WTO: Welthandel steht vor schwerstem Einbruch seiner Geschichte – hätte aber schlimmer sein können

Der Ausbruch von COVID-19 wird den Welthandel im zweiten Quartal 2020 um 18,5 Prozent schrumpfen lassen, so die Prognose der Welthandelsorganisation (WTO). Obwohl dies der stärkste Rückgang aller Zeiten ist, liegt er dennoch über den pessimistischsten WTO-Prognosen.

Die Zahlen der Welthandelsorganisation (WTO) zeigen, dass der weltweite Warenhandel in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent zurückgegangen ist. Die Maßnahmen im Zusammenhang mit der Pandemie sollen die Situation noch weiter verschärft haben. In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht erklärte die WTO:

Erste Schätzungen für das zweite Quartal, als das Virus und die damit verbundenen Sperrmaßnahmen einen großen Teil der Weltbevölkerung betrafen, deuten auf einen Rückgang von rund 18,5 Prozent im Jahresvergleich hin.

In der jährlichen Handelsprognose der WTO vom April wurden zwei mögliche Ergebnisse der gegenwärtigen Krise dargelegt. Der pessimistischen Prognose zufolge könnte der Handel um 32 Prozent einbrechen, während das beste Szenario ein Rückgang um 13 Prozent wäre. Laut der Organisation hätten schnelle Reaktionen der Regierungen dazu beigetragen, die Rückgänge zu mildern, sodass das pessimistische Szenario weniger wahrscheinlich erscheint. WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo teilte mit:

Der Handelsrückgang, den wir jetzt erleben, ist historisch gesehen groß – er wäre sogar der steilste, der jemals verzeichnet wurde. Aber es gibt hier einen wichtigen Hoffnungsschimmer: Es hätte viel schlimmer sein können.

Das sind wirklich positive Nachrichten, aber wir können es uns nicht leisten, selbstgefällig zu sein.

Obwohl es den Regierungen gelungen ist, schneller als in den Jahren 2008 und 2009 auf die aktuelle Krise zu reagieren, sind die Aussichten für die Weltwirtschaft in den nächsten zwei Jahren laut der WTO noch immer höchst ungewiss. Die Unsicherheiten werden durch die Möglichkeit einer zweiten Corona-Welle und damit verbundener Beschränkungen sowie durch den weit verbreiteten Rückgriff auf Handelsbeschränkungen getrieben.

Das Tempo der wirtschaftlichen Erholung wird das Handelswachstum weiter beeinträchtigen. Im Falle einer raschen Rückkehr zu den vor der Pandemie herrschenden Verhältnissen könnte der Welthandel um etwa 20 Prozent ansteigen, während bei einem Anstieg der Infektionen möglicherweise keine deutliche Besserung zu verzeichnen sein wird und sich der Handel nur um bis zu fünf Prozent erholen könnte.

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