In nur einem Monat: Über zehn Millionen US-Amerikaner verlieren ihre Arbeit

Im Februar lag die Arbeitslosenquote in den USA noch bei 3,5 Prozent – der niedrigste Stand seit Jahrzehnten. Doch innerhalb eines Monats stürzt der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten dramatisch ab. Und es könnte sogar noch schlimmer kommen.

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie schlagen voll auf den US-Arbeitsmarkt durch. Die Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe steigen auf nie dagewesene Höchstwerte. Allein in der vergangenen Woche stellten 6,65 Millionen Amerikaner einen Erstantrag, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. In der Woche zuvor war bereits mit knapp 3,3 Millionen Gesuchen der bisherige Höchststand von 1982 überboten worden. Damit verloren allein im März landesweit mehr als zehn Millionen US-Amerikaner ihre Arbeit.

Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt. Sie deuten inzwischen auf einen dramatischen Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Krise hin. Bis vor wenigen Wochen hatte die Zahl der Erstanträge noch regelmäßig unter 100.000 pro Woche gelegen.

Die rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 hat das öffentliche Leben in weiten Teilen der USA zum Erliegen gebracht. Rund drei Viertel der gut 330 Millionen US-Amerikaner unterliegen nun von Bundesstaaten verhängten Ausgangsbeschränkungen. Viele Geschäfte sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, zahllose Reisen wurden abgesagt.

Viele Mitarbeiter geschlossener Unternehmen müssen daher Arbeitslosenhilfe beantragen. Entlassungen sind in den USA in der Regel wesentlich schneller möglich als etwa in Deutschland. In den USA gab es bislang auch keine Regelung wie das Kurzarbeitergeld, um den in Krisensituationen zu stabilisieren.

Mit einem Konjunkturpaket, mit dem der US-Kongress rund zwei Billionen US-Dollar in die Wirtschaft pumpen will, wurde die bislang sehr begrenzte Arbeitslosenhilfe vergangene Woche ausgeweitet. Nun soll es Arbeitgebern auch möglich sein, Angestellte für bis zu vier Monate zu beurlauben, anstatt sie zu entlassen. In dieser Zeit würde der Staat für das Gehalt aufkommen. Die Neuregelung hatte auf die jüngsten Erstanträge bis vergangenen Freitag aber wohl noch kaum Auswirkungen.

Das gesamte Ausmaß der wirtschaftlichen Verwerfungen der Coronavirus-Pandemie ist immer noch nicht absehbar. Viele Analysten befürchten inzwischen aber einen dramatischen Einbruch im zweiten Quartal und aufs ganze Jahr betrachtet eine Rezession.

Die Arbeitslosenquote im Februar – also noch vor der rasanten Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 in den USA – lag bei niedrigen 3,5 Prozent. Das war der niedrigste Stand seit Jahrzehnten. Die Zahlen für März sollen am Freitag veröffentlicht werden. Aufgrund einer verzögerten Datenerhebung rechnen Analysten jedoch damit, dass die Zahlen den jüngsten dramatischen Anstieg noch nicht abbilden werden.

Dabei glänzte die US-Konjunktur im Februar noch mit guten Werten, an der Börse wurden Höchststände vermeldet, und Experten rechneten mit einem Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent. Präsident Donald Trump, der sich im November um eine Wiederwahl bewirbt, rühmte sich seiner erfolgreichen Wirtschaftspolitik. Doch die rasante Ausbreitung des Coronavirus seit Anfang März machte die guten Konjunkturaussichten zunichte. Trump verspricht derweil, die Wirtschaft werde nach dem Ende der Epidemie wieder "wie eine Rakete" durchstarten.

In den USA gibt es aktuell laut der Johns Hopkins University über 245.000 bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus. Mehr als 6.000 Menschen sind verstorben.

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