IWF-Prognose nach Corona: Deutschland stagniert – USA und China hängen Eurozone ab

Der Internationale Währungsfonds hebt seine Prognose für die Weltwirtschaft um bis zu sechs Prozent an, allerdings nicht für Deutschland. Wir stagnieren nach Einschätzung des IWF mit bestenfalls geringem Wachstum auf dem Niveau vor der "Corona-Krise".

Der Weltwährungsfonds (IWF) hat vor seinem digitalen Treffen diese Woche seine Prognosen für die Weltwirtschaft nach Corona deutlich angehoben. Im Vergleich zum Januar haben sich die Prognosen verbessert. Nun erwartet der IWF bereits ein Wachstum der Weltwirtschaft von sechs Prozent im laufenden Jahr, wie aus dem neuen "World Economic Outlook" hervorgeht. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als die IWF-Experten noch im Januar prognostiziert hatten. Im kommenden Jahr soll die Weltwirtschaft dann vermutlich um 4,4 Prozent wachsen, das wäre ein Plus um 0,2 Prozentpunkte gegenüber der Januar-Prognose.

Die Gründe lägen sowohl in der schnellen Erholung Chinas als auch in der Ankündigung des neuen US-Investitionsprogramms. Auch die Industrie weltweit habe sich zwischenzeitlich besser auf die Pandemie-Bedingungen eingestellt. Hinzu käme die weltweit steigende Anzahl an bereits geimpften Menschen. 

Doch die wirtschaftliche Erholung ist aus Sicht des IWF durchaus auch getrübt, denn sie ist global sehr ungleich verteilt. Während China wieder das Wachstumsniveau aus Vor-Corona-Zeiten erreicht hat, erwartet der IWF für die USA erst demnächst eine Besserung. Europa dagegen werde voraussichtlich erst 2022 wirtschaftlich wieder dort stehen, wo es vor Pandemiebeginn stand. Und viele ärmere Länder trifft es noch bedeutend härter. Sie werden erst 2023 ihr früheres Wirtschaftsniveau erreichen.

Reichere Bevölkerungsgruppen seien relativ glimpflich durch die Krise gekommen, die Ärmeren dagegen nicht. IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath warnt im Handelsblatt:

"Die Erholung ist zwischen und innerhalb der Länder gefährlich unterschiedlich. Die Unterschiede kommen durch das Impftempo, die verschieden großen staatlichen Stützungsmaßnahmen sowie durch die Abhängigkeit vom Tourismus zustande."

In Zahlen bedeute das für China im laufenden Jahr ein Wachstum von 8,4 Prozent, für die USA 6,4 Prozent. Die Eurozone ist nur mit einem Plus von  4,4 Prozent dabei. Deutschland liegt mit einem Wachstum von 3,6 Prozent in der IWF-Prognose noch unter dem Eurozonen-Durchschnitt.

Die USA profitieren von ihrem jüngst verkündeten Konjunktur- und Infrastrukturprogramm in Billionenhöhe, aber auch vom schnellen Impfgeschehen. Im Monatsvergleich zum  Januar liegen sie damit bei einem Plus von 1,3 Prozentpunkten, Deutschland verharrt dagegen bei einem schwachen Plus von 0,1 Prozentpunkten gegenüber dem Januar.

Die deutsche Bundesregierung sieht darin keine Schwäche, sondern eher ein Zeichen der Stabilität. So fiel der Konjunktureinbruch in Frankreich fast doppelt so hoch aus wie hier. Deswegen – so argumentiert man in Berlin – würden die anderen jetzt  stärker wachsen.

Insgesamt haben laut IWF die G20-Staaten weltweit 16 Billionen US-Dollar für den Kampf gegen die Krise bereitgestellt. Ohne diese Programme hätte der Wirtschaftseinbruch in der Pandemie dreimal so schlimm ausfallen können. Auch die Bundesrepublik nimmt allein in diesem Jahr 240 Milliarden Euro an neuen Schulden auf, das ist so viel wie noch nie.

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