Monatsbericht zudem an, die Bürokratie im Steuerbereich abbauen zu wollen. Vorschläge dazu sollten vorgelegt werden. Für das Jahr 2024 sollen außerdem erneut die Regeln der Schuldenbremse eingehalten werden.

Aus für staatliche Hilfen bei Öl- und Pellet-Heizungen – Länder protestieren

Nach der Entscheidung des Bundestags-Haushaltsausschusses, die staatlichen Hilfen für Unternehmen beim Einkauf von Öl, Holz und Pellets vorerst wieder zu streichen, kommt von den Ländern und teils auch aus der Ampelkoalition selbst scharfe Kritik. Firmen nutzen diese Energieträger beispielsweise zum Heizen.

Am Mittwoch hatten die Haushälter der SPD, Grünen und FDP 375 Millionen Euro freigegeben, um kleine und mittlere Unternehmen zu entlasten, die besonders stark von den hohen Energiepreisen betroffen sind. Weitere 375 Millionen Euro entsperrte der Haushaltsausschuss für Härtefälle bei Kultureinrichtungen. In beiden Fällen verständigten sich die Ampel-Haushälter jedoch darauf, "die Härtefallregelungen auf die Entlastung von Strom und leitungsgebundene Energieträger (Gas, Wärme) zu begrenzen und die Härtefallregelung nicht auf leitungsungebundene Energieträger (zum Beispiel Heizöl, Pellets) auszuweiten".

Dabei wurden die Härtefallhilfen für Öl und Pellets erst kurz vor Schluss des Gesetzgebungsverfahrens auf Verlangen der SPD mit in die Verhandlungen einbezogen. Kritik an der Entscheidung kam aus den Ländern. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) teilte dem Handelsblatt mit:

"Diese Entscheidung wäre für die Bundesregierung höchst blamabel und für viele mittelständische Unternehmen ein Desaster, denn sie ist das exakte Gegenteil der noch im Dezember getroffenen Zusage."

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), derzeit Vorsitzender der Wirtschaftsministerkonferenz, hat sich in einem Protestbrief an die Ampel gewandt. Dieser soll dem Handelsblatt vorliegen. Aiwanger beschwerte sich demnach:

"Erst werden Hilfen angekündigt, dann macht Berlin einen Rückzieher und vertrödelt erneut Monate an kostbarer Zeit."

Auch innerhalb der Ampelkoalition war man mit diesem Vorgehen nicht einverstanden, daher will man sich nun zumindest dafür einsetzen, dass die Einschränkungen für die Freigabe der nächsten Tranchen durch den Haushaltsausschuss nicht mehr gelten. Weitere 625 Millionen Euro sind jeweils noch für kleine und mittlere Unternehmen und für Kultureinrichtungen hinterlegt.

26.01.2023 21:34 Uhr

Chemiekonzern Dow will rund 2.000 Jobs streichen

Der US-Chemiekonzern Dow will in diesem Jahr weltweit rund 2.000 Stellen streichen. Zudem sollen vor allem in Europa bestimmte Anlagen geschlossen werden, um den Konzern langfristig wettbewerbsfähig zu halten. In Deutschland hat Dow Standorte etwa in Berlin, Rostock, Wiesbaden und im badischen Rheinmünster. Mit diesen und weiteren Maßnahmen will Konzernchef Jim Fitterling rund eine Milliarde US-Dollar (918 Millionen Euro) einsparen.

In Europa habe das Unternehmen vor allem mit den Energiekosten zu kämpfen, erklärte Fitterling. Die hohen Gaspreise machen der deutschen Chemiebranche generell zu schaffen. Zusätzlich will Fitterling die Kosten etwa für Rohstoffe und Logistik drosseln, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Dow werde im Zusammenhang mit dem Sparprogramm Kosten von 550 Millionen bis 725 Millionen US-Dollar im ersten Quartal verbuchen – etwa für Abfindungen, Schließungen oder Abschreibungen.

Jüngsten Angaben zufolge beschäftigt Dow rund 37.800 Menschen in insgesamt 31 Ländern. In Europa ist der Konzern in einer Reihe von Ländern tätig, neben Deutschland mit rund 3.600 Mitarbeitern etwa in Frankreich, Belgien und Großbritannien.

IBM streicht etwa 3.900 Jobs – Quartalsumsatz stagniert 

Als nächstes Schwergewicht der Tech-Branche baut der Computerkonzern IBM mehrere tausend Arbeitsplätze ab. Es gehe um ungefähr 3.900 Jobs, also rund 1,5 Prozent der weltweiten Belegschaft, teilte IBM-Finanzchef James Kavanaugh dem Finanzdienst Bloomberg mit. Zugleich sollen auch neue Mitarbeiter in Wachstumsbereichen eingestellt werden, wie er ankündigte.

IBM meldete am Mittwoch für das vergangene Quartal einen Umsatz auf Vorjahresniveau von 16,7 Milliarden Dollar (15,3 Milliarden Euro). Die Erlöse lagen damit etwas über den Erwartungen von Analysten. Der Gewinn stieg unterdessen um 17 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar. Die Aktie gab im nachbörslichen Handel nach Vorlage der Zahlen zeitweise um rund zwei Prozent nach.

IBM-Chef Arvind Krishna arbeitet daran, den IT- und Beratungskonzern stärker auf das Cloud-Geschäft auszurichten. Im gesamten vergangenen Jahr legten die Erlöse aus Cloud-Angeboten um elf Prozent auf 22,4 Milliarden Dollar zu.

(rt/dpa)

SAP setzt den Rotstift an: 3.000 Stellen werden gestrichen

Nach dem US-Marktführer IBM plant jetzt auch der deutsche Platzhirsch SAP Einschnitte beim Personal. Laut einem Bericht des Handelsblatts hat der Softwarehersteller am Donnerstag ein "gezieltes Restrukturierungsprogramm in ausgewählten Bereichen des Unternehmens" angekündigt. Rund 3.000 Mitarbeiter seien weltweit betroffen, davon 200 in Deutschland, verriet Vorstandssprecher Christian Klein. 

Man wolle schließlich "den Fokus stärker auf strategische Wachstumsbereiche legen", sagte der Manager bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2022. SAP steigerte den Umsatz im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 30,87 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis stagnierte jedoch bei 4,7 Milliarden Euro.

25.01.2023 19:25 Uhr

Auto-Riese Ford stellt auf Elektroautos um: 3.200 Arbeitsplätze im Kölner Werk in Gefahr

Am Montag haben der Betriebsrat und die IG Metall im Kölner Ford-Werk die Pläne zum Personalabbau des US-amerikanischen Autokonzerns Ford bekanntgegeben. Durch die Umstellung auf Elektroautos sollen voraussichtlich bis zu 3.200 Arbeitsplätze in Europa wegfallen.

Nach Angaben der IG Metall seien vor allem die Beschäftigten in der Entwicklung und Verwaltung in Köln betroffen. Der Automobilkonzern werde demnach einen Teil der Produktentwicklung in die Vereinigten Staaten verlagern. Nach Insider-Informationen soll der Autohersteller zudem erwägen, das deutsche Werk in Saarlouis zu verkaufen.

Die vom Betriebsrat und der IG Metall am Montag angekündigten Stellenstreichungen sind von Ford vorerst nicht bestätigt worden.

Ifo-Institut rechnet für erstes Quartal 2023 mit Rückgang der Wirtschaftsleistung

Das deutsche Bruttosozialprodukt wird laut Prognosen des ifo Instituts im ersten Quartal schrumpfen, wie Zeit berichtet. Der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe sagte: "Das Bruttoinlandsprodukt dürfte leicht sinken."

Das liege "vor allem am privaten Konsum". Der Rückgang dürfte von Januar bis März größer ausfallen als zum Jahresende 2022. Nicht zuletzt seien im Dezember sehr viele Elektroautos abgesetzt worden, da die Käufer noch die staatliche Prämie mitnehmen wollten. "Diese Nachfrage fehlt nun", betonte Wohlrabe. Zudem müssten viele Verbraucher ab Jahresbeginn deutlich mehr für Strom und Gas bezahlen. Dieses Geld fehle nun für andere Ausgaben. Gleichzeitig besserte sich der Geschäftsklimaindex ein wenig auf - viele Unternehmer sehen die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung positiver als im letzten Jahr. 

Streiks im öffentlichen Dienst: "Gemeinsam für einen anständigen Lohn"

Die Gewerkschaften hatten die rund 2,4 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes am Dienstag zu Streiks und Demonstrationen aufgerufen – auch in Potsdam. Die Hauptforderung ist eine Lohnerhöhung von mindestens 500 EUR, die mit der steigenden Inflation und den hohen Energiepreisen begründet wird. Die Arbeitgeber haben diese Forderung jedoch als überzogen zurückgewiesen. Daraufhin kündigten die Gewerkschaften für die Zeit vor der nächsten Verhandlungsrunde weitere Proteste und Streiks an.

Pflegeheimbetreiber Convivo insolvent - 4000 Mitarbeiter betroffen

Die Bremer Convivo-Gruppe, einer von Deutschlands größten Pflegeheimbetreibern, hat Insolvenz angemeldet. Das berichtet der NDR. Das Amtsgericht Bremen bestellte die Juristen Christoph Morgen und Malte Köster zu vorläufigen Insolvenzverwaltern, berichtet die WirtschaftsWoche. Demnach sind deutschlandweit noch weitere dutzende Tochtergesellschaften betroffen. Daher sind  weitere Insolvenzanträge absehbar.

Nach eigenen Angaben betreibt Convivo stationäre Einrichtungen, ambulante Dienste sowie sogenannte Convivo-Parks mit Angeboten aus Wohnen, Service und Pflege. Das Unternehmen pflegt und betreut über 18.000 Menschen an rund 100 Standorten. Laut dem im Bundesanzeiger hinterlegten Jahresabschluss der Convivo-Holding beschäftigte die Gruppe mit dem Schwerpunkt Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen zum Jahresende 2020 mehr als 4000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 187,2 Millionen Euro. Bis März sind die Gehälter noch gesichert – wie es dann weitergeht ist unklar. 

24.01.2023 20:40 Uhr

Pariser Bäcker und Gastwirte gegen hohe Energiepreise auf der Straße

Pariser Bäcker sind am Montag auf die Straße gegangen, um gegen die hohen Energiepreise zu protestieren. Der Aktion haben sich auch Gastwirte angeschlossen, die ebenso von der Rohstoff- und Strompreisinflation betroffen sind.

"Anstatt die russische Wirtschaft zu ruinieren, ruinieren Sie [Emmanuel Macron] die französische Wirtschaft. Sie bringen uns um!", beklagt ein Restaurant-Besitzer.

Bierpreise werden steigen – Brauer beklagen anhaltend hohe Kosten 

Der deutsche Brauer-Bund hat die Konsumenten auf weiter steigende Bierpreise eingestimmt. Grund sei der anhaltend hohe Kostendruck für die Brauereien, erklärte Hauptgeschäftsführer Holger Eichele am Dienstag in Berlin. Neben der Energieversorgung belasteten stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik die Unternehmen. Zahlreiche Betriebe hätten bereits Preiserhöhungen angekündigt. Insgesamt zeige sich die Branche nach drei Jahren Dauerkrise aber deutlich widerstandsfähiger als früher.

Beim Bierabsatz zeichnet sich laut Eichele eine leichte Erholung ab. Mit 81,2 Millionen Hektolitern Bier sei die Menge in den ersten elf Monaten 2022 um 3,2 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 habe der Vergleichswert aber noch 85,2 Millionen Hektoliter betragen. Die Bierabsatzzahlen für das Gesamtjahr 2022 werden vom Statistischen Bundesamt Anfang Februar veröffentlicht.

Deutsche Exporte nach Russland brechen ein

Die deutschen Exporte nach Russland sind 2022 wegen der Sanktionen gegen Russland auf das Niveau von 2003 zurückgefallen. Wie aus vorläufigen Daten des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft hervorgeht, brachen sie binnen Jahresfrist um rund 45 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro ein. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Das sei das niedrigste Ergebnis seit fast 20 Jahren, zitierte Reuters den Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms.

Im Gegensatz dazu wuchsen die Importe aus Russland wegen der gestiegenen Öl- und Gaspreise um elf Prozent auf etwa 37 Milliarden Euro. Das deutsche Handelsdefizit mit Russland erreichte dadurch einen Rekordwert von etwa 22 Milliarden Euro.

IEA-Chef: "Der nächste Winter bereitet mir Sorgen"

Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), hat die Europäer davor gewarnt, die Versorgungskrise angesichts fallender Gaspreise vorschnell abzuhaken. Dem Handelsblatt sagte der Türke:

"Der nächste Winter bereitet mir Sorgen. Kein russisches Gas, Chinas Comeback als Importeur, wenig Angebotszuwachs: Diese drei Faktoren machen den nächsten Winter zur Herausforderung."

Er fürchte, dass viele Regierungen "ein bisschen zu froh" über den bislang relativ milden Verlauf der Krise seien. Europa müsse den Gasverbrauch weiter senken.

Vor dem Hintergrund der angespannten Lage kritisierte der IEA-Direktor den deutschen Atomausstieg: "Ich wünschte, es gäbe die Möglichkeit, die Laufzeiten bei Bedarf deutlich stärker zu verlängern."

23.01.2023 19:30 Uhr

Galeria Kaufhof: Fast jede Zweite Filiale wird geschlossen

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wird nun deutlich welche Standorte die  Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof wohl nicht überstehen werden. Laut aktuellen Berichten sind mindestens 60 der insgesamt 131 noch verbliebenen Standorte von der Schließung betroffen. 

Dazu gehören die Kaufhäuser in Bayreuth, Chemnitz, Cottbus, Göttingen, Kiel, Landshut, Lörrach, Lübeck, Münster, Nürnberg, Paderborn, Reutlingen, Saarbrücken, Siegburg, Speyer, Trier und Wiesbaden. Ursprünglich hatte der Onlinehändler Buero.de erklärt, einen Teil der Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof übernehmen zu wollen. Er hatte das Angebot dann aber Ende Dezember wieder zurückgezogen und dies mit "veränderten Rahmenbedingungen" begründet. Bis Ende März soll Klarheit herrschen, welche  tatsächlich geschlossen wird und wer nicht. 17.000 Mitarbeiter und Angestellte stehen vor einer unsicheren Zukunft. 

"Hier brennt die Hütte" - Betriebsräte werden auf massive Gehaltskürzungen eingestimmt

Nach einem Bericht des Handelsblatt gingen in den letzten Tagen an etwa 170 Betriebsratsmitglieder bei VW blaue Briefe raus. Dort werden höchstwahrscheinlich  Gehaltskürzungen für zahlreiche Arbeitnehmervertreter angekündigt.

"Hier brennt die Hütte", berichtet ein mit den Vorgängen vertrauter "Insider" gegenüber der Zeitung. In einigen Fällen seien die Einschnitte so groß, dass dadurch wichtige Teile der Lebensplanung gefährdet seien. 

VW stellt sich auf eine Klagewelle ein. Schon jetzt machten sich Abwanderungstendenzen aus dem Betriebsrat breit. In den kommenden Wochen könnte also der ein oder andere hauptamtliche Arbeitnehmervertreter versuchen, wieder in seinen alten Job im Konzern oder einen vergleichbaren zu wechseln. 

Hintergrund ist laut der Automobilwoche zufolge eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes, der in der vergangenen Woche Freisprüche für vier VW-Personalmanager im Streit über die Höhe von Gehältern und Boni für einflussreiche Betriebsräte aufgehoben hatte. In dem Verfahren ging es um Bezüge, die mehrere leitende VW-Betriebsräte zwischen 2011 und 2016 bekamen. 

KfW-Ökonomen: "Fundament für weiteres Wohlstandswachstum bröckelt"

In anhaltendem Fachkräftemangel und schwächelnder Arbeitsproduktivität sieht die staatliche Förderbank KfW einem Bericht zufolge ernste Bedrohungen für den deutschen Wohlstand. "Das Fundament für weiteres Wohlstandswachstum bröckelt", zitierte die FAZ am Montag aus einer KfW-Studie. Deutliche Worte wählt darin auch die Chefvolkswirtin der Bank, Fritzi Köhler-Geib:

"Die Kombination von langfristig schrumpfendem inländischem Arbeitskräfteangebot und schwacher Produktivitätsentwicklung stellt eine einzigartige Herausforderung dar, die so in der Nachkriegszeit für uns neu ist."

Um die düstere Prognose abzuwenden, müsse durch Zuwanderung und weitere Maßnahmen auf dem deutschen Arbeitsmarkt das Arbeitskräfteangebot gesteigert werden, heißt es. Zudem müsse Arbeit produktiver werden, etwa durch Bürokratieabbau und Innovationsförderung.

Verbandschef: Handwerksleistungen dürfen nicht unbezahlbar werden

Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Berlin hat davor gewarnt, dass sich Kunden von Handwerkern auf höhere Preise einstellen müssten. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa nannte Dittrich die gestiegenen Energiekosten als einen Hauptgrund.

Auch der Mangel an Fachkräften könnte zunehmend Auswirkungen haben. Der Mangel werde in den kommenden Jahren in einen kritischen Bereich gelangen, wenn die Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen. Dittrich sagte:

"Die Gefahr besteht, dass dann im Handwerk bestimmte Dienstleistungen nicht mehr angeboten werden können. Wir müssen unbedingt und durch gemeinsame Kraftanstrengung von Politik und Handwerk verhindern, dass diese Situation eintritt."

"Die Handwerksleistung steht unter einem großem Preisdruck", so Dittrich weiter. Löhne, Energiepreise und Sozialversicherungsbeiträge seien gestiegen. Auch die gestiegenen Materialpreise trügen zu einem großen Kostenschub bei:

"Die Handwerksleistung wird teurer, weil viele Dinge teurer geworden sind und nicht, weil die Betriebe darauf Lust haben. Mich treibt die Sorge um, dass die Handwerksleistung für Kundinnen und Kunden unbezahlbar wird. Das darf nicht sein."

22.01.2023 12:40 Uhr

BDA-Chef Dulger warnt vor Wohlstandsverlust

Der Präsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger, hat erneut vor einem Wohlstandsverlust in Deutschland gewarnt. Dem Springerblatt Welt am Sonntag sagte Dulger:

"Neben der akuten Krise befinden wir uns mitten in einem Strukturwandel."

Deutschland sei im Standortwettbewerb weit zurückgefallen.

"Wir werden den Wohlstand, an den wir uns in Deutschland gewöhnt haben, nicht halten können".

Er verwies darauf, dass bis 2030 die Zahl der Erwerbstätigen um fünf Millionen zurückgehen werde. Weil der Staat entsprechend weniger Steuern und Beitragseinnahmen zur Verfügung haben werde, müssten die Sozialsysteme angepasst werden. An anderer Stelle hatte Dulger in dem Zusammenhang auch Zuwanderung und eine höhere Erwerbsquote gefordert.

Dulger äußerte sich auch zur aktuellen Krise. Man sei noch nicht über den Berg. Die hohen Energiekosten gefährdeten die Existenz vieler Unternehmen.

21.01.2023 21:11 Uhr

Verbraucherschützer fordern Überprüfung der Energiepreise durch Bundeskartellamt

Der Vorsitzende der Verbraucherschutzministerkonferenz, Baden-Württembergs Ressortchef Peter Hauk (CDU), hat das Bundeskartellamt wegen der weiter steigenden Preise für die Endverbraucher zum Handeln aufgefordert. Hauk erklärte gegenüber dem Handelsblatt:

"Die entsprechenden zuständigen Institutionen sind auch im Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher dazu angehalten, die jüngsten Preiserhöhungen zu prüfen."

Hauk führte aus, dass die Endkunden weiter mit steigenden Gaspreisen konfrontiert seien, obwohl die Gaspreise an den Börsen zuletzt "deutlich gesunken" seien, da durch die LNG-Lieferungen Bewegung in den Markt kam.

"Diese gesunkenen Preise im Gasbereich müssen zeitnah auch von den Energieversorgern an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werden."

Hauk reagierte damit auf Hinweise des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV). Der Leiter des Teams Energie und Bauen beim VZBV, Thomas Engelke, hatte kürzlich erklärt, dass viele Versorger ihre Tarife zum Jahreswechsel erhöht hätten – obwohl sich die Lage auf dem Markt mittlerweile entspannt hat.

Zwar werden die aktuellen Preise bei Verträgen mit Neukunden berücksichtigt, dennoch steigen die Preise für Bestandskunden weiter. Daher sei eine Überprüfung durch das Bundeskartellamt notwendig. Auch Udo Sieverding, der Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, sieht Handlungsbedarf. In einigen Fällen würden Discounter und auch regionale Versorger Mondpreise verlangen:

"Das Kartellamt muss schleunigst das Missbrauchsverbot der Preisbremsen durchsetzen."

DIHK: Industrie verliert Vertrauen in den Staat

Einem Thesenpapier zufolge verliert die deutsche Industrie zunehmend das Vertrauen in den Staat. In einem am Samstag veröffentlichten Dokument kritisierte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK):

"In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass unser Staat vielfach nicht hinreichend handlungsfähig, in jedem Fall aber nicht schnell genug ist."

Die klassischen Vorteile der Bundesrepublik – verlässliche und transparente Behörden, sichere Energieversorgung, gute Bildung, ausreichende Fachkräfte sowie gute Verkehrsinfrastruktur – gingen immer mehr verloren. Der Verband forderte von der Ampelkoalition daher schnelle Gegenmaßnahmen.

Bürokratische Vorschriften und Auflagen müssten beherzt gestrichen werden, so die DIHK. Dies könne Entlastungen bringen und sei einfach zu haben. Verwaltungsverfahren sollten zudem mit verbindlichen Start- und Endterminen versehen werden:

"Eingereichte Anträge, die in diesem Zeitraum durch Versäumnisse der Behörden nicht beschieden werden, gelten dann automatisch als genehmigt."

20.01.2023 18:44 Uhr

USA: Kreditkartenzinsen hoch wie nie, steigende Ausfälle erwartet

Anders als in Europa ist in den USA die Nutzung von Kreditkarten Alltag; Supermarkteinkäufe und Tankfüllungen werden damit bezahlt. Die Überziehung von Kreditkarten ist auch die häufigste Form des Konsumentenkredits, die oft genutzt wird, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Die Gesamthöhe der Kreditkartenschulden ist daher ein guter Gradmesser, um die finanzielle Sicherheit großer Teile der Bevölkerung zu bewerten.

Die Summe der Kreditkartenschulden hat im Dezember 2023 ein neues Allzeithoch erreicht. Gleichzeitig sank die Sparquote, die andeutet, wie hoch die Reserven sind bzw. ob vom eingenommenen Geld am Ende des Monats etwas übrig bleibt, auf 2,4 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit 2005, während 2021 und 2022 die Sparquote teils über 25 Prozent erreichte. Hätte das die Bildung dauerhafter Reserven erlaubt, wären aber 2022 die Kreditkartenschulden nicht in diesem Ausmaß gestiegen.

Die Zinspolitik der Federal Reserve, die nach wie vor auf Inflationsbekämpfung durch Geldverknappung zielt, sorgt gleichzeitig dafür, dass die durchschnittlichen Kreditkartenzinsen mit 19 Prozent ebenfalls auf eine nie zuvor verzeichnete Höhe steigen. Zusammen mit den Reallohnverlusten durch die Inflation eine toxische Mischung, die zuletzt in dieser Form zu Beginn der 1980er vorlag, damals aber bei insgesamt wesentlich niedrigerer Verschuldung.

Bisher führt das erst bei einzelnen Kreditkartenunternehmen, die eher ärmere Haushalte bedienen, zu steigenden Ausfällen. Dazu trägt bei, dass diese Ausfälle erst mit einigen Monaten Verzögerung eintreten; das kann bis zu 18 Monaten dauern. Die niedrige Sparquote ist allerdings das Anzeichen dafür, dass diese Ausfälle unvermeidlich sind. Und noch ist die Arbeitslosigkeit niedrig; das dürfte sich ändern, wenn sich die Rezession weiter verstärkt.

Augenblicklich liegt die gesamte Ausfallrate bei Kreditkartenschulden bei 1,74 Prozent und damit unter dem langjährigen Durchschnitt. Ein Kreditkartenunternehmen, das vor allem Haushalte mit niedrigeren Einkommen bedient, hat für dieses Jahr allerdings bereits eine Ausfallquote von 3,9 Prozent prognostiziert. Während der Finanzmarktkrise 2008 lag die Ausfallquote bei mehr als 6 Prozent. Die jüngst angekündigten Entlassungen gerade bei Unternehmen wie Google und Microsoft lassen erwarten, dass in diesem Jahr fortgesetzte Inflation, steigende Arbeitslosigkeit, weiter steigende Schulden und extrem hohe Zinsen aufeinandertreffen.

Poststreik: Verzögerungen bei Zustellungen

Seit Donnerstag sind die Beschäftigten bei der Post in einen Warnstreik getreten. Nach Angaben der Post werden nur Paketverteilzentren bestreikt, wodurch es "natürlich zu Verzögerungen komme", wie ein Postsprecher sagte. Kunden müssten damit rechnen, dass die Pakete auch mal ein bis zwei Tage später kämen. Die Auswirkungen seien von Region zu Region aber unterschiedlich. In Berlin werden Berichten zufolge Briefe und Pakete erst wieder ab Montag zugestellt.

In dem Tarifkonflikt hatte Verdi zu Arbeitsniederlegungen in Brief- und Paketzentren aufgerufen. Zuvor hatte es in der zweiten Verhandlungsrunde für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten aus Sicht der Gewerkschaft keine Fortschritte gegeben. Die Gewerkschaft verlangt 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Der Post-Vorstand hatte die Forderung abgelehnt. Die Tarifverhandlungen gehen am 8. und 9. Februar weiter. Die Post hat angekündigt, dann ein Angebot vorlegen zu wollen.

Google-Konzern Alphabet streicht 12.000 Stellen

Auch der der Google-Mutterkonzern Alphabet wird Tausende Arbeitsplätze streichen. Nach eigenen Angaben werden 12.000 Mitarbeiter entlassen. Der CEO des Silicon-Valley-Riesen, Sundar Pichai, teilte dies in einer E-Mail an die Mitarbeiter am Freitag mit. Demnach habe der Konzern in den letzten zwei Jahren für "Zeiten dramatischen Wachstums" eingestellt, was jedoch eine "andere wirtschaftliche Realität als die, die wir heute erleben". Er erklärte, die Entlassungen seien das Ergebnis einer "rigorosen Überprüfung", die Google in Bezug auf Produktbereiche und Funktionen durchgeführt habe. Pichai deutete an, dass Bereiche außerhalb des Kerngeschäfts demnach stärker betroffen sein werden: Man wolle die Belegschaft an die zentralen Prioritäten des Konzern anpassen. Die Streichungen entsprechen rund sechs Prozent der Belegschaft. Wie auch andere Tech-Konzerne hatte Google mit dem boomenden Geschäft in der COVID-19-Pandemie ihre Mitarbeiterzahlen aufgestockt. Zuletzt verlangsamte sich die Geschäftsentwicklung jedoch, unter anderem wegen der Konjunktursorgen und der hohen Inflation.

Nächste Bäckereikette pleite: Zippendorfer aus Lübeck vor dem Aus

Wie der NDR am Mittwochabend mitgeteilt hat, muss die seit 1925 bestehende Bäckerei Zippendorfer aus Lübeck mit insgesamt 16 Filialen in Lübeck, Bad Schwartau und Mecklenburg-Vorpommern Insolvenz anmelden. Insolvenzverwalter Klaus Pannen betont, dass bereits die Einschränkungen der Corona-Maßnahmen maßgeblich zur finanziellen Schieflage beigetragen haben. Dazu kommen die seit 2022 gestiegenen Energiekosten und zusätzliche Personalprobleme.

Unklar ist, wie es mit den 100 Beschäftigen weitergeht. Erst einmal läuft der Betrieb normal weiter. 

19.01.2023 21:02 Uhr

Bertelsmann will Druckstandort Ahrensburg schließen

Der Bertelsmann-Konzern will Ende Januar 2024 die Produktion an seinem Druckstandort Ahrensburg nordöstlich von Hamburg einstellen. 545 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien betroffen, teilte das zu Bertelsmann gehörende Unternehmen Prinovis am Donnerstag mit. Ahrensburg befinde sich seit geraumer Zeit in der Verlustzone. Die Produktionsstätte ist nach Unternehmensangaben der letzte verbliebene Tiefdruckstandort von Bertelsmann in Deutschland. Die Arbeitnehmerseite kündigte jedoch Widerstand gegen die Pläne an.

Nach Unternehmensangaben ist der für den Standort relevante europäische Tiefdruckmarkt seit mehr als einem Jahrzehnt strukturell rückläufig. Die Nachfrage nach Katalogen in hoher Auflage sowie Zeitschriften und Beilagen sei überproportional gesunken. Auch die Corona- und die Energiekrise haben in der jüngsten Zeit für Einbußen gesorgt. Prinovis-Geschäftsführer Ulrich Cordes sagte:

"Hinzu kommt, dass unsere Auftraggeber aufgrund der Pandemiefolgen und des enormen Anstiegs der Papier- und Energiepreise ihre Marketingaktivitäten in den vergangenen zwei Jahren immer wieder hinterfragt und häufig in Richtung digitaler Kommunikationslösungen verändert haben."

Es gebe einen starken Rückgang des Auftragsvolumens. Für die betroffenen Mitarbeiter sollen dem Unternehmen zufolge "zeitnah sozialverträgliche Lösungen" gefunden werden. Der Betriebsrat am Standort Ahrensburg teilte mit, man akzeptiere die Schließungspläne nicht:

"Seit mittlerweile mehr als 14 Jahren wurden den Beschäftigten Mitarbeiterbeiträge zur Zukunftssicherung, in Form von direktem Lohnverzicht, Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich und Arbeitsverdichtung, abverlangt."

Microsoft kündigt Abbau von 10.000 Stellen an

Auch in der IT-Branche stehen nun größere Kündigungswellen an: Am Mittwoch hatte Microsoft angekündigt, bis zum Ende des Quartals 10.000 Mitarbeiter zu entlassen, etwas weniger als fünf Prozent der Belegschaft. Wie Konzernchef Satya Nadella in einer Mitteilung erklärte, passe der Softwarehersteller seine Kostenstruktur an die Umsätze und die Nachfrage der Kunden an.

Microsoft äußerte sich gegenüber der Belegschaft nicht dazu, welche Bereiche betroffen sind. Man wolle jedoch "weiterhin Einstellungen in strategischen Schlüsselbereichen vornehmen". Ziel sei, Kapital und Köpfe auf die langfristigen Wachstumsbereiche zu konzentrieren, so Nadella. Er begründete die Entscheidung damit, dass das Unternehmen sich an "technologische Verschiebungen" anpassen müsse.

Analyst Dan Ives vom Vermögensverwalter Wedbush erklärte, die Entscheidung komme nicht überraschend: In den vergangene Jahren habe Microsoft wie auch andere Technologieunternehmen sehr viel Personal eingestellt. Jetzt habe sich die Situation geändert, auch Microsoft müsse handeln.

Auch die IT-Branche steht mittlerweile unter Druck: In den Hochzeiten der Corona-Krise und der damit verbundenen Telearbeit boomten Computerverkäufe und das Online-Anzeigengeschäft. Entsprechend stellten die Unternehmen viele Mitarbeiter ein. Doch nun laufen die Geschäfte nicht mehr, Computer und Smartphones verkaufen sich nicht mehr so gut. Marktforschungsinstituten zufolge gingen die PC-Auslieferungen im vierten Quartal 2022 um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. In den Vereinigten Staaten wurden im vergangenen Jahr laut der Branchenberatung Challenger mehr als 97.000 Arbeitsplätze in der Techbranche abgebaut – so viele wie seit dem Platzen der Dotcom-Blase 2001 nicht mehr.

Weg aus Europa? Bayer-Chefetage sieht sich in den USA und China um

Der Pharmakonzern Bayer kritisiert das wirtschaftliche Umfeld für Innovationen in Europa und will den Schwerpunkt seines Pharmageschäfts weiter Richtung USA verlagern. Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich sagte gegenüber der Financial Times in einem am Montag veröffentlichen Interview: "Europa macht einige wirklich große Fehler [...] Wir verlagern unseren kommerziellen Fußabdruck und die Ressourcen für unseren kommerziellen Fußabdruck deutlich weg von Europa."

Man wolle sich daher weiter auf die USA und China konzentrieren, wo das Pharmageschäft bereits eine bedeutende Marktpräsenz aufgebaut habe, betonte er. China stehe Innovationen deutlich aufgeschlossener gegenüber, während höhere Medikamentenpreise in den USA es Bayer ermöglichten, die durch die hohe Inflation – welche nicht zuletzt durch die antirussischen EU-Sanktionen befeuert wurden und werden – verursachte Kostenexplosion zu tilgen. In den USA hat sich der Leverkusener Agrar- und Pharmakonzern in den vergangenen Jahren mit einigen milliardenschweren Pharmadeals wie dem umstrittenen Monsanto-Konzern verstärkt. Im Gegensatz zu den USA bezeichnete Oelrich die EU als "innovationsunfreundlich". 

18.01.2023 22:31 Uhr

Gemüsepreise zogen 2022 um fast 11 Prozent an – Fleisch fast 15 Prozent

Die Preise für Gemüse sind im Vorjahr um 10,7 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Besonders stark verteuerten sich Gurken mit 26,2 Prozent sowie Tomaten mit 16,9 Prozent. Obst wurde durchschnittlich drei Prozent teurer, Melonen und Kiwis stachen mit jeweils 6,4 Prozent Teuerung heraus.

Laut der Wirtschaftswoche mussten die Verbraucher für Nahrungsmittel im vergangenen Jahr 13,4 Prozent mehr Geld ausgeben als 2021. Noch teurer als Gemüse wurden Fleisch und Fleischwaren, welche durchschnittlich um 14,6 Prozent anzogen. 

Zugleich kauften die Menschen 6,4 Prozent weniger Obst und Gemüse. Beim Obst war der Rückgang mit 7,3 Prozent größer als bei Gemüse mit 5,4 Prozent. Grund könnte neben den hohen Preissteigerungen auch der Wegfall der Corona-Beschränkungen in der Gastronomie sein, so die Statistiker. Den höchsten Rückgang der Nachfrage verzeichneten sie in den Monaten Januar, März und Mai, im Dezember ging es wieder leicht aufwärts.

Wegen antirussischer Sanktionen: Chemieriese BASF verzeichnet Milliardenverlust 

Wie das Handelsblatt berichtet, hat der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF 7,3 Milliarden Euro Ende 2022 wegen seiner Tochter Wintershall Dea aus seiner Bilanz gestrichen. Das bedeutet einen Nettoverlust von 1,4 Milliarden Euro, den der DAX-Konzern verbuchen muss. BASF hält rund 70 Prozent der Anteile an Wintershall Dea ‒ die Tochterfirma musste sich aufgrund der antirussischen Sanktionen aus Sibirien zurückziehen. Der Gas- und Ölproduzent aus Celle in Niedersachsen verliert mit dem Rückzug aus Russland die Hälfte seiner Produktion und Reserven sowie etwa 30 bis 40 Prozent des Cashflows.

Die EU-Sanktionen gegen Russland fügen allerdings nicht nur der deutschen, sondern auch der europäischen Wirtschaft insgesamt schweren Schaden zu. Bereits im November 2022 kritisierte BASF-Chef Martin Brudermüller die Vernachlässigung der Frage nach der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Dazu stellte er fest: "Das Grundproblem besteht einfach darin, dass wir darüber die eigentlich wichtigere Debatte völlig vernachlässigen, wie wir die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie wieder signifikant verbessern können."

Weiterhin betonte er ‒ mit Blick auf den großen Standortgewinner der Sanktionen: "Mir macht daher Sorge, dass sich in diesem schwierigen, weil überregulierten Europa Investitionen längerfristig verlagern könnten, beispielsweise in die USA. Was spricht eigentlich noch für Investitionen in Europa?"

17.01.2023 13:25 Uhr

Zucker, Mehl und Käse – Lebensmittelpreise steigen sprunghaft

Für einzelne Lebensmittel müssen Verbraucher 2023 noch mehr in die Tasche greifen als im Vorjahr – so etwa für Weizenmehl, Zucker, Schnittkäse, Quark oder Kartoffeln. Ihre Teuerungsraten sprangen seit Ende 2022 schlagartig in die Höhe. Zucker etwa war noch im September nur 1,6 Prozent teurer als im Vorjahresmonat gewesen. Im Oktober schnellte die Teuerung auf über 42 Prozent in die Höhe, im Dezember gar auf 63 Prozent. Auch bei Weizenmehl, Kartoffeln und Käse kamen die Anstiege spät, aber rasant.

"Wenn der Handel bei der Ernährungsindustrie einkauft, geschieht das meist mit Zeitverträgen über ein halbes oder ganzes Jahr", erklärte Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Bauernverbands. "Das ist der Grund, weshalb Preissteigerungen etwa für Mehl und Zucker erst zeitversetzt in der Ladentheke zu sehen sind."  Bei anderen Lebensmitteln, etwa bei Butter, werde allerdings monatlich verhandelt, hier muss mit weiteren Preissteigerungen gerechnet werden. Auch bei Kartoffeln gebe es in der Regel keine langfristigen Verträge. Hier sei die maue Ernte für den kräftigen Preisanstieg verantwortlich gewesen.

Statistisches Bundesamt: Inflation 2022 auf höchstem Stand seit Gründung der Bundesrepublik

Die Inflation in Deutschland hat 2022 ein Rekordhoch erreicht. Gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel trieben die Teuerungsrate im Jahresschnitt auf 7,9 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Dienstag eine erste Schätzung. Es war der höchste Stand seit Gründung der Bundesrepublik. Allerdings wurde die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert. 2021 hatten die Verbraucherpreise um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt.

Die Behördenpräsidentin Ruth Brand betonte:

"Die historisch hohe Jahresteuerungsrate wurde vor allem von den extremen Preisanstiegen für Energieprodukte und Nahrungsmittel seit Beginn des Kriegs in der Ukraine getrieben."

Im Dezember schwächte sich der Preisauftrieb auf hohem Niveau ab, insbesondere weil der Staat einmalig die Kosten für die Abschlagszahlung von Gas- und Fernwärmekunden übernahm. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,6 Prozent. Auch hier bestätigten die Statistiker eine erste Schätzung. Im November lag die Rate bei 10 Prozent. Im Oktober war der Rekordstand von 10,4 Prozent erreicht worden.

Gegenüber November sank der Verbraucherpreisindex im Dezember um 0,8 Prozent. Nach Einschätzung von Volkswirten dürfte die Teuerung nun nach dem Wegfall der Einmalentlastung zunächst wieder an Tempo gewinnen. Von März an könnte die Gas- und Strompreisbremse die Inflation dann erneut dämpfen. Eine insgesamt deutliche Entspannung bei den Verbraucherpreisen erwarten Ökonomen 2023 nicht.

Industriepräsident erwartet 2023 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent

Der Bundesverband der Deutschen Industrie sieht große Herausforderungen für die Unternehmen in Deutschland. "Wir hatten im vierten Quartal gesamtwirtschaftlich gute Zahlen, aber das war wesentlich befeuert durch privaten Konsum und durch den Dienstleistungssektor", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Dienstag im ARD-Morgenmagazin. Die Menschen hätten im vergangenen Jahr aufgrund des "Nachholgefühls" wieder mehr konsumiert – die industrielle Produktion sei nicht in diesem Maße gewachsen.

"Es bleibt weiterhin schwierig", betonte der BDI-Präsident. Der Verband erwarte in diesem Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent und somit "eine rote Null", sagte Russwurm. "Viele Mieter werden zum ersten Mal höhere Energiepreise auf ihrer Rechnung sehen." Auch für die Industrie bleiben nach seinen Worten die Rohstoffsituation und die hohen Energiepreise schwierig.

Studie: Schwache deutsche Wirtschaft steigert Abhängigkeit von China 

Der deutsche Außenhandel mit China gerät einer Studie zufolge immer weiter aus der Balance. Auf der einen Seite verliert China als Zielort für deutsche Exporte an Bedeutung, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Auswertung der Agentur Germany Trade and Invest (GTAI) hervorgeht. Auf der anderen Seite nehmen die Einfuhren aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt rasant zu:

"Damit steigt die Abhängigkeit von China und das Handelsbilanzdefizit steuert auf einen Negativrekord zu."

Laut der Studie bleibt China 2022 zum siebten Mal infolge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Unter den wichtigsten Abnehmern für deutsche Waren rutschte China aber von Rang zwei auf Rang vier ab, wie aus der Auswertung hervorgeht, die sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamts bis November beruft. Der Anstieg der Ausfuhren nach China sei mit 3,7 Prozent unterdurchschnittlich ausgefallen. Der Wert der aus China importierten Waren sei hingegen um fast 37 Prozent gestiegen. Das Handelsdefizit dürfte 2022 laut GTAI auf einen Spitzenwert gestiegen sein. Das GTAI ist die Außenwirtschaftsagentur des Bundes, die deutsche Firmen im Ausland sowie ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung in Deutschland unterstützt.

16.01.2023 22:00 Uhr

Krise der Industrie: Deutschland wird immer unattraktiver für Unternehmen

Die aktuelle Wirtschaftskrise belastet weiterhin die heimische Wirtschaft. Studien zeigen, dass Deutschland als Industriestandort immer unattraktiver wird. Gegenüber anderen führenden Wirtschaftsnationen verliert das Land sogar weiterhin an Wettbewerbsfähigkeit. Welche Faktoren dafür verantwortlich und welche Maßnahmen gegen die aktuelle Krise ergriffen werden können, erklärt Anthony Müller, Professor für Makro-Ökonomie im Gespräch mit RT DE.

Österreich: Inflation im letzten Jahr so hoch wie zuletzt 1974

In Österreich hat sich die Inflation im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht – das berichtet das Handelsblatt am Montag. Die Teuerung stieg im Gesamtjahr 2022 auf 8,6 Prozent an. 2021 waren es lediglich 2,8 Prozent.

Seit 39 Jahren war die Inflation nicht mehr so hoch wie 2022. Im Zuge der Ölkrise 1974 betrug sie 9,5 Prozent, betonte Statistik-Austria-Geschäftsführer Tobias Thomas bei der Jahrespressekonferenz. Mit 10,2 Prozent lag die Inflationsrate im Dezember in der Alpenrepublik noch höher als damals. 

Bauindustrie pessimistisch für Zukunft: 2023 realer Umsatzrückgang

Die deutsche Bauindustrie schaut pessimistisch in die Zukunft und stellt sich auch 2023 auf Umsatzeinbußen ein. In diesem Jahr werde ein reales Minus, also bereinigt um Preiserhöhungen, beim Umsatz erwartet, sagte der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Peter Hübner, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bereits für 2022 gehe der Verband von einem realen Minus von 5 Prozent aus. Hübner stellt fest:

"Etwas Ähnliches erwarten wir auch 2023, wahrscheinlich 6 Prozent realer Rückgang."

Mit Blick auf die Zukunft sei die Stimmung auf Deutschlands Baustellen getrübt. Hohe Materialpreise und steigende Hypothekenzinsen machten den Wohnungsbau schwierig. "Aber die Lage ist nicht hoffnungslos. Die Stimmung ist im Augenblick noch gut, weil wir einen historisch hohen Auftragsbestand haben", sagte der HDB-Präsident und fügte hinzu: "Wir werden kein Personal abbauen."

Der HDB geht davon aus, dass die Ziele der Bundesregierung für den Wohnungsbau in diesem Jahr deutlich gerissen werden:

"Realistisch ist, dass wir rund 250.000 Wohnungen fertigstellen. Damit sind wir weit weg von den 400 000 Wohnungen, die Bauministerin Klara Geywitz versprochen hat."

Um Wohnraum zu schaffen und die Verkehrsinfrastruktur voranzutreiben, fordert der HDB einen "Doppelwumms" beim Bau. "Für die Neubauförderung bei Wohnungen brauchen wir jährlich 15 Milliarden Euro", sagte Hübner. "Und für die Verkehrsinfrastruktur – also Bahn, Wasserstraße und Straße – noch einmal 25 Milliarden Euro. Ein 40-Milliarden-Paket also."

Studie: Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Wirtschaftsnationen

Deutschland verliert nach einer Studie des ZEW Mannheim im Wettbewerb mit 20 anderen führenden Wirtschaftsnationen weiter an Wettbewerbsfähigkeit. In der neuen Ausgabe des Länderindex Familienunternehmen belegt die Bundesrepublik den 18. Platz unter den 21 Ländern, vier Plätze schlechter als 2020. Spitzenreiter sind die USA, hinter Deutschland liegen nur Ungarn, Spanien und Italien. Auftraggeber war die Stiftung Familienunternehmen in München, die die neunte Auflage der seit 2006 alle zwei Jahre erscheinenden Analyse am Montag veröffentlichte.

Der Ökonom Friedrich Heinemann und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerten in jedem Land sechs Standortfaktoren für Familienunternehmen: Steuerlast, Arbeitskosten und Produktivität, Aufwand und Kosten staatlicher Regulierung, die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, die Qualität der Infrastruktur und der öffentlichen Verwaltung sowie Energieversorgung und -kosten. Auch im Vergleich der deutschsprachigen Länder sieht die Bundesrepublik nicht gut aus: Die Schweiz belegt den vierten Platz, Österreich ist auf Rang 13.

Heinemann schreibt von einem "ernüchternden Bild". Der Energiepreisschock seit Beginn des Ukraine-Kriegs und der beispiellosen antirussischen Sanktionen bedeutet laut Studie einen Nachteil für die Wettbewerbsfähigkeit mehrerer europäischer Länder. Doch kann Deutschland dies nach Einschätzung der Ökonomen nicht durch Vorteile in anderer Hinsicht ausgleichen.

"Im Vergleich aller 21 betrachteten Standorte bietet Deutschland nur für den Bereich Finanzierung noch erstklassige Standortbedingungen. In keinem der anderen betrachteten Themenfelder kann Deutschland hingegen noch mit den Spitzenstandorten in Nordamerika, Westeuropa oder Skandinavien mithalten."

In den Bereichen Steuerlast, Energie, Arbeit und Regulierung sehen die Autoren Deutschland unter den Schlusslichtern. Heinemann und sein Team sehen Reformbedarf in Deutschland vor allem bei Steuerlast und Bürokratie. Großen Verbesserungsbedarf bescheinigen sie aber auch dem Bildungswesen und verweisen auf Schwächen in den Schlüsselfächern Deutsch und Mathematik.

Rainer Kirchdörfer, der Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, kritisierte:

"Der Industriestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren. Im internationalen Vergleich auf den hintersten Plätzen, das ist nicht das Feld, in das wir gehören."

15.01.2023 08:15 Uhr

Verbraucherschützerin: Welle an Preiserhöhungen zum 1. Januar war "ziemlich gewaltig"

Die Vorsitzende des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Ramona Pop, hat eine sogenannte Übergewinnsteuer auch für die Lebensmittelbranche ins Gespräch gebracht. Auf eine Frage zu den deutlich gestiegenen Lebensmittelpreisen sagte Pop der Bild am Sonntag:

"Ob und wie stark sich Lebensmittelkonzerne und Handel an der Krise bereichern, wird sich am Ende an ihren Gewinnen zeigen, ob es auch dort Übergewinne gibt."

Bei den Energiekonzernen würden solche krisenbedingten Übergewinne "jetzt zu Recht zumindest teilweise abgeschöpft und an die Verbraucherinnen und Verbraucher zurückgegeben", führte Pop aus. "Ich halte das für ein gutes Modell, das auch auf andere Wirtschaftsbereiche übertragbar sein könnte. Gesunde Ernährung darf keine Frage des Geldbeutels sein."

Mit Blick auf den Energiemarkt merkte Pop an, die Welle an Preiserhöhungen zum 1. Januar sei "ziemlich gewaltig" gewesen. Auffällig viele Energieversorger hätten ihre Tarife so stark erhöht, dass sie über den beschlossenen Preisbremsen liegen.

"Da kommt dann oft der Zusatz: Keine Sorge, ab März gibt es Unterstützung vom Staat. Ich erwarte vom Kartellamt, dass es streng gegen schwarze Schafe auf dem Energiemarkt und missbräuchliche Preiserhöhungen vorgeht."

Sie berichtete:

"Wir haben im vergangenen Jahr 45 Abmahnverfahren gegen Energieversorger eingeleitet, das sind 23 mehr als im Jahr davor."

14.01.2023 18:44 Uhr

Wegen Elektroautos und Wärmepumpen: Bundesnetzagentur warnt vor Überlastung des Stromnetzes

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, hat vor einer drohenden Überlastung des Stromnetzes in Deutschland durch die steigende Zahl privater Ladestationen für Elektroautos und Wärmepumpen gewarnt. der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) sagte der frühere Grünen-Politiker:

"Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln."

Für störanfällig hält die Netzagentur laut FAS vor allem die lokalen Niedrigvolt-Ortsnetze. Die Netzagentur habe deshalb ein Eckpunktepapier veröffentlicht, das in Zeiten hoher Netzauslastung eine zeitweise Stromrationierung für Wärmepumpen und Ladestationen vorsieht. In Kraft treten soll die entsprechende Verordnung Anfang 2024. Eine Mindestversorgung soll laut Müller allerdings immer garantiert werden.

Streit um Lebensmittelpreise: Edeka-Chef wirft Herstellern überhöhte Preisforderungen vor

Im neu aufgeflammten Streit um Einkaufspreise wirft der Edeka-Vorstandsvorsitzende Markus Mosa den großen Lebensmittelherstellern deutlich überhöhte Forderungen vor. "Für 2023 liegen uns wieder massive Preisforderungen der großen Markenkonzerne auf dem Tisch. Und das zusätzlich zu den Preiserhöhungen, die bereits im vergangenen Jahr in Deutschland durchgesetzt wurden. Dagegen wehren wir uns", sagte Mosa der Bild-Zeitung.

Jahr für Jahr feilschen große Ketten wie Edeka, Rewe, Aldi und Lidl erbittert mit Lieferanten um Preise und Konditionen. Bei diesen Preisverhandlungen im deutschen Lebensmittelhandel wird regelmäßig mit harten Bandagen gekämpft.

Die zusätzlichen Preisforderungen von Lieferanten für 2023 belaufen sich laut Edeka bereits jetzt im Januar auf 1,2 Milliarden Euro. Das sei nur von der Hälfte der Markenhersteller, viele weitere Forderungen würden noch folgen. Bereits 2022 seien Preiserhöhungen von rund 1,5 Milliarden Euro angefallen. Die ursprünglichen Forderungen der Industrie seien mehr als doppelt so hoch gewesen.

Die Lebensmittel-Zeitung hatte zuvor berichtet, dass die Verhandlungen zwischen Industrie und Handel zum Jahresbeginn erneut eskalierten und die Preisdiskussionen aus dem Vorjahr ungebremst weitergingen. Edeka-Konkurrent Rewe rechnet laut dem Fachblatt ebenfalls mit einer Eskalation. Eine Entspannung bei den laufenden Preisstreitereien sei nicht in Sicht.

Handwerkspräsident: "Die Energieversorgung in Deutschland muss zu jeder Zeit gesichert sein"

Der neue Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) fordert von der Bundesregierung mehr finanzielle Unterstützung für die Baubranche. "Es gibt angesichts des Wohnungsmangels genug zu tun, der Neubau rechnet sich unter den aktuellen Konditionen nur nicht mehr", sagte Jörg Dittrich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Erleichterungen etwa beim Kurzarbeitergeld würden den Betrieben in der aktuellen Situation wenig helfen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) müsse sich für mehr Fördermittel für Neubauten und Sanierungen einsetzen.

Die Energiepolitik der Ampel-Koalition sieht Dittrich kritisch:

"Die Energieversorgung in Deutschland muss zu jeder Zeit gesichert sein, und die Preise für Energie müssen wettbewerbsfähig und bezahlbar sein. Mein persönlicher Eindruck ist, dass weder das eine noch das andere gegenwärtig gewährleistet ist."

Mit Blick auf den Arbeitskräftemangel im Handwerk sagte er: "Heute sind im Handwerk im Schnitt knapp drei Monate Wartezeit üblich. Künftig werden Kunden vermutlich auch mal sechs Monate auf einen Handwerker warten müssen." Solange es sich nicht um einen Notfall handele, sei dies aber vertretbar. "Auf ein neues Auto warten die Menschen auch etliche Monate, warum nicht auch auf ein neues Dach oder ein neues Bad?" Dittrich geht davon aus, dass die Preise für Handwerker hoch bleiben werden.

Bauernpräsident: Lebensmittelpreise werden 2023 nicht mehr sinken

Die Lebensmittelpreise werden nach Einschätzung von Bauernpräsident Joachim Rukwied in diesem Jahr nicht mehr sinken. Gegenüber der der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Rukwied:

"Ich sehe da kurzfristig kein Signal der Entspannung."

Die Herstellung von Lebensmitteln sei nach wie vor sehr teuer. Rukwied verwies darauf, dass Düngemittel 3,5-mal und Sprit doppelt so teuer seien wie vor den beispiellosen antirussischen Sanktionen. Entsprechend hoch seien auch die Produktionskosten. Rukwied betonte:

"Daher gehe ich nicht davon aus, dass in diesem Jahr die Lebensmittelpreise im Supermarkt sinken."

Die Landwirte brauchen nach Rukwieds Worten die höheren Preise, um die nächste Ernte vorfinanzieren zu können.

13.01.2023 20:09 Uhr

IWF erwartet weiteres schwieriges Jahr für die Weltwirtschaft

Der Internationale Währungsfonds (IWF) korrigiert seine Wachstumsprognose von 2,7 Prozent für das Jahr 2023 zwar voraussichtlich nicht nach unten, geht aber davon aus, dass 2023 ein weiteres schwieriges Jahr für die Weltwirtschaft sein werde. IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa sagte am Donnerstag:

"Das Wachstum wird sich 2023 weiter verlangsamen."

Auch die Inflation werde hartnäckig bleiben, aber sofern keine unerwarteten Entwicklungen einträten, rechne sie nicht mit aufeinanderfolgenden Herabstufungen wie im vergangenen Jahr. Der IWF mutmaßt, dass die Verlangsamung des globalen Wachstums die Talsohle erreiche und sich spätestens 2024 umkehren könne. Georgiewa wies darauf hin, dass sich die Befürchtungen hinsichtlich eines drastischen Anstiegs der Ölpreise nicht bewahrheitet hätten und die Arbeitsmärkte weiter stark seien:

"Das Positive liegt in der Widerstandsfähigkeit der Arbeitsmärkte. Solange die Menschen beschäftigt sind, geben sie auch bei hohen Preisen Geld aus ... und das hat der Wirtschaft geholfen."

Es gebe allerdings nach wie vor Ungewissheiten, beispielsweise eine große Cyberattacke oder die Gefahr einer Eskalation des russischen Krieges in der Ukraine:

"Wir befinden uns jetzt in einer Welt, die anfälliger für Krisen ist, und wir müssen offen dafür sein, dass es Risiken geben könnte, an die wir nicht einmal denken."

Das Wichtigste sei laut Georgiewa jedoch, dass China seine Wirtschaft weiter vorantreibe. Der Übergang des Landes von einer "Null-COVID-Politik" zu einem normaleren Umgang sei der wahrscheinlich wichtigste Einzelfaktor.

Wie 1929? Ökonom Roubini warnt vor "Mutter aller Schuldenkrisen"

Der bekannte US-Ökonom Nouriel Roubini zeichnet ein düsteres Bild für die nahe wirtschaftliche Entwicklung. Besonders Europa werde unter einer drohenden Stagflation leiden und einen massiven Wohlstandsverlust hinnehmen müssen. Nicht zuletzt trage der Konflikt zwischen den USA und China dazu bei.

Im Interview mit dem Handelsblatt sagt er:

"Ich will die Menschen nicht deprimieren, sondern wachrütteln. Wir haben wie Zombies gelebt, laufen schlafwandelnd auf diese Katastrophen wie den Klimawandel oder die Überschuldung zu und schieben die Lösung von Problemen immer weiter nach hinten. Wirtschaftliche, technische, politische, geopolitische, gesundheitliche und Umweltgefahren haben sich zu etwas viel Größerem aufgeschaukelt und werden die Welt bis zur Unkenntlichkeit verändern."

Im Vergleich zu den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts steht die Weltwirtschaft laut dem US-Amerikaner vor gigantischen Herausforderungen. Die gegenwärtige Situation vergleicht er mit der Zeit der "Großen Depression" ab 1929:

"Unsere nahe Zukunft könnte genauso trostlos aussehen wie die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre. Das ist nicht alarmistisch, wir müssen wieder lernen, in Alarmbereitschaft zu leben."

Vor allem die Notenbanken mit ihrer Niedrigzinspolitik und die hohe Staatsverschuldung haben entschieden dazu beigetragen. Roubini warnt auch vor neuen Kriegen, nicht zuletzt könne sich die Situation zwischen den USA und China weiter zuspitzen und schließlich eskalieren.

12.01.2023 20:20 Uhr

Gastgewerbe steht auch 2023 weiter unter Druck

Auch zu Beginn des neuen Jahres bleibt die Stimmung im Gastgewerbe verhalten. Der Branchenverband DEHOGA teilte am Donnerstag mit:

"Nach den Corona-Jahren mit historischen Umsatzverlusten steht die Branche weiter unter Druck."

Der Erlös vieler Unternehmen bewege sich zwar wieder in Richtung Vorkrisenniveau. Insbesondere seit Mai des vergangenen Jahres wachse die Nachfrage in Restaurants, Kneipen oder Hotels kontinuierlich. Allerdings machen die hohen Betriebskosten dem Gastgewerbe zu schaffen. Bei einer Branchenumfrage unter rund 2.500 Betrieben zwischen dem 6. und dem 10. Januar gaben rund 42 Prozent der Unternehmen an, optimistisch oder zumindest zuversichtlich ins neue Jahr zu blicken. 58 Prozent äußerten sich verhalten oder pessimistisch.

Das größte Problem blieben für die meisten Betriebe die hohen Kosten für Strom, Gas und Wärme. Mehr als 40 Prozent der Befragten fürchteten deshalb um ihre Existenz. Optimistisch stimme hingegen vor allem das Jahresende. Mehr als die Hälfte der Gastronomen berichtete von einem guten bis sehr guten Weihnachts- und Silvestergeschäft.

11.01.2023 20:46 Uhr

Galeria Karstadt Kaufhof: Bestandsgarantie nur noch für ein Drittel der Filialen

Das aktuelle Sanierungskonzept des Warenhauskonzerns "Galeria Karstadt Kaufhof", der sich zurzeit in einem Insolvenzverfahren befindet, sieht nicht nur eine deutliche Dezentralisierung, sondern eine drastische Verringerung der Anzahl von Filialen vor. Diese Angaben hat das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfahren.

Demzufolge sollen die Leitungen der einzelnen Kaufhäuser mehr Entscheidungskompetenzen erhalten. Zudem solle auch das Sortiment von Filiale zu Filiale stärker variieren.

"Allein zentral gesteuert kann man dieses Warenhausunternehmen nicht mehr führen",

soll ein Insider dem Handelsblatt zufolge erklärt haben. Weitere Einzelheiten zum künftigen Profil von "Galeria" gab das Unternehmen nicht bekannt. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren befindet sich die Kaufhauskette im Schutzschirmverfahren nach dem Insolvenzrecht.

Die Zeitung zitiert den Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz, der bereits einen Umbau angedeutet habe:

"Das Ziel aller Maßnahmen muss es sein, unter veränderten Bedingungen eine aus sich heraus lebensfähige Struktur zu schaffen."

Nach internen Planungen würden von den bisher 130 Häusern nur 40 eine Bestandsgarantie erhalten. Die Zukunft der restlichen 90 Häuser hänge stark vom Ausgang der Verhandlungen mit den Vermietern ab. Daher sei die genaue Zahl der Schließungen noch offen. Im Laufe des Januars soll in dieser Frage Klarheit geschaffen werden.

Im ersten Schutzschirmverfahren 2020 hatte das Unternehmen bereits 40 Filialen geschlossen. Ursprünglich hatten 60 Häuser auf der Streichliste gestanden. Die Gläubiger hatten auf zwei Milliarden Euro an Schulden verzichten müssen.

Es wird befürchtet, dass diesmal deutlich mehr Filialen schließen müssen.

10.01.2023 17:03 Uhr

Immobilienmarkt bricht ein: Platzt nun die Blase? 

Der Immobiliensektor in Deutschland ist in den letzten drei Monaten des Jahres 2022 aufgrund der steigenden Finanzierungskosten und der Rekordinflation in Europas größter Volkswirtschaft eingebrochen, wie ein am Montag von BNP Paribas veröffentlichter Bericht zeigt.

Demnach gingen die Investitionen im gewerblichen Immobiliensektor des Landes im letzten Quartal 2022 im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt um über 50 Prozent zurück und erreichten nur ein Umsatzvolumen von 9,9 Milliarden Euro (10,6 Milliarden US-Dollar).

Immobilienunternehmen kämpfen in ganz Europa nach einer Reihe von Zinserhöhungen, die 2022 von der Europäischen Zentralbank und anderen Finanzaufsichtsbehörden durchgeführt wurden, um die Inflation einzudämmen. Die straffere Geldpolitik hat die Geschäftsabschlüsse in diesem Sektor weitgehend gestört und einen jahrzehntelangen Boom der Vermögenspreise zum Stillstand gebracht.

Eine weitere Folge davon: Besonders in deutschen "Boom"-Städten wie Frankfurt am Main oder München gingen die Preise für Immobilien im letzten Jahr deutlich zurück. Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend im Jahr 2023 fortsetzen wird.

9.01.2023 16:10 Uhr

Oberste "Wirtschaftsweise" fordert höhere Rentenbeiträge – und immer späteres Renteneintrittsalter

Die Vorsitzende der sogenannten Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, spricht sich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung für eine sofortige Erhöhung der Rentenbeiträge aus. Sie sagte:

"Wir sollten die Beitragssätze jetzt schon anheben, um die starke Babyboomer-Generation, die bald in Rente geht, noch an den Kosten zu beteiligen. Und wir sollten die Renten im Laufe der Zeit weniger stark steigen lassen. Bisher sind die Renten an die Löhne gekoppelt. Das sollte sich ändern. Die Renten sollten nicht mehr so stark steigen wie die Löhne."

Weiterhin will Schnitzer besonders hohe Renten zukünftig "abschmelzen", denn "wer doppelt so viel in die Rentenkasse einzahlt, sollte nicht mehr automatisch doppelt so viel herausbekommen". Ihre Generation habe zu sehr "über die Verhältnisse gelebt" und zu wenig Kinder groß gezogen. Da nun aber immer weniger Beitragszahler einzahlen, fordert Schnitzer ein radikales Umdenken der Betroffenen – auch in Bezug auf ein immer späteres Renteneintrittsalter: "Wir müssen allen Menschen klarmachen: Sie müssen für die Kosten, die sie im Laufe des Lebens verursachen, früh Rücklagen bilden."

Insolvenzwelle bei Schuhgeschäften geht weiter: Schuh-Oase pleite

Wie am Montag bekannt wurde, befindet sich die Schuh-Oase GmbH & Co. KG in existentiellen Schwierigkeiten. Bereits am 19. Dezember stellte das Unternehmen einen Insolvenzantrag, wie das Portal ruhr24 berichtet.

Die Firma mit Sitz im bayerischen Nassenfels betreibt zehn Filialen im Süden Deutschlands. Neben einem Hauptgeschäft führt die GmbH in Bayern auch Marken-Filialen für Schuhe von Tamaris und Rieker. Auch diese Filialen stehen mit dem Insolvenzantrag vor dem Aus. Ingesamt sind etwa 50 Mitarbeiter betroffen. Für das Unternehmen waren vor allem die "Corona-Krise" mit angeordneten Geschäftsschließungen sowie gestörte Lieferketten und Rohstoffengpässe aufgrund der verteuerten Preise für Gas und Öl in der Energiekrise zu viel für ein Überleben des mittelständischen Unternehmens. 

Fast jedes zweite deutsche Unternehmen geht für 2023 von Rezession aus

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat 2.500 deutsche Unternehmen nach ihren Aussichten für 2023 befragt. Vier von zehn Firmen in Deutschland rechnen dabei für 2023 mit einer Rezession, wie die Tagesschau berichtet. Nur 25 Prozent der Betriebe gehen von einer höheren Geschäftstätigkeit aus, 35 Prozent erwarten dagegen eine Stagnation.

Im Vergleich zum ohnehin schlechten Vorjahr ist das noch einmal ein deutlicher Rückgang der Geschäftserwartungen. "In der Bauwirtschaft wird eine ernste Rezession vorhergesehen, auch in der Industrie dominieren die Pessimisten", zitiert Reuters aus der Umfrage. Das betrifft fast alle Branchen.

Besonders stark ist jedoch das Bauwesen betroffen. Dort erwarten fast 54 Prozent einen Rückgang und fast ein Drittel eine gleichbleibende Wirtschaftsleistung. Nur 15 Prozent der befragten Betriebe gehen für 2023 von einem Produktionsplus aus. Die hohen Preise und gestiegene Zinsen schlagen hier besonders durch. Dazu kommt die Inflation, die potenziellen Häuslebauern das Ersparte wegfrisst.

Daneben ist in der für Deutschland wichtigen Industrie-Branche der Optimismus verflogen. 39 Prozent rechnen mit einem Umsatzrückgang, lediglich gut ein Viertel der Befragten mit besseren Ergebnissen als 2022. Auch hier schlägt die Zurückhaltung der inflationsgebeutelten Verbraucher durch. In der Umfrage heißt es dazu: "Dieser insgesamt negative Befund ergibt sich vor allem aus der erheblich zurückhaltenden Einschätzung in der Konsum- und Grundstoffindustrie."

Vor allem der stationäre Einzelhandel liegt seit der Corona-Krise am Boden. Besserung ist auch für 2023 nicht in Sicht. Zwar haben die durch die Inflation gestiegenen Preise die Umsätze im abgelaufenen Jahr deutlich gehoben, rechnet man die Preiserhöhungen aber heraus, ergibt sich ein Minus von 0,3 Prozent zum Vorjahr.

Dies erklärt die geringe Zuversicht in der Branche. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, betonte:

"Unsere aktuelle Trendumfrage im Einzelhandel zeigt, dass die Mehrheit der Händler nicht damit rechnet, dass die Umsätze sich im Jahr 2023 erholen werden."

Pharmabranche rechnet mit härteren Zeiten

Die deutsche Pharmaindustrie erwartet nach glänzenden Geschäften mit Corona-Impfstoffen schwierigere Zeiten. Während die Sonderkonjunktur aus der Pandemie schwindet, spürt die Branche Kostendruck aus der Politik und die teurere Energie. 2023 werde der Umsatz um knapp 5 Prozent und die Produktion um 1,8 Prozent gemessen am Vorjahr fallen, heißt es in einer Prognose des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (VFA), die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.

Die Beschäftigung werde nach dem starken Stellenaufbau der vergangenen Jahre bei 118.000 Menschen stagnieren. Der VFA warnte vor ausländischer Konkurrenz und mahnte Reformen im Gesundheitssystem an.

"Chemische Vorprodukte haben sich in der Energiekrise um 30 bis 40 Prozent verteuert", sagte VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen der dpa. Zudem kühle sich das Geschäft mit Corona-Impfstoffen ab.

Die Branche wird nach früheren Angaben des Verbands noch über Jahre von Corona-Impfstoffen profitieren, wenngleich die Nachfrage mit dem Abflauen der Pandemie fällt. Die Bundesregierung hatte jüngst bekanntgegeben, dass sie umfangreiche Lieferungen abbestellen will.

132 Milliarden Franken: Schweizerische Nationalbank macht Verlust 

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat 2022 einen hohen Verlust erlitten. Der Bund und die Kantone erhalten nun keine Ausschüttung. Auch die Aktionäre gehen leer aus. Konkret weist die SNB laut einer Mitteilung vom Montag gemäß provisorischer Berechnungen einen Verlust von 132 Milliarden Franken (133,6 Milliarden Euro) aus.

Dieser Fehlbetrag ist keine Überraschung, nachdem in den ersten drei Quartalen des Jahres Verluste gestanden hatten. Nach Berücksichtigung der Ausschüttungsreserve von 102,5 Milliarden Franken resultiert nach Angaben der SNB im Geschäftsjahr 2022 ein Bilanzverlust von rund 39 Milliarden Franken.

8.01.2023 19:30 Uhr

SPD will bei Ausbau der Infrastruktur den "Turbo zünden"

Die SPD will eine Offensive für die Erneuerung und den Ausbau der Infrastruktur in Deutschland starten. Der Parteivorstand beriet am Sonntag bei seiner Jahresauftaktklausur in Berlin über eine Resolution für bessere Investitions-Bedingungen, mehr staatliche Beteiligung am Netzausbau und vor allem eine deutliche Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Es brauche "ein Comeback der Infrastrukturpolitik für das 21. Jahrhundert", heißt es in dem sechsseitigen Papier.

"Wir müssen einen Turbo zünden bei der Mobilität auf Schiene und Straße, bei den Wärmenetzen, bei erneuerbaren Energien und natürlich bei digitalen Netzen", sagte SPD-Chefin Saskia Esken zu Beginn der zweitägigen Beratungen, an denen auch Bundeskanzler Olaf Scholz teilnimmt. Der Co-Vorsitzende Lars Klingbeil forderte eine "neue Deutschland-Geschwindigkeit" auf allen Feldern. Als positives Beispiel nannte er das erste Terminal für Flüssiggas (LNG) in Wilhelmshaven, das im Dezember fertiggestellt wurde. "Ich erwarte, dass eine solche Geschwindigkeit jetzt auch bei der Modernisierung unserer Infrastruktur in allen Bereichen aufgenommen wird", sagte Klingbeil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Handwerkspräsident warnt vor Scheitern der Energiewende "in der tiefsten Energiekrise"

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, hat mit Blick auf die Belastungen der Unternehmen in der Krise vor einem Scheitern der Energiewende gewarnt:

"Uns droht, dass die Energiewende scheitert, weil die Betriebe vorher insolvent sind, wenn sie Energiepreise aufbringen müssen, die sie nicht stemmen können."

Für eine Energiewende forderte Dittrich einen sinnvollen Plan. Der bisherige Plan müsse repariert werden, denn:

"Wir sind jetzt gerade in der tiefsten Energiekrise."

Die Gesellschaft, die Wirtschaft, das Handwerk brauchten verlässliche Energie zu bezahlbaren Preisen. Deshalb sei ihm die Debatte über das Vorziehen des Kohleausstiegs auf 2030 unverständlich.

"Der Enthusiasmus, eine neue Debatte anzufachen in der tiefsten Krise, die wir gerade erleben bei der Energie, den kann ich nicht verstehen. Wir sind mittendrin, warum führen wir diese Debatte?"

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dringt auf einen früheren Kohleausstieg im Osten. Dittrich weist hingegen darauf hin, dass es einen Unterschied zwischen einem Kohleausstieg in Nordrhein-Westfalen und im Osten, etwa in der Lausitz, gebe.

"Es geht nicht, dass diese Region die Hauptlast tragen soll."

7.01.2023 21:00 Uhr

Ein Viertel aller europäischen Haushalte hat Probleme mit den Heizkosten

Mehr als ein Viertel der Europäer hat Probleme, seine Wohnungen zu heizen und Schulden für Unterkunft und Versorgung zu bezahlen. Das haben ungarische Medien am Freitag unter Berufung auf eine Umfrage der Denkfabrik Századvég berichtet.

Laut der Umfrage, die den Namen "Europe Project" trägt, sind 26 Prozent der befragten Personen, also auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet etwa 100 Millionen Menschen, nicht in der Lage, ihre Wohnungen angemessen zu heizen. Am stärksten betroffen sind offenbar die Griechen, von denen 56 Prozent der Bevölkerung mit Heizungsproblemen zu kämpfen haben. In Portugal und Frankreich berichteten 34 Prozent der Einwohner über die gleichen Probleme. Finnland, Ungarn, Österreich und Dänemark waren am wenigsten betroffen, hier gaben weniger als 15 Prozent der Einwohner Schwierigkeiten zu.

Mehr zum Thema - Ein Viertel aller europäischen Haushalte hat Probleme mit den Heizkosten

"Zombifizierung": Großinsolvenzen 2022 auf Rekordniveau – Besserung ist nicht in Sicht

U. a. die Erhöhung der Leitzinsen 2022 durch die Zentralbanken zeigt nun auch in Deutschland ihre Wirkung: 217 Großunternehmen meldeten laut der Unternehmensberatung Falkensteg im vergangenen Jahr Insolvenz an. Das berichtet der Focus. Als Großunternehmen zählt jede Firma, die mindestens zehn Millionen Euro Umsatz verbucht. 217 solcher Insolvenzen sind 65 mehr als noch im Vorjahr, das entspricht einem Anstieg von 42 Prozent. Der Gesamtumsatz dieser insolventen Unternehmen beträgt mittlerweile 11,6 Milliarden Euro – Tendenz steigend, denn zahlreiche Unternehmen haben ihre anstehende Insolvenz durch die staatlichen "Corona-Hilfen" weiter aufschieben können.

Spätestens seit der Corona-Krise 2020 und der damit verbundenen Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbanken infolge niedriger Zinsen, also der massiven Neuverschuldung der Staaten, warnen Finanzexperten wie Florian Homm oder Dirk Müller vor sogenannten Zombiefirmen. Das sind Konzerne und Betriebe, die kaum noch Gewinn erwirtschaften und hochverschuldet sind. Oftmals werden sie durch Staatskredite künstlich am Leben gehalten, da nicht zuletzt ihre oftmals große Anzahl an Beschäftigen den sozialen Frieden sichert. Die bekanntesten Unternehmen, die letztes Jahr nicht mehr zahlungsfähig waren und Tausende Mitarbeiter entlassen mussten, waren u. a. der Autozulieferer Borges aus NRW oder die MV Werften aus Mecklenburg-Vorpommern.

Beamtenbund-Chef droht mit Streiks: "Dann wird es richtig ungemütlich"

Vor den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen hat Ulrich Silberbach, Vorsitzende des Beamtenbunds dbb, mit großflächigen Arbeitsniederlegungen gedrogt. Der Rheinischen Post sagte Silberbach:

"So wie ich die Äußerungen der Arbeitgeber gerade deute, wird es nicht bei den obligatorischen Warnstreiks bleiben. Denn wenn sie weiter derart auf der Bremse stehen, womöglich selbst noch mit Forderungen auf uns zukommen, schließe ich Flächenstreiks nicht aus. Dann wird es richtig ungemütlich."

Am 24. Januar beginnen der dbb und Verdi mit Tarifverhandlungen für rund 2,5 Millionen Beschäftigte von Bund und Kommunen. Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hatte die Forderungen als "nicht leistbar" abgelehnt.

6.01.2023 22:30 Uhr

Folge der LNG-Importe: EU-Staaten kaufen den Gasmarkt leer

Als Folge der Energiekrise kaufen Deutschland und andere EU-Staaten vermehrt Flüssigerdgas (LNG) auf dem weltweiten Markt, doch diese Großeinläufe haben Folgen: Gas, das in Deutschland gekauft wird, fehlt in anderen Teilen der Welt. Dies wird nun auch durch Daten des Marktforschungsunternehmens Icis, die dem Handelsblatt vorliegen, belegt. Demnach sind die Gasimporte besonders in Schwellenländern und in großen asiatischen Staaten stark eingebrochen.

Deutschland und andere EU-Länder sind infolge der Energiekrise zu einem Großeinkäufer von LNG geworden. Im Sommer kaufte Deutschland besonders viel LNG auf dem Weltmarkt ein. Die Einkäufe erfolgten nach dem Motto: Koste es, was wolle. Bis Dezember hatte Deutschland jedoch keine geeigneten LNG-Terminals, das Gas für Deutschland kam daher in den Nachbarländern an. Von dort wurde das verflüssigte Gas dann weitergeleitet.

Aus den Icis-Daten geht auch hervor, dass Belgien im Jahr 2022 genau 167 Prozent beziehungsweise rund 5,7 Millionen Tonnen mehr LNG importierte als im Vorjahr. In Frankreich wurden 13 Millionen Tonnen LNG beziehungsweise 99 Prozent mehr importiert als im Jahr zuvor. Die EU nahm also riesige Mengen an LNG vom Weltmarkt, als Folge stiegen die Preise für Gas auf Rekordhöhen. Andere Länder konnten sich dadurch kein Gas mehr leisten. Icis-Gasexperte Andreas Schröder sagt:

"Das reiche Europa kauft dem Rest der Welt LNG weg. Europa treibt im Kaufrausch weltweit die Marktpreise für Gas und verdrängt damit preissensible Nachfrager."

Wie aus den Daten hervorgeht, lassen sich vor allem in Schwellenländern auffällige Rückgänge bei den Gasimporten feststellen: Besonders betroffen waren demnach Brasilien, China, Indien und Pakistan. Besonders deutlich waren die Rückgänge in Brasilien mit einem Minus von 72 Prozent. In China betrug der Rückgang 21 Prozent, was aber auch an den Einschränkungen im Rahmen der Null-COVID-Politik des Landes zurückzuführen ist. In Pakistan betrug der Rückgang 18 Prozent, Indien kaufte 17 Prozent weniger Gas ein.

Französische Ärzte protestieren für bessere Arbeitsbedingungen

Tausende von französischen Ärzten haben am Donnerstag in Paris für bessere Arbeitsbedingungen protestiert. Der Streik der niedergelassenen Ärzte dauert schon seit dem 26. Dezember an. Die Protestaktion wurde von Mitgliedern der Berufsvereinigung "Médecins pour demain" (Ärzte für morgen) gefördert. Die Sprecherin des Verbandes, Céline Bretelle, sprach von einer "katastrophalen Situation" im französischen Gesundheitswesen.

Der deutschen Industrie brechen die Aufträge weg

Die Industrie in der Bundesrepublik Deutschland hat im November einen herben Dämpfer beim Auftragseingang verzeichnet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Freitag brach das Ordervolumen im Monatsvergleich um 5,3 Prozent ein. Ökonomen wurden vom Ausmaß des Rückschlags überrascht. Sie hatten im Schnitt nur einen leichten Rückgang um 0,5 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich fiel der Auftragseingang im November um 11,0 Prozent.

Der aktuelle Rückgang ist maßgeblich auf sinkende Auslandsaufträge zurückzuführen, die nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 8,1 Prozent gefallen sind. Dabei sanken die Auftragseingänge aus der Eurozone um 10,3 Prozent und die aus dem restlichen Ausland um 6,8 Prozent.

5.01.2023 21:12 Uhr

Ölpreise steigen wieder

Die Ölpreise sind am Donnerstag wieder gestiegen nach den deutlichen Rückgängen an den vergangenen Handelstagen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 78,98 US-Dollar. Das waren 1,14 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,12 Dollar auf 73,96 Dollar.

Marktbeobachter sprachen von einer Gegenbewegung am Ölmarkt. Zu Beginn des neuen Jahres waren die Notierungen noch stark gefallen. Der Preis für Nordsee-Öl sank an den vergangenen beiden Handelstagen um etwa sechs Dollar. Unerwartet schwache Konjunkturdaten aus China und die starke Corona-Welle in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hatten Nachfragesorgen am Ölmarkt geschürt.

Export schwächelt im November - Rückgang gegenüber Vormonat

Der deutsche Export hat im November 2022 einen Dämpfer erhalten. Die Ausfuhren sanken gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. "Eine stark abgekühlte Konjunktur, insbesondere in den wichtigen Absatzmärkten EU und China, in die zusammen rund 60 Prozent aller deutschen Exportwaren gehen, lässt die Exportumsätze passend zum milden Winter abschmelzen", erläuterte Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Im Oktober hatte es nach den jüngsten Daten noch ein Exportplus von 0,8 Prozent gegeben.

Vor allem bei Ausfuhren in die USA und nach China gab es im November im Vormonatsvergleich einen Dämpfer, auch der Handel mit Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) schwächelte. Der Wert der Einfuhren verringerte sich insgesamt um 3,3 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, Dirk Jandura, mahnte eine Zukunftsstrategie an, "wie sich Deutschland in einer sich zunehmend polarisierenden Welt als attraktiver Handelspartner behaupten will". Sorgen bereitet ihm die Entwicklung in China. Peking hatte am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-COVID-Politik verkündet. Seitdem erlebt das Land eine massive Corona-Welle. Die Lieferketten drohten dadurch erneut belastet zu werden, befürchtet Jandura.

4.01.2023 20:29 Uhr

Krisensymptom? Nur noch 30 Prozent vertrauen der Bundesregierung und dem Kanzler

Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) unter Verweis auf die Welt berichten, haben etwa 70 Prozent der Deutschen gut ein Jahr nach Antritt der sogenannten "Ampel-Koalition" kein Vertrauen mehr in die Bundesregierung und den Bundeskanzler.

Nach der Umfrage von Forsa vertrauen nur rund 30 Prozent der Befragten der Regierung und dem Kanzler, was einen einmaligen Einbruch des Vertrauens in die staatlichen Institutionen angesichts der dramatischen Wirtschaftskrise bedeutet.

Unter Berufung auf das "RTL/ntv Trendbarometer" wurde ein Vertrauensverlust von 24 (Bundeskanzler) beziehungsweise 22 Prozentpunkten (Bundesregierung) ermittelt.

Für die anderen staatlichen Institutionen sind die Werte nicht ganz so schlecht, insbesondere nicht in Ländern und Gemeinden. Ähnlich schlecht sind die Umfragewerte allerdings für die EU und die politischen Parteien.

So sollen nur noch 20 Prozent der Ostdeutschen und 33 Prozent der Westdeutschen Vertrauen in die EU haben. Und im Osten Deutschlands würden nur noch 11 Prozent in die politischen Parteien vertrauen.

Das schlechte Abschneiden wird unter anderem auf die Arbeit der Minister zurückgeführt, darunter Außenministerin Baerbock, Innenministerin Faeser und Wirtschaftsminister Habeck.

Dazu zitieren die DWN aus dem Hellmeyer-Report, der kommentierte:

"Das sind prekäre Werte für eine Regierung, die historisch einmalig sind. Diese Werte hängen damit zusammen, dass noch nie zuvor seitens der Verantwortlichen in der Bundesrepublik Deutschland derart existentielle Risiken für diesen Standort und die Bürger des Landes bewusst eingegangen wurden.

Noch nie zuvor gab es innerhalb von nur 10 Monaten vergleichbare Einbrüche der Kaufkraft der Einkommen und Einbrüche der Vermögen. Mehr noch konnten negative volkswirtschaftliche Entwicklungen nur durch ein massives Subventionsprogramm laut Untersuchung von Reuters im Volumen von einer halben Billion EUR Zeit bis Mitte 2024 kaufen, ohne das Problem zu lösen, die dann bei negativer Demographie von der kommenden Generation zu zahlen ist.

Politisches Handeln hat Konsequenzen, das kann man auch nicht auf dem Brocken nachts um 24 Uhr bei hellem Sonnenschein und Hanf esoterisch wegtanzen. 'Food for thought!'"

3.01.2023 20:26 Uhr

Erster LNG-Tanker in Wilhelmshaven eingelaufen

Erstmals seit der Eröffnung des LNG-Terminals in Wilhelmshaven ist laut dem Betreiber Uniper am Dienstagmorgen ein Tanker mit Flüssigerdgas dort eingelaufen. Der Tanker Maria Energy wurde auf den letzten Metern von Polizeischiffen zum Terminal eskortiert. Das erste deutsche LNG-Terminal war Mitte Dezember nach knapp zehn Monaten Planungs- und Bauzeit eröffnet worden, wenige Tage später wurde der Testbetrieb aufgenommen. Das schwimmende Terminal vor Niedersachsens Nordseeküste soll die Lücke bei Deutschlands Gasversorgung in der Energiekrise kompensieren.

Von zentraler Bedeutung für das Terminal ist das Spezialschiff Höegh Esperanza. In diesem wird das angelieferte verflüssigte Erdgas in den gasförmigen Zustand umgewandelt und in das deutsche Gasnetz eingespeist. Bei seiner Ankunft im Dezember hatte auch das Spezialschiff eine Ladung LNG in das deutsche Netz eingespeist.  Bei dem Schiff, das am Dienstag eintraf, handele es sich laut Uniper um das erste der Tankschiffe.

Umweltschützer protestieren gegen LNG-Lieferungen

Umweltschützer protestieren gegen die Ankunft des LNG-Tankers in Wilhelmshaven. Zentraler Kritikpunkt ist, dass das aus den USA stammende Gas mit umstrittenen Fracking-Methoden gewonnen wird. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe in Berlin, sagte, dies sei "kein Grund zur Freude, sondern ein historischer Tiefschlag für Klima- und Naturschutz". Müller-Kraenner fordert, vor weiteren Importen Fragen nach Herkunft und Umweltbelastung des Gases zu klären. Neben der hohen Emission des Treibhausgases Methan verbrauche die Technologie mehrere Millionen Liter Wasser pro Bohrung und könne Erdbeben verursachen.

"Das sogenannte unkonventionelle Fracking ist deshalb hierzulande zu Recht verboten."

Mit den Importen nehme man in Kauf, dass "Menschen in den USA Folgen wie Erdbeben, kontaminiertes Grundwasser und erhöhte Krebserkrankungsraten zu tragen haben". Zudem habe man mit den LNG-Importen begonnen, obwohl weiterhin unklar sei, wie viel Flüssigerdgas man benötige, um die Lieferungen aus Russland zu ersetzen. Statt massive LNG-Überkapazitäten zu schaffen und langfristige Lieferverträge mit zweifelhaften Quellen zu schließen, solle man lieber den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren und stärker Energie sparen.

Inflation bei Verbraucherpreisen hat sich im Dezember abgeschwächt

Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im Dezember 2022 auf hohem Niveau verlangsamt. Das Preisniveau legte zum Vorjahresmonat um 8,6 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag anhand vorläufiger Daten mitteilte. Im November hatte die Teuerungsrate 10,0 Prozent betragen, im Oktober waren es 10,4 Prozent.

Zurückzuführen ist dies offenbar auf eine leichte Erholung bei den Energiepreisen. Bei Nahrungsmitteln zeigt der Trend jedoch unverändert nach oben. 

Die endgültigen Ergebnisse für Dezember 2022 werden am 17. Januar 2023 veröffentlicht.

Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Dezember gestiegen

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Dezember 2022 saisonbedingt auf 2,454 Millionen gestiegen. Das sind 20.000 mehr als im November und 124.000 mehr als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg am Dienstag mit. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent.

"Die Arbeitslosigkeit hat im Dezember wie in diesem Monat üblich mit Beginn der Winterpause zugenommen", sagte die Vorstandsvorsitzende der Behörde, Andrea Nahles. Im Dezember nehme die Zahl der Arbeitslosen üblicherweise zu, weil unter anderem befristete Verträge in der Regel zum Jahresende auslaufen, und die Unternehmen in dem Monat weniger neue Beschäftigte einstellen.

Für ihre Dezemberstatistik hat die Bundesagentur Daten herangezogen, die bis zum 14. Dezember vorlagen. Die Behörde zahlte zuletzt im Zuge der wirtschaftlichen Unsicherheiten merklich mehr Kurzarbeitergeld. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Oktober 2022 zur Verfügung. Demnach erhielten in diesem Monat 163.000 Beschäftige konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Vom 1. Dezember bis 28. Dezember zeigten Unternehmen für 91.000 Mitarbeiter Kurzarbeit an.

2.01.2023 17:34 Uhr

Prognosen für 2023: Immobilienpreise sinken, Wohnungsmieten steigen

Der Immobilienboom in Deutschland geht seinem Ende entgegen: Experten erwarten 2023 fallende Immobilienpreise, aber einen zunehmenden Anstieg der Mieten. Mit steigenden Kreditzinsen und hohen Baukosten können sich viele Menschen kein Wohnungseigentum mehr leisten und weichen auf Mietwohnungen aus, sodass Mieten wieder kräftiger klettern. Das trifft in Deutschland viele Menschen, da nur rund die Hälfte der Bevölkerung in Eigentum lebt – so wenig wie in kaum einem anderen Land Europas.

Im dritten Quartal 2022 fielen die Preise für Wohnimmobilien laut Statistischem Bundesamt im Schnitt um 0,4 Prozent zum Vorquartal. Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) beobachtete einen Rückgang um 0,7 Prozent – das erste Minus seit 2010. 

Fachleuten zufolge dürfte sich der Trend beschleunigen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält 2023 einen Rückgang der Immobilienpreise um bis zu zehn Prozent für möglich. Die Forscher beobachten in einer Studie in 97 Städten, dass sich die Preise weiter von den Mieten abgekoppelt haben – ein Zeichen für "spekulative Übertreibungen". Eine Immobilie habe in Großstädten zuletzt so viel wie 28 Jahresmieten gekostet. 

Einen katastrophalen Einbruch der Immobilienpreise, der einem "Platzen der Spekulationsblase" gleichkäme, sehen die Experten jedoch nicht auf Deutschland zurollen. Hohe Transaktionskosten, etwa für Makler und Notare, würden vor kurzfristigen Verkäufen abschrecken. 

Dazu kommt, dass Wohnungen knapp bleiben. Das inzwischen kassierte Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen jährlich galt als utopisch: Der Bauverband ZDB erwartet 245.000 im kommenden Jahr. Die starke Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum stoße auf sinkende Leerstände in den Städten. An dem Engpass werde sich im neuen Jahr nichts ändern.

1.01.2023 13:20 Uhr

Neuer Handwerkspräsident warnt vor explodierenden Preisen 

Der neue Handwerkspräsident Jörg Dittrich hat davor gewarnt, dass Handwerker für viele Menschen bald unerschwinglich werden könnten. "Wir müssen aufpassen, dass Handwerksleistungen für weite Teile der Bevölkerung nicht unbezahlbar werden", sagte Dittrich der Bild am Sonntag. "Dieser Grenze nähern wir uns gerade." Es drohe eine Spaltung der Gesellschaft:

"Menschen, die sich beispielsweise einen Friseurbesuch leisten können, und andere, die das nicht mehr können."

Auch im neuen Jahr werden Handwerker-Leistungen wohl teurer werden. "Denn für uns steigen ja nicht nur die Material- und Energiekosten. Wir haben steigende Krankenkassen-, Pflegeversicherungs-, Berufsgenossenschaftsbeiträge", betonte der Handwerkspräsident. "Und am Ende kommen vom Staat noch 19 Prozent Mehrwertsteuer obendrauf. Ergebnis: Die Lücke zwischen dem, was der Handwerker tatsächlich verdient, und dem, was die Stunde die Kundin oder den Kunden kostet, wird immer größer. Hier muss die Politik gegensteuern."

Wegen des Fachkräftemangels erwartet Dittrich zudem einen deutlichen Anstieg der Wartezeiten. "Ich kann nicht ausschließen, dass wir in einem Jahr nicht mehr drei, sondern sechs Monate auf einen Handwerker warten müssen", sagte er der Zeitung. Werde nicht gegengesteuert, müssten Betriebe nur deshalb schließen, weil es nicht genügend Mitarbeiter gebe. Dem Handwerk fehlten aktuell 250.000 Fachkräfte. "Und die Zahl steigt täglich, denn auch bei uns kommen die Babyboomer jetzt ins Rentenalter", sagte der Handwerkspräsident.

Dittrich forderte eine stärkere Zuwanderung - auch von Menschen, die noch keine Berufsqualifikation haben. Es gehe um junge Leute, die bereit seien, in Deutschland ein Handwerk zu lernen und hier zu arbeiten. "Visa müssen schneller vergeben werden und wer hier gebraucht wird, sollte dauerhaft ein Aufenthaltsrecht ohne hohe bürokratische Hürden wie derzeit bekommen."

Habeck für früheren Kohleausstieg auch im Osten 

Wirtschaftsminister Robert Habeck will einen Konsens über einen vorgezogenen Kohleausstieg auch im Osten erreichen. Der Grünen-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das sage ich den Ministerpräsidenten und allen Belegschaften hiermit zu: Das wird nicht par Ordre du Mufti entschieden werden, sondern es muss in einer breiten Allianz als guter Plan empfunden werden." Für den Plan habe er sinnvolle Argumente.

Nach der bisherigen Gesetzeslage sind die letzten Stilllegungen von Kraftwerksblöcken in Deutschland 2038 geplant, und zwar bei der Betreiberin Leag in der Lausitz. Bundestag und Bundesrat hatten beschlossen, dass der Kohleausstieg im Rheinischen Revier um acht Jahre auf 2030 vorgezogen wird. Zuvor hatte es eine Verständigung zwischen der Bundesregierung, der NRW-Landesregierung und dem Energiekonzern RWE gegeben. Die Braunkohleländer im Osten Deutschlands sind Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Finanzminister Lindner rechnet mit dauerhaft hohen Energiepreisen und hoher Inflation 2023

Bundesfinanzminister Christian Lindner erwartet dauerhaft hohe Energiepreise. "Es wird ein neues Normal sein. Gas über die Flüssiggasterminals ist schon aus logistischen Gründen teurer als das russische Pipeline-Gas", sagte der FDP-Vorsitzende der Bild am Sonntag. Das Preisniveau bleibe nach seiner Einschätzung höher, "aber ohne ruinöse Spitzen".

Er forderte die "Ampel"-Regierung auf, das Fracking-Verbot in Deutschland im neuen Jahr aufzuheben, um so heimisches Gas fördern zu können. "Nicht nur die Preise für die Verbraucher lohnen neues Nachdenken, auch die Argumente dagegen sind überholt", sagte Lindner. "Eine unabhängige Expertenkommission des Bundestages hat 2021 bestätigt, dass die Technologie verantwortbar ist. Das Verbot sollte fallen." Dann könnten private Investoren entscheiden, ob der Abbau wirtschaftlich ist. Gegenüber Gas aus anderen Weltregionen erwartet Lindner Wettbewerbsvorteile.

Der Finanzminister bekräftigte die Erwartung der Bundesregierung bezüglich der Inflationsraten. Er sagte:

"Für 2023 rechnen wir mit 7 Prozent, aber 2024 und danach sinken die Zahlen laut den Prognosen weiter. Ziel bleibt 2 Prozent. Das muss für Europäische Zentralbank und Bundesregierung höchste Priorität haben, denn dauerhaft hohe Inflation würde unser wirtschaftliches Fundament unterspülen."

Schädlingsbekämpfer: Problem mit Bettwanzen ist größer geworden 

Schädlingsbekämpfer in Deutschland werden immer öfter wegen Bettwanzen gerufen. Das Problem sei in den vergangenen Jahren größer geworden, sagte der Vorsitzende des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands, Kai Scheffler, der dpa. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seien die Insekten, die sich vom Blut der Menschen ernähren, nahezu ausgerottet gewesen. Seit 15 bis 20 Jahren breiten sie sich demzufolge aber wieder aus.

"Nur die Reisetätigkeit führt nicht zwangsläufig dazu, dass wahnsinnig mehr Schädlinge da sind." Entscheidend sei vielmehr, in welche Länder gereist werde, sagte Scheffler. Nach Aufhebung der Reise-Verbote wegen der Corona-Pandemie habe es wieder mehr Flüge in die USA gegeben. "Über 90 Prozent der Hotels dort haben schon mal einen Bettwanzen-Befall gemeldet. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt." Ebenso häufig betroffen seien ehemalige Sowjetrepubliken – so auch die Ukraine.

"Als Schädlingsbekämpfer Anfang der 1990er Jahre erstmals wieder damit zu tun hatten, mussten sie wieder lernen, damit umzugehen", sagte er. Zahlen, wie verbreitet das Problem ist, lagen nicht vor.

"Wenn der Kunde alle drei Tage einmal gebissen wird, dann weiß ich: Hier ist nicht so viel los." Dann suche er nach dem Insekt, statt chemische Bekämpfungsmittel einzusetzen. Laut dem Verband werden zunehmend speziell ausgebildete Spürhunde eingesetzt. Damit sei es schneller möglich, Bettwanzen aufzuspüren. Nach einem Biss sind auf der Haut in der Regel leicht geschwollene Flecken zu sehen.

Hotels arbeiteten inzwischen enger mit Schädlingsbekämpfern zusammen, sagte Scheffler. Privathaushalte seien dagegen noch zurückhaltender – mitunter auch aus Scham vor Nachbarn. "Da heißt es: Können Sie vielleicht eine Straße weiter parken?" Anders sehe es bei einigen Anfragen im Sommer aus. "Bei Wespennestern ist ihnen das egal."

31.12.2022 19:32 Uhr

Bundestagspräsidentin fordert weitere Entlastung für Verbraucher

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat infolge der hohen Energiepreise weitere Unterstützungen für Menschen mit geringen Einkommen gefordert. Bas sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass Energie vorerst weiter teuer bleiben werde.

"Ich sehe also einen zusätzlichen Unterstützungsbedarf für Haushalte mit sehr geringem Einkommen auf das Land zukommen."

Bas appellierte an die Bundesregierung, wenn zusätzliche Pakete geschnürt werden müssten, müsse die Hilfe gezielt und in ausreichendem Maße bei denen ankommen, die sie wirklich brauchten. Weiterhin sagte Bas, dass die Regierung es mittels Energiepreisbremsen und Entlastungen geschafft habe, den Menschen die größte Unsicherheit zu nehmen. Der von vielen heraufbeschworene heiße Herbst habe nicht stattgefunden. Dies sei ein "wichtiger Erfolg".

Sie kritisierte jedoch, dass es bei weiteren Hilfspaketen mehr Zeit für Beratungen im Bundestag geben müsse. Im aktuellen Jahr habe der Bundestag nicht genug Zeit für Beratungen gehabt. Dies dürfe so nicht weitergehen."Den permanenten Krisenmodus halten die Parlamentarier nicht aus", warnte Bas. Ohne ausreichende Debatte und ohne das Abwägen von Argumenten der Bürger könnten Entscheidungen nicht nachvollzogen werden. Dies sei jedoch entscheidend, "auch um die Solidarität mit der Ukraine zu bewahren und um eine Akzeptanz für die Zeitenwende zu schaffen."

Kalte Wohnung? Spiegel hilft mit Tipps aus dem Mittelalter

Die Zeitschrift Der Spiegel liefert ihren Lesern Krisentipps aus dem Mittelalter. Am Dienstag erschien auf dem Onlineportal des Magazins ein Beitrag mit dem Titel "Was wir vom Mittelalter lernen können". Im Teaser des von der Mannheimer Historikerin Annette Kehnel verfassten Gastbeitrags heißt es:

"Kürzer duschen, unterkühlt hausen, weniger Auto fahren? Unsere fernen Vorfahren können darüber nur müde lächeln. Und trotzdem haben sie es sich auch gemütlich gemacht."

Als vorbildlich in Zeiten des Sparens stellt die Autorin unter anderem das Teilbeheizen von Wohnräumen, den Gebrauch von Wärmepfannen und Schlafmützen sowie den gemeinsamen Besuch von Badehäusern dar. Ein Schlüsselsatz des Artikels:

"Gemeinschaft ist also das Stichwort, nicht Raumtemperatur."

In den sozialen Medien sorgten die Ratschläge der Zeitschrift für Spott. Ein Twitternutzer schrieb:

"Der Vorteil am Mittelalter war, dass es da keinen Spiegel gab."

Bankenverband erwartet "moderate Rezession" in Deutschland

Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Bankenverbands im Winterhalbjahr in eine "moderate Rezession" rutschen. "Insgesamt rechnen wir für 2023 mit einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung in Deutschland um bis zu ein Prozent", sagte der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, Christian Sewing, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Der Verband ist damit pessimistischer als etwa die "Wirtschaftsweisen" oder die Bundesregierung.

"Alle Zeichen deuten darauf hin, dass wir im Winterhalbjahr eine moderate Rezession in Deutschland sehen werden", sagte Sewing. Sie dürfte aber nicht so stark ausfallen, wie noch vor einigen Wochen befürchtet – auch wegen staatlicher Unterstützungsmaßnahmen wie der Gaspreisbremse. Ab dem Frühsommer sollte sich Sewing zufolge die wirtschaftliche Lage in Deutschland wieder stabilisieren.

Nach über 10 Prozent Inflation in den vergangenen Monaten werde sich der Anstieg der Verbraucherpreise wohl abschwächen. "Es besteht berechtigte Hoffnung, dass die Inflationsrate in Deutschland wieder in den einstelligen Bereich zurückkehrt", sagte Sewing, der zugleich Chef der Deutschen Bank ist. Im Jahresdurchschnitt 2023 hält er eine Teuerungsrate von um die sieben Prozent für wahrscheinlich. Deutlich niedrigere Inflationsraten werde es wohl erst im Jahr 2024 geben. "Allerdings könnte die Rate dann, auch wegen des Auslaufens der Energiepreisbremsen, immer noch bei knapp vier Prozent liegen."

Schafft die Unabhängigkeit vom russischen Öl eine deutsche Abhängigkeit von Polen?

Die Bundesregierung ist entschlossen, sich ab 2023 vom russischen Öl zu verabschieden. In der Zwischenzeit könnte der Ausstieg aus dem russischen Öl Deutschland in eine andere Abhängigkeit bringen – nämlich von Polen. Neben dem Öl aus Polen könnten Versorgungsengpässe auch durch Öllieferungen aus Kasachstan ausgeglichen werden.

30.12.2022 21:57 Uhr

US-Energiekonzern Exxon verklagt die EU

Der US-amerikanische Energiekonzern Exxon hat Klage gegen die Europäische Union eingereicht, um die Übergewinnsteuer zu blockieren. Nach Einschätzung des Konzerns hat die EU ihre Befugnisse überschritten. Wie das Unternehmen bekannt gab, sei die Steuer kontraproduktiv, mache Investitionen unattraktiv und untergrabe das Vertrauen der Investoren. Man werde dies in Überlegungen zu künftigen Milliardeninvestitionen in die Energieversorgung der EU einbeziehen. Die Finanzchefin des Unternehmens befürchtet eine Senkung des Gewinns um zwei Milliarden Euro. Das Unternehmen gab Ende Oktober für das dritte Quartal einen Nettogewinn von knapp 20 Milliarden Dollar bekannt.

Die EU-Kommission will jedoch weiterhin an der Steuer festhalten. "Es ist nun Sache des Gerichts, über diesen Fall zu entscheiden. Die Kommission hält daran fest, dass die fraglichen Maßnahmen vollständig mit dem EU-Recht vereinbar sind", erklärte Kommissionssprecherin Arianna Podesta am Donnerstag.

Droht Deutschland Verarmung? AfD und Die Linke kritisieren Deindustrialisierung und Arbeiten im Rentenalter

Mit Blick auf das kommende Jahr warnt die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel vor einer De-Industrialisierung Deutschlands. Zahllosen Bürgern drohe die Verarmung und dem Mittelstand eine beispiellose Insolvenzwelle, befürchtet Weidel. Für Linken-Chef Dietmar Bartsch wiederum ist die Tatsache, dass immer mehr Menschen in Deutschland auch im Rentenalter arbeiten, Ausdruck zunehmender Verarmung. In diesem Jahr waren fast 1 Million Beschäftigte im Rentenalter tätig.

RWE-Chef kritisiert geplanten EU-Gaspreisdeckel

Der Chef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, hat scharfe Kritik am von der EU geplanten Gaspreis-Deckel geübt. "Auf europäischer Ebene gibt es die Illusion: Wir deckeln den Gaspreis. Und wenn der Preis zu hoch ist, darf kein Geschäft mehr abgeschlossen werden. Das wird nicht funktionieren2, sagte Krebber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).

Die EU-Staaten hatten sich kurz vor Weihnachten darauf geeinigt, den Gaspreis im europäischen Großhandel unter bestimmten Bedingungen zu begrenzen, wenn er 180 Euro pro Megawattstunde am Handelsplatz TTF übersteigt. Wird der Mechanismus ausgelöst, wird der Preis bei maximal 35 Euro pro Megawattstunde über dem internationalen Preis für Flüssiggas (LNG) gedeckelt. Das Vorhaben betrifft grundsätzlich Großkunden, die am TTF handeln – nicht Endverbraucher, wie etwa bei der Gaspreisbremse der Bundesregierung.

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hatte bereits vor Weihnachten den Beschluss für einen EU-Gaspreisdeckel als Risiko für die Versorgungssicherheit kritisiert. "Gaspreisdeckel lösen keine Versorgungskrise, sondern riskieren grundsätzlich die Versorgungssicherheit in Europa", sagte Holger Lösch, Vize-Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) damals. Gas gehe in die Regionen, die bereit seien, die durch die Gasknappheit hervorgerufenen Preise zu bezahlen.

Fracking und Kernenergie: Ampel-Streit? Lindner will "Zeitenwende" in Wirtschafts- und Finanzpolitik

Finanzminister Christian Lindner will eine wirtschaftspolitische "Zeitenwende". Niedrigere Steuern, stärkere Arbeitsanreize, weniger Regulierung – das sind die Schlagworte, die Lindner in einem internen Papier seines Ministeriums zusammengefasst hat. Darin gibt es auch einen Vorschlag zur Aufhebung des Fracking-Verbots sowie ein Festhalten an der Kernenergie über den April 2023 hinaus.

Merz: "Die Verschuldung unseres Landes steigt dramatisch"

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat der Bundesregierung eine Verschleierungstaktik in der Haushaltspolitik vorgeworfen. Die Koalition entwickele eine große Fantasie in der Umformulierung normaler Haushaltsvorgänge, sagte Merz der dpa. "Der Bundeshaushalt heißt jetzt 'Kernhaushalt', aus Nachtragshaushalten werden 'Ergänzungshaushalte' und aus Schulden werden 'Sondervermögen'. Da werden ganz große Nebelkerzen geworfen, wenn es um die klare Abgrenzung von Haushalt und Nachtragshaushalt und vor allem um neue Schulden geht."

Hinter dieser Semantik stehe eine fundamentale Änderung der Statik der Staatsfinanzen. Merz warnte:

"Die Verschuldung unseres Landes steigt dramatisch. Und das wird Folgen haben vor allem für die junge Generation. Die Bundesregierung und auch der Bundesfinanzminister werden irgendwann an das Ende ihrer Verschuldungsmöglichkeiten kommen."

Diese Schulden wirkten mittelbar natürlich auch inflationstreibend. "Es ist eine sehr gewagte Haushaltspolitik."

Die Ampel-Koalition hat in diesem Jahr zwei Sondervermögen angelegt, die rein über Schulden finanziert werden: Eines über 100 Milliarden Euro soll helfen, die Ausrüstung der Bundeswehr erheblich zu verbessern. Diesem stimmte auch die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag zu. Aus einem Sondervermögen von 200 Milliarden Euro sollen die Folgen des Ukraine-Krieges in Deutschland wie die hohen Energiepreise abgemildert werden. Hier stimmte die Union nicht zu.

29.12.2022 19:35 Uhr

Sachsens Apotheken beklagen Medikamentenmangel

Sachsens Apotheken kämpfen um Medikamente, die immer knapper werden, weil ein großer Hersteller ausgestiegen und die Nachfrage um das Achtfache gestiegen ist, sind besonders Fiebersäfte für Kinder nur noch schwer zu bekommen. Auch Antibiotika fehlen zunehmend.

Überdies werden verschreibungspflichtige Varianten von Ibuprofen nach Aussage von Pharmazeuten zunehmend knapper. "Wir verzeichnen bereits seit Jahren eine Zuspitzung des Problems", erklärte Kathrin Quellmalz, Sprecherin des Sächsischen Apothekerverbandes (SAV) dem MDR SACHSEN. Den Mangel genannter Medikamente bestätigte die Dresdner Apothekerin Thea Faßbender: "Wir betreiben sehr viel Aufwand, um Großhandelskapazitäten zu durchforsten. […] Wir brauchen keine Panik, doch die Sorge ist groß."

Dieser Mangel sei nichts, was man nicht hätte voraussagen können. Die Abhängigkeit der Arzneimittelproduktion von Asien sei groß, betonte sie. 

Inflation: Rewe-Chef kündigt Preiserhöhungen im großen Stil an

Beim Thema Inflation scheint noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Zwar haben sich die Energiepreise derzeit ein wenig vergünstigt, Verbraucher sehen sich aber Lebensmitteln mit weiteren Preiserhöhungen kontrontiert. Rewe-Chef Lionel Souque sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa:

"Wir haben allein in Deutschland als Rewe Group für das erste Quartal von Markenartiklern Preiserhöhungen im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro auf dem Tisch liegen." 

Der zweitgrößte deutsche Lebensmittelhändler wolle dabei aber nicht mitmachen. Er betonte:

"Wir können und wollen die Preise nicht so stark erhöhen, wie die Industrie das fordert. Die Menschen haben nicht so viel Geld. [...] Gerade große, internationale Konsumgüterhersteller versuchen auch in der aktuellen Situation noch, ihre Gewinnmargen zu erhöhen, und fordern Preiserhöhungen, die nicht gerechtfertigt sind."

Bereits im laufenden Jahr habe Rewe durch nach Unternehmensangaben "hartes Verhandeln" die Umsetzung von mehr als der Hälfte der Preisforderungen der Hersteller verhindert, so der Business-Manager. Das schüre Konflikte und fabriziere hin und wieder Regallücken durch Lieferstopps oder Auslistung. Der Rewe-Chef resümierte:

"Aber wenn wir einfach alles abgenickt hätten, was die Konzerne fordern, wären die Preiserhöhungen in unseren Läden doppelt so hoch wie sie jetzt sind – und sie sind schon hoch genug."

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Preise für Nahrungsmittel im November 2022 um 21,1 Prozent höher als im November 2021.

Raffinerie Leuna bekommt nicht genügend Erdöl

Die Raffinerie in Leuna hat seit dem Verzicht auf russisches Erdöl Probleme, ausreichende Mengen des Rohstoffs zu bekommen. "Die aktuell vertraglich zugesicherten Mengen liegen unter der durchschnittlichen Auslastung der Raffinerie der letzten Jahre", sagte eine Firmensprecherin von Total Energies der Mitteldeutschen Zeitung. Für einen wirtschaftlichen Betrieb der Raffinerie bräuchte man aber Liefermengen, die es dem Betreiber ermöglichen, die Kapazitäten wie in der Vergangenheit voll auszulasten.

"Die Kaufkraft ist drastisch gesunken" – Inflation erstickt die Türkei

Zum Jahreswechsel lassen die Menschen in der Türkei die seit 24 Jahren höchste Inflation hinter sich. Nach Angaben des türkischen Statistikamtes lag sie im Oktober bei über 85 Prozent und fiel im Dezember auf 67 Prozent.

Die globalen Energie- und Rohstoffkosten haben die Preise in der Türkei wie im übrigen Europa in die Höhe getrieben. Die türkische Regierung hat bisher die gängige Wirtschaftspolitik abgelehnt, die Zinssätze zu erhöhen, um die Inflation einzudämmen. Ihr Wirtschaftsplan basiert stattdessen auf niedrigen Zinssätzen, um die Produktion und Exporte zu steigern.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan schätzt, dass die Inflation zwischen Februar und März nächsten Jahres auf ein "angemessenes" Niveau sinken wird. Trotz einer leichten Entspannung im Dezember scheinen die Aussichten auf eine Verbesserung der Lage allerdings in weite Ferne gerückt zu sein.

Bildungsmisere aufgrund von Lehrermangel: Hohe Arbeitsbelastung und zu geringe Wertschätzung

An Deutschlands Schulen führt ein Mangel an Lehrern zu einer erhöhten Arbeitszeit des vorhandenen Personals. Diese Überlastung wirkt sich entsprechend negativ auf die Schüler aus. Allein in Nordrhein-Westfalen sind im Vergleich zum vorigen Jahr 8.000 Lehrstellen unbesetzt. Unter anderem die Coronakrise, schwierige Arbeitsbedingungen und zu geringe Wertschätzung haben dazu geführt, dass viele Lehrer der Schule den Rücken kehren. Doch die Politik agiert hilflos in Bezug auf die Bildungsmisere.

Explodierende Strom- und Gaspreise in Deutschland: Fast jeder Zweite will Energie sparen

Angesichts der explodierenden Preise für Strom und Gas will fast die Hälfte der Menschen in Deutschland (43 Prozent) nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im neuen Jahr weniger Energie im Haushalt verbrauchen. Ein Drittel der Befragten will demnach "etwas weniger" Energie verbrauchen, gut jeder Zehnte sogar "viel weniger".

Hauptsächlich geht es darum, Geld zu sparen, wie 64 Prozent der Befragten angaben. Jeder Fünfte will mit seinen Sparbemühungen vor allem einen Beitrag leisten, damit Deutschland gut durch die Energiekrise kommt. Bei gut jedem Zehnten sind Umwelt- und Klimaschutz das ausschlaggebende Argument. Drei Prozent gaben an, Energie hauptsächlich deshalb sparen zu wollen, weil auch der Freundes- und Bekanntenkreis dies tue.

Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) derjenigen, die mit dem Energiespar-Vorsatz ins neue Jahr starten, wollen dafür nach eigener Aussage künftig in allen Räumen weniger heizen. Gut die Hälfte will die Heizung bei Abwesenheit im Zimmer runterdrehen.

Weitere beliebte Sparmaßnahmen sind: Elektrogeräte ausschalten statt sie im Stand-by-Modus zu belassen (50 Prozent) und beim Spülen oder Händewaschen weniger Warmwasser zu nutzen (47 Prozent). Allerdings gibt es für die meisten Menschen auch Grenzen, wie weit sie in Sachen Energiesparen gehen wollen: Kalt duschen wollen nur sechs Prozent derer, die mit dem Vorsatz zum Energiesparen ins neue Jahr gehen.

Weißer Ring 2022 öfter als je zuvor mit Amokläufen in Deutschland befasst

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Weißen Rings waren noch nie so oft nach Amokläufen und ähnlichen Gewalttaten im öffentlichen Raum im Einsatz wie 2022. Sechsmal setzte die Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer nach einem solchen "Großereignis" vereinsinterne Pläne für den Umgang damit um, wie der Bundesvorsitzende Patrick Liesching der dpa sagte.

Zu den sechs Straftaten gehören der Amoklauf in der Heidelberger Universität, bei dem eine Studentin getötet wurde, die Amokfahrt auf dem Berliner Kurfürstendamm in eine Menschenmenge und zuletzt die Geiselnahme in Dresden im Dezember. Die anderen drei Ereignisse waren eine Gewalttat an einem Gymnasium in Bremerhaven, ein Messerangriff an der Hochschule in Hamm-Lippstadt sowie ein Angriff einer Frau in Weiden mit einem schwertähnlichen Gegenstand auf mehrere Menschen.

Deutsche Wirtschaft: Düstere Prognosen

In der deutschen Wirtschaft herrscht eine düstere Stimmung. Mehr als jede zweite Branche blickt pessimistisch ins neue Jahr. Die Sektoren, die die Wirtschaft bisher gestützt haben, sind besonders betroffen. Besonders gefährlich ist die Situation für energie-intensive Industrien wie die Baustoff- oder die Stahlindustrie.

Ihr unternehmerischer Erfolg ist untrennbar mit der verfügbaren Energie verbunden. Auch Handwerksbetriebe, ein Großteil des Finanzsektors und die Immobilienbranche rechnen mit einer deutlichen Verschlechterung.

Im Baugewerbe haben auch die hohen Zinsen zu einem dramatischen Ende des Immobilienbooms geführt. Experten des Instituts der Deutschen Wirtschaft warnen vor einer drohenden Rezession.

28.12.2022 21:03 Uhr

Bundesregierung plant den Bau von über 13.000 neuen Windrädern bis 2029

Um die eigenen "Klimaziele" zu erreichen, plant die Ampel-Koalition bis zum Jahr 2029 pro Tag sechs Windräder zu errichten. Innerhalb von sieben Jahren müssten noch einmal etwa so viele Windräder gebaut werden, wie insgesamt in den vergangenen 20 Jahren. Diese müssten dann 59 Gigawatt Leistung einspeisen, damit die Bundesregierung ihr für das Jahr 2030 gesetzte Windkraft-Ziel von 115 Gigawatt erreicht.

Das ist jedoch unrealistisch, wie eine Studie aufzeigt, die das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) für das Handelsblatt erstellt hat. Weil immer stärker auf "erneuerbare Energien" gesetzt wird, droht nicht nur eine Lücke in der Stromversorgung, sondern auch ein weiteres Abwandern von deutschen Konzernen ins Ausland. 

Habeck schwört Bürger auf höhere Gaspreise 2023 ein

Die Deutschen müssen aus Sicht von Wirtschaftsminister Robert Habeck noch ein Jahr lang mit hohen Gaspreisen rechnen. Gegenüber der dpa sagte er:

"Wann sinken die Preise? Ich hoffe, dass es gegen Ende 2023 schon besser ist, wenn auch nicht auf dem Niveau von 2021."

Der Grünen-Politiker betonte weiterhin: "Das Jahr über werden wir höhere Preise noch aushalten müssen." Danach werde die Infrastruktur voraussichtlich so weit ausgebaut sein, dass genügend Ersatz für das wegen der Zerstörung der Nord-Stream-Pipeline ausbleibende russische Gas nach Deutschland fließe und sich die Preise von selbst wieder regulierten.

Zuletzt war der Gaspreis an Europas Großhandelsmärkten deutlich gesunken, wie das ZDF berichtet. Auf die Gasrechnung der Verbraucher hatte das jedoch bisher keine unmittelbaren Auswirkungen, da sich viele Versorger mit langfristigen Verträgen eingedeckt haben.

Schwimmende LNG-Terminals für Flüssiggas aus den USA sollen laut Habeck rasch Abhilfe schaffen. "Wenn wir es schaffen, das in dem jetzt vorgelegten Tempo weiter auszubauen, dann schließen wir Deutschland wieder an den Weltmarkt an", meinte Habeck. "Und dann werden wir auch die Weltmarktpreise bekommen, die deutlich unter dem liegen, was wir jetzt haben." Kritiker hatten zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass Flüssiggas deutlich umweltschädlicher als russisches Erdgas sei und bislang nur einen Bruchteil der benötigten Menge zu deutlich teureren Preisen ersetzen könne. 

27.12.2022 17:53 Uhr

Börsenwerte: Nur noch ein deutscher Konzern unter Top-100 der Welt

Deutschlands wirtschaftlicher Niedergang setzt sich auch im globalen Maßstab fort. Mit dem Softwarehersteller SAP auf Rang 91 findet sich erstmals nur noch ein deutsches Unternehmen unter den Top 100. Mit Siemens verabschiedete sich ein ehemaliger Weltkonzern aus dem Ranking. Der Dax-Konzern Linde konnte zwar um 18 Plätze auf Rang 59 vorstoßen, der Industriegigant verlegte seinen Firmensitz jedoch im Jahr 2018 nach Irland.

Unter den weltweit nach Börsenwert größten Konzernen befinden sich laut dem Handelsblatt zum Jahresende 62 US-amerikanische. Das ist ein Konzern mehr als im Jahr 2021 und es sind so viele wie seit über einem halben Jahrhundert nicht mehr. Von den zwölf weltweit wertvollsten Unternehmen stammen elf aus den USA – das hat es noch nie gegeben. Der Handyhersteller Apple rangiert weiter unangetastet mit einem Wert von umgerechnet zwei Billionen Euro auf Platz eins.

26.12.2022 14:00 Uhr

Mehrheit der Deutschen rechnet mit Gasknappheit

Eine große Mehrheit der Deutschen rechnet damit, dass Erdgas in diesem oder im nächsten Winter knapp wird. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa sagten 29 Prozent, sie erwarteten schon für diesen Winter eine Knappheit. 26 Prozent rechnen erst 2023/24 damit. 29 Prozent glauben, dass die Gasversorgung über beide Winter hinweg gesichert ist.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat zwar mehrfach erklärt, dass die Gasversorgung für diesen Winter sicher sei. Vor wenigen Tagen sagte der SPD-Politiker das in einem Interview der Süddeutschen Zeitung erstmals auch für den Winter 2023/24 – allerdings mit der Einschränkung: "wenn nichts Unvorhergesehenes passiert".

Das Vertrauen in diese Vorhersage ist aber selbst bei den Wählern der Koalitionsparteien nicht besonders groß. Von den SPD-Anhängern rechnen 58 Prozent mit einer Gasknappheit in diesem oder im nächsten Winter. Von den Wählern der Grünen sind es 56 Prozent und von denen der FDP 57 Prozent. Am skeptischsten blicken AfD-Anhänger auf die Gasversorgung. Von ihnen rechnen 69 Prozent mit einer Knappheit. Von den Wählern der Union sind es 57 Prozent und im Lager der Linken 59 Prozent.

EU-Asylbehörde erwartet weiter steigende Zahl an Asylbewerbern

Die Chefin der EU-Asylbehörde (EUAA), Nina Gregori, geht von einer weiteren Zunahme von Asylbewerbern in der Europäischen Union aus. "Es ist ziemlich klar, dass die steigenden Antragszahlen in absehbarer Zeit anhalten werden", sagte Gregori den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Instabilität und Bedrohungen der menschlichen Sicherheit seien Merkmale der heutigen Welt. "Leider sind sie nicht vorübergehend."

Die geopolitischen Entwicklungen in den Jahren 2021 und 2022 hätten direkte Auswirkungen auf den Bedarf an internationalem Schutz und führten zu einer zunehmenden Vertreibung in EU-Länder, sagte Gregori. Zwischen Januar und Oktober dieses Jahres seien in der EU fast 790.000 Asylanträge gestellt worden. Das sei ein Anstieg von 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahl bleibe aber unter den aus den Jahren 2015 und 2016, fügte Gregori hinzu. Nach Angaben der EU-Asylbehörde stammen die meisten Asyl-Antragsteller aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. Auch in Deutschland stieg zuletzt die Zahl der Asylbewerber.

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine müssen in der EU kein langwieriges Asylverfahren durchlaufen. Sie erhalten seit kurz nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine vorübergehenden Schutz. Gregori zufolge sind dafür 4,7 Millionen Menschen registriert worden. Die Aktivierung der Richtlinie über vorübergehenden Schutz habe den Zusammenbruch der nationalen europäischen Asylsysteme verhindert, sagte Gregori. Die Millionen Registrierungen hätten die europäischen Aufnahmesysteme aber "unter erheblichen Druck" gesetzt.

Umfrage: Mehrheit der Deutschen erwartet 2023 steigende Inflation

Die Mehrheit in Deutschland glaubt einer Umfrage zufolge nicht an Entspannung bei den Verbraucherpreisen im neuen Jahr. Im Gegenteil: Die Hälfte (50 Prozent) der 2.057 vom Meinungsforschungsinstitut Yougov befragten Erwachsenen hält es für wahrscheinlich, dass die Inflation 2023 weiter steigen wird. Knapp ein Drittel (28 Prozent) rechnet mit Teuerungsraten auf dem hohen Niveau der vergangenen Monate. Im November lagen die Verbraucherpreise in Deutschland nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes 10 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Aus Sicht von Jürgen Wache, Vorstandssprecher der Hannoverschen Volksbank, zeigen die Umfrageergebnisse, "dass sich die Teuerungsrate bereits jetzt in den Köpfen der Menschen zu verfestigen droht – mit entsprechenden Auswirkungen auf ihr Verhalten".

Auch mit Blick auf die nächsten drei Jahre erwartet die Mehrheit der Befragten eine weiter steigende (35 Prozent) oder gleichbleibend hohe (24 Prozent) Inflation. 28 Prozent gehen in diesem Mittelfristszenario davon aus, dass die Teuerungsraten sinken werden, 12 Prozent machten keine Angaben.

25.12.2022 20:50 Uhr

Streiks und Rekordschuldenaufnahme in Großbritannien

Im November 2022 musste die britische Regierung 22 Milliarden Pfund an neuen Schulden aufnehmen; das entspricht knapp 25 Milliarden Euro. Das ist die höchste monatliche Neuverschuldung seit Beginn der Aufzeichnungen durch das nationale Büro für Statistik im Jahr 1993.

Schon davor lag die gesamte Neuverschuldung 2022 an vierter Stelle, sofern man die Bankenrettungen während der Finanzkrise unberücksichtigt lässt. Die Versteigerungen des Monats November erfolgten zwar wieder zu einer etwas niedrigeren Verzinsung als im Oktober, aber die Nachfrage lag insgesamt unter dem langjährigen Schnitt.

Mit verantwortlich für die steigende Schuldenaufnahme dürften die explodierenden Energiekosten sein, die die britische Regierung durch Subventionen abzusenken versucht. Eben diese steigenden Schulden führen dazu, dass Finanzminister Jeremy Hunt bereits erklärt hat, keine weiteren Ausgabenerhöhungen hinnehmen zu wollen.

Augenblicklich stehen in Großbritannien alle Zugverbindungen wegen eines Streiks der Eisenbahnarbeiter, und auch die Krankenschwestern des nationalen Gesundheitsdienstes streiken. In beiden Fällen lautet die Forderung schlicht, die durch die Inflation von immer noch 10,7 Prozent ausgelösten Reallohnverluste auszugleichen.

Chefin der Wirtschaftsweisen sagt zwei Jahre Inflation voraus und fordert Rente ab 69

Monika Schnitzler, die Vorsitzende der sogenannten "Wirtschaftsweisen" (einer Gruppe aus fünf Wirtschaftswissenschaftlern, die Prognosen der Entwicklung der Volkswirtschaft aufstellen und der Politik Ratschläge geben), hat in einem am Samstag veröffentlichten Interview der Rheinischen Post gesagt, dass die Inflation in Deutschland noch zwei Jahre hoch bleiben werde. Im kommenden Jahr und auch 2024 werde es insoweit keine Entspannung geben, "erst danach könnten wir allmählich zu Raten von zwei Prozent zurückkehren".

Im selben Interview forderte die Volkswirtin von der Politik, die Frührente ab 63 abzuschaffen und die Heraufsetzung des allgemeinen Renteneintrittsalters auf 69 Jahre zu beschließen. Für Atomkraftwerke wünscht sie sich eine Laufzeitverlängerung um zwei Jahre und empfiehlt die Einführung eines "Energie-Soli", eines Zuschlags auf die Einkommensteuer, mit dem die Energiepreisbremse finanziert werden kann.

Die 61-jährige Schnitzler ist Inhaberin des Lehrstuhls für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 

Mehr zum ThemaReallohnverlust: Unternehmen erzielen Gewinne auf Kosten der Inflation trotz Lohnentwertung

24.12.2022 19:17 Uhr

Bescherung zu Weihnachten: Sektpreise steigen weiter an

Die Preise für Sekt gehen weiter nach oben. Auch günstigere Marken sind von den Preissteigerungen betroffen. Oliver Gloden, der Vorstand eines der größten europäischen Sekthersteller, der Schloss Wachenheim AG, erklärte gegenüber dem Handelsblatt:

"Zum dritten Mal innerhalb eines Jahres sehen wir uns gezwungen, die Preise anzuheben."

So seien die Preise für die Sektmarken Faber und Light Five inzwischen von 2,99 auf 3,49 Euro pro Flasche gestiegen. Ursächlich dafür seien höhere Kosten für Energie, vor allem aber für Glas, so Gloden:

"Entweder man zahlt deutlich mehr oder bekommt keine Flaschen."

Trotz der saisonal bedingten Nachfragesteigerung im Dezember reiche der Umsatz nicht aus, um die steigenden Kosten auszugleichen. In nächster Zukunft rechne Gloden mit einem Umsatzrückgang von bis zu 20 Prozent.

Schwedens Energieministerin warnt vor Stromausfällen

Aufgrund einer instabilen Energieversorgung bestehe in Schweden die Gefahr von Blackouts im kommenden Winter, warnte die Energieministerin Ebba Busch. Während einer Pressekonferenz am Mittwoch sagte sie:

"Januar und Februar sind eine Herausforderung. Wir wissen, dass der Winter immer hart ist. Und nun haben wir auch eine Situation mit einem echten Risiko von Ausfällen in Verbindung mit hohen Strompreisen."

Die Ministerin gehe davon aus, dass die Stromausfälle nicht länger als einige Stunden dauern werden. Trotzdem empfahl sie der Bevölkerung, ein batteriebetriebenes Radiogerät anzuschaffen sowie Vorräte an Wasser und Konserven anzulegen. Der während der Pressekonferenz ebenfalls anwesend gewesene Minister für Zivilverteidigung Carl-Oskar Bohlin sagte:

"Im schlimmsten Fall werden wir nicht wissen, wann der Strom ausfällt und wann er zurückkommt."

Wie der dänische Fernsehkanal TV2 weiter erklärte, werden steigende Energiepreise in Schweden mit großer Wahrscheinlichkeit auch die dänischen Strompreise in die Höhe treiben, da die Energiemärkte der skandinavischen Länder miteinander eng verbunden sind. Auch hatte die frühere dänische Regierung bereits vor Stromausfällen im Winter gewarnt.

Deutsche Flughäfen werden wohl erst 2025 wieder Vorkrisenniveau erreichen

Die deutschen Flughäfen erwarten auch im kommenden Jahr eine vergleichsweise langsame Erholung des Flugverkehrs nach dem coronabedingten Einbruch. Nach der am Freitag vorgestellten Prognose der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) werden für 2023 rund 205 Millionen Passagiere erwartet, was rund 82 Prozent des Aufkommens im Vorkrisenjahr 2019 entspricht. Dieses Niveau werde voraussichtlich erst im Jahr 2025 wieder erreicht, teilte der Verband in Berlin mit.

Im Jahr 2022 lag die Zahl der Passagiere bei erst 65 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr, während in einigen anderen europäischen Ländern bereits wieder mehr geflogen wurde als vor der Pandemie. Beim Zuwachs der von den Airlines angebotenen Sitze lag Deutschland demnach am unteren Ende der europäischen Luftverkehrsmärkte. ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel äußerte gegenüber dem Handelsblatt die Sorge, dass der Standort Deutschland zunehmend unattraktiv für die Fluggesellschaften werde:

"Besorgniserregend ist der weiter steigende Anteil der regulativ bedingten Abgaben und Gebühren."

Mehr zum Thema Das Flugchaos als Spiegel einer Malaise

Pläne für Übernahme von 47 Galeria-Filialen vorerst aufgegeben

Nach einer ursprünglichen Interessenbekundung für die Übernahme von 47 Filialen des insolventen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof GmbH will der Interessent buero.de Handel AG diese nun doch nicht übernehmen. Dies berichtete am Donnerstag das Westfalen-Blatt unter Verweis auf den Vorstandsvorsitzenden von buero.de, Markus Schön.

Zuvor hatte Schön bereits konkrete Standorte benannt, die er übernehmen möchte, unter anderem jene in Bad Homburg, Fulda, Gießen, Limburg und Sulzbach. Inzwischen befürchte der Chef von buero.de, dass sich Mitarbeiter von Galeria nach jüngst angekündigten weiteren Schließungen von mindestens einem Drittel von 131 Warenhäusern der Kette massenweise anderswo bewerben. Ohne qualifiziertes Personal wäre die Übernahme indessen wertlos.

Horst Gobrecht, der Gewerkschaftssekretär für den Fachbereich Handel in Südhessen, zeigte sich gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Schöns Erklärungen entrüstet:

"Jetzt schiebt er die Menschen in den Vordergrund, aber es ging immer nur um ein Geschäftsmodell."

Gobrecht fügte hinzu, dass die Mitarbeiter von Galeria aufgrund hoher Belastung zunehmend keine Kraft mehr haben, um den Erhalt des Unternehmens zu kämpfen. Diese Aufgabe liege nunmehr bei der Geschäftsleitung, die in Galeria-Kaufhäuser etwa eine Milliarde Euro statt der bisher angekündigten 400 Millionen investieren müsse, so Gobrecht. Galeria Kaufhof beschäftigte allein in Hessen 1.500 Personen in insgesamt 14 Warenhäusern.

23.12.2022 19:15 Uhr

Fahrradhersteller Prophete aus Rheda-Wiedenbrück ist zahlungsunfähig

Der Fahrradhersteller Prophete aus Rheda-Wiedenbrück hat beim Amtsgericht Bielefeld einen Insolvenzantrag gestellt, berichtet der WDR am Freitag. Die Fahrradmarke soll erhalten bleiben.

Die rund 400 Mitarbeiter wurden bereits informiert: Die Gehälter sollen über eine sogenannte Insolvenz-Vorfinanzierung noch zwei Monate sicher sein. Das Traditionsunternehmen produziert seit mehr als 110 Jahren Fahrräder und Radzubehör. Der Geschäftsbetrieb soll noch "eine Zeit lang" weiterlaufen, genau wie die Fahrradmarke.

Britische Streikwelle: Im Januar droht laut Gewerkschaftschef Eskalation

Die derzeitige Streikwelle in Großbritannien könne nach Ansicht eines Gewerkschaftschefs nur ein Vorgeschmack dessen sein, was im neuen Jahr drohe. Sollte die Regierung nicht an den Verhandlungstisch kommen, werde man wohl "eine riesige Eskalation dieser Streiks im Öffentlichen Dienst und in unserer übrigen Wirtschaft" sehen, sagte der Generalsekretär der Gewerkschaft PCS (Public and Commercial Services Union) dem Radiosender BBC 4 am Freitag.

Mitarbeiter der für die Passkontrolle bei Einreisen zuständigen Behörde Border Force legten am Freitag an sechs Flughäfen des Landes sowie am Fährhafen Newhaven die Arbeit nieder. Die etwa 250.000 am Freitag an britischen Flughäfen erwarteten Reisenden wurden gewarnt, es könne zu längeren Wartezeiten kommen. Großbritannien wird diesen Dezember von einer beispiellosen Streikwelle erfasst. Auch die Briefträger traten am Freitag in den Ausstand. Die Mitarbeiter von Autobahnmeistereien setzten einen am Donnerstag begonnenen mehrtägigen Streik fort. Zuvor hatten bereits Pflegekräfte, Rettungswagenfahrer und Bahnmitarbeiter die Arbeit niedergelegt. Die Beschäftigten fordern angesichts der hohen Inflation und mehrerer Jahre ohne Gehaltserhöhungen mehr Geld, doch die Regierung will über anfänglich vorgelegte Angebote nicht verhandeln. 

22.12.2022 14:28 Uhr

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff warnt: Kommunen wegen Flüchtlingen kurz vor dem "Kipppunkt"

Die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt ist in den letzten Wochen deutlich gestiegen. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) warnte daher am Donnerstag vor einer Überlastung der Kommunen in seinem Bundesland.

Er sagte: "Die Rückmeldungen der Kommunen belegen, dass die Kapazitäten aktuell stark beansprucht sind." Man befinde sich "an einem Kipppunkt, wo es bald um die Unterbringung in Provisorien wie Zelten geht".

Erst am Mittwoch wurde aus Magdeburg bekannt gegeben, dass die Jugendherberge in Nebra als neue Außenstelle der Zentralen Anlaufstelle in Halberstadt herhalten muss. In diesem Jahr sind bereits etwa 29.100 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Sachsen-Anhalt aufgenommen worden. Das entspricht fast 1,5 Prozent der Vorkriegspopulation in dem mitteldeutschen Land. Sie müssen keinen Asylantrag stellen. 

Darüber hinaus sind bisher mehr als 5.300 Asylsuchende zumeist aus Nordafrika und dem Nahen Osten in Sachsen-Anhalt registriert worden. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben des Innenministeriums etwa 3.000 Personen.

Haseloff kritisierte laut Tag24, dass bestehende Regeln häufig nicht eingehalten würden. Nach den sogenannten Dublin-Regeln muss ein Asylbewerber in dem EU-Staat Asyl beantragen, in dem er zuerst registriert wurde.

Wer in einem anderen EU-Staat Schutz erhalten hat, soll nicht in einem weiteren Staat der Europäischen Union erneut einen Antrag stellen dürfen. Bei Personen ohne Papieren, die es aufgrund der hohen Sozialleistungen besonders oft in die Bundesrepublik zieht, kann dies jedoch nicht überprüft werden. Das stellt eine Art Freifahrtschein da.

Bio-Marktkette Basic meldet Insolvenz an

Die Bio-Marktkette Basic hat Insolvenz angemeldet. Darüber berichtete das Fachmagazin Agrarheute am Mittwoch. Insgesamt habe die Biobranche mit der hohen Inflation und explodierenden Kosten zu kämpfen. Die wirtschaftlichen Probleme seien der sinkenden Nachfrage und steigenden Mieten geschuldet. Das Unternehmen teilte zu den Schwierigkeiten mit: "Wie bei den meisten anderen deutschen Bio-Supermärkten hätten die Preiserhöhungen bei Lebensmitteln zu einer Zurückhaltung der Verbraucher geführt".

Die Mehrheit der Kunden blieben den Bio-Produkten treu, allerdings würden sich 15 Prozent sogenannter Wechselkunden angesichts der hohen Inflation zurückhalten. Durch seine großen Flächen sei der Einzelhandel zudem besonders von stark gestiegenen Energiekosten betroffen. Das Unternehmen sei aber nicht zahlungsunfähig, hieß es in der Mitteilung weiter.

Um sich zu sanieren, habe die Bio-Marktkette beim Münchner Amtsgericht ein Schutzschirmverfahren beantragt, dem das Gericht bereits zugestimmt habe. Im Schutzschirmverfahren wolle sich das Unternehmen aus eigener Kraft sanieren. Hierzu informierte es: "Das Schutzschirmverfahren bietet der Basic AG einen bewährten rechtlichen Rahmen, um die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen bei gleichzeitig weiterlaufendem Geschäftsbetrieb schnell und wirksam umzusetzen". Die Bundesagentur für Arbeit sichere dabei für drei Monate die Gehälter der rund 520 Mitarbeiter in 20 deutschen Filialen. 

21.12.2022 14:42 Uhr

Besser nicht zu viel trinken – in Großbritannien streiken Beschäftigte des Rettungsdienstes

Tausende Beschäftigte des Rettungsdienstes in Großbritannien traten am Mittwoch in einen eintägigen Streik, wobei sich die Gewerkschaften und die Regierung nun gegenseitig die Schuld für die Gefährdung von Menschenleben zuschieben. In ganz England und Wales organisierten Sanitäter, Notrufbearbeiter und Techniker die größte Arbeitsniederlegung seit drei Jahrzehnten.

Drei Krankenwagen-Gewerkschaften streikten für 12 bis 24 Stunden. Sie haben sich verpflichtet, auf lebensbedrohliche Notrufe zu reagieren. Doch Behörden warnen, man könne nicht garantieren, dass jeder, der einen Krankenwagen braucht, auch einen bekomme. Die konservative Regierung riet den Menschen, keine Kontaktsportarten zu treiben, keine unnötigen Autofahrten zu unternehmen und sich nicht zu betrinken, um so die Risiken zu verringern, einen Krankenwagen zu benötigen.

Das Personal des Gesundheitswesens und andere Beschäftigte des öffentlichen Sektors fordern bei den Streiks angesichts der hohen Inflation Gehaltserhöhungen. Auch die Krankenschwestern haben in diesem Monat bereits zwei Tage lang gestreikt und damit den Druck auf das Gesundheitssystem erhöht. Das steht ohnehin schon unter Druck, unter anderem wegen Personalmangels aufgrund von Burnout und durch den Brexit. In vielen Gebieten müssen Krankenwagen teils stundenlang vor den Notaufnahmen der Krankenhäuser warten, weil es dort keine freien Betten für die Patienten gibt.

Bundeswirtschaftsminister Habeck bedankt sich bei Deutschen fürs Gassparen

In einem Interview mit den Sendern RTL und ntv erklärte der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dass laut Lage der Dinge, Deutschland  trotz Energiekrise gut durch den Winter kommen müsste. Das liege auch an dem Sparverhalten der deutschen Bürger.

Er wolle Danke sagen, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen gegenüber RTL und ntv. Der Grund: Deutschland müsste nach Lage der Dinge gut durch den Winter kommen. Das liege auch an den Bürger, die Gas sparen.

Habeck lobte in dem Interview die Deutschen für ihre Einschränkungen beim Gasverbrauch. Die Bürgerinnen und Bürger würden "wirklich Gas sparen", so der Grünenpolitiker. Viele Menschen heizten nicht mehr so wie im vergangenen Jahr, fügte er hinzu.

20.12.2022 21:59 Uhr

EU-Kommission genehmigt Milliardenhilfen für Uniper

Die EU-Kommissionhat deutsche Milliardenhilfen für den angeschlagenen Gasimporteur Uniper genehmigt. Der Bund darf das Unternehmen mit bis zu 34,5 Milliarden Euro unterstützen. Zuvor hatte die Kommission am Freitag der Verstaatlichung des Unternehmens unter fusions- und kartellrechtlichen Aspekten zugestimmt. Zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken gegen den Schritt gebe es laut Brüssel keinen Anlass.

Der Gas-Großhändler ist Lieferant für rund 500 Stadtwerke und weitere rund 500 Industrie-Großkunden und spielt damit eine zentrale Rolle für die Erdgasversorgung von Deutschland. Aufgrund des Ausfalls russischer Gaslieferungen geriet das Unternehmen in eine Schieflage und musste fehlendes Gas teurer als geplant auf dem Gasmarkt kaufen, um eigene Lieferverträge, die noch zu günstigeren Konditionen abgeschlossen waren, zu erfüllen, was zu Liquiditätsproblemen führte. Die täglichen Verluste beliefen sich zeitweise auf über 200 Millionen Euro. 

ZDF gibt Energiespar-Tipps: "Sechs Leute ersetzen wunderbar einen Heizkörper"

Mitten in der Energiekrise gibt das ZDF Tipps, um Heizkosten zu sparen. Neben einer Erklärung der Ziffern und Symbole auf dem Thermostat eines Heizkörpers und der Notwendigkeit des Lüftens, um Schimmel zu vermeiden, empfiehlt ein "Energieberater" in der Sendung drehscheibe auch, Menschen einzuladen:

"Jeder Mensch hat 100 Watt. Sechs Leute ersetzen wunderbar einen Heizkörper."

Zur Erinnerung: Vor einem Jahr galt im Rahmen der Corona-Maßnahmen noch, seine Kontakte zu reduzieren und Abstand zu halten.

19.12.2022 21:10 Uhr

Moskau: EU-Gaspreisdeckel ist "inakzeptabel"

Nachdem sich die EU-Energieminister am Montag auf einen Mechanismus zur Begrenzung der Gaspreise einigten, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow vor Journalisten, jegliche Versuche, eine Gaspreisobergrenze festzulegen, seien "inakzeptabel":

"Dies ist ein Verstoß gegen den Prozess der Preisfindung auf dem Markt, ein Verstoß gegen den Marktprozess selbst", sagte Peskow vor Journalisten und fügte hinzu, dass "jegliche Verweise auf eine Obergrenze nicht akzeptiert werden können".

Russland werde "Zeit brauchen, um alle Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen, während es an seinen Maßnahmen arbeitet", sagte er und fügte hinzu, dass sich eine Reaktion auf die Ölpreisobergrenze aus ähnlichen Gründen "etwas verzögert" habe. Die Ölpreisobergrenze wurde Anfang des Monats von der EU, den G7-Ländern und Australien eingeführt. Russland hat bisher noch keine offiziellen Maßnahmen als Reaktion darauf angekündigt. Peskow sagte jedoch, dass ein entsprechendes Präsidialdekret in Arbeit sei.

Russischen Medienberichten zufolge würde Moskau Ölverkäufe im Rahmen von Verträgen verbieten, in denen eine Preisobergrenze festgelegt ist. Verboten wären auch Exporte in Länder, die die Preisobergrenze als Bedingung in ihren Lieferverträgen verlangen oder deren Referenzpreise auf die Obergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel festgelegt sind.

EU-Energieminister einigen sich auf Gaspreisdeckel

Die Energieminister der Europäischen Union haben sich auf einen temporären Gaspreisdeckel im Großhandel geeinigt. Wie eine Sprecherin des EU-Ministerrats mitteilte, einigten sich die Minister der Mitgliedsländer am Montag auf eine Begrenzung der Marktpreise. Der Preisdeckel soll greifen, wenn der Preis für Gas an drei aufeinanderfolgenden Tagen über einem Wert von 180 Euro pro Megawattstunde liegt. Außerdem soll der Referenzpreis für Flüssiggas mindestens 35 Euro unter der Preisschwelle liegen, um zu verhindern, dass entsprechende Lieferungen plötzlich ausbleiben. Sollte dies dennoch geschehen, könne die Preisbremse unter bestimmten Umständen wieder ausgesetzt werden.

Der Preisdeckel, der ab dem 15. Februar eingesetzt werden kann, gilt nicht für den gesamten Gasmarkt, sondern nur für die am niederländischen Gashub TTF gehandelten Mengen. Der Handel außerhalb der Börse, den beispielsweise auch Verantwortliche für Gasspeicher nutzen, ist nicht davon betroffen. Zum Wochenbeginn lag der TTF-Gaspreis bei etwa 110 Euro pro Megawattstunde – und damit deutlich unter der geplanten Preisgrenze.

Öffentlich-rechtlicher Jugendkanal "funk" klärt auf: Armut "ist normal und niemand kann was dafür"

Funk ist ein "Online-Inhalte-Netzwerk" der ARD und des ZDF, das sich insbesondere an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren richten soll. In einem Instagram-Beitrag vom 17. Dezember informiert die funk-Redaktion darüber, dass "mehr als jeder Fünfte unter 25 in Deutschland in Jugendarmut lebt oder davon gefährdet ist".

Die Empfehlung des Mediums für den Umgang mit davon betroffenen Freunden und Freundinnen lautet daher, doch einfach zu akzeptieren, dass diese "weniger Geld haben". Ergänzend heißt es: "Das ist normal und niemand kann was dafür." Die "Betroffenen" müssten "im Alltag oft verzichten, z.B. auf Kino, Kaffee trinken, Fintesstudio (...)". Wichtig sei: "Sprecht das Thema nicht jedes Mal an."

Wenn die Möglichkeit bestünde und "ihr es euch leisten könnt", sollte jedoch schon geholfen werden. Wichtig dabei sei wiederum: "Mitleid ist aber unangebracht. Macht es, ohne es groß anzusprechen." Gründe für die grassierende Jugendarmut in Deutschland wurden nicht genannt.

18.12.2022 19:25 Uhr

Bloomberg: Energiekrise kostete die EU-Staaten fast eine Billion Euro

Die EU-Mitgliedsstaaten haben angesichts der schlimmsten Energiekrise seit Jahrzehnten rund eine Billion US-Dollar beziehungsweise 940 Milliarden Euro ausgegeben, wie Bloomberg am Sonntag unter Berufung auf Marktdaten-basierten Berechnungen berichtet. Die steigenden Energiepreise haben die Volkswirtschaften der EU in eine Rezession gestürzt, da die meisten Mitgliedsstaaten beschlossen haben, kein Gas mehr aus Russland zu importieren und sich auf teurere Lieferungen umstellen mussten.

Die Agentur wies darauf hin, dass die geschätzten Gesamtverluste erst den Anfang einer umfassenden Krise markieren, da eine Periode hoher Energiepreise Jahre andauern könnte, während die Hilfe bereits unerschwinglich wird.  Es wird erwartet, dass die Energieversorgungssicherheit auch über den nächsten Winter hinaus ein Thema bleiben wird, wenn die gefüllten Gasspeicher in der Region geleert sind. Die EU-Länder werden ihre Gasreserven für die nächste kalte Jahreszeit ohne Lieferungen aus Russland auffüllen müssen, was auch den Wettbewerb um Tanker anheizt.

Selbst wenn mehr Importterminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) in Betrieb genommen werden, wird sich die Krise Berichten zufolge erst 2026 entspannen, wenn zusätzliche Produktionskapazitäten aus den USA oder Katar verfügbar werden. Gleichzeitig dürften die Preise hoch bleiben, da LNG von anderen Abnehmern aus asiatischen Ländern abgeworben werden muss. Laut der Brüsseler Denkfabrik Bruegel, die von Bloomberg zitiert wird, könnte der Ausnahmezustand noch jahrelang andauern.

"Wenn man alles zusammenzählt - Kautionszahlungen, Subventionen - ist das eine lächerlich große Summe", sagte Martin Devenish, Direktor der Beratungsfirma S-RM, der Agentur. "Es wird für die Regierungen sehr viel schwieriger werden, diese Krise im nächsten Jahr zu bewältigen".

16.12.2022 13:00 Uhr

"Winter der Solidarität" – Bundestag beschließt Gas- und Strompreisbremse

Der Bundestag hat am Donnerstag die Gas- und Strompreisbremse gebilligt. Das beschlossene Gesetz sieht vor, dass der Gaspreis für Haushalte und kleine Unternehmen für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf zwölf Cent pro Kilowattstunde und für Fernwärme auf 9,5 Cent pro Kilowattstunde begrenzt wird. Für Strom soll der Deckel bei 40 Cent pro Kilowattstunde liegen.

Insgesamt hat die Regierung bis zu 200 Milliarden Euro für die Strom- und Gaspreisbremse in Aussicht gestellt. Der CDU-Abgeordnete Mark Helfrich kritisierte die Gesetzgebung als "Verbrennung des großen Geldes". Sie würden die Energiepreise "künstlich hochhalten", behauptete er.

Bundesbank: Schrumpfende Wirtschaft und hohe Inflation 2023

Die Bundesbank rechnet im kommenden Jahr mit einem Wirtschaftseinbruch in Deutschland und über 2023 hinaus mit hohen Teuerungsraten. "Die Wirtschaftsleistung dürfte zwar zunächst schrumpfen, ab der zweiten Jahreshälfte 2023 erwarten wir jedoch eine allmähliche Erholung", erläuterte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Freitag die neuesten Prognosen der Notenbank. Allerdings verstärke die Energiekrise die Inflation in Deutschland.

Nach 1,8 Prozent Wachstum im laufenden Jahr rechnen die Fachleute der Bundesbank 2023 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland um 0,5 Prozent. Hohe Energiekosten infolge der massiven antirussischen Sanktionen belasten Unternehmen und Verbraucher. Wegen deutlich gestiegener Preise halten sich Privathaushalte beim Konsum zurück.

Im November lagen die Verbraucherpreise in Deutschland um 10 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Rasche Entspannung ist nicht in Sicht. "Die Inflation ist hoch und wird nur nach und nach zurückgehen", führte Nagel aus. Für das kommende Jahr rechnet die Bundesbank mit einem Rückgang der Inflation von 8,6 Prozent auf 7,2 Prozent – auch wegen der staatlichen Strom- und Gaspreisbremse. 2024 sollte die Teuerungsrate – gemessen am für die Geldpolitik im Euroraum maßgeblichen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – demnach auf 4,1 Prozent zurückgehen.

Weltweiter Kohleverbrauch wird 2022 wohl Rekordhoch erreichen

Der weltweite Kohleverbrauch wird der Internationalen Energieagentur IEA zufolge in diesem Jahr wohl so hoch liegen wie noch nie. Die Fachleute gehen davon aus, dass der Verbrauch des fossilen Brennstoffs 2022 erstmals über 8 Milliarden Tonnen liegen wird und etwa 1,2 Prozent höher als im vergangenen Jahr. Einem am Freitag veröffentlichten Jahresbericht zufolge dürfte der Kohleverbrauch bis 2025 auf diesem Niveau bleiben.

"Die Welt ist nah an einem Scheitelpunkt der Nutzung fossiler Brennstoffe", zitierte die IEA Keisuke Sadamori, Direktor für Energiemärkte und Sicherheit bei der Agentur. Der Kohleverbrauch solle als erstes zurückgehen, doch noch sei man nicht so weit. Es gebe jedoch viele Hinweise darauf, dass die aktuelle Krise etwa den Einsatz von Erneuerbaren und Heizpumpen beschleunige. Das werde die Nachfrage nach Kohle in den kommenden Jahren

Von der Leyen sieht große Schwierigkeiten für EU-Wirtschaft 2023

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Menschen in Europa auf ein wirtschaftlich schwieriges Jahr 2023 eingeschworen. "Der Krieg hat massive Konsequenzen für unsere Wirtschaft, und das wird sich im nächsten Jahr fortsetzen", sagte sie beim EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel mit Blick den Ukraine Krieg. Die immensen antirussischen Sanktionen der EU benannte sie nicht als Grund.

Von der Leyen betonte, eine prognostizierte Lücke von 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas im nächsten Winter werde man zwar füllen können. Man befinde sich aber weiterhin in einem Umfeld sehr hoher Energiepreise. Daher sei es wichtig, dass sich die EU-Staaten nicht gegenseitig überböten, sondern ihre Marktmacht nutzten, um Gas zu kaufen.

15.12.2022 20:00 Uhr

Gasspeicher-Füllstände: Zwei von fünf Indikatoren im "kritischen Bereich"

Die Energiekrise in der Bundesrepublik verschärft sich weiter: Durch die eisigen Temperaturen in den vergangenen Tagen erhöht sich der Gasverbrauch. Doch selbst wenn man diesen Effekt herausrechnet, gilt auch der temperaturbereinigte Gasverbrauch als kritisch. Die Bundesnetzagentur meldete am Donnerstag, dass zwei von fünf Indikatoren im "kritischen" Bereich seien.

Auf Grundlage der Zahlen der 49. Kalenderwoche lag der Gasverbrauch 5,2 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen vier Jahre, im Vergleich zur Vorwoche stieg der Verbrauch sogar um 11,8 Prozent. Um einen Gasmangel in diesem Winter sicher zu vermeiden, müssten eigentlich 20 bis 25 Prozent Gas eingespart werden. Laut Bundesnetzagentur wurde dieses Ziel damit "deutlich verfehlt".

Besonders deutlich gingen die Einsparungen in Privathaushalten zurück: Im Vergleich zur Vorwoche sanken die Einsparungen von 13 auf drei Prozent. Grund dafür dürften die niedrigen Temperaturen sein, weshalb deutlich mehr geheizt wird. Auch in der Industrie sanken die Einsparungen von 12 auf sieben Prozent. Laut Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller hänge dies vor allem mit der Verstromung von Gas zusammen, da Deutschland derzeit vermehrt Strom nach Frankreich exportiert.

Die niedrigen Temperaturen können den Effekt jedoch nicht allein erklären: Nach Angaben der Bundesnetzagentur lag die temperaturbereinigte Einsparung insgesamt lediglich bei 12 Prozent. Die Ursachen hierfür sind unklar. Der hohe Gasverbrauch führt auf jeden Fall dazu, dass sich die Gasspeicher schneller leeren. Am Dienstag sanken die Speicherfüllstände um 1,2 Prozent auf 91,26 Prozent, die 90-Prozent-Marke dürfte demnächst unterschritten werden.

Ein Prozent Gas aus Speicher an einem Tag – Einhorn "nicht in Sorge" über deutsche Gasspeicher

Was die Gasversorgung angeht, "läuft soweit alles nach Plan", sagte Annika Einhorn, die Pressesprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Mittwoch auf der wöchentlichen Pressekonferenz der Bundesregierung in Berlin. Auf diesbezügliche Fragen eines Journalisten antwortete sie, dass die Lagerbestände immer noch über 90 Prozent liegen.

Nach Angaben der Bundesnetzagentur reduzierte sich der Füllstand jedoch allein am Montag um einen Prozent. In einem Interview mit dem ZDF sagte Behördenchef Klaus Müller, dass der Dezember immer noch einer der kältesten seit einem Jahrzehnt werden könne. Daher mahnt er eindringlich zum Gassparen, sowohl in der Wirtschaft als auch in Privathaushalten.

Chemiebranche erwartet Umsatz- und Produktionsrückgang

Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie schöpft in der Energiekrise keine Hoffnung für das kommende Jahr. Nach einem Produktionseinbruch warnte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Donnerstag vor weiteren kräftigen Rückgängen 2023. Auch der Umsatz werde "aller Voraussicht nach" schrumpfen, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann in Frankfurt. Eine konkrete Prognose gab der Verband nicht ab. Er warnte vor der Abwanderung von Chemiebetrieben ins Ausland wegen hoher Gas- und Strompreise.

"Die Ertragslage der gesamten Branche hat sich im Jahresverlauf rapide verschlechtert", so Steilemann. Die Vorzeichen für 2023 in der drittgrößten deutschen Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau seien denkbar schlecht. Jedes vierte Branchenunternehmen mache Verluste. Insbesondere der Mittelstand sei betroffen. Auch Kurzarbeit werde im Frühjahr wieder zum Thema werden, sagte Steilemann.

Er warnte vor der Abwanderung von Chemiebetrieben besonders nach China und in die USA, die größten Chemiemärkte weltweit. Dort sei Energie günstiger als hierzulande. Viele Branchenfirmen wollten weniger investieren und wenn, dann vor allem außerhalb Deutschlands, sagte er. Fast jedes vierte Unternehmen verlagere Teile der Produktion ins Ausland, zeige eine VCI-Mitgliederumfrage.

Die Chemie- und Pharmaindustrie mit gut 475 000 Beschäftigten leidet unter den hohen Gas- und Strompreisen infolge des Ukraine-Kriegs und der umfassenden antirussischen Sanktionen. Die Produktion wird laut VCI dieses Jahr gemessen am Vorjahr um 6 Prozent sinken. Während die Pharmabranche zulegte, schrumpfte die Herstellung von Chemikalien um rund 10 Prozent. "Einen ähnlich starken Einbruch bei der Produktion gab es zuletzt 2009 als Folge der Weltwirtschaftskrise." So sei die Produktion von Ammoniak, das in der Dünger- und Pharmabranche gebraucht wird, um 75 Prozent gesunken.

Unterdessen soll der Branchenumsatz um gut 17 Prozent auf den Rekord von 266,5 Milliarden Euro klettern und damit noch höher als zuletzt angepeilt. Der Zuwachs sei auf die um 22 Prozent gestiegenen Preise für Chemie-Erzeugnisse zurückzuführen, so der VCI. Preisbereinigt falle der Umsatz um fünf Prozent, auch die Verkaufsmengen sinken.

Energiekrise: Frankreich will Presseverlagen helfen

Frankreich will angesichts der Energiekrise den Presseverlagen mit 30 Millionen Euro unter die Arme greifen. Die Produktionskosten gefährdeten die Aufgabe der Presse, die darin bestehe, die Öffentlichkeit zu informieren, teilte das Kulturministerium mit. Einige Presseverlage seien bereits gezwungen, die Seitenzahlen ihrer Publikationen zu reduzieren und die Veröffentlichung von Sonderausgaben einzustellen, hieß es weiter. Die finanzielle Unterstützung soll Verlagen zugutekommen, deren wirtschaftliche Lage durch die Folgen des Krieges in der Ukraine besonders gefährdet ist.

Preise im Großhandel steigen im November um rund 15 Prozent

Im November des laufenden Jahres erhöhten sich die Preise im Großhandel in Deutschland zum Vorjahresmonat um 14,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Im September (plus 19,9 Prozent) und Oktober (plus 17,4 Prozent) hatten die Preise noch deutlicher über dem jeweiligen Vorjahresniveau gelegen.

Von Oktober auf November 2022 sanken die Preise nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Donnerstag um 0,9 Prozent. Einen stärkeren Preisrückgang zum Vormonat gab es demnach zuletzt im April 2020 mit minus 1,4 Prozent.

Sei Monaten treiben kräftige Preissteigerungen bei Rohstoffen und Vorprodukten die Großhandelspreise. Im November 2022 waren Mineralölerzeugnisse nach Berechnungen des Bundesamtes um fast ein Drittel (plus 30,4 Prozent) teurer als ein Jahr zuvor.

14.12.2022 20:30 Uhr

Inflation und Gewinne: Historisch hoher Reallohnverlust

Die anhaltend hohe Inflation zehrt in diesem Jahr einer Studie zufolge Lohnzuwächse in einem bislang ungekannten Ausmaß auf. Selbst Tarifbeschäftigte, die erfolgreich für eine Lohnerhöhung kämpfen konnten, haben damit unter dem Strich real weniger Geld zur Verfügung. Nach einer vorläufigen Bilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) handelt es sich um einen "in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartigen Reallohnverlust".

Die Inflation in Deutschland wird seit Monaten insbesondere von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen angetrieben, zunehmend können laut Statistischem Bundesamt auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie beobachtet werden. Der Preisanstieg schwächte sich nach einem Zuwachs um 43 Prozent im Oktober gegenüber dem Vorjahr im November leicht ab. Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher dennoch 21,1 Prozent mehr zahlen als im November 2021.

Insgesamt stiegen die Verbraucherpreise im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent. Im Oktober hatte die Jahresinflationsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren erreicht. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Verbraucherpreise im November insgesamt leicht um 0,5 Prozent. Volkswirte sehen in der leichten Entspannung noch keinen Grund zur Entwarnung. Eine Analyse des Ifo-Instituts sieht neben den gestiegenen Kosten auch höhere Gewinne der Unternehmen hinter der aktuellen Inflation.

Mehr zum Thema - Reallohnverlust: Unternehmen erzielen Gewinne auf Kosten der Inflation trotz Lohnentwertung

43 Prozent der britischen Haushalte könnten sich bald grundlegende Dinge wie Essen und Kleidung nicht mehr leisten

Einem Bericht der britischen Denkfabrik New Economics Foundation (NEF) zufolge steht Großbritannien an der Schwelle zur größten Lebenskostenkrise der Neuzeit – und die Zahl derer, die unterhalb der Armutsgrenze leben, steigt kontinuierlich.

In einer am Montag veröffentlichten Studie erklärte die Denkfabrik, dass 30 Millionen Menschen in Großbritannien bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2024 nicht mehr in der Lage sein werden, sich das zu leisten, was die Öffentlichkeit als angemessenen Lebensstandard betrachtet.

Steigende Preise, unter der Inflationsrate liegende Einkommenszuwächse und ein prognostizierter Anstieg der Arbeitslosigkeit würden dazu führen, dass 43 Prozent der Haushalte nicht über die Mittel verfügen, um genügend Essen auf den Tisch zu bringen oder neue Kleidung zu kaufen, so der Bericht.

Mehr zum Thema - Studie: Millionen Briten rutschen in Armut

Verdienste von Postboten nur unterdurchschnittlich gestiegen

Die in der Vorweihnachtszeit besonders belasteten Postboten und Paketzusteller haben in den vergangenen zehn Jahren unterdurchschnittliche Lohnzuwächse erhalten. Vollzeitbeschäftigte in der Branche verdienten im Jahr 2021 durchschnittlich 3.022 Euro brutto im Monat und damit 6 Prozent mehr als vor zehn Jahren, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. In der Wirtschaft insgesamt legten die Verdienste im selben Zeitraum um 23,8 Prozent zu.

Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst in der Branche der Post-, Kurier- und Expressdienste gut 1.000 Euro unter dem Durchschnitt der Wirtschaft insgesamt, der bei 4.100 Euro lag. Ein Grund dafür ist der Behörde zufolge der vergleichsweise geringe Anteil von Vollzeitbeschäftigten in leitender Stellung (4 Prozent) und von gehobenen Fachkräften (7 Prozent). In der Gesamtwirtschaft lag deren Anteil im vergangenen Jahr deutlich höher, bei 12 beziehungsweise 24 Prozent der Vollzeitbeschäftigten.

In der Post- und Paketbranche arbeiten Erwerbstätige der Mitteilung zufolge oft zu unüblichen Zeiten, zum Beispiel am Wochenende (60 Prozent) und nachts zwischen 23:00 Uhr und 06:00 Uhr (14 Prozent).

Bargeld abschaffen? Kritik von deutschen Politikern zum EU-Gesetzespaket

In allen EU-Ländern sollen Barzahlungen über 10.000 Euro künftig verboten werden. Das ist einer der Punkte des Gesetzespakets gegen Geldwäsche und Terror-Finanzierung, auf das sich die EU-Minister verständigt haben. Deutschland enthielt sich bei Teilen des von der EU-Kommission vorgeschlagenen Pakets.

Aussagen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, dass eine Bargeldobergrenze helfen würde, die organisierte Kriminalität zu bekämpfen, sorgten für Kritik. So sagte etwa Bunndesfinanzminister Christian Lindner: "Deutschland kann einer Obergrenze für die Barzahlung nicht zustimmen".

Blackout: Zwei Stromausfälle in Ludwigsburg kurz hintereinander

Im baden-württembergischen Ludwigsburg ist zwei Mal kurz hintereinander der Strom ausgefallen. Nach Auskunft eines Polizeisprechers vom Mittwoch begann der erste Stromausfall am Dienstagnachmittag gegen 17:30 Uhr und dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Die Ursache hierfür war noch unklar. Der zweite Stromausfall folgte am Mittwochmorgen und dauerte von 4:10 Uhr bis 6:30 Uhr.

Grund war laut dem Polizeisprecher vermutlich ein Defekt in einer Trafostation. Die beiden Stromausfälle betrafen den Ludwigsburger Stadtteil Oßweil. Dort leben laut Homepage der Stadt rund 10.800 Menschen. Wie viele Haushalte tatsächlich betroffen waren, war dem Polizeisprecher nicht bekannt.

13.12.2022 19:30 Uhr

Betriebliche Zahlungsausfälle in Deutschland gehen durch die Decke

Laut eines Berichts des Handelsblatts am Dienstag sind die deutschen Warenkreditversicherer dazu gezwungen, für deutlich mehr Zahlungsausfälle in Deutschland einzuspringen. Im Jahr 2022 schossen die Schadenzahlungen in der Warenkredit- und der Kautionsversicherung um fast 50 Prozent auf 697 Millionen Euro in die Höhe, wie der Branchenverband Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) am Dienstag mitteilte.

Thomas Langen, der Vorsitzende der Kommission Kreditversicherung, betonte mit Blick auf die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, der durch die Geldmengenausweitung der EZB initiierten Inflation und die Folgen der "Corona-Krise":

"Wir spüren die toxischen Effekte gleichzeitiger Krisen."

"In Teilen der Wirtschaft deutet sich ein regelrechter Überlebenskampf entlang der Lieferketten an."

US-Inflation verlangsamt, dennoch weitere Zinsanhebung erwartet

Die neuen Inflationsdaten aus den USA zeigen, dass sich dort der Preisanstieg verlangsamt. Im Vergleich zum Vormonat sind die Preise der Kerninflation nur noch um 0,2 Prozent gestiegen. Das ändert zwar nichts an den deutlichen Erhöhungen seit Jahresbeginn, zeigt aber, dass die beginnende Rezession inzwischen der Inflation entgegenwirkt.

Dennoch wird damit gerechnet, dass die US-Notenbank Fed den Zinssatz auf ihrer morgigen Sitzung weiter erhöhen wird; die Schätzungen schwanken zwischen 0,25 und 0,5 Prozent, weil der von der Fed angestrebte Zielwert der Inflation immer noch weit tiefer liegt. In der Folge wird auch die EZB eine weitere Zinserhöhung vornehmen müssen.

Die Verlangsamung der Inflation in den USA besagt leider wenig für Europa, da die Steigerung der Energiekosten, die die europäische Inflation vor allem antreibt, in den USA so nicht stattfindet. Was aber auf beiden Seiten des Atlantiks bemerkbar sein wird, ist die bremsende Wirkung, die steigende Zinsen auf das Wirtschaftswachstum entfalten. Der deutsche Wohnungsbau ist infolge von steigenden Materialkosten und steigenden Kreditzinsen schon fast zum Stillstand gekommen.

Und während in den USA die Rezession mit gewaltigen Subventionen bekämpft wird, die zudem europäische Unternehmen dorthin locken, werden in Europa bereits enorme Mittel benötigt, um die Folgen der gestiegenen Energiepreise abzufangen.

Die bisherige Welle von Zinserhöhungen ist die stärkste seit vierzig Jahren.

Vermögensverwalter Blackrock warnt vor beispielloser Rezession

Laut dem US-amerikanischen Vermögenverwalter BlackRock steht die Weltwirtschaft vor einer nie dagewesenen Rezession, wie unter anderem der Business-Insider berichtet.  Ein Team von Blackrock-Experten unter der Leitung von Vizepräsident Philipp Hildebrand konstatiert diese neue Form der Wirtschaftskrise in einem Bericht mit dem Titel "2023 Global Outlook".

Dort wird unter anderem problematisiert, dass die Zentralbanken die Kreditkosten deutlich angehoben haben, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Neu sei nach dieser Lesart, dass die politischen Entscheidungsträger nicht mehr in der Lage sein werden, die Märkte vor enormen Turbulenzen bis hin zum Kollaps zu bewahren, wie sie es seit der Finanzkrise 2007/08 immer wieder getan haben. Konkret heißt es in dem Bericht:

"Eine Rezession wird vorausgesagt, da die Zentralbanken versuchen, die Inflation zu zügeln. Das ist das genaue Gegenteil der vergangenen Rezessionen. [...] Anders als von den Anlegern erwartet, werden die Zentralbanken nicht zu Hilfe eilen, wenn sich das Wachstum in diesem neuen System verlangsamt. Die Aktienbewertungen spiegeln den bevorstehenden Schaden noch nicht wider."

Energieagentur warnt: EU droht im nächsten Winter 30 Milliarden Kubikmeter Gasknappheit

Die Leiter der Internationalen Energieagentur und der Exekutive der Europäischen Union erklärten am Montag, dass die 27 EU-Staaten in diesem Winter gut durch die Energiekrise kommen werden.

Obwohl Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs den größten Teil der Gaslieferungen nach Europa eingestellt hat, konnten die EU-Länder ihre Gasspeicher für die Heizsaison im Winter weitgehend auffüllen, indem sie neue Lieferungen anzapften, Energie sparten und von dem milden Wetter profitierten.

Diese Hintergründe könnten jedoch im nächsten Jahr wegfallen, sodass sich die EU darauf konzentrieren müsse, die Bemühungen um Energieeffizienz zu verstärken, den Weg für erneuerbare Energien zu ebnen und weiterhin Energie zu sparen. Dies sagte der IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen.

Der IEA zufolge drohe der EU ein mögliches Gasdefizit von bis zu 30 Milliarden Kubikmetern. Als Gründe nennt sie den möglichen Ausfall der restlichen russischen Gaslieferungen und einen angespannten Markt für Flüssigerdgas (LNG), das per Schiff angeliefert wird, falls die chinesische Nachfrage wieder ansteigt.

Jede dritte Kommune muss bei Schwimmbädern sparen

Angesichts der Energiekrise wollen etliche Kommunen in Deutschland einer Umfrage zufolge sparen und beispielsweise Schwimmbäder schließen oder die Straßenbeleuchtung reduzieren. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) befragten Städte und Gemeinden will Leistungen kürzen. Im Vorjahr hatte der Anteil noch bei 26 Prozent gelegen. Befragt wurden dafür im Oktober und November 301 Kommunen mit mindestens 20.000 Einwohnern. Da es in einigen Bundesländern vergleichsweise viele kleinere Kommunen gebe, seien die Ergebnisse "bedingt repräsentativ".

Knapp jede dritte befragte Kommune plant demnach eine Schließung oder Einschränkungen im Betrieb von Hallen- und Freibädern. Die Straßenbeleuchtung wollen zwei von fünf Kommunen herunterfahren. Auch bei Angeboten in der Jugendbetreuung oder in der Seniorenarbeit setzt laut der Umfrage jede sechste Stadt oder Gemeinde den Rotstift an. Für das kommende Jahr, so heißt es, gehe rund die Hälfte der befragten Finanzverwaltungen von Ausgabensteigerungen für Energie von 20 Prozent und mehr aus.

Angesichts der Inflation, erwarteter Tarifsteigerungen für kommunale Angestellte und der Mehrbelastungen für die Versorgung von Geflüchteten sehen die Kommunen weiter klammen Kassen entgegen. Bei 59 Prozent schlägt, gemessen an den Zahlen, am Ende des Jahres voraussichtlich ein Minus zu Buche, nur elf Prozent erwarten einen Haushaltsüberschuss. Jede dritte Kommune rechnet zudem mit einer Zunahme ihrer Schulden.

Investitionen in kommunale Gebäude, um etwa die Energiewende voranzutreiben, plant der Umfrage zufolge jede zweite Stadt oder Gemeinde. "Die aktuellen Maßnahmen sind völlig unzureichend – die Klimaziele der Bundesregierung werden so nicht erreicht", kritisierte der Leiter des Bereichs Government & Public Sector Solutions in Deutschland bei EY, Sven-Joachim Otto.

Fast 15.000 Firmenpleiten in Deutschland in diesem Jahr – Höchstwert seit Krisenjahr 2009

Erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 steigt die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland wieder. Rund 14.700 Unternehmen werden nach Schätzung von Creditreform bis zum Ende des laufenden Jahres den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben. Das wären nach Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei etwa vier Prozent mehr als 2021.

"Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen bei vielen Unternehmen an die Substanz", erläuterte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, anlässlich der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in Frankfurt.

Wie viele andere Experten rechnet auch Creditreform mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr: Der Anstieg von 2021 auf 2022 sei moderat, "dürfte aber erst der Auftakt für eine weitere Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein".

In dem noch stark von der COVID-19-Pandemie und zahlreichen Corona-Maßnahmen geprägten Jahr 2021 hatte es nach amtlichen Angaben in Deutschland mit 13.993 Fällen so wenige Firmenpleiten gegeben wie nie seit Einführung der aktuellen Insolvenzordnung im Jahr 1999. Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat Ausnahmeregelungen ermöglicht.

Statistisches Bundesamt: Inflationsrate in Deutschland aktuell bei 10 Prozent

Die Inflationsrate lag in Deutschland im November bei 10 Prozent. Das bestätigte das Statistische Bundesamt am Dienstag. "Die Inflationsrate verweilt trotz leichter Entspannung bei den Energiepreisen mit 10,0 Prozent weiterhin auf einem hohen Stand", sagte der Präsident der Wiesbadener Behörde, Georg Thiel. Er betonte:

"Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie."

Im Oktober hatte die Teuerungsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren erreicht. Volkswirte sehen in der Abschwächung im November noch keinen Grund zur Entwarnung. Viele Ökonomen rechnen erst im Frühjahr mit einem deutlicheren Rückgang der Teuerung. Hohe Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern und zehren Einkommenszuwächse auf. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten.

Angeschoben wird die Inflation seit Monaten von den Energie- und Lebensmittelpreisen. Energie kostete im November 38,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Preisanstieg schwächte sich nach einem Zuwachs von 43 Prozent im Oktober damit etwas ab. Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher 21,1 Prozent mehr zahlen als im November 2021. Gegenüber dem Vormonat sanken die Verbraucherpreise im November insgesamt um 0,5 Prozent.

12.12.2022 22:10 Uhr

Internationale Energieagentur: EU droht 2023 erheblicher Gasmangel

Auch wenn die Gasspeicher derzeit noch gut gefüllt sind, könnte in der EU im Jahr 2023  Gasknappheit herrschen. Dies geht aus einer Warnung der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte auf einer Pressekonferenz mit dem Chef der IEA, Fatih Birol:

"Trotz der von uns ergriffenen Maßnahmen könnten wir im nächsten Jahr immer noch mit einer Lücke von bis zu 30 Milliarden Kubikmetern Gas konfrontiert sein."

Sollte die Konjunktur in China weiter anziehen und sollten weiterhin keine Gaslieferungen aus Russland erfolgen, sei das ein denkbares Szenario. Im Jahr 2021 exportierte Russland noch etwa 155 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die EU, die möglicherweise zu erwartende Lücke entspricht etwa einem Fünftel dessen. Laut von der Leyen müsse man nun gemeinsam Gas aus anderen Quellen beschaffen und den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen, um die drastischen Folgen für die EU-Mitgliedsstaaten abzufedern. Der Gasverbrauch der EU betrug im Jahr 2021 etwa 400 Milliarden Kubikmeter. Die EU plant, zwischen September und März des nächsten Jahres etwa 15 Prozent Erdgas einzusparen.

Mieten steigen bundesweit um fast sechs Prozent

Wie das Institut der Deutschen Wirtschaft mitteilte, lagen die Angebotsmieten im dritten Quartal des Jahres 2022 im Schnitt 5,8 Prozent höher als im Vorjahr. In den vergangenen drei Jahren waren die Mieten im Schnitt um 4,5 Prozent und damit weniger stark gestiegen. Am deutlichsten stiegen die Mieten in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland, am geringsten in Sachsen, Baden-Württemberg und Hessen.

Ein Immobilienexperte des Instituts gab jedoch zu bedenken, dass die Dynamik zunehme. Einige Vermieter setzen beispielsweise aufgrund der Inflation höhere Mieten an. Da die Zinsen für Immobilienkredite gestiegen sind, suchen mehr Menschen Mietwohnungen. In ländlichen Regionen mit einem bisher vergleichsweise günstigen Wohnraum gebe es zudem "Aufholeffekte".

11.12.2022 18:20 Uhr

Bundesnetzagentur ruft zur Sparsamkeit beim Heizen auf

Die Bundesnetzagentur hat angesichts der winterlichen Temperaturen vor Leichtfertigkeit beim Heizen gewarnt. Jetzt sei die Situation gekommen, in der sich zeige, ob Deutschland ohne eine Gas-Mangellage durch den Winter komme, sagte Behördenchef Klaus Müller im Deutschlandfunk.

Nach dem Lagebericht der Agentur vom 9. Dezember ist Gasversorgung in Deutschland zwar "im Moment stabil", doch bewertet die Bundesnetzagentur die Lage weiterhin als angespannt und kann eine Verschlechterung der Situation nicht ausschließen. Der Gasverbrauch lag in der 48. Kalenderwoche 13 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten vier Jahre, ist aber gegenüber der Vorwoche um 14 Prozent gestiegen. Das Sparziel wurde damit deutlich verfehlt, resümiert die Bundesnetzagentur.

Die Großhandelspreise schwanken stark und sind zuletzt leicht gestiegen. Unternehmen und private Verbraucher müssen sich weiterhin auf ein deutlich höheres Preisniveau einstellen, warnt die Behörde. Eine nationale Gasmangellage im Winter könne laut Lagebericht nur vermieden werden, wenn das Sparziel von mindestens 20 Prozent erreicht wird.

10.12.2022 19:20 Uhr

Medien: Sachsen rechnet mit kontrollierten Stromabschaltungen

Nach übereinstimmenden Berichten des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der Freien Presse (Chemnitz) muss in Sachsen wegen Strommangels diesen Winter mit "kontrollierten Stromabschaltungen" gerechnet werden. 

Laut Bericht des MDR werde die Gefahr im Februar am höchsten sein, aktuell sei sie "gering". Der Sender beruft sich dabei auf den sogenannten "Stresstest", den Wirtschaftsminister Robert Habeck hat durchführen lassen, sowie auf eigene Recherchen bei den lokalen Stromanbietern. Besonders kritisch, werden die Netzbetreiber zitiert, könnte es Anfang Februar werden, "wenn keine Sonne scheint, kein Wind weht, der Bedarf sehr hoch ist. Dann kommt der sogenannte kontrollierte Lastabwurf, die gezielte vorübergehende Abschaltung". Die Stromanbieter hätten hierzu untereinander bereits ein Schema verabredet. Kritische Infrastruktur soll von Abschaltungen nicht betroffen sein.

In Baden-Württemberg wurden die Haushalte bereits am Mittwoch zum Stromsparen aufgefordert, "um das Netz stabil zu halten und einen Stromausfall zu verhindern". 

Mehr zum Thema - Deutschland drohen laut internem Regierungspapier aus Baden-Württemberg Stromabschaltungen

9.12.2022 20:09 Uhr

Selbst im EU-Parlament: Hauseigenem Rentenfonds droht Pleite

Seit Jahrzehnten preist die neoliberale Politik als angeblich sichere und bessere Alternative zum bewährten Umlagesystem gewinnorientierte, kapitalgedeckte Rentenversicherungen an. Nun droht ausgerechnet einem speziellen Rentenfonds für EU-Parlamentarier, die nicht gerade zu den Geringverdienern gehören, die Zahlungsunfähigkeit.

Dies bestätigte die EU-Abgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) gegenüber der dpa am Freitag. Demnach verfüge der Fonds nur noch über Anlagen im Wert von 84 Millionen Euro, benötige jedoch langfristig 379 Millionen Euro, um die Ansprüche der Abgeordneten abzudecken. Daher werde er voraussichtlich zwischen 2024 und 2026 pleitegehen. Zuvor hatte die Bild-Zeitung das drohende Aus gemeldet.

Die EU-Abgeordneten und das Parlament hatten bis 2009 in den Fonds eingezahlt, um später eine zusätzliche Pension zu beziehen. Wie viele derzeitige und frühere Parlamentarier noch Geld aus dem Fonds beziehen werden, sei jedoch unklar. Sollte der Fonds tatsächlich zahlungsunfähig werden, könnte es notwendig werden, Geld aus dem EU-Haushalt nachzuschießen.

"Die Art und Weise, wie es mit dem freiwilligen Pensionsfonds weitergehen soll, kann man mit der Quadratur des Kreises vergleichen. Keiner wird mit der Lösung zufrieden sein",

sagte Hohlmeier der dpa. Einerseits gebe es ehemalige Abgeordnete oder deren Hinterbliebene, die fest mit den Zahlungen aus dem Pensionsfonds rechneten.

"Andererseits gibt es die mehr als berechtigten Ansprüche der Steuerzahler, dass der Fonds nicht einfach mit vielen Millionen gestützt wird, um das fehlerhafte Management des Fonds und Fehler in seiner Abwicklung auszugleichen",

so die CSU-Politikerin.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte bereits im September die Ansprüche aus dem Fonds gekürzt. Hohlmeier forderte, die Abwicklung des Fonds müsse nun auf eine faire, vertretbare und rechtlich abgesicherte Weise passieren.

(rt/dpa)

8.12.2022 19:05 Uhr

Mehr Insolvenzen im November – höchster Wert in 2022

In Deutschland ist die Zahl der Insolvenzen im November auf den bisher höchsten Wert in diesem Jahr gestiegen. Wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Donnerstag mitteilte, waren 808 Personen- und Kapitalgesellschaften betroffen. Das waren 86 mehr als im Oktober mit 722 Insolvenzen.

Die Zahl für November liegt knapp ein Viertel (23 Prozent) über dem Niveau des Vorjahresmonats. Allein bei den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im November gemeldet wurde, waren den Angaben zufolge gut 9.000 Arbeitsplätze betroffen. Diese Zahl liege damit deutlich über dem Niveau der letzten zwölf Monate.

(dpa/rt de)

Netzagentur: Haushalte und Industrie sparen nicht genug

Haushalte und Industrie haben in der vergangenen Woche laut Bundesnetzagentur zu viel Gas verbraucht. "Es ist kälter geworden, und wir haben das Einsparziel in der letzten Woche deutlich verfehlt", sagte Behördenpräsident Klaus Müller der Deutschen Presse-Agentur dpa am Donnerstag.

"Es bleibt dabei, dass wir über den Winter mindestens 20 Prozent Gas einsparen müssen. In der letzten Woche waren es gerade noch 13 Prozent." Bei den Haushalten lasse sich dies mit den niedrigen Temperaturen erklären. Temperaturbereinigt liege der Verbrauch nur noch 16,5 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten vier Jahre. Auch in der Industrie sei erstmals seit vielen Wochen zu viel Gas verbraucht worden.

"Ich bitte alle Verbraucher dringend, Gas weiter sehr sparsam zu nutzen." Eine Gasmangellage scheine im Moment zwar unwahrscheinlicher zu sein, aber die Gefahr sei nicht gebannt. "Wir dürfen nicht leichtsinnig werden", sagte Müller.

Die prognostizierte Temperatur für diese Woche liegt laut Netzagentur 2,4 Grad unter dem Durchschnitt der letzten vier Jahre. "Es ist daher mit einem deutlichen Mehrverbrauch zu rechnen", hieß es im Gaslagebericht.

Chef der EU-Staaten legen fest: Bargeldobergrenze kommt  – auch Kryptowährungen betroffen

Die Finanzminister der EU-Mitgliedsstaaten haben sich auf eine gemeinsame Position bei den neuen Gesetzen "gegen die Finanzierung von Terrorismus und Geldwäsche" geeinigt. Dabei geht es den Bürgern an das Bargeld: So gab der tschechische Finanzminister Zbyněk Stanjura, der die Verhandlungen im Rat leitete, bekannt: "Große Bargeldzahlungen über 10.000 Euro werden unmöglich sein." Dazu kommen Beschränkungen für Kryptowährungen wie Bitcoin. Über Konkretes muss sich das EU-Parlament aber noch verständigen, bevor die Staaten und die Abgeordneten darüber die Verhandlungen führen.

Viele Deutsche sehen diese Entwicklung kritisch: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) betonte einerseits Anfang der Woche, Bargeld sei auch ein Ausdruck von Privatsphäre und Datenschutz, andererseits twitterte er am 8. November: 

"Digitales Bargeld kann unseren Alltag leichter machen & ein Wachstumsmotor für die Wirtschaft sein."

Lindner will sich bei der Abstimmung enthalten. Das wird aber nichts daran ändern, dass die Bargeldobergrenze kommen wird. Laut dem MDR äußerte auch der Bundesbank-Vorstand erhebliche Kritik an der Maßnahme.  

Parallel wird auch Kryptowährungen der Zahn gezogen: Die neuen Überwachungsvorschriften sehen vor, dass Krypto-Dienstleister Informationen über ihre Kunden prüfen und an die Staaten weitergeben müssen. Die Finanzminister der EU-Staaten fordern, dass dies bereits ab Transaktionen von 1.000 Euro in Kraft treten soll. Stanjura ergänzte diesbezüglich:

"Es wird sehr viel schwieriger werden, bei Käufen und Verkäufen von Kryptowährungen anonym zu bleiben."

Auch Unternehmer, die mit Edelmetallen, Steinen und Kulturgütern sowie mit Juwelen oder Uhren handeln, müssten mit mehr Überwachung und Nachweispflichten rechnen.

Hintergrund dieser Maßnahmen ist die geplante Verhinderung von Banden- und Clankriminalität, Geldwäsche und Korruption.

Bauern wieder mit Gewinnplus - aber auch vielen Risiken

Die deutschen Landwirte haben wieder deutlich besser verdient, gehen aber wegen teurer Energie und schwankender Märkte nur vorsichtig ins neue Jahr. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte am Donnerstag, diese Erholung sei nach einer längeren Durststrecke "dringend notwendig", damit die Höfe gestiegene Risiken bewältigen könnten. Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2021/22 stiegen die Gewinne der Betriebe im Schnitt auf 79 700 Euro, wie der Verband bilanzierte. Das lag 49 Prozent über dem schlechten Vorjahreswert. Für Supermarktkunden kommt vorerst keine Preis-Entspannung in Sicht.

Ursache der wieder besseren Ertragslage für die Bauern seien vor allem höhere Erzeugerpreise für Milch, Ackerfrüchte und Rindfleisch infolge einer weltweit knappen Versorgungslage seit Herbst 2021.

Im Norden der Republik sei die Entwicklung insgesamt positiver als bei Betrieben in Süddeutschland. "Es ist eine große Herausforderung, in diesen unsicheren Zeiten eine stabile Lebensmittelproduktion zu erhalten."

Sprit wird immer teurer: Europäer steigen schon mal auf Öko-Fahrzeuge um

Sprit wird immer teurer, viele müssen ihre Autos bereits öfter stehen lassen, als ihnen lieb ist – doch, wen kümmerts?

Europa ist eh auf dem Weg zur grünen Energie. Und diese E-Autos werden mit Sicherheit unsere Rettung sein. Wohl bemerkt, das E steht für Esel, nix Elektro!


Verkehrswende wir kommen!

7.12.2022 19:50 Uhr

Wall-Street-Banker warnen vor Rezession

Die größten US-Banken bereiten sich auf eine sich verschlechternde Wirtschaft im nächsten Jahr vor, da die Inflation die Verbrauchernachfrage bedroht.

Nachdem eine Reihe von US-Bankern die Risiken für die Wirtschaft dargelegt hatten, fielen die Aktien der großen US-Banken. Die Bank of America rutschte um mehr als vier Prozent ab, Goldman Sachs Group Inc (GS.N) und Morgan Stanley (MS.N) fielen jeweils um mehr als zwei Prozent und Citigroup Inc (C.N) um mehr als einen Prozent. Der Vorstandsvorsitzende der Bank of America, Brian Moynihan, erklärte den Anlegern auf einer Finanzkonferenz von Goldman Sachs, dass die Untersuchungen der Bank ein "negatives Wachstum" in der ersten Hälfte des Jahres 2023 zeigen.

Der Vorstandsvorsitzende von JPMorgan Chase & Co (JPM.N), Jamie Dimon, sagte gegenüber CNBC, dass es den US-Unternehmen und Verbrauchern noch relativ gut gehe, dies aber möglicherweise nicht mehr lange so bleibe, da sich die Wirtschaft verlangsame und die Inflation die Kaufkraft der Verbraucher aushöhle. Diese Probleme könnten demnach die Wirtschaft zum Entgleisen bringen und eine leichte bis schwere Rezession verursachen.

Klinikum im Vogtland schließt Ende März seine Pforten: 300 Beschäftigte erhalten Kündigung

Beginnt jetzt das angekündigte Klinik-Sterben? Die Paracelsus-Klinik in Reichenbach im Vogtland stellt laut dem MDR Ende März 2023 den Krankenhausbetrieb ein. Das teilte der Insolvenzverwalter am Dienstag auf einer Mitarbeiterversammlung mit. Die rund 300 Krankenhaus-Beschäftigten sollen noch im Dezember ihre Kündigungen erhalten.

Die Stadt Reichenbach versucht, die Klinik in ein ambulantes Gesundheitszentrum zu überführen. Oberbürgermeister Raphael Kürzinger sagte dazu: "Es gibt Ideen der Ärzteschaft, eine Umstrukturierung des Hauses vorzunehmen, eine Verkleinerung und mehr ambulante Strukturen zu schaffen, mit stationärem Anhang sozusagen." So wolle man wenigstens eine Notfallversorgung garantieren.

Deutsche Chemie- und Pharmafirmen forcieren Abwanderung in die USA

Wer profitiert von antirussischen Sanktionen? Auf jeden Fall nicht die deutsche Wirtschaft. Die Folgen werden immer deutlicher sichtbar: So haben am Montag prominente Vertreter der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie angekündigt, ihre Investitionen und die Produktionsplanung verstärkt in Richtung USA zu verlegen, wie das Handelsblatt berichtet. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) wollen fast 40 Prozent der deutschen Unternehmen in den kommenden Monaten höhere Investitionen in den USA tätigen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:  Die energieintensiven Branchen benötigen billigere und vor allem zuverlässige Gaslieferungen. In der EU und speziell der Bundesrepublik ist beides nicht mehr gegeben.

Dazu kommt die US-Wirtschaft, welche im Gegensatz zur europäischen boomt. Ferner werden bestimmte Branchen in Übersee fürstlich subventioniert. Antonis Papadourakis, Amerikachef des Kölner Chemiekonzerns Lanxess, kommentiert dies mit den Worten: "Wenn Unternehmen eine Region mit üppigen Energievorkommen zu günstigen Preisen, mit stabilen Rahmenbedingungen und wenig Bürokratie suchen, dann sind die USA der Ort der Wahl für Investitionen."

Diese Entwicklung läuft bereits eine Weile: Der Chemiekonzern hat seit 2017 rund fünf Milliarden Euro in Wachstum und Übernahmen investiert. Gut 80 Prozent davon flossen in die USA. "Nordamerika ist die wichtigste Wachstumsregion für Lanxess", ergänzt Papadourakis.

Das Querschießen der Bundesregierung gegenüber dem Handel mit China spielt darüber hinaus eine Rolle bei der verstärkten "Westorientierung" deutscher Unternehmen. Andreas Eggert, Healthcare-&-Life-Sciences-Experte bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman, betont: "Wir sehen derzeit eine deutliche Verschiebung in der Bewertung von Standorten und Lieferketten. Die USA werden als positiver und als relativ verlässlicher Handelspartner angesehen". Bereits vor einigen Wochen fragte sich BASF-Chef Martin Brudermüller öffentlichkeitswirksam: "Was spricht eigentlich noch für Investitionen in Europa?"

6.12.2022 16:35 Uhr

Karlsruhe gibt grünes Licht für Corona-Schuldenunion

Das Bundesverfassungsgericht hat zwei Verfassungsbeschwerden zurückgewiesen, die sich gegen die bundesdeutsche Zustimmung zum sogenannten "EU-Corona-Fonds" richteten, wie der MDR am Montag mitteilt. Über diesen sollen Milliarden Euro über Kredite und Zuschüsse an die Mitgliedsstaaten verteilt werden, um die Folgen der Gelddruckerei der EZB während der Corona-Krise abzufangen. Allein in den Jahren 2020 bis 2022 haben die Frankfurter ihre Bilanzsumme aus dem Nichts von 4,5 auf knapp 9 Billionen Euro erhöht – das Wirtschaftswachstum machte dagegen in diesem Zeitraum nur einen Bruchteil davon aus bzw. ist aktuell sogar leicht negativ.

Die EU-Verträge schließen eine Schuldenunion grundsätzlich aus. Karlsruhe hat das nun revidiert. Gegen die "Corona-Fonds" wurden zuvor zwei Verfassungsbeschwerden von mehr als 2.200 Beschwerdeführern des Bündnisses Bürgerwille um den ehemaligen AfD-Chef Bernd Lucke eingereicht, die andere vom Unternehmer und ehemaligen Industriepräsidenten Heinrich Weiss. Sie argumentierten, dass die EU ihre Kompetenzen überschritten habe. Ihrem Ansinnen nach hätte der Bundestag sich dagegen verwehren müssen – nationale Kompetenzen wurden hier nach Brüssel abgegeben. Darüber hinaus wird befürchtet, dass Deutschland im Kontext des Wiederaufbaufonds "Next Generation EU" enorme Transfers in die noch höher verschuldeten Staaten Italien, Spanien, Portugal und Griechenland leisten muss. 

Das Urteil der Verfassungsrichter war nicht einstimmig. Peter Müller sah sich "außerstande, diese Entscheidung mitzutragen". Hohe Kredite würden aus seiner Sicht zu einer fast gleichwertigen zweiten Säule neben dem eigentlichen EU-Haushalt erwachsen. Das könne darauf hindeuten, dass es um eine "grundlegende Veränderung der Finanzarchitektur" der EU gehe.

Baugewerbe erwartet drastischen Rückgang beim Wohnungsneubau

Aufgrund der gestiegenen Baukosten und geringerer Förderung rückt das Ziel der Bundesregierung für 400.000 neue Wohnungen im Jahr aus Sicht des Bauhandwerks in immer weitere Ferne. Für 2022 geht der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) davon aus, dass rund 280.000 neue Wohnungen fertiggestellt werden, wie Verbandspräsident Reinhard Quast am Dienstag sagte:

"Wir hatten vor anderthalb Jahren mal vermutet, es gibt noch 320.000."

Für das kommende Jahr rechnet der ZDB mit 245.000 Fertigstellungen, was einen Rückgang von 12,5 Prozent bedeuten würde. "Es brennt nicht die Kerze, es brennt wirklich der Wohnungsbaum", sagte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa.

5.12.2022 17:50 Uhr

Lebensmittelhersteller aus Mecklenburg-Vorpommern meldet Insolvenz

Der vegane Lebensmittelhersteller Lunch Vegaz aus Vorpommern hat Insolvenz angemeldet, wie die FAZ am Montag berichtet. Eine Sprecherin des Amtsgerichtes Neubrandenburg teilte am Montag mit, dass das Unternehmen zahlungsunfähig sei. Gläubiger und Investoren versuchen nun, die Herstellung weiterzuführen. Die Firma stellt vegane Biogerichte her und beliefert bundesweit große Handelsketten sowie die Gastronomie.

Die Kapazität der Firma mit zeitweise etwa 30 Beschäftigten wurde mit 50.000 Essen im Monat angegeben. Diese wurden in Rothenklempenow hergestellt, das sich etwa 120 Kilometer nordöstlich von Berlin befindet. 

Fachanwalt warnt: Jede dritte Klinik steht vor dem Aus

Erst die Verwerfungen der "Corona-Krise", jetzt die hohen Energiekosten nicht zuletzt aufgrund der antirussischen Sanktionen: In Deutschland droht laut einem Bericht des Tagesspiegel jeder dritten Klinik die Insolvenz. "Dieses Jahr haben vier Insolvenzverfahren mit insgesamt fünf Krankenhäusern begonnen", sagt Rainer Eckert, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. Er betont: "Das sind bundesweit die ersten Klinik-Insolvenzen nach der Corona-Pandemie."

Eckert ist Gründer einer gleichnamigen Großkanzlei, die bundesweit aktiv ist. Die derzeitigen Insolvenzverfahren seien womöglich "Vorboten eines Trends", der sich ohne staatliche Zuschüsse kaum aufhalten lasse. So könne laut Eckert "fast jede dritte Klinik in ernste Liquiditätsschwierigkeiten kommen".

Besonders kleine Krankenhäuser seien betroffen. Dort fragen Beschäftigte in internen Runden bereits an, ob ihre millionenfach verschuldeten Häuser gezwungen sein werden, OP-Geräte und begehrte Arzneimittel, die in den letzten Monaten exorbitant teuer geworden sind, zu versteigern, um vor der Schließung noch die Gläubiger auszahlen zu können.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will am Dienstag die Vorschläge einer Expertenkommission zur Zukunft der deutschen Krankenhäuser aufzeigen. Das von ihm bereits  2003 mitentwickelte und oft kritisierte System der sogenannten "Fallpauschalen" soll durch einen anderen Modus ersetzt werden. Ganz unschuldig an der Entwicklung ist der "Gesundheitsexperte" nicht. Bereits 2019 forderte er:

"Jeder weiß, dass wir in Deutschland mindestens jede dritte, eigentlich jede zweite, Klinik schließen sollten. Dann hätten wir anderen Kliniken genug Personal, geringere Kosten, bessere Qualität, und nicht so viel Überflüssiges. Länder und Städte blockieren."

Zu hohe Energiekosten: Neubrandenburger Wellness-Oase schließt ihre Pforten

Die Neubrandenburger "Tollense Salzgrotte" hat bereits seit dem 1. November dauerhaft geschlossen. Nun haben die Inhaber einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt. Ein Inhaber teilte dem Nordkurier mit:

"Es ist wirklich schade drum, denn die Einrichtung wurde ja angenommen. Aber wir mussten das in dieser Situation so entscheiden."

Der Anfang vom Ende wurde 2020 mit der Corona-Krise und den dazugehörigen Maßnahmen eingeleitet. Fast zwei Jahre musste die Wellness-Oase schließen. Der Inhaber betont:

"Unser Geschäftsmodell besteht aus tiefem Ein- und Ausatmen. Mit Maske geht das nicht."

Im letzten Quartal seien dann noch die massiv gestiegenen Betriebskosten sowie die Erhöhung des Mindestlohns dazugekommen. Um gewinnbringend zu arbeiten, bräuchte es einen Eintrittspreis von 20 Euro – das kann vor Ort niemand bezahlen. 

3.12.2022 21:55 Uhr

Stirbt die gedruckte Zeitung am Energiepreis?

Die Zeitungslandschaft in Deutschland ist bereits seit Jahren in der Krise. Das liegt weniger an den Lesern, sondern vielmehr an den Anzeigenkunden – schon immer war der Verkaufserlös bei Presseerzeugnissen der kleinere Teil der Einnahmen; über zwei Drittel wurden üblicherweise durch den Verkauf der Werbeflächen erzielt.

Die Werbekunden haben sich aber stark auf Online-Werbung umorientiert, sodass viele Zeitschriftenverlage bereits länger Probleme hatten, was sich unter anderem an der Bereitwilligkeit zeigte, Spenden von Stiftungen wie der Gates-Stiftung entgegenzunehmen.

Durch die steigenden Energiepreise hat sich nun diese Lage noch weiter verschärft. Die Papierkosten sind nach Presseangaben um hundert Prozent gestiegen, die für Druckplatten um 50 Prozent, selbst die Druckfarben wurden teurer. Das macht sich auch beim extrem durchrationalisierten Zeitungsdruck bemerkbar. Besonders problematisch: die höheren Preise können nicht weitergegeben werden.

Die insgesamt über 7.000 Druckbetriebe in Deutschland, die 115.000 Personen beschäftigen, sehen sich vor großen Schwierigkeiten, die gestiegenen Kosten irgendwie zu kompensieren. "Die Herausforderungen für die Unternehmen der Druckbranche sind gegenwärtig so groß wie schon lange nicht mehr," erklärte dazu Holger Busch, Hauptgeschäftsführer des Verbands Druck und Medien Bayern.

Die Verdopplung der Papierpreise gibt noch nicht einmal die tatsächliche Erhöhung der Energiekosten in der sehr energieintensiven Papierherstellung wieder, die sich tatsächlich verzehnfacht haben, so der Verband "Die Papierindustrie".

Am stärksten betroffen sind von den Kostensteigerungen die gedruckten Tageszeitungen, von denen in Deutschland noch 339 erscheinen, mit einer Gesamtauflage von 14 Millionen Exemplaren. Wie die Zeitschriften geraten die Tageszeitungen gleich von zwei Seiten unter Druck, denn eine Rezession verringert auch noch die Einnahmen, die durch Anzeigen erzielt werden. Weitere Einsparungen bei den im Verlauf des letzten Jahrzehnts stark ausgedünnten Redaktionen dürften kaum möglich sein.

Die Reaktion der Zeitungsverleger? Der Verlagsleiter der Augsburger Allgemeinen, Andreas Schmutterer, erwartet Rettung von der Politik. "Unabhängiger Journalismus ist ein Gut mit hoher gesellschaftlicher Relevanz," erklärte er. So, wie Gesundheitsversorgung, Stadtwerke, Handwerksbetriebe, die alle darauf hoffen, unterstützt und am Leben gehalten zu werden.

Handwerksverband: Energiepreisbremse kommt zu spät

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) fordert zusätzliche Überbrückungshilfen für energieintensive Betriebe. Die Gas- und Strompreisbremse wirke erst im März; die Betriebe könnten aber bereits davor Liquiditätsprobleme haben.

Bei der letzten Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben erklärten 59 Prozent, unter Umsatzausfällen zu leiden; die Hälfte davon führten sie auf Zurückhaltung der Konsumenten zurück, ein Viertel auf Stornierungen infolge höherer Preise. Letzteres betraf vor allem das Bau- und das Kfz-Handwerk.

Für das kommende Jahr rechnet die Mehrheit der Befragten mit einem weiteren Umsatzrückgang mit Folgen auch für die Beschäftigung.

Die Energiekosten sind im Lauf des Jahres bei den Handwerksbetrieben bisher durchschnittlich um 64 Prozent gestiegen; manche Branchen, wie Lebensmittel- und Kfz-Handwerk, erlitten aber Kostensteigerungen von über 80 Prozent. Das sind beispielsweise Brauer, Metzger und Bäcker, aber auch Fahrzeugbauer und -lackierer. In manchen dieser Branchen, wie z. B. bei den Bäckern, sind zusätzlich noch die Rohstoffpreise deutlich gestiegen.

26 Prozent der Betriebe berichteten, dass sie diese gestiegenen Kosten überhaupt nicht weiterreichen konnten. Das betrifft beispielsweise Betriebe im Gesundheitsbereich, die oft langfristig mit den Krankenkassen festgelegte Preise haben. Auch mit öffentlichen Aufträgen gibt es Probleme, die per Ausschreibung vergeben werden und dann an solche Kostensteigerungen schwer angepasst werden können.

Viele Handwerksbetriebe haben bisher erst die Ankündigung von Preiserhöhungen erhalten bzw. die Verträge von ihrem Energieversorger gekündigt bekommen. Dadurch können sie zurzeit nicht verlässlich kalkulieren. Ein Viertel der Betriebe, deren Verträge gekündigt wurden, hat nicht einmal ein neues Vertragsangebot erhalten. Jeder fünfte Handwerksbetrieb befindet sich mittlerweile durch die Energiekosten in Liquiditätsschwierigkeiten.

Den energieintensiven Gewerken des Handwerks, so ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer, bleibe kaum mehr Spielraum, um den Betrieb wirtschaftlich rentabel zu führen. "Diese Betriebe benötigen weiter eine Härtefallbrücke, die sie bis zum März trägt."

2.12.2022 22:45 Uhr

Füllstände der Gasspeicher gehen weiter zurück

Die Füllstände der deutschen Gasspeicher gehen mit den sinkenden Temperaturen weiter zurück. Der Gesamtspeicherstand beträgt laut Bundesnetzagentur derzeit 98,24 Prozent. Im aktuellen Lagebericht der Behörde heißt es: "Es wird überwiegend ausgespeichert." Auch der europäische Gasspeicherverband GIE meldete einen gesunkenen Füllstand.

Die Füllstände werden immer mit Verzögerung mitgeteilt. Aus Sicht der Bundesnetzagentur ist die Gasversorgung in Deutschland "im Moment stabil". Die Versorgungssicherheit sei derzeit gewährleistet.

Zu Beginn der Heizperiode im Herbst sind die Gasspeicher üblicherweise gut gefüllt, bis zum Frühjahr nehmen die Gasspeicherfüllstände dann ab. Laut Energiewirtschaftsgesetz müssen die Füllstände zum 1. Februar noch 40 Prozent betragen. Nach dem Wegfall russischer Gaslieferungen fließt weiter Gas durch Pipeline-Importe, vor allem aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien, nach Deutschland. Insgesamt bewertet die Bundesnetzagentur in ihrem letzten Bericht vom 1. Dezember die Lage weiter als angespannt. Eine weitere Verschlechterung könne nicht ausgeschlossen werden. In der 47. Kalenderwoche habe der Gasverbrauch 21 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen, sei aber gegenüber der Vorwoche um 12 Prozent gestiegen.

Angesichts der Wettervorhersagen sei mit einem steigenden Verbrauch zu rechnen. Wie es heißt, müssen sich Unternehmen und Verbraucher weiterhin auf ein deutlich höheres Preisniveau einstellen. Eine Gasmangellage im Winter könne laut Bundesnetzagentur nur vermieden werden, wenn mindestens 20 Prozent Gas eingespart werden und zum Jahresbeginn LNG-Terminals Flüssiggas einspeisen.

EU-Staaten wollen Preis für russisches Öl auf 60 US-Dollar begrenzen

Die EU hat sich auf eine Preisobergrenze für russisches Erdöl geeinigt. Eine am Freitag von Regierungsvertretern erzielte Einigung sieht vor, zunächst eine Preisobergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel festzulegen, wie mehrere Diplomaten der dpa bestätigten. Zudem gibt es einen Anpassungsmechanismus, der die Grenze um fünf Prozent unter dem von der Internationalen Energieagentur (IEA) ermittelten Marktpreis halten soll. Dazu ist vorgesehen, die Preisobergrenze etwa alle zwei Monate zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, falls der Ölpreis unter 60 US-Dollar je Barrel fällt.

Mit dem Vorhaben soll ein früherer EU-Beschluss ersetzt werden, wonach ab Montag gar kein russisches Öl mehr in EU-Staaten geliefert werden darf – mit Ausnahmeregelungen beispielsweise für Ungarn. Da Russland jedoch etwa zehn Prozent des weltweiten Öls produziert, würde dies den Ölpreis in die Höhe treiben. Westliche Reedereien könnten mit ihren Schiffen damit weiterhin russisches Öl in Drittstaaten wie Indien transportieren. Die Regelung soll außerdem für andere wichtige Dienstleistungen wie Versicherungen, technische Hilfe sowie Finanzierungs- und Vermittlungsdienste gelten.

Die EU-Regelung wurde mit der Absicht erstellt zu verhindern, dass Russland von den Preisanstiegen für Öl profitiert. Polen und die baltischen Länder hatten im Vorfeld eine noch niedrigere Preisgrenze gefordert. Insbesondere Warschau hatte lange mit sich gerungen, am Freitagabend jedoch zugestimmt.

Italien verstaatlicht russische Lukoil-Raffinerie auf Sizilien

Italien hat eine vom russischen Ölkonzern Lukoil betriebene Raffinerie unter staatliche Kontrolle gestellt. Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verabschiedete am Donnerstagabend ein entsprechendes Dekret. Die italienische Regierung sah sich gezwungen, einzuschreiten, weil der ISAB-Raffinerie – einer der größten in Europa – das Aus drohte, da ab dem 5. Dezember ein Embargo für die Einfuhr von russischem Öl auf dem Seeweg in Kraft tritt.

Wie Meloni mitteilte, drohte dadurch etwa 1.000 Italienern der Jobverlust, wenn der Staat nicht eingegriffen hätte. Die Zwangsmaßnahme gilt vorerst für zwölf Monate. Meloni erklärte weiter, ein Treuhänder solle dafür sorgen, "dass wir einen strategischen Energieknotenpunkt schützen und unverzichtbare Arbeiter für Sizilien und die ganze Nation in Sicherheit bringen".

PCK-Raffinerie in Schwedt soll Rohöl aus Polen bekommen

Die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt soll nach den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums künftig mit Öl aus Polen beliefert werden. Damit sollen die Folgen des Embargos auf russisches Öl kompensiert werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und die polnische Klimaministerin Moskwa unterzeichneten am Donnerstag eine Absichtserklärung ("Memorandum of Understanding").

Konkrete Liefermengen finden sich in der Erklärung jedoch nicht − diese sollen von den beteiligten Unternehmen ausgehandelt werden. Habeck sagte, dass Ziel sei, die Raffinerien beider Länder mit ausreichend Rohöl zu versorgen. Sein Staatssekretär werde am Montag zu "vertieften Gesprächen" nach Warschau reisen.

Die für die Versorgung Ostdeutschlands wichtige PCK-Raffinerie Schwedt wird bisher mit russischem Öl aus der Druschba-Pipeline versorgt. Durch das von der EU beschlossene Embargo für russisches Öl werden dringend Alternativen gesucht, da die Raffinerie sonst vor dem Aus steht. Das Volumen einer Pipeline von Rostock nach Schwedt reicht nicht aus, daher versucht die Bundesregierung seit Monaten, Polen dazu zu bewegen, über Danzig Öl nach Schwedt zu liefern. Auch Kasachstan als Öllieferant ist im Gespräch.

Sowohl Polen als auch Deutschland sagten nun zu, die Kapazitäten der existierenden Häfen und Pipelines so schnell wie möglich zu erhöhen. Für die Bundesrepublik gilt dies für den Hafen Rostock und die Pipeline Rostock−Schwedt, im Falle Polens für Danzig und die Pipeline durch Pommern.

1.12.2022 22:25 Uhr

Finnlands Wirtschaft schrumpft in eine Rezession

Laut der amtlichen Statistik schrumpfte die finnische Wirtschaft im dritten Quartal stärker als in einer früheren Schätzung angegeben. Den Daten von Statistics Finland zufolge schrumpfte das finnische BIP im letzten Quartal um 0,3 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Dreimonatszeitraum und beendete damit fünf aufeinanderfolgende Wachstumsquartale. Im gesamten Jahr wuchs die Wirtschaft, bereinigt um die Zahl der Arbeitstage, um 1,0 Prozent.

Der Wirtschaftsabschwung wird vor allem durch einen Einbruch der privaten Ausgaben bedingt. Da auch für das vierte Quartal ein Rückgang erwartet wird, stehe dem Land wohl eine Rezession bevor, wie der Chefökonom der Svenska Handelsbanken AB mit Sitz in Helsinki, Timo Hirvonen, auf Twitter schrieb.

"Blackout" oder "Brownout"?

Inzwischen hat es das Risiko von Stromausfällen in diesem Winter bis in die Tagesschau geschafft, allerdings nur in der beherrschten Variante, "Brownout" genannt. Für den Stromkunden ebenfalls ein Stromausfall, der aber durch Abschaltung entsteht und nicht durch einen Schaden oder eine Netzüberlastung.

Allerdings ist der befragte Mitarbeiter des Netzbetreibers Amprion, einem von vier in Deutschland tätigen, äußerst vorsichtig. Er sagte in Bezug auf eine plötzlich steigende Nachfrage: "Wenn wir es absehen könnten, würden wir zu kontrollierten Lastabschaltungen für kurze Zeit greifen", also Teile des Stromnetzes stilllegen – bis Nachfrage und Angebot wieder übereinstimmen. Der Bericht der Tagesthemen ging in der Folge genau von dieser Annahme aus. Als Beispiel diente eine Kälteperiode in Südfrankreich, und als Lösung wurde eine Stromabschaltung in einem Teil des Krefelder Netzes präsentiert. Diese Abschaltung erfolge ohne Vorwarnung, dauere aber nur höchstens 90 Minuten. Mit Risiken, die auch in diesen Fällen auftreten können, beispielsweise Datenverluste, befasst sich der Beitrag nicht.

Wie im vergangenen Jahr ist auch in diesem Winter nur ein Teil der französischen Kernkraftwerke am Netz, weshalb ein höheres Risiko besteht, dass die vorhandene Leistung nicht ausreicht. Die Menge des in Deutschland erzeugten Stroms liegt allerdings unter dem Wert des Vorjahrs, und bereits damals hatte der französische Netzbetreiber Abschaltungen nicht ausgeschlossen.

Wenn eine plötzlich steigende Nachfrage aber nicht absehbar ist, dann kommt es doch zu jener Art Stromausfall, der mit dem Wort "Blackout" bezeichnet wird; einem unkontrollierten Ausfall, dessen Behebung unter Umständen Wochen in Anspruch nehmen kann.

"Wenn wir es absehen könnten" besagt jedoch nicht – im Gegensatz zur Darstellung der Tagesthemen, dass solche Fälle üblicherweise absehbar sind, sondern vielmehr, dass sie es in der Regel nicht sind.

Bundestag beschließt 200-Euro-Hilfe für Studenten

Der Bundestag hat die angekündigte 200-Euro-Sonderzahlung für Studenten verabschiedet. Für das Gesetz stimmten die Ampel-Parteien, die Union und Die Linke, die AfD enthielt sich. Im neuen Jahr sollen rund 3,4 Millionen Anspruchsberechtigte die 200 Euro bekommen, derzeit wird noch eine Antragsplattform dafür im Internet aufgebaut.

Anspruchsberechtigt sind alle, die am 1. Dezember dieses Jahres an einer Hochschule eingeschrieben oder zu diesem Zeitpunkt in einer Fachschulausbildung sind. Voraussetzung ist ein Wohnsitz oder "gewöhnlicher Aufenthalt" in Deutschland zum Stichtag. Auch Teilzeit-Studenten, Teilnehmer an einem Dualen Studium, ausländische Studenten und Hochschüler, die gerade ein Urlaubssemester machen, können von der Zahlung profitieren. Die Einmalzahlung ist Teil des von der Ampel-Koalition vereinbarten dritten Entlastungspakets zur Abfederung der Folgen der Energiekrise. Eine Zustimmung zu dem Gesetz im Bundesrat ist nicht notwendig. Kritik an der Umsetzung kam unter anderem von der Union: Lars Rohwer (CDU) sagte:

"Sie haben einfach drei Monate vertüdelt."

Bis das Geld bei den Betroffenen ankommt, werde es noch weitere Monate dauern, da es bisher noch nicht einmal Antragsplattform gebe.

EU einigt sich auf Obergrenze von 60 US-Dollar für russisches Öl

Die EU-Staaten haben sich auf eine Preisobergrenze von 60 US-Dollar je Barrel für russisches Öl geeinigt, das über den Seeweg transportiert wird. Dies berichtet unter anderem das Handelsblatt unter Berufung auf Diplomaten. Bis zuletzt war eine Preisobergrenze umstritten. Polen und die baltischen Länder forderten, den Höchstpreis noch niedriger anzusetzen, konnten sich damit jedoch nicht durchsetzen. Ein EU-Diplomat erklärte nun gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Obergrenze mit einem Anpassungsmechanismus bei fünf Prozent unter dem Marktpreis gehalten werden soll.

Polen muss der Vereinbarung noch zustimmen. Sofern dies geschieht, könnte die Einigung von allen EU-Regierungen in einem schriftlichen Verfahren bis Freitag genehmigt werde. Die Preisobergrenze soll das bereits im Mai beschlossene Ölembargo ergänzen, das am kommenden Montag in Kraft treten wird. Dabei gibt es Ausnahmen für per Pipeline geliefertes Öl, was vor allem Ungarn zugutekommt.

30.11.2022 21:22 Uhr

Internationale Arbeitsorganisation warnt vor sozialen Unruhen wegen weltweit gesunkener Reallöhne

Nach einer Analyse der UN-Weltarbeitsorganisation (ILO) hat die steigende Inflation in vielen Ländern zu einem eklatanten Rückgang der Reallöhne geführt. Laut einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht sanken die monatlichen Reallöhne in der ersten Jahreshälfte weltweit um 0,9 Prozent. Infolgedessen verringerte sich die Kaufkraft von Familien der Mittelschicht. Haushalte mit niedrigem Einkommen wurden besonders hart getroffen. Die Organisation betonte die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Armut und Ungleichheit und warnte vor sozialen Unruhen.

Handwerks-Präsident Wollseifer sieht viele Betriebe am Abgrund

Handwerks-Präsident Hans Peter Wollseifer erklärte gegenüber der Rheinischen Post:

"Bäcker, Lackierer und Galvaniseure arbeiten besonders energieintensiv. Aber auch viele Bierbrauer, Textilreiniger und Karosseriebauer stehen am Rand eines Liquiditätsabgrundes, in den sie im Januar und Februar zu stürzen drohen."  

Die geplanten Entlastungen seien nicht ausreichend. Es sei zwar vernünftig, dass Gas- und Strompreisbremse bereits ab Januar gelten sollen, da das Geld aber erst im März rückwirkend gezahlt werde, bleibe eine Liquiditätslücke im Januar und Februar. Wollseifer fordert daher eine schnellere Lösung für Härtefälle. Für die energieintensiven Betriebe müssen Bund und Länder daher eine Härtefallbrücke bauen, so Wollseifer. Konkret mahnte er die Länder, sich auf einen Härtefallfonds zu einigen.

"Das Geld muss aber schnell und unkompliziert fließen. Es darf nicht erst im Frühjahr bei den Betrieben ankommen."

Erdgas-Vertrag aus Katar ohne Auswirkungen auf die Preise


Nach Einschätzung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) wird der Erdgas-Vertrag mit Katar keine Folgen für die Preisentwicklung haben. BDI-Präsident Siegfried Russwurm erklärte gegenüber dem Boulevard-Blatt Bild:

"Die Gasmenge macht drei Prozent des jährlichen Gasverbrauchs in Deutschland aus. Für mehr Versorgungssicherheit und Energieunabhängigkeit müssen zügig weitere Gas-Verträge mit unterschiedlichen Ländern folgen."

Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Gesprächen mit den Vorsitzenden der großen internationalen Wirtschafts- und Finanzorganisationen im Kanzleramt die Gaslieferungen aus Katar als "Baustein" für die künftige Energieversorgung Deutschlands bezeichnet. Man wolle demnach dafür sorgen, dass man viele unterschiedliche Länder habe, aus denen man Energie beziehe.

EU-Länder kaufen LNG im Wert von 12,5 Milliarden aus Russland

Für russisches Erdöl tritt nun bald ein Embargo in Kraft, andere Energiequellen aus Russland sind hingegen immer noch gerne gesehen: Die Einfuhr von LNG aus Russland ist im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegen, wie aus Schiffs- und Hafendaten hervorgeht. Bis September haben die EU-Länder dafür 12,5 Milliarden Euro an Russland bezahlt – fünfmal mehr als im Jahr 2021.

Da spätestens nach den Anschlägen auf die Nord Stream-Pipelines deutlich weniger Gas durch russische Pipelines fließt, müssen die Abnehmerländer das Gas ersetzen. Der Nachfrageschub aus Ländern wie Frankreich und Belgien hat Russland zum zweitwichtigsten LNG-Lieferanten Nordwesteuropas gemacht – zwar deutlich hinter den USA, aber noch vor Katar. Anne-Sophie Corbeau vom Center on Global Energy Policy der Columbia University sagte:

"Russisches LNG muss weiter fließen. Die globale LNG-Bilanz ist ohnehin schon eng genug. Ich denke, dass die meisten europäischen Länder in dieser Hinsicht gerne ein Auge zudrücken."

Ein Europa haben bisher nur Großbritannien und die baltischen Staaten den Kauf von LNG aus Russland eingestellt.

29.11.2022 15:55 Uhr

Adventsgrüße vom Zeitgeist: WDR-Format empfiehlt "Ausmistkalender"

Das WDR-Format "kugelzwei" empfiehlt seinen Nutzern, Adventskalender "anders zu denken", das heißt: jeden Tag einen Teil der Wohnung "auszumisten" und die Sachen "Freund:innen oder Nachbar:innen" zu geben. In einem Facebook-Beitrag vom Sonntag heißt es (Rechtschreibung wie im Original):

"Wir haben uns gefragt, wie wir Adventskalender auch anders denken können. Was hältst du von einem Ausmist-Kalender? Jeden Tag mistest du ein Teil aus deiner Wohnung aus, was du nicht mehr brauchst, das sowieso nur rumsteht oder was du schon viel zu lange nicht mehr benutzt hast. Im Adventskalender findest du dann Zettelchen, die dich beim Ausmisten unterstützen. So ist es einfacher und macht Spaß.

Wenn die Sachen nicht kaputt sind, freuen sich ja vielleicht deine Freund:innen oder Nachbar:innen darüber. Oder die Sachen helfen Menschen, die gerade nicht so viel Geld zur Verfügung haben, ihre Heimat verlassen mussten und sich jetzt ein neues Zuhause einrichten. Oder du verkaufst die Sachen auf Kleinanzeigenportalen und gönnst dir damit etwas, was dir guttut."

Reallöhne in Deutschland schrumpfen wie noch nie

Die deutschen Reallöhne sind in der Zeit von Juli bis September 2022 um 5,7 Prozent gesunken. Das gab das Statistische Bundesamt am Dienstag bekannt. Das ist der größte Rückgang seit Beginn der Zeitreihe des Amtes 2008.

Grund für die massiv schwindende Kaufkraft der Beschäftigten ist die starke Teuerung. Nominal hätten die Löhne voraussichtlich um 2,3 Prozent höher gelegen als im Vorjahresquartal. Die Verbraucherpreise seien im selben Zeitraum aber um 8,4 Prozent gestiegen.

Jede Dritte Einrichtung vor der Pleite: Sächsische Krankenhäuser wegen Sanktionen und Personalmangel in Existenznöten

Die Krankenhausgesellschaft Sachsen kämpft vor dem Winter mit großen Problemen, wie der MDR berichtet. Die hohen Energiekosten aufgrund der antirussischen Sanktionen, die Inflation und ein mittlerweile fast schon zur Tagesordnung gehörender Personalausfall schlagen bei den Krankenhäusern im Freistaat massiv ins Kontor. Mittlerweile müssen viele Krankenhäuser sogar Kredite in Anspruch nehmen, um Angestellte weiter bezahlen zu können.

Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen, Friedrich München, sagte dazu: "Die Krankenhäuser benötigen zunächst Finanzierungssicherheit, denn die Inflation setzt den Kliniken immer stärker zu." Anfang November hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach finanzielle Hilfen in Milliardenhöhe zugesagt - die immer noch nicht geflossen ist. München fordert, dass diese Hilfen spätestens im Januar bei den Krankenhäusern ankommen müssen, ansonsten sei "mindestens ein Drittel insolvenzgefährdet."

Daneben stehe ein massiver Personalausfall von bis zu 25 Prozent der Belegschaft zu Buche. Grund seien laut MDR "coronabedingt[e]" Krankheitsfälle sowie die Überlastung der letzten beiden Jahre, München betonte: "Verschärft wird die Personalsituation dadurch, dass viele Beschäftigte, vor allem aus sensiblen Bereichen, nach den Strapazen der Corona-Jahre kräftemäßig am Ende sind. Sie fallen dann meist über einen längeren Zeitraum aus." Ein Twitter-Nutzer kommentierte die aktuelle Lage in deutschen Krankenhäusern beispielhaft und machte dafür auch einen Schuldigen aus:

"Gestern wegen Fiebers bei meiner krebskranken Frau ab 18:00 Uhr in der Notaufnahme gewesen. SIEBEN STUNDEN! Eine EINZIGE Internisten für das ganze Krankenhaus. Das Personal kann nichts für diese Zustände, aber ein ganz bestimmter Verrückter fällt mir sofort ein."

Projekt in Tschechien soll Energieeinsparpotential beim Bierausschank erforschen

Auch in Tschechien leiden Gaststätten und Kneipen unter der Inflation und den hohen Energiepreisen. In einem neuen Forschungsprojekt soll nun untersucht werden, welches Energieeinsparpotential der Bierausschank hat. Wie der Sprecher der Brauerei Pilsner Urquell, Zdenek Kovar, am Montag mitteilte, wolle man den ganzen Ablauf vom Fass im Keller über den Zapfhahn hin zum Spülbecken für die Gläser mit Sensoren unter die Lupe nehmen. Kostenpunkt für das Projekt: Umgerechnet knapp 250.000 Euro. Der Großteil der Kosten wird vom Brauhaus in Pilsen übernommen.

Im Rahmen des Projekts "Intelligenter Ausschank" werden insgesamt mehr als 1000 Sensoren in 45 Kneipen installiert – von der Dorfkneipe bis zu Touristenbars in Städten. Wie Kovar sagte, sollen über ein Jahr Daten gesammelt werden, um ein Bild über den Energieverbrauch in den verschiedenen Jahreszeiten und bei schwankender Besucherfrequenz zu erhalten. Gemessen werden sollen unter anderem die Temperatur des Bieres und der Wasser- und Stromverbrauch der einzelnen Geräte.

Am Forschungsprojekt sind neben der Technischen Universität Prag und weitere Partner auch die Firma Microsoft beteiligt. Ziel ist es, mit konkreten Verbesserungsvorschlägen bis zu 30 Prozent des Energieverbrauchs einzusparen, ohne dass sich die Qualität des Bieres verschlechtert. Der durchschnittliche Tscheche trinke Branchenangaben zufolge 129 Liter Bier im Jahr. Damit liegt das Land beim Bierkonsum weltweit an der Spitze.

28.11.2022 14:50 Uhr

Durchhalten trotz hoher Inflation: ARD stellt Esten als Vorbild dar

Das ARD-Europamagazin hat Estland in einem Beitrag vom Sonntag seinen deutschen Zuschauern als Vorbild dargestellt. Trotz einer hohen Inflation von etwa 20 Prozent und einem im Vergleich zu Deutschland niedrigen Lohnniveau zeigten die Esten Durchhaltevermögen, auch in ihrer Unterstützung für die Ukraine. Es gebe auch kaum Kritik an der Regierung. Beispielhaft für den Beitrag steht die Aussage einer Mutter, deren Familie sich aufgrund der gestiegenen Preise einschränken muss:

"Jetzt gegen die eigene Regierung oder einzelne Unternehmen zu rebellieren, wäre nicht richtig. Die Probleme sind eben komplex. Aber der Auslöser für diese Energiekrise ist Russland. Putins Regime, das Energie als Waffe benutzt."

Weiter sagte die Frau:

"Man zieht sich jetzt halt einen Wollpulli und Wollsocken an. Das schaffen wir schon. Man muss empathisch bleiben. Wenn wir an das Leben der Menschen in der Ukraine denken, ist es doch nicht erwähnenswert, dass wir zu Hause 19 Grad haben."

Die frühere Grünen-Politikerin Antje Hermenau kommentierte den Beitrag auf Twitter mit den Worten:

"Von den Esten lernen, heißt siegen lernen? Lernen wir dann beim Kochen von der Sahelzone?"

Zentralbanken warnen vor "potenziell dysfunktionalen" Finanzierungsmärkten aufgrund der schlechten Wirtschaftslage

Die Singapore Monetary Authority sehe "wachsenden Stress" im internationalen Finanzsystem und warne vor "potenziell dysfunktionalen" Finanzierungsmärkten, so das Handelsblatt am Montag. Die derzeit hohen Risiken durch Finanzregulierungen und mögliche Zahlungsausfälle können sich auf die Banken auswirken und in der Folge auch in der Realwirtschaft zu massiven Problemen führen.

Auch andere Zentralbanken haben sich zur Gefahr einer Beschleunigung der aktuellen Finanzkrise geäußert. Sowohl die Bundesbank als auch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel warnen, wie auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin, vor "wachsenden Risiken". Christian Keller, Chefvolkswirt der britischen Großbank Barclays, wird konkreter: "Ich bin ziemlich pessimistisch hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung im kommenden Jahr. Eine Konstellation, bei der die Wirtschaft in den USA, Europa und China gleichzeitig schwächelt, hat es in den vergangenen Jahren nicht gegeben." Dazu kommen geopolitische Risiken und zum Teil immer noch gestörte Lieferketten aufgrund des Ukraine-Krieges und der Corona-Krise sowie die massive Erhöhung der Geldmengen in den vergangenen Jahren durch die Zentralbanken selbst. 

27.11.2022 09:05 Uhr

MDR-Umfrage: Jeder Dritte spart bei Weihnachtsgeschenken

Laut einer MDR-Umfrage will jeder dritte Befragte dieses Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Dazu wollen bei der Weihnachtsbeleuchtung vier von zehn Menschen sparen. Das resultiert aus einer aktuellen Befragung von MDR, an welcher 27.000 Menschen aus Mitteldeutschland teilnahmen.

Mit deutlichem Abstand ist die rasante Geldentwertung die Hauptursache dafür, weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben zu wollen.

26.11.2022 19:35 Uhr

Drohen dem Land abrupte Stromabschaltungen im Winter?

Franziska Erdle, Hauptgeschäftsführerin der WirtschaftsVereinigung Metalle (WVM), teilte der Welt am Sonntag diesbezügliche Befürchtungen mit, die vor allem die produzierende Industrie betreffen:

"Die Stromversorgung ist unter Stress und ihre Stabilität zunehmend in Gefahr – besonders jetzt im Winter."

Größte Sorge der deutschen Unternehmen sei dabei der "ersatzlose Wegfall der Verordnung über abschaltbare Lasten (AbLaV)", ausgehend von den Vorgaben einer EU-Verordnung im Juli dieses Jahres. Dies könnte nun zu Jahresende zu abrupten Stromabschaltungen führen. Die Verordnung war die entscheidende Grundlage für vertragliche Vereinbarungen über Stromabschaltungen zwischen Industriebetrieben und Stromnetzbetreibern, um eine allgemeine Netzstabilität zu sichern. 

"Mit der Abschaltverordnung ist das einzige Marktinstrument zum Abwurf industrieller Verbrauchslast weggefallen, das den Unternehmen eine gewisse Vorlaufzeit gewährt hatte, die Produktionsprozesse rechtzeitig auf den Wegfall der Stromzufuhr vorzubereiten", so Heinrich Nachtsheim, Referent für Energiepolitik im Verband der Chemischen Industrie (VCI), gegenüber der WaS.

Aus Sicht des Energieexperten drohen durch unvorhersehbaren Stromwegfall ein plötzlicher Abbruch der Produktion, höhere Kosten wie auch "physische Schäden an den Produktionsanlagen".

Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnt nachdrücklich vor einer massiven Export-Schwächung des Standorts Deutschland

Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des BDI, äußerte schwere Bedenken hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen im Land:

"Die hohen Energiepreise und die schwächelnde Konjunktur treffen die deutsche Volkswirtschaft mit voller Wucht und belasten unsere Unternehmen im Vergleich zu anderen internationalen Standorten sehr. Das deutsche Geschäftsmodell steht enorm unter Stress."

Ihr bereite große Sorge, dass Umfragen ergaben, dass "jedes vierte deutsche Unternehmen" über eine Produktionsverlagerung ins Ausland nachdenke. Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), erkennt die "energieintensive und exportorientierte Chemieindustrie" als besonders von den aktuellen Dynamiken betroffen. Er befürchtet:

"Die brutalen Energiepreise knocken uns aus. Unsere Sorge ist groß, dass der Doppel-Wumms nicht in unseren Unternehmen ankommt. Das kann der K. o. für den Standort Deutschland sein."

Die verantwortliche Regierung würde eine "Deindustrialisierung des Landes mutwillig in Kauf nehmen", sollte nicht zeitnah eine "funktionierende Preisbremse" erfolgen. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert in der Springer-Zeitung Welt unmissverständlich:

"Mehr Dynamik und Tempo, mehr unternehmerische Freiheit und Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt. Deutschland muss entfesselt und nicht durch die Politik gefesselt werden. Sonst bewegt sich Deutschland ungebremst auf einen gefährlichen Wendepunkt zu."

 

Umfrage: Wegen Inflation schnallen Verbraucher den Gürtel enger

Die Menschen in Deutschland schnallen nach einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens NielsenIQ wegen der drastisch steigenden Preise den Gürtel enger. Gut die Hälfte der Verbraucher (52 Prozent) kaufe nach eigenen Angaben nur noch Produkte, die wirklich benötigt würden, berichtete NielsenIQ gestützt auf eine repräsentative Umfrage unter mehr als 10.000 Personen.

Rund 44 Prozent der Befragten gaben bei der Umfrage an, auf Produkte zu verzichten, "die Spaß und Luxus sind", 31 Prozent würden versuchen, Restaurantbesuche zu reduzieren und sich lieber zu Hause etwas zu gönnen. Rund 30 Prozent der Befragten stimmten der Feststellung zu: "Ich kaufe weniger ein." Nur rund 10 Prozent der Bevölkerung machen sich der Umfrage zufolge wegen der Inflation überhaupt keine Sorgen: Das sind – wenig überraschend – vor allem Besserverdiener.

NielsenIQ-Experte Lothar Staiblin erklärte gegenüber der dpa, dass die Menschen viele Sparstrategien nutzen würden:

"Sie vergleichen stärker die Preise, achten mehr auf Sonderangebote, wechseln zu günstigeren Produkten wie Eigenmarken oder kaufen häufiger beim Discounter."

Die Verbraucher würden laut dem Experten etwa auch ihre Konsumgewohnheiten verändern. So werde Butter durch Margarine ersetzt, Leitungswasser statt Mineralwasser getrunken oder auch einmal auf Deo komplett verzichtet.

Bund: Keine betriebsbedingten Kündigungen 2023 in PCK-Raffinerie Schwedt

In der PCK-Raffinerie in Schwedt seien nach Angaben der Bundesregierung für 2023 alle 1.200 Arbeitsplätze gesichert. Die Gesellschafter Rosneft, Shell und Eni hätten sich auf ein Budget für die Betriebskosten für das kommende Jahr geeinigt, sagte Michael Kellner als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz der Nachrichtenagentur dpa.

"Demnach können betriebsbedingte Kündigungen 2023 ausgeschlossen werden. Alle stehen dafür ein, dass niemand entlassen wird. Das ist das, was wir versprochen haben."

Die Bundesregierung hatte die Mehrheitseigner des PCK, zwei Töchter des russischen Konzerns Rosneft, Mitte September unter Treuhandverwaltung und damit unter die Kontrolle durch die Bundesnetzagentur gestellt. Damals hatte die Bundesregierung bereits eine zweijährige Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter der Raffinerie im Nordosten Brandenburgs abgeben. Diese Zusage wurde nach Kellners Angaben mit den Beschlüssen jetzt für 2023 umgesetzt.

Das PCK wird bisher über die Druschba-Pipeline mit russischem Erdöl versorgt. Diesen Import will die Bundesregierung jedoch wegen der russischen Militäroperation in der Ukraine ab 1. Januar 2023 dauerhaft stoppen. Künftig soll ein Teil der benötigten erheblichen Mengen an Rohöl mit Tankern nach Rostock und von dort über eine Pipeline nach Schwedt gebracht werden. Für eine volle Auslastung wird aber noch weit mehr geeignetes Erdöl gebraucht. Die Bundesregierung verhandelt deshalb mit Polen über mögliche Lieferungen über den Hafen von Gdansk. Im Gespräch ist zudem der Import von Erdöl aus Kasachstan über die Druschba-Leitung.

25.11.2022 21:08 Uhr

Wohnungsbau bricht weiter ein

Die Bauwirtschaft fürchtet einen Stillstand beim Wohnungsbau. Die Aufträge sind im Vergleich zum Vorjahresmonat im September um 22,6 Prozent eingebrochen. Dabei machen sich die Preiserhöhungen bei den Baumaterialien ebenso bemerkbar wie die Verschärfung der Förderrichtlinien für Einfamilienhäuser, die mittlerweile einen Energieverbrauch verlangen, der nur noch 40 Prozent eines normalen Baus beträgt.

Der dringend benötigte soziale Wohnungsbau stockt ebenfalls. Die neue Regelung für die Neubauförderung sollte noch im Herbst vorgelegt werden. Mittlerweile meldete die FAZ, dass die neu erarbeiteten Förderrichtlinien frühestens im zweiten Quartal des kommenden Jahres vorliegen werden.

Der bundesweite Bestand an Sozialwohnungen hat sich im vergangenen Jahr abermals um 27.369 auf jetzt noch 1,1 Millionen verringert. Das bedeutet, es ist seit Jahrzehnten nicht gelungen, den Neubau weit genug zu erhöhen, damit der Bestand an bezahlbaren Wohnungen zumindest stabil bleibt.

Die Verbände des Baugewerbes und des zugehörigen Handwerks drängen die Bauministerien von Bund und Ländern zum Handeln. "Um einen massiven Konjunktureinbruch zu vermeiden und die dringend benötigten Fachkräfte in der Branche zu halten, muss der sich abzeichnende Rückgang der Neubautätigkeit bestmöglich abgefedert werden", zitiert das Handelsblatt aus einem Schreiben an die Bauministerkonferenz.

Das ursprünglich von der Koalition gesetzte Ziel, 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen, wird voraussichtlich massiv verfehlt. Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, geht davon aus, dass sogar die 300.000 unterschritten werden könnten. Die 350 Millionen Euro, die zur Förderung von Wohneigentum, und die 650 Millionen Euro, die zur Förderung von Mietwohnungen vorgesehen seien, glichen gerade einmal die Mehrkosten durch die erhöhten Materialpreise aus.

Nach Modellrechnungen des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW sind augenblicklich Monatsmieten von 16 Euro pro Quadratmeter erforderlich, um die Neubaukosten zu refinanzieren. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 11 Euro pro Quadratmeter.

Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmer fürchtet ein völliges Erliegen des Wohnungsbaus. "Projektentwickler und Bauträger beginnen keine neuen Projekte, weil es unbezahlbar geworden ist für Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch komplett unwirtschaftlich für die Unternehmen."

2022 geht zu Ende – aber drastische Teuerungen werden sich auch 2023 fortsetzen

Wie der Merkur unter Verweis auf das Portal echo24.de berichtet, werden die 2022 deutlich gestiegenen Preise auch im neuen Jahr weiter kräftig anziehen.

So müssen die Verbraucher ab 2023 etwa mit Strompreisen von mehr als 200 Euro pro Monat rechnen, wie der baden-württembergische Energieversorger EnBW mitgeteilt habe. Auch Kraftstoffe und Gas dürften deutlich teurer werden, auch wenn der Staat mit Ausgleichszahlungen die Bürger entlasten will.

Ebenso die Lebensmittelpreise, die in Einzelfällen im zu Ende gehenden Jahr bis zu 80 Prozent gestiegen seien, werden weiter in die Höhe gehen. Die großen Discounter sehen sich mit Vorwürfen konfrontiert, diese Entwicklung sogar voranzutreiben. Die Handelskette Edeka wolle dem Bericht von ruhr24.de zufolge allerdings gegen angekündigte Preissteigerungen des US-Getränkekonzerns Coca-Cola vorgehen.

Die Steigerungen bei Kraftstoffen gehen auch an den Preisen für Flugreisen nicht vorbei: Im Vergleich zu 2021 könnten sich 2023 die Ticketpreise bei manchen Fluglinien sogar verdoppeln. Im Vergleich zu 2022 gehe der "ADAC" von einer Preissteigerung von immerhin um die 46 Prozent aus.

In Freizeitparks wie dem "Europark" schlage die Teuerung laut dpa mit fünf Prozent zu Buche. Eine reguläre Eintrittskarte dürfte 2023 annähernd 58 Euro kosten. Grund dafür seien der Rückgang der Besucherzahlen seit der Corona-Krise und gestiegene Energiekosten.

Ofen aus? Stahlindustrie droht aus Deutschland abzuwandern

Schon in absehbarer Zukunft könnte die deutsche Rüstungsindustrie Schwierigkeiten haben, einen für ihre Produktion zentralen Rohstoff in ausreichender Menge aus heimischer Erzeugung und zu vertretbaren Kosten zu erhalten: Stahl.

Denn bereits aufgrund der bisherigen Steigerungen bei den Energiekosten droht allein in der Stahlindustrie des Ruhrgebiets 26.000 Beschäftigten der Verlust ihrer Arbeitsplätze.

Hinzu kommt: Die politisch gewollte Umstellung der Stahlproduktion auf "grünen Wasserstoff" als Energiequelle könnte sich als ökonomischer Todesstoß für die deutschen Stahlwerke nicht nur an Rhein und Ruhr erweisen. Die mit dem Umstieg verbundenen Kostensteigerungen dürften die Konkurrenzfähigkeit von Stahl aus Deutschland auf dem Weltmarkt zunichtemachen.

Wie das Wirtschaftsportal Blackout News schreibt, verursacht der Stahlproduzent "Thyssenkrupp Steel Europe" 2,5 Prozent der deutschen Kohlendioxid-Emissionen. Der bisher verwendete Koks soll – so die politische Vorgabe – durch Wasserstoff ersetzt werden, um aus Eisenerz Stahl zu schmelzen.

In Duisburg soll zwar als Pilotprojekt auf dem Gelände des Stahlwerks eine sogenannte Direktreduktionsanlage für mehr als zwei Milliarden Euro errichtet werden, bezuschusst vom Bundesland Nordrhein-Westfalen. Dennoch wird die Anlage kaum kostendeckend, geschweige denn gewinnbringend betrieben werden können. Weder "grüner Wasserstoff" noch "grüner Strom" stehen in erforderlicher Menge und zu günstigen Preisen zur Verfügung. Daher dürfte die Abwanderung der Stahlwerke aus Deutschland nur eine Frage der Zeit sein.

24.11.2022 21:09 Uhr

Strompreisbremse möglicherweise verfassungswidrig

Lange hat es gedauert, bis ein Gesetzentwurf zur Strompreisbremse beschlossen wurde, doch nun stellt sich heraus, dass dieser einem Gutachten zufolge möglicherweise verfassungswidrig ist. Wie der Hamburger Energieversorger LichtBlick mitteilte, verstoße der Gesetzentwurf gegen EU-Recht und verletze die Eigentumsgarantie. Das Unternehmen hatte das Gutachten in Auftrag gegeben. Demnach könnte der Mechanismus zu tiefgreifenden Verzerrungen auf dem deutschen Strommarkt führen.

Als Folge könnten die Strompreise für die Verbraucher steigen, schlimmstenfalls würden Anlagenbetreiber zahlungsunfähig. Auch Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie, kritisierte das Gesetz scharf:

"Es bestehen erhebliche verfassungsrechtliche und europarechtliche Bedenken. Rückwirkende Eingriffe in wirtschaftliche Prozesse wurden bereits mehrfach grundsätzlich als klar verfassungswidrig beschieden."

Im Gutachten wird ebenfalls kritisiert, dass laut Gesetz eine Abschöpfung "fiktiver Erlöse" möglich sei, laut EU-Recht sei aber nur die Besteuerung "realer Erlöse" möglich. Sollte das Gesetz in der derzeitigen Form beschlossen werden, rechnet der Verband mit Klagewellen. Am Freitag könnten die Kabinettsmitglieder eine Entscheidung treffen. Im Gesetzentwurf ist vorgesehen, dass zur Mitfinanzierung der Strompreisbremse "Zufallsgewinne" von Unternehmen auf dem Strommarkt rückwirkend ab 1. September abgeschöpft werden. Da Gaspreise und Strompreise über einen Marktmechanismus aneinander gekoppelt sind, haben zuletzt auch Produzenten von Ökostrom von den hohen Börsenpreisen profitiert.

Internationale Energieagentur: Winter 2023 wird größte Herausforderung

Nach Auffassung der Internationalen Energieagentur (IEA) wird nicht dieser Winter, sondern erst der nächste eine große Herausforderung für die EU darstellen. IEA-Chef Fatih Birol sagte in Berlin, da die Gasspeicher gut gefüllt sind, sei man relativ gut auf den Winter vorbereitet. Doch im nächsten Jahr sei die Situation aufgrund eines etwaigen Stopps der Lieferungen von russischem Gas und einem Aufschwung der chinesischen Wirtschaft eine andere. Darauf müsse sich die EU nun vorbereiten. Eine mögliche Lösung bestehe darin, dass die EU-Staaten gemeinsam Gas beschaffen.

23.11.2022 21:39 Uhr

Finanzministerium plant Übergewinnsteuer von 33 Prozent für Öl- und Gasunternehmen

Die geplante Besteuerung der Übergewinne von Mineralöl- und Gasunternehmen soll nach Plänen des Bundesfinanzministeriums 33 Prozent betragen, wie aus übereinstimmenden Berichten der Welt und des Handelsblatts hervorgeht. Diese Pläne beinhalten, dass alle im Erdöl-, Erdgas-, Kohle- und Raffineriebereich tätigen Unternehmen Gewinne aus den Jahren 2022 und 2023, die mehr als 20 Prozent über dem Durchschnittsgewinn der vorherigen Jahre liegen, zusätzlich versteuern müssen. Die Einnahmen sollen wie auch bei der Besteuerung von Zufallsgewinnen im Strombereich zu Finanzierung der Strompreisbremse genutzt werden.

Kritik gab es von den Grünen: Der Gesetzentwurf bleibe hinter dem Notwendigen zurück, wie die finanzpolitische Sprecherin der Partei Bündnis90/Die Grünen, Katharina Beck, sagte. Nötig sei demnach ein höherer Steuersatz. Zudem seien Gewinnverschiebungen ins Ausland zu befürchten, sodass die Abgaben umgangen werden könnten.

Uniper braucht weiteres Geld vom Bund – bis 25 Milliarden Euro

Der nach weggefallenen russischen Gaslieferungen strauchelnde Energiekonzern Uniper braucht weitere Milliarden vom Staat. Die geplante Barkapitalerhöhung von acht Milliarden Euro allein werde nicht ausreichen, um Uniper zu stabilisieren, teilte der Konzern am Mittwoch in Düsseldorf mit. Deshalb soll genehmigtes Kapital in Höhe von weiteren bis zu 25 Milliarden Euro durch die Ausgabe neuer Aktien geschaffen werden. Zur Zeichnung ist ausschließlich der Bund berechtigt, das gesetzliche Bezugsrecht der anderen Aktionäre wird ausgeschlossen.

Die Bundesregierung, der Energiekonzern Uniper und der bisherige Uniper-Mehrheitseigentümer Fortum hatten sich im September auf ein Stabilisierungspaket für Uniper verständigt, das eine weitgehende Verstaatlichung vorsieht. Geplant ist neben der Kapitalerhöhung unter anderem der Erwerb der Uniper-Anteile des finnischen Mehrheitsaktionärs Fortum durch den Bund.

Das Stabilisierungspaket steht noch unter Vorbehalt. So stünden noch Genehmigungen der EU-Kommission aus. Am 19. Dezember soll eine außerordentliche Uniper-Hauptversammlung die Maßnahmen beschließen.

Der Gas-Großhändler ist Lieferant für über 100 Stadtwerke und große Unternehmen und spielt damit eine zentrale Rolle für die deutsche Gasversorgung.

No-Name-Produkte in der Krise

Die hohe Inflation führt zu großen Verschiebungen im Einkaufsverhalten der Deutschen und bei den Lieferanten der Lebensmittelmärkte. Verbraucher neigen dazu, Markenprodukte durch sogenannte No-Name-Ware zu ersetzen. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung stieg der Marktanteil der Handelsmarken bis Ende September auf 42,8 Prozent, ausgehend von 40,7 Prozent im Vorjahr. Diese Tendenz wird sich vermutlich weiter verstärken, wenn die hohen Energiekosten überall aufgeschlagen sind.

Viele der No-Name-Produkte werden von Markenherstellern produziert, die damit ihren Absatz stabilisieren. Da die Marge niedriger ist als bei Markenprodukten, waren aber auch die Preiserhöhungen deutlicher – während die Markenprodukte sich seit Jahresanfang um etwa 13 Prozent verteuerten, waren es bei Handelsmarken 29 Prozent. Bei 85 Prozent dieser Produkte stiegen die Preise, während bei Marken nur 63 Prozent der Waren betroffen waren.

Hersteller, die nur Handelsmarken produzieren, haben große Probleme, die höheren Kosten weiterzugeben. Der schwäbische Nudelhersteller Schätzle, der unter anderem für Aldi arbeitete, gab im September auf. Zwei Waschmittelproduzenten, die für Aldi und Lidl arbeiteten, schlossen bereits letztes Jahr. Andere Hersteller, wie die Erfurter Teigwaren, Deutschlands größter Nudelhersteller, werden gleich von Handelskonzernen übernommen.

Leichter durch die Krise kommen Produzenten, die an mehreren Standorten produzieren. Die Firma Dalli, die unter anderem für dm und Lidl produziert, schloss zwei Werke in Österreich und Rumänien und verlagert das Geschäft stärker ins europäische Ausland, in dem die Handelsmargen höher sind.

Markenproduzenten, die bisher zusätzlich für Handelsmarken produzierten, schränken diesen Sektor immer weiter ein. Der Wunsch der Kunden, zu günstigeren Waren greifen zu können, dürfte also insgesamt auf ein nicht nur teureres, sondern auch geringeres Angebot treffen.

Scholz: Deutschland hat die Krise im Griff

Während der Generaldebatte im Bundestag hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Bemühungen der Ampel-Koalition in der Energie-Krise betont. Für diesen Winter sei Deutschlands Energiesicherheit "wohl gewährleistet". Dabei verwies er auf die gefüllten Gasspeicher und geplante LNG-Terminals, neue Lieferabkommen sowie das Wiederanfahren von Kohlekraftwerken und den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke.

Die Regierung sorge dafür, dass "Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland aus eigener Kraft durch diese Krise kommen können", sagte Scholz. Da sei eine Krise, "von der wir heute sagen können: Unser Land hat sie im Griff". Scholz betonte auch, dass Haushalte und Unternehmen sparsamer mit Energie umgingen:

"Das bleibt sehr wichtig – gerade auch mit Blick auf das kommende Jahr und den Winter 2023."

Die Regierung könne den Anstieg der Energiepreise zwar nicht vollständig durch Subventionen kompensieren, ihn aber auf ein "verträgliches Maß" kompensieren, so der Kanzler.

22.11.2022 17:50 Uhr

Statistisches Bundesamt: Exporte in Drittstaaten rückläufig

Im Oktober verzeichnete das Statistische Bundesamt gegenüber September einen Rückgang der Exporte in Länder außerhalb der Europäischen Union um 1,6 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Ausfuhren um 10,4 Prozent. Das Statistikamt weist jedoch darauf hin, dass diese Steigerung vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Außenhandelspreise zu sehen sei. 

Überproportional gewachsen seien die Ausfuhren mit einem Plus von 28,1 Prozent in die USA. Absehbar sei, dass dies die dortige Diskussion um das Handelsungleichgewicht mit Deutschland weiter antreibe und Abschottungstendenzen verstärken werde. Zweitwichtigster Handelspartner bleibe China. Allerdings seien die Ausfuhren ins Reich der Mitte auf Jahressicht um 8,1 Prozent gefallen. 

Der Handel in Drittstaaten decke knapp die Hälfte aller deutschen Exporte ab.

Nach Auszeichnung: Unverpackt Umgedacht GmbH muss Insolvenz anmelden

Anfang November wurde Insolvenzverfahren über die Unverpackt Umgedacht GmbH wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung eröffnet, wie das Portal Eco-Reporter berichtet. Kurz zuvor wurde laut einer Pressemitteilung der Förderbank KfW am 19. Oktober in einer feierlichen Prämierungsveranstaltung in Berlin die diesjährigen "KfW Awards Gründen" an die Supermarktkette vergeben. 

Die Unverpackt Umgedacht GmbH hatte ein Mehrwegkonzept entworfen und verkauft Bio-Lebensmittel im sogenannten "Unverpacktglas". Erst im Vorjahr investierten Anleger über ein Crowdinvesting 850.000 Euro in das Unternehmen. Deren Ansprüche werden nun als "nachrangig" eingestuft. 

Unbezahlbare Heizkosten: Osnabrück richtet "Wärme-Inseln" für Bürger ein

Weil viele Menschen sich die explodierenden Heizkosten nicht mehr leisten können will Osnabrück diesen Menschen nun "ein Angebot machen", wie der NDR berichtet.

Ab Dienstag richtet die Stadt sogenannte "Wärme-Inseln" ein. Die Aktion richte sich an Menschen, die durch die gestiegenen Preise so sehr zum Sparen gezwungen seien, dass sie zu Hause fast komplett auf das Heizen verzichten, erklärte Osnabrücks Erster Stadtrat, Wolfgang Beckermann gegenüber dem NDR.

21.11.2022 15:50 Uhr

Überraschender Rückgang: Erzeugerpreise stiegen im Oktober deutlich langsamer

Die Erzeugerpreise in Deutschland seien erstmals seit zweieinhalb Jahren gesunken. Wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte, seien die Erzeugerpreise zwar noch immer 34,5 Prozent höher als im Vorjahr, im Vormonat habe die Rate mit 45,8 Prozent jedoch noch wesentlich höher gelegen. "Dies sei der erste Preisrückgang gegenüber dem Vormonat seit Mai 2020 und zugleich der stärkste seit Beginn der Erhebung 1949", bestätigte das Statistische Bundesamt der Nachrichtenagentur Reuters. Ökonomen hatten ursprünglich mit einem weiteren Anstieg gerechnet. 

So weckt die unerwartete Entwicklung die Hoffnung, dass die starke Inflation allmählich ihren Höhepunkt erreicht. Denn die Herstellerpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Teuerungsrate. Hauptverantwortlich für den trotz Rückgang noch immer starken Anstieg der gewerblichen Erzeugerpreise seien demnach weiterhin die hohen Energiekosten infolge des Ukraine-Krieges. Im Vergleich zum Vormonat seien aber auch diese im Schnitt um 10,4 Prozent gesunken, "hauptsächlich verursacht durch den Rückgang der Preise für elektrischen Strom sowie für Erdgas in der Verteilung", wie die Statistiker in Bonn betonten.

Während die Preise für Verbrauchsgüter im Oktober lediglich um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat angestiegen seien, haben die Verbraucher im Oktober für Lebensmittel hingegen ganze 25,1 Prozent mehr aufwenden müssen als noch ein Jahr zuvor. Besonders stark gestiegen seien demnach die Preise für Butter (+66,3 Prozent gegenüber Oktober 2021). Zucker habe die Verbraucher immer hin noch 54,0 Prozent mehr als im Vorjahresmonat gekostet. Die Preise für Milcherzeugnisse wie Käse und Quark seien im Vergleich zum Vorjahr um 38,3 Prozent gestiegen, Kaffee sei 29,1 Prozent teurer als noch im Oktober 2021 gewesen.

Nach all den Monaten mit deutlichen Preisanstiegen ist jedoch auch bei den Verbrauchsgütern ein langsames Ende der enormen Preissteigerungen zu beobachten. Der wenige Wochen zuvor noch starke Preisauftrieb hat sich somit deutlich abgeschwächt. So könnte die derzeitige Entspannung am Markt mit der Zeit letztlich auch wieder bei den Verbrauchern ankommen. 

Ganz gebannt seien die Inflationsgefahren dennoch noch nicht, wie eine aktuelle ifo-Umfrage zeigt. So reichen die in Deutschland ansässigen Unternehmen ihre gestiegenen Einkaufspreise bislang nur langsam und auch nicht vollständig an ihre Kunden weiter. Bis April 2023 planen die befragten Unternehmen allerdings bis zu 50 Prozent der belastenden Preiserhöhungen dann letztlich auch an ihre Kunden weiterzugeben. "Dies führt voraussichtlich zu weiterem Inflationsdruck bei den Verbraucherpreisen in den nächsten Monaten", erklärte ifo-Forscher Manuel Menkhoff.

20.11.2022 15:01 Uhr

Nachwirkung der Coronakrise: Zahl der Insolvenzen und Unternehmensaufgaben in Hessen steigt

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Hessen ist in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen, wie die FAZ am Sonntag berichtet. Die Energiekrise ist dabei bislang nur wenig in Erscheinung getreten.

Bisher wirken sich die hohen Energiepreise in erster Linie bei produzierenden Unternehmen aus, die Erdölerzeugnisse als Rohmaterialien benötigen. Frank Mößle, Wirtschaftsprüfer und Geschäftsführer der Frankfurter Niederlassung der PLUTA Rechtsanwälte GmbH meint dazu:

"Da ist einiges in Schieflage, das sehen wir vorinsolvenzlich."

In den Jahren 2021 und 2022 sind vorrangig Bauunternehmen von Insolvenz betroffen, jede fünfte Geschäftsaufgabe stammt aus dieser Branche.

Die zerstörten Lieferketten aus der Coronakrise schlagen jetzt erst richtig durch. Jan Roth, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, sieht das als Hauptproblem der Unternehmen, die ihre eigene "Leistungsfähigkeit" schlechter einschätzen können: "Das ist eine große Blackbox." Vor allem Mikrochips für die Industrie fehlen an allen Ecken und Enden. Daneben litt besonders die Gastronomiebranche unter den Bedingungen in den Jahren 2020 bis 2022. Vielen Betrieben hat der Staat zu wenig geholfen, zahlreiche Mitarbeiter haben die Branche gewechselt, Nachwuchs ist kaum in Sicht. 

19.11.2022 18:57 Uhr

Oberster Katastrophenschützer rechnet mit Stromausfällen im Januar und Februar

Nach Einschätzung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wird es in diesem Winter Stromausfälle geben, die über das übliche Maß hinausgehen. BKK-Chef Ralph Tiesler erklärte gegenüber der Welt am Sonntag:

"Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird.Damit meine ich eine regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung."

Ursache sei dann allerdings nicht eine Energieknappheit, sondern das zeitweise Abschalten der Stromnetze durch die Betreiber, um die Netze zu schützen und die Gesamtversorgung nicht zu gefährden.

"Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar. Sodass wir davon ausgehen, dass es von da an stellenweise für eine gewisse Zeit zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommt."

Laut den Netzbetreibern in Deutschland sei bisher jedoch nicht anzunehmen, dass es zu einem Blackout kommen werde. Man gehe derzeit eher von Lastenunterdeckungen aus, das heißt, man hätte nicht genug Strom, um den erwarteten Verbrauch zu decken. Wie der Betreiber Amprion mitteilte, könnte es in einem solchen Fall zu sogenannten kontrollierten Lastabschaltungen kommen. Die Übertragungsnetzbetreiber trennen den Verbraucher dann für einen gewissen Zeitraum vom Netz.

Der BKK-Präsident kritisierte auch, dass die staatlichen Stellen nicht immer ausreichend für derartige Krisenlagen gewappnet seien. Ein Teil der Kommunen und Behörden sei "mustergültig" aufgestellt, während andere deutlich schlechter dastünden.

18.11.2022 22:22 Uhr

Österreich führt Übergewinnsteuer für Energieunternehmen ein

Auch Österreich führt nun aufgrund der gestiegenen Energiepreise eine Übergewinnsteuer für Öl- und Gasunternehmen ein. Der grüne Vizekanzler Werner Kogler begründete dies damit, dass durch die gestiegenen Strom- und Gaspreise bei den Energieunternehmen "die Kassen klingeln":

"Es ist eigentlich eine Kriegsdividende."

Daher müsse man Gerechtigkeit gegenüber den Verbrauchern herstellen. Folglich müssen Öl- und Gasunternehmen nun erzielte Zusatzgewinne in diesem und im nächsten Jahr versteuern. Für die Berechnung wird der durchschnittliche Jahresgewinn seit 2018 plus zwanzig Prozent herangezogen. Alle darüber hinausgehenden Gewinne müssen mit 40 Prozent versteuert werden. Wenn die Firmen in erneuerbare Energien investieren, sinkt die Quote auf 33 Prozent.

Außerdem werden ab einer bestimmten Grenze Gewinne von österreichischen Stromerzeugern zusätzlich besteuert. Für Stromerzeuger wird der Erlös mit 180 Euro pro Megawattstunde gedeckelt. Investiert der Stromerzeuger nicht in erneuerbare Energien, sinkt die Grenze auf 140 Euro.

Mit den erzielten Steuergewinnen will die Regierung Entlastungen für die Bürger finanzieren. Es wird mit Einnahmen zwischen zwei und vier Milliarden Euro gerechnet. Auch in anderen EU-Ländern wurde bereits in ähnlicher Form eine Übergewinnsteuer geplant oder eingeführt.

Folgen der Energiekrise: Auch Bestattungen werden teurer

Aufgrund der hohen Energiepreise werden auch Bestattungen teurer. Elke Herrnberger, Pressesprecherin des Bundesverbands Deutscher Bestatter, sagte:

"Es wird so sein, dass die Bestattungen dem normalen Trend der Verbraucherkosten folgen werden."

Die Verbraucherpreise sind aktuell kräftig am Steigen: Im Oktober legten die Preise nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Freitag gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,4 Prozent zu. Dies stellt den stärksten Anstieg seit 70 Jahren dar. Die Bestatterbranche hat derzeit mit zahlreichen Problemen zu kämpfen: Die Energiekrise, gestörte Lieferketten sowie höhere Kosten für Holz, Löhne und weiteres setzen der Branche zu. Herrnberger erklärte: 

"Die Mehrheit der Krematorien hat als primäre Energiequelle Gas. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern."

Verzögerungen bei AKW-Wartung: Stromversorgung in Frankreich ist gefährdet

Die Gefahr von Engpässen bei der Stromversorgung in Frankreich scheint zu wachsen: Wie der Energieversorger RTE mitteilte, zieht sich die Wartung etlicher Atomkraftwerke in die Länge, daher sehe man ein erhöhtes Risiko von Stromengpässen im Winter. Die Menge an verfügbarem Strom aus Atomkraftwerken werde von Mitte Dezember bis Mitte Februar deutlich unter den Prognosen liegen.

Gründe für den Ausfall der AKWs sind neben Streiks vor allem Wartungsarbeiten. Anfang November hatte der Energiekonzern EDF mitgeteilt, dass vier Kraftwerke aufgrund von Korrosionsproblemen länger vom Netz bleiben als vorgesehen. Von den 56 Atomkraftwerken Frankreichs sind immer noch knapp die Hälfte aufgrund von Wartungen und Reparaturarbeiten außer Betrieb.

Aufgrund der geringeren Produktion und Nachfrage der Industrie wird zwar mit einem um fünf bis sieben Prozent geringeren Stromverbrauch gerechnet. Im Winter könne der geringere Verbrauch dies jedoch nicht mehr kompensieren. Insbesondere im Januar gebe es laut RTE selbst bei einem milden Winter ein erhöhtes Risiko von Engpässen. Erst Ende Februar werde sich die Lage voraussichtlich entspannen. Frankreichs Probleme mit Atomkraftwerken betreffen auch Deutschland: Die Bundesrepublik soll im Winter Strom nach Frankreich liefern, während das Nachbarland Gas liefern soll.

Stromverbrauch in Deutschland geht zurück

Neben dem Gasverbrauch ist auch der Stromverbrauch in Deutschland stark zurückgegangen. Während die Nutzung elektrischer Energie in den Sommermonaten noch ungefähr auf dem Vorjahresniveau gelegen habe, seien es im September bereits vier Prozent weniger gewesen als im September 2021. Dies teilte der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) mit. Im Oktober habe der Rückgang bei neun Prozent gelegen. Dem BDEW zufolge habe es einen solchen Rückgang zuletzt im ersten Jahr der Corona-Krise 2020 gegeben.

Als Gründe für den derzeitigen Rückgang des Stromverbrauchs wurden die gestiegenen Preise, der Rückgang der Produktion in der Industrie und das warme Wetter genannt. Im gesamten bisherigen Jahresverlauf liegt der Verbrauch mit etwa 434 Milliarden Kilowattstunden 1,9 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Für das gesamte Jahr wird mit einem Rückgang um gut zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr gerechnet.

17.11.2022 17:05 Uhr

Hoffnung für MV Werften: Disney kauft Rohbau eines Kreuzfahrtriesen

Der Disney-Konzern kauft das bisher unter dem Namen "Global Dream" geplante Kreuzfahrtschiff der insolventen Unternehmensgruppe MV Werften in Wismar. Das teilte der US-Riese der Unterhaltungsindustrie in einem Blogeintrag mit. Die hauseigene Reederei Disney Cruise Line will das in Wismar als einem der drei Standorte von MV Werften leigende Schiff unter eigener Regie von Experten der Meyer Werft in Papenburg fertigbauen lassen. Ein Kaufpreis wurde am Mittwoch nicht genannt.

Auf dem Kreuzfahrtriesen sollten ursprünglich rund 9.500 Menschen Platz finden. Es wäre damit das nach der Passagierzahl weltgrößte Schiff. Disney plant nun mit einer Kapazität von 6.000 Passagieren und 2.300 Besatzungsmitgliedern, die dann auf dem 342 Meter langen und 46 Meter breiten Schiff mit 20 Decks Platz finden sollen. 

Das etwa zu 75 Prozent fertiggestellte Schiff war vom chinesischen Kreuzfahrt-Konzern Genting Hongkong, dem früheren Eigner der MV Werften, ursprünglich für den asiatischen Markt vorgesehen. Während der Corona-Pandemie gingen jedoch zunächst die MV Werften, eine Werften-Gruppe in Mecklenburg-Vorpommern mit drei traditionsreichen Werftstandorten Wismar, Rostock und Stralsund, und später auch deren Mutterkonzern insolvent.

Bis zum Beginn der Corona-Pandemie und dem dann folgenden Einbruch des Kreuzfahrtgeschäfts ging es der Gruppe blendend. Anfang Dezember 2019 verkündete der Geschäftsführer Peter Fetten der MV Werften noch, volle Auftragsbücher bis zum Jahr 2024 würden die Vollbeschäftigung sichern.

16.11.2022 21:19 Uhr

Stromsparmodus: Palmer schaltet Tübingen die Straßenbeleuchtung ab

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer will die Straßenbeleuchtung seiner Stadt nachts abschalten, um Strom zu sparen. Wie die Stadt mitteilte, sollen die Straßenlaternen ab kommender Woche jeweils von Sonntagnacht bis Mittwochnacht zwischen 1 Uhr und 5 Uhr abgestellt werden. Unterführungen und Tunnel sollen aber weiterhin beleuchtet werden. Zudem sollen die Polizei und das Ordnungsamt in der Nacht verstärkt präsent sein. Zwischen Donnerstag und Samstag, wenn üblicherweise viele Menschen ausgehen, wird die Beleuchtung nur zwischen 3 Uhr und 5 Uhr abgeschaltet.

Ursprünglich war geplant, die Innenstadt nicht komplett zu verdunkeln, sondern die Beleuchtung nur zu reduzieren. Das Problem dabei: Der Stadt zufolge könne dies nur mit einer separaten Steuerung erfolgen. Die erforderlichen Bauteile sind jedoch erst in mehreren Wochen lieferbar. Palmer sagte:

"Die übergangsweise komplette Abschaltung für jeweils vier Stunden in vier Nächten pro Woche ist ein Kompromiss, den wir eingehen, um sofort Energie einzusparen."

Boris Palmer ist kürzlich als parteiloser Kandidat zum Oberbürgermeister von Tübingen wiedergewählt worden. Wegen Streitigkeiten zwischen ihm und der Partei ruht seine Mitgliedschaft bei Bündnis90/Die Grünen derzeit.

Rüstungs-Boom: Rheinmetall plant 2025 deutlich mehr Geschäft ein

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat sich angesichts der Aufrüstung in vielen NATO-Staaten höhere Finanzziele gesteckt. 2025 soll sich der Umsatz gegenüber dem Jahr 2021 nahezu verdoppelt haben, wie der Konzern am Mittwoch anlässlich einer Investorenveranstaltung in Wien mitteilte. Auch bei der Profitabilität dürfte es Aufschwung geben, sodass sich auch Nettogewinn und Dividende in etwa verdoppeln dürften.

2025 will der Düsseldorfer Konzern zwischen 10 und 11 Milliarden Euro Umsatz erzielen. Für das laufende Jahr hat das im MDax gelistete Unternehmen sich derzeit rund 15 Prozent Umsatzwachstum aus eigener Kraft gegenüber den 5,7 Milliarden Euro Umsatz aus dem Vorjahr vorgenommen. Rheinmetall erhofft sich etwa aus dem Sondervermögen für die bessere Ausstattung der Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro einen großen Anteil für eigene Aufträge. Das Unternehmen baut Panzersysteme und andere militärische Fahrzeuge, stellt Waffen und Munition her und liefert auch Rüstungselektronik.

Im Februar 2021 lagen die Mittelfristziele für 2025 noch spürbar niedriger bei einem Umsatz von rund 8,5 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema - Granaten für die Ukraine: Rheinmetall will spanischen Munitionshersteller kaufen

IG-Metall setzt am Mittwoch Warnstreiks fort – und droht mit verstärkten Protesten ab Freitag 

An diesem Mittwoch beteiligten sich in Berlin, Brandenburg und Sachsen bis zum Nachmittag rund 3.000 Beschäftigte aus 17 Betrieben an den Ausständen. Der Schwerpunkt lag jedoch in Norddeutschland. Dort soll es in Hamburg und Bremen die größten Kundgebungen gegeben haben. Am Dienstag hatten sich an bundesweiten Protesten rund 100.000 Menschen beteiligt, darunter zehntausende in Bayern. Laut IG Metall nahmen bisher insgesamt über eine halbe Million Beschäftigte an den verschiedenen Aktionen teil. "Wenn sich die Arbeitgeber am Donnerstag wieder nicht bewegen", dann gehe es ab Freitag erst so richtig los, hieß es seitens der IG Metall.

Inflation in Großbritannien steigt auf mehr als 11 Prozent

Die Inflation in Großbritannien hat sich weiter verstärkt und ist auf über elf Prozent gestiegen. Im Oktober legten die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 11,1 Prozent zu, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Schon im September hatte die Teuerungsrate bereits 10,1 Prozent betragen.

Analysten wurden von der Stärke des Preisanstiegs überrascht. Die Experten hatten für Oktober im Schnitt eine Inflationsrate von "nur" 10,7 Prozent erwartet. Auch im Monatsvergleich ist der Preisanstieg stärker als erwartet ausgefallen. Für diesen Zeitraum meldete das Statistikamt einen Anstieg um 2,0 Prozent.

Das Statistikamt erklärte den Anstieg der Inflation vor allem mit anziehenden Preisen für Gas und Strom. Zudem hätten steigende Lebensmittelpreise die Teuerung angetrieben.

Die britische Notenbank stemmt sich seit einiger Zeit mit Zinsanhebungen gegen den starken Preisauftrieb. Sie hat ihren Leitzins seit Ende vergangenen Jahres mehrfach erhöht – auf zuletzt 3,0 Prozent.

Bundesbank-Vorstand: Digitaler Euro frühestens im Herbst 2026

Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz rechnet frühestens Ende 2026 mit der Einführung eines digitalen Euro. Bis zum Ende der Untersuchungsphase im Herbst 2023 werde der EZB-Rat "in enger Zusammenarbeit mit dem europäischen Gesetzgeber" entscheiden, ob die Realisierungsphase eingeleitet werden soll, sagte Balz am Mittwoch bei einer Konferenz in Frankfurt:

"Anschließend könnte der digitale Euro eingeführt werden, jedoch meines Erachtens nicht vor Herbst 2026."

Die Währungshüter des Euroraums prüfen seit geraumer Zeit die mögliche Einführung einer digitalen Variante der europäischen Gemeinschaftswährung. Mitte Juli 2021 beschloss die Europäische Zentralbank (EZB), die Vorarbeiten auf die nächste Stufe zu heben: In einer zweijährigen Untersuchungsphase geht es nun etwa um Technologie und Datenschutz. Ob ein digitaler Euro kommen wird, ist damit noch nicht entschieden. In jedem Fall würde ein digitaler Euro das Bargeld ergänzen und nicht ersetzen.

"Eine allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehende digitale Zentralbankwährung würde dafür sorgen, dass der stabilisierende Effekt von Zentralbankgeld im Zahlungsverkehr auch künftig erhalten bleibt", warb Balz.

Mehr zum Thema - Innenministerin Faeser plant Bargeldobergrenze von 10.000 Euro

Irland steuert auf schwere Energiekrise mit Blackouts zu

Angesichts geringer Versorgung und fehlender Speicher steuert das EU-Mitglied Irland nach Ansicht einer Expertin auf eine schwere Energiekrise zu. Bereits im bevorstehenden Winter könne es unter bestimmten Umständen zu Stromausfällen kommen, warnte Muireann Lynch vom Economic and Social Research Institute (ESRI) in Dublin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Im Winter 2023/24 seien solche Blackouts dann kaum noch zu vermeiden. Lynch verwies auf das starke Wirtschaftswachstum des EU-Landes sowie die zunehmende Bevölkerung. Zudem würden immer mehr Rechenzentren ans Netz gehen. Dies alles erhöhe die Nachfrage.

Es gebe zwar viel erneuerbare Energie, vor allem durch Windparks. Allerdings sei sich nicht um die Gaserzeugung gekümmert worden. Vor der irischen Küste gibt es nur ein erschlossenes Gasfeld. Es deckt bisher 25 Prozent des Bedarfs und wird Schätzungen zufolge 2030 erschöpft sein. Der Großteil wird aus Großbritannien importiert, es gibt weder Gas- noch Stromspeicher. Die Exploration von Ölfeldern hatte die Regierung vor einiger Zeit bereits ausgeschlossen, um beim Klimaschutz aufzuholen. 

"Wenn es den Anlagenbetreibern nicht gelingt, ganz schnell neue Notstromaggregate zu errichten, dann wird es im nächsten Winter noch enger, weil wir dann eine noch stärkere Reduzierung auf der Angebotsseite haben und wahrscheinlich keine ausreichende Versorgung ans Netz kommt", so die Expertin.

15.11.2022 19:38 Uhr

Varta erwartet holprige Geschäfte - Kurzarbeit für 500 Mitarbeiter

Der Batteriekonzern Varta steht weiter vor Problemen. Auch im kommenden Jahr wird sich ersten Planungen zufolge das Geschäft nur mühsam erholen. Die herausfordernde wirtschaftliche Lage und die weltweiten Krisen würden auch 2023 weiterbestehen und für Schwierigkeiten in der Lieferkette, bei den Kosten und in der Verbrauchernachfrage sorgen, hieß es am Dienstag vom Konzern aus Ellwangen.

Am Standort im schwäbischen Nördlingen wird für rund 500 Mitarbeiter Kurzarbeit angeordnet. In Nördlingen produziert Varta insbesondere kleine Lithium-Ionen-Batterien. Diese Zellen werden beispielsweise in Kopfhörern eingesetzt. Insgesamt arbeiten an dem Standort etwa 800 Mitarbeiter.

Für dieses Jahr peilt das Unternehmen insgesamt noch einen Umsatz zwischen 805 und 820 Millionen Euro an. Das wären über zehn Prozent weniger als im Vorjahr mit 903 Millionen Euro. Varta hatte im September die ursprünglichen Jahresziele kassiert, weil Kunden bei zwei großen Aufträgen weniger Mengen abnahmen. Für 2023 peilt Varta nun 850 bis 880 Millionen Euro Umsatz an.

Vorläufige Zahlen zum dritten Quartal hatte Varta bereits im Oktober vorgelegt. So ging der Erlös in den Monaten Juli bis September im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 194 Millionen Euro zurück. Das operative Ergebnis betrage 2,5 Millionen Euro Verlust, nachdem ein Jahr zuvor noch 70 Millionen Gewinn verzeichnet wurden. Unter dem Strich fiel im dritten Quartal ein Verlust von rund 23 Millionen Euro an.

EU wird die Zulassung des Pestizids Glyphosat um ein Jahr verlängern

Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat darf in der EU ein Jahr länger genutzt werden als bislang vorgesehen. Man beabsichtige, die befristete Zulassung des Unkrautvernichters bis zum 15. Dezember 2023 zu verlängern, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Es werde zusätzliche Zeit benötigt, damit die zuständige Behörde alle notwendigen Informationen prüfen und die Sicherheit des Mittels rechtssicher einschätzen könne. Erst dann soll eine langfristige Entscheidung getroffen werden.

Dem Glyphosat-Hersteller Bayer lag am Dienstagnachmittag noch keine offizielle Bestätigung der EU-Kommission für die Verlängerung der Zulassung vor. Doch zeigte sich der Konzern zuversichtlich, dass damit zu rechnen sei. Das Pestizid steht unter Verdacht, Krebs zu verursachen, Bayer weist das allerdings zurück. Deutschland will Glyphosat ab Anfang 2024 nicht mehr zulassen.

Kritik an der Ankündigung der EU-Kommission kommt von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Der Fall zeige, dass die EU-Zulassungspraxis für Pestizide reformiert werden müsse. 

Wohnungswirtschaft kritisiert "irre Sonderwege" der Regierung

Die deutsche Wohnungswirtschaft ist mit dem Agieren der Bundesregierung in der Energiekrise unzufrieden.

"Die Preise für Gas und Fernwärme steigen derzeit spielend um 500 bis 600 Prozent, in der Spitze um 1020 Prozent. Viele Haushalte sind heillos überfordert. Mieter sitzen weinend in den Beratungsstunden",

sagte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), auf der Verbandstagung am Dienstag in Berlin.

Statt schon lange vorliegende Vorschläge wie die kürzlich beschlossene Gas- und Strompreisbremse frühzeitig zu beschließen, habe die Regierung zunächst mit der Gasumlage sogar eine Mehrbelastung für die Verbraucher geplant. Gedaschko nannte solche Vorhaben "irre Sonderwege". Die Ergebnisse einer Expertenkommission, die im Auftrag der Bundesregierung Vorschläge erarbeitet hatte, würden "zerredet".

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) räumte mit Blick auf den Wohnungsbausektor dringenden Nachholbedarf ein. Die Branche sei selbst unter guten Rahmenbedingungen nicht in der Lage gewesen, auch nur annähernd das derzeitige Neubauziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr zu schaffen. 

Mehr zum Thema - Energienotlage: Krisenstab der Stadt Reichenbach schreibt offenen Brief an Habeck

Gasspeicher-Füllstand knackt 100-Prozent-Marke

Der Füllstand der Erdgasspeicher in Deutschland hat die 100-Prozent-Marke erreicht. Dies geht aus am Dienstag veröffentlichten Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervor. Demnach wurden nach jüngsten Angaben am Montagmorgen in den Speichern 245,44 Terawattstunden Erdgas registriert. Dies lag leicht über der 100-Prozent-Marke von 245,39 Terawattstunden, die das sogenannte Arbeitsgasvolumen angibt. Zum Vergleich: Im Januar und Februar 2022 wurden laut Bundesnetzagentur in Deutschland insgesamt knapp 227 Terawattstunden Erdgas verbraucht.

Das von den Gasspeicherbetreibern ausgewiesene Arbeitsgasvolumen gibt die gesicherte Kapazität an, deshalb kann auch über 100 Prozent hinaus weiter eingespeichert werden.

Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab. Am 1. Februar sollen sie laut Energiewirtschaftsgesetz noch zu 40 Prozent gefüllt sein.

Von Medien und Politik ignoriert oder kleingeredet – Proteste in Deutschland reißen nicht ab

Nach wie vor ziehen bundesweit Menschen auf die Straßen, um gegen die Regierungspolitik und für Mitbestimmung, Frieden und Souveränität ihre Stimmen zu erheben. Manche von ihnen protestieren schon seit der Coronakrise, andere kamen mit der Ukraine-, Energie- und Wirtschaftskrise hinzu. Unermüdlich gehen sie jeden Montag gemeinsam in Dörfern, Kleinstädten bis hin zu Großstädten demonstrieren. Im Video zeigen wir Ihnen einige der Eindrücke von den Protesten im ganzen Land am 14. November.

Russen transferierten im September einen Rekordbetrag auf ausländische Konten

Nach Berechnungen der Moskauer Nachrichtenagentur RIA Nowosti, die sich auf Daten der Russischen Zentralbank stützen, haben russische Staatsangehörige und Residenten im September einen Rekordbetrag von 6,7 Milliarden Dollar bei ausländischen Banken eingezahlt, ein Viertel mehr als im August. Gleichzeitig hat sich der Betrag der Einlagen der Bürger im Ausland seit Jahresbeginn verdoppelt und übersteigt zum ersten Mal 60 Milliarden Dollar.

Im Januar dieses Jahres hielten die Russen noch etwa 30,6 Milliarden Dollar bei ausländischen Banken. Mit dem Beginn der Sonderoperation in der Ukraine begannen die Bürger, aktiv Geld ins Ausland zu überweisen. So wurden im Februar etwa 4,3 Milliarden Dollar an ausländische Banken transferiert, was zu diesem Zeitpunkt der höchste Wert seit mindestens 2018 war – die Zentralbank veröffentlicht keine früheren Statistiken.

Energieagentur erwartet Einbruch der russischen Ölförderung

Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) dürften die Sanktionen westlicher Industriestaaten gegen Russland einen Einbruch der russischen Ölförderung zur Folge haben. Im kommenden Jahr könnte die durchschnittliche Fördermenge unter die Marke von zehn Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag sinken. Das geht aus dem Monatsbericht des Interessenverbands führender Industriestaaten hervor, der am Dienstag in Paris veröffentlicht wurde.

Es wird erwartet, dass die tägliche Produktion russischen Erdöls im kommenden Jahr durchschnittlich etwa 9,6 Millionen Barrel betragen wird. Zwar habe Russland in der Zeit seit Februar mehr als eine Million Barrel Rohöl pro Tag in die Abnehmerländer Indien, China und Türkei umgeleitet, hieß es in dem Bericht, dies reiche aber nicht, um die weggebrochenen Lieferungen in westliche Industriestaaten vollständig auszugleichen.

Unter anderem hat die Europäische Union (EU) ein Ölembargo gegen Russland beschlossen. Das Embargo tritt für Rohöl im Dezember und das für Ölprodukte im kommenden Februar in Kraft. Damit werden russische Öllieferungen über den Seeweg in die EU unterbunden.

Wie aus dem IEA-Monatsbericht weiter hervorgeht, sind die Ölreserven der Industriestaaten zuletzt signifikant gesunken. Die Lagerbestände sind demnach auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2004 gefallen.

US-Medien: Amazon will Tausende Stellen streichen

Der weltgrößte Online-Versandhändler Amazon plant US-Medienberichten zufolge angesichts des trüben Wirtschaftsausblicks seinen bislang größten Arbeitsplatzabbau. Der Konzern wolle noch diese Woche mit der Streichung von rund 10.000 Stellen beginnen, schrieb die New York Times am Montag unter Berufung auf Insider. Der Finanzdienst Bloomberg berichtete später übereinstimmend nach eigenen Quellen. Laut Informationen des Wall Street Journal stehen "Tausende" Arbeitsplätze auf dem Spiel. Amazon äußerte sich zunächst nicht.

Der Konzern hatte zuletzt weltweit rund 1,5 Millionen Beschäftigte. Vor dem Weihnachtsgeschäft, für das Amazon häufig Verstärkung anheuert, wäre der Jobabbau ein weiteres Signal für das jähe Ende des Booms in der Tech-Branche. Die Reihe der Unternehmen, die Entlassungen ankündigen, wird immer länger. So kam es etwa bei der Facebook- und Instagram-Mutter Meta sowie dem von Tesla-Chef Elon Musk übernommenen Online-Netzwerk Twitter zuletzt zu regelrechten Job-Kahlschlägen.

Die Stellenstreichungen bei Amazon sollen den Berichten zufolge vor allem die defizitäre Gerätesparte rund um Echo-Smartlautsprecher und das Sprachassistenzprogramm Alexa betreffen. Das Unternehmen hatte Investoren bereits vor einem schwachen Schlussquartal gewarnt und Anfang November einen Einstellungsstopp angesichts erhöhter Inflations- und Rezessionsrisiken beschlossen. Amazon steht nach einer Ausgabeoffensive in der Pandemie unter Druck, die Kosten zu senken. Die Aktie ist in diesem Jahr um über 40 Prozent gefallen.

Energiekrise löst Run auf Kaminöfen aus

Wegen der stark gestiegenen Energiepreise ist die Nachfrage nach Kaminöfen in Deutschland deutlich gestiegen.

"Wir haben im Moment 60 bis 75 Prozent mehr Beratungsanfragen in diesem Jahr als in den Jahren davor. Das liegt einfach daran, dass die Gas-, Öl- und Strompreise explodiert sind", sagte der Sprecher des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks, Andreas Walburg, der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings müsse jeder für sich selbst rechnen, denn auch die Holzpreise seien angestiegen.

Deutschlandweit gibt es nach Angaben des Verbandes etwa 11,3 Millionen Einzelraumfeuerstätten für feste Brennstoffe, darunter Kaminöfen, Kamineinsätze, offene Kamine und Heizungsherde. Die meisten Stellen würden mit geschlossenem Feuerraum betrieben. Offene Kamine, die in den 1970er und 1980er Jahren modern waren, habe kaum noch jemand. 

Wer sich für diesen Winter noch einen Kaminofen einbauen lassen will, für den dürfte es wohl knapp werden. Man habe bis zu einem halben Jahr Lieferzeit, berichtete Walburg.

Mehr zum Thema - Lukaschenko bietet Europäern eine Lösung: "Putin versprach Getreide und wir versprachen Brennholz"

"Trügerische Zahlen": Zahl der überschuldeten Menschen sinkt laut Creditreform auf Rekordtief

Überraschendes hatte die Wirtschaftsauskunft Creditreform bei der Vorstellung ihres aktualisierten Schuldneratlas am Dienstag mitzuteilen: Die Zahl der überschuldeten Menschen in Deutschland ist 2022 auf ein Rekordtief gefallen. Insgesamt zählte die Creditreform in ihrem am Dienstag in Neuss veröffentlichten "Schuldneratlas Deutschland 2022" knapp 5,9 Millionen überschuldete Personen, rund 274.000 oder 4,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies sei der niedrigste Wert seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2004.

Die Überschuldungsquote, also der Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen in Deutschland, sank binnen Jahresfrist von 8,86 auf 8,48 Prozent. Überschuldung liegt vor, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann. 

Allerdings rechnet die Wirtschaftsauskunft angesichts der aktuellen Preisexplosionen bei Energie und Lebensmitteln schon bald mit einer spürbaren Verschlechterung der Situation. "Die guten Zahlen sind leider trügerisch", sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch:

"Wir fürchten in den kommenden Monaten eine Trendwende." 

Mehr zum Thema - Deutschland: Inflation steigt im Oktober auf 10,4 Prozent

14.11.2022 19:45 Uhr

Automobilzulieferer? Unverkäuflich ...

Nach neuesten Zahlen der Beratungsfirma PwC waren im zweiten Quartal 2022 61 Prozent der Automobilzulieferer in Deutschland in kritischem Zustand, 26 Prozent in bedenklichem, und nur 13 Prozent schafften es in die Bewertung "gesund". Aber bisher finden sich relativ wenige Meldungen über Übernahmen oder Unternehmensverschmelzungen in den Medien. Auch Versuche größerer Zulieferer, einzelne Teilbereiche zu verkaufen, scheitern mangels Nachfrage.

So versuchte jüngst der Zulieferer ZF vergeblich, seine Airbag- und Sicherheitsgurtproduktion zu verkaufen, um mit dem Erlös seine Schulden zu senken. Während vor einigen Jahren, so ein Insider laut Pressebericht, ein Unternehmensteil wie von ZF "problemlos von der Rückbank eines Taxis nach China" hätte verkauft werden können, sei die gesamte Branche augenblicklich skeptisch. Die Wachstumsaussichten in der Autobranche überzeugen nicht.

In der gesamten Branche sind in Deutschland knapp 800.000 Personen beschäftigt; davon entfallen etwa 300.000 auf die Zulieferindustrie. Noch 2020 wurden 75,2 Prozent der in Deutschland hergestellten 3,5 Millionen Kraftfahrzeuge exportiert. Aber schon die damalige Produktion lag weit unter der Menge von 2017, als noch mehr als fünf Millionen Fahrzeuge gebaut wurden.

Neben der Tendenz, Produktionen in günstigere Standorte zu verlagern, sorgt auch das geplante Verbrennerverbot in der EU für Verunsicherung. In der Folge sind die einzigen Investoren, die in Automobilzulieferer investieren wollen, sogenannte "Mitgiftjäger", die Firmenteile im günstigsten Fall für einen minimalen Preis aufkaufen, dann durchrationalisieren und versuchen, die Preise der Erzeugnisse gegenüber den Automobilherstellern hochzutreiben.

Wie erfolgreich das angesichts der ohnehin hohen Inflation und sinkender Realeinkommen möglicher Käufer sein dürfte, ist fraglich. Unter diesen Bedingungen dürften die Zulieferbetriebe erst dann in Presseberichten auftauchen, wenn sie tatsächlich komplett insolvent sind.

Chemieindustrie drosselt Produktion wegen hoher Energiepreise

Die deutsche Chemie- und Pharmabranche drosselt wegen der stark gestiegenen Energiepreise ihre Produktion immer weiter. Diese sei im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,3 Prozent geschrumpft, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Montag in Frankfurt mit. Rechnet man die Produktion der pharmazeutischen Industrie heraus, beträgt der Rückgang sogar um 14,1 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet der Verband weiterhin, dass die Chemie- und Pharmabranche 5,5 Prozent weniger produziert als 2021. Für die Chemie alleine wird ein Minus von 8,5 Prozent prognostiziert.

Viele Unternehmen befinden sich mit ihrer Produktion in Deutschland bereits heute vor allem wegen der massiv gestiegenen Energiekosten in einer äußerst dramatischen Lage. Besonders der Mittelstand habe erhebliche Probleme, bei auslaufenden Lieferverträgen für Strom oder Gas Anschluss- oder Neuverträge abzuschließen, bekundete der Verband. Bei Wintereinbruch und sinkenden Gasspeicherständen werde sich die Situation weiter verschärfen.

Die Chemie- und Pharmaindustrie mit mehr als 473 000 Beschäftigten ist von der Energiekrise besonders betroffen. Sie braucht Gas als Energiequelle und als Rohstoff zur Weiterverarbeitung.

39,4 Prozent: Preisanstieg bei Agrarprodukten beschleunigt sich weiter

Der Anstieg der Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte hat sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im September weiter beschleunigt. Nach Angaben der Behörde vom Montag lagen die Preise um 39,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im August hatte die Rate bei 34,5 Prozent und im Juli bei 33,4 Prozent gelegen. Gegenüber dem Vormonat August stiegen die Preise um 2,5 Prozent.

Die Preise für pflanzliche Produkte erhöhten sich mit 26 Prozent binnen eines Jahres weniger stark als die für tierische Erzeugnisse. Der Preisanstieg bei pflanzlichen Produkten war den unter anderem auf die Getreidepreise zurückzuführen, die gegenüber dem Vorjahresmonat um 41 Prozent zulegten.

Die Preise für Obst sanken um 4,7 Prozent festgestellt, während die Erzeugerpreise für Gemüse innerhalb eines Jahres hingegen um 22,8 Prozent anzogen. Für Speisekartoffeln kassierten Landwirte sogar 73 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Die Kosten für Energie und Futter trieben die Preise für tierische Erzeugnisse in die Höhe. Sie legten um 49,1 Prozent innerhalb eines Jahres zu. Besonders stark verteuerte sich Milch mit plus 57,9 Prozent. Damit habe sich der beständige Preisanstieg bei Milch seit März 2021 fortgesetzt, erläuterte die Wiesbadener Behörde. Die Preise für Schlachtschweine stiegen im September 2022 um 63,1 Prozent, was das Bundesamt auf das geringe Angebot schlachtreifer Schweine bei gleichbleibender Nachfrage zurückführte.

Bundesbank: Privathaushalte erwarten weiterhin hohe Inflation

Die Inflationserwartungen privater Haushalte in Deutschland sind laut einer Umfrage der Deutschen Bundesbank auch im Oktober hoch geblieben. Für die nächsten zwölf Monate rechnen die Verbraucher mit einer Inflationsrate von 8,2 Prozent, wie Angaben auf der Internetseite der Bundesbank zu entnehmen sind. Dies entspricht dem Wert vom Vormonat und ist ein Rekordhoch seit Erhebungsbeginn im Jahr 2019. Die im Durchschnitt der nächsten fünf Jahre erwartete Inflation stieg leicht auf 6,0 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mittelfristig eine Teuerung von zwei Prozent an. Tatsächlich betrug die Inflation im Oktober 10,7 Prozent. Das ist ein Rekordwert seit der Einführung des Euro. Die EZB hat ihre Leitzinsen seit dem Sommer um insgesamt zwei Prozentpunkte erhöht. Die Straffung folgt auf eine Phase des Zögerns, da die Notenbank den Teuerungsschub lange als vorübergehende Angelegenheit bewertet hat.

Mehr zum Thema - Wirtschaftsrückgang und Inflation: Düstere Prognose der EU-Kommission

Verband: Bald Versorgungslücken bei Schweinefleisch

Das Angebot an Schweinefleisch wird in Deutschland nach Einschätzung der Schlachthofbranche bald stark sinken, weil immer mehr Landwirte wegen hoher Kosten umsteuern oder sogar das Handtuch werfen. Hubert Kelliger, Vorstand des Verbands der Fleischwirtschaft, sagte am Montag:

"Wir sehen [...] in der Menge, in der die Ställe befüllt werden und in der Sauen belegt werden, dass da weniger Fleisch in den nächsten Monaten und im Frühjahr auf uns zukommen wird."

Futtermittel und Energie hätten sich stark verteuert. Es werde Versorgungslücken geben – Fleisch werde nicht mehr so verfügbar sein wie früher. Auch die Preise würden noch einmal deutlich steigen:

"Ob das 20, 30, 40 Prozent werden, kann man heute nicht beziffern – aber sie werden nochmal deutlich steigen."

Der Verband warf der Bundesregierung vor, die Branche nicht zu unterstützen. Forderungen nach einer drastischen Reduzierung der Tierhaltung seien nicht hilfreich und gingen an der Stimmung in der Bevölkerung vorbei, da 92 Prozent der Bevölkerung weiterhin regelmäßig Fleisch einkauften, sagte Kelliger. In der Debatte über den angeblichen Klimaschutz-Nutzen vegetarischer Ernährung werde ausgeblendet, dass das Obst und Gemüse teilweise aus anderen Kontinenten komme – das sei "völlig konträr zu Nachhaltigkeitsdebatten und zum CO2-Footprint".

Ifo-Institut: Steuer- und Abgabenlast in Deutschland auf Rekordhoch 

Ifo-Präsident Clemens Fuest kritisiert die steigende Steuer- und Abgabenlast in Deutschland. Aus den neuesten (vorläufigen) Zahlen aus dem Bundesfinanzministerium ergibt sich nach Auswertung des Instituts, dass der durchschnittliche Anteil der Steuern und Sozialabgaben im Jahr 2021 42,2 Prozent eines durchschnittlichen Einkommens betragen hat und damit so hoch wie noch nie war. Diesem Wert war mit 42 Prozent einst die Steuer- und Abgabenlast für die Bürger zuletzt im Jahr 1999 nahegekommen.

"Der Anteil der Steuern und Abgaben am Bruttoinlandsprodukt war im wiedervereinigten Deutschland noch nie so hoch wie heute. Deshalb sollte man, bevor man Steuern weiter erhöht, die Staatsausgaben auf den Prüfstand stellen", sagte Fuest der Bild-Zeitung.

Ein Ende des Anstiegs der Beiträge ist derzeit nicht abzusehen. So werden die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ab Januar 2023 um 0,2 Prozent auf dann 2,6 Prozent steigen.

12.11.2022 13:36 Uhr

Umfrage: Drei Viertel der Deutschen blicken sorgenvoll in die Zukunft

Knapp drei Viertel der Deutschen (74 Prozent) blicken sorgenvoll in die Zukunft oder haben sehr große Angst. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Schufa hervor, über die das Springer-Blatt Welt am Sonntag (WamS) berichtet. Derartig schlechte Werte wurden selbst zu Hochzeiten der Corona-Krise nicht erreicht.

Besonders groß ist unter den Befragten mit 84 Prozent die Angst vor weiteren Preisanstiegen. Doch auch die Sorge vor sinkenden Einkommen und Arbeitslosigkeit ist groß (60 beziehungsweise 44 Prozent) und nimmt weiter zu.

Fast jeder zweite Bürger (47 Prozent) ist laut Umfrage skeptisch, seinen bisherigen Lebensstandard auch im kommenden Jahr halten zu können. Für die Erhebung ließ die Schufa zwischen dem 7. und 14. Oktober insgesamt 1.000 Menschen befragen.

Wegen drohender Gasknappheit: Halle richtet Wärmestuben ein

Für mögliche Notsituationen durch Gasmangel im kommenden Winter will die Stadt Halle sogenannte Wärmeinseln einrichten, wie der MDR berichtet

22 solcher Unterkünfte sollen eingerichtet werden und dann Platz für insgesamt 17.500 Menschen bieten. Die Pläne hat Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD) am Donnerstag vorgestellt. Die Menschen könnten "zeitweise" in den Wärmeinseln Hilfe in Anspruch nehmen, betonte er.

Im Fall einer Notsituation, die auch als Gasmangellage deklariert wird, würden die Anwohner über Lautsprecher informiert. Wie lange sie dann in den Wärmeinseln bleiben können und wie sie dort versorgt werden, wird nach Aussagen des Bürgermeisters erst noch geklärt.

11.11.2022 20:33 Uhr

"Tanzt euch warm!" – Deutsche tanzen gegen die Kälte an

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Donnerstag über eine Berliner Initiative, die Tanzbegeisterte dazu einlädt, "mit Tango, Swing und Salsa den sinkenden Temperaturen zu trotzen". Dahinter stehen das Staatsballett Berlin und die Deutsche Oper Berlin. Getanzt wird jeden Sonnabend um 15:30, der Eintritt ist frei.

Wirtschaftsministerium legt "Strategie zur Ökonomischen Bildung" auf

Das Bundeswirtschaftsministeriums möchte das Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge in der Bevölkerung verbessern. Auf Twitter schrieb das Habeck-Ministerium am Freitag:

"Von der Altersvorsorge bis zu Zinsen: Wir wollen, dass Menschen besser verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert. Dazu werden wir eine Nationale Strategie zur Ökonomischen Bildung auflegen und bereits im nächsten Jahr zwei Millionen Euro einsetzen."

Die Kommentare dem Tweet waren überwiegend spöttisch. Ein Nutzer schrieb:

"Statt diese Strohfeuer zu entzünden, wäre es mir lieber, wenn Schüler beim Verlassen der Grundschule alle die Grundrechenarten beherrschen."

Andere Kritiker meinten, man solle mit der ökonomischen Bildung im Ministerium selbst anfangen und verwiesen auf den Auftritt von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei Maischberger im September.

EU-Prognose: Euro-Zone rutscht im Winter in die Rezession – Deutschlands Wirtschaft besonders angeschlagen

Die Wachstumsaussichten für die Wirtschaft in der Europäischen Union trüben sich ein. Die EU-Kommission korrigierte ihre Vorhersage für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 deutlich nach unten auf 0,3 Prozent in der EU und im Euroraum. Im Sommer lagen die Prognosen noch bei 1,5 Prozent für EU und 1,4 Prozent in der Euro-Zone.

Für den Winter erwartet die EU-Kommission, dass die Länder der Euro-Zone in die Rezession abrutschen. Die Wirtschaft des Währungsraums soll laut der Prognose bereits im vierten Quartal 2022 sowie im ersten Quartal 2023 schrumpfen. EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni sagte am Freitag:

"Die wirtschaftliche Lage hat sich deutlich verschlechtert."

Ab dem Frühjahr soll die Wirtschaft in der Euro-Zone wieder wachsen. Den Aussagen Gentilonis zufolge werde die konjunkturelle Erholung allerdings angesichts der durch den Ukraine-Konflikt verursachten Unsicherheiten, der hohen Inflation und der Energiekrise gedämpft ausfallen. 

In Deutschland wird für das komplette kommende Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gerechnet. Für dieses Jahr gehen die Analysten von einem Wachstum von 1,6 Prozent aus. Nächstes Jahr soll die Wirtschaft in Deutschland hingegen um 0,6 Prozent schrumpfen. Der EU-Kommission zufolge sei Deutschland eines von drei Ländern, bei denen eine länger andauernde Rezession erwartet wird – neben Schweden und Lettland.

Zahl der Insolvenzen steigt weiter

Laut vorläufigen Angaben des Statistischem Bundesamtes ist die Anzahl der Insolvenzen im Oktober um 18,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im September war die Zahl gegenüber August noch um 20,6 Prozent gesunken, teilt die Behörde mit

Wie die Behörde berichtet, haben die deutschen Amtsgerichte im August nach endgültigen Ergebnissen 1.147 Anträge auf Unternehmensinsolvenz gemeldet. Das seien 11,5 Prozent mehr als im August 2021. Im Juli sei die Zahl der Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vorjahresmonat noch um 3,8 Prozent gesunken.

Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den im August 2022 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen beziffern die Amtsgerichte auf rund 0,8 Milliarden Euro. Im August 2021 hätten sie bei rund 8,2 Milliarden Euro gelegen, da mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen insolvent geworden seien als im August 2022.

Mit 198 Fällen gab es im August die meisten Unternehmensinsolvenzen im Baugewerbe. Dies sind 4,2 Prozent mehr als im August 2021. Es folgte der Handel einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit 167 gemeldeten Verfahren – 18,4 Prozent mehr als im August 2021.

Inflation steigt im Oktober auf 10,4 Prozent

Die Inflation in Deutschland hat im Oktober die Marke von 10 Prozent deutlich überschritten, nachdem die Teuerungsrate im September bereits 10 Prozent erreicht hatte. Die Verbraucherpreise legten im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,4 Prozent zu, womit der bislang höchste Preisanstieg seit etwa 70 Jahren erreicht wurde. Dies geht aus am Freitag veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes hervor.

Energie verteuerte sich im Oktober 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 43,0 Prozent. Die Preise für Erdgas legten mit einem Anstieg um 109,8 Prozent auf mehr als das Doppelte zu, Fernwärme verteuerte sich um 35,6 Prozent.

Hohe Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, die sich dann für einen Euro weniger leisten können. Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern wurden Raten von 10 Prozent und mehr Anfang der 1950er Jahre gemessen, allerdings hat sich die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert, so dass nur bedingt eine Vergleichbarkeit besteht.

Experten: Traum vom Eigenheim für junge Leute in Deutschland unerreichbar

Der Traum von den eigenen vier Wänden ist gerade für junge Familien unerschwinglich geworden, stellen vom MDR zitierte Fachleute fest. Es handele sich um ein sogenanntes Intergenerationsproblem. Bestenfalls sei der Traum mit großen Abstrichen zu verwirklichen. Als Gründe nennen die Fachleute hohe Immobilien- und Baupreise, fehlende Möglichkeiten zum Ansparen von Eigenkapital sowie steigende Zinsen vor allem bei Baudarlehen.

Allgemein hätten sich die Zinsen für Immobilienkredite seit Jahresbeginn von ein Prozent auf 3,8 Prozent knapp vervierfacht. Die monatliche Abzahlungsrate steige somit etwa bei einer Darlehenssumme von 300.000 Euro und zweiprozentiger Tilgung von 750 Euro im Monat auf 1.447,50 Euro, also auf fast das Doppelte, so der MDR.

Laut Steffen Sebastian, Lehrstuhlinhaber für Immobilienfinanzierung an der Universität Regensburg, bleibe vielen, die am Jahresbeginn noch als Kreditnehmer für ein Eigenheim in Frage kämen, dieser Weg somit verwehrt. Nicht zuletzt auch wegen der ebenfalls gestiegenen Lebenshaltungskosten. Dementsprechend meldeten Kreditinstitute ein Absinken zum Beispiel im Baufinanzierungsgeschäft. 

Gerade für junge Familien sei der Kauf von Eigenwohnraum fast unmöglich geworden. In Ballungsräumen mit hohen Preisen sei er sogar für gut- und doppeltverdienende Akademikerhaushalte nicht mehr selbstverständlich, so Thomas Mayer, Leiter des Flossbach von Storch Research Institute in Frankfurt am Main:

"Schon eine Eigentumswohnung ist verdammt schwer. Sie müssen erst mal die Hürde überwinden, genügend Eigenkapital zu haben. Jemand Mitte 30, der eine Familie hat, wie soll der mal 200.000 Euro kurz auf die Seite bringen in seinem Job? Auch wenn der Job gut läuft. Das ist ein Intergenerationsproblem, dass sich da gerade abspielt."

Das Problem der jungen Leute beim Eigenheimerwerb treffe in den neuen Bundesländern noch auf die allgemein geringen Durchschnittseinkommen und -Ersparnisse, so Martina Schröder von der Verbraucherzentrale Sachsen:

"Wenn man im Osten die geringen Einkommens- und Vermögenswerte berücksichtigt, dann wird es im Osten noch schwieriger, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen."

10.11.2022 16:52 Uhr

Internationale Transportunternehmen warnen vor schwerer Rezession

In wirtschaftlichen Abläufen gibt es "vorlaufende" und "nachlaufende" Daten. Umsätze auf Rohstoffmärkten und bei Transportunternehmen zeigen bereits Entwicklungen an, noch ehe sie sich in Produktion und Handel manifestieren.

Zwei Giganten des internationalen Transportgewerbes, das US-Transportunternehmen FedEx und die dänische Großreederei Maersk, haben ihre Tätigkeit deutlich zurückgefahren.

FedEx, das vor allem im Luftfrachtverkehr tätig ist, hat die Zahl seiner Flüge reduziert und Flugzeuge geparkt. Der Finanzvorstand des Unternehmens, Michael Lenz, erklärte am Dienstag:

"Wir haben etwa 8 oder 9 internationale Linien und etwa 23 heimische Linien bisher, mit der Änderung des Flugplans im Oktober, eingestellt. Weitere 8 oder 9 heimische Linien werden im November folgen."

Im September hatte FedEx bereits seine Umsatzvorhersagen für 2022 zurückgezogen. Der Vorstandsvorsitzende, Raj Subramaniam, trat inzwischen sogar im US-Fernsehen auf und warnte vor einer globalen Rezession.

Aber nicht nur FedEx stellt Linien ein. Auch die Reederei Maersk, ein Gigant der Containerschifffahrt, hat ihre Vorhersagen für 2022 gesenkt und erwartet für 2023 schlechtere Umsätze. Grund dafür ist vor allem der Rückgang der Kaufkraft, der wiederum die Nachfrage nach Transportkapazitäten senkt.

Noch im vergangenen Sommer war die Nachfrage nach Containerschiffen höher als das Angebot; Häfen in den USA und in Europa kamen gar nicht mehr nach, die Schiffe zu entladen.

Die Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD) hat die Zentralbanken bereits gewarnt, die aggressiven Zinserhöhungen könnten eine Wirtschaftskrise auslösen. Die augenblicklichen Anzeichen der Rezession sind allerdings noch keine direkte Folge dieser Zinserhöhungen; es dauert in der Regel neun Monate bis zu einem ganzen Jahr, ehe solche Zinserhöhungen wirtschaftliche Folgen zeigen. Das heißt, sie werden sich erst im Lauf des Jahres 2023 bemerkbar machen, zusätzlich zu dem Rückgang in der Produktion, der bereits jetzt stattgefunden hat.

9.11.2022 21:17 Uhr

Versteigerung von US-Staatsanleihen belegt Skepsis

Am 9. November fand eine Versteigerung von US-Staatsschulden statt, die sehr schlecht verlief. In letzter Zeit waren bereits britische und auch deutsche Staatsanleihen schwer verkäuflich. Hierzulande traf es die siebenjährigen Schatzbriefe, die die von der Regierung geplanten Energiezuschüsse finanzieren sollen.

Die Versteigerung in den USA überraschte deshalb, weil am Tag zuvor dreijährige Anleihen problemlos angenommen wurden. Bei solchen Versteigerungen werden die Gebote vorab mit der Verzinsung, die man erwartet, abgegeben. Verteilt werden sie dann in der aufsteigenden Reihenfolge der Gebote, beginnend beim niedrigsten Zinssatz. Der Zins wird also nicht vom Anbieter festgelegt, sondern ergibt sich aus den Geboten.

Eine weitere wichtige Information ist, wie weit das Gebot das Angebot übersteigt, und wie stark der Zins, zu dem der letzte Anteil verkauft wurde, über dem Zins liegt, zu dem der erste Anteil vergeben wurde.

Die Zinsen dieser letzten Versteigerung lagen mit 4,14 Prozent deutlich über den 3,93 Prozent des vergangenen Monats und damit auf dem höchsten Wert seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008. Der Unterschied zwischen dem Beginn und dem Ende der Versteigerung lag bei 0,034 Prozent, was der größte Abstand seit 2016 ist. Die Gebote betrugen das 2,23-Fache des versteigerten Volumens, was ebenfalls der niedrigste Wert seit August 2019 ist.

Die wichtigste Information ist allerdings der Unterschied zwischen der Versteigerung der zehnjährigen und der davor abgehaltenen, völlig unauffälligen Versteigerung der dreijährigen Staatsanleihen. Denn dieser Unterschied deutet an, dass zwar kurzfristig noch Vertrauen, langfristig aber Zweifel an der wirtschaftlichen Zukunft der Vereinigten Staaten besteht.

Deutliches Auftragsminus der Industrie im September

Deutschlands Industrie hat im September einen Auftragseinbruch erlitten. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, gingen die Bestellungen um 4,0 Prozent zurück. Laut Reuters hatten Ökonomen lediglich mit einem Auftragsrückgang von 0,5 Prozent gerechnet, nach einem Minus von 2,0 Prozent im August. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag das Auftragsminus sogar bei 10,8 Prozent, allerdings war das Auftragsvolumen im September 2021 durch "Nachholeffekte" der Corona-Krise bei einer gleichzeitigen Knappheit von Vorprodukten deutlich größer gewesen.

Wie das Bundeswirtschaftsministerium hinzufügte, scheint der Nachholeffekt nach der Corona-Krise beendet zu sein. Der Rückgang der Aufträge war dem Ministerium zufolge vor allem auf einen Einbruch der Auslandsnachfrage zurückzuführen. Im Inland lagen die Aufträge zwar noch leicht im Plus, allerdings sank die Nachfrage aus dem Ausland um 6,3 Prozent im Nicht-Euro-Raum und um 8,0 Prozent im Euro-Raum.

Am stärksten betroffen waren die Industriezweige Kraftfahrzeuge (-9,0 Prozent) und Maschinenbau (-8,1 Prozent). Die schlechte Weltkonjunktur und vor allem die Energiekrise setzen der Industrie derzeit zu, wie auch eine kürzlich erschienene Firmenumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zeigte.

Banken: Geschäft mit Immobilienkrediten bricht ein

Trotz der bereits deutlich gestiegenen Preise für Baumaterialien lag das Geschäft der Banken mit Immobilienkrediten noch im März auf Rekordhöhe; für 32 Milliarden Euro wurden neue Kredite vergeben. Aber schon im August machten sich die Zinserhöhungen bemerkbar und das Volumen fiel auf 18,5 Milliarden. Im September waren es dann nur noch 16,1 Milliarden, der niedrigste Stand seit 2014.

Die Bauunternehmen hatten bereits vor Monaten über eine steigende Zahl zurückgezogener Bauaufträge berichtet, aber noch halten sich die meisten mit bereits abgeschlossenen Aufträgen. Die Entwicklung bei der Kreditvergabe zeigt an, welche Bauaufträge gar nicht erst erteilt werden. Aber es wird noch einige Monate dauern, bis sich das als fehlende Bautätigkeit bemerkbar macht.

Immobilienkredite an Privatleute und Selbständige machen 40 Prozent des gesamten Kreditvolumens aus. Vermutlich angesichts von Inflation und Zinsraten, die sich im Verlauf des Jahres für zehnjährige Immobilienkredite vervierfacht hatten, hatten zuletzt sowohl mögliche Kunden als auch die Banken deutlich vorsichtiger kalkuliert. Viele Kunden dürften einen geplanten Bau oder Kauf zumindest verschoben haben.

Der gegenwärtige Tiefstand wird aber noch nicht das Ende der Entwicklung darstellen. Nachdem die US-Notenbank vor wenigen Tagen ihren Leitzins um weitere 75 Basispunkte erhöht hat, steht demnächst eine entsprechende Erhöhung der EZB ins Haus. Womit sich dann diese Kreditzinsen binnen eines Jahres verfünffacht hätten.

Für die Bauwirtschaft sind das schlechte Aussichten. Aber auch für die Banken, vor allem für besonders stark in diesem Bereich engagierte Sparkassen, könnte das zu einem größeren Problem werden. Denn zu den Einbrüchen bei neu vergebenen Krediten, die die Erträge schrumpfen lassen, kommen aller Wahrscheinlichkeit nach steigende Zahlen notleidender Bestandskredite durch die extremen Energiekosten. Und in manchen Regionen sind erste Anzeichen eines Platzens der Immobilienblase zu erkennen, was dazu führen könnte, dass dann der Wert der Kredite den Wert der Immobilie übersteigt. Gleichzeitig greifen immer mehr Deutsche ihre Reserven an, wodurch die Einlagen zurückgehen.

8.11.2022 22:20 Uhr

Uniper und NewMed Energy planen Gasexport aus Israel nach Europa

Uniper und NewMed Energie erwägen, Flüssigerdgas aus Israel nach Europa zu exportieren. Wie Uniper am Dienstag in Düsseldorf berichtete, sei zur Sondierung von Kooperationsmöglichkeiten bei der Lieferung von Erdgas nach Europa und der Entwicklung von blauem Wasserstoff (Wasserstoff, der durch die Spaltung von Erdgas gewonnen wird) eine Absichtserklärung unterzeichnet worden.

Beide Unternehmen wollen zudem die kurzfristige Lieferung von Erdgas über die Pipeline zwischen Israel und Ägypten prüfen, um Gas über LNG-Terminals nach Deutschland zu bringen. Darüber hinaus planen beide eine langfristige Kooperation bei der Lieferung von LNG aus der Leviathan-Lagerstätte, Israels größter Erdgas-Lieferstätte im Mittelmeer.

Automobilzulieferer Schaeffler baut 1.300 Stellen ab

Der Automobilzulieferer Schaeffler baut weltweit 1.300 seiner 83.000 Stellen ab, davon 1.000 in Deutschland. Als Grund dafür gab das Unternehmen die schneller als erwartet voranschreitenden Transformation der Branche weg vom Verbrenner und hin zur Elektromobilität an. Bereits 2020 hatte der Konzern den Abbau von 4.400 Stellen bekannt gegeben, Werkschließungen sind diesmal allerdings nicht vorgesehen.

Von den Stellenstreichungen, die bis 2026 erfolgen sollen, sind vor allem die Standorte Herzogenaurach, Bühl in Baden und Homburg an der Saar betroffen. Bemerkenswerterweise betrifft der Stellenabbau vor allem den Bereich Forschung und Entwicklung, drei Viertel des Stellenabbaus entfallen auf diesen Bereich. Demnach sollen vor allem Stellen im Bereich Forschung und Entwicklung von Teilen für Verbrennerantriebe oder aus Zentralfunktionen gestrichen werden.

Möglicher Lieferstopp von Vitol – Weitere Milliardenverluste drohen

Dem deutschen Steuerzahler droht ein weiterer Milliardenverlust: Grund dafür ist ein drohender Lieferstopp des Rohstoffhändlers Vitol, von dem die frühere Gazprom-Tochter Gazprom Germania (heute: Sefe, unter Treuhandschaft des Bundes) betroffen wäre. Sefe ist mit einem Eilantrag vor einem Londoner Gericht gescheitert, mit dem das Unternehmen Vitol daran hatte hindern wollen, die Gaslieferungen bereits nächste Woche einzustellen.

Informierten Kreisen zufolge drohen Sefe Verluste in Höhe von rund einer Milliarde Euro, wenn das Unternehmen das Gas zu höheren Marktpreisen ersetzen muss. Da die ehemalige Gazprom-Tochter mit einer Kreditlinie von 11,8 Milliarden Euro über die Staatsbank KfW gestützt wird, bedeuten die möglichen Verluste ein weiteres Risiko für den deutschen Steuerzahler. Vitol hat im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von 4,2 Milliarden US-Dollar eingefahren.

Wie aus dem Gerichtsbeschluss hervorgeht, hatte Sefe gebeten, Vitol per einstweiliger Verfügung an Maßnahmen zu hindern, die "unmittelbare und irreparabel schädliche Folgen" haben könnten. Vitol hingegen argumentiert, man sei dazu berechtigt, die Lieferungen jederzeit zu beenden, da Sefe im April den Eigentümer gewechselt hat.

Ifo-Institut: Anstieg der Energiepreise kostet Deutschland fast 110 Milliarden Euro

Durch die rasant gestiegenen Energiepreise gehen der deutschen Volkswirtschaft Milliarden Euro verloren. Zusammengenommen kostet der Energiepreis-Schock nach Berechnungen des Ifo-Instituts Deutschland knapp 110 Milliarden Euro, was etwa drei Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres entspricht. Wie der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen Timo Wollmershäuser erklärte, sei der wirtschaftliche Verlust nur während der zweiten Ölkrise von 1979 bis 1981 mit vier Prozent höher gewesen.

Die entsprechenden gesamtwirtschaftlichen Verluste hätten erst fünf Jahre später wieder ausgeglichen werden können. Damals sanken die Ölpreise deutlich. Zudem wertete die D-Mark spürbar zum US-Dollar auf, was Energieimporte billiger machte. Wollmershäuser erwartet daher, dass sich die Situation nicht so schnell entspannen wird:

"Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Zum einen werden die Energiepreise mit dem Wegfall Russlands als Lieferant wohl dauerhaft hoch bleiben. Zum anderen wird sich an der Abhängigkeit Deutschlands von importierter Energie so schnell nichts ändern."

Das Ifo-Institut veröffentlichte seine Berechnungen vor dem Hintergrund der laufenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Den Ökonomen zufolge werde daher bei Tarif- und Gehaltsverhandlungen entsprechend weniger an Arbeitnehmer zu verteilen sein.

7.11.2022 21:03 Uhr

Einzelhandel sorgt sich um Weihnachtsgeschäft

Nicht einmal zwei Monate vor dem Weihnachtsfest ist die Stimmung im Einzelhandel auf einem Tiefstand. Wie aus dem Index des Handelsverbandes hervorgeht, war die Stimmung nur im Vormonat schlechter. Die Lage ist seit Beginn der Branchenaufzeichnungen die schlechteste seit Jahren. Die Verkäufer hoffen zwar auf eine Rückkehr der Kunden vor Weihnachten, doch die stark gestiegenen Preise nehmen den Menschen die Lust auf einen Einkaufsbummel.

Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts berichtet fast die Hälfte der befragten Einzelhändler im Oktober von weniger Kunden als noch im Juli. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, erklärte, dass sich gerade einkommensschwache Menschen wegen der hohen Inflation weniger leisten können und mit Einkäufen zurückhaltend sind. Aber nicht nur der zurückhaltende Konsum der Kunden ist ein Problem: Drei Viertel der Händler kämpfen laut Ifo immer noch mit Lieferengpässen. Am stärksten sei der Lebensmitteleinzelhandel betroffen: 90 Prozent der Befragten berichteten von Problemen. Bei den Baumärkten bekämen 86 Prozent nicht alle bestellten Waren und auch Spielzeughersteller zeigen sich besorgt, da 63 Prozent nicht das volle Sortiment anbieten können. Am stärksten spüren allerdings Möbelhäuser die Krise: 80 Prozent der befragten Unternehmen berichteten davon, dass weniger Kunden kamen.

Der Handelsverband versucht, das Ganze positiv zu sehen, und verweist auf einen leichten Anstieg. Der monatelange Abwärtstrend der Verbraucherstimmung halte nicht mehr an, Umfragen zufolge sind die Menschen etwas optimistischer als zuletzt. Entsprechend vorsichtig fällt das Urteil des Handelsverbandes aus:

"Von Optimismus kann noch keine Rede sein. Ob die Kaufzurückhaltung zum Weihnachtsgeschäft anhält, werden die kommenden Wochen zeigen."

Im Fall einer Rezession dürfte sich der Konsum demnach weiter abschwächen.

LNG-Schiffe warten vor der Küste Westeuropas auf Preissteigerungen bei Gas

Vor den Häfen Westeuropas dümpelt eine Flotte von mehr als 30 LNG-Tanker vor sich hin. Doch diesmal sind nicht etwa unzureichende Entladekapazitäten in den Häfen von Rotterdam oder an der französischen und spanischen Küste der Grund für den Stau. Wie die Londoner Energiemarkt-Firma Vortexa vermutet, warten die Gashändler für ihre Lieferungen, die zum Großteil aus den USA, Australien und Katar stammen, auf bessere Preise. Dementsprechend wiesen sie offenbar die Reedereien an, das Transporttempo deutlich zu drosseln. Dem Ortungsportal "Vesselfinder" zufolge fahren die Schiffe mit drei bis acht Knoten, also nicht einmal mit halber Kraft. Zuvor hatte das Handelsblatt darüber berichtet.

Mit der derzeit zurückgehaltenen Menge an Flüssiggas könnte man sämtliche Haushalte des Saarlandes mehr als fünf Jahre mit Energie versorgen. Nach Berechnungen des Handelsblatts beträgt der derzeitige Wert des zurückgehaltenen Flüssiggases rund 3,4 Milliarden US-Dollar – doch den Gashändlern ist der entsprechende Gewinn offensichtlich nicht hoch genug.

Das Kalkül der Händler: Wenn die Ladung erst im Dezember oder Januar gelöscht wird, könnten die Abnehmer in Europa bereit sein, höhere Preise zu zahlen. Nach dem Rekordhoch zu Beginn des Herbstes sind die Preise für Gas auf dem Spotmarkt deutlich gesunken, die Gasspeicher zahlreicher EU-Länder sind derzeit fast vollständig gefüllt. Analysten gehen für die Monate Dezember und Januar allerdings von Preissteigerungen im Bereich von mindestens sechs Prozent aus. Pro Schiff entspräche dies einem Zusatzerlös von knapp sieben Milliarden US-Dollar. Auf dem Markt mit Terminkontrakten winken potenziell sogar 30 bis 35 Prozent höhere Preise für die Monate Dezember und Januar.

Für die Händler könnte sich das Warten finanziell also lohnen – allerdings auch nur dann, wenn sie im Sommer günstige Charterraten für die Schiffe aushandeln konnten. Denn die Mietkosten für LNG-Schiffe sind durch die steigende Nachfrage nach Flüssiggas ebenfalls deutlich gestiegen. Für den Winter sind zudem wenige bis keine LNG-Schiffe mehr zu bekommen, was vor allem asiatische Länder zu spüren bekommen. Viele Händler liefern daher nicht mehr nach Asien. Der Stau vor der westeuropäischen Küste dürfte also andauern.

6.11.2022 14:55 Uhr

Betriebskostenabrechnung birgt vor allem für junge Menschen Existenznöte

Seit Beginn des Jahres steigen die Preise für Strom und Gas ununterbrochen. Für Neukunden kostet beispielsweise eine Kilowattstunde Gas in Sachsen-Anhalt im Mittel derzeit 20,9 Cent, wie der MDR berichtet.

Das ist doppelt so viel wie noch im letzten Jahr. Der aktuelle Strompreis liegt bei 43 Cent pro Kilowattstunde und ist damit anderthalb Mal so hoch wie vor einem Jahr. Auch eine Verdopplung oder Verdreifachung der Preise zum Jahreswechsel 22/23 liegen nach Aussagen der Stadtwerke Magdeburg im Rahmen des Möglichen. Besonders junge Menschen mit niedrigem Einkommen wie Studenten und Auszubildende sind besonders betroffen und wissen nicht, wie sie zum Teil vierfach höhere Betriebskostenabrechnungen begleichen sollen.

Berliner Senat fordert schnellere Umsetzung der Gaspreisbremse

Der Berliner Wirtschaftssenator Stephan Schwarz hat von der Bundesregierung eine schnellere Umsetzung der Gaspreisbremse gefordert. Die Geschwindigkeit bei dem Vorhaben mache ihm Sorgen, sagte der parteilose Politiker, den die SPD in den Senat entsandt hat, der Nachrichtenagentur dpa:

"Die Umsetzung durch das Bundeswirtschaftsministerium muss so schnell wie möglich erfolgen. Jede Woche, die vergeht, kann Unternehmen ihre Existenz kosten – erst recht, wenn die Gaspreisbremse nicht vor Februar kommt."

Renten steigen deutlich – aber nicht so deutlich wie die Inflation

Die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland erwartet im kommenden Jahr eine Rentenerhöhung. Laut offizieller Schätzung im Entwurf des neuen Rentenversicherungsberichts sollen die Renten im Juli in Westen um rund 3,5 Prozent und im Osten um gut 4,2 Prozent steigen. 

Die Entwicklung der Renten ist an die Löhne gekoppelt. In diesem Jahr wird ein durchschnittlicher Lohnzuwachs von 4,5 Prozent erwartet, im kommenden Jahr von fünf Prozent. Arbeitsminister Hubertus Heil nannte die Rentenerhöhung "spürbar". Die Nachrichtenagentur dpa schrieb in ihrer maßgeblichen Meldung, die Rentner könnten sich auf die Erhöhung "freuen". Allerdings bleibt die Steigerung der Renten weit unter der erwarteten Inflation, die nach (vorsichtigen) Schätzungen der Regierung 2023 sieben Prozent betragen soll. Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie liegen bereits heute deutlich höher.

5.11.2022 22:00 Uhr

Füllstand der Gasspeicher sinkt erstmals wieder

Aus den deutschen Gasspeichern wird derzeit im Durchschnitt wieder mehr Gas entnommen als eingespeichert. "Erstmalig sehen wir ein leichtes Ausspeichern" aus den deutschen Gasspeichern, schrieb der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, am Samstag auf Twitter. So sei der Füllstand aller deutschen Gasspeicher zusammengerechnet am Donnerstag um 0,03 Prozent auf 99,26 gesunken. Müller schrieb auf Twitter:

"Wir haben viel Gas gespeichert, aber der Winter kann lange dauern. Um eine Gasmangellage zu vermeiden, müssen wir Gas sparen, LNG Terminals errichten und unsere Infrastruktur sichern."

Bei den 0,03 Prozent handle es sich um einen Nettowert. Die Füllstände werden immer mit Verzögerung mitgeteilt.

Frankreich produziert noch weniger Atomstrom als prognostiziert

Frankreich wird in diesem Jahr noch weniger Atomstrom produzieren als bisher angenommen. Wie der Energiekonzern EDF mitteilte, könnten vier Atomreaktoren wegen Korrosionsschäden und Streiks später als geplant ans Netz gehen, weshalb sich die Jahresproduktion auf 275 bis 285 Terawattstunden verringere. Ursprünglich wurde eine Produktion von 330 bis 360 Terawattstunden prognostiziert.

EDF hatte die Prognose bereits mehrfach nach unten prognostiziert. Derzeit laufen nur 29 von 56 Atomreaktoren im Land. Die übrigen sind wegen Wartungsarbeiten oder technischer Probleme abgeschaltet, das Wiederanfahren von fünf Reaktoren im Oktober verzögerte sich durch Streiks. Deutschland hat Frankreich für diesen Winter Stromlieferungen zugesagt und erhält dafür im Gegenzug Gas aus Frankreich.

Der französischer Netzbetreiber RTE hatte bereits vor möglichen Stromengpässen zu Hauptverbrauchszeiten gewarnt. Der Energiekonzern EDF ist zudem finanziell angeschlagen. Die Schulden des Unternehmens könnten bis Ende des Jahres auf 60 Milliarden Euro steigen.

Tagesspiegel fordert Leser zum Melden von Energieverschwendern auf

Der Berliner Tagesspiegel hat seine Leser aufgefordert, ihm Hinweise auf mögliche Energieverschwendung mitzuteilen und möglichst auch gleich Beweisfotos mitzusenden. Im Newsletter für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hieß es in der vergangenen Woche:

"Liebe Nachbarinnen, liebe Nachbarn,

viele tun es und manche nicht: Das Ziel, Energie zu sparen, wird in unserem Bezirk sehr unterschiedlich umgesetzt. Es geht längst nicht mehr nur um den Klimaschutz, sondern infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine besonders um steigende Kosten und die Gefahr von Versorgungsengpässen. In den vorigen Wochen haben wir einige Hinweise auf mögliche Energieverschwendungen erhalten.

Wie groß ist das Problem in Charlottenburg-Wilmersdorf? Das möchten wir mit Ihrer Hilfe, liebe Leserinnen und Leser, herausfinden. Nennen Sie uns größere Gebäude, in denen nachts unnötig Licht brennt, oder Geschäfte, die ihre Schaufenster zwischen 22 und 6 Uhr beleuchten – und damit gegen die seit September geltende Energiesparverordnung  des Bundes verstoßen. Auch andere Energievergeudungen wie sinnlos offen stehende Fenster und Türen interessieren uns. Bitte schreiben Sie an meine E-Mailadresse, die unter diesem Text steht, und fügen Sie möglichst ein Foto bei."

Als Negativbeispiele führte der Autor dann direkt das Hochhaus der Rentenversicherung am Hohenzollerndamm und das Amtsgericht Charlottenburg an.

Anstieg um 50 Prozent: Tafeln sind zunehmend überlastet

Die Tafeln in Deutschland haben noch nie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie zurzeit. Jochen Brühl, Vorsitzender des Dachverbands Tafel Deutschland, sagte der Rheinischen Post, man habe seit Jahresbeginn einen "Anstieg der Kundinnen und Kunden" von 50 Prozent verzeichnet. Insgesamt kämen etwa zwei Millionen Menschen.

Gleichzeitig seien die Lebensmittelspenden zurückgegangen. Brühl weiter:

"Rund ein Drittel der Tafeln sind so überlastet, dass sie Aufnahmestopps verhängen mussten."

Hilfesuchende Menschen wegzuschicken, sei für Helfer aber psychisch enorm belastend. Auffällig seien dabei die Einzelschicksale, so Brühl:

"Die Menschen haben große Existenzängste und Sorgen, wie sie Lebensmittel, Wohnen, Heizen zahlen können."

Die Tafeln könnten aber nicht auffangen, "was der Staat nicht schafft". Die staatlichen Hilfen seien unzureichend und kämen zu spät.

4.11.2022 21:30 Uhr

IG Metall fordert Gehaltsanpassung und droht mit 24-Stunden-Warnstreiks

Statt der von Arbeitgebern angebotenen Sonderzahlung fordert die IG Metall für bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigte dauerhaft acht Prozent mehr Geld über zwölf Monate. Laut IG-Metall-Chef Jörg Hofmann zeige die große Beteiligung an den Warnstreiks, dass man gemeinsam hinter der Forderung stehe.

In der ersten Woche der Warnstreiks in der deutschen Metall- und Elektroindustrie haben mehr als 200.000 Arbeitnehmer kurzzeitig ihre Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft sei in der Lage, die Gangart zu verschärfen, so Hofmann. Allein am Freitag seien mehr als 83.000 Streikende hinzugekommen. Seit der vergangenen Woche habe es Aktionen in mehr als 1.000 Betrieben gegeben. Am Dienstag beginnt in Bayern und Baden-Württemberg die vierte Verhandlungsrunde. Sollte keine Annäherung gelingen, wolle die IG Metall zu 24-Stunden-Warnstreiks aufrufen oder in einzelnen Gebieten mit Urabstimmungen unbefristete Streiks vorbereiten.

Ofen aus nach über 90 Jahren bei Berliner und Bremer Traditionsbäckereien

Nach 91 Jahren im Familienbetrieb muss der Steglitzer Traditions-Bäcker seine sechs Filialen schließen. Es habe mit Corona angefangen, schilderte Bäckerei-Chef Matthias Hillmann gegenüber der BZ. Hinzu kam eine Straßensanierung direkt vor dem Geschäft, die der Grundstückseigentümer mittragen musste. Vor allem aber habe ihm Personalmangel zu schaffen gemacht. Angesichts steigender Kosten und fehlenden Personals warnt er davor, dass es solchen Betrieben künftig noch schwerer fallen wird, gegen Billig-Konkurrenten anzukommen.

In Bremen traf es die Traditionsbäckerei Otten, die ebenfalls in Schwierigkeiten geraten und schließlich gezwungen war, im Juli Insolvenz anzumelden. Inzwischen wurden ein Großteil der Filialen und alle Mitarbeiter von der Bäckerei Haferkamp übernommen.

Schweiz: Inflation sinkt auf drei Prozent

In der vergleichsweise neutralen Schweiz ist die Inflation im Oktober im Vergleich zum Vormonat erneut gesunken. Dies ist bereits der zweite Rückgang in Folge. Im Vergleich zum Vorjahr waren die Konsumentenpreise im Oktober um 3,0 Prozent höher. Das teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mit. Im August hatte die Teuerung noch 3,5 Prozent betragen.

Die Preise für Importgüter lagen im Oktober 6,9 Prozent über dem Vorjahreswert (September: 7,8 Prozent). Bei inländischen Gütern betrug die Jahresteuerung nur 1,7 Prozent (im Vormonat 1,8).

Deutsche Industrie verzeichnet deutliches Auftragsminus

Die deutsche Industrie hat auch im September weniger Aufträge erhalten als im Monat zuvor. Der preisbereinigte Wert war 4,0 Prozent geringer als im August, wie das Statistische Bundesamt am Freitag berichtete. Die Auftragslage verschlechtert sich den Zahlen zufolge bereits seit Juli.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat kamen sogar 10,8 Prozent weniger Aufträge rein. Allerdings hatte es im September 2021 große Corona-Nachholeffekte bei gleichzeitiger Knappheit der Vorprodukte gegeben, wie die Statistiker anmerkten.

Erstmals seit Mai 2020 arbeiteten die Unternehmen im September mehr Aufträge ab als neue hinzukamen. Der nominale Umsatz war also höher als die Summe der nominalen Auftragseingänge. Preisbereinigt waren die Erlöse 0,2 Prozent höher als im August.

"Absoluter Top-Pick": Börsenmagazin empfiehlt Aktie von Rheinmetall

Das Börsenmagazin Der Aktionär hat die Aktie des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall zum Kauf empfohlen. Im schönsten Börsensprech heißt es in der Zeitschrift:

"Wenn’s läuft, dann läuft’s. Rund 86 Prozent ging es für die Aktie von Rheinmetall seit Mitte Februar bereits bergauf. Das deutsche Rüstungsunternehmen ist einer der wenigen Titel, die in diesem Kriegs- beziehungsweise Krisenjahr ein absoluter Top-Pick waren. Jetzt sorgt der Performance-Lieferant dank Zuwachs im Produktportfolio für neue Kursfantasie."

Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf, im Wahlkreis der FDP-Abgeordneten Marie-Agnes Strack-Zimmermann, stellt unter anderem die Panzerhaubitze 2000 und den Schützenpanzer Marder her.

Inflation führt zu Abstrichen bei Lebensstandard

Ein Drittel der Deutschen wird einer Umfrage zufolge wegen der extrem gestiegenen Preise nach eigener Einschätzung ihr Einkommen durch Nebenjobs aufbessern müssen. Das ergab eine am Freitag veröffentlichte Erhebung der Wirtschaftsauskunftei Crif, die bereits im Juli durchgeführt wurde – also noch bevor die allgemeine Teuerungsrate in Deutschland die Zehn-Prozent-Marke überschritt.

Zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten halten es der Umfrage zufolge nicht nur für wahrscheinlich, an nicht-lebensnotwendigen Dingen wie Streaming-Abonnements oder Essenslieferungen zu sparen. Der gleiche Anteil der Deutschen geht auch davon aus, dass sie beim Wocheneinkauf oder den Ausgaben für Auto und Wasserverbrauch Abstriche machen müssen. Vier von zehn Befragten (41 Prozent) sagten, es sei wahrscheinlich, dass sie zur Deckung von Alltagskosten auf ihre Ersparnisse zurückgreifen werden.

3.11.2022 21:06 Uhr

"Restrisiko" Für PCK-Raffinerie in Schwedt durch Ölembargo ab Januar

Mit Beginn des Embargos gegen russisches Öl ab Januar 2023 bleibt für die PCK-Ölraffinerie in Schwedt ein "Restrisiko" für den Betrieb. Dies erklärte der Sprecher der PCK-Geschäftsführung, Ralf Schairer, am Donnerstag. Wenn ab dem 1. Januar kein Öl mehr durch die Druschba-Pipeline fließe, lasse sich über die Pipeline von Rostock eine Kapazität von 50 Prozent für die Raffinerie erreichen. Die Raffinerie bereits sich zudem darauf vor, alternatives Rohöl zu verarbeiten. Sollte kein weiteres Öl kommen, sei dies der "wort case".

Seit geraumer Zeit stellt dich die Frage nach der Zukunft der Raffinerie, da bei dieser durch das Embargo gegen russisches Öl eine zu geringe Auslastung erwartet wird. Neben Tankeröl aus dem Hafen Rostock will die Bundesregierung Mengen über den polnischen Hafen Danzig beziehen. Aus Kreisen des Wirtschaftsministeriums heißt es, dass es um zwei bis drei Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr gehen soll. Schairer erklärte:

"Wir optimieren so weit es geht. Es wird ein Restrisiko bleiben. Diese stabile und robuste Versorgung über die Druschba, die wir viele Jahrzehnten gewohnt waren, die ist weg."

Der Betrieb der Raffinerie sei daher verwundbar:

"Ich gehe schon davon aus, dass es mal rumpelt und wir mal eine Betriebsunterbrechung haben, das will ich nicht ausschließen."

Er rechne aber nicht damit, dass dann großflächig Tankstellen nicht beliefert werden könnten. In rund zwei Monaten will die Bundesregierung auf russisches Öl verzichten. Die Zukunft der PCK-Raffinerie mit ihren 1.200 Beschäftigten ist daher ungewiss, a die Anlage bislang vor allem über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert wird. Bund und Land wollen eine Neuausrichtung am Standort Schwedt voranbringen.

Zu diesem Zweck tagte am Donnerstag ebenfalls eine Taskforce des Landes Brandenburg in Potsdam. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der die Taskforce einberief, nachdem die Bundesregierung Mitte September ein Zukunftskonzept zur Sicherung des Raffinerie-Standorts vorgestellt hatte, drängte auf den schnellen Umbau am Raffinerie-Standort Schwedt.  Konkret gehe es darum, darum, andere Lieferwege für Öl zu erschließen und die Transformation hin zu alternativen Energien wie Wasserstoff. Der Druck auf die Taskforce dürfte weiterhin hoch bleiben: Erst am Samstag hatten rund 500 Handwerker, Unternehmer und auch CDU-Politiker wie Landrätin Karina Dörk gefordert, die antirussichen Sanktionen zu überdenken und sich für ein Ende des Ölembargos stark gemacht.

Großbritannien steht laut Zentralbank Jahrhundertrezession bevor

Die Bank of England hat vor einer Rezession mit Rekorddauer in Großbritannien gewarnt. Wie die britische Zentralbank am Donnerstag mitteilte, könnte das Land in eine Phase von acht aufeinanderfolgenden Quartalen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung fallen. Das wäre die längste Rezession seit Beginn belastbarer Aufzeichnungen vor rund 100 Jahren. Die Bank of England hat am Donnerstag die größte Zinserhöhung seit drei Jahrzehnten vorgenommen. Sie versucht, die hartnäckig hohe Inflation zu bekämpfen, indem sie ihren Leitzins um einen Dreiviertel-Prozentpunkt auf drei Prozent erhöht, nachdem die Verbraucherpreisinflation im September wieder auf ein 40-Jahres-Hoch gestiegen war.

Umsatz bei mobilen Händlern bricht ein

Fliegenden Händlern in Sachsen-Anhalt brechen wegen der Inflation und den antirussischen Sanktionen die Einnahmen weg. Deutlich höhere Kosten und weniger Nachfrage vermasseln vielfach die Geschäfte. So liegen die Umsätze um ein Drittel niedriger als erwartet, wie eine nicht-respräsentative Umfrage von MDR-Sachsen-Anhalt ergab.

Der grösste Glashersteller Frankreichs stellt Produktion fünf Monate ein

Der CEO des Unternehmens gab bekannt, dass durch die gestiegenen Energiekosten keine kostendeckende Produktion mehr möglich sei. Die Gas und Stromkosten des Unternehmens sind von 3 Mio Euro 2021 auf 13 Millionen 2022 gestiegen.

Während der fünf Monate Produktionsstopp erhalten die Mitarbeiter 95 Prozent des Lohns, davon übernimmt der Steuerzahler 70 Prozent. 

Biobranche in der Krise

Wie die Lebensmittel Zeitung mitteilt, hat die Chiemgauer Naturfleisch GmbH Insolvenz angemeldet. Der Biofleisch-Produzent arbeite an einem Insolvenzplan. Der Betrieb gehe vorläufig weiter. 

Aufgrund der hohen Inflation sei die Liquidität des Unternehmens weggeschmolzen. Die Preissteigerungen an die Kunden weiterzugeben, sei kaum möglich, sagte der Geschäftsführer Thomas Reiter. Die Kunden seien aktuell sehr preissensibel und würden bei Preissteigerungen auf günstigere Produkte ausweichen. 

In den letzten Monaten musste bereits eine vergleichsweise große Zahl an Herstellern von Bio-Lebensmitteln Insolvenz anmelden. 

Standort Deutschland schneidet bei US-Firmen schlechter ab

Steigende Kosten für Energie und Rohstoffe machen den Standort Deutschland für US-Unternehmen zunehmend unattraktiv. In einer Umfrage der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) unter den größten US-Firmen hierzulande hat sich die Bewertung von Note 1,9 im vergangenen Jahr auf nun 2,4 verschlechtert. Für das kommende Jahr erhält der Wirtschaftsstandort Deutschland von den US-Unternehmen die Note 2,7. Die Nachrichtenagentur dpa zitiert die Präsidentin der AmCham Germany, Simone Menne, mit den Worten:

"Die Tendenz in der Standort-Bewertung belegt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von der Politik verbessert werden müssen, damit Deutschland auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt."

Die von der AmCham vorgelegte Rangliste der umsatzstärksten US-Firmen in Deutschland im Jahr 2021 führt wie ein Jahr zuvor der Versandhändler Amazon mit rund 31,6 Milliarden Euro Erlös an. Auf den weiteren Plätzen folgen der Autobauer Ford (14,2 Milliarden Euro) und der Ölkonzern ExxonMobil (9,5 Milliarden Euro). Größter US-Arbeitgeber hierzulande bleibt den Angaben zufolge die Fastfood-Kette McDonald's mit geschätzt 54.900 Beschäftigten, gefolgt von Amazon (28.000), dem Paketdienst UPS (21.000) und dem Autohersteller Ford (20.000).

Ifo: Stimmung in Autoindustrie dramatisch verschlechtert

Die deutschen Autohersteller und ihre Zulieferer blicken angesichts sinkender Nachfrage pessimistisch auf die kommenden Monate. Die Geschäftserwartungen der Autobranche haben sich innerhalb eines Monats deutlich verschlechtert, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag mitteilte. Der entsprechende Index sank von September auf Oktober von minus 6,3 auf minus 35,3 Punkte. "Die Sorge um eine ausfallende Nachfrage trifft nun auch die Autohersteller und ihre Zulieferer", erklärte Oliver Falck, Leiter des Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.

Die Hersteller meldeten sowohl rückläufige Aufträge als auch sinkende Nachfrage, obwohl der derzeitige Auftragsbestand nach wie vor hoch sei und die Unternehmen demnach in den kommenden Monaten sogar mehr produzieren wollen. Doch erwarten die Hersteller laut Ifo für die nächsten Monate auch sinkende Erträge. "Einbrechende Nachfrage und steigende Material- und Produktionskosten verschlechtern selbst bei erhöhten Verkaufspreisen die Ertragslage", sagte Falck dazu laut Mitteilung. Die Zulieferer wollen laut Ifo schon jetzt weniger produzieren.

2.11.2022 20:50 Uhr

Die nächste Bremse: US-Notenbank Fed erhöht Zinsen um 0,75 Prozent

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins um weitere 75 Basispunkte, also 0,75 Prozent, angehoben. Damit soll die Inflation zurückgedrängt werden. Es ist die vierte Erhöhung in Folge.

Damit liegt der US-amerikanische Leitzins nun zwischen 3,75 und 4 Prozent, auf dem höchsten Wert seit der Finanzkrise 2008. Gleichzeitig ist die Erhöhung der letzten Monate die schnellste seit Beginn der 1980er. Die EZB wird diesem Schritt vermutlich folgen müssen und auf ihrer nächsten Sitzung die Zinsen ebenfalls erhöhen. Das wird die begonnene Rezession im Euroraum weiter verstärken.

Ob geldpolitische Schritte tatsächlich die Inflation drücken können, die in den USA offiziell bei 8,2 Prozent liegt, ist fraglich; schließlich wird diese Inflation nicht durch eine zu hohe Nachfrage ausgelöst, sondern durch ein zu geringes Angebot, vor allem an Energieträgern wie Gas und Öl. Geldpolitische Maßnahmen wirken jedoch vor allem auf der Nachfrageseite.

Die Zinsen auf US-Staatsanleihen sind infolge dieses Schrittes gefallen. Nachdem die Fed zeitgleich mit der Zinserhöhung nicht nur die Aufkäufe von Staatsanleihen reduzieren, sondern ihre Bilanz, also ihre Bestände an diesen Papieren, verringern will, dürften die nächsten Versteigerungen interessant werden. Wie die Konsequenzen aussehen können, war vor nicht allzu langer Zeit in Großbritannien zu beobachten, dessen Staatsanleihen fast unverkäuflich waren.

Der Kurs des US-Dollars wird auf diese Maßnahme hin jedenfalls im Verhältnis zu den meisten Währungen weiter steigen. Das bringt besonders Entwicklungsländer in weitere Probleme, deren eigene Exporte durch die Abwertung ihrer Währung an Wert verlieren, deren in Dollar nominierte Staatsschulden aber mit den US-Zinserhöhungen gleich doppelt steigen.

Als die Fed das letzte Mal derart schnell ihre Zinsen erhöhte, führte dies zu einer ganzen Welle von Staatsbankrotten in Lateinamerika, die als Lateinamerikakrise bekannt ist.

DIHK: Im nächsten Jahr kaum Investitionen, dafür Entlassungen

Die vierteljährliche Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags fällt nicht günstig aus. Die Ergebnisse der Umfrage, an der insgesamt 24.000 Betriebe teilnahmen, wurde am 02.11. vorgestellt.

Über die Hälfte der Firmen geht demnach davon aus, dass sich die Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern werde. Seit 1985 wird diese Frage gestellt, und diesmal standen den 52 Prozent, die von einer Verschlechterung ausgehen, nur acht Prozent gegenüber, die eine Verbesserung erwarten. "Selbst in den Zeiten von Corona und der Finanzmarktkrise lag der Anteil der Optimisten bei mehr als zehn Prozent", meinte dazu Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

Das größte Risiko sähen die Unternehmen in den Energie- und Rohstoffpreisen, an zweiter Stelle liegt bei Industrie und Handel die Inlandsnachfrage, bei Bauwirtschaft und Dienstleistungen der Fachkräftemangel. Viele Firmen gehen auch davon aus, dass durch die Inflation die Löhne steigen werden.

In vielen Sparten helfen noch die Aufträge aus der Vergangenheit, der Handel allerdings spürt bereits die Konsumzurückhaltung der Kunden. Ein Fünftel der Vorleistungsgüterhersteller (dazu zählen beispielsweise Automobilzulieferer) hat bereits die Produktion reduziert. In der Automobilindustrie haben 16 Prozent der Betriebe die Produktion bereits gesenkt, 17 Prozent wollen wegen der hohen Energiepreise ins Ausland verlagern.

Finanziell leiden die Unternehmen bisher unter Eigenkapitalrückgang und Liquiditätsengpässen, zu denen die Preissteigerungen bei Energie stark beigetragen haben, unter leicht zunehmenden Forderungsausfällen, aber noch nicht unter der Zinsbelastung, was sich aber bei weiter steigenden Zinsen ändern dürfte. Momentan droht zwei Prozent der Betriebe zwischen 200 und 499 Beschäftigten eine Insolvenz. Vor einem halben Jahr lag der Wert bei null.

Die gestiegenen Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise wollen 59 Prozent der Unternehmen weitergeben, das gilt insbesondere für Industrie- und Baubetriebe. Das besagt allerdings noch nicht, ob diese Preise tatsächlich weitergegeben werden können. Auf andere Formen der Energie wollen 14 Prozent umsteigen. Dabei ist eher eine "Abwärtsumstellung" vorstellbar, also ein Zurück vom vergleichsweise rückstandsfreien Erdgas zu Kohle und Öl. Quer durch alle Sparten sind es 14 Prozent, die die Produktion drosseln oder das Angebot reduzieren wollen.

Die Exporterwartungen sinken zum dritten Mal in Folge und nähern sich ihren Tiefstwerten während der Corona- und der Finanzkrise an. Die geringere Kaufkraft betrifft schließlich nicht nur Deutschland, sondern ebenso seine wichtigsten Exportmärkte.

Eine Folge der schlechten Geschäftserwartungen ist ein Rückgang der Investitionen. 34 Prozent der Betriebe wollen in den nächsten zwölf Monaten weniger investieren, dabei gibt es immer noch einen Nachholbedarf bei Ausrüstungsinvestitionen, der gegenüber dem Niveau vor Corona bei sechs Prozent liegt. Bei den Dienstleistern fallen insbesondere Forschungs- und Entwicklungsdienstleister auf, bei denen sich die negativen Erwartungen der Industrie niederschlagen. Wenn investiert wird, dann zu 33 Prozent in Rationalisierungen, bei 64 Prozent geht es um Ersatzbedarf. Innovation oder Kapazitätserweiterung sind eher die Ausnahme. Dementsprechend beabsichtigt jedes fünfte Unternehmen, die Zahl der Mitarbeiter zu senken. Quer durch alle Branchen ist also mit Entlassungen zu rechnen.

Bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse erinnerte Hauptgeschäftsführer Wansleben an die Zusage der Bundesregierung, keine zusätzlichen bürokratischen Lasten aufzubürden. Die einfachste Möglichkeit, den Betrieben bei den Stromkosten zu helfen, wäre eine Senkung der Steuern auf das europäische Minimum.

Deutsches Exportmodell in der Krise

Wie das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung meldet, sind die deutschen Ausfuhren im September im Vergleich zum Vormonat gesunken. 

Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass das deutsche Exportmodell nicht mehr tragfähig ist. Der Handelsbilanzüberschuss Deutschlands sinkt kontinuierlich. Vor allem der Handel mit China und den EU-Staaten geht deutlich zurück. Sanktionsbedingt geht auch der Handel mit Russland weiter zurück und belastet den deutschen Außenhandel zusätzlich. 

Insgesamt wurden im September 2022 kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 134,5 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert und Waren im Wert von 130,8 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Die Außenhandelsbilanz schloss damit im September 2022 mit einem Überschuss von 3,7 Milliarden Euro ab. Im August 2022 hatte der kalender- und saisonbereinigte Saldo der Außenhandelsstatistik +1,2 Milliarden Euro betragen, im September 2021 hatte er bei +11,7 Milliarden Euro gelegen. 

1.11.2022 22:38 Uhr

Milliardengewinne für BP und Saudi Aramco

Die Energiekonzerne BP und Saudi Aramco verdienen wegen der gestiegenen Öl- und Gaspreise deutlich mehr Geld. 

Der britische Konzern BP schrieb im vergangenen Quartal den zweithöchsten Quartalsgewinn überhaupt. Das bereinigte Nettoergebnis stieg auf 8,15 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Das war deutlich mehr als von Experten erwartet. Vor einem Jahr hatte der Konzern einen bereinigten Gewinn von 3,3 Milliarden Dollar ausgewiesen.

Der saudi-arabische Staatskonzern Aramco verdiente unter dem Strich 41,6 Milliarden Dollar und damit rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit dem Börsengang ist das der zweitgrößte Nettogewinn, wie das Unternehmen mitteilte. Nur zwischen April und Juni war dieser mit 48 Milliarden Dollar größer.

Auch andere Konzerne profitieren von den gestiegenen Preisen. US-Ölbranchenführer Exxonmobil hatte etwa den größten Quartalsgewinn seiner Firmengeschichte vorgelegt. Auch Konkurrenten wie Chevron, Total, Repsol oder Shell übertrafen die Milliardengewinne des Vorjahresquartals deutlich.

Stadtwerke: Rettungsschirm durch Kredite, Bürgschaften und Insolvenzmoratorium gefordert

Die Energiepreise bringen Stadtwerke zunehmend unter Druck. Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) hat heute zusammen mit dem Bundesverband Mittelstand (BVMW) von der Regierung in einem offenen Brief einen "Schutzschirm für Stadtwerke" gefordert.

"Langfristige stabile Lieferverträge sind das, was die mittelständischen Betriebe in dieser akuten Lage dringend benötigen. Dafür brauchen wir starke kommunale Unternehmen an unserer Seite", erklärte der Vorsitzende des BVMW, Markus Jäger, die Unterstützung seines Verbandes. In dem offenen Brief wird die Lage der Stadtwerke als dramatisch beschrieben:

"Zum einen stellen die hohen und volatilen Energiepreise zahlreiche Produktionsprozesse und Wertschöpfungsketten am Standort Deutschland infrage. Zum anderen sehen sich die Stadtwerke als Hauptlieferanten des Mittelstands aufgrund austrocknender Terminmärkte und überbordender Sicherungsforderungen immer weniger dazu in der Lage, langfristig stabile Energielieferverträge anzubieten."

Stadtwerke hätten zunehmend Probleme, den Bedarf ihrer Gewerbe- und Industriekunden zu decken. "Die exorbitant gestiegenen Energiepreise haben die Risiken der Energiebeschaffung und im Energievertrieb stark erhöht", heißt es in der Erklärung. Viele kommunale Versorger erzeugen die Energie, die sie liefern, nicht selbst. Der Bund dürfe die Kommunen mit ihren Stadtwerken nicht allein lassen.

Dazu wird die Einrichtung staatlicher Kreditlinien oder staatlicher Kreditgarantien gefordert, um die Liquidität der Stadtwerke zu erhöhen; ein Bürgschaftssystem, um Ausfallrisiken abzusichern und ein Insolvenzmoratorium für Industrie, Gewerbe und Energieunternehmen:

"Nur dann, wenn der Staat jetzt als Garantieträger massiv eingreift, werden wir Produktion und Wertschöpfung aufrechterhalten können."

Der Verband kommunaler Unternehmen vertritt über 1.500 Stadtwerke und andere kommunale Versorgungsunternehmen mit 283.000 Beschäftigten. Der Anteil dieser Werke an der gesamten Versorgung liegt beim Strom bei 62 Prozent, beim Gas bei 67 Prozent. Für eine wirtschaftliche Schieflage der Stadtwerke haften die Kommunen. Stadtwerke sind zudem oft die regionalen Grundversorger und müssen beim Ausfall kleinerer Versorger deren Kunden für mindestens drei Monate übernehmen.

Einfuhrpreise: im Jahresvergleich um 29,8 Prozent gestiegen

Das Statistische Bundesamt hat die Zahlen über die Entwicklung der Einfuhrpreise im September vorgelegt. Demnach lagen die Importpreise um 29,8 Prozent höher als im September des Vorjahres.

Das ist ein leichter Rückgang im Verhältnis zum August, in dem die Steigerung im Vergleich zum Vorjahr noch bei 32,7 Prozent gelegen hatte. Allerdings hatten die Preissteigerungen bei vielen Gütern in der zweiten Jahreshälfte 2021 bereits begonnen. Der Ausgangswert für September 2021 lag bereits höher als jener vom August.

Preistreiber sind nach wie vor die Importe von Energie, die 134,1 Prozent teurer waren als im Vorjahresmonat. Strom lag an den Strombörsen um 172,1 Prozent über dem Vorjahreswert.

Allerdings sind nicht nur Düngemittel und Stickstoffverbindungen um 148,8 Prozent teurer als 2021, auch Papier und Pappe (23,3 Prozent) sowie Roheisen und Kunststoffe.

Bei den importierten landwirtschaftlichen Gütern stachen insbesondere Rohkaffee mit 39,7 Prozent und Getreide mit 29,8 Prozent Preissteigerung hervor. Der Preis für den Import lebender Schweine stieg um 94,9 Prozent.

Auch Milch (36,2 Prozent), Öle und Fette (32,2 Prozent) und Fleisch und Fleischerzeugnisse (28,9 Prozent) wurden merklich teurer. Gebrauchsgüter und Investitionsgüter lagen allerdings mit 11,0 und 8,1 Prozent auf oder gar unter der durchschnittlichen Inflation.

31.10.2022 21:26 Uhr

Galeria Kaufhof beantragt Insolvenz – Jede dritte Filiale vor dem Aus

Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat sich mit ihren Großgläubigern inklusive des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) auf ein Insolvenzverfahren in Eigenregie geeinigt. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte die entsprechenden Informationen gegenüber dem Handelsblatt, zuvor hatte die Wirtschaftswoche darüber berichtet. Beim Insolvenzverfahren wird damit die Sanierung unter Aufsicht eines Sachwalters selbst durchgeführt. Ein an den Bund gestellter Antrag auf Staatshilfen in Höhe von mehr als 250 Millionen Euro ist somit obsolet.

Mit diesem Schritt drohen den Mitarbeitern allerdings zahlreiche Entlassungen. Galeria-Chef Miguel Müllenbach erklärte gegenüber der FAZ, im Rahmen des Verfahrens müsse die Zahl der Filialen "um mindestens ein Drittel reduziert werden", auch betriebsbedingte Kündigungen ließen sich somit nicht vermeiden. Zum Konzern gehören derzeit noch 131 Warenhäuser mit 17.000 Mitarbeitern in 97 deutschen Städten.

Bereits während der Corona-Krise, vor nicht einmal zwei Jahren, musste der aus dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern ein Insolvenzverfahren durchlaufen. Während des ersten Lockdowns hatte das Unternehmen Rettung unter einem Schutzschirmverfahren gesucht, welches bis September 2020 dauerte. Bereits damals mussten rund 40 Filialen schließen, rund 4.000 Stellen wurden abgebaut. Die Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro Schulden sollten dem Unternehmen einen Neustart ermöglichen, doch Galeria Karstadt Kaufhof steht nun infolge der Energiekrise, der Inflation und des veränderten Konsumverhaltens wieder einmal vor dem Aus.

Strompreise: Bis zu 120 Prozent Erhöhung bei bestehenden Verträgen

Neben den Gaspreisen gehen auch die Strompreise durch die Decke, da diese aneinander gekoppelt sind. Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie beim Preisvergleichsportal Check24, kündigte bereits an, dass die hohen Preise mit Verzögerung auch beim Endkunden ankommen werden. Doch wie Daten von Check24 zeigen, drehten bereits jetzt zahlreiche Versorger an der Preisschraube. Im September und Oktober erhöhten die Versorger in 153 Fällen die Preise. Bundesweit entspricht dies 2, 2 Millionen Haushalten. Im laufenden Jahr haben bundesweit 657 Versorger eine Erhöhung angekündigt oder schon umgesetzt.

In einigen Fällen handelt es sich nur um minimale Beitragserhöhungen, in zahlreichen Fällen langen die Versorger allerdings kräftig zu: Spitzenreiter sind die Stadtwerke Cottbus, die von den Verbrauchern ab dem 1. Oktober eine Preiserhöhung von über 120 Prozent verlangen. Bei einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden entspricht dies Mehrkosten von 1928 Euro. Schlusslicht sind die Stadtwerke Gifhorn in Niedersachsen, bei denen die Kunden bisher lediglich 0,13 Prozent mehr pro Jahr bezahlen müssen, was etwa drei Euro Mehrkosten entspricht. Besonders teuer wird es außerdem für Neukunden: Hier haben die Versorger die Preise für die Tarife um über 150 Prozent erhöht.

Böse Überraschung: Gasversorger könnten Preise auch bei Garantien von jetzt auf gleich erhöhen

Für viele Verbraucher sorgen die hohen Gaspreise bereits für Zähneknirschen, doch in Zukunft könnte es noch schlimmer kommen: Seit dem 21. Mai haben Gasversorger die Möglichkeit, ihre Verträge kurzfristig "anzupassen", also die Preise anzuheben. Ermöglicht wird dies durch den neuen Paragrafen 24 des Energiesicherungsgesetzes.

Im Wesentlichen geht es darum, dass die Energieversorger nicht aufgrund hoher Gaspreise in die Insolvenz gehen und damit die Versorgungssicherheit ihrer Kunden gefährden. In einigen Fällen müssen etwa Stadtwerke Gas zum aktuellen Marktpreis hinzukaufen, um alle Kunden bedienen zu können. Es kann allerdings vorkommen, dass Mehrkosten nicht durch die bestehenden Verträge gedeckt werden. Für diesen Fall ist es den Versorgern unter zwei Bedingungen gestattet, für alle Verträge neue Preise festzulegen. Die neuen Preise sollen dann bereits eine Woche nach Ankündigung gelten.

Möglich ist dies unter folgenden Voraussetzungen: Zum einen muss eine Notfallstufe im Notfallplan Gas ausgerufen worden sein. Diese hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) bereits am 23. Juni ausgerufen. Außerdem muss die Bundesnetzagentur eine "erhebliche Reduzierung der Gesamtgasimportmengen nach Deutschland" festgestellt haben. Sofern diese Feststellungen im Bundesanzeiger veröffentlicht werden, ist es möglich, die Preise zu erhöhen. Sofern der Versorgungsengpass bestehe, entfalle das "Preisanpassungsrecht" dann.

Theoretisch ist die Preiserhöhung nach oben offen: Die Versorger dürfen diese auf ein "angemessenes Niveau" heben. Thomas Engelke von der Verbraucherzentrale Bundesverband erklärte:

"Die privaten Haushalte wären dann auch vor extrem hohen Gaspreisen nicht geschützt."

Er betonte zudem, dass auch Kunden mit einer Preisgarantie von der Regelung betroffen wären. Wie hoch die weiteren Preiserhöhungen ausfallen, könne allerdings niemand genau sagen: Bereits jetzt muss ein Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Erdgas mit Mehrkosten von bis zu 2.000 Euro pro Jahr rechnen. Mit der neuen Regelung könnten noch weitere Zusatzkosten entstehen. Vor allem Verbraucherschützer kritisieren die neue Regelung und fordern Nachbesserungen.

30.10.2022 18:05 Uhr

Energieunternehmen warnt vor Dieselknappheit im Südosten der USA

Das US-Unternehmen Mansfield Energy hat am 25.10.22 eine Warnung herausgegeben, in der es heißt, dass sich im Südosten der Vereinigten Staaten eine Dieselkraftstoffknappheit abzeichnet. Als Ursache des Mangels wurden die "schlechte Wirtschaftlichkeit der Pipeline-Transporte" und ein historisch niedriger Vorrat an Dieselkraftstoff angegeben:

"Schlechte Wirtschaftlichkeit der Pipeline-Transporte und historisch niedrige Dieselbestände führen zu Engpässen auf verschiedenen Märkten im Südosten der USA. Diese sind sporadisch aufgetreten, wobei Gebiete wie Tennessee besonders stark betroffen waren."

Zu den Bundesstaaten, in denen ernsthafte Auswirkungen des Mangels erwartet werden, gehören Maryland, Virginia, Alabama, Georgia, Tennessee, North Carolina und South Carolina.

Die US-Regierung hat inzwischen erklärt, sie beobachte die Dieselbestände genau und arbeite daran, die Vorräte aufzustocken, nachdem bekannt wurde, dass die Reserven erschöpft sind und in weniger als einem Monat zur Neige gehen könnten.

29.10.2022 13:43 Uhr

Umfrage: Inflation größte Sorge der Deutschen

Die starken Preissteigerungen in fast allen Lebensbereichen machen den Menschen in Deutschland zurzeit mehr Sorgen als vieles andere. Das geht aus einer am Sonnabend veröffentlichten repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey hervor.

Rund 57 Prozent der gut 1.000 Befragten gaben dabei an, ihre größte Sorge sei aktuell die Inflation. Das ist noch einmal eine deutliche Steigerung gegenüber einer Befragung im Juni, als 48 Prozent die Preisentwicklung als Problem Nummer eins nannten. Mehr als zwei Drittel der Befragten erwarten weiter steigende Preise.

Das Thema Inflation habe in den vergangenen Monaten alle anderen Sorgen fast vollständig in den Hintergrund gedrängt, urteilten die McKinsey-Experten. Zum Vergleich: Nur 18 Prozent der Befragten nannten noch den Ukraine-Krieg als größte Sorge, 6 Prozent den Klimawandel und 3 Prozent die Corona-Pandemie.

Chemieverband warnt vor Deindustrialisierung Deutschlands

Der Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, hat die Politik zu größerer Eile bei der Gas- und Strompreisbremse für Unternehmen gedrängt und die Lage der Branche als äußerst schwierig beschrieben.

Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) sagte Steilemann, wenn die angekündigten Staatshilfen den Firmen noch helfen sollen, müssten sie schnell kommen: "Die Lage ist dramatisch. Vor allem im Mittelstand stehen viele Unternehmer mit dem Rücken zur Wand."

Beinahe täglich höre der Verband von Firmen, dass deren Energieversorgung für das kommende Jahr noch nicht gesichert sei. "So etwas hat es in den vergangenen Jahrzehnten in unserer Branche nicht gegeben."

Die Hilfen müssten schnell kommen. Sonst drohten "dauerhafte Schäden an unserer an sich gesunden Industriestruktur". Die Gas- und Strompreisbremse müsse von der Bundesregierung auch gegen Widerstände in der EU-Kommission durchgesetzt werden.

Schon seit Monaten kämen Chemikalien für den europäischen Markt von Anbietern aus China und Amerika, weil die Produktion hierzulande nicht mehr rentabel sei. Die Energiepreise müssten wieder sinken: "Sonst wird sich Deutschland deindustrialisieren."

Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie

Mit ersten Warnstreiks will die IG-Metall ihre Lohnforderungen durchsetzen. In der Nacht zum Samstag haben erste Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie begonnen. 

Die Gewerkschaft fordert 8 Prozent mehr Lohn und eine Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten. Die Arbeitgeber boten bisher eine Einmalzahlung bei einer Laufzeit von 30 Monaten.

Bei einer Inflationsrate von derzeit über 10 Prozent fordert die Gewerkschaft damit für ihre Mitglieder einen Reallohnverlust. Bereits im vergangenen Jahr sanken die Tariflöhne. Für dieses Jahr wird angesichts der hohen Inflation ein drastischer Einbruch bei den Reallöhnen erwartet. 

28.10.2022 20:50 Uhr

Brauerei Bischoff: Erst insolvent, jetzt geschlossen

Im August hatte sie Insolvenz angemeldet, jetzt macht sie den Betrieb dicht: die Brauerei Bischoff in Winnweiler. Nach Aussagen des Insolvenzverwalters gegenüber der Presse wären es die Energiepreise und zuletzt insbesondere Probleme bei der Beschaffung von CO2 gewesen, die eine Sanierung unmöglich gemacht hätten.

CO2 fällt normalerweise als Nebenprodukt bei der Erzeugung von Kunstdünger an, die in Deutschland wegen der hohen Erdgaspreise weitgehend eingestellt wurde.

Die Brauerei Bischoff hatte ihren Betrieb 1866 aufgenommen, die Inflation von 1923 und zwei Weltkriege überstanden. Jetzt werden Inventar, Brauereigebäude und Grundstück verkauft, um die Gläubiger zu befriedigen.

Zuletzt wurden rund 40 Mitarbeiter beschäftigt. Der Umsatzeinbruch durch die Corona-Krise hatte bereits dazu geführt, dass die finanziellen Reserven aufgebraucht waren. Investoren waren unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht zu finden. Versuche, das Grundstück zu verkaufen, um darüber zusätzliche Mittel zu erhalten, scheiterten im August und lösten das Insolvenzverfahren aus.

Andere Brauereien bemühen sich gerade darum, Preiserhöhungen durchzusetzen. In vergangenen Jahrzehnten waren kleinere Brauereien regelmäßig von den großen internationalen Braukonzernen aufgekauft worden. Der Fall der Brauerei Bischoff legt nahe, dass in der gegenwärtigen Lage auch die Giganten des Geschäfts wie Anheuser-Busch InBev den Appetit auf Erweiterungen verloren haben.

Produzentenpreise im September im Jahresvergleich um 45,8 Prozent höher 

In Deutschland bleibt der Preisauftrieb auf Herstellerebene auf Rekordniveau. Im September stiegen die Produzentenpreise im Jahresvergleich um 45,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag erklärte. So heißt es in einer Mitteilung der Statistikbehörde: 

"Somit wurden im August und September die höchsten Anstiege der Erzeugerpreise gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 gemessen." 

Hauptverantwortlich für den Anstieg sei demnach weiterhin die Preisentwicklung bei Energie. So seien die Energiepreise im September 2022 im Durchschnitt 132,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat gewesen.

Inflationsrate in Deutschland klettert auf 10,4 Prozent

Die Inflationsrate in Deutschland wird nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Oktober voraussichtlich 10,4 Prozent betragen. Im September lag sie noch bei 10 Prozent.

Demnach seien seit Ende Februar bis heute insbesondere die Preise für Energie "merklich angestiegen" und beeinflussten die Inflationsrate erheblich. Nach Angaben der Statistikbehörde waren die Energiepreise im Oktober 43 Prozent höher als noch im Vorjahresmonat. Auch die Preise für Nahrungsmittel stiegen demnach im Vergleich zum September mit einem Plus von 20,3 Prozent überdurchschnittlich.

Eine rasche Entspannung bei der Inflation ist vorerst nicht in Sicht. Nach Darstellung des Ifo-Instituts müssen sich die Menschen weiter auf deutlich höhere Preise beim Lebensmittelkauf einstellen. Rund 97 Prozent der befragten Lebensmittelhändler wollten mehr verlangen. "Die Inflationswelle ist noch nicht gebrochen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

"Vor allem die hohen Energiekosten sind noch nicht vollständig auf die Verbraucher überwälzt."

Novatek-Chef: Bei anhaltend hohen Gaspreisen wird die Welt zur Kohle zurückkehren

Eine Verknappung auf dem LNG-Markt verspricht Europa einen schwierigen Winter, wobei der jetzige Winter der einfachste der nächsten drei sein könnte, sagte Leiter des russischen Energieunternehmens Novatek Leonid Michelson während einer Rede auf dem Eurasischen Wirtschaftsforum in Baku am Donnerstag. Laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti erklärte er:

"Angesichts des derzeitigen Mangels an Pipeline-Gas in Europa und der Erholung der Nachfrage in China wird die zusätzliche Belastung des LNG-Marktes in den nächsten ein bis zwei Jahren mindestens 60 bis 70 Millionen Tonnen betragen.

Michelson erklärte zudem, dass die für die kommenden Jahre weltweit geplante LNG-Kapazität "nicht annähernd ausreicht, um den Anstieg der Nachfrage zu decken". Seiner Meinung nach ist eine Rückkehr der europäischen Wirtschaft zur umweltschädlichen Kohle durchaus realistisch. Der Chef von Novatek bemerkte:

"Wenn die Preissituation nicht korrigiert wird, wird auch die Nachfrage zurückgehen und die Welt wird zur Kohle zurückkehren."

Lebensmittelhandel plant weitere Preiserhöhungen

Das ifo-Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - hat im Rahmen der Ergebnisse einer entsprechenden Branchenumfrage der Nachrichtenagentur dpa mitgeteilt, dass die Bürger sich demnach "auf deutliche höhere Preise beim Lebensmittelkauf" einstellen müssen. Einzelhändler planten "kräftige Preiserhöhungen", so die Formulierung der ifo-Wirtschaftsforscher. 

Zudem soll nach ifo-Angaben das Essen im Restaurant auch teurer werden. Mehr als 80 Prozent der Gastronomiebetriebe wollen laut der Umfrage ihre Preise ebenfalls erhöhen.

Einführung einer Preisobergrenze für russisches Gas: Norwegen äußert "Skepsis" 

Norwegen, das anstelle von Russland zum größten Erdgaslieferanten Europas geworden ist, ist "skeptisch" gegenüber einer Deckelung des Gaspreises, die von einer Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten befürwortet wird, sagte der norwegische Premierminister Jonas Gahr Støre am Montag. Das würde demnach nichts an dem grundlegenden Problem ändern, "dass es in Europa zu wenig Gas gibt".

Wie es aus dem norwegischen Ministerium für Öl und Energie heißt, könnte dies das Problem des Gasmangels noch verschärfen.

27.10.2022 20:33 Uhr

Trotz Krise: Steuereinnahmen höher als erwartet

Trotz Energiekrise und Konjunkturflaute wird der Staat mehr Steuern einnehmen als erwartet. Die Steuerschätzer gehen nach einer von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) präsentierten Prognose davon aus, dass Bund, Länder und Kommunen bis 2026 rund 126,4 Milliarden Euro mehr einnehmen werden als noch im Mai prognostiziert. Für das Jahr 2023 erwarten Experten staatliche Mehreinnahmen im Umfang von 8,9 Milliarden Euro und damit insgesamt Rekordeinnahmen von 937,3 Milliarden Euro. Allein auf den Bund würden 4,5 Milliarden Euro mehr entfallen als zunächst veranschlagt. Zugleich wird aufgrund der Energiekrise allerdings mit Steuerausfällen in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro gerechnet.

Auf den ersten Blick mag dies überraschen, denn die wirtschaftliche Lage sieht angesichts der Energiekrise und Inflation extrem düster aus: Deutschlands Wirtschaft steuert derzeit in eine Rezension. Die Bundesregierung rechnet für das kommende Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent, gleichzeitig schränken die Verbraucher ihren Konsum ein.

Gerade die Inflation ist allerdings ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung der Steuereinnahmen: Wenn Waren teurer werden, steigen auch die Einnahmen aus den Steuern, die darauf zu entrichten sind. Vor allem die Mehrwertsteuer spült mehr Geld in die Kassen. Bereits in den ersten neun Monaten 2022 nahm der Staat so rund zehn Prozent mehr ein als im Vorjahreszeitraum. Die Bundesregierung sieht zudem "Anzeichen für eine deutliche Erholung der Konjunktur" im Jahr 2024.

Lindner erklärte am Donnerstag zudem, dass die Mehreinnahmen des Staates nur "optisch" seien, das meiste Geld sei bereits verplant. Er kündigte jedoch an, "wesentliche Teile der Mehreinnahmen an die Bürger zurück[zu]geben". Aus den Reihen der Opposition wurden angesichts der Steuermehreinnahmen Forderungen nach schnelleren und umfangreicheren Hilfen für Bürger und Unternehmen laut. Der Finanzminister sieht hingegen keinerlei Spielraum für die Erfüllung zusätzlicher Ausgabenwünsche. Im Haushaltsjahr 2023 will Lindner die Regeln der Schuldenbremse wieder einhalten. Zudem bekomme auch der Staat die Inflation zu spüren, so der Minister.

BASF: Hohe Energiepreise gefährden Wettbewerbsfähigkeit Europas

Der deutsche Chemiekonzern BASF will seine Kosten drastisch reduzieren. Als Grund nannte das Unternehmen schlechtere Geschäfte und schwierigere Rahmenbedingungen in Europa. Mit einem in den nächsten beiden Jahren umzusetzenden Sparprogramm will der Chemiekonzern die jährlichen Kosten außerhalb der Produktion um 500 Millionen Euro senken. Das teilte BASF bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch in Ludwigshafen mit.

BASF-Chef Martin Brudermüller begründete das Programm mit den schwierigen Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa:

"Zum einen wächst der europäische Chemiemarkt seit rund einem Jahrzehnt nur noch schwach. Zum anderen setzt der deutliche Anstieg der Erdgas- und Strompreise im Laufe dieses Jahres chemische Wertschöpfungsketten unter Druck."

Brudermüller weiter:

"Diese herausfordernden Rahmenbedingungen in Europa gefährden die internationale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produzenten. Dies macht es absolut notwendig, dass wir unsere Kostenstrukturen so schnell wie möglich und auch dauerhaft anpassen."

26.10.2022 22:20 Uhr

DIHK: Sparpotenzial bei Gasverbrauch ausgeschöpft

Angesichts des warmen Wetters in den vergangenen Tagen und Wochen und der teilweise stillgelegten Produktion konnten Verbraucher und Unternehmen den Gasverbrauch merkbar reduzieren, doch die Deutsche Industrie- und Handelskammer sieht das Einsparpotenzial deutscher Unternehmen beim Gaskonsum mittlerweile weitgehend ausgeschöpft.

Wie aus dem Energiewende-Barometer der IHK-Organisation, an dem sich über 3.500 Unternehmen aus allen Branchen und Region beteiligt haben, hervorgeht, gibt lediglich ein Fünftel der Unternehmen an, seinen Energieverbrauch um mehr als fünf Prozent zu reduzieren zu können. 60 Prozent der Betriebe sehen bei ihrem Gasverbrauch in den kommenden fünf Jahren keine oder nur sehr geringe Einsparmöglichkeiten von bis zu zwei Prozent. 20 Prozent der Unternehmen können nach eigener Einschätzung auf zwei bis fünf Prozent ihres bisherigen Verbrauchs verzichten.

"Der Überlebenskampf der Betriebe angesichts der explodierenden Energiepreise hat dazu geführt, dass die kurzfristigen betrieblichen Einsparpotenziale ausgeschöpft wurden", so DIHK-Präsident Peter Adrian.

Weitergehende Ziele, den Gasverbrauch in laufenden Produktionsbetrieben zu reduzieren, seien unrealistisch.

"Der Rückgang des Gasverbrauches in der Wirtschaft ist inzwischen immer öfter Folge von Betriebsstilllegungen oder Produktionseinschränkungen. Wir müssen daher nach anderen Möglichkeiten suchen, um zusätzliches Gas zu mobilisieren oder Gas zum Beispiel bei der Stromerzeugung einzusparen. Nur so werden wir Insolvenzen vermeiden und Wertschöpfungsketten erhalten."

Keine Abschlagszahlung im Dezember: Soforthilfe der Regierung für Gaskunden

Die deutsche Bundesregierung bringt eine milliardenschwere "Soforthilfe" für Gaskunden auf den Weg. Gas- und Wärmekunden sollen von ihren Abschlagszahlungen für den Monat Dezember freigestellt werden. Dazu hat das Wirtschaftsministerium die Ressortabstimmung eingeleitet, wie die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch aus Regierungskreisen erfuhr. Damit sollen in einem ersten Schritt die Vorschläge der von der Regierung eingesetzten Expertenkommission Gas umgesetzt werden.

Die "Soforthilfe" soll einen Ausgleich für die im Zuge der Sanktionskrise drastisch gestiegenen Energierechnungen im Jahr 2022 schaffen und die Zeit bis zur geplanten Einführung der Gaspreisbremse im kommenden Frühjahr überbrücken. Mieter und Mitglieder von Wohneigentumsgemeinschaften sollen die Entlastung im Rahmen ihrer jährlichen Heizkostenabrechnung erhalten und eine entsprechende Information über die geschätzte Höhe ihrer Entlastung.

Insgesamt werden die Entlastungen im niedrigen einstelligen Milliardenbereich liegen, wie es aus Regierungskreisen hieß. Die Finanzierung erfolge aus dem neuausgerichteten Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Mit diesem "Abwehrschirm" in Höhe von bis zu 200 Milliarden Euro will die Bundesregierung für Verbraucher und Unternehmen die Folgen der hohen Energiepreise abfedern.

Geschäfte wie gewohnt: Niederlande gewähren Dutzenden Firmen Ausnahmen von EU-Sanktionen gegen Russland

Mehrere niederländische Ministerien haben Dutzenden Unternehmen im Land bislang Ausnahmen von EU-Sanktionen gegen Russland gewährt. Wie es in einem Bericht von RTL Nieuws heißt, sei dies insgesamt in 91 Fällen passiert. So habe etwa das niederländische Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft trotz eines EU-Verbots für Schiffe unter russischer Flagge, europäische Häfen anzulaufen, dennoch 34 Schiffen den Zugang zu den Häfen des Landes gestattet. Begründet wurde dies damit, dass die Frachter wichtige Güter wie Aluminium und Lebensmittel transportierten. Auch die Ressorts Wirtschaft, Finanzen oder Bildung hätten Ausnahmeregelungen getroffen.

Die Namen der betreffenden Unternehmen, der Wert der von den Sanktionen ausgenommenen Geschäftsvorgänge sowie die entsprechenden Wirtschaftszweige sind nicht bekannt. Die Informationen seien "unternehmenssensibel", erklärte das niederländische Außenministerium auf eine Anfrage von RTL. Als Begründung für die Gewährung der Ausnahme von den EU-Sanktionen erklärte der Sprecher, dass "in bestimmten Fällen ein gewisses Maß an Flexibilität ermöglicht" werden sollte.

Fast jeder Vierte: Mehr Rentner gehen mit Abschlägen in Rente

Der Anteil der Rentner, die mit Abschlägen in Rente gegangen sind, ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. So gingen im vergangenen Jahr 858.000 Menschen neu in Rente, davon 24,5 Prozent oder 210.616 mit Abschlägen, wie die Deutsche Rentenversicherung am Mittwoch in Berlin anhand ihrer bereits veröffentlichten Statistik mitteilte. Im Jahr davor waren 829.000 Menschen neu in Rente gegangen, davon 23,4 Prozent oder 193.839 mit Abschlägen. Zuvor hatte das Springerblatt Bild darüber berichtet.

Audi-Chef fordert Tempolimit und autofreie Tage

Markus Duesmann, der Vorstandsvorsitzende der Audi AG, hat sich in der Sanktionskrise für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen und die Einführung von "autofreien Tagen" ausgesprochen.

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung sagte der Manager, man sehe den Bestelleingang in Europa zurückgehen. Der lange Krieg und die steigenden Energiepreise würde die Menschen beunruhigen, was sich in Form von Zurückhaltung bei Kaufentscheidungen auswirke. 

Noch herrsche bei Audi Vollbeschäftigung, aber eine sinkende Nachfrage könne Kurzarbeit und Stellenabbau zur Folge haben.

Im Ukrainekonflikt setzt der Manager auf Härte: "Ein Ende des Krieges aus wirtschaftlicher Schwäche, das ist keine Option." Ein Zurückweichen des Westens würde "unsere Gesellschaftsordnung in Gefahr" bringen.

Der zum Volkswagen-Konzern gehörende Autobauer stellt seine Produktpalette seit einigen Jahren auf Elektromobilität um. Die Entwicklung einer neuen Generation von Benzin- und Dieselantrieben wurde 2021 gestoppt.

Mercedes will Anteile an russischen Tochtergesellschaften verkaufen

Der Autobauer Mercedes-Benz will sich weiter aus Russland zurückziehen und seine Anteile an russischen Tochtergesellschaften an einen lokalen Investor veräußern. Das sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm am Mittwoch in Stuttgart. Bei dem Investor handele es sich um den russischen Autohändler Awtodom.

Allerdings stehe der Vollzug der Transaktion noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Wilhelm sprach von einem konsequenten Schritt, nachdem das Unternehmen nach Beginn der russischen Sonderoperation in der Ukraine bereits den Export von Fahrzeugen nach Russland sowie die lokale Fertigung eingestellt hatte.

25.10.2022 15:15 Uhr

Baubranche in der Krise

Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilt, sind die Aufträge im Baugewerbe im August im Vergleich zum Vormonat um 6 Prozent und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 15,6 Prozent gesunken. 

Gleichzeitig sanken die Umsätze zum Vorjahresmonat real um 5,1 Prozent. 

ifo-Geschäftsklimaindex weiter gesunken

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich weiter eingetrübt. Der vom Münchner ifo-Institut monatlich ermittelte Index zum Geschäftsklima in Deutschland ist im Oktober um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gefallen. Mit 84,3 Punkten ist dies der niedrigste Stand seit Mai 2020. Die Geschäftserwartung ist damit auf dem Niveau der Coronakrise angelangt. 

Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe bleiben die Aussichten düster. Die Kapazitätsauslastung sank erneut, die Auftragslage trübt sich ein. Der Handel schätzt seine Situation aktuell etwas besser ein. Der Ausblick bleibt jedoch negativ. Insbesondere für das Weihnachtsgeschäft verheißt der Indikator nichts Gutes. Auch beim Baugewerbe stellt sich alles andere als Optimismus ein. Im Gegenteil, der Indikator ist auf dem niedrigsten Stand seit 2016. Auftragslage und Ausblick bleiben negativ. Lediglich der Dienstleistungssektor hat sich etwas erholt. Die Dienstleister blicken etwas weniger skeptisch in die Zukunft. 

Das ifo-Institut befragt monatlich 9000 Unternehmen aus den Bereichen Bau, Industrie, Handel und Dienstleistung zur aktuellen Geschäftssituation und ihren Erwartungen für die kommenden sechs Monate.

24.10.2022 22:31 Uhr

Umfrage: Ein Viertel der Unternehmen plant Abbau von Arbeitsplätzen

Wie aus einer am Montag veröffentlichten ifo-Umfrage für die Stiftung Familienunternehmen hervorgeht, plant ein Viertel der Unternehmen in Deutschland aufgrund der Energiekrise den Abbau von Arbeitsplätzen. 57 Prozent der befragten Firmen gaben an, deswegen geplante Investitionen verschieben zu wollen. 17 Prozent der Firmen gaben an, energieintensive Geschäftsfelder ganz aufgeben zu wollen. Durch die Umfrage wird auch deutlich, dass sich die Lage wesentlich verschlechtert hat: Im Vergleich zum April haben die Firmen nun deutlich pessimistischer auf dieselben Fragen reagiert.

Weiterhin denken 13 Prozent der Firmen über einen Produktionsstopp nach, neun Prozent wollen Betriebsstätten ins Ausland verlagern. 90 Prozent der Unternehmen wollen aufgrund der gestiegenen Energiekosten zudem ihre Preise erhöhen. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, bezeichnete dies als Alarmsignal:

"Wir sehen seit einiger Zeit eine schleichende Verlagerung industrieller Wertschöpfung. Dies werden wir als Deindustrialisierung und Wohlstandsverlust erst in Jahren spüren – dann aber unumkehrbar."

Damit beschleunige sich eine "fatale Entwicklung" in Deutschland, so Kirchdörfer. Die Stiftung plädiert daher für eine Ausweitung des Energieangebots und fordert eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken nicht nur um wenige Monate, einen Ausbau der erneuerbaren Energien und den weiteren Einsatz von Kohlekraftwerken. Auch die Senkung der Energiesteuern sowie ein Deckel für Gas- und Strompreise seien geeignete Mittel. An der Umfrage des ifo-Instituts beteiligten sich 1.060 Unternehmen, darunter vor allem Familienunternehmen.

Rückgang der Chip-Produktion deutet auf schwaches Weihnachtsgeschäft

Der Umsatz der globalen Chip-Produktion ist im vergangenen Quartal deutlich zurückgegangen. AMD hat etwa 15 Prozent weniger Umsatz erreicht, als noch im Sommer erwartet wurde; bei der vor allem auf Prozessoren ausgerichteten Produktion wurden nur 5,6 statt 6,7 Milliarden US-Dollar umgesetzt.

Auch Samsung Electronics, der weltweit größte Chiphersteller, verzeichnete einen Gewinnrückgang um ein Drittel. Mittlerweile stammen die größten Erträge nicht mehr aus der Herstellung elektronischer Geräte, sondern aus der Produktion von Speicherchips.

Micron und Kioxia berichteten ebenfalls schrumpfende Umsätze, und der taiwanesische Auftragshersteller TSMC, der im vergangenen Jahr Schlagzeilen machte, als der Mangel an Chips zu Stillständen in der Automobil-Industrie führte, will seine Investitionen zurückfahren.

Die Entwicklung in der Chipindustrie ist deshalb wichtig, weil sie als ein vorauslaufender Indikator gilt, wie auch bestimmte Rohstoff- und Frachtpreise. Das bedeutet, Rückgänge in dieser Produktion weisen darauf hin, dass in ganz anderen Sektoren demnächst Einbrüche zu erwarten sind.

Die Nachfrage nach Chips sinkt unter anderem, weil die Konsumenten weniger Geld für PCs, Notebooks und Smartphones ausgeben. Das wiederum wurzelt in den allgemein steigenden Lebenshaltungskosten, denen nicht existentiell wichtige Waren zuerst zum Opfer fallen.

Bei der Bewertung dieser Entwicklung sollte man nicht übersehen, dass eigentlich das dritte Quartal eines Jahres das Maximum markiert, da üblicherweise im gesamten Elektroniksektor das Weihnachtsgeschäft den Höhepunkt darstellt. Wenn im Zeitraum von Juli bis September die Produktion an Speicherchips zurückging, zeigt das, dass in den Abnehmerländern der elektronischen Produkte die Erwartung besteht, dass das Weihnachtsgeschäft dieses Jahr weitgehend ausfällt. Produkte wie Smartphones und Tablets gehörten schließlich in den letzten Jahren zu den populärsten Festgaben.

Weiterer Automobilzulieferer insolvent

Der Automobilzulieferer SMA Metalltechnik aus dem baden-württembergischen Backnang hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen, das 1990 gegründet wurde und knapp 1.200 Mitarbeiter hat, beliefert hauptsächlich die deutsche Automobilindustrie mit Wärmetauschern, Verbindungsrohren und Ölleitungen. Neben Backnang hat es noch Niederlassungen in Halle, in Südafrika, in Rumänien und China.

Auslöser der Insolvenz sind zum einen gescheiterte Preisverhandlungen mit den Automobilherstellern, hinter denen sich der massive Anstieg der Erzeugerpreise verbergen dürfte, und zum anderen der Unwille des Großaktionärs, der Indus Holding, weitere Verluste des Unternehmens aufzufangen.

"Es ist SMA nicht gelungen, die notwendigen Anpassungen der bestehenden Lieferverträge zu erreichen", erklärte Indus dazu. Die Holding schreibt insgesamt 61 Millionen Euro auf die Tochter ab.

Bereits Ende September hatte der Vorstand der Holding beschlossen, sich im Falle eines Scheiterns der Preisverhandlungen aus dem Unternehmen zurückzuziehen. "Die Finanzierung von SMA sollte unter den aktuellen Rahmenbedingungen auf die Finanzierung des laufenden Geschäftsbetriebs begrenzt und nur noch bis Ende Oktober 2022 aufrechterhalten werden", hieß es dazu in der Presse.

Die Erzeugerpreise sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im September 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 45,8 Prozent gestiegen. Bei Roheisen, Eisenlegierungen und Stahl lag die Steigerung bei 19,8 Prozent. Die Insolvenz von SMA Metalltechnik ist also letztlich darauf zurückzuführen, dass die massiven Steigerungen bei den Materialien nicht mehr an die Endkunden weitergereicht werden können. Es handelt sich hierbei um das gleiche Phänomen, das derzeit zu partiell leeren Regalen in den Supermärkten führt, weil Hersteller Preise verlangen, die die Handelsunternehmen für nicht umsetzbar halten.

Im Falle von SMA Metalltechnik dürften selbst bei einer Rettung des Unternehmens durch das Insolvenzverfahren die meisten Arbeitsplätze in Deutschland einer Verlagerung zum Opfer fallen.

OBI-Zentrale im Wermelskirchen entlässt 150 Mitarbeiter

Die Baumarkt-Kette OBI entlässt in der Systemzentrale in Wermelskirchen 150 Mitarbeiter, betroffen sind nach Unternehmensangaben vor allem Stellen im Verwaltungs- und Logistikbereich. Als Grund für die Entlassungen werden "wirtschaftliche Herausforderungen" genannt. Am Standort Wermelskirchen sind 3000 Mitarbeiter angestellt, weltweit sind es etwa 43.000. Noch während der Corona-Krise hatte OBI wie auch andere Baumärkte profitiert, da während der Lockdowns die Baumärkte teilweise geöffnet waren. Dies führte zu einem "Heimwerker-Boom", da die Menschen die Zeit für Renovierungsarbeiten nutzten. Doch nun hat das Unternehmen mit der Inflation, den gestiegenen Rohstoffpreisen und dem veränderten Kaufverhalten der Kunden zu kämpfen.

Als Grund führt OBI auch die Umstrukturierung des Unternehmens an: Man wolle in Zukunft den Bereich Technologie ausbauen. Mitarbeiter berichten laut RP Online  von einem zunehmend "vergifteten Arbeitsklima". Ein Angestellter, der aus Angst vor Konsequenzen anonym bleiben möchte, erzählte, dass Mitarbeiter aus allen Bereichen gedrängt werden, zu kündigen beziehungsweise "Angebote zum freiwilligen Ausscheiden" anzunehmen, wie es das Unternehmen nennt. Die Firmensprecher bestreiten die Vorwürfe. Bereits im März wurde zudem bekannt, dass die Baumarkt-Kette sich komplett aus Russland zurückzieht. Genützt hat diese Entscheidung offenbar wenig.

22.10.2022 20:05 Uhr

Küchenbaufirma: Insolvenz durch Stromausfall mit Datenverlust

Die Firma rational einbauküchen solutions GmbH aus Melle bei Osnabrück hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen baut seit fast 60 Jahren maßgefertigte Einbauküchen und wurde regelmäßig für das Design seiner Produkte ausgezeichnet.

Der Grund seien nach Presseberichten nicht die steigenden Energiepreise, sondern ein regionaler Stromausfall, der die Server beschädigt habe und in dessen Folge viele Daten unwiederbringlich verloren gegangen seien. Deshalb könnten keine Aufträge mehr bearbeitet und an die Produktion weitergeleitet werden. Über den Grund des Stromausfalls ist nichts weiter bekannt.

Die Firma mit 64 Mitarbeitern hat die Insolvenz beantragt, da auch keine Prognose möglich sei, wann die Produktion wieder aufgenommen werden könne; der dadurch entstehende Umsatzausfall habe die drohende Zahlungsunfähigkeit herbeigeführt.

Diese Insolvenz in Folge eines Stromausfalls mit Datenverlust ist zwar die erste in Deutschland, wird aber vermutlich nicht die letzte bleiben. Die Folgen von Datenverlusten dürften kaum absehbar sein; aber die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen in naher Zukunft ist hoch. Bisher wurde von der Bundesregierung zwar beständig zum Energiesparen aufgerufen, das Thema Datensicherheit ist aber noch nicht in den Fokus der Wahrnehmung gerückt, dabei dürften solche Schäden mit die weitreichendsten vorübergehender Stromausfälle sein.

2,1 Millionen Menschen konnten schon 2021 ihre Wohnung nicht ausreichend heizen

Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, konnten sich bereits vor Beginn der Energiekrise, die vom Sanktionsregime des Westens gegen Russland ausgelöst wurde, nicht alle Deutschen eine ausreichend beheizte Wohnung leisten. 3,2 Prozent aller Deutschen konnten nach eigener Einschätzung ihre Räumlichkeiten im Jahr 2021 aus finanziellen Gründen nicht angemessen beheizen. 

Betroffen waren vor allem Alleinerziehende und alleinstehende Menschen. Im EU-Vergleich waren von Energiearmut Litauen, Bulgarien und Zypern am stärksten betroffen.

21.10.2022 21:50 Uhr

Rekordinflation: Bundeswehr muss mehrere geplante Rüstungsprojekte im Sondervermögen streichen

Durch die hohe Inflation und den relativ starken US-Dollar verteuern sich Rüstungseinkäufe massiv. Die Bundesregierung muss daher die geplante Ausrüstungsoffensive für die Bundeswehr massiv kürzen. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Kreise der Industrie und Politik berichtet, müssen viele Projekte abgeblasen werden.

Grund dafür ist die drastisch gestiegene Inflation, die die geplanten Rüstungseinkäufe verteuert. Der Bundesrechnungshof bemängelte zudem, dass die geplanten Projekte das Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden überschreiten. Da die Projekte über mehrere Jahre laufen, stelle die Inflation in dieser Dimension ein ernstes Finanzproblem dar. Unter anderem stehen nun eine dritte Tranche der Korvette K130, neue Eurofighter für die elektronische Kampfführung und neue Fregatten auf der Kippe. Auch die Anschaffung neuer Panzerhaubitzen als Ersatz für die an die Ukraine gelieferten Systeme steht auf Messers Schneide.

Aber auch bei anderen Projekten wie beispielsweise der Anschaffung des Kampfjets F-35 könnte es zu einer Reduzierung der geplanten Stückzahl kommen. Die Stückzahl des zweiten Loses des Schützenpanzers Puma, für das in diesem Jahr 304 Millionen Euro veranschlagt wurden, reduziere sich wöchentlich, so ein Vertreter der Koalition.

Laut Handelsblatt gebe es Gespräche zwischen der Politik und der Industrie über die Projekte. Vertreter aus der Rüstungsbranche sind außerdem der Meinung, dass das geplante Sondervermögen von 100 Milliarden Euro nicht ausreichen werde. Um die Wünsche der Bundeswehr zu erfüllen, seien mindestens 200 Milliarden Euro notwendig.

Studie: Sachsen-Anhalts Wirtschaft leidet besonders unter hohen Gaspreisen

Eine Studie der Berliner Rating-Agentur Scope prognostiziert für Sachsen-Anhalts Wirtschaft nichts Gutes, wie der MDR berichtet. Aufgrund der besonders energieintensiven Industrie wird die aktuelle Energiekrise Sachsen-Anhalt besonders stark in Mitleidenschaft ziehen.

Die energieintensive Chemieindustrie in Bitterfeld, Leuna oder Wittenberg-Piesteritz ist besonders schwer von den hohen Gaspreisen betroffen. Ähnliches gelte auch für die Papierindustrie in dem mitteldeutschen Bundesland.

Die Studie prognostiziert für die Produktion in Sachsen-Anhalt einen Rückgang von 0,9 Prozent. Eine schlechtere Prognose wird mit 1,2 Prozent lediglich für Rheinland-Pfalz vorausgesagt.

Bloomberg-Bericht: Embargo auf russisches Öl dürfte im Winter zu Dieselknappheit in der EU führen

Nach dem Inkrafttreten des EU-Embagros auf russisches Erdöl und Erdölerzeugnisse wird in diesem Winter mit einem starken Einbruch der Dieselreserven in der Staatengemeinschaft gerechnet. Dies berichtete die US-Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch.

Nach Schätzungen von Wood Mackenzie, einem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen für Bereiche wie Bergbau, Energie und Erneuerbare Energien, werden die Dieselreserven in Nordwest-Europa im Februar auf 210,4 Millionen Barrel sinken und damit auf den niedrigsten Stand seit 2011. Zugleich würde das Embargo auf russisches Rohöl die Dieselpreise in die Höhe treiben.

Die EU-Staaten hatten sich Mitte Juni auf ein Teil-Embargo gegen Russland geeinigt. Es wurden vorerst nur russische Öllieferungen über den Seeweg unterbunden. Die Sanktionen sollen nach einer Übergangsfrist in diesem Winter in Kraft treten. So gilt das Embargo auf Einfuhr von Rohöl ab 5. Dezember 2022, während jenes auf Raffinerieprodukte wie Benzin oder Diesel am 5. Februar 2023 in Kraft tritt. Der Chefanalyst von Wood Mackenzie, James Burleigh, sagte gegenüber Bloomberg:

"Der Rückgang im Februar wird aufgrund des Endes der russischen Importe erwartet, und das zu einer Zeit, in der die Nachfrage saisonal hoch ist."

Er warnte zugleich davor, dass die Importe aus alternativen "Fernquellen eingeschränkt werden könnten".

Diesel trägt zur Versorgung großer Teile der europäischen Wirtschaft bei, und mehr als ein Drittel davon kommt nach wie vor aus Russland. Die Dieselpreise sowohl in der EU als auch in den USA sind derweil bereits so stark gestiegen wie seit Monaten nicht mehr. Analysten warnen, dass dies die Inflation vor dem Winter antreibe und die Aussicht auf Versorgungsunterbrechungen, insbesondere in der EU, erhöhe, wodurch zugleich das Risiko einer weltweiten Rezession zunehme.

Erzeugerpreise steigen im Jahresvergleich um 45,8 Prozent

Das Statistische Bundesamt teilt mit, dass die Erzeugerpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 45,8 Prozent gestiegen sind. Das ist der höchste bisher gemessene Anstieg seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Erzeugerpreise um 2,3 Prozent. Im August hatte die Steigerung gegenüber dem Vormonat noch bei 7,9 Prozent gelegen. 

Die Erzeugerpreise gelten als Indikator für die Inflationsentwicklung, da die Produzenten steigende Preise in der Produktion in Form von Preisaufschlägen an die Verbraucher weiterreichen.

20.10.2022 22:10 Uhr

Schleifmittel-Hersteller Dronco mit 200 Angestellten ist insolvent

Der Schleifmittel-Hersteller Dronco aus Wunsiedel hat zu Beginn der Woche vorläufig Insolvenz angemeldet. Wie BR24 berichtet, sind die 200 Angestellten heute bei einer Betriebsversammlung über den Schritt informiert worden. Wie es von den Insolvenzverwaltern heißt, sind die Gründe hierfür unter anderem der Rückgang der Umsatzerlöse sowie die teuren Preise für Rohstoffe und Energie.

Während das Unternehmen durch den Heimerker-Boom noch gut durch die Corona-Krise kam, merke man nun deutlich, dass die Menschen sparen und weniger kaufen, so Sebastian Netzel von den Insolvenzverwaltern Brinkmann und Partner. Zudem haben sich die Energie- und Rohstoffpreise drastisch erhöht.

Der Betrieb werde unter Aufsicht des Insolvenzverwalters vorerst weitergeführt, die Mitarbeiter erhalten in den nächsten drei Monaten Insolvenzgeld. Das Unternehmen hofft nun, sich für die Zukunft neu aufstellen zu können. Seit dem Jahr 2015 ist Dronco ein Tochterunternehmen der Osborn GmbH, die als weltweit führend in den Bereichen Oberflächenbearbeitung und Veredelung von Oberflächen gilt. Die von Dronco hergestellten Trenn- und Schleifscheiben werden nach eigenen Angaben in mehr als 120 Länder exportiert.

Kein Uran aus Russland – USA wollen jetzt Waffenuran "verheizen"

Nicht nur einige europäische Länder setzen für die Sicherung ihrer zukünftigen Energieversorgung auf Kernkraftwerke, auch die USA tun es. Es werden gerade kleine Reaktoren entwickelt, die doppelt so effizient arbeiten sollen wie die bisher gebauten Modelle.

Der Haken an der Sache? Der Brennstoff dieser Reaktormodelle ist sogenanntes HALEU-Uran, also Uran, in dem der Anteil des reaktiven Isotops 235 zwischen 5 und 20 Prozent liegt. In natürlichem Uran liegt der Anteil von U235 nur bei 0,72 Prozent. Bisher haben die USA etwa 14 Prozent des Urans für ihre Kraftwerke aus Russland bezogen, beim angereicherten liegt der Anteil allerdings bei 28 Prozent.

Es finden sich allerdings nach Meldung von Reuters keine Firmen im Westen, die vor Ablauf mehrerer Jahre im Stande wären, Uran mit dieser Anreicherung zu liefern; schon die Genehmigungsverfahren für die Anreicherungsanlagen sind aufwändig und langwierig. Die Firma Centrus, die bereits einen Vertrag mit der US-Regierung über die Lieferung von HALEU-Uran besitzt, wird die Produktion im kommenden Jahr beginnen, aber erst in fünf Jahren eine Produktionskapazität von 13 Tonnen erreichen, was nur ein Drittel des Bedarfs der geplanten neuen Reaktoren abdeckt, von dem im Jahr 2030 ausgegangen wird.

Uran unterliegt zwar nicht den antirussischen Sanktionen, aber die Vereinigten Staaten wollen dennoch nicht auf diese Lieferquelle zurückgreifen. Das wahrscheinliche Ergebnis wird nun eine unfreiwillige Abrüstungsmaßnahme sein. Weil die Anreicherung nicht möglich ist, soll gelagertes waffenfähiges Uran, bei dem der Anteil von U235 bei 90 Prozent liegt, abgereichert werden, um den Brennstoffbedarf zu decken.

Energie- und Rohstoffkosten ziehen Varta in die roten Zahlen

Die gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie haben den traditionsreichen deutschen Batteriehersteller Varta mit Sitz im baden-württembergischen Ellwangen im dritten Quartal in die roten Zahlen gerissen. Vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten stand nach vorläufigen Zahlen ein Verlust von 2,5 Millionen Euro, wie das im MDax gelistete Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte ein Plus von gut 70 Millionen Euro gestanden.

Varta begründete die Entwicklung auch mit Verzögerungen bei Kundenprojekten im gewöhnlich gewinnträchtigen Geschäft mit Mikrobatterien. Der Konzernumsatz fiel mit 194 Millionen Euro um etwa 14 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor. Bereits Ende September hatte die Varta-Führung ihre Geschäftsprognosen für 2022 zurückgezogen. Die endgültigen Quartalszahlen sollen wie geplant am 15. November veröffentlicht werden.

Weitere 40 Milliarden Steuergelder: Uniper-"Rettung" wird immer teurer

Ein Fass ohne Boden? Das erst vor wenigen Wochen von der Bundesregierung verabschiedete zweite Rettungspaket für den Gasriesen Uniper ist anscheinend zu wenig, um die Geschäfte des deutsch-finnischen Konzerns mit Sitz in Düsseldorf aufrechtzuerhalten. Das berichtete das Handelsblatt am Donnerstag und berief sich auf "Finanz- und Regierungskreise".

In Berlin will man demnach, je nach Gaspreisentwicklung, einen kleineren oder mittleren zweistelligen Milliardenbetrag zusätzlich für das Unternehmen bereitstellen. Ein Insider betonte:

"In Summe könnte das auf Mehrkosten von zehn bis 40 Milliarden Euro hinauslaufen."

Erst im September wurde ein 26,5 Milliarden Euro schweres Rettungspaket für Deutschlands größten Gashändler verabschiedet.

19.10.2022 22:50 Uhr

Biden gibt Verkauf von 15 Millionen Barrel Öl aus der strategischen Reserve bekannt


US-Präsident Joe Biden hat den Verkauf von 15 Millionen Barrel Öl aus der strategischen Reserve der USA bis zum Ende des Jahres bekannt gegeben. Falls nötig, könne weiteres Öl auf den Markt gepumpt werden, so Biden. Falls der Ölpreis wieder unter 70 US-Dollar je Barrel fällt, soll die Reserve wieder aufgefüllt werden. Derzeit liegt der Ölpreis bei etwa 86 US-Dollar. Mit der Freigabe soll der Ölpreis in den USA stabilisiert werden. Die Ankündigung erfolgte vor dem Hintergrund der US-Kongresswahlen im November. Die Staaten der OPEC+ hatten vor kurzem außerdem eine Kürzung der Ölförderung angekündigt.

CERN muss Strom sparen: Größter Teilchenbeschleuniger der Welt geht früher in die Winterpause

Der Large Hadron Collider (LHC) am Forschungszentrum CERN in der Nähe von Genf gilt als eine der weltweit größten Maschinen. Entsprechend hoch ist ihr Strombedarf. In dem Teilchenbeschleuniger werden Protonen und Atomkerne auf einer Strecke von fast 27 Kilometern nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und unter hohem Energieeinsatz dazu gebracht, miteinander zu kollidieren.

Das Verfahren ist mit enormen Stromkosten verbunden. Pro Jahr werden etwa 1,3 Terawattstunden benötigt. Zum Vergleich: Genf verbraucht im Jahr etwa 3 Terawattstunden. Der Großteil der Energie wird dabei für supraleitende Magnete benötigt, die die Teilchen beschleunigen und auf Kurs halten. Grundlage dessen ist eine Vereinbarung mit dem französischen Stromanbieter Électricité de France (EDF): Die Messungen werden normalerweise im Sommer durchgeführt, wohingegen im Winter, wenn der Stromverbrauch hoch ist, Wartungsarbeiten stattfinden. Ganz abstellen lässt sich der Beschleuniger jedoch nicht, da die Kühlung der Magnetspulen mit flüssigem Helium aufrechterhalten werden muss.

Angesichts der angespannten Lage reicht diese Vereinbarung jedoch nicht mehr aus. EDF hat das Forschungszentrum nun aufgefordert, seinen Energieverbrauch zu reduzieren. Das CERN-Zentrum hat daher beschlossen, den Wartungsstopp um zwei Wochen auf den 28. November vorzuverlegen. Zudem wurde eine Reihe kleinerer Maßnahmen veranlasst, etwa die Abschaltung der Straßenbeleuchtung zu bestimmten Zeiten.

Offen ist derzeit noch, ob es bei diesen Maßnahmen bleiben wird: Am CERN werden Pläne erarbeitet, wie der Energiebedarf bei Engpässen im Stromnetz in den kommenden Monaten weiter reduziert werden kann. Mit EDF wurden zudem Vereinbarungen über eine Drosselung der Versorgung bei Stromknappheit getroffen, um das Stromnetz stabil zu halten. 2023 wird die Laufzeit des Beschleunigers zudem um 20 Prozent verringert.

Allerdings ist nicht nur der LHC von der Energiekrise betroffen: Der Teilchenbeschleuniger DESY in Hamburg steht vor ähnlichen Problemen. Die Krise trifft aber beispielsweise auch Superrechner am Forschungszentrum Jülich, die einen hohen Energiebedarf haben, oder Institute, die Tierhäuser unterhalten. Die Politik kümmerte sich bisher vorrangig um private Verbraucher und hatte die Industrie nicht im Blick. Da die Budgets durch die hohen Energiepreise vielerorts überschritten werden, besteht die Befürchtung, dass vor allem am Personal gespart wird. Auch die ohnehin oft prekäre Situation von Nachwuchswissenschaftlern mit zeitlich befristeten Verträgen dürfte sich dadurch weiter verschärfen.

580 Mitarbeiter betroffen: Möbelkonzern Hülsta leitet Insolvenzverfahren ein

Das bekannte Möbelunternehmen Hülsta aus Stadtlohn steht vor dem Aus: Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, leitet die Hülsta Gruppe wegen "besonderer Marktbedingungen" für die Hülstawerke Hüls GmbH & Co. KG und DIHUG GmbH ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ein. Vom Insolvenzverfahren sind damit zwei der 50 Gesellschaften der Hülsta Gruppe betroffen. In diesen sind 580 Mitarbeiter beschäftigt, die nun um ihre Zukunft bangen müssen.

Bereits durch die staatlich verordneten Corona-Maßnahmen geriet die Firma ins Trudeln und jetzt kommt auch noch die Energiekrise hinzu. Geschäftsführer Thomas Knecht erklärte gegenüber der Halterner Zeitung:

"Die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen haben sich grundlegend geändert: Die staatlich angeordneten Maßnahmen des Lockdowns im Zuge der Pandemie haben uns in unserem anhaltenden Restrukturierungsprozess erheblich ausgebremst."

Knecht erklärte weiterhin, dass sich die Lage in der gegenwärtigen Situation nicht gebessert habe:

"Hinzu kommen jetzt beispielsweise horrende Energiekosten für die etwa 100.000 Quadratmeter Produktionsfläche der Hülsta-Werke und massive Preissteigerungen bei Rohstoffen und in der Zulieferung sowie eine allgemeine Kaufzurückhaltung, die im Gesamtmarkt deutlich wird."

Wie das Unternehmen betonte, solle der Betrieb trotz Insolvenzverfahren zunächst weiterlaufen. Man wolle das operative Geschäft weiterführen, auch wenn die "Rahmenbedingungen extrem schwierig sind". Laut Knecht wolle man sich neu aufstellen und "die Unternehmensgruppe an die Anforderungen des Marktes" anpassen. Die Zukunft des Unternehmens und der 580 Angestellten bleibt allerdings ungewiss.

Kretschmer wird bei Unternehmerkundgebung in Grimma ausgebuht

Bei einer Kundgebung initiiert von Unternehmern und Mittelständlern im sächsischen Grimma wurde Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Dienstag ausgebuht und mit "Hau ab!"-Rufen geschmäht. Zuvor hatte er die Bewegung Freie Sachsen als "eine kleine Minderheit" bezeichnet. 

Zu dem Protest auf dem Markt unter dem Motto "Energie statt Ideologie", bei der laut der Sächsischen Zeitung rund 3.000 Personen teilnahmen, hatte der Grimmaer Dachdeckermeister Johannes Heine, der auch für die Freien Wähler im Stadtrat sitzt, aufgerufen.

Wegen Piloten-Streiks: Eurowings fährt Investitionen zurück – Passagiere müssen mit zahlreichen Flugausfällen rechnen

Seit nunmehr drei Tagen streiken die Piloten der Lufthansa-Tochter Eurowings. Während viele Passagiere deshalb auch am Mittwoch wieder vergeblich auf den Start ihres Fliegers warten müssen, zieht die Airline angesichts "massiver Streikschäden", die infolge der Streiktage entstanden seien, erste Konsequenzen. Es sei die Pflicht der Fluggesellschaft, "Millionenschäden abzuwenden und die Zukunftsfähigkeit des gesamten Unternehmens zu sichern", heißt es in einer Mitteilung der Lufthansa-Tochter vom Dienstagabend, über die mehrere Medien berichteten. Die Wachstumspläne für den deutschen Flugbetrieb würden deshalb "mit sofortiger Wirkung gestoppt". 

"Die anhaltende Eskalationsstrategie der Vereinigung Cockpit nimmt uns die notwendige Sicherheit für weitere Investitionen in unseren deutschen Flugbetrieb", erklärte der Eurowings Finanz- und Personalchef Kai Duve dem BR. Angesichts der bisher entstandenen Streikschäden soll die Flotte 2023 nur noch 76 Flieger umfassen und damit fünf weniger als bisher geplant. Auch auf die vorgesehenen 200 Neueinstellungen will die Fluggesellschaft deshalb ebenso verzichten wie auf Beförderungen in den Kapitänsrang. Zudem sollen junge Piloten nach ihrer Ausbildung ab dem kommenden Jahr nur befristete Verträge bekommen. Das sei die Konsequenz aus den "massiven Streikschäden".

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) fordert von der Airline unter anderem 14 zusätzliche freie Tage, Eurowings bietet bisher 10. Nachbesserungen lehnt das Management von Eurowings als wirtschaftlich nicht machbar ab. Auch am Mittwoch kommt es daher deutschlandweit zu zahlreichen Flugausfällen. Allein am Flughafen Köln fallen heute voraussichtlich 18 Ab- und 23 Anflüge des Ferienfliegers von und nach Köln aus, wie auf der Webseite des Flughafens mitgeteilt wird. In Hamburg wurden nach Angaben des Flughafenbetreibers 36 der ursprünglich 44 geplanten Eurowings-Abflüge gestrichen. Außerdem entfallen etwa ebenso viele Ankünfte. Es ist bereits das zweite Mal in diesem Monat, dass die Eurowings-Piloten ihre Arbeit ruhen lassen. 

18.10.2022 21:40 Uhr

Um Energie zu sparen: Aldi Nord schließt zahlreiche Filialen ab November bereits 20 Uhr

Der Discounter Aldi Nord schließt ab November viele Filialen zwei Stunden eher. Damit soll Energie eingespart werden.

Auf Twitter teilte die Konzernkommunikation mit:

"Als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland passt Aldi Nord die Öffnungszeiten zahlreicher Märkte an und leistet damit aktiv einen Beitrag zum Energiesparen."   

Hochbaufirma Wolff: Insolvenz nach 125 Jahren

In Saarbrücken hat das Hochbauunternehmen Wolff Insolvenz angemeldet. Die Firma, die seit 125 Jahren besteht und 105 Beschäftigte hat, konnte einer Vielzahl von Problemen nicht standhalten. Nach den pandemiebedingten Personalengpässen folgten Preiserhöhungen bei Baumaterialien, die nicht einmal alle durchgehend verfügbar waren. Auch Handwerker aus der Ukraine seien ausgefallen. Die dadurch ausgelösten Verzögerungen führten wiederum zu Vertragsstrafen bei vielen Projekten.

Ein Drittel des jährlichen Umsatzes von 60 Millionen Euro soll in der Firmenkasse fehlen. Der Insolvenzverwalter setzt darauf, dass der Betrieb weitergehen könne, und sagt, "im Moment sei einfach nur zu wenig Cash auf dem Konto", um den laufenden Verpflichtungen nachzukommen, was ein Insolvenzverfahren erforderlich mache. Die Firma habe aber volle Auftragsbücher.

Allerdings ist in den vergangenen Monaten die Anzahl der stornierten Bauaufträge in der gesamten Bauwirtschaft gestiegen und die Kosten für Baumaterialien dürften weiter steigen. Es ist also noch keinesfalls gesichert, dass die Firma diese Krise übersteht.

NRW: Autozulieferer Borgers geht in Insolvenz

Der nordrhein-westfälische Autozulieferer Borgers SE & Co. KGaA hat Insolvenz angemeldet, wie t-online berichtet. Die Firma aus Bocholt gilt nach eigenen Angaben als Spezialist für textile Bauteile in Fahrzeugen. Die seit 1866 bestehende Firma stellt Dämpfungen, Verkleidungen und Isolationen für Autos her.

Eigenen Angaben zufolge hatte die Borgers-Gruppe Ende 2020 noch 6.166 Vollzeitkräfte. Der Umsatz war 2020 gegenüber dem Vorjahr um 204 Millionen auf 660 Millionen Euro gesunken. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise seit 2021 setzen dem Unternehmen darüber hinaus deutlich zu.

Cum-Ex-Skandal: Razzia bei der Deutschen Bank

Die Staatsanwaltschaft Köln durchsucht derzeit nach Informationen von WDR und SZ Büros der größten deutschen Bank in Frankfurt am Main. Wieder steht die Verwicklung der Bank in Cum-Ex-Geschäfte im Fokus, die Beamten sind auf der Suche nach Beweismitteln.

Mehr als 100 Polizisten aus NRW, hessische und nordrhein-westfälische Steuerfahnder sowie Beamte des Bundeszentralamtes für Steuern durchkämmen laut ARD die Büros nach E-Mails und anderen Daten. Ins Visier der Ermittler sind auch weitere Konzerngesellschaften sowie Privatwohnungen von zehn Verdächtigen geraten.

Nutzung eines LNG-Schiffes kostet jetzt rekordverdächtige 400.000 Dollar pro Tag

Die Frachtraten für Schiffe, die verflüssigtes Erdgas transportieren, erreichten am Dienstag ein Allzeithoch. Laut Informationen des Branchen-Dienstleisters Spark Commodities kostet das Chartern eines LNG-Schiffes im Atlantik derzeit 397.500 Dollar pro Tag. 

So sind nach Angaben von Business Insider seit dem Beginn der Ereignisse in der Ukraine und daraus resultierender politischer Entwicklungen die durchschnittlichen Kosten in diesem Zeitraum von 14.300 Dollar auf aktuell knapp 400.000 Dollar gestiegen. Im Juni lag der Tageskurs bei rund 77.000 Dollar. Anfang Oktober sprang der Preis auf rund 300.000 Dollar.

Ein Großteil dieser Gaslieferungen erfolgt auf dem Seeweg. Den Angaben des Datenanalysten Refinitiv zufolge machten die Lieferungen aus den USA bis September mehr als 70 Prozent der Gaseinfuhren nach Europa aus. Deutschland hat demnach aktuell fünf Spezialtanker gechartert.

17.10.2022 20:36 Uhr

Energiekrise: In deutschen Wäldern wird mehr Holz geklaut

Brennholz ist aufgrund der Energiekrise derzeit sehr begehrt, was sich auch bei den Preisen zeigt. Lag der Festmeter im vergangenen Jahr noch bei 60 bis 70 Euro, werden nun teilweise Preise von bis zu 200 Euro aufgerufen. Viele Händler beliefern derzeit nur ihre Stammkunden. Die Folgen: In deutschen Wäldern sind vermehrt Holzdiebe unterwegs. Wie der Waldeigentümerverband AGDW in Berlin gegenüber dem WDR erklärte, liegen die Schäden in Millionenhöhe.

Adalbert Koch vom Regionalforstamt Münster erklärte, dass sich in der Region Meldungen über Holzklau häufen: Leute kommen mit einem kleinen Anhänger, sägen einen Stamm mit einer Motorsäge klein, laden auf und verschwinden. Vielen sei es nicht einmal bewusst, aber dies sei Diebstahl. Im Forstamt Münster habe man rund 85 Prozent Privatwald. Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen sagte, es wurden auch schon professionelle Holzdiebe angezeigt, die ganze LKW-Ladungen entwendeten. Das Entwenden von Holz aus dem Wald oder Fällen von Bäumen sei aber kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, und könne mit hohen Geldstrafen oder in besonderen Fällen sogar mit Freiheitsstrafen geahndet werden.

Holzdiebe in Nordrhein-Westfalen sollten daher auf GPS-Tracker achten, die Wald und Holz NRW stichprobenartig einsetzt. Wird der Stamm bewegt, löst der Sender beim Besitzer einen Alarm aus und die Route des Diebes könne nachverfolgt werden, so die Hoffnung der Behörde. Förster berichten auch von Menschen, die trockenes, am Boden liegendes Totholz sammeln und als Brennholz nutzen. Auch hier ist vielen nicht bewusst, dass dies illegal ist. Außerdem schaden sie dadurch dem Wald, da das Totholz wichtig für den Erhalt des Ökosystems ist.

In einigen Fällen ist Sammeln von Brennholz nach den Landeswaldgesetzen der jeweiligen Bundesländer jedoch gestattet. So kann es je nach Gesetz erlaubt sein, in einigen Abschnitten des Waldes Brennholz zu sammeln. In einigen Kommunen ist es auch möglich, Brennholz von speziell dafür gefällten Baumstämmen zu sägen. In der Bundesrepublik geht dies aber natürlich nicht ohne Bürokratie: Hierfür benötigt man einen Selbsterwerbschein, der vom zuständigen Forstamt ausgestellt werden muss.

IWF-Vizechefin: "Deutschland bekommt diese Schocks derzeit besonders deutlich zu spüren"

Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird Deutschland noch längere Zeit mit der Energiekrise zu kämpfen haben. Laut IWF ist Deutschland beim Wirtschaftswachstum mittlerweile Schlusslicht in Europa: Man geht davon aus, dass die Wirtschaft in der Bundesrepublik im kommenden Jahr um 0,3 Prozent schrumpft, stärker als in anderen Ländern. IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath erklärte im Interview mit dem Handelsblatt, dass Deutschland einen größeren Industriesektor als andere Länder hat und deshalb diese Schocks derzeit besonders deutlich zu spüren bekommt. Auch die Sorge vor einer Deindustrialisierung sei nicht ungerechtfertigt:

"Dieser Winter wird schwierig, aber der Winter 2023 könnte noch schlimmer werden. Die Energiekrise wird nicht mehr so schnell verschwinden, die Energiepreise werden noch für längere Zeit hoch bleiben."

Deutschland müsse darauf reagieren und beispielsweise den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen. Zudem brauche man Energielieferungen aus verlässlichen Ländern. Trotz der Krise befürwortet sie den Kurs von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der "Disziplin" bei den Staatsausgaben fordert und die expansive Fiskalpolitik beenden will.

"In vielen Staaten ist die Inflation so hoch wie seit Jahrzehnten nicht, Deutschland gehört dazu. Hier muss alles getan werden, um die Inflation zu senken. Die Europäische Zentralbank erhöht die Zinsen. Aber auch die Finanzpolitik sollte ihren Beitrag leisten."

In Bezug auf Russland erklärte sie, dass die Sanktionen "durchaus einen spürbaren Effekt" hätten, dennoch musste man die Prognosen für Russlands Wirtschaft entgegen früherer Annahmen nach oben schrauben, auch wenn das Wachstum geringer als vor dem Krieg sei. Grund dafür sei der Preisanstieg bei Energie:

"Die Ölexporte aus Russland sind weiter stark, auch wenn sie nun in andere Länder gehen. Auch war Russland fiskalpolitisch sehr aktiv."

16.10.2022 15:47 Uhr

Chemieindustrie sendet Notruf: "Brauchen bezahlbare Energie"

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat in einer Erklärung die Bedeutung bezahlbarer Energie für das Weiterbestehen Branche betont. In einem Tweet des Verbandes heißt es:

"Das Herz unserer Industrie ist die Chemie. Damit es weiterschlagen kann, brauchen wir Energie. Die sparen wir, wo es geht. Doch müssen Strom und Gas bezahlbar sein, sonst geraten wir außer Takt. Mit Folgen für den gesamten Wirtschaftsstandort und uns alle."

In der im Tweet verlinkten Erklärung schreibt der VCI:

"Ohne wettbewerbsfähige Energiepreise müssen Produktionsanlagen heruntergefahren werden. Das könnte aufgrund der Verbundstruktur in großen Standorten eine Kettenreaktion auslösen. Mit gravierenden Auswirkungen auf die Weiterverarbeiter innerhalb und außerhalb der Branche. Und zwar nicht nur bei großen energieintensiven Unternehmen, sondern auch im Mittelstand."

"Damit wir gut durch den Winter kommen!" Wirtschaftsministerium ruft mit Twitter-Video zum Energiesparen auf

Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Bevölkerung mit einem in den sozialen Netzwerken verbreiteten Video zum Sparen von Energie und Wasser aufgerufen. In dem Video heißt es etwa: 

"Der Winter kommt. Energie ist knapp und teuer. Es hilft zu sparen, wo es geht. Wir können alle unseren Beitrag leisten. Und erneuerbare Energien im eigenen Land ausbauen. Damit wir Freiheit bewahren und unser Klima schützen ... Lasst uns alle zusammenhalten. Damit wir gut durch den Winter kommen."

Ein Twitter-Nutzer kommentierte: "Sorgt einfach dafür, dass genügend Energie im Land ist, dann braucht es den Zirkus nicht."

Der Satire-Account QuarkDDR schrieb: "Das ist unsere Benchmark!"

Interhyp: Immobilienzinsen steigen auf höchsten Stand seit 2011

Die Zinsen für Immobilienkredite sind auf den höchsten Wert seit 2011 gestiegen. Das berichtet der Finanzierungsvermittler Interhyp unter Berufung auf seine Daten. Demnach wurde ein zehnjähriges Standarddarlehen vor dem Wochenende mit 3,98 Prozent verzinst. Das Münchner Unternehmen erwartet, dass die Vier-Prozent-Schwelle demnächst überschritten wird. Noch im Februar hatte der Durchschnittszins bei einem Prozent gelegen.

Durch die Druschba-Pipeline fließt wieder Öl

Die durch ein Leck in Polen beschädigte Ölpipeline Druschba ist repariert und wieder voll funktionsfähig. Das erklärte die polnische Betreiberfirma Pern am Sonnabend. Nach Angaben des Unternehmens kann damit auch wieder Öl nach Deutschland geliefert werden. Bereits am späten Mittwochabend hatte der Leitungsbetreiber bekanntgegeben, dass Techniker zum Leck vorgedrungen seien und man zu diesem Zeitpunkt keine Hinweise auf Fremdeinwirkung feststellen könne.

Söder: Mittelschicht fürchtet den Abstieg, viele Betriebe vor dem Aus

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat in einem Interview mit dem Springerblatt Bild am Sonntag (BamS) seine Sorge vor einer massiven wirtschaftlichen und sozialen Krise und einer daraus resultierenden politischen Radikalisierung zum Ausdruck gebracht. Der CSU-Politiker erklärte:

"Ich teile die Sorge unserer Bürgerinnen und Bürger. Die Preise steigen enorm und viele aus der Mitte befürchten den Abstieg. Unzählige mittelständische Betriebe befürchten das Aus. Leider hat die Ampel bis heute zu spät und zu ideologisch auf diese Herausforderungen reagiert. Doch das ist nicht die einzige Sorge … Angst und Unsicherheit sind der Treibstoff für Extremisten. Und vor diesem Winter sind die Menschen verunsichert wie seit Langem nicht. Die Vermengung von Krisen wie Energie und Corona kann zu einer Überforderung und zu einer Destabilisierung der Demokratie führen."

Eine rasche und wirksame Bekämpfung der Energiekrise sei notwendig, um den sich abzeichnenden Aufstieg der AfD zu stoppen. Anders als noch zu Hochzeiten der Corona-Krise geriert sich Söder nicht mehr als Maßnahmenhardliner. In dem Interview sprach sich der Franke gegen eine Maskenpflicht in Innenräumen aus:

"Jeder kann sich doch schützen, indem er freiwillig eine Maske aufzieht und sich impfen lässt."

15.10.2022 14:03 Uhr

Österreich kündigt Steuer für Krisenprofiteure an

Österreich will krisenbedingte extreme Gewinne von Energieunternehmen besteuern. Das kündigte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) am Samstag beim Sender Ö1 an. "Da wird was weitergehen, das trau ich mich jetzt anzukündigen", sagte Kogler. Er wolle Anfang kommenden Jahres ein Modell vorstellen, das möglicherweise auch rückwirkend für 2022 gelten soll. Der größere Koalitionspartner, die ÖVP, hatte sich in dieser Frage bislang zurückhaltend gezeigt.

Die Europäische Union hatte Ende September beschlossen, Energieunternehmen zu verpflichten, einen Teil ihrer Krisengewinne an den jeweiligen Staat abzugeben.

KV Berlin: Arztpraxen prüfen Leistungsreduzierungen ab November

Arztpraxen sind aufgrund der dramatisch steigenden Energiekosten in ihrer Existenz bedroht. Wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin in einer Pressemitteilung vom Donnerstag erklärte, sind davon vor allem Praxen der Radiologie, Nuklearmedizin, Strahlentherapie und Dialysepraxen betroffen. Fachgruppen prüften derzeit eine Reduzierung der Gerätelaufzeiten ab November, "um eine wirtschaftliche Schieflage der Praxen zu vermeiden". Die KV erklärte:

"Keine Frage, die Maßnahme ist drastisch, vor allem für die Patientinnen und Patienten, aber die Politik lässt den Praxen keine andere Wahl. Bis heute gibt es keine Unterstützungsangebote für die ambulante Versorgung mit Blick auf die explodierenden Energiekosten und die Kostensteigerungen durch die hohe Inflationsrate. Wir hören immer nur, dass die Krankenhäuser unterstützt werden sollen, aber die Praxen fallen wie so oft hinten runter."

Von der Politik fordert die Vereinigung Ausgleichszahlungen, wie es sie bereits für Krankenhäuser gebe. 

Jedes zweite deutsche Unternehmen sagt geplante Investitionen ab

Die Sanktionskrise hat für deutsche Großunternehmen besonders dramatische Folgen. Jedes zweite hat eigentlich geplante Investitionen zuletzt zurückgestellt. 39 Prozent der Unternehmen mussten sich komplett aus bestimmten Märkten zurückziehen. Weltweit waren es mit 43 beziehungsweise 30 Prozent deutlich weniger.

Das geht aus einer weltweiten Umfrage hervor, die die Unternehmensberatung EY unter 760 Vorstandsvorsitzenden von Großunternehmen durchführte. 100 diesen haben ihren Sitz in Deutschland. Über die Ergebnisse der Umfrage berichtete das Springerblatt Welt am Sonntag (WamS).

Einer der Autoren der Studie sieht das Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft "angesichts der vielen Krisenherde vor der vermutlich größten Herausforderung seit dem Bestehen der Bundesrepublik".

14.10.2022 17:24 Uhr

Oberlausitz: Hunderte Firmen demonstrieren gegen hohe Energiepreise

Mehrere Hundert Firmenbesitzer haben in der Region um Zittau einen Protest gegen die hohen Energiepreise organisiert. Sie fuhren mit einem Korso bestehend aus PKWs und Lastwagen entlang den Bundesstraßen 96 und 178. Die Kolonne der Fahrzeuge erstreckte sich über mehrere Kilometer. Insgesamt sollen sich rund 700 Fahrzeuge beteiligt haben.

Unternehmen aus der Oberlausitz, darunter Bauunternehmen, Handwerker sowie kleine und mittlere Unternehmen, riefen zu der Demonstration auf. Die Organisatoren erklärten, dass Tausende von Existenzen aufgrund der explodierenden Kosten gefährdet seien. Viele Aufträge würden durch die Krise verloren gehen. Der Oberbürgermeister von Zittau, Thomas Zenker, unterstützte die Aktion und bezeichnete den Protest als völlig berechtigten Hilferuf.

Nahrungsmittel 18,7 Prozent teurer als im Vorjahr

Aus einer Erklärung des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass die Preise für Nahrungsmittel im September 2022 um 18,7 Prozent höher lagen als im Vorjahresmonat. Insgesamt habe sich der Preisauftrieb für Nahrungsmittel seit Jahresbeginn sukzessive verstärkt. Im Monat September seien bei allen Nahrungsmittelgruppen Preiserhöhungen beobachtet worden. In der Erklärung heißt es:

"Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (49,0 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (29,1 Prozent). Auch für Fleisch und Fleischwaren (19,5 Prozent) sowie für Brot und Getreideerzeugnisse (18,5 Prozent) erhöhten sich die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar."

Statistisches Bundesamt: Inflationsrate auf neuem Höchststand

Im August 2022 lag die Inflationsrate gemessen am Verbraucherpreisindex im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 7,9 Prozent.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist der Wert binnen eines Monats nun weiter sprunghaft angestiegen und erreichte im Monat September mit 10,0 Prozent einen neuen Höchststand. Georg Thiel, der Präsident des Statistischen Bundesamtes, wird von der Behörde wie folgt zitiert:

"Die Inflationsrate erreichte mit 10,0 Prozent einen neuen Höchststand im vereinigten Deutschland."

"Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten. Aber wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln."

Zudem hätten das Auslaufen von 9-Euro-Ticket und Tankrabatt den Preisauftrieb im September 2022 verstärkt. Die zeitlich begrenzten Maßnahmen des zweiten Entlastungspakets hätten sich von Juni bis August 2022 dämpfend auf die Gesamtteuerung ausgewirkt.

Die Verbraucherpreise stiegen im September 2022 gegenüber August 2022 deutlich um 1,9 Prozent.

Energiepreise steigen – Heizöl mehr als doppelt so teuer wie im Vorjahr

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sind die Energiepreise inflationsbedingt im Monat September um 43,9 Prozent höher als im Vorjahresmonat, die Preise für Heizöl haben sich mehr als verdoppelt. Aus einer Pressemitteilung geht hervor:

"Die Preise für Energieprodukte lagen im September 2022 um 43,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats (August 2022: 35,6 Prozent). Haushaltsenergie verteuerte sich mit 51,8 Prozent besonders stark: So haben sich die Preise für leichtes Heizöl binnen Jahresfrist mit 108,4 Prozent mehr als verdoppelt, die Teuerung für Erdgas betrug 95,1 Prozent. Die Preise für Strom erhöhten sich um 21,0 Prozent."

Weiter heißt es, die Abschaffung der EEG-Umlage seit Juli 2022 habe die Strompreiserhöhung nur leicht abgefedert.

Bei Kraftstoffen liege die Teuerung im September 2022 bei 30,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Mai 2022, vor Inkrafttreten des Tankrabatts, habe die Teuerung für Kraftstoffe bei 41,0 Prozent gelegen.

34,5 Prozent: Preisanstieg bei Agrarprodukten beschleunigt sich

Der Anstieg der Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte hat sich im August beschleunigt. Die Preise lagen um 34,5 Prozent höher als im August 2021, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Juli hatte die Jahresveränderungsrate bei 33,4 Prozent gelegen und im Juni bei 33,9 Prozent. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Preise im August um 2,1 Prozent.

Der Preisanstieg bei pflanzlichen Produkten um 21,4 Prozent ist nach Angaben der Statistiker erneut vor allem auf die Getreidepreise zurückzuführen. Getreide war auf der ersten Handelsstufe um 39,7 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Speisekartoffeln verteuerten sich um 23,0 Prozent. Die Erzeugerpreise für Obst sanken um neun Prozent.

13.10.2022 21:45 Uhr

Bloomberg-Bericht: Dieselpreise bergen die Gefahr einer weltweiten Rezession

Die Dieselpreise in der EU und den USA seien so stark gestiegen wie seit Monaten nicht mehr, was den Inflationsdruck erhöhe und das Risiko einer weltweiten Rezession steigere, berichtet die Wirtschaftsnachrichten-Plattform Bloomberg.

Zu Beginn dieser Woche näherte sich der europäische Benchmark-Dieselpreis der Marke von 180 US-Dollar pro Barrel. In den USA lagen die Preise in Kalifornien bei über 190 US-Dollar, während sie im New Yorker Hafen fast 170 US-Dollar erreichten.

Der sprunghafte Anstieg der Dieselpreise treibt die Inflation vor dem Winter an und erhöht die Aussicht auf Versorgungsunterbrechungen, insbesondere in der EU, wo ab Februar 2023 ein Embargo gegen russisches Öl und Petrochemikalien in Kraft tritt.

Wegen hoher Inflation und schwacher Konsumlaune: Galeria Karstadt Kaufhof "erneut in bedrohlicher Lage"

Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich nach den Worten ihres Vorstandschefs Miguel Müllenbach "erneut in bedrohlicher Lage". In einem Mitarbeiterbrief, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, berichtete der Manager, der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation hätten Galeria schwer getroffen, und das Unternehmen bei seinen zunächst vielversprechenden Sanierungsbemühungen stark zurückgeworfen worden.

In dem Brief beschrieb der Galeria-Chef nachdrücklich die Probleme der Warenhauskette. Allein für Energie müsse das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren über 150 Millionen Euro mehr aufwenden als bislang geplant. Außerdem schränkten sich die Menschen in ihrem Konsum auf das Nötigste ein. Das gefährde die Zukunft des Unternehmens. Müllenbach schrieb:

"Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen. Daran arbeiten wir gegenwärtig mit Hochdruck."

Zu Berichten, Galeria bemühe sich in diesem Zusammenhang um weitere Staatshilfen, wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

Umsatzeinbruch bei Onlinehändler Otto in Deutschland

Auch die in den vergangenen Jahren wirtschaftlich starken Onlinehändler wie die Otto-Gruppe spüren die Krise. Nach Angaben des Konzernchefs Alexander Birken gegenüber dem Handelsblatt ist der Umsatz in Deutschland im ersten Geschäftshalbjahr von März bis August um 13,5 Prozent zurückgegangen.

Die Verbraucher achteten auf jeden Cent, und eine Trendwende sei nicht absehbar. Im Ausland – etwa in den USA – laufe das Geschäft aber gut. Dort gebe es ein Wachstum von mehr als acht Prozent. Der Umsatz der gesamten Gruppe sei im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres um 5,6 Prozent gesunken.

Zugleich müsse die Otto-Gruppe mit steigenden Kosten in praktisch allen Bereichen zurechtkommen. Dies könne man aber angesichts der hohen Inflation nur zu einem kleinen Teil an die Kunden weitergeben. Deshalb sinke die Gewinnmarge, Spitzenergebnisse der letzten Jahre seien vorerst außer Reichweite.

Energiekrise: Nur jede dritte Firma hat einen Notfallplan

Eine aktuelle Umfrage offenbart Alarmierendes: Nur etwa jedes dritte Unternehmen hat angesichts der Energiekrise einen Notfallplan. Dies geht aus einer Umfrage des ifo-Instituts hervor, bei der zusammen mit dem Personaldienstleister Randstad 700 Personalmanager befragt wurden. Vor allem bei kleineren Unternehmen gebe es kaum Notfallpläne. Johanna Garnitz vom ifo-Institut sagte:

 "Je kleiner das Unternehmen, desto seltener wurden Maßnahmen auf den Weg gebracht. Bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden haben 60 Prozent entsprechende Vorkehrungen getroffen. Bei Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden sind es nur noch 15 Prozent."

Je nach Branche gebe es ebenfalls deutliche Unterschiede:

"Die Industrie ist von der aktuellen Energiepreiskrise am stärksten betroffen. Hier haben sich die Unternehmen mit 43 Prozent bisher am häufigsten auf einen möglichen Engpass vorbereitet", so Garnitz.

Bei den Dienstleistern haben sich 25 Prozent vorbereitet. Im Handel haben hingegen nur 17 Prozent der Unternehmen einen Notfallplan ausgearbeitet. Aufgrund des "Fachkräftemangels" werden Entlassungen aber erst einmal noch nicht in Betracht gezogen. Vielmehr gehe es um den Abbau von Überstunden, Urlaub, Kurzarbeit und darum, mehr Homeoffice zu machen. Die am häufigsten genannte Energiesparmaßnahme sei laut Garnitz allerdings die Senkung der Gebäudetemperatur.

Inflation in Deutschland auf höchstem Stand seit 70 Jahren

Erstmals seit den Nachkriegsjahren hat die Inflation in Deutschland wieder die Marke von 10 Prozent erreicht. Damit bestätigte das Statistische Bundesamt am Donnerstag seine erste Schätzung, die Ende September bekannt gegeben worden waren. Das letzte Mal, als die Teuerungsrate über zehn Prozent lag, war im Herbst 1951. Damals belief sich der Wert auf 11 Prozent. Im August 2022 hatte die Inflation noch bei 7,9 Prozent gelegen.

Mit den Daten für September dürfte nun auch feststehen, dass die Inflationsrate für das gesamte Jahr den höchsten Stand in der Geschichte der BRD erreichen wird. Der bisherige Höchstwert, ebenfalls aus dem Jahr 1951, hatte 7,6 Prozent betragen. Georg Thiel, der Präsident des Statistischen Bundesamtes, sagte:

"Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten. Aber wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln."

Für Energie mussten Verbraucher im September 43,9 Prozent mehr zahlen als noch vor einem Jahr. Die Preise für Heizöl haben sich mehr als verdoppelt (plus 108,4 Prozent), Erdgas verteuerte sich um 95,1 Prozent. Die Strompreise stiegen mittlerweile um 21 Prozent. Lebensmittel verteuerten sich innerhalb eines Jahres um 18,7 Prozent.

Um Verbraucher und Unternehmen angesichts der steigenden Energiepreise zu entlasten, hatte die Bundesregierung einen Abwehrschirm von bis zu 200 Milliarden Euro angekündigt. Davon soll auch die geplante Gaspreisbremse finanziert werden. Laut Bundeswirtschaftsministerium soll dies die Preise im kommenden Jahr dämpfen. Die Bundesregierung geht aber dennoch von einer Inflationsrate von durchschnittlich 8,0 Prozent im laufenden Jahr und von 7,0 Prozent im kommenden Jahr aus.

Gazprom-Chef Alexei Miller gibt der EU eine düstere Kälte-Prognose: Wird sie den Winter gut überstehen?

Ganze Städte in Europa könnten in der kalten Jahreszeit sprichwörtlich einfrieren, warnte der Vorstandsvorsitzende des russischen Energiekonzerns Gazprom, Alexei Miller, angesichts der Energiekrise in der EU am Mittwoch auf der Veranstaltung "Russische Energiewoche" in Moskau.

"Niemand kann garantieren, dass Europa den Winter mit den derzeitigen Gasreserven überstehen wird", sagte er und fügte hinzu, dass es für die EU schwierig werde, diese Heizsaison durchzustehen, da auch in einem relativ warmen Winter kurzzeitige und extreme Kältespitzen drohen. Bei Nachfragespitzen im Winter könnten in der EU rund 800 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag fehlen, erklärte Miller unter Berufung auf nicht namentlich genannte Analysten. Dies entspricht etwa einem Drittel des Gesamtverbrauches.

Creditreform prognostiziert erhöhtes Ausfallrisiko 

Aufgrund der steigenden Energiekosten erwartet die Wirtschaftsauskunftsagentur Creditreform, dass Unternehmen Rechnungen verspätet oder gar nicht zahlen. 

"Das Ausfallrisiko bei Unternehmen steigt derzeit fast wöchentlich", sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Hantzsch erwartet, dass zu Beginn des Jahres 2023 die Zahl der Insolvenzen in Deutschland stark ansteigen wird. 

12.10.2022 16:20 Uhr

Habeck: Deutschland muss 2023 mit hoher Inflation und Rezession rechnen

Angesichts der anhaltenden Energiekrise rechnet die Bundesregierung nun auch offiziell mit einer Rezession in Deutschland. Sie geht zudem davon aus, dass die Inflation trotz Gaspreisbremse mit acht Prozent in diesem und sieben Prozent im Jahr 2023 sehr hoch bleibt. Für 2024 rechnet die Regierung in Deutschland dann nur noch mit 2,4 Prozent Inflation. Das geht aus der Herbstprognose der Bundesregierung hervor, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) am Mittwoch vorstellte.

Die Regierung rechnet für dieses Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent. Im Jahr 2023 könne das Bruttoinlandsprodukt den Angaben zufolge dann sogar um 0,4 Prozent schrumpfen. Noch im April war die Regierung von einem Plus von 2,2 Prozent in diesem und 2,5 Prozent im kommenden Jahr ausgegangen. Sie korrigierte ihre Prognose damit deutlich nach unten. 

"Wir erleben derzeit eine schwere Energiekrise, die sich immer mehr zu einer Wirtschafts- und Sozialkrise auswächst", sagte Habeck. Hauptgrund für die düsteren Perspektiven seien die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland. Vor allem in energieintensiven Bereichen werde deshalb die Industrieproduktion gebremst, so der Grünen-Politiker. Diese Entwicklung macht sich zurzeit vor allem bei den Preisen für Energie, Rohstoffe und Lebensmittel bemerkbar, die zuletzt wieder deutlich gestiegen sind. 

Um die Folgen der Energiekrise abzufedern, hatte die Bundesregierung am 6. Oktober ein Entlastungspaket mit einem Volumen von bis zu 200 Milliarden Euro beschlossen. Mit dem Rettungspaket sollen sowohl eine Strom- und Gaspreisbremse als auch Hilfen für Unternehmen finanziert werden. Energie müsse bezahlbar bleiben, forderte Habeck abschließend.

11.10.2022 19:20 Uhr

Streit in der Berliner "Ampel" um Atomkraft: Lindner will mindestens drei AKW laufen lassen, Habeck fordert FDP zum Einlenken auf

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) drängt die FDP zum Einlenken beim Streit um die drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke. "Wenn man will, dass die Atomkraftwerke nach dem 31. Dezember noch Strom produzieren können, muss man jetzt den Weg dafür frei machen", sagte der Vizekanzler gegenüber dem Spiegel. Wegen der Energiekrise will Habeck nur zwei Atomkraftwerke für den Fall von Engpässen in der Stromversorgung bis ins Frühjahr einsatzbereit halten.

Dagegen dringt die FDP auf einen Weiterbetrieb mindestens aller drei aktiven AKW bis ins Jahr 2024 – Parteichef und Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte dies am Montag noch einmal bekräftigt. Eigentlich war im Zuge des Atomausstiegs vorgesehen, dass die letzten deutschen Kernkraftwerke Ende des Jahres vom Netz gehen. Damit sie länger betrieben werden können, muss das Atomgesetz geändert werden.

Aus Kreisen des Bundesfinanzministeriums hieß es, dass der Weiterbetrieb "von nur zwei Kernkraftwerken allein noch nicht ausreichend" sei. Es seien Schritte notwendig, um die Kapazitäten auf dem Strommarkt auszuweiten. Es gebe "überzeugende Gründe", um die AKW befristet weiterlaufen zu lassen. Auch das Reaktivieren von zwei weiteren Kernkraftwerken, die bereits Ende 2021 vom Netz genommen worden waren, "sollte geprüft werden", hieß es weiter. Das Finanzministerium vertrete diese Auffassung in der regierungsinternen Abstimmung zur Novelle des Atomgesetzes.

Großbritannien: Bank of England kauft noch mehr Staatsanleihen

Während die britische Premierministerin Liz Truss auf ihren Steuersenkungen für Wohlhabende besteht, hat die Bank von England ihr Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen erweitert. Erst Ende September hatte sie begonnen, Staatsanleihen aufzukaufen, nachdem eine Zinserhöhung zusammen mit dem Budgetvorschlag des neuen konservativen Finanzministers Kwasi Kwarteng zu einem Zusammenbruch des Markts für Staatsanleihen und in der Folge drohender Insolvenz mehrerer Pensionsfonds führte.

Die britische Zentralbank hatte daraufhin den Ankauf von Staatsanleihen, auch als "quantitative easing", geldpolitische Lockerung, bekannt, wieder aufgenommen, den sie eigentlich mit der Zinserhöhung beendet hatte. Der Ankauf in Höhe von bis zu 5 Milliarden britischer Pfund pro Tag sollte zeitlich begrenzt sein und am Freitag auslaufen. Nun aber kommen noch weitere bis zu 5 Milliarden täglich an inflationsindizierten Anleihen hinzu, die üblicherweise vor allem von Pensionsfonds erworben werden.

Das führte zu neuen Bedenken, ob die Probleme der Pensionsfonds tatsächlich behoben sind oder nicht doch deutlich größer, als bisher bekannt wurde.

IWF senkt Wachstumsprognose für Deutschland

Die Weltwirtschaft steht vor schwierigen Zeiten. Ganz besonders düster sieht es für Deutschland aus. Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte seine Prognose für Deutschland sowohl für das laufende als auch für das kommende Jahr deutlich. Für das laufende Jahr rechnet der IWF damit, dass die deutsche Wirtschaft um 1,5 Prozent wächst – das wären 0,6 Prozentpunkte weniger als noch im April prognostiziert wurden.

Deutschland ist laut IWF-Ranking nun das Schlusslicht der großen Industrienationen. Die Energiepreise seien für Deutschland das größte Problem. Aber auch mangelndes Verbrauchervertrauen und eine geringe Dynamik im produzierenden Gewerbe aufgrund von wenig stabilen Lieferketten und steigender Kosten belasten die deutsche Wirtschaft schwer. 

Erneut Bedenken um Credit Suisse

Ein Bericht von Goldman Sachs lenkt den Blick erneut auf die Risiken um Credit Suisse. Die Schweizer Bank soll bis 2024 einen Kapitalbedarf in Höhe von vier bis acht Milliarden Schweizer Franken haben und sollte nach Überzeugung von Analysten jetzt das Eigenkapital erhöhen. Auch die US-amerikanische Investmentbank Jefferies war bereits zu einem ähnlichen Schluss gekommen und hatte eine Kapitalerhöhung von neun Milliarden in den nächsten zwei bis drei Jahren empfohlen.

Zurzeit verkauft Credit Suisse Anlagen, um seine Investmentabteilung zu verkleinern und eine Kapitalerhöhung möglichst zu vermeiden. Die Aktien der Bank, die wegen zu niedrigen Eigenkapitals unter Druck geraten waren, hatten sich in der vergangenen Woche erholt. Die Bank wurde aber immer noch als gefährdet gesehen. Nach der Veröffentlichung des Berichts von Goldman Sachs fiel der Kurs erneut.

Die Entwicklungen um Credit Suisse werden international mit Sorge beobachtet, da sie Erinnerungen an den Beginn der Finanzmarktkrise 2008 wecken.

Mit dem Lkw gegen höhere Spritpreise

In ganz Thüringen haben am Montag rund 27.000 Menschen gegen die Politik der Bundesregierung demonstriert. Die größten Kundgebungen gab es laut Polizei erneut in Ostthüringen. In Pößneck wurden etwa 3.000 Teilnehmer gezählt, in Altenburg 2.800 und rund 2.000 in Gera. In Saalfeld veranstalteten hunderte Auto- und Lkw-Fahrer einen bis zu zehn Kilometer langen Korso. Steigende Preise, auch für Kraftstoff sind bei vielen das Hauptargument, sich an dem Autokorso zu beteiligen. Von Bäckern über Gerüstbauer, Dachdecker, Maler und Gärtner ist ein bunter Mix aus fast allen Bereichen des Handwerks dabei.

Am Ende des Protests wird die Polizei in Saalfeld mehrere hundert Fahrzeuge gezählt haben, die sich auf gut zehn Kilometern aneinanderreihen. Organisator Steffen Teichmann aus Saalfeld, Vorsitzender der Partei Bürger für Thüringen, hofft auf Verständnis aller, denen er den Weg in den Feierabend "versaut". Es sei aber wichtig ein Zeichen zu setzen, an die Politik in Richtung Erfurt und in Richtung Berlin.

Creditreform: Firmen zahlen immer später

Nach Aussage der Wirtschaftsauskunftei und Inkassofirma Creditreform zahlen Unternehmen aller Art augenblicklich mit Verzögerung. Der Presse gegenüber erklärte der Leiter der Wirtschaftsforschung der Auskunftei, "das Ausfallrisiko bei Unternehmen steigt derzeit fast wöchentlich".

Besonders deutlich sei das in der Baubranche. Was vor dem Hintergrund nicht verwundert, dass zunehmend Bauaufträge gekündigt werden, weil gerade beim Mietwohnungsbau durch steigende Energiekosten und gleichzeitige Preiserhöhungen beim Baumaterial die Kalkulationsgrundlage unklar ist. Im September hat sich der Anteil der Bauunternehmen, die von Stornierungen berichteten, noch einmal erhöht, auf inzwischen 16,7 Prozent.

Die Tendenz zu verspäteten Zahlungen ziehe sich aber durch alle Branchen. "Dabei ist es egal, ob Kleinunternehmen, Mittelständler oder Großkonzerne, Unternehmen aller Größenklassen lassen ihre Kreditgeber zurzeit länger und über das gesetzte Zahlungsziel hinaus auf den Geldeingang warten."

Im September ist die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 34 Prozent gestiegen. Noch ist das allerdings erst eine Rückkehr zu den Werten vor Corona. Für die kommenden Monate wird jedoch eine deutliche Steigerung erwartet. Laut BDI haben 58 Prozent der Betriebe Probleme mit den stark gestiegenen Energiekosten, für 34 Prozent sind diese Kostensteigerungen existenzbedrohend.

Wie ausgeprägt die Erwartung eines wirtschaftlichen Rückgangs ist, zeigt sich nicht nur an verspäteten Zahlungen. Der deutsche Maschinenbau, neben der Automobilindustrie einer der bedeutendsten Industriezweige, klagt über sinkenden Inlandsabsatz. Produktionsunternehmen würden derzeit nicht in Kapazitäten in Deutschland investieren, weil sie die Produktion an diesem Standort gedrosselt oder ganz heruntergefahren hätten. Die Inlandsbestellungen seien dadurch im August inflationsbereinigt um sechs Prozent zurückgegangen.

10.10.2022 20:05 Uhr

Umfrage unter Aktionären: "Die Konjunktur in der Eurozone befindet sich weiter im Absturz"

 Eine Umfrage der Investment-Beratungsfirma Sentix am Montag zeigt:  Die Furcht vor einer tiefen Rezession in der Euro-Zone und in Deutschland greift unter Anlegern um sich. Der Gesamtindex der Euro-Zone stürzte von minus 31,8 Zählern im September auf minus 38,3 Punkte im laufenden Monat ab und so auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020 in der Corona-Situation.

"Die anhaltenden Unsicherheiten über die Gas- und Energielage im Winter sind durch den Anschlag auf die Nordstream-Pipelines nicht kleiner geworden", erklärte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner die aktuelle Skepsis der 1331 befragten Anleger. Auch global gebe es nur wenig Grund zur Hoffnung: "Einzig in China scheint es sich aktuell etwas zu stabilisieren."

Die Lagewerte des Barometers zeigen deutlich, dass sich die Wirtschaft in einer Rezession befinde. Und der Rückgang der Erwartungen um vier Punkte auf minus 41,0 Zähler markiere den tiefsten Wert seit Ende 2008: "Dies ist eine deutliche Warnung vor einer sehr tiefen ökonomischen Verwerfung", betonte Hübner.

Deutschland in der Rezession

Wie die auf Wirtschaftspolitik spezialisierte Webseite makroskop meldet, ist Deutschland seit Juli offiziell in der Rezession. 

Sowohl Exporte als auch Importe sinken. Auch andere Indikatoren senden eher düstere Signale. Die Aufträge im verarbeitenden Gewerbe sinken drastisch. Im Juli seien die Aufträge im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 14 Prozent eingebrochen. Zudem meldet makroskop, es bestehe im verarbeitenden Gewerbe noch immer ein Nachfrageüberhang, der auf die anhaltend hohe Knappheit an Vorprodukten zurückzuführen ist. 

Auch der ifo-Geschäftsklimaindex hat sich erneut verschlechtert und steht im September bei 84,3 Punkten. Das ist der niedrigste Wert seit der Coronakrise. 

Deutschland: Zahl der Insolvenzen steigt deutlich

In Deutschland wurden bis Oktober deutlich mehr Insolvenzen registriert als noch im Vorjahr. Laut einer Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) lag die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im September 34 Prozent über dem Vorjahreswert. Betroffen waren demnach rund 760 Unternehmen. Im August hatte das IWH noch einen Anstieg um lediglich 25 Prozent im Vergleich zu 2021 vorhergesagt.

Wegen schwächelnder Konjunktur und steigender Kosten werde die Zahl in den nächsten Monaten weiter spürbar steigen, teilte das IWH am Montag mit. Im November könnten die Vorjahreswerte demnach gar um 40 Prozent übertroffen werden. In ihrer Prognose sind die Wirtschaftsforscher aus Halle für das Jahr 2022 insgesamt etwas verhaltener. Während in der ersten Jahreshälfte 2022 die Insolvenzzahlen noch leicht unter Vorjahresniveau lagen, rechnet das IWH im Vergleich zu 2021 mit einem Anstieg bei den Firmeninsolvenzen von 12 bis 14 Prozent.

Immer mehr Menschen von Armut betroffen: Bundesweiter Ansturm auf Tafeln

Immer mehr Menschen können sich das Leben in Deutschland nicht mehr leisten – und müssen die Hilfe der Tafeln in Anspruch nehmen. Besonders in Sachsen ist der Ansturm enorm. Tafel-Chef Karltheodor Huttner aus Oschatz meint:

"Besonders betroffen sind die ländlichen Ausgabestationen. Dort gibt es grundsätzlich schon weniger Supermärkte, die etwas abgeben. Im Moment wird noch sparsamer von den Märkten geplant, damit nichts übrig bleibt."

Nicht nur geflohene Ukrainer und Syrer würden den derzeitigen Andrang befeuern, sondern auch viele Senioren und Familien. Mit den Tafel-Spenden versuchen sie sich Vorräte für den Winter anzulegen. Begehrt sind auch Federbetten, warme Jacken und Wolldecken. Auch in den alten Bundesländern sind immer mehr Menschen auf die Tafeln angewiesen: "Unsere Zahlen haben sich seit Januar verdoppelt", sagt beispielsweise Peter Vorsteher von der Wuppertaler Tafel.

9.10.2022 20:50 Uhr

Netzbetreiber: Strom und Gas könnten im Winter in Sachsen zeitweise ausfallen

Die Versorgung mit Strom und Gas könnte im Winter in Sachsen zeitweise beeinträchtigt sein, berichtet der MDR am Sonntag. Zu diesem Schluss kommen Übertragungsnetzbetreiber angesichts der aktuellen Energiekrise. Bei den Übertragungsnetzbetreibern handelt es sich um die Betreiber der überregionalen Strom- und Gasnetze.

Eine als "Stresstest" bekannte Analyse habe gezeigt, dass in einzelnen Stunden Lastunterdeckungen auftreten können, wenn verschiedene negative Effekte zusammenkommen, sagt Finanzchef Dirk Biermann von 50 Hertz. "Es ist nicht ausgesprochen wahrscheinlich, dass wir in Schwierigkeiten geraten, aber auch nicht so unrealistisch, dass man nicht sehr gut darauf vorbereitet sein sollte. Und das sind wir", betont er.

Russische Aktien: Hoffnung für deutsche Anleger?

Laut einem Bericht des Handelsblattes will die europäische Abwicklungsgesellschaft Clearstream wieder Umwandlungsanträge von Hinterlegungsscheinen russischer Aktien in Originalpapiere annehmen. Das ist eine gute Nachricht für Tausende deutsche Anleger, die seit Monaten in russischen Depository Receipts (DRs) festsitzen und deren russische Aktienwerte über Nacht eingefroren worden sind.

DRs sind Zertifikate, die an ausländischen Börsen häufig stellvertretend für die Aktie gehandelt werden. Im Fall von Russland sind das beispielsweise Gazprom, Lukoil oder die Sberbank. Ausgegeben werden sie von US-amerikanischen Banken (DR-Agenten), welche die Originalaktien verwahren.

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) schreibt dazu auf ihrer Webseite: "Wir verstehen die Mitteilung so, dass allen Inhabern von entsprechend konvertierbaren DRs eine Benachrichtigung über die Depotbanken zugehen wird."

Voraussetzung sei allerdings, dass der DR-Agent den Umtausch unterstütze. In welchen Fällen das zutrifft, ist noch nicht bekannt. Zudem müsse der Umtausch bis zum 31. Dezember 2022 abgeschlossen sein.

Wirtschaftsministerium irritiert mit Tweet: (K)ein Grund zur Panik vor Blackouts?

Das von Robert Habeck (Grüne) geführte Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz postete am Sonntag via Twitter:

"Wir haben eines der zuverlässigsten Stromnetze weltweit und eine hohe Versorgungssicherheit. Trotzdem kursieren unter Blackout, Stromausfall oder Lastabwurf Behauptungen im Netz, die unbegründet Panik verbreiten. Hier deshalb die wichtigsten Infos zur Versorgungssicherheit."

In der verlinkten Broschüre heißt es unter anderem:

"Großflächige Zusammenbrüche des Stromnetzes hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Die Bundesnetzagentur schätzt sie weiterhin als äußerst unwahrscheinlich ein."

Einige Nutzer sozialer Medien fühlten sich an einem Tweed des Bundesgesundheitsministeriums vom 14. März 2020 erinnert:

"Achtung Fake News. Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit / die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen."

Zwei Tage später wurde der erste Lockdown durch die Bundesregierung beschlossen.

Hofreiter: Russland könnte hinter Bahn-Sabotage stecken

Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter, Vorsitzender des Europaausschusses des Bundestages, bringt Russland als möglichen Urheber der Sabotage bei der Deutschen Bahn am Sonnabend in Spiel. Der Funke-Mediengruppe sagte der Spitzengrüne:

"Um das hinzubekommen, muss man sehr genaue Kenntnisse über das Funksystem der Bahn haben. Es stellt sich die Frage, ob wir es mit Sabotage von ausländischen Mächten zu tun haben."

Dabei erinnerte Hofreiter an die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines, wo die "Spur in den Kreml" führe:

"Und wir können nicht ausschließen, dass Russland auch hinter dem Angriff auf die Bahn steckt. Vielleicht waren beides Warnschüsse, weil wir die Ukraine unterstützen."

Hofreiter forderte massive staatliche Investitionen in einer "Größenordnung von 20 Milliarden Euro" für den Schutz kritischer Infrastruktur, Cybersicherheit und die Stärkung von Polizei und Geheimdiensten. 

Mehr zum Thema - Grüne Rhetorik am Beispiel Hofreiter: Narzisstisch, aggressiv, realitätsfern

Bank schafft Versorgung mit Bargeld ab

Die Raiffeisenbank Hochtaunus hat beschlossen, zum 1. Dezember sämtliche Filialen zu schließen und damit auch die Versorgung der Kunden mit Bargeld einzustellen. Das berichtet die Seite Finanz-Szene. Nur an der Zentrale in Homburg hält das hessische Kreditinstitut fest. 

Die Raiffeisenbank Hochtaunus ist die erste deutsche Volks- und Raiffeisenbank, die sich komplett aus dem Filialgeschäft zurückzieht. In einem Schreiben an die Kunden heißt es: "Ein- und Auszahlungen in der Filiale (Schalter sowie Geldautomat) sind in Zukunft nicht mehr möglich." 

Nicht unter acht Prozent: Beamtenbund fordert deutliche Lohnerhöhung

Der Beamtenbund dbb will mit einer hohen Lohnforderung in die anstehenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen ziehen. Der Nachrichtenagentur dpa sagte der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach:

"Die Beschäftigten sollen die Sicherheit bekommen, dass sie keinen Reallohnverlust hinnehmen müssen. Deshalb wird es eine hohe Einkommensforderung geben."

Unter den Beschäftigten werde diskutiert, gar keine bestimmte Prozentzahl, sondern einen Inflationsausgleich zu fordern, so Silberbach weiter:

"Doch die Prozentzahl hat den Vorteil: Es ist dann sicher, und die Arbeitgeber können es nicht versuchen, herunterzurechnen. In anderen Wirtschaftsbereichen reicht die Palette von 8 bis 9,5 Prozent. Ich gehe davon aus, dass das bei uns nicht darunter liegen wird."

Skeptisch äußerte sich der Gewerkschafter gegenüber Einmalzahlungen wie den von der Bundesregierung beschlossenen steuerfreien "Inflationsbonus" von 3.000 Euro. Man benötige einen langfristigen Inflationsausgleich, der in den Einkommenstabellen greife.

Experte: Menschen sollen sich auf Stromausfall vorbereiten

Die Bürger sollten sich mit dem Thema eines möglichen Stromausfalls auseinandersetzen. Das forderte der Einsatzleiter und Präsident des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks (MHW) Robert Schmitt am Sonnabend bei einem Selbsthilfe-Kurs mit rund 80 Teilnehmern im oberbayerischen Tuntenhausen. Schmitt sagte:

"Jeder, der vorbereitet ist und vielleicht auch seinem Nachbarn helfen kann, entlastet uns Einsatzkräfte. Um den müssen wir uns nicht kümmern."

Der Staat könne "nicht für alles Vorsorge treffen". Thema bei der Veranstaltung am Sonnabend waren etwa Kochen ohne Strom, alternative Trinkwassergewinnung und Bevorratung für Notzeiten, aber auch erste Wundversorgung und Brandbekämpfung.

Sogenannte Prepper, die sich schon seit längerem auf derartige Probleme vorbereiten, wurden im medialen Mainstream bislang oft als Extremisten und Verschwörungstheoretiker dargestellt.

8.10.2022 19:30 Uhr

Stromausfälle und geringe Produktivität – Europas Sanktionen bringen Schwellenländer in Bedrängnis

Die gegen Russland gerichteten Sanktionen und die Suche der EU nach Energiealternativen stellt Asiens Energieversorgung vor Probleme, wie das Handelsblatt berichtet. Nachdem bereits das Ringen um Flüssiggaslieferungen in Ländern wie Bangladesch und Pakistan massive Engpässe verursacht hat, bringt nun das Hochfahren von Kohlekraftwerken in der EU die globalen Lieferströme durcheinander. Die Bergbauindustrie in Indonesien, dem weltweit größten Exporteur von Kraftwerkskohle, geht von einer drastischen Verschiebung aus – weg von Asiens Schwellenländern und stattdessen hin in Richtung Europa.

Bisher schickten indonesische Kohleproduzenten ihre Ware vor allem nach China und Indien – europäische Abnehmer spielten so gut wie keine Rolle. Doch das ändert sich: Italien wird bereits beliefert. Deutschland ist für die Branche der nächste große Kandidat. Die Bundesrepublik könne bereits 2023 zum zweit- oder drittgrößten Abnehmer werden, glaubt Pandu Sjahrir, der Chef der Vereinigung indonesischer Kohlebergwerke.

Bei Indonesiens bisher führenden Abnehmern sorgt diese Ankündigung für Unruhe: "Für Indien ist die Wiederbelebung von Kohlekraftwerken in Europa eine schlechte Nachricht", kommentiert der Ökonom Subhomoy Bhattacharjee, der über die Bedeutung der Kohlekraft für Indien ein Buch geschrieben hat. Er fürchtet, dass Indien als Konsequenz mit Versorgungsengpässen konfrontiert wird. Der Markt sei bereits sehr angespannt. "Es ist leicht vorherzusagen, dass die kommenden Monate nicht gerade angenehm werden."

Caritas fordert solidarischen Gaspreisdeckel

Beim geplanten Gaspreisdeckel hat Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa eine solidarische Lösung angemahnt. "200 Milliarden Euro – da darf am Ende niemand im Regen stehen", sagte sie der taz am Wochenende. "Erst recht nicht die Menschen, die in Einrichtungen der Altenhilfe, der Eingliederungshilfe oder der Kinder- und Jugendhilfe leben."

Welskop-Deffaa gehört der Expertenkommission an, die am Montag ihren Vorschlag zur Ausgestaltung der Gaspreisbremse vorlegen soll. Sie betonte, bisher sei noch unklar, inwiefern die subventionierten Gaspreise auch für diese Menschen gelten und auch größere Träger sozialer Einrichtungen von Entlastungen profitierten.

Lawrow: Russlands Handel mit China und Indien wächst trotz westlicher Sanktionen

Russlands Handel mit China und Indien nimmt trotz der westlichen Sanktionen gegen Russland dank einer wachsenden Zahl von Warenkategorien zu, so Außenminister Sergei Lawrow.
"Unser Handel mit China hat in den letzten acht Monaten um ein Drittel zugenommen, der Handel mit Indien ist in den letzten sechs Monaten um 120 % gestiegen", sagte Lawrow.

Die Sanktionen seien kein Hindernis für die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern, so der Minister, der hinzufügte, dass eine steigende Anzahl von Kategorien exportierter und importierter Waren einer der Gründe für ein solches Handelswachstum sei. "Und das ist ganz natürlich. Viele ausländische Unternehmen versuchen, die Nischen zu füllen, nachdem westliche Unternehmen den russischen Markt verlassen haben", fügte der russische Außenminister hinzu.

Ostdeutsche Kommunen rechnen mit Ansturm auf Wohngeldstellen 

Um die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der antirussischen Sanktionen abzumildern, hat die Bundesregierung eine Reform des Wohngeldes beschlossen. Es soll erhöht werden und mehr Menschen sollen berechtigt sein, es zu beantragen. Besonders für die ostdeutschen Kommunen stellt das eine große Belastungsprobe dar.

Durch die geplante Wohngeldreform rechnet beispielsweise Sachsen-Anhalt mit einer deutlich stärkeren Arbeitsbelastung der Wohngeldstellen. "Da der Kreis der Berechtigten mit der Wohngeldreform erweitert werden soll und grundsätzlich jeder berechtigt ist, einen Antrag zu stellen, kann mit einer deutlich erhöhten Anzahl an Neuanträgen gerechnet werden", sagte Peter Mennicke, Sprecher des Infrastrukturministeriums. Man gehe davon aus, dass sich die Zahl der wohngeldberechtigten Haushalte aufgrund der Wohngeldreform im Land verdreifachen werde, so der Sprecher.

AfD mobilisiert mehrere tausend Menschen zu Demo in Berlin

Die AfD hat zu Protesten unter dem Motto "Energiesicherheit und Schutz vor Inflation - Unser Land zuerst" aufgerufen. Gegen 13:30 Uhr soll die Demonstration am Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude mit einer Kundgebung starten. Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla wird dabei eine Rede halten. Die zunächst ebenfalls als Rednerin angekündigte Co-Vorsitzende Alice Weidel ist laut AfD erkrankt und werde nicht sprechen. Zwischen 15 und 17 Uhr sollen die Teilnehmer durch Mitte ziehen und später für die Abschlusskundgebung zum Ausgangsort zurückkehren.

Die aktuelle Energiekrise und die bundesdeutsche Politik konfrontiere Deutschland mit der "größten Krise nach dem Zweiten Weltkrieg", sagte der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla zur Begründung für den Aufruf. Laut Polizeisprecherin Beate Ostertag wurde eine Zahl von 4.000 Teilnehmern angemeldet, die Polizei rechnete nach ihren Worten allerdings mit "tendenziell mehr". Die AfD hatte für den Protest seit Wochen bundesweit mobilisiert.

Diakonie-Chef warnt vor sozialem "Zusammenbruch"

Angesichts der Energiepreiskrise warnt der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, vor Gefahren für den Fortbestand sozialer Einrichtungen. "Der sozialen Infrastruktur droht der Zusammenbruch", sagte Lilie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es handele sich in der Regel um gemeinnützige Institutionen, die aus rechtlichen Gründen kaum Rücklagen bilden dürften und nun nicht wüssten, wie sie die gestiegenen Strom- und Gaspreise bezahlen sollten. "Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und können nicht noch Monate auf einen Energiepreisdeckel warten."

Der Chef der evangelischen Wohlfahrtsorganisation sagte: "Sollten soziale Einrichtungen schließen müssen, leiden darunter die Schwächsten der Gesellschaft, die gerade jetzt jede Unterstützung brauchen."

Oettinger warnt: Nächster Winter wird schlimmer

Der frühere EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) hat die Ampelkoalition im Bund für ihr Handeln in der Energiekrise kritisiert. "Es geht viel Zeit verloren, weil Wirtschafts-, Umwelt- und Finanzministerium schlecht kooperieren. Erst die Gasumlage, jetzt die Gaspreisbremse, so kann man doch nicht regieren", sagte der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident dem Mannheimer Morgen. "Nicht dieser Winter, sondern der Winter 2023/2024 wird der schlimmere." Er wäre dafür, den Wettbewerb umgehend zu stärken, sagte Oettinger: "Sofort einsteigen ins Fracking, sofort neue Brennstäbe organisieren."

Die Gasspeicher seien bis zum Frühjahr leer, prognostizierte der CDU-Politiker. "Wir werden dann große Mühe haben, auch nur halbwegs die Versorgung des folgenden Winters vorzubereiten. Die Alternative sei, Gas teuer auf dem Weltmarkt einzukaufen. "Und dann sollten wir anfangen, unser eigenes Gas aus dem Boden zu schöpfen."

SPD-Chefin verbreitet Wohlfühl-Stimmung: "Werden gut durch den Winter kommen"

Deutschland wird nach Ansicht von SPD-Chefin Saskia Esken mit den geplanten Energiepreisbremsen gut über den Winter kommen. Sie seien mächtige Mittel, um die Preise für Verbraucher auf ein zumutbares Maß zu senken, sagte Esken dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). "Gleichzeitig stellen sie massive Markteingriffe dar. Die Zeit drängt und dennoch dürfen wir keine Schnellschüsse riskieren."

Die Expertenkommission für die Gaspreisbremse tagt auch am Wochenende. Die Bundesregierung erwartet den Vorschlag am Montag und hat angekündigt, dann schnell zu handeln. Esken sagte, Deutschland sei ein starkes Land. "Durch gemeinsame Anstrengungen werden wir gut durch den Winter kommen. Wir lassen niemanden in dieser schwierigen Situation alleine" Das gelte für Verbraucher und soziale Einrichtungen wie Unternehmen aller Größen.

Wüst fordert schnellere Entlastung

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat die Bundesregierung aufgefordert, "umgehend" Klarheit bei den Energiepreisen zu schaffen. "Es muss endlich klar sein, wie und wann die Energiepreisbremse und die anderen Entlastungen wirken", sagte Wüst dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag).

Diese Planungssicherheit müsse spätestens in der nächsten Woche hergestellt werden. Jeder Tag zähle. "Wenn die Ampel-Regierung weiter so viel Zeit verstreichen lässt, vergrößert sie fahrlässig die Verunsicherung in der Bevölkerung." Er forderte ein "klares Signal", dass die Entlastungen als Folge des Ukraine-Krieges auch notfalls rückwirkend gelten könnten. "Die Not der Menschen darf nicht größer werden, nur weil die Bundesregierung Entscheidungen verschleppt."

IG Metall droht mit Warnstreiks 

Die IG Metall hat in den laufenden Tarifverhandlungen von den Arbeitgebern mehr Tempo verlangt. "Unsere Forderung nach acht Prozent mehr Lohn ist seit Juni bekannt. Jetzt muss die Gegenseite mal einen Aufschlag machen und ein konkretes Lohnangebot unterbreiten", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der Augsburger Allgemeinen. Mit der Forderung von Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf nach einer Nullrunde komme man nicht weiter. In den nächsten zwei Wochen müsse mehr auf den Tisch. Der Gewerkschafter warnte:

"Es wird zu Warnstreiks kommen, wenn wir bis Ende Oktober nicht deutliche Fortschritte in den Gesprächen erzielt haben."

Hofmann deutete Kompromissbereitschaft bei der Auszahlung des steuer- und abgabenfreien Inflations-Bonus von bis zu 3000 Euro an. "Wir haben hier alle Freiheiten. Man kann die Summe in monatlichen Raten oder in einem Stück auszahlen", sagte er. Der Betrag von bis zu 3000 Euro müsse jedoch eine zusätzliche Zahlung zu einer dauerhaften Erhöhung der Entgelte sein. Einmalzahlungen reichten nicht aus.

7.10.2022 22:27 Uhr

EU-Gipfel in Prag: Weiterhin keine Einigkeit beim Gaspreisdeckel

Die EU-Mitgliedsstaaten sind sich weiterhin uneins, wie ein Gaspreisdeckel zur Reduzierung der hohen Energiepreise aussehen soll.  EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte am Freitag nach dem EU-Gipfel in Prag:

"Detailliertere Vorschläge werden in den kommenden Wochen von der EU-Kommission kommen."

Die Mehrheit der EU-Staaten fordert mittlerweile eine Deckelung des Gaspreises, doch die Niederlande und insbesondere Deutschland zeigen sich bisher skeptisch und verweisen dabei auf Probleme bei der Versorgungssicherheit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seine EU-Amtskollegen wollen beim nächsten Gipfel in zwei Wochen weiter darüber beraten. Tschechiens Ministerpräsident erklärte, dass man sich immerhin in Richtung gemeinsamer Lösungen bewege.

Zuletzt hatte von der Leyen von verschiedenen Vorschlägen für eine Preisdeckelung gesprochen: So könne man den Preis für in der EU gehandeltes oder den für zur Stromerzeugung genutztes Gas begrenzen. Nun soll es konkrete Vorschläge geben, so von der Leyen. Die EU-Kommissionspräsidentin hatte zudem eine Reform des Strommarktes angekündigt: Man arbeite an einer "Sofortmaßnahme und an einer strukturellen Reform des Strommarkts". Länder wie Spanien fordern bereits seit Monaten Eingriffe in den Markt, scheiterten bisher aber vor allem am Widerstand aus Deutschland.

USA wollen Chinas Chipindustrie mit weitreichenden neuen Exportregeln ausbremsen

Wie Reuters meldet, hat die Biden-Regierung am heutigen Freitag ein umfassendes Paket von Exportkontrollen veröffentlicht, welches unter anderem vorsieht, dass China von bestimmten Halbleiterchips, die überall auf der Welt mit US-Ausrüstung hergestellt werden, abgeschnitten wird. Damit soll die Reichweite der Maßnahmen zur Verlangsamung des technologischen und militärischen Fortschritts Pekings erheblich erweitert werden, wie es heißt.

Der Meldung zufolge bauen die Vorschriften, von denen einige sofort in Kraft treten, auf Beschränkungen auf, die Anfang des Jahres per Post gegen die führenden Werkzeughersteller KLA Corp (KLAC.O), Lam Research Corp (LRCX.O) und Applied Materials Inc (AMAT.O) verhängt wurden, und verlangen von ihnen, die Lieferung von Ausrüstungen an vollständig in chinesischem Besitz befindliche Fabriken, die fortschrittliche Logikchips herstellen, zu stoppen.

Das Maßnahmenpaket könnte die größte Veränderung der US-Politik in Bezug auf die Lieferung von Technologie nach China seit den 1990er Jahren darstellen. Sollten die Restriktionen Wirkung zeigen, könnten sie Chinas Chipindustrie ausbremsen, indem sie amerikanische und ausländische Unternehmen, die US-Technologie verwenden, zwingen, die Unterstützung für einige der führenden chinesischen Fabriken und Chipdesigner aufzugeben.

"Dies wird die Chinesen um Jahre zurückwerfen", sagte Jim Lewis, ein Experte für Technologie und Cybersicherheit am Center for Strategic and International Studies (CSIS), einer in Washington, D.C. ansässigen Denkfabrik. Die Maßnahmen würden an die strengen Vorschriften auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges erinnern.

Die Ausweitung der Befugnisse der USA zur Kontrolle der Ausfuhren von mit US-Werkzeugen hergestellten Chips nach China beruhe auf einer Erweiterung der so genannten "Foreign Direct Product Rule". Diese war zuvor erweitert worden, um der US-Regierung die Befugnis zu erteilen, die Ausfuhr von Chips zu kontrollieren, die im Ausland für den chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei Technologies Co Ltd (HWT.UL) hergestellt wurden, und später, um den Fluss von Halbleitern nach Russland nach Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine zu stoppen.

Energiekrise: DIHK warnt vor Wohlstandsverlust in unvorstellbarem Ausmaß

Angesichts der hohen Energiepreise warnt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) vor einer Pleitewelle und massivem Wohlstandsverlust.

"Wenn die Energiepreise nicht deutlich sinken, gehen spätestens in sechs Monaten bei zehntausenden Betrieben hierzulande die Lichter aus", sagte DIHK-Chef Peter Adrian der Rheinischen Post. Jeden Tag, an dem die Energiepreise nicht sinken, müssten Betriebe ihre Produktion zurückfahren oder sogar ganz schließen, warnte Adrian: "Damit droht uns ein Wohlstandsverlust in bislang unvorstellbarem Ausmaß."

Die Gaskommission müsse "pragmatische Lösungen" finden, die dann schnell umgesetzt werden müssten. Ohne eine sichere Versorgung mit bezahlbarer Energie werde man sich noch vor Ende des Winters von vielen Unternehmen und ihren Arbeitsplätzen verabschieden müssen. Wir haben keinen einzigen Tag zu verschenken." Er selbst ist Mitglied der Expertenkommission Gas und Wärme, die an diesem Wochenende zu einer Klausurtagung zusammenkommt und voraussichtlich am Montag erste Vorschläge für die Gaspreisbremse der Bundesregierung vorlegen wird.

Konsum stark gebremst: Deutsche sparen vor allem bei Lebensmitteln

Deutschlands Einzelhändlern macht die Kaufzurückhaltung der Verbraucher angesichts der hohen Inflation zu schaffen. Aufgrund der Preiserhöhungen legten die Umsätze im August des laufenden Jahres nominal sowohl zum Vormonat (plus 0,1 Prozent) als auch zum Vorjahresmonat (plus 5,4 Prozent) zu, wie das Statistische Bundesamt errechnete.

Vor allem beim Kauf von Lebensmitteln sparen die Deutschen: Hier verbuchte der Einzelhandel einen realen Umsatzrückgang von 1,7 Prozent zum Vormonat und sogar von 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat. "Damit lag der Einzelhandel mit Lebensmitteln auf dem niedrigsten Umsatzniveau seit Januar 2017", so das Bundesamt. Auch andere Sektoren wie Textil, Haushaltsgeräte oder Onlinehandel bekamen demnach die Folgen der Inflation zu spüren.

Einzig die Tankstellen haben im letzten Monat des Tankrabatts ein Rekord-Umsatzplus eingefahren, weil viele Autofahrer bereits ahnten, dass die Kraftstoffpreise enorm angezogen würden, und entsprechend vortankten. Tankstellen hatten im August 2022 die größte Umsatzsteigerung seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994.

Haseloff: Bundesregierung muss Notlage ausrufen

Reiner Haseloff, der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, hat die Bundesregierung aufgefordert, wegen der Energiekrise eine nationale Notlage auszurufen. Dem Fernsehsender Phoenix sagte Haseloff am Freitag, dass die Bundesländer bei Ausrufung der Notlage ebenfalls Kredite für Unterstützungsmaßnahmen aufnehmen könnten:

"Der Bund muss die Notlage erklären, damit wir überhaupt verfassungsrechtlich die Schuldenbremse aussetzen (...) und zusätzliche Kredite aufnehmen können."

Nach dem 200-Milliarden-Paket der Bundesregierung, das von Bundeskanzler Olaf Scholz in infantiler Sprache als "Doppelwumms" bezeichnet wurde, bedürfe es nach seiner Einschätzung wohl noch weiterer Unterstützungsmaßnahmen:

"Wir haben alle eine Verfassungslage zu beachten, die anders ist als die des Bundes. Und demzufolge setzt es voraus, dass die nationale Notlage durch die Bundesregierung mit klarer Kanzlermehrheit erklärt wird."

Gefragt sei schnelles Handeln. In vielen Unternehmen werde die Produktion schon heruntergefahren. Man brauche eine Beruhigung der Märkte und der Bevölkerung. Immer mehr Menschen gingen auf die Straße.

Wifo: Stagflation in Österreich

Österreich wird im kommenden Jahr Prognosen zufolge von einer Kombination aus stagnierendem Wachstum und hoher Inflation betroffen sein. Das geht aus einer aktuellen Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) hervor. 

Die österreichische Volkswirtschaft befindet sich nach der Expansion im ersten Halbjahr mittlerweile in einer Abschwungphase, die sämtliche Wertschöpfungsbereiche betrifft.

Besonders betroffen ist das verarbeitende Gewerbe, das in eine Rezession rutschen dürfte. Das reale BIP wird im Jahr 2022 um voraussichtlich 4,8 Prozent wachsen, im Folgejahr erwartet das Wifo praktisch eine Stagnation (+0,2 Prozent). Da die Inflation auch 2023 hoch bleibt, steuert Österreichs Wirtschaft erstmals seit knapp vier Jahrzehnten auf eine Stagflation zu.

Laut Christian Glocker, einem der Autoren der Wifo-Studie, dürfte die österreichische Wirtschaft von einer Rationierung infolge möglicher Versor­gungsengpässe weniger hart getroffen werden als die deutsche.

Vorübergehende Entlastung: Reduzierte Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme 

Die Mehrwertsteuer auf Erdgaslieferungen und Fernwärme wird ab Oktober vorübergehend von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Der Bundesrat stimmte am Freitag abschließend einem entsprechenden Gesetz zu. Ziel ist die Entlastung der durch die drastisch gestiegenen Energiepreise in Bedrängnis geratenen Verbraucher. Die Reduzierung der Steuer soll bis Ende März 2024 gelten.

Credit Suisse will Anleihen zurückkaufen

Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat den Rückkauf von Anleihen angekündigt. Hierfür will das Finanzinstitut drei Milliarden Franken (3,1 Milliarden Euro) aufwenden, erklärte das krisengeplagte Geldinstitut am Freitag. Am Donnerstagabend hatte die Ratingagentur S&P "zunehmende Risiken" bei der Bank festgestellt.

Nach Milliardenverlusten befindet sich die Credit Suisse in einer Umstrukturierung. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, dass sich das Institut nach einem Investor umsehe. Details zum anstehenden Umbau sollen bei Vorlage der Zahlen für das 3. Quartal Ende Oktober bekanntgegeben werden.

Statistisches Bundesamt: Unternehmen fahren Produktion zurück

Unternehmen in Deutschland haben ihre Produktion im August gedrosselt. Das geht aus einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom Freitag hervor. Demnach sank die Fertigung im produzierenden Gewerbe im August 2022 gegenüber Juli 2022 saison- und kalenderbereinigt um 0,8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt die Produktion um 2,1 Prozent höher.

In den energieintensiven Industriezweigen lag der Rückgang im August gegenüber Juli mit 2,1 Prozent noch deutlich höher. Die Unternehmen leiden unter Materialengpässen und hohen Energiepreisen. 

Hamburg will kein großes LNG-Terminal im Hafen

Der Hamburger Senat hat sich gegen die Einrichtung eines Flüssiggas-Terminals im Hafen der Stadt ausgesprochen. Untersuchungen von Gutachtern zeigten, dass die von der Bundesregierung geplante Größe des LNG-Terminals nicht kurzfristig mit den Rahmenbedingungen zusammenzubringen sei, teilte ein Sprecher der Umweltbehörde am Freitag mit. Insbesondere stünden die erforderlichen Gewässerausbaumaßnahmen und das Risiko einer weitreichenden Sperrung des südlichen Teils des Hafens für die Seeschifffahrt dem Projekt entgegen.

Am geplanten Standort der schwimmenden Plattform neben dem stillgelegten Kohlekraftwerk Moorburg hätten große Mengen an Schlick weggebaggert werden müssen, berichtete der NDR. Hamburg habe darauf gehofft, dass der Bund helfe. Der habe das jedoch abgelehnt.

Einfuhrpreise steigen so stark wie seit fast 40 Jahren nicht

Die Preise von nach Deutschland importierten Gütern steigen wieder stärker, nachdem sich der scharfe Auftrieb in den Monaten zuvor etwas abgekühlt hat. Die Einfuhrpreise erhöhten sich im August gegenüber dem Vorjahresmonat um 32,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Es ist der stärkste Zuwachs seit dem Jahr 1974. In den Monaten zuvor waren die Importpreise zwar ebenfalls stark gestiegen, allerdings mit schwächerer Tendenz.

Nach wie vor legen die Energiepreise besonders stark zu. Importierte Energie war im August rund 162 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Allein zum Vormonat betrug der Anstieg knapp 19 Prozent. Hauptgrund sind stark steigende Erdgaspreise, die rund viermal so hoch liegen wie vor einem Jahr. Strom kostet etwa 465 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allein zum Vormonat erhöhten sich die Preise für importierten Strom um fast die Hälfte. Viele Vorleistungsgüter verteuerten sich ebenfalls kräftig.

Deutliche steigende Zahl an Strom- und Gassperrungen

Schon vor dem dramatischen Anstieg der Energiepreise infolge der westlichen Sanktionen gegen Russland hat die Zahl der Strom- und Gassperren wegen unbezahlter Rechnungen wieder zugenommen.

Im Jahr 2021 erhöhte sich die Zahl der Stromsperrungen in Deutschland um gut zwei Prozent auf rund 235.000. Die Zahl der Gassperrungen erhöhte sich sogar um rund 12 Prozent auf gut 27.000. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf den Monitoringbericht der Behörden Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt. Damit waren etwa 0,4 Prozent aller Stromkunden und rund 0,2 Prozent aller Gaskunden in Deutschland von Lieferstopps betroffen.

Für 2022 liegen nach Angaben der Behörden noch keine Daten vor. Der Anstieg der Energiekosten im Jahr 2022 könne allerdings dazu führen, dass mehr Strom- und Gaskunden mit ihren Strom- und Gasrechnungen in Zahlungsverzug geraten. Dies könne letztlich zu einem Anstieg der Sperrungen führen, hieß es.

6.10.2022 19:14 Uhr

Bundesregierung erwartet Rezession für 2023

Berichten zufolge erwartet die Bundesregierung für das kommende Jahr eine Rezession. Unter Berufung auf die Eckwerte der Herbstprojektion 2022 berichtet das ARD-Hauptstadtstudio, dass Berlin für das Jahr 2022 nur noch mit einem Wachstum von 1,4 Prozent rechnet, nachdem bei der Herbstprojektion 2021 noch mit einem Wachstum von 4,1 Prozent für 2022 gerechnet wurde. Für das Jahr 2023 erwartet die Bundesregierung demnach ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,4 Prozent, während die Verbraucherpreise vermutlich im Durchschnitt um 8,0 Prozent steigen werden.   

Rückgang des Weltwirtschaftswachstums – IWF korrigiert Prognose zum vierten Mal nach unten

Erneut hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 gesenkt. Er rechnet bis 2026 mit einem Rückgang des Weltwirtschaftswachstums um vier Billionen Dollar. Kristalina Georgiewa, geschäftsführende Direktorin des IWF, sagte am Donnerstag, dass "die Dinge eher schlechter werden, bevor sie besser werden". Die Institution habe ihre globalen Wachstumsprognosen bereits dreimal nach unten korrigiert, auf 3,2 Prozent für 2022 und nun auf 2,9 Prozent für 2023.

"Die Risiken einer Rezession nehmen zu", sagte Georgiewa und fügte hinzu, dass der IWF schätzt, dass Länder, die ein Drittel der Weltwirtschaft ausmachen, in diesem oder im nächsten Jahr mindestens zwei aufeinanderfolgende Quartale mit einem Wirtschaftsrückgang erleben werden.

Ökonom warnt: Globales Bankenbeben kündigt sich an

Nur 14 Jahre nach der folgenreichen Lehman-Pleite droht eine neue weltweite Finanzkrise. Ausgelöst werden könnte das Bankenbeben nach Ansicht verschiedener Ökonomen demnach von der Schweizer Credit Suisse, der französischen BNP Paribas oder der Deutschen Bank. Die Sorge um die Großbanken wurde am Wochenende durch Gerüchte über eine vermeintlich drohende Pleite der Credit Suisse ausgelöst. Infolgedessen brach der Aktienkurs der Bank am Montag zeitweise im zweistelligen Prozentbereich ein.

Ein Ende der Abwärtsspirale ist vorerst nicht in Sicht. Am Dienstag und Mittwoch verkauften Anleger massiv Aktien der krisengeplagten Bank. Die Titel der zweitgrößten Schweizer Bank sackten zeitweise um mehr als elf Prozent ab und erreichten ein Allzeittief von 3,52 Franken pro Wertpapier. Gleichzeitig schossen die Preise für Kreditversicherungen, mit denen sich Gläubiger gegen eine Bankenpleite absichern, in die Höhe. Ähnlichen Problemen sieht sich auch die Deutsche Bank ausgesetzt. Die Aktie der Bank gehörte am Donnerstag gar zu den Verlustbringern des Tages. So rutschte der Wert der Aktie im XETRA-Handel um 0,8 Prozent auf 7,87 EUR je Wertpapier.

"Großbanken wie die Credit Suisse und die Deutsche Bank sind in den vergangenen Jahren hochriskante Finanzwetten eingegangen", erklärte Marc Chesney, Ökonomieprofessor an der Universität Zürich, der Zeitung Bild:

"Ohne Staatsgarantien wären sie wahrscheinlich schon bankrott."

Wie dramatisch die Lage ist, machte am Donnerstag der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) deutlich. Erstmals seit seiner Gründung im Jahr 2011 hat das Gremium eine "allgemeine Warnung" veröffentlicht. Anders ausgedrückt: Auch der ESRB warnt vor einer neuen Finanzkrise.

Seifenhersteller Kappus insolvent

Der traditionsreiche Seifenhersteller Kappus hat am 30. September beim Amtsgericht Freiburg Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das berichtet die Lebensmittelzeitung. Als Ursache für die Insolvenz nennt Kappus gestiegene Kosten für Material, Personal und Logistik sowie Versorgungsengpässe. Die Auftragslage sei gut.

Wie das Unternehmen aus Offenbach mitteilte, seien die Löhne und Gehälter der 181 Mitarbeiter bis zum Jahresende gesichert. Das Unternehmen möchte sich selbst sanieren und begibt sich nun nach eigenen Angaben auf die Suche nach Investoren.

Wiener Wirtschaftsverbände warnen: Es könnten viele wichtige Betriebe wegbrechen

Wiener Wirtschaftsverbände fordern schärfere Maßnahmen gegen die drastisch gestiegenen Gas- und Strompreise. Der Präsident der Wiener Industriellenvereinigung, Christian Pochtler, erklärte in einem gemeinsamen Pressegespräch mit dem Wiener SPÖ-Finanzstadtrat Peter Hanke und dem Wiener Wirtschaftskammer-Präsidenten Walter Ruck:

"Es ist fünf nach zwölf. Es könnten uns viele wichtige Betriebe wegbrechen."

Die Situation sei dramatisch. Noch kämen viele Unternehmen mit Altverträgen ihrer Energieversorger über die Runden. Im kommenden Jahr ändere sich das. Es benötige deshalb dringend einen europaweiten Gaspreisdeckel. Die Verbände forderten außerdem ein Modell für "Energie-Kurzarbeit" und eine kurzfristige Unterstützung für betroffene Unternehmen nach dem Vorbild der "Strompreisbremse" für Haushaltskunden. 

Peskow: Preisdeckel auf russisches Öl ist absurd

Der Kreml hat den Preisdeckel auf russisches Öl als Teil des EU-Sanktionspakets gegen Russland als absurd bezeichnet. Dies wirke sich sehr destruktiv auf die Energiemärkte aus und schade damit praktisch allen Staaten, sagte Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in Moskau der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Peskow erklärte:

"Natürlich verstehen viele Länder die Absurdität der abrupten Schritte, die jetzt in der Europäischen Union erwogen werden, ermutigt von den Vereinigten Staaten bei der Einführung von Preisobergrenzen."

Die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, sagte: "Unsere Antwort wird sein, die Ölexporte auf die Länder umzuleiten, die bereit sind, normal mit uns zusammenzuarbeiten." Dazu gehört als Großabnehmer auch Indien.

Pleitewelle bei deutschen Bäckereien geht weiter

Das deutsche Traditionsunternehmen Thilmann Brot aus Rheinland-Pfalz muß unter anderem wegen der Energiekrise Insolvenz anmelden. Das Familienunternehmen wurde 1937 gegründet und verfügt neben der Produktionsstelle in Wolken, im Kreis Mayen-Koblenz, über 20 Bäckereien in Koblenz und Umgebung.

Der Insolvenzverwalter Jens Lieser bannte als Grund für den wirtschaftlichen Abstieg die erheblichen Preissteigerungen bei den Rohstoffen und Personal und die stark gestiegenen Energiekosten. Diese könnten nicht an die Kunden weitergegeben werden, so Lieser.

Bundesnetzagentur: Gasverbrauch steigt zu stark

Die Appelle der deutschen Bundesregierung zum Gassparen greifen offenbar nicht. Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur, warnte am Donnerstag in Bonn: "Der Gasverbrauch ist auch letzte Woche zu stark angestiegen."

Nach den Zahlen der Aufsichtsbehörde lag der Gasverbrauch der privaten Haushalte und kleineren Gewerbekunden in der 39. Kalenderwoche mit 618 Gigawattstunden um fast 10 Prozent über dem durchschnittlichen Verbrauchsniveau der Jahre 2018 bis 2021. Auch der Verbrauch der Industriekunden lag laut Bundesnetzagentur in der vergangenen Woche mit 1.370 Gigawattstunden nur noch rund zwei Prozent unter dem Niveau der Vorjahre.

Für den Krisenwinter: Frankreich führt Strom-Wetterbericht ein

Frankreich führt für den anstehenden Krisenwinter mit befürchteten Engpässen in der Energieversorgung einen sogenannten Strom-Wetterbericht ein. Im Fernsehen soll nach dem gewöhnlichen Wetterbericht und zwischen anderen Sendungen eine Information über die Belastung des Stromnetzes mit grünen, gelben und roten Symbolen folgen. Dies ist Bestandteil des nationalen Energiesparplans, den die Regierung an diesem Donnerstag vorstellt, berichtete die Zeitung Le Parisien. Die Hoffnung ist, 80 Prozent der Franzosen auf diesem Wege zu erreichen. Mit einer Reduzierung des Stromkonsums soll die Bevölkerung Versorgungsunterbrechungen vermeiden helfen.

Informationen zur voraussichtlichen Belastung der Stromnetze stellt der nationale Netzversorger RTE auch unter dem Motto "écoWatt" ins Internet. Bei einem grünen Symbol ist der Stromkonsum im Lot, bei Gelb ist das System belastet und bei Rot drohen Versorgungsunterbrechungen, wenn der Verbrauch nicht heruntergefahren wird. Dann sind die Menschen aufgefordert, ihren Verbrauch zwischen 08.00 und 12.00 Uhr sowie zwischen 18.00 und 20.00 Uhr zu senken, etwa indem sie ihre Waschmaschine oder den Backofen zu einem anderen Zeitpunkt einschalten.

Das Ausschalten des Fernsehers ist allerdings nicht erforderlich. Frankreich solle in diesen Momenten den Verbrauch etwas herunterfahren, aber nicht zum Stillstand kommen, hieß es.

Die befürchteten Versorgungsengpässe im Atomstromland Frankreich hängen damit zusammen, dass der in die Jahre gekommene Kraftwerkspark des nationalen Energiekonzerns EDF schwächelt. Die Hälfte der 56 AKW sind im Moment für Wartungen vom Netz. Ob die Ermahnung der Regierung, bis zum Winter möglichst alle Kraftwerke wieder am Laufen zu haben, umgesetzt werden kann, ist offen. Frankreich setzt auf Stromlieferungen aus Deutschland und will dem Nachbarn mit Gas aushelfen. Außerdem ging in Lothringen nahe Saarbrücken in diesen Tagen das vorletzte Kohlekraftwerk Frankreichs befristet wieder in Betrieb.

AFP: Entscheidung der OPEC plus "diplomatische Ohrfeige für Biden"

Die französische Nachrichtenagentur hat die Entscheidung der OPEC plus, die Ölproduktion um zwei Millionen Barrel pro Tag zu kürzen, als "diplomatische Ohrfeige" für US-Präsident Joe Biden bezeichnet. Das Bündnis ignoriere damit seine Versuche, Russland zu isolieren und vor den Zwischenwahlen im Herbst die Benzinpreise niedrig zu halten.

Nachfrage nach Öl-Heizungen steigt

Öl-Heizungen werden derzeit wieder stärker nachgefragt. "Von Anfang Januar bis Ende Juli wurden zwölf Prozent mehr Ölheizungen im Vergleich zum Vorjahr von den Herstellern ausgeliefert", sagte ein Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) dem zur SPD-nahen Madsack Mediengruppe gehörenden Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Demnach wurden zwischen Januar und Juli rund 29.000 Anlagen in Deutschland in den Verkehr gebracht. Im gesamten Vorjahr waren es dem BDH zufolge etwa 45.500 Ölheizungen. Der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger liege bei 930.000 ausgelieferten Einheiten pro Jahr.

Zwar ist auch Heizöl in den vergangenen Monaten deutlich teurer geworden, die Preisanstiege sind aber nicht so hoch wie beim Gas. Laut Berechnungen des Vergleichsportals Verivox hat sich Gas innerhalb eines Jahres um rund 235 Prozent verteuert, Heizöl ist um 114 Prozent teurer geworden, hieß es in dem RND-Bericht.

Ab 2024 will die Bundesregierung den Einbau reiner Ölheizungen nur noch in Ausnahmefällen erlauben. Hybrid-Anlagen, die etwa durch die Kombinationen eines fossilen Brenners mit Sonnenenergie oder Wärmepumpen 65 Prozent des Wärmebedarfs mit erneuerbaren Technologien abdecken, bleiben aber erlaubt. Der BDH geht laut dem RND-Bericht davon aus, dass im Jahr 2045 noch 1,36 Millionen "Öl- und Bioölheizungen" in Deutschland installiert sein werden.

5.10.2022 19:30 Uhr

"Wir landen wieder im 19. Jahrhundert" – Diplom-Chemiker zur Lage der deutschen Chemie-Industrie

Im Interview berichtet der Diplom-Chemiker Günther Griebel über die Auswirkungen der Energieverteuerung auf die chemische Industrie in Deutschland und die weltweiten Kaskadeneffekte. Er liefert einen Überblick über die kritische Lage in der deutschen Chemie-Industrie.

Aufgrund der bis zu fünffach gestiegenen Preise für Energie und Rohstoffe sei die deutsche Chemie im internationalen Handel bald nicht mehr wettbewerbsfähig. Dies beträfe dann alle deutschen Chemie-Standorte wie BAYER, BASF, Evonic und das mitteldeutsche Chemiedreieck gleichermaßen. Die BASF könne derzeit allerdings noch von ihren langfristigen Gasversorgungsverträgen profitieren.

Die Unternehmen in Leuna würden bereits jetzt nur noch bis zu 50 Prozent ihrer Kapazitäten arbeiten. Ende des Jahres soll zudem noch die Druschba-Pipeline abgestellt werden. Sie versorgte bisher sowohl die Raffinerie PCK Schwedt als auch die Leunaer Raffinerie mit Öl. Diesen Raffinerien drohe dann auch das Aus, so Griebel.

Wenn die Energiepreise weiter stiegen, würde die Lage durch die Kaskadeneffekte immer dramatischer. Immer mehr deutsche Unternehmen würden ihre Produktion herunterfahren, durch zu geringe Auslastung würden auch die Fixkosten steigen.

"Man kann es gar nicht so schwarzmalen, wie es ist. Wir landen wieder im 19. Jahrhundert", so der Diplom-Chemiker im Interview.

Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung: Dieselzusatz Adblue wird rationiert

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) und die SKW Stickstoffwerke Piesteritz haben angesichts der angespannten Liefersituation beim Dieselzusatz Adblue eine Exklusivvereinbarung getroffen. Bei Versorgungsengpässen stelle SKW ein zeitlich und mengenmäßig begrenztes Adblue-Kontingent, teilte der Verband am Mittwoch mit.

"Wir versuchen bereits jetzt möglich viel Adblue dem BGL zu geben", sagte ein Sprecher des Unternehmens aus der Lutherstadt Wittenberg am Mittwoch. Wie groß die Notfallversorgung sei, ließe sich nicht genau sagen, so der Sprecher. Mit dem Kontingent soll laut BGL einem drohenden Fahrzeugstillstand aus akutem Adblue-Mangel entgegengewirkt werden.

Das Unternehmen SKW produziert nach eigenen Angaben momentan mit nur einer von zwei Ammoniak-Anlagen. Die Herstellung von Adblue ist energieintensiv und daher besonders teuer. SKW hatte kürzlich die Produktion teilweise gestoppt. Nahezu jeder Lastwagen der Speditions-, Logistik und Transportbranche in Deutschland fährt laut BGL mit Diesel. Der Adblue-Verbrauch der Lkw auf deutschen Straßen liegt laut BGL bei etwa fünf Millionen Litern pro Tag.

Scholz sichert Finanzhilfen für krisenbetroffene Bürger zu – Bund soll Gros der Kosten tragen

Wie Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag mitteilte, konnten sich Bund und Länder nach mehrstündigen Verhandlungen nicht konkret auf eine Kostenaufteilung zur Eindämmung der Krise in Deutschland einigen.

Der Bund werde dennoch mit dem umstrittenen "Abwehrschirm" von 200 Milliarden Euro und den drei "bereits beschlossenen" Entlastungspaketen in Höhe von 95 Milliarden Euro den Bürgern und der Wirtschaft in dieser Krise helfen. "Der Bund wird davon knapp 240–250 Milliarden Euro auf seine Kappe nehmen und finanzieren", erklärte Scholz.

Mit dem Programm im Wert von 200 Millionen Euro will die Bundesregierung die Energiekosten in Deutschland deckeln. Noch an diesem Wochenende beabsichtigt die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission zur Gaspreisbremse erste Vorschläge zur Umsetzung des Programms vorzulegen. Die Kommission arbeite mit Hochdruck daran, der Politik so schnell wie möglich Empfehlungen für eine ausgewogene und praktikable Gaspreisbremse vorzulegen. Dies teilte die Kommission am Dienstag mit.

Deuschlands Exportüberschuss fällt auf historisches Tief

Der Überschuss im deutschen Außenhandel ist in Folge des Ukraine-Krieges und der antirussischen Sanktionen fast vollständig geschmolzen. Im August fiel der Exportüberschuss auf 1,2 Milliarden Euro, den niedrigsten Wert seit 30 Jahren.

Die Importe legten dagegen zum Vorjahr um 33,3 Prozent auf 131,9 Milliarden Euro zu. Dies liegt zu einem erheblichen Teil an den gestiegenen Preisen für Energie. Der Effekt wird noch durch den starken US-Dollar beziehungsweise den schwachen Euro verstärkt. Im Juli Juli betrug der Exportüberschuss noch 3,4 Milliarden Euro, im August 2021 sogar noch 13,7 Milliarden. 

"Riesiges 750-Milliarden-Euro-Paket" – Corona-Wiederaufbaufonds für stabilen Energiemarkt in Europa

Bundeskanzler Olaf Scholz und der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte trafen sich am Dienstag zu einem deutsch-niederländischen Klimakabinett in Berlin. Auf der anschließenden gemeinsamen Pressekonferenz sprachen sich beide gegen eine gemeinsame Neuverschuldung der EU zur Bewältigung der Energiekrise aus.

Scholz verwies auf einen gemeinsamen 750-Milliarden-Euro-Paket, der zur Bewältigung der Corona-Krise geschaffen, jedoch "größtenteils" nicht ausgeschöpft worden sei. Dieser soll nunmehr bei der Bewältigung weiterer Krisen helfen – etwa auch bei dem Ziel, einen von Russland unabhängigen europäischen Energiemarkt aufzubauen.

Heinz Diekmann Schreinerei und Zimmerei GmbH aus Hamm ist insolvent

Die Heinz Diekmann Schreinerei und Zimmerei GmbH aus Hamm ist insolvent. In NRW und darüber hinaus ist das Familienunternehmen vor allem bekannt für seine "Tiny Houses" – Mini-Häuser mit wenigen Quadratmetern Wohnfläche.

Die Zahlungsunfähigkeit gab das zuständige Amtsgericht Dortmund bereits in der vergangenen Woche bekannt

Österreichische Nationalbank startet Initiative zur Förderung von Bargeld in Krisenzeiten

Kerzen, Zündhölzer, Mineralwasser und "eine signifikante Menge an Bargeld" solle man im Hause haben, erklärte Ewald NowotnyKerzen der ehemalige Chef der Österreichischen Nationalbank (OeNB), wie das Handelsblatt berichtet. Das sei vernünftig, zum Beispiel im Fall eines Blackouts.

Robert Holzmann, der Gouverneur der OeNB und Mitglied des EZB-Rats, sagt, man wolle die Gesellschaft im Umfeld multipler Krisen stärker für das Thema Bargeld sensibilisieren.

Die Notenbank erkenne die Unverzichtbarkeit von Bargeld, meint OeNB-Direktor Matthias Schroth. Der digitale Euro sei bloß komplementär und damit "eine sinnvolle Ergänzung".

Thüringer IHK-Präsident kritisiert Bund-Länder-Treffen

Thüringer Unternehmen reagieren laut dem MDR enttäuscht auf die fehlenden Beschlüsse beim Bund-Länder-Treffen am Dienstag. Der Präsident der IHK Erfurt Dieter Bauhaus warf der Bundesregierung vor, ihre Aussagen nicht wie erwartet konkretisiert zu haben. Die Wirtschaft brauche aber verlässliche Aussagen, weil die Situation immer dramatischer werde.

Laut einer aktuellen IHK- Umfrage erwarten 75 Prozent der Unternehmen einen Rückgang ihrer Geschäfte. Die Bundesregierung will mit insgesamt 295 Milliarden Euro Steuergeldern die größten Härten der aktuellen Krise für Bürger und Wirtschaft abfedern. Knapp 45 Milliarden Euro davon sollen die Bundesländer übernehmen. Wie genau die Entlastungen aussehen werden, ist weiter völlig unklar.

NRW-Landrat bereitet sich auf "Stromausfälle länger als 72 Stunden vor"

Im Interview mit der Welt gibt sich der Landrat des Kreises Steinfurt (Nordrhein-Westfalen) alarmiert: "Wir bereiten uns sowohl auf kurzzeitige als auch insbesondere auf lang andauernde Stromausfälle vor, die länger als 72 Stunden dauern."

Weiterhin betont der parteilose Martin Sommer: "Wir haben in einer sehr heilen Welt in Deutschland gelebt. Wir müssen die Resilienz der Menschen wieder stärken, ganz unabhängig vom Ukraine-Krieg. Es fällt schon auf, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung offenbar davon ausgeht, dass der Staat sich um alles kümmert und alle Probleme löst."

Die Kommunen bereiten derzeit ein Netz von sogenannten Katastrophenschutz-Leuchttürmen vor, um im Notfall gewappnet zu sein. Sommer rät sich an die  Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz zu halten. Man sollte also Vorräte und Trinkwasser für ein paar Tage und Leuchtmittel im Haushalt haben.

Zahlreiche Firmen wollen Preise noch stärker erhöhen: Besonders Lebensmittel sollen teurer werden

Das Münchner Wirtschaftsforschungs-Institut ifo geht laut Tagessschau von weiter anziehender Inflation in Deutschland aus. Das Barometer mit den Preiserwartungen für die kommenden Monate stieg im September auf 53,5 Punkte nach 48,1 Zählern im August, wie das ifo am Mittwoch zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Etwa im Lebensmittelhandel planen demnach sämtliche befragten Firmen, die Preise erhöhen.

Auch Gas und Strom werden sich laut Einschätzung der Ökonomen noch weiter verteuern, ebenso wie die Preise in der Gastronomie. "Die Inflationswelle dürfte daher leider noch nicht abebben", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Vor allem bei Gas und Strom ist noch einiges in der Preispipeline." Im September hatte die Inflationsrate mit offiziell 10 Prozent bereits den höchsten Stand seit Jahrzehnten erreicht.

4.10.2022 20:05 Uhr

Krankenhäusern in Deutschland droht Insolvenz

Die hohen Energiekosten aufgrund der gegen Russland gerichteten Sanktionen bringen viele Krankenhäuser an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Besonders in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stehen viele Kliniken laut Krankenhausgesellschaft vor dem Aus.

Hilfe soll nun aus Berlin kommen. Die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping hat sich aufgrund der dramatischen Situation zusammen mit den anderen Landesministern an den Bund gewandt. Sie wolle nun erst einmal abwarten, welche Hilfen die Bundesregierung aufwendet, bevor sie Hilfen ihres Landes in Aussicht stellt und betont:

"Es sind zwei Dinge, die angekündigt worden sind, wo wir auch um Unterstützung bitten: Das ist einerseits, dass die gestiegenen Energiekosten verrechnet werden müssen und das andere ist der Inflationsausgleich. Und dann wissen wir, wie ist die Lage bei den Ausgleichsmaßnahmen, die ergriffen werden." 

Tauschhandel als Protest: Hohe Inflation zwingt Argentinier zu drastischen Aktionen

Aus Protest gegen die Inflation und Wirtschaftspolitik der Regierung haben argentinische Aktivisten der Front der kämpfenden Organisationen (FOL) am Montag einen Tauschbasar in Buenos Aires ins Leben gerufen. Der Protest fand statt, nachdem die Debatte über die von den Sozialverbänden vorgeschlagenen Reformen sowohl in der Regierung als auch im Parlament von der politischen Tagesordnung genommen worden war.

Die Verbraucherpreise sind in Argentinien über das Jahr hinweg um 78,50 Prozent gestiegen. Mittlerweile sind mehr als 40 Prozent der 47 Millionen Argentinier von Armut betroffen. Zu den von den Demonstranten geforderten Maßnahmen gehören ein Sechs-Stunden-Arbeitstag ohne Lohnkürzungen und eine Anhebung des Mindestlohns für Vitalität und Mobilität über die Inflationsrate hinaus.

Präsident der Eurogruppe: "Senkung des Energieverbrauchs ist entscheidend für die Stabilisierung der Energiepreise"

Der Präsident der Eurogruppe, Paschal Donohoe, sagte am Montag auf einer Pressekonferenz in Luxemburg, dass die Mitgliedsstaaten ihren Energieverbrauch reduzieren müssen, um die Preise zu stabilisieren:

"In unserer Erklärung bekräftigen wir die Notwendigkeit einer schnelleren Reduzierung unseres Energieverbrauchs, die für die Stabilisierung der Energiepreise und die Verringerung unserer Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen von entscheidender Bedeutung ist, und die Energieminister haben sich letzte Woche auf einige wichtige Schritte in diese Richtung geeinigt."

Zudem erklärte er, dass es "unerlässlich" sei, starke Beziehungen zu "vertrauenswürdigen und lebenswichtigen" Partnern wie den Vereinigten Staaten weiter zu festigen, während der "Krieg auf unserem Kontinent tobt".

Thüringer Studenten fragen sich: Wie lange kann ich noch duschen?

In Thüringen leben vergleichsweise wenig Studenten in vergünstigten Wohnheimen. Momentan sind es in etwa nur 16 Prozent, wie aus Zahlen des Studierendenwerks Thüringen hervorgeht. Für viele der jungen Menschen, die nicht im Wohnheim leben, könnten die hohen Strom- und Gaspreise existenzielle Probleme bereiten. Viele müssen bereits jetzt viel vorschießen.

Dies ist ein Thema in vielen Wohngemeinschaften, betont Studentin Charlotte Dane im Masterstudiengang Bildung, Kultur und Anthropologie:

"Wir haben im Freundeskreis Leute, die schon jetzt eine Nebenkostenabrechnung von 1.000 Euro hatten. Das wird im Winter mehr. Und es ist schon ein Thema, dass alle überlegen, ob sie heizen, wie sie heizen, wie lange sie duschen. Das ist in WG-Kontexten besonders belastend."

Energiekonzern RWE will bereits 2030 aus der Braunkohle aussteigen - Personalabbau wird beschleunigt

RWE will bis 2030 aus der Braunkohleverstromung aussteigen, berichtet das ZDF. Damit werde der Kohleausstieg um acht Jahre vorgezogen, teilten der Energiekonzern und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit. Die Entscheidung sei Bestandteil einer Verständigung des Unternehmens mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem NRW-Wirtschaftsministerium.

Die geplante Energiewende und der Ausbau erneuerbarer Energien hat Konsequenzen. Mit dem Kohleausstieg werde sich auch der Personalabbau zum Ende des Jahrzehnts "deutlich beschleunigen", wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab. Zahlen nannte man keine. Der Konzern will die angestrebten Entlassungen "sozialverträglich gestalten".

Motiv Armut? Hunderte Rollen Toilettenpapier am Lübecker Hauptbahnhof gestohlen

Diebe haben am Lübecker Hauptbahnhof 256 Rollen Toilettenpapier gestohlen. Die Behälter, in denen die Hygieneartikel lagerten, seien in der Nacht zum Montag aufgebrochen worden, teilte die Polizei am Dienstag mit. Entwendet wurden zudem 15.000 Blatt an Einweg-Papierhandtüchern. Demnach könnten die Unbekannten das Diebesgut mit ebenfalls dort gelagerten Plastikmüllbeuteln abtransportiert haben. Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn habe am Montagmorgen den Diebstahl bemerkt und die Polizei verständigt. Die Bundespolizei sucht nach Zeugen.

Weitere traditionsreiche deutsche Bäckereikette insolvent

Die Bäckereikette Thilmann Brot GmbH aus Rheinland-Pfalz hat Insolvenzantrag gestellt, wie das Onlineportal Unternehmer Edition mitteilt. Das traditionsreiche Familienunternehmen wurde 1937 gegründet und führt neben einer Produktionsstelle in Wolken im Kreis Mayen-Koblenz mehr als 20 Bäckereien in Koblenz und Umgebung.

Thilmann Brot, seit 30 Jahren Teil des Demeter-Verbands, ist aktuell unter Insolvenzverwaltung. Als Grund nennt Insolvenzverwalter Jens Lieser eine wirtschaftliche Schieflage, erhebliche Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie sowie steigende Personalkosten. Diese können nicht an die Kunden weitergegeben werden. Damit sind 93 Mitarbeiter ab Dezember arbeitslos.

Verbraucherstimmung auf Allzeittief

Die monatliche Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zeigt einen historischen Tiefpunkt bei der Konsumbereitschaft der Deutschen. Der vom HDE unter 1.600 Verbrauchern ermittelte Wert sank im Oktober auf 81,14 Punkte – den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen. Es war zudem der dritte Rückgang binnen eines Monats in Folge.

Als Gründe gelten vor allem die hohen Energie- und Lebensmittelpreise aufgrund der gegen Russland gerichteten Sanktionen, verbunden mit den Folgen der Corona-Politik. Der Verband hat nicht nur eine schwindende Ausgabebereitschaft beim alltäglichen Konsum etwa im Supermarkt ermittelt. Auch die sogenannte Anschaffungsneigung ist auf den tiefsten bislang ausgewiesenen Stand gefallen. Der Wert gibt die geplanten möglichen Ausgaben der Verbraucher für die kommenden Wochen und Monate an. Demnach sieht es auch für das Weihnachtsgeschäft im Handel überaus schlecht aus.

3.10.2022 17:33 Uhr

Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchtet neue Insolvenzwelle

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) befürchtet eine neue Insolvenzwelle. In einer Pressemitteilung der DKG heißt es, man blicke "mit Entsetzen auf den aktuellen Beschlussentwurf aus dem Bundeskanzleramt, der die Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz mit dem Bundeskanzler vorbereiten soll". Im Beschlussentwurf vom Stand 1. Oktober finde sich "kein Wort zu den Krankenhäusern", während dies in der letzten Woche bei der Ministerpräsidentenrunde noch ausdrücklich adressiert wurde. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG, sagte:

"Wir haben den Eindruck, dass die Bundesregierung glaubt, mit ihrem 200 Milliarden Hilfspaket Krankenhäuser und andere Unternehmen über einen Kamm scheren zu können. Das wird aber nicht funktionieren. Während andere Unternehmen zumindest einen Teil der Kostensteigerungen über Preisanhebungen ausgleichen können, ist dies für Krankenhäuser unmöglich. Wir können auch nicht zeitweise unseren Betrieb einstellen oder Temperaturen absenken, um Kosten einzusparen."

Weiter heißt es:

"Krankenhäuser brauchen deshalb dringend eine konkrete Hilfszusage des Bundes und der Länder im Rahmen ihrer bevorstehenden Ministerpräsidentenkonferenz am 4. Oktober. Wenn im November in den Kliniken die Weihnachtsgelder ausgezahlt werden müssen, könnten ansonsten bei einem Teil der Krankenhäuser sehr bald die Lichter ausgehen."

Das geplante 200-Milliarden-Paket für eine Entlastung bei Gas- und Energiepreisen sei zwar gut und richtig, man müsse aber stärker auf die spezifischen Schwierigkeiten der Krankenhäuser eingehen.

EU-Finanzminister: Können Wirtschaften nicht vollständig vor explodierenden Energiepreisen abschirmen

Am Montag wollen sich die Finanzminister der EU-Staaten beraten. In einem Entwurf für eine Erklärung heißt es, dass die Regierungen der EU-Staaten ihre Wirtschaften nicht vollständig vor den explodierenden Energiepreisen abschirmen können. Stattdessen müsse man sich auf die am schwersten betroffenen Sektoren konzentrieren. Der Entwurf liegt der Nachrichtenagentur Reuters vor.

Im Entwurf heißt es weiter, dass man die Maßnahmen der einzelnen Mitgliedsstaaten koordinieren müsse, damit der "grenzüberschreitenden Wettbewerb in der EU" geschützt wird. Es sei "unsere Verantwortung", die nachteiligen Folgen des "externen Schocks für unsere Wirtschaft" zu mildern, heißt es weiter. Die Maßnahmen würden die nationalen Haushalte allerdings zusätzlich belasten. In einigen Fällen würden diese auch "die notwendige Anpassung des Energiebedarfs verlangsamen".

Bundesregierung plant Aussetzung der Insolvenzpflicht

Laut der Zeitung Bild plant die Bundesregierung eine Aussetzung der Insolvenzpflicht. Hiermit will Bundeswirtschaftsminister Habeck die Pleitewelle in Deutschland aufhalten. Wer keine Insolvenz anmeldet, gilt schließlich nicht als Pleite, so die Logik.

Die Insolvenzpflicht wurde eingeführt, um Insolvenzverschleppungen zu unterbinden und Arbeitnehmer, Geschäftspartner und Zulieferer betroffener Unternehmen vor finanziellen Schäden zu schützen.

Stadtwerke Flensburg stellen überregionale Gasversorgung ein – 45.000 Privatkunden betroffen


Kunden außerhalb Schleswig-Holsteins werden von den Stadtwerken Flensburg künftig nicht mehr bedient. Auslaufende Verträge werden nicht mehr verlängert, Vertragskündigungen sollen in den kommenden Tagen verschickt werden.

Betroffen sind bundesweit 45.000 Haushalte. Diese sollen nun von örtlichen Anbietern grundversorgt werden.

Als Grund für die Maßnahme nennt das Unternehmen die unsichere Marktlage.

Autozulieferer Ibeo stellt Insolvenzantrag

Das Hamburger Unternehmen hat ein Insolvenzverfahren eingeleitet und sucht einen neuen Investor. Ziel des Verfahrens sei der Erhalt sowohl des Unternehmens als auch der über 400 Arbeitsplätze.

In allen Unternehmensbereichen laufe der Betrieb vorerst weiter, teilte ein Unternehmenssprecher mit. 

Ibeo sucht bereits seit längerem nach neuen Geldgebern. Seit dem Jahr 2016 ist die ZF Friedrichshafen an dem Unternehmen beteiligt. Das Unternehmen stellt laserbasierte Sensoren her, die in der Automobilindustrie Anwendung finden. Geschäftsführer Ulrich Lages erklärte:

"Wir sind optimistisch, dass die Zukunftstechnologien von Ibeo sehr gute Chancen auf dem weltweit boomenden Markt des autonomen Fahrens haben. Das macht Ibeo für einen Investor attraktiv."

2.10.2022 17:00 Uhr

"Bereits jetzt erhöhter Andrang auf Tafel" – Deutsche in Sorge vor dem Winter

Wochenende und es regnet in der nordbayrischen Großstadt Nürnberg. Doch die Einwohner lassen sich durch das trübe Wetter nicht von ihren Tätigkeiten abhalten. Einigen erheitert der Hoffnungsschimmer, die Bundesregierung würde die Energiekrise doch noch lösen, sogar das Gemüt.

Die Energiepreise sind "ziemlich hoch", bemerkte ein Rentner, "aber man weiß nicht, was auf einen zukommt. Es hängt davon ab, was die Regierung, unsere Regierung, jetzt macht", fügte der Mann hinzu und erklärte heiter, dass, wenn es kälter wird, er einfach mit einer Decke im Wohnzimmer sitzen werde – "und dann hat sich das erledigt". Befürchtungen habe er keine.

Der Leiter der Nürnberger Tafel hingegen spricht von einem "kompletten Versagen der oberen Eliten" und sieht dem Winter mit Sorge entgegen. Der Andrang auf die Tafel sei jetzt schon bemerkenswert, erklärte der Nürnberger. Er hat Sorge davor, dass Menschen mit 3.500 Euro Bruttoeinkommen sich bald nicht mehr ausreichend zu Essen leisten können werden.

Im Schnitt um 35 Prozent: Zinsen für Ratenkredite steigen deutlich

Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit dem größten Zinsschritt seit Einführung des Euros im Jahr 2002 gegen die Rekordinflation. Das macht sich nun auch bei Ratenkrediten bemerkbar, die sich für Verbraucher zuletzt deutlich verteuert haben. Um 35 Prozent sind die Zinsen für Ratenkredite seit Beginn des Jahres gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Vergleichsportals Verivox von über einer Million Finanzierungsangeboten. Ein Ende der Teuerungen ist indes nicht in Sicht. Vielmehr dürften die Zinsen in den kommenden Wochen weiter steigen. 

Im Marktdurchschnitt liegen die Zinsen für Ratenkredite aktuell bei 6,72 Prozent und somit 1,74 Prozent höher als zu Beginn des Jahres. Der mittlere tatsächlich abgeschlossene Zinssatz liegt der Verivox-Erhebung zufolge derzeit bei 4,92 Prozent, zu Jahresbeginn waren es noch 2,98 Prozent. "Somit sind Kredite im günstigen Preissegment sogar um 65 Prozent teurer geworden", schreibt das Vergleichsportal.

"Nach jahrelanger Talfahrt erleben wir bei den Ratenkreditzinsen jetzt einen Anstieg von historischem Ausmaß", erklärte Verivox-Chef Oliver Maier dem Nachrichtensender ntv. Die EZB-Entscheidungen seit Juli spielten dabei "natürlich" eine wichtige Rolle. Der Zinsanstieg habe in Erwartung der Zinswende jedoch bereits deutlich früher begonnen:

"Seit dem Frühjahr steigen die Ratenkreditzinsen immer weiter und ein Ende ist nicht in Sicht. In den kommenden Wochen dürften sich Kredite weiter verteuern."

Angesichts dieser Entwicklung geht das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) von einem Anstieg der Privatinsolvenzen aus. "Davon könnten nicht nur Haushalte mit sehr niedrigen Einkommen betroffen sein, sondern im Zuge des mit der Inflation einhergehenden Zinsanstiegs auch Immobilienbesitzer, die sehr knapp kalkuliert haben und in nächster Zeit eine Anschlussfinanzierung benötigen", sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller dem Handelsblatt.

Nach langem Zögern hatte die EZB im Juli die Abkehr von ihrer jahrelangen Ära der Nullzinspolitik eingeleitet und die Zinsen erstmals seit elf Jahren wieder erhöht, und zwar von 0,0 auf 0,5 Prozent. Anfang September folgte eine zweite, kräftigere Erhöhung. Ökonomen halten allerdings ein noch deutlich höheres Zinsniveau für notwendig, um die Inflation wirksam zu bekämpfen.

1.10.2022 16:59 Uhr

Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium bleibt bei Frage eines Abgeordneten nach Folgen der Gasmangellage für Betroffene stumm

In der Fragestunde am 28. September 2022 im Bundestag erhielt Dr. Franziska Brantner (Grüne), Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, laut Protokoll insgesamt 15 Fragen und damit ein knappes Drittel aller gestellten Fragen dieser Sitzung.

Der fraktionslose bayerische Abgeordnete Johannes Huber (parteilos, bis 2021 bei der AfD) bemerkte zu Beginn seiner Frage, dass aktuell die Gasspeicherbestände, "wonach es in Deutschland relativ gut aussieht", ausreichend gefüllt seien.

Huber wollte nun von Brantner wissen, was die Staatssekretärin den Bürgern mit Blick auf die kommende Heizsaison, eine "prognostizierte Gasmangellage ab Dezember 2022" sowie drohende Gas-Sanktionierungen und mögliche Arbeitslosigkeit durch Industriestilllegungen mitteilen möchte. Die gesamte Antwort lautete wortwörtlich:

"Erst mal möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie anerkennen, wie beeindruckend es uns gelungen ist, die Gasspeicherstände auf so ein hohes Niveau zu bringen. Das freut mich, dass das anerkannt wird."

WDR-Journalist warnt vor "Beleuchtungsorgien im Advent"

"Weniger ist doch mehr. Ein schönes Teelicht sorgt auch für Adventsstimmung." Videoschnipsel mit dem Plädoyer des WDR-Journalisten Philipp Wundersee für ein Weihnachtsfest ohne Weihnachtsbeleuchtung verbreiten sich in den sozialen Netzwerken. 

Wundersee hatte in dem Video "Pro und Contra: Sollten wir auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten?" die Pro-Seite vertreten. Die Argumente dagegen kamen von der WDR-Journalistin Ingrid Bertram. Beide Seiten argumentierten unter anderem mit der "Solidarität für die Ukraine". Die Kommentarfunktion unter dem Youtube-Video des Tagesschau-Kanals ist abgeschaltet.

LIVE aus Berlin: Demonstration "Schluss mit den Sanktionen – Handwerker für den Frieden"

In Berlin haben sich mehrere Hundert Demonstranten versammelt, um gegen die Regierungspolitik und die Sanktionen gegen Russland zu demonstrieren.

Eni: Russland liefert kein Gas mehr nach Italien

Russland hat nach Auskunft des italienischen Versorgers Eni seine Gaslieferungen nach Italien vorerst eingestellt. Wie Eni am Sonnabend erklärte, habe der russische Konzern Gazprom mitgeteilt, kein Gas mehr durch Österreich liefern zu können. Das russische Gas kommt normalerweise an dem italienisch-österreichischen Grenzort Tarvisio in Italien an und wird von dort verteilt.

Ein Eni-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Ansa, dass Gazprom mitgeteilt habe, nicht mehr nach Österreich liefern zu können. Allerdings erhalte Österreich nach Auskünften von Eni weiterhin russisches Gas, sagte der Sprecher weiter.

Gerald Markel: Ernst der Lage ist der Öffentlichkeit nicht bewusst

Der österreichische Unternehmer Gerald Markel beschreibt in einem Telegram-Post die wirtschaftliche Lage in der EU in deutlichen Worten:

"Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass der Ernst der ökonomischen Lage der breiten Öffentlichkeit auch nur annähernd bewusst ist.

Die europäischen Währungen Pfund und Euro stürzen ab, die Industrieproduktion bricht massiv ein und die Handelsketten erwartet ein Totalausfall im lebensnotwendigen Weihnachtsgeschäft!!

Die Inflation in Österreich ist auf Rekordniveau von 10,5 Prozent, Tendenz weiter steigend, der sogenannten Warenkorb des täglichen Lebens ist mittlerweile um 30 Prozent zum Vorjahr gestiegen!!!"

Das Kartenhaus breche bereits zusammen. Der Letzte möge das Licht ausmachen, Strom sei zu teuer geworden.

RBB bewirbt "Kunst zum Thema Menstruation"

Unterdessen befasst sich der RBB mit den wirklich wichtigen Themen und bewirbt "Kunst zum Thema Menstruation", mit der die "sozialen, kulturellen und politischen Aspekte des Blutens aus geschlechtsübergreifenden Sichtweisen erforscht werden" sollen. Ein Kommentar auf Twitter bezeichnet das als "Wohlstandswokeverwahrlosung".

Süßwarenhersteller Bodeta meldet Insolvenz an

Der Süßwarenhersteller Bodeta aus Oschersleben ist insolvent. Das berichtet die Mitteldeutsche Zeitung. Bereits am Montag hat das Unternehmen beim Amtsgericht Magdeburg ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, wie ein Sprecher des Unternehmens am Dienstag mitteilte.

Als Grund nannte Bodeta die steigenden Energiepreise für die energieintensive Produktion. Auch die Preise für wichtige Rohstoffe seien in den letzten Monaten "geradezu explodiert". Im laufenden Verfahren soll die Produktion in vollem Umfang fortgeführt werden. 

Bodeta wurde 1892 gegründet und ist vor allem für seine grün verpackten Eukalyptus-Menthol Bonbons bekannt.

heute-show über Nord-Stream-Sabotage: "Röhre wurde geöffnet – nur halt von innen"

Die ZDF heute-show hat sich über die Angriffe auf die Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 lustig gemacht. Auf Twitter schrieben die ZDF-Satiriker am Freitagabend:

"Endlich gute Nachrichten für alle, die jeden Montag auf Demos die Öffnung von Nord Stream 2 gefordert haben: Die Röhre wurde geöffnet – nur halt von innen."

Die Reaktionen der Leser fielen überwiegend negativ aus. Ein Nutzer schrieb (im Original):

"Was liegt noch tiefer als die Gaspipelines? Das Niveau der heuteshow."

Eine Kommentatorin meinte:

"Über Eure welken Witzchen lacht nur noch Ihr selbst. Die Frage ist, erkennt Ihr die Tragweite nicht, weil Ihr so dumm seid? Oder weil Ihr so ignorant seid? Oder staatshörig? Oder alles zusammen?"

Gaspreisbremse: Habeck bereitet Bürger auf Enttäuschung vor

Die geplante Gaspreisbremse wird laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nur für 80 Prozent des Verbrauchs greifen. Im Deutschlandfunk erklärte der frühere Kinderbuchautor, dass die oberen Spitzen mit Sicherheit nicht gedeckelt würden:

"Für die oberen 20 Prozent des normalen Verbrauchs wird man sicherlich die volle Rechnung bezahlen müssen."

Es sei zudem klar, dass auch das Preisniveau der übrigen Menge nicht auf das von vor dem Ukrainekrieg gesenkt werde:

"Wir werden natürlich nicht den Gaspreis so runtersubventionieren können, wie er 2021 war. Und zwar sehr lange Zeit nicht."

Commerzbank schließt Filialen

Im Zuge eines Strategiewechsels plant die Commerzbank die Schließung weiterer Filialen in Deutschland. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf "mit dem Thema vertraute Personen". Der Vorstand habe beschlossen, künftig nur noch mit 400 statt der ursprünglich geplanten 450 Niederlassungen zu operieren. Als Gründe dafür werden Personalmangel und verstärktes Onlinebanking angeführt.

Umfrage: Mieter fürchten Nebenkostenabrechnungen

Angesichts der hohen Gas- und Strompreise fürchten viele Mieter in Deutschland steigende Nebenkostenabrechnungen. Manche sparen bereits gezielt für den Fall hoher Nachforderungen, zeigt eine repräsentative Umfrage des Energiedienstleisters Ista, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Rund 80 Prozent der Mieter machten sich im September Sorgen, dass sie 2023 eine hohe Nebenkostenabrechnung erwartet. Im Mai waren es erst 68 Prozent.

Euro gibt nach – Inflation in der Eurozone bei zehn Prozent

Der Kurs des Euro hat am Freitag etwas nachgegeben. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 0,9782 US-Dollar. Am Vormittag hatte sie noch über der Marke von 0,98 Dollar notiert. An den beiden Vortagen hatte sich der Euro von vorherigen Verlusten erholt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Freitag auf 0,9748 (Donnerstag: 0,9706) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 1,0258 (1,0302) Euro.

Der starke Preisauftrieb in der Eurozone hält an. Im September legten die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent zu. Dies ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Die Rate fiel etwas höher als erwartet aus.

Die höchsten Inflationsraten im Euroraum wiesen mit mehr als 20 Prozent erneut die baltischen Staaten auf. In Estland stiegen die Verbraucherpreise um 24,2, in Litauen um 22,5 und in Lettland um 22,4 Prozent. In Deutschland betrug die Inflationsrate 10,9 Prozent, in Österreich 10,5 Prozent.