US-Dollar zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder stärker als Euro

Die US-Währung wurde an der russischen Börse höher als der Euro gehandelt. Damit war der US-Dollar zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder stärker als die Währung der europäischen Zentralbank. Im laufenden Jahr büßte der Euro gegenüber dem US-Dollar bislang mehr als 10 Prozent an Wert ein.

Der Euro fiel am Dienstag an der Moskauer Börse unter den US-Dollar, da Befürchtungen laut werden, wonach die Energiekrise die Europäische Union in eine Rezession stürzen könne. So lag der US-Dollar-Rubel-Kurs um 10:56 Uhr MEZ bei 58,70, während der Euro gegenüber dem Rubel auf 58,52 fiel.

An den internationalen Börsen näherte sich der Euro der Parität zum US-amerikanischen Dollar an. Im unruhigen Devisenhandel rutschte die europäische Währung auf nur noch 1,0001 zum US-Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren.

Im laufenden Jahr ist der Euro gegenüber dem US-Dollar um 12 Prozent gefallen, da der Anstieg der Energiepreise angesichts des Konflikts in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland, den wichtigsten Energielieferanten des Kontinents, die europäischen Volkswirtschaften besonders stark belastet. 

Jegor Schilnikow, Chefanalyst der Abteilung für Wirtschafts- und Industrieanalysen der Promswjasbank, erklärte gegenüber der Tageszeitung RBC:

"Zum ersten Mal seit 20 Jahren hat sich eine Parität zwischen dem Euro und dem US-Dollar gebildet, da die US-Währung in Erwartung der restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank weiter steigt."

Der Chefanalyst ergänzte:

"Wir glauben, dass sich diese Dynamik bis zur Sitzung der Europäischen Zentralbank am 21. Juli fortsetzen wird und der Dollar noch teurer wird als die europäische Währung."

Die wachsende Sorge um die russische Gasversorgung der EU-Mitgliedsländer hat den Druck auf die Währung der Staatengemeinschaft weiter erhöht. Am Montag legte der russische Energiekonzern Gazprom für die alljährlich stattfindende Wartung die Nord Stream 1-Pipeline, die Gas nach Europa transportiert, still. Die Wartungsarbeiten, die planmäßig bis zum 21. Juli dauern werden, waren nach Angaben des Betreibers wie alle Jahre zuvor angekündigt und mit allen Partnern vereinbart worden.

Fiona Cincotta, eine leitende Finanzmarktanalystin bei City Index, einem weltweit tätigen Anbieter von Wetten auf Währungs-Spreads und Devisenhandel, erklärte – entgegen den Verlautbarungen der Pipeline-Betreiber – gegenüber der britischen Zeitung The Guardian: "Befürchtungen nehmen zu, dass Russland die Gaslieferungen in zehn Tagen nicht wieder aufnehmen wird, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind." Das könne zu einer Rezession in Europa führen, warnte sie.

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