"Keine Kultur, keine Zukunft": Nackter Protest gegen Corona-Auflagen in Frankreich bei César-Vergabe

Am Freitagabend hat in Paris die Vergabe der César-Filmpreise stattgefunden. Wegen der Corona-Krise wohnten der 46. Zeremonie allerdings nur die Preisträger und Nominierten bei. Viele Schauspieler nahmen das Event zum Anlass, um die Öffnung der Kinosäle zu fordern.

Die 46. Verleihung der César-Filmpreise hat am 12. März in Paris im Zeichen der Corona-Auflagen stattgefunden. Ein breites Publikum wurde zu dem Event nicht zugelassen. Der Vergabe durften nur die Preisträger und Nominierten beiwohnen. Viele der Anwesenden trugen Mund- und Nasenschutz.

Viele Schauspieler nahmen das Event am Freitagabend zum Anlass, um die Öffnung der Kinosäle zu fordern. Für viel Aufsehen sorgte die Darstellerin Corinne Masiero, die den César-Filmpreis in der Kategorie "Beste Kostüme" verleihen sollte. Die 57-Jährige betrat die Bühne in einem Umhang mit einem Eselskopf und in einem rot beschmierten Kleid. Auch ihr Gesicht war rot verschmiert. Daraufhin begann sich Masiero neben ihrer Kollegin und Moderatorin Marina Foïs zu entkleiden. Auf dem absolut nackten Körper der Schauspielerin kamen wichtige politische Forderungen zum Vorschein.

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Die Gäste der Zeremonie und die TV-Zuschauer konnten auf der Brust und auf dem Bauch der Darstellerin die Aufschrift "Keine Kultur, keine Zukunft" lesen. Als Masiero dem Saal den Rücken kehrte, sah man die zweite Aufschrift, die offenbar an Premierminister Jean Castex adressiert war: "Gib uns die Kunst zurück, Jean!" Die 57-Jährige scherzte darüber hinaus in Anspielung an die "essenziellen Branchen", sie hätte sich lieber ein schöneres Kleid angezogen, es sei aber nicht "essenziell genug" gewesen. "Heute sind wir nun eben so – absolut nackt", fügte Masiero hinzu.

Zuvor hatten Kulturschaffende im Rahmen eines Protests gegen die Schließung französischer Kulturstätten wegen der Corona-Krise mehrere Theater, darunter das Odéon in Paris und das TNS in Straßburg, besetzt. Die Teilnehmer der Aktion – Schauspieler, Techniker und Studierende der Dramaturgie – forderten von der Regierung die Wiedereröffnung der Kulturstätten sowie finanzielle Hilfen. Die französische Kulturministerin Roselyne Bachelot bezeichnete den andauernden Protest als nutzlos. Dies Manöver seien gefährlich, weil sie fragile Kulturerbestätten gefährdeten. In Frankreich sind Museen und Spielstätten seit Ende Oktober geschlossen. Eine Wiedereröffnungsperspektive zeichnet sich derzeit nicht ab.

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