Studie: Migrationsstrom nach Russland erreicht Rekordhoch

Eine Studie hat eine "anomale Dynamik" der Migrationsströme nach Russland im ersten Quartal dieses Jahres festgestellt. Demnach ist der Migrationssaldo im Vergleich zum Vorjahr um 41.000 Menschen gewachsen. Der Zuwachs aus den Nicht-GUS-Staaten ist um das 5,2-Fache angestiegen.

In den ersten vier Monaten des Jahres 2018 sind 177.300 Migranten nach Russland immigriert, im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 waren es schon 218.000 – diese Zahlen gehen aus der vom Gaidar-Institut und der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst erstellten Studie hervor. Mit einem Zuwachs von 41.000 Migranten bescheinigt die Studie dem Migrationssaldo eine "anomale Dynamik". 

Dabei sind es nach wie vor vor allem Bürger aus den ehemaligen UdSSR-Staaten, die nach Russland immigrieren – der Anteil der Migranten aus GUS-Staaten (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, zu denen formell noch die Ukraine gehört) beträgt 85 Prozent. Jener Anteil erhöhte sich im Jahr 2019 um 57 Prozent. Dabei wird ein stärkerer Zufluss von Migranten aus Armenien, der Ukraine, Tadschikistan, Kasachstan und Armenien festgestellt.

Während aus Staaten Zentralasiens, wie Usbekistan, Kirgisien und Tadschikistan, vor allem Arbeitsmigranten immigrieren, sind die Migrationsgründe für Einwanderer aus der Ukraine vielfältig. Neben den vielen Arbeitsmigranten, die auch im sogenannten "Schattensektor" beschäftigt sind, gibt es auch Hunderttausende ukrainische Flüchtlinge, die sich wegen des Krieges und der unsicheren politischen Lage in Russland aufhalten. 

Was die Zahlen betrifft, so kommen die meisten Migranten aus Usbekistan (2,2 Millionen), der Ukraine (1,72 Millionen) und Tadschikistan (1,3 Millionen). Insgesamt waren es 10,13 Millionen Menschen mit einem ausländischen Pass, die sich am 1. Juni 2019 in Russland aufhielten – der höchste Stand seit dem Jahr 2016. 

Wahrscheinlich liege ein solch ungewöhnlich hoher Zuwachs an dem neuen Zähl- und Registrierungsverfahren, so die Experten der Studie. Die russische Statistikbehörde Rosstat bestätigt dies in einer Stellungnahme: Man habe seit Beginn des Jahres die Erfassungsmethoden vervollständigt. 

Der Migrationszuwachs nach Russland aus Ländern außerhalb der Ex-Sowjetunion beträgt seit Jahresbeginn 11.600 Menschen – eine Steigerung um das Fünffache im Vergleich zum Vorjahr. Das bisherige Maximum von rund 9.000 Migranten wurde in den Monaten Januar bis April 2011 und von 31.400 im Gesamtjahr 2011 registriert. 

Am stärksten wuchs die Zahl der Einwanderer dieser Länder aus China (um 135 Prozent), aus Serbien (117 Prozent) und aus Syrien (93 Prozent). Die Zahl der Abwanderungen in Länder außerhalb der Ex-Sowjetunion schrumpfte um sieben Prozent, hieß es. 

Aus den EU-Staaten gibt es zurzeit in Russland 415.000 registrierte Bürger, davon allein aus Deutschland 93.000, im Jahr 2015 waren es noch 778.000 bzw. 230.000.

Der Migrationssaldo bleibt trotz des Einbruches der ersten Jahre nach der Ukraine-Krise und Abwanderungstendenzen relativ stabil. Im Jahr 2018 konnte der Bevölkerungsrückgang im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr wettgemacht werden. In Russland leben derzeit rund 146,7 Millionen Menschen. Im Moment befindet sich das Land wegen der niedrigen Geburtenrate der 1990er Jahre in einem sogenannten demografischen Loch. Hinzu kommt eine relativ hohe Sterblichkeit und im Vergleich zu europäischen Staaten eine niedrigere Lebenserwartung.

Sie befindet sich allerdings seit Jahren in einem positiven Trend und beträgt zurzeit im Durchschnitt 72,7 Jahre – Tendenz weiter steigend. 

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