Siemens Energy verlässt Russland

Der deutsche Energietechnikkonzern Siemens Energy will sich Ende des Geschäftsjahres 2022 vollständig aus Russland zurückziehen, aber er könne Ausrüstungen der Pipeline Nord Stream 1 weiter warten. Außerdem werden Verluste von 400 Millionen Euro erwartet.

Der deutsche Energietechnikkonzern Siemens Energy hat am Montag seinen Bericht für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2022, also April bis Juni, veröffentlicht. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Umstrukturierung in Russland bis Ende des Geschäftsjahres 2022 abgeschlossen sein werde.

Im Bericht heißt es:

"Diese Restrukturierung wird voraussichtlich bis Ende dieses Geschäftsjahres ohne weitere wesentliche finanzielle Auswirkungen abgeschlossen sein."

Im Bericht wird festgestellt, dass die EU-Sanktionen gegen Russland erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens in Russland haben. Daher sei das Geschäft nicht mehr rentabel.

Siemens Energy hatte im dritten Quartal die Umstrukturierung seines Geschäfts in Russland begonnen. Dabei hatte das Unternehmen bereits einen Verlust von rund 200 Millionen Euro erlitten. Am Ende des Geschäftsjahres 2022 wird Siemens Energy voraussichtlich rund 400 Millionen Euro verlieren, berichtet die russische Nachrichtenagentur Interfax.

Dennoch lasse das Unternehmen zu, dass es nach dem Rückzug aus Russland weiterhin Ausrüstungen für die Pipeline Nord Stream 1 warten könne, um eine stabile Gasversorgung nach Europa zu gewährleisten, schreibt TASS unter Berufung auf den Vorstandsvorsitzenden von Siemens Energy, Christian Bruch.

Siemens Energy ist eine Tochtergesellschaft des deutschen Konzerns Siemens AG. Das Unternehmen war im Jahr 2020 durch eine Abspaltung entstanden. Siemens Energy ist auf Gas- und erneuerbare Energietechnologien spezialisiert.

Im Mai hatte Siemens damit begonnen, alle Produktions- und Betriebsaktivitäten in Russland einzustellen. Siemens Energy besitzt in Russland Siemens Transformers und 65 Prozent von Siemens Gas Turbines Technologies, einem Joint Venture mit Power Machines.

Siemens und Sinara Transport Machines haben auch ein Joint Venture namens Ural Locomotives, das in Russland beliebte Lastotschka-Elektrozüge herstellt. Nach dem Rückzug von Siemens wird die staatliche Eisenbahngesellschaft Russlands die Züge warten.

Siemens Energy ist auch einer der Hauptlieferanten von Energieanlagen in Russland. Siemens Gamesa, ein Teil von Siemens Energy, war ein Partner des Energiekonzerns Enel, mit dem das Unternehmen gemeinsam Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien in Russland umsetzte.

Außerdem liefert Siemens Gasturbinen für die Pipeline Nord Stream 1. Derzeit gibt es Streitigkeiten zwischen Gazprom und Siemens über die Übergabe der Turbine an Russland.

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