Russland: Festgehaltene US-Diplomaten wollten unerlaubt in strategisch wichtige Stadt reisen

US-amerikanische Militärattachés haben versucht, in die für Russland strategisch wichtige Stadt Sewerodwinsk zu gelangen. Eine Erlaubnis vom russischen Verteidigungsministerium hatten sie hierfür nicht. Die Polizei holte sie aus dem Zug.

Drei US-Diplomaten wurden bei ihrer Zugfahrt durch ein Sperrgebiet in Russland festgehalten. In dem Gebiet befinden sich Anlagen der russischen Marine. Moskau bestätigte, dass sie sich zwar auf einem offiziellen Besuch befanden, aber am falschen Ort aufhielten.

Berichten zufolge bereisten die US-Amerikaner den russischen Norden und nahmen am Montag den Zug von der russischen Siedlung Njonoksa nach Sewerodwinsk. Bei den Diplomaten soll es sich einen Attaché der US-Marine und zwei weitere nicht näher spezifizierte Militärattachés gehandelt haben.

Die US-Botschaft bestätigte den Vorfall und versuchte, den Verdacht, wonach das Personal gegen irgendwelche Regeln verstoßen habe, auszuräumen. Die US-amerikanische Delegation behauptete, dass sie sich auf einem offiziellen Besuch befand und dieser vom russischen Verteidigungsministerium genehmigt gewesen sei.

Das russische Außenministerium hatte keine Einwände gegen den ersten Teil der Geschichte. In einer Erklärung heißt es dazu:

Wir bestätigen voll und ganz den Kommentar der US-Botschaft.

Moskau hatte jedoch Einwände gegen die Behauptung, dass der Besuch vom Verteidigungsministerium genehmigt worden sei. Nach Angaben der russischen Seite baten die US-Diplomaten das Verteidigungsministerium lediglich um die Erlaubnis, in die Stadt Archangelsk und nicht nach Sewerodwinsk zu reisen. Die Städte liegen etwa 45 Kilometer voneinander entfernt. Moskau begegnete dem Vorfall jedoch mit Humor und erklärte:

Anscheinend haben sie sich verlaufen. Wir sind bereit, der US-Botschaft eine Karte der Russischen Föderation zu präsentieren.

Sewerodwinsk hat eine große Werft der russischen Nordflotte und beherbergt eine Basis für Atom-U-Boote. In Njonoksa befindet sich ein geheimes militärisches Testgelände, das in letzter Zeit für einige internationale und lokale Schlagzeilen gesorgt hat.

Im August explodierte ein Prototyp eines Raketentriebwerks mit einer sogenannten Isotopenstromquelle. Bei dem Versuch wurden fünf Menschen getötet. Die unglücklichen Tests führten zu Gerüchten über angebliche Strahlenlecks, während Boulevardzeitungen den Vorfall schnell als ein vermeintliches neues Tschernobyl bezeichneten.

Das russische Verteidigungsministerium wies die Behauptungen über das angebliche Leck zurück und widerlegte Berichte über eine große  Säuberungsaktion.

Anfang des Jahres erhielt der ehemalige norwegische Grenzschutzbeamte Frode Berg eine 14-jährige Haftstrafe in Russland, weil er geheime Daten über die russischen U-Boote sammelte und "der Verteidigungsfähigkeit der Russischen Föderation schadete". Der norwegische Staatsangehörige – der im Auftrag des Geheimdienstes seines Landes handelte – wurde im Jahr 2017 von Mitarbeitern der russischen Spionageabwehr festgenommen.

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