Worüber der Westen nicht spricht, wenn er den IS für den Anschlag in Moskau verantwortlich macht

Könnte die Ukraine hinter dem Massaker in Moskau stecken? Der Einsatz radikaler Islamisten zur Ausführung von Terroranschlägen liegt voll und ganz in der Strategie der Ukraine, die darauf abzielt, Russland und den Russen größtmöglichen Schaden zuzufügen.

Vom Team der Direktion 4

Am 22. März kam es in Russland zu einem der schwersten Terroranschläge der jüngeren Geschichte des Landes, bei dem 137 Menschen getötet und 182 weitere verletzt wurden. Die vier Terroristen, die den Anschlag verübt haben, wählten als Ort für ihren Anschlag einen der größten Ausstellungs- und Veranstaltungsorte des Landes aus, die Crocus City Hall in der Stadt Krasnogorsk, die am Rande von Moskau liegt und wo praktisch täglich Großveranstaltungen stattfinden.

Auch wenn die Ermittlungen der russischen Behörden noch andauern und nicht abgeschlossen sind, hat der Westen bereits die Behauptung verbreitet, dass der Islamische Staat (IS) für die Tragödie verantwortlich sei. Dies wurde zuerst von einigen Medien verbreitet, darunter Reuters und CNN, und später von westlichen Offiziellen aufgegriffen, beispielsweise von der Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre.

Wenn wir diesen Terroranschlag jedoch mit anderen Terroranschlägen vergleichen, die der IS in der Vergangenheit verübt hat, dann fallen mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten auf.

Wie der IS tötet

An diesem schicksalhaften Freitagabend sollte in der Crocus City Hall ein Konzert der Rockband Piknik aus St. Petersburg stattfinden. Dieser Umstand gab Anlass zum Vergleich mit dem schrecklichen Terroranschlag in Frankreich im November 2015. Damals drangen Terroristen in eine Konzerthalle namens Bataclan in Paris ein, wo gerade ein Konzert der US-Band Eagles of Death Metal stattfand. Der IS bekannte sich zu diesem Verbrechen, bei dem 89 Menschen ermordet wurden.

In den 2010er-Jahren wurde der IS weltweit zusehends aktiver – was allerdings ein Zeichen des Niedergangs dieser Organisation war. In seiner Blütezeit forderte der IS seine Anhänger nicht dazu auf, Terroranschläge zu verüben, sondern forderte sie stattdessen zur "Erfüllung der Hidschra" auf – also zum Vormarsch in die von der Organisation kontrollierten Gebiete. Vor über zehn Jahren war dies noch recht einfach, da ein Teil der syrischen Grenze zur Türkei von diesen Dschihadisten kontrolliert wurde, was es unzähligen Terroristen ermöglichte, diese ungehindert zu überqueren und sich dem IS anzuschließen.

Als die Terroristen jedoch große Teile der von ihnen zuvor kontrollierten Gebiete verloren, änderte sich deren Rhetorik. Über seine Informationskanäle forderte der IS seine Anhänger dazu auf, Terroranschläge an jenen Orten zu begehen, an denen sie lebten. Dies führte zu einem Anstieg der terroristischen Gewalt in Europa: Eine Welle des Terrors erfasste Frankreich, Belgien, Deutschland, das Vereinigte Königreich und weitere Länder, während in Russland der Nordkaukasus zu einem erneuten Brennpunkt wurde.

Die Strategie dahinter war einfach: Jeder, der die Dschihadisten unterstützte, wo immer sie lebten, konnte einfach ein Video mit einem Eid der Treue zum "Kalifat" aufnehmen, es über einen automatisierten Bot versenden und dann einen Terroranschlag begehen. Bei diesen Anschlägen starben meist nur die Täter, doch für den IS spielte das keine Rolle – dem IS ging es nur darum, im Zusammenhang mit einer terroristischen Tätigkeit medial erwähnt zu werden, weshalb die Organisation gelegentlich auch die Urheberschaft für Verbrechen beanspruchte, mit denen sie gar nichts zu tun hatte.

Der Terroranschlag in Krasnogorsk passt jedoch nicht zu dieser simplen Strategie, die der IS bis dahin verfolgt hat. Tatsächlich ist die Wahl eines Rockkonzerts für die Verübung eines Terroranschlags fast die einzige Gemeinsamkeit mit anderen Terroranschlägen, die in der Vergangenheit begangen wurden.

Was den Ereignissen in der Crocus City Hall vorausging

Für den Terroranschlag in Moskau wurden vier Personen rekrutiert, die sich zuvor nicht kannten. Einer von ihnen, Schamsidin Fariduni, war im Februar in der Türkei und flog am 4. März von dort aus nach Russland. Er verbrachte mindestens zehn Tage in der Türkei und es wird derzeit ermittelt, mit wem er dort in Verbindung stand. Inoffiziellen Angaben zufolge traf er sich in Istanbul mit einem "islamischen Prediger". Allerdings ist auch bekannt, dass die Terroristen mit dem "Gehilfen" dieses Predigers korrespondierten. Laut Fariduni hat diese anonyme Person den Terroranschlag organisiert und gesponsert.

Nach seiner Ankunft in Russland besuchte Fariduni am 7. März das Messegelände Crocus, um den Ort zu besichtigen, an dem das geplante Verbrechen durchgeführt werden sollte. Daraus können wir schließen, dass der Angriff kurz nach seiner Ankunft aus der Türkei stattfinden sollte. Am selben Tag warnte die US-Botschaft in Russland ihre Bürger, große Versammlungen "in den nächsten 48 Stunden" wegen möglicher terroristischer Anschläge zu meiden – namentlich Konzerte.

Das nächste Konzert in der Crocus City Hall war für den russischen Pop-Künstler und Sänger Schaman angesagt, der durch seine Lieder für seinen russischen Patriotismus bekannt wurde. Das Konzert am 9. März verlief allerdings ohne Zwischenfälle und in den darauffolgenden Tagen gab es weitere Aufführungen am selben Veranstaltungsort. Aber offenbar waren die Terroristen gezwungen, ihre Pläne zu ändern. Sie entschieden sich somit für das Konzert der Band Piknik, das für den 22. März angesagt war. Obwohl diese Pop-Band bei Weitem nicht so beliebt ist wie Schaman, ist auch diese Künstlergruppe dafür bekannt, eine patriotische Haltung einzunehmen und Spenden für die Bedürfnisse der russischen Streitkräfte in der Ukraine zu sammeln.

Was danach geschah

Keiner der Terroristen hatte vor, sich den "72 Jungfrauen im Paradies" anzuschließen, wie es für IS-Anhänger üblich wäre. Nachdem sie zahllose Besucher in der Crocus City Hall ermordet und das Gebäude in Brand gesteckt hatten, gingen sie am Tatort nicht auf einen Angriff auf die eintreffenden Spezialeinheiten über, sondern bestiegen ein Auto und flohen aus Moskau. Sie trugen auch keinen "Selbstmordgürtel" – ein charakteristisches Detail von IS-Terroristen, die nach der Begehung ihrer Verbrechen bereit sind, zu sterben und sich in die Luft zu jagen. Ein weiteres für den IS untypisches Detail ist die den Terroristen von Moskau versprochene finanzielle Belohnung. Die Zahlung sollte in zwei Raten erfolgen – vor und nach dem Anschlag. Die erste Rate in Höhe von 250.000 Rubel (2.500 Euro) hatten die Terroristen bereits erhalten.

Das wichtigste Detail jedoch ist der Ort, an dem die Terroristen festgenommen wurden. Mithilfe von Verkehrskameras konnten die russischen Geheimdienste überwachen, wohin sie fuhren. Sie wurden schließlich auf der Fernstraße M3 nahe der Ukraine festgenommen – eine Route, die früher Russland und die Ukraine verband, aber nach der Verschlechterung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern im Jahr 2014 und insbesondere nach Beginn der russischen Militäroperation im Jahr 2022 – stark an Bedeutung verlor. Die Terroristen wurden festgenommen, nachdem sie an der Abzweigung zur Route A-240 vorbeigefahren waren, die nach Weißrussland führt. In diesem Moment wurde den Ermittlern klar, dass es für die Terroristen nur einen Ort gab, an den sie fliehen wollten: in die Ukraine.

Obwohl die Terroristen bewaffnet waren, leistete nur einer von ihnen, Mukhammadsobir Fayzow, Widerstand. Alle Terroristen wurden lebend festgenommen, was höchstwahrscheinlich auf Befehl von oben geschah. Gleichzeitig hatten die Terroristen selbst, wie bereits erwähnt, nicht die Absicht zu sterben. Sie wussten, wohin sie fahren mussten, um ihr Leben zu retten: an die ukrainische Grenze, wo sie laut Präsident Putin bereits erwartet wurden.

All dies ist für den IS untypisch, da jemand, der eine terroristische Tat begeht, insbesondere ein Außenstehender, immer als "Wegwerfartikel" gilt. Selbst wenn er lebend aus der Tat herauskommt, wird ihm niemand helfen. Darüber hinaus übernahm der IS in früheren Jahren in der Regel keine Verantwortung für einen Anschlag, wenn der Täter am Leben geblieben war, da ihm dies im Zuge der Ermittlungen schaden konnte.

Dies alles zeigt, dass sich der Angriff in Moskau im Vergleich zu anderen Anschlägen des IS deutlich unterscheidet, zumindest was den Grad der Vorbereitung, der detaillierten Planung und der finanziellen Entschädigung für die Täter betrifft.

Was hat die Ukraine damit zu tun?

Nachdem wir die Ukraine bereits mehrfach erwähnt haben, müssen wir auf ihre Verbindungen zu Terroristen hinweisen. Seit dem Jahr 2015 ist bekannt, dass der Sicherheitsdienst der Ukraine versucht, radikale Islamisten mit dem Ziel zu rekrutieren, Sabotage- und Terroranschläge auf russischem Territorium zu verüben. Die Geheimdienste der Ukraine waren auch inmitten der Terroristen in Syrien aktiv. Diese Zusammenarbeit war insbesondere durch die Ankunft des tschetschenischen Terroristen Rustam Aschiew in der Ukraine gekennzeichnet, der in der Internationalen Legion diente, die von der Hauptdirektion für Nachrichtendienste des ukrainischen Verteidigungsministeriums kontrolliert wird.

Aschiew nahm am zweiten tschetschenischen Krieg gegen die russischen Streitkräfte teil und floh schließlich in die Türkei. Im Jahr 2011 zog er nach Syrien, wo er die Terrorgruppe Adschnad al-Kawkaz anführte. Unter seinem Kommando nahmen die Militanten an Feindseligkeiten gegen die syrischen Streitkräfte teil und wurden für Terroranschläge gegen Zivilisten berüchtigt. Aschiew agierte Seite an Seite mit Gruppierungen, die nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt als Terrororganisationen gelten. Der Hauptverbündete von Adschnad Al-Kawkaz in Syrien war die Dschabhat Al-Nusra.

Im Laufe der Zeit befreiten die russischen Streitkräfte gemeinsam mit den syrischen Streitkräften weitläufige Gebiete von den Terroristen und kappten somit deren Einfluss und Nachschub erheblich. Infolgedessen wandte sich Aschiew und seine Organisation Auftragsmorden und Erpressungen zu. Im Jahr 2019 musste sich Aschiew sogar öffentlich für eine Tat seiner Organisation entschuldigen, nachdem diese eine falsche Person entführt hatte.

Die Terroristen waren schon seit mehreren Jahren "arbeitslos", als im Jahr 2022 Aschiew und seine Organisation über einen Mittelsmann vom ukrainischen Geheimdienst – namentlich vom Feldkommandant Achmed Sakajew – angesprochen wurden. Aschiew und seine Organisation nahmen in der Folge an Kampfhandlungen gegen die russischen Streitkräfte teil und als Belohnung erhielten alle Mitglieder einen ukrainischen Pass.

Im Jahr 2024 beteiligten sich die Terroristen unter der Führung von Aschiew an einem Angriff auf Siedlungen in der ukrainisch-russischen Grenzregion Belgorod. In einem veröffentlichten Video gab Aschiew unumwunden zu, dass der Zweck der Operation darin bestand, die Lage in Russland vor und während den Präsidentschaftswahlen zu destabilisieren. Dies bestätigte sich dadurch, dass diese Angriffe unmittelbar nach den Wahlen aufhörten.

Nach dem Terroranschlag in der Crocus City Hall recherchierte die österreichische Zeitung Heute zu einer weiteren möglichen Verbindung zwischen der Ukraine und den radikalen Islamisten. Laut der Veröffentlichung, die sich auf Informationen von Geheimdiensten beruft, seien viele mutmaßliche Terroristen aus der Ukraine in die EU eingereist. Beispielsweise wurden im Dezember 2023 ein tadschikischer Staatsbürger und seine Frau zusammen mit einem Komplizen in Wien festgenommen. Sie bereiteten einen Anschlag auf den Wiener Stephansdom vor. Das Paar war im Februar 2022 aus der Ukraine in die EU gekommen.

Die Ukraine ist nicht nur die Zufluchtsstätte vieler Terroristen, sondern auch für den IS und diejenigen, die mit den Terroristen sympathisieren. Nicht wenige dieser Terroristen engagieren sich aktiv bei der Beschaffung von Geldern für inhaftierte IS-Kämpfer in Syrien und im Irak. Ein Teil dieses Geldes fließt in den Kauf von Nahrungsmitteln und Medikamenten. Aber oft werden diese Gelder für den Kauf von Waffen verwendet, um Auftragsmorde in Gefängnissen zu finanzieren und Gefängniswärter zu bestechen.

Da einige der Terroristen offiziell im Verteidigungsministerium der Ukraine "angestellt" sind und andere für den Sicherheitsdienst der Ukraine arbeiten, könnten sie entweder ihre Arbeitgeber dazu gedrängt haben, einen Terroranschlag zu organisieren, oder dies auf eigene Faust getan haben, ohne die ukrainischen Behörden offiziell zu konsultieren. Derzeit geht eine Version der Ereignisse davon aus, dass ein Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes unter dem Deckmantel des "Gehilfen des Predigers" gesteckt haben könnte.

Darüber hinaus verfügt Kiew über Erfahrung in der Durchführung von Terroranschlägen auf russischem Territorium – sowohl direkt, wie im Fall von Daria Dugina, als auch über Mittelsmänner, wie im Fall von Wladlen Tatarski. Daher entspricht der Einsatz radikaler Islamisten zur Durchführung von Terroranschlägen voll und ganz der Strategie der Ukraine, die darauf hinausläuft, Russland und seinen Bewohnern größtmöglichen Schaden zuzufügen.

Aus dem Englischen.

Das Team der Direktion 4 ist ein Analyse- und Überwachungszentrum zur Erforschung des islamischen Radikalismus und Fundamentalismus.

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