BioNTech-Aktien: Kurssturz nach Berichten über Whistleblower und COVID-Pille

Die Aktien des Impfstoffproduzenten BioNTech sind am Freitag stark abgestürzt. Als Ursache wird der kürzlich veröffentlichte Whistleblower-Bericht über die angebliche Fälschung von Studiendaten für den COVID-19-Impfstoff vermutet, den das Unternehmen gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Pfizer entwickelt hat.

Die Aktien des deutschen Pharmaherstellers BioNTech, der gemeinsam mit dem US-Unternehmen Pfizer einen Impfstoff gegen COVID-19 entwickelt hat, sind am Freitag im Zuge eines alarmierenden Whistleblower-Berichts dramatisch eingebrochen.

Der Kurs der BioNTech-Aktien, die in den USA an der NASDAQ-Börse gehandelt werden, fiel um 57,30 US-Dollar und schloss mit einem Verlust von 20,92 Prozent bei 216,64 US-Dollar. In Frankfurt fielen die Aktien um 40,50 Euro auf 192,40 Euro und gaben damit um 17,39 Prozentpunkte nach.

Einige Analysten brachten den dramatischen Rückgang mit der Veröffentlichung eines brisanten Berichts über die Versuche mit dem COVID-Impfstoff von Pfizer-BioNTech in Verbindung. Der Bericht, der am Dienstag im British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurde, beruft sich auf einen ehemaligen Auftragnehmer. Dieser behauptet, ein erschütterndes Ausmaß an Inkompetenz im Management, im Umgang mit Daten und bei der Patientensicherheit während des Prüfprozesses aufgedeckt zu haben.

Die Whistleblowerin, die als Brook Jackson identifiziert wurde, behauptete, dass das Unternehmen schlecht ausgebildete Impfspezialisten einstellte, die Nebenwirkungen nur zögerlich untersuchten und Versuchsdaten fälschten. Sie stellte dem BMJ Dutzende von internen Dokumenten zur Verfügung, die ihre Behauptungen untermauern sollen.

Ein weiterer möglicher Grund für den überraschenden Kurssturz soll die Entwicklung einer COVID-19-Pille durch den Pharmahersteller Pfizer sein. Am Freitag gab das Unternehmen Studiendaten bekannt, die belegen sollen, dass die Verabreichung der "bahnbrechenden" Pille mit der Bezeichnung Paxlovid die Anzahl COVID-19-bedingter Krankenhausaufenthalte um 89 Prozent reduziert.

Die Nachricht verbreitete sich kurz nach einer Meldung des US-Pharmaunternehmens Merck & Co über klinische Studien mit einem weiteren Medikament. Dieses reduziere das Risiko eines Krankenhausaufenthalts oder Todes bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer COVID-19-Erkrankung um 50 Prozent. Das Medikament von Merck wurde in Großbritannien für die Behandlung von COVID-19-Patienten bereits zugelassen.

In den Medien wurde spekuliert, ob durch die Entwicklung der COVID-19-Medikamente mit einem Rückgang der Nachfrage nach Impfstoffen zu rechnen sei. Die Aktie eines anderen Impfstoffentwicklers, Moderna, fiel am Freitag in New York um 55 US-Dollar und notierte kurzzeitig bei 229 US-Dollar, bevor sie sich leicht erholte und mit einem Verlust von 47,03 US-Dollar bei 236,99 US-Dollar schloss. Das entspricht einem Verlust von 16,56 Prozent. Auch die Aktien von Novavax schlossen mit Verlusten.

Mehr zum ThemaRKI-Chef Wieler zu Pfizer-Leak: "Wenn das stimmt, ist das inakzeptabel"