Russland unternimmt weitere Schritte zur Unabhängigkeit vom US-Dollar

Seit dem Verhängen der Sanktionen gegen Russland versucht die Regierung in Moskau, sich aus der Umklammerung durch den US-Dollar durch ein von den USA unabhängiges Zahlungssystem zu lösen. Der Ölriese Rosneft macht nun einen weiteren Schritt in diese Richtung.

Ob Devisen- oder Goldreserven, Russland investiert sehr viel Geld in den Aufkauf von Wertanlagen, um Sicherheiten für die eigene Währung angesichts des westlichen Sanktionsregimes zu schaffen. So gehört das Land mit über 2.208 Tonnen des Edelmetalls (Stand 1. Juli 2019) weltweit zum größten staatlichen Halter von Goldbeständen, die einem Gegenwert von knapp 102 Milliarden US-Dollar entsprechen. Dazu kommen noch weitere Devisenreserven im Gegenwert von 417,8 Milliarden US-Dollar.

Um sich aus der Umklammerung der westlichen Sanktionen zu lösen, hat Russland bereits das System für den Transfer von Finanznachrichten (SPFS) geschaffen, um eine Alternative zum US-dominierten SWIFT-Zahlungssystem zu haben. Mit China laufen bereits Verhandlungen, um entsprechende Rubel- und Yuan-Finanzinstrumente zu entwickeln, die den währungsübergreifenden Handel fördern und die Risiken von Wechselkursschwankungen abmildern sollen.

Wie erst jetzt bekannt wurde, trafen sich bereits im Juli die Vize-Finanzminister der Türkei und Russlands in Moskau, um eine türkische Teilnahme am SPFS-System zu besprechen. Nachdem sich Ankara für den Kauf des russischen S-400-Luftabwehrsystems entschieden hatte und sich davon auch durch Druck und Drohungen aus Washington nicht mehr abbringen ließ, sieht sich die Türkei ebenfalls mit der Gefahr von Sanktionen seitens der USA konfrontiert. Um sich auf mögliche Folgen vorzubereiten, besprach Vize-Finanzminister Bulent Aksu mit seinem russischen Amtskollegen Alexei Moisejew die Möglichkeiten einer Teilnahme am alternativen System in Russland.

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Auch der Verkauf des S-400-Systems fand bereits nicht mehr in US-Dollar statt, wie der russische Präsident Wladimir Putin im vergangenen November mitgeteilt hatte. Das war damals ein weiterer, wenngleich kleiner Schritt des Kremls, die Macht des US-Dollars zu beschneiden. Einen weit größeren Schritt verkündete nun der Energieriese Rosneft, der ebenfalls massiv von westlichen Sanktionen betroffen ist. Demnach sollen künftig sämtliche Ölverkäufe nur noch in Euro statt in US-Dollar abgewickelt werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Informationen an Händler meldet.

Die Vorbereitungen zur Umstellung der Ölverkäufe auf die EU-Währung laufen bereits seit vergangenem Jahr, als Rosneft ihre Kunden bereits darüber informierte, dass man in naher Zukunft die Ölgeschäfte in Euro abwickeln möchte.

Diese Umstellung hat durchaus Signalwirkung, da Rosneft allein immerhin 40 Prozent des russischen Erdöls fördert. Das Unternehmen ist zwar mehrheitlich in staatlicher Hand, doch auch andere russische Energieunternehmen haben bereits angedeutet, dass sie ihre Verkäufe durchaus in einer anderen Währung als dem US-Dollar tätigen würden. Wenn nun auch noch der andere staatliche Energieriese Gazprom nachzieht, könnte die bisher unbestrittene globale Leitwährung ernsthafte Blessuren erleiden, da ihre Glaubwürdigkeit weltweit bisher niemals ernsthaft in Zweifel gezogen werden konnte.  

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