Lockdowns in China: Deutscher Außenhandel stark beeinträchtigt

Aufgrund der strengen Corona-Maßnahmen in China können nur wenige deutsche Unternehmen dort operieren und die Produktion wiederaufnehmen. Zusätzlich wirken sich die Krise um den Krieg in der Ukraine und die Erholung der Kapazitäten in anderen Ländern aus.

"Die Lieferkettenunterbrechungen durch den Krieg in der Ukraine und die Null-COVID-Strategie der Volksrepublik China belasten den Außenhandel massiv", erläuterte Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, in diesem Monat. Auch die deutsche Außenhandelskammer blickt mit Sorgen gen Osten. Aufgrund der Corona-Maßnahmen der chinesischen Regierung können nur wenige deutsche Unternehmen in China operieren und die Produktion wiederaufnehmen. Ausländische Mitarbeiter planen zunehmend, das Land aufgrund der strengen COVID-19-Strategie zu verlassen, wie eine Blitzumfrage in China ergab.

In der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Deutschen Außenhandelskammer (AHK) gaben 73 Prozent der Teilnehmer an, in Städten oder Regionen zu operieren, in denen teilweise oder komplette Ausgangssperren herrschen. Nur etwa jedes fünfte deutsche Unternehmen verfügt demnach über eine Sondergenehmigung, um trotz Beschränkungen die Produktion fortzusetzen.

Auch diese Firmen haben Probleme und können laut Umfrage im Durchschnitt nur mit weniger als der halben Kapazität laufen. Logistikprobleme, eine geringe Verfügbarkeit von Personal und Unsicherheiten durch plötzliche Änderungen von Vorschriften seien die Hauptgründe, die derzeit einer höheren Produktion im Wege stünden, so die Kammer.

Rund 28 Prozent der aus Deutschland nach China entsandten Fachkräfte planen, das Land wegen der strengen Corona-Maßnahmen zu verlassen. "Es wird für deutsche Unternehmen äußerst schwierig sein, diese Mitarbeiter durch neue Mitarbeiter aus dem Ausland zu ersetzen", sagte Maximilian Butek, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Shanghai. Die derzeitigen Bedingungen für deutsche Unternehmen in China seien "inakzeptabel".

In Gebieten, die von Abriegelungen betroffen sind, können Unternehmen ihren Betrieb nur unter Einschränkungen wieder aufnehmen. Derzeit haben 19 Prozent der befragten deutschen Unternehmen die Genehmigung, in solchen Gebieten unter erschwerten Bedingungen zu produzieren.

Nach rund zwei Jahren wirksamer Pandemiebekämpfung stellt die hoch ansteckende Omikron-Variante die Null-Toleranz-Politik der chinesischen Regierung auf eine harte Probe. Trotz der hohen wirtschaftlichen Kosten will Chinas Führung an ihrem Kurs festhalten, wie der Ständige Ausschuss des Politbüros jüngst noch einmal bekräftigt hatte.

Die drakonische Null-COVID-Politik bremst die zweitgrößte Volkswirtschaft, wobei deutsche Exporteure besonders unter dem Einbruch im Handel leiden. Nicht nur die Produktion, sondern auch der Frachtverkehr ist stark beeinträchtigt. Chinas Exportwachstum fiel auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Die Exporte legten im April – in US-Dollar berechnet – um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie der chinesische Zoll am Montag in Peking berichtete. Es ist das langsamste Wachstum seit Juni 2020 zu Beginn der Pandemie. Die Importe blieben unverändert.

Auffällig stark ist der Handel mit Deutschland eingebrochen. Chinas Importe deutscher Waren fielen demnach um 9,8 Prozent. Aber auch chinesische Exporte nach Deutschland sackten ungewöhnlich stark um neun Prozent ab. Mit der Europäischen Union gab es immerhin noch ein Exportplus von 7,9 Prozent. Aber die Importe fielen auch um 12,5 Prozent.

Insgesamt befürchtet die deutsche Industrie eine Abwärtsspirale für die Exportwirtschaft. "Über der deutschen Wirtschaft ziehen angesichts des Ukraine-Kriegs und der Null-COVID-Strategie der chinesischen Regierung dunkle Wolken auf", sagte Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), früher im Mai. Die weltweiten Lieferketten stünden bereits massiv unter Druck. "Ein Gasembargo schwebt zusätzlich wie ein Damoklesschwert über den Unternehmen – mit unkalkulierbaren sozialen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Folgen."

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(dpa/rt)