DIW-Präsident Fratzscher: "Dass wir einen Wirtschaftsboom erleben werden, halte ich für gewagt"

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Prof. Marcel Fratzscher, wagte am Mittwoch im Rahmen eines Gesprächs mit Vertretern des Vereins der Ausländischen Presse einen Ausblick auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft im Jahr 2021.

"Der wirtschaftliche Ausblick hat sich massig eingetrübt." 

Mit der Ungewissheit, wie lange der aktuelle Lockdown noch anhalten wird und wie sich eine eventuelle dritte Welle auswirken kann, sprach Fratzscher von einem möglichen Wirtschaftswachstum in Deutschland zwischen +5 Prozent und -5 Prozent. 

"Dass wir einen Wirtschaftsboom erleben werden, halte ich für gewagt."

Deutschland profitiere zwar von der wirtschaftlichen Entwicklung in Asien, allerdings sagte Fratzscher, könne niemand die wirtschaftlichen Risiken wirklich abschätzen.

Fratzscher warnte, dass die Debatte derzeit mit einer hohen Emotionalität geführt werde. Das sei kontraproduktiv.

Die Initiative "ZeroCOVID" kritisierte er ebenfalls als kontraproduktiv, da dieses Ziel nicht erreichbar sei. Zudem erklärte er, dass eine derartige Strategie keine Akzeptanz durch die Bevölkerung aufbringen könne.

Der Lockdown habe massiven gesellschaftlichen Schaden angerichtet. Dabei verwies er auf die Kita- und Schulschließungen.

Der DIW-Chef erklärte, dass er die Strategie der Bundes- und Landesregierung im Prinzip unterstütze. Das Problem liege bei der Umsetzung.

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