Medienbericht: Google arbeitet an Zensur von Suchergebnissen in Russland

Google weigerte sich lange Zeit, mit Moskau zusammenzuarbeiten. Nun soll der IT-Riese laut Medienberichten mit der russischen Medienaufsichtsbehörde zusammenarbeiten und damit begonnen haben, Russlands Schwarze Liste für Webseites umzusetzen.

Der kalifornische Internetriese Google hat sich lange gewehrt, mit russischen Behörden zusammenzuarbeiten und sich sehr viel Zeit dabei gelassen, seine Arbeit in Russland mit den russischen Gesetzen in Einklang zu bringen. Nun wurde bekannt, dass das Unternehmen bereits den Zugang zu rund 70 Prozent der in Russland verbotenen Webseites gelöscht hat.

Der Schritt soll in Zusammenarbeit mit der russischen Kommunikationsaufsichtsbehörde Roskomnadsor erfolgt sein. Das berichtete die Wirtschaftszeitung Wedomosti am Mittwoch und verwies auf eine Quelle, die bei Google angestellt ist. RT kontaktierte die Pressestelle des IT-Riesen, erhielt jedoch bisher keine weiteren Informationen.

Roskomnadsor setzt Webseites mit verbotenen Themen und Inhalten wie Kinderpornographie, Drogen und Selbstmord auf eine Schwarze Liste. Die Aufsichtsbehörde geriet in der letzten Zeit in die Kritik. Einige beschuldigten sie der Übertreibung, da in der Vergangenheit Teile populärer Webseiten, von Wikipedia bis PornHub, verboten wurden.

Im Dezember letzten Jahres wurde Google mit einer Geldstrafe von 500.000 Rubel (ungefähr 7.500 US-Dollar) belegt, weil es sich weigerte, seine Suchmaschine mit der föderalen Datenbank der verbotenen Webseiten in Einklang zu bringen, die rund 120.000 Internetadressen enthält. Roskomnadsor drohte sogar damit, Google in Russland ganz zu blockieren, sollte der Technologieriese sein Verhalten nicht ändern.

Obwohl das Unternehmen zögerte, Inhaltsfilter in Russland einzuführen, wurden bereits Versuche aufgedeckt, Suchergebnisse sowohl zu Hause in den USA als auch im Ausland zu zensieren. In einem internen Briefing, das im vergangenen Jahr an die Medien durchgesickert ist, wurde festgestellt, dass die freie Meinungsäußerung eine "utopische Idee" und die Schaffung von "geordneten Räumen für Sicherheit und Höflichkeit" Googles neue Mission sei.

Dem IT-Riesen wurde auch vorgeworfen, Suchergebnisse zu kontroversen Themen wie Abtreibungen und Einwanderung sowie zu politischen Persönlichkeiten wie die Politikerin Maxine Waters manuell angepasst zu haben. Im August berichtete The Intercept über die Pläne von Google, eine zensierte Version seiner Suchmaschine für China zu schaffen.

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