Proteste nach Lira-Absturz in Türkei: Demonstranten fordern Rücktritt der Regierung

Die türkische Lira ist am Dienstag gegenüber dem US-Dollar und dem Euro auf Rekordtiefstände gesunken. Seit dem Jahresbeginn verlor die türkische Währung insgesamt 40 Prozent ihres Wertes. Vor diesem Hintergrund fanden in Ankara und Istanbul Protestaktionen statt.

Am 23. November haben in der türkischen Hauptstadt Ankara und in Istanbul, der größten Stadt des Landes, Protestaktionen stattgefunden, deren zahlreiche Teilnehmer den Rücktritt des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdoğan und seiner Regierung forderten. Der Grund waren der andauernde Sinkflug der Nationalwährung Lira und die damit verbundene hohe Inflationsrate.

Am Dienstagabend zogen durch das Regierungsviertel Çankaya in Ankara mehrere Protestierende, die in Sprechchören "istifa" (auf Deutsch "Rücktritt") skandierten. Viele Teilnehmer der Protestaktionen pfiffen und machten Radau mit Töpfen, um ihrer Wut gegen die Regierung und Erdoğans Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) Luft zu machen.

Auch in Istanbul fanden Protestzüge statt. Auf einem Video aus dem Viertel Kurtuluş waren in einer engen Straße eine Gruppe von Bereitschaftspolizisten und mehrere Demonstranten zu sehen.

Am Dienstag war die türkische Währung gegenüber dem US-Dollar und dem Euro auf Rekordtiefstände gesunken. Der US-Dollar stieg erstmals auf über zwölf Lira. Der Euro legte auf gut 14 Lira zu. Allein in diesem Monat verlor die Lira rund ein Viertel ihres Wertes. Seit dem Jahresbeginn waren es 40 Prozent. Die Inflation im Land lag zuletzt bei knapp 20 Prozent.

Vor diesem Hintergrund erteilte AKP-Politiker Zülfü Demirbağ seinen Mitbürgern umstrittene Spartipps. So sollten sie statt zwei Kilo Fleisch monatlich nur ein halbes essen. Anstatt zwei Kilo Tomaten reichten vielleicht auch zwei Stück. Gemüse außerhalb der Saison zu essen, sei ohnehin nicht besonders gesund. Anfang des Monats hatte Energieminister Fatih Dönmez geraten, die Heizungen herunterzudrehen, um Geld zu sparen.

Der erneute Absturz der Währung folgt auf Forderungen von Erdoğan nach einer "wettbewerbsfähigen" Lira. Der türkische Staatschef verteidigt die Finanzpolitik seiner Regierung und vertritt die Meinung, dass hohe Zinsen die Inflation befördern würden. Ihm zufolge solle ein niedriger Leitzins Investitionen und Arbeitsplätze fördern. Nach seinem Druck hat die Notenbank zuletzt den Leitzins erneut gesenkt.

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(rt/dpa)