Zur Eindämmung der Inflation: Britischer Zentralbankchef rät Briten von Lohnerhöhungen ab

Die britischen Gewerkschaften haben den Gouverneur der Bank of England Andrew Bailey scharf kritisiert, nachdem er die Briten angewiesen hatte, auf Forderungen nach höheren Löhnen zunächst zu verzichten. Das sollte den Kampf gegen die hohe Inflation fördern, sagte er.

In einem Interview mit der BBC hat der Chef der britischen Zentralbank Andrew Bailey vergangene Woche behauptet, die Beschäftigten sollten bei Lohnverhandlungen "Zurückhaltung" üben, um die höchste Inflationsrate im Land seit 30 Jahren zu bekämpfen. Seine Äußerungen fielen Stunden, nachdem die Bank of England die Zinssätze zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten erhöht hatte.

Auf die Frage des Medienunternehmens, ob die Regulierungsbehörde die Arbeitnehmer auffordere, keine hohen Gehaltserhöhungen zu verlangen, antwortete Bailey, dessen Jahresgehalt sich im vergangenen Jahr auf über 575.000 Pfund (680.000 Euro) belief:

"Im Großen und Ganzen, ja."

Er erklärte, dass dies für Arbeitnehmer zwar "schmerzhaft", aber eine gewisse "Mäßigung der Lohnerhöhungen" notwendig sei, um zu verhindern, dass sich die Inflation verfestigt. Zugleich gab Bailey jedoch auch zu, dass die aktuelle Lebenshaltungskostenkrise bis zum Jahr 2024 anhalten könnte.

Die Gewerkschaften des Landes reagierten empört auf Baileys Aussagen. So verurteilte der Generalsekretär der GMB, einer der größten Gewerkschaften in Großbritannien, Gary Smith die Worte des Zentralbankchefs als einen "kranken Witz" und fügte hinzu:

"Den hart arbeitenden Menschen, die dieses Land durch die Pandemie geführt haben, zu sagen, dass sie keine Lohnerhöhung verdienen, ist unerhört."

Ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson wies Baileys Forderungen nach Lohnzurückhaltung ebenfalls zurück und erklärte, es sei nicht Aufgabe der Regierung, "die strategische Ausrichtung oder das Management von Privatunternehmen zu beraten".

Großbritannien kämpft derzeit mit explodierenden Lebenshaltungskosten. Obwohl die Inflation im Dezember ein 30-Jahres-Hoch erreichte, stagnieren die Löhne und Gehälter, was die Haushaltsfinanzen stark belastet. Wirtschaftswissenschaftler befürchten, dass die steigenden Energierechnungen die Inflation bis April auf mehr als sieben Prozent ansteigen lassen werden, eine höhere Rate als erwartet.

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