Russische Staatsanwaltschaft: Magnitsky wurde wahrscheinlich auf Anordnung von Browder vergiftet

Der russische Wirtschaftsprüfer Sergej Magnitsky ist möglicherweise durch seinen früheren Arbeitgeber Bill Browder mit toxischen Chemikalien vergiftet worden. Dies stellten Ankläger nun fest. Moskau wird Browder auf die internationale Fahndungsliste setzen.

Der Berater des russischen Generalstaatsanwalts, Nikolaj Atmonjew, erklärte, dass der britische Geschäftsmann Bill Browder großes Interesse am Tod von Sergej Magnitsky gehabt habe, nachdem er von diesem erhalten hatte, was er wollte: 

Auf der Grundlage der vorgelegten Dokumente lässt sich die naheliegende Schlussfolgerung ziehen, dass Browder, nachdem er von Magnitsky eine falsche, für die Provokation verwendete Aussage erhalten hatte, mehr als jeder andere an Sergej Magnitskys Tod interessiert war, um eine Bloßstellung zu vermeiden. 

Die Version über Magnitskys Tod im Interesse eines in den USA geborenen Investors wird durch den Journalisten Oleg Lurie bestätigt. Dieser saß mit ihm in Haft. Im Jahr 2009 zitierte Lurie seinen Mithäftling Magnitsky, der behauptete, dass die für seinen Arbeitgeber Browder tätigen Anwälte versucht hätten, ihn zur Unterzeichnung gefälschter Dokumente bezüglich der Veruntreuung von Geldern aus dem russischen Haushalt zu veranlassen.

Moskau wird Browder auf die internationale Fahndungsliste setzen, da dieser versucht habe eine internationale kriminelle Vereinigung zu bilden. Dies brächte auch dann die Auslieferung eines Verbrechers mit sich, wenn Russland selbst keinen bilateralen Vertrag mit irgendeinem Land hat, in dem er verhaftet werden würde.  

Browder ist ein US-amerikanischer Finanzier, der im Zuge des Wandels in Russland hin zu einer Marktwirtschaft Millionen machte. Seine Hermitage Capital Management Foundation galt Ende der 1990er bis Anfang der 2000er als eine führende ausländische Investmentgesellschaft. 

Im Jahr 2007 geriet die Hermitage Capital Management Foundation ins Visier der Steuerermittler. Es ging um den Vorwurf der Veruntreuung russischer Steuergelder in großem Umfang. Magnitsky, der für Browder arbeitete und daher Kenntnis der Finanzen von dessen Firma hatte, wurde festgenommen und blieb bis zu seinem Tod im November 2009 in Untersuchungshaft.

Browder bestand darauf, dass der gesamte Fall erfunden sei und Magnitsky deshalb ermordet worden sei, weil er ein Verbrechen aufdeckte, welches mehrere russische Steuerbeamte mit einbezogen hatte. Der Investor Browder fand so seine neue Rolle als Anti-Putin-Vertreter und nutzte den Tod Magnitskys, um im Ausland Stimmung gegen Russland zu machen und sich für Sanktionen gegen russische Beamte einzusetzen. Es folgte im Jahr 2012 offiziell das US-amerikansche Magnitsky-Gesetz. Mit der Einführung dieses Gesetzes gingen neue staatliche Sanktionen der USA einher. Der frühere, noch bis 2012 geltende "Jackson-Vanik-Zusatz" aus dem Kalten Krieg wurde damit auf höherer Stufe fortgeschrieben. Damit wurden seinerzeit bereits 1972 den damaligen Ländern des "Sowjetblocks" normale Handelsbeziehungen mit den USA verweigert. 

Für Moskau ist das ein Zeichen, dass Washington den Fall um den Tod von Magnitsky als Vorwand nutzte, um damit die feindliche Einstellung gegenüber Russland zu rechtfertigen.

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