Die Zahl der Insolvenzanträge im EU-Raum ist im Zeitraum April–Juni 2022 um 2,2 Prozent gestiegen, wie aus den jüngsten Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervorgeht. Die Agentur erklärte in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht:
"Im zweiten Quartal 2022 stieg die saisonbereinigte Zahl der Insolvenzanmeldungen in der EU um 2,2 Prozent und in der Eurozone um 2,5 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2022."
Die Agentur gibt nicht die genaue Zahl der Anträge an, sondern nur den Prozentsatz. Laut Eurostat ist die Zahl der Insolvenzen jedoch das vierte Quartal in Folge gestiegen.
Eine Insolvenzanmeldung ist in der Regel der Beginn eines Verfahrens, das darauf abzielt, ein Unternehmen für zahlungsunfähig zu erklären. Es handelt sich um einen Antrag, der gestellt wird, um den finanziellen Engpass eines Unternehmens anzukündigen, der jedoch oft nur vorläufig ist und nicht immer zur Einstellung der Tätigkeit des Unternehmens führt.
Den Angaben aus dem Bericht zufolge verzeichnete Lettland während des genannten Untersuchungszeitraumes den größten Anstieg. So sei in dem EU-Land die Zahl der Unternehmen, die im zweiten Quartal 2022 einen Insolvenzantrag gestellt hatten, um 74,4 Prozent gestiegen. Es folgten Belgien mit einem Anstieg von 14,7 Prozent und Dänemark mit 11,9 Prozent.
Von dem Aus sind den Daten der EU-Statistikbehörde zufolge nicht nur Firmen aus einer bestimmten Branche betroffen. Laut Eurostat meldeten in diesem Zeitraum Unternehmen aus nahezu allen Wirtschaftszweigen der EU Insolvenz an. Im Vergleich zum Zeitraum vor der COVID-19-Pandemie stieg die Zahl der Anträge vor allem in den Bereichen Transport und Logistik sowie etwa im Beherbergungs- und Gaststättenwesen.
In Deutschland haben zuletzt Vertreter des Gastgewerbes davor gewarnt, dass man sich trotz einer Umsatzerholung im Juni weiterhin in einer tiefen Krise befinde. Den Betrieben drohe angesichts stark steigender Kosten das dritte Verlustjahr in Folge, warnte der Dehoga-Bundesverband am Freitag in Berlin. Vor allem die explodierenden Kosten in den Bereichen Energie, Lebensmittel und Personal bedrohten die Branche. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat das Gastgewerbe in Deutschland im Juni dieses Jahres erstmals wieder einen Umsatz auf dem Niveau von vor der COVID-19-Pandemie erreicht. Doch die Statistikbehörde verweist in ihrem Bericht darauf, dass dies jedoch vor allem auf die deutlichen Preissteigerungen bei den Wirten und Hoteliers zurückzuführen sei.
Demnächst könnte vor allem der Anstieg bei den Strompreisen für viele Betriebe das Aus bedeuten. Einige prophezeien sogar, dass Deutschland ab 2023 deshalb eine Pleitewelle im Mittelstand bevorstehe.
Auch die Industrieunternehmen in der EU, die große Mengen an Erdgas benötigen, geraten immer stärker unter Druck. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa wird mit der Budel-Hütte eine Zink-Hütte in den Niederlanden wegen des hohen Gaspreises die Produktion ab September laut Unternehmensangaben vorläufig stoppen.
Wie stark sich der hohe Gaspreis auf die Unternehmen auswirkt, zeigen laut dpa Daten zur Entwicklung der deutschen Erzeugerpreise vom Freitag. Die Preise, die Firmen für ihre Waren verlangen, waren im Juli im Jahresvergleich um 37,2 Prozent gestiegen und damit so stark wie noch nie. Hauptverantwortlich für den Schub der gewerblichen Erzeugerpreise ist weiterhin Energie, so die Nachrichtenagentur weiter. Mit den stärksten Einfluss hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Preisentwicklung bei Erdgas mit einem Anstieg von fast 164 Prozent im Jahresvergleich.
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