Kirche: Immer mehr russische Privatkliniken verweigern Schwangerschaftsabbrüche

Nach Angaben der Russisch-Orthodoxen Kirche unterstützen 71 Regionen des Landes die Initiative zur Einschränkung von Schwangerschaftsabbrüchen. Demnach verweigern 502 private Kliniken die Durchführung von Abtreibungen.

Insgesamt 18 Prozent aller nicht staatlichen medizinischen Einrichtungen in Russland führen keine Abtreibungen mehr durch. Das geht aus einem Bericht auf der offiziellen Webseite der Russisch-Orthodoxen Kirche hervor. Die Initiative werde von rund 500 privaten Kliniken in 71 Regionen des Landes unterstützt. Auf der Webseite heißt es:

"502 private Kliniken in Russland weigern sich, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Das sind 18 Prozent aller Kliniken, die eine Lizenz zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen haben."

Diese Zahlen gaben die Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche bei einem Treffen mit Patriarch Kirill bekannt. Sie berichteten, dass laut einer Umfrage des Zentrums für Soziologie der Russischen Akademie der Wissenschaften 48 Prozent der Russen ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen in privaten Kliniken befürworten.

In Russland wird seit einem Jahr über ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen in privaten Kliniken diskutiert. Im Dezember wurde ein entsprechender Gesetzesentwurf in die Staatsduma eingebracht. Die russische Regierung zog ihn jedoch wieder zurück. Der Entwurf müsse "grundlegend überarbeitet" werden, da er nicht nur die Rechte der Frauen, sondern auch die der privaten Kliniken einschränke, hieß es damals.

Im Herbst 2023 lehnten es private Kliniken in mehreren Regionen des Landes ab, Abtreibungen durchzuführen. Nach Angaben der regionalen Behörden soll diese Entscheidung dazu beitragen, die demografische Lage im Land zu verbessern.

Im Juni empfahl das Komitee für Gesundheitsschutz der Staatsduma, die Frist für einen Schwangerschaftsabbruch auf neun Wochen zu verkürzen. Derzeit ist ein Schwangerschaftsabbruch auf Wunsch der Frau bis zur 12. Schwangerschaftswoche möglich, aus medizinischen Gründen bis zur 22. Woche.

Im vergangenen Jahr erreichte die Geburtenrate in Russland laut offizieller Statistik den niedrigsten Stand seit 24 Jahren. Präsident Wladimir Putin erklärte im Dezember, dass die Behörden aus bevölkerungspolitischer Sicht daran interessiert seien, die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zu reduzieren, dass dabei aber die Rechte und Freiheiten der Frauen gewahrt bleiben müssten. Beim Östlichen Wirtschaftsforum in der vergangenen Woche sagte er, dass es notwendig sei, Bedingungen zu schaffen, die es den Menschen ermöglichen, eine große Familie zu gründen, wie es früher der Fall gewesen sei, mit sieben bis zehn Familienmitgliedern.
Präsidentensprecher Dmitri Peskow sagte, die Geburtenrate in Russland sei mit 1,4 "erschreckend niedrig", was für die Zukunft des Landes katastrophal sei.

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