Notruf gegen Alleinsein: 94-jähriger Italiener ruft Polizei für Prosit

In diesem Jahr fühlen sich besonders viele Menschen an Weihnachten allein. Der Grund sind strenge Reise- und Ausgangsbeschränkungen infolge der COVID-19-Pandemie. Italienische Polizisten haben bei einem ungewöhnlichen Einsatz einem 94-Jährigen Gesellschaft geleistet.

Ein 94 Jahre alter Einwohner von Alto Reno Terme unweit von Bologna hat an Weihnachten den Notruf gewählt, weil er sich allein fühlte und mit jemandem anstoßen wollte. Viele örtliche Medien veröffentlichten am Freitag den Mitschnitt des Telefongesprächs:

"Guten Tag, ich heiße Malavolti Fiorenzo und bin 94 Jahre alt. Ich bin allein zu Hause. Mir fehlt nichts, mir fehlt nur eine Person, mit der ich zu Weihnachten anstoßen kann. Hätten sie einen Beamten, der mich für zehn Minuten besuchen könnte, weil ich allein bin."

Der Senior teilte ferner mit, seine Kinder seien weit weg und er fühle sich deprimiert. Tatsächlich kamen wenig später bei ihm Carabinieri vorbei. Den Beamten zufolge erzählte er Anekdoten über seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg und machte anschließend einen Videoanruf bei seinen Verwandten.

Wegen der COVID-19-Pandemie gelten in Italien bis Anfang Januar strenge Reise- und Ausgangsbeschränkungen. Alle Skigebiete bleiben bis zum 6. Januar geschlossen. Zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Januar müssen Italiener, die aus dem Ausland zurückkehren, und auch ausländische Touristen, die nach Italien einreisen, in Quarantäne. Die landesweit geltende Ausgangssperre bleibt weiterhin von 22 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Eine Ausnahme ist die Silvesternacht: Dann wird die Sperre von 22 Uhr am 31. Dezember bis 7 Uhr am Neujahrstag verlängert. Papst Franziskus hat vor den Feiertagen daran erinnert, an Weihnachten auch an die Kranken und Einsamen zu denken. Ein Anruf genüge schon. (dpa/rt)

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