Trotz Pandemie und Versprechen aus Washington: Großteil der US-Unternehmen hält zu China

Die meisten großen US-Unternehmen, die in China tätig sind, wollen keine Produktions- und Lieferketten aus dem Land verlagern. Selbst wenn das Coronavirus sie dazu zwingen könnte, ihre Geschäftsstrategien anzupassen. Das ergab eine kürzlich durchgeführte Umfrage.

Rund 70 Prozent der 25 großen US-Firmen mit einem weltweiten Umsatz von über einer halben Milliarde US-Dollar haben trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihr Geschäft keine Pläne, China zu verlassen. So lautet das Ergebnis einer gemeinsamen Umfrage der US-Amerikanischen Handelskammern in China und Shanghai. Die am Freitag veröffentlichten Ergebnisse der März-Umfrage zeigen auch, dass rund 40 Prozent der Befragten ihre langfristige Lieferantenstrategie für China unverändert beibehalten lassen werden.

Während mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen der Meinung ist, dass es noch zu früh sei, Entscheidungen über eine Verlagerung zu treffen, planen nur vier Prozent der befragten Unternehmen, ihre gesamte Produktion aus China auzuziehen. Zwölf Prozent beabsichtigen, nur einen Teil ihrer Anlagen zu verlagern. Der Präsident der US-amerikanischen Handelskammer Shanghai Ker Gibbs erklärte:

Die Unternehmen erwägen Anpassungen ihrer Geschäftsstrategie, aber es gibt keine Massenflucht als Folge von COVID-19.

Allerdings meint jedes fünfte Unternehmen, dass die Pandemie die "wirtschaftliche Abkoppelung" zwischen den USA und China beschleunigt hat. Im Vergleich zu einer früheren Umfrage glauben weniger Geschäftsleute, dass ein wirtschaftlicher Bruch unmöglich ist. In der jüngsten Umfrage sank dieser Anteil von 66 Prozent im Oktober auf aktuell 44 Prozent. Gibbs fügte hinzu:

Dennoch kann man der Tatsache nicht entgehen, dass die aktuelle Krise dem Gespräch über die Abkoppelung eine neue und unerwünschte Dimension hinzufügt. Dies wird in den kommenden Monaten Teil der Diskussion sein.

Washington ermutigt US-amerikanische Firmen seit langem, die Produktion aus Übersee nach Hause zu holen. Die Stimmen, vor allem China den Rücken zu kehren, wurden inmitten des Handelskrieges zwischen Washington und Peking lauter. Das Thema wurde letzte Woche erneut aufgeworfen, als der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses Larry Kudlow gegenüber Fox Business erklärte, die USA könnten buchstäblich die Umzugskosten für jedes US-amerikanische Unternehmen übernehmen, das bereit sei, China zu verlassen.

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