KI gegen Kriminalität: Russische Staatsanwaltschaft setzt auf neuronale Netze

Die russische Generalstaatsanwaltschaft setzt künstliche Intelligenz und neuronale Netze in ihrer Arbeit ein. Sie sollen unter anderem dazu dienen, die Zunahme der Kriminalität in russischen Regionen vorherzusagen und Gesetzesentwürfe zu analysieren. 

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat begonnen, künstliche Intelligenz (KI) und neuronale Netze in ihrer Arbeit einzuführen, teilte Generalstaatsanwalt Igor Krasnow am Mittwoch während einer Sitzung im Föderationsrat mit. 

"Ich habe einen Plan zur Einführung und Nutzung künstlicher Intelligenz und neuronaler Netze für die Arbeit der Staatsanwälte unterzeichnet. Es wird bereits in die Aktivitäten der Staatsanwaltschaft eingeführt", sagte er.

Die KI-Technologie könnte dazu beitragen, die Qualität der analytischen Arbeit zu verbessern und die Zunahme der Kriminalität im ganzen Land und in bestimmten russischen Regionen vorherzusagen. Krasnow betonte, dass neuronale Netze auch für die Analyse von Gesetzesentwürfen und anderen Dokumenten eingesetzt werden sollen. 

Jedoch plane die Generalstaatsanwaltschaft nicht, Menschen in ihrer Arbeit zu ersetzen, so Krasnow. "Keine künstliche Intelligenz wird einen professionellen Ermittler, Staatsanwalt oder Richter ersetzen. Deswegen müssen alle wichtigen Entscheidungen von einem Menschen getroffen werden."

KI wird in Russland bei den Ermittlungen von Straftaten bereits eingesetzt. Aufgrund eines Fehlers in der Technologie kam es im vergangenen Jahr jedoch zu einem kritischen Zwischenfall: Im Februar 2023 hatte die Polizei den Hydrologen Alexander Zwetkow am Moskauer Flughafen Domodedowo unter dem Verdacht festgenommen, im Jahr 2002 drei Morde begangen zu haben. Die Anklage basierte auf einem von der KI generierten Täterbild. Die KI entschied, dass Zwetkow einem Verdächtigen zu 55 Prozent ähnelte. Das Gesichtserkennungssystem des Flughafens "erkannte" ihn. Ihm drohte eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Später stellte sich heraus, dass der Wissenschaftler zum Zeitpunkt aller drei Verbrechen auf einer Dienstreise in den Gebieten Wologda und Kostroma gewesen war. Im Februar 2024 wurde sein Verfahren eingestellt. Im April entschuldigte sich die Moskauer Staatsanwaltschaft im Namen des Staates bei dem Wissenschaftler für die unrechtmäßige Anklage. Insgesamt verbrachte Zwetkow zehn Monate in Haft.

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