Als Teil ihrer beispiellosen Wirtschaftssanktionen gegen Russland kündigten die USA und ihre Verbündeten vergangene Woche an, auch Finanztransaktionen mit der russischen Zentralbank, welche Gold beinhalten, zu blockieren. Damit soll die Fähigkeit des Landes, seine internationalen Reserven zu nutzen, weiter eingeschränkt werden.
RT sprach mit Sergei Kopylow, Juniorpartner bei der Beratungsfirma BSC und leitender Forscher an der russischen Plechanow-Universität für Wirtschaft, um herauszufinden, was das bedeutet und ob westliche Länder Goldbestände Russlands tatsächlich einfrieren könnten.
Infolge der Sanktionen ist Russland der Verkauf oder Kauf von Gold unter anderem in Ländern wie den USA, dem Vereinigten Königreich Großbritannien, der Schweiz und der Europäischen Union (EU) verboten. Darüber hinaus ist ab dem 7. März der Umlauf von in Russland hergestellten Goldbarren verboten. Kopylow stellte fest:
"Möglicherweise werden weitere Länder den gleichen Sanktionen folgen. Bislang haben jedoch alle Länder des Nahen Ostens und Südostasiens davon abgesehen, das Sanktionsregime zu unterstützen. Es gibt also keine Hindernisse für den Verkauf von russischem Gold in diesen Regionen, abgesehen von der Tatsache, dass es eine solche Praxis in der Vergangenheit nicht gab."
Die Sanktionen hätten Russland der Möglichkeit beraubt, Transaktionen mit Gold auf den meisten organisierten Handelsplätzen durchzuführen. Das Handelsvolumen allein auf dem Shanghaier Markt betrage jedoch 1.800 bis 1.900 Tonnen pro Jahr, was mit dem Volumen der Gold- und Devisenreserven der russischen Zentralbank (2.299 Tonnen) vergleichbar sei und das jährliche Produktionsvolumen von 331 Tonnen pro Jahr weit übersteige.
Hinsichtlich möglicher Sekundärsanktionen gegen China und Indien wies Kopylow darauf hin, dass bisher keine derartigen Beschränkungen für den Kauf anderer Waren durch diese Länder verhängt wurden. Darüber hinaus haben diese Länder wiederholt erklärt, dass sie selbst nicht beabsichtigen, ihren Handel mit Russland einzuschränken, dass sie die Einführung von Sekundärsanktionen äußerst negativ bewerten und Vergeltungsmaßnahmen ergreifen würden. Der Experte hob hervor:
"Es ist unwahrscheinlich, dass sich Gold von anderen Waren unterscheiden wird."
"Ich glaube, dass das Sanktionsregime gegen Russland gescheitert ist, da diese Sanktionen nur von den westlichen Ländern (USA, Kanada, EU, Großbritannien, Australien, Neuseeland) angenommen wurden."
Er merkte an, dass nicht einmal alle Mitglieder des britischen Commonwealth selbst diese Sanktionen unterstützt hätten, und fügte hinzu:
"Aber natürlich sind Sanktionen im Allgemeinen für beide Seiten schmerzhaft."
Dabei erinnerte der Analyst an die Worte des US-Präsidenten Joe Biden, dass Europa den Preis dafür zahlen müsse.
Kopylow wies darauf hin, dass Drittländer und deren Einwohner – einschließlich der Staaten, die Sanktionen verhängt haben – im Besitz von aus Russland stammendem Gold sein dürften, das vor dem 7. März ausgegeben und gekennzeichnet wurde. Es sei jedoch nicht möglich, dieses Gold von jenem Gold in den Reserven der Russischen Zentralbank zu unterscheiden, das ebenfalls vor diesem Datum ausgegeben wurde. Darüber hinaus bestehe die technische Möglichkeit, die Kennzeichnung von neu produziertem Gold jederzeit zu ändern. Er fügte hinzu:
"Im Mittelalter musste alles Gold, das nach Persien kam, eingeschmolzen und neu markiert werden. Dies ist eine alte und weit verbreitete Praxis. So kann das Herkunftsland des Goldes unkenntlich gemacht werden."
Der Wirtschaftswissenschaftler kam zu dem Schluss, dass ein Verbot des Ankaufs von russischem Gold lediglich zu einer Umverteilung des Marktes unter den Akteuren, zu einer grundlegenden Veränderung der Lieferketten und zur Zerstörung der traditionellen Handelsbeziehungen führen könne. Kopylow resümierte:
"Gleichzeitig erwarte ich nicht, dass diese Umverteilung zu zusätzlichen Marktturbulenzen führen wird. Russland könnte den Anteil des Goldes an seinen Devisenreserven durchaus erhöhen, was angesichts der Tatsache, dass ein Teil dieser Reserven in Fremdwährungen denominiert ist, angemessen wäre."
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