Kommersant: Journalisten verlassen Russlands renommierte Tageszeitung nach kritischem Bericht

Zwei Politik-Redakteure der russischen Tageszeitung "Kommersant" haben nach der Veröffentlichung eines kritischen Berichtes ihre Stellen verloren. Aus Solidarität mit den Kollegen traten daraufhin der Vize-Chefredakteur und das gesamte politische Ressort zurück.

Der Sonderkorrespondent Iwan Safronow schrieb in einem Facebook-Post, er und Maxim Iwanow, Leiter des Politik-Ressorts bei Kommersant, seien aufgefordert worden, ihre Stellen zu verlassen. Chefredakteur der Zeitung Wladimir Schelonkin erklärte, dass es in dem kontroversen Bericht, der am 17. April erschien, ein Fehlverhalten seitens der Redakteure gab. Diese hätten gegen "redaktionelle Standards" verstoßen. Er führte jedoch nicht näher aus, um welches Fehlverhalten es sich genau handelt. 

Der Eigentümer der renommierten russischen Zeitung, Alischer Usmanow, sei mit dem Bericht nicht einverstanden gewesen. Allerdings dementierte Usmanow über einen Sprecher, mit der Entlassung in Verbindung zu stehen.

Im April hatten die Journalisten über eine mögliche Stellen-Rochade in den höchsten Ämtern des Landes berichtet. Demnach sollte die Vorsitzende des Föderationsrates, Walentina Matwijenko, Chefin des russischen Rentenfonds werden. Der Leiter des Auslandsgeheimdienstes, Sergei Naryschkin, werde daraufhin den Posten der 70-Jährigen übernehmen, berichtete die Zeitung damals. Matwijenko selbst wies den Bericht zurück.

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