Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek angeblich in Russland? Kreml: "Nichts bekannt"

Moskau habe keinerlei Informationen über den flüchtigen Wirecard-Manager Jan Marsalek, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag. Marsalek, eine Schlüsselfigur im milliardenschweren Bilanzskandal, soll sich laut unbestätigten Medienberichten in Russland aufhalten.

Wie Dmitri Peskow, Pressesprecher des russischen Präsidenten, am Montag mitteilte, lägen dem Kreml keine Informationen darüber vor, dass Marsalek sich in Russland aufhält. Wie eine informierte Quelle der russischen Regierung gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax am Montag mitteilte, habe der frühere Top-Manager die russische Staatsgrenze nie überschritten. Demnach gibt es weder ein Strafverfahren gegen ihn noch eine Auslieferungsanfrage. Russland habe auch keine Erkenntnisse über seinen Aufenthaltsort. Von deutscher oder österreichischer Seite gab es am Montag keinerlei offizielle Angaben zu Marsaleks Aufenthaltsort.

Der 40-Jährige soll, wie das Handelsblatt am Sonntag berichtete, mit einem Charterflug am 18. Juni von Klagenfurt über Tallin nach Minsk geflogen sein. Anschließend soll der russische Militärgeheimdienst GRU Marsalek nach Russland gebracht haben. Laut der Zeitung soll der flüchtige Ex-Manager in den vergangenen Jahren häufig in Russland gewesen sein und für seine Reisen unterschiedliche Reisepässe verwendet haben. Die Gesprächspartner der Zeitung behaupten, Marsalek habe vor seiner Flucht erhebliche Geldsummen in Bitcoins von Dubai nach Russland überwiesen.

Vor seiner Kündigung im Juni war Marsalek bei Wirecard für das operative Geschäft zuständig. Er war ursprünglich auf den Philippinen vermutet worden. Laut philippinischer Regierung ist er dort verheiratet, was den Kollegen in der Aschheimer Konzernzentrale nicht bekannt gewesen sein soll. Später hat die Regierung in Manila eingeräumt, dass die Daten zur Ein- und Ausreise im Computersystem der nationalen Einwanderungsbehörde gefälscht waren. 

Wirecard räumte im Juni Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro ein. Das Unternehmen meldete mittlerweile Insolvenz an. Weltweit beschäftigte Wirecard knapp 6.000 Menschen. Die mutmaßlichen Scheingeschäfte liefen großteils über angebliche Subunternehmer im Mittleren Osten und in Südostasien. Kerngeschäft von Wirecard war das Abwickeln von Kartenzahlungen als Schaltstelle zwischen Kreditkartenfirmen und Händlern.

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