UNO-Bericht: Pandemie halbiert weltweit ausländische Direktinvestitionen

Pandemiebedingt sind die weltweiten ausländischen Direktinvestitionen deutlich zurückgegangen. Das zeigt ein neuer UNO-Bericht, der darauf hinweist, dass der Einbruch die Industriestaaten am stärksten betrifft. Nur China widersetzt sich dem Trend.

Ein am Dienstag veröffentlichter Handelsbericht der Vereinten Nationen besagt, dass die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in der ersten Hälfte des Jahres 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum weltweit um 49 Prozent zurückgegangen sind.

Die ausländischen Direktinvestitionen dürften im Jahresverlauf insgesamt um bis zu 40 Prozent sinken, was auf die Befürchtungen einer tiefen Rezession zurückzuführen ist, warnen die Vereinten Nationen.

Ein Bericht der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) zeigte, dass die FDI-Zuflüsse in die europäischen Volkswirtschaften erstmals in den negativen Bereich abrutschten, von 171 Milliarden Euro (202 Milliarden US-Dollar) auf minus sechs Milliarden Euro (sieben Milliarden US-Dollar). Die ausländischen Direktinvestitionsströme in die Vereinigten Staaten gingen um 61 Prozent auf 51 Milliarden US-Dollar zurück. James Zhan, Direktor der UNCTAD-Abteilung für Investitionen und Unternehmen, erklärte:

Die globalen FDI-Ströme gingen in der ersten Hälfte dieses Jahres um fast die Hälfte zurück. Es war drastischer, als wir für das ganze Jahr erwarteten

Er fügte hinzu, dass die Investitionsströme in diesem Jahr voraussichtlich um 30 bis 40 Prozent und im Jahr 2021 um fünf bis zehn Prozent zurückgehen werden.

Die Zahlen umfassen grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen, Industrieneuansiedlungsprojekte und Projektfinanzierungsgeschäfte.

Dem UNO-Bericht zufolge sind die Industrieländer, auf die normalerweise etwa 80 Prozent der weltweiten Transaktionen entfallen, am stärksten von dem Rückgang betroffen, wobei die Ströme auf 98 Milliarden US-Dollar zurückgingen – ein Niveau, das zuletzt im Jahr 1994 verzeichnet wurde.

Unter den wichtigsten Empfängern ausländischer Direktinvestitionen des Jahres 2019 gingen die Ströme in Italien, den Vereinigten Staaten, Brasilien und Australien am stärksten zurück.

China stelle sich gegen den Trend, hob Zhan hervor und erklärte:

Chinas FDI-Ströme bleiben relativ stabil. In der ersten Jahreshälfte war der Rückgang wirklich bescheiden, und laut den neuesten Daten sind die FDI nach China in den ersten neun Monaten dieses Jahres insgesamt um 2,5 Prozent gestiegen.

Die meisten ausländischen Direktinvestitionen in China wurden im elektronischen Handel und spezialisierten Technologiedienstleistungen sowie Forschung und Entwicklung getätigt, stellte Zhan fest.

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