Die Gas-Features für Oktober am niederländischen Handelsplatz TTF überstiegen am 14. September die Marke von 800 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter bzw. 65,5 Euro pro Megawattstunde in Haushaltszahlen. Mit einem Preisanstieg von über 70 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter an nur einem Tag hat der Gaspreis in Europa nun den höchsten Stand seit mindestens zehn Jahren erreicht.
Experten warnten gegenüber der Nachrichtenagentur TASS, dass der derzeitige Anstieg des Rohstoffpreises in Europa zwar ungewöhnlich und unbeständig sei, dass aber neue Preisrekorde angesichts der geringen Speichervolumina und des schnell herannahenden Winters durchaus möglich seien. Aufgrund verschiedener Faktoren, darunter des steigenden Gaspreises auf dem asiatischen Markt und der Wetterbedingungen, könnten die Gaspreise eventuell sogar 1.000 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter erreichen, hieß es.
Die schnellstmögliche Aufnahme der Gaslieferungen über die gerade fertiggestellte Nord Stream 2-Pipeline könnte den europäischen Energiemarkt retten, meinen die Experten. Der Direktor für natürliche Ressourcen und Rohstoffe bei der internationalen Ratingagentur Fitch Ratings, Dmitri Marintschenko, erklärte:
"Im Moment kann die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 das Gasangebot erhöhen."
Dabei sei die erwartete tägliche Kapazität der Gaslieferungen durch die beiden Stränge von Nord Stream 2 mit dem gesamten Volumen an Flüssiggas vergleichbar, das derzeit nach Europa geliefert wird, sagte Alexei Griwatsch, stellvertretender Leiter des russischen Energiesicherheitsfonds.
Anfang des Monats hatte Gazprom mitgeteilt, dass der Bau der Nord Stream 2-Pipeline vollständig abgeschlossen ist. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2021 geplant, unmittelbar nachdem alle erforderlichen Zertifizierungen erfolgt sind.
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