Gazprom-Chef: Gasnachfrage in Europa wird künstlich zerstört

Erstmals in der Geschichte erleben europäische Länder eine künstliche Zerstörung der Gasnachfrage, sagt Gazprom-Chef Alexei Miller. Die Maßnahmen hätten de facto zu einer Deindustrialisierung geführt. Unterdessen orientiere sich der Konzern nach Osten.

Bei einer Sitzung von Gazprom zu den vorläufigen Jahresergebnissen sagte Konzernchef Alexei Miller, die europäischen Länder erlebten eine künstliche Zerstörung der Gasnachfrage.

"Uns ist die Lage in Europa sehr wohl bewusst. Sie stellten einen Rekord auf. Dort wird zum ersten Mal in der Geschichte der Weltenergie die Nachfrage nach Gas künstlich zerstört. Die Nachfrage nach einem primären Energieträger. Eine bewusste, stellen Sie sich das vor, Zerstörung der Nachfrage nach einem der umweltfreundlichsten Energieprodukte. Das hat es in der Geschichte noch nie gegeben."

Er fügte hinzu, dass das, was derzeit geschehe, in vielen europäischen Ländern de facto zu einer Deindustrialisierung führe.

Mit Blick auf den weltweiten Gasverbrauch verwies Miller auf die Expertenmeinung, dass die Nachfrage weiter steigen wird. In den nächsten 25 Jahren erwartet man eine Steigerung um 43 Prozent. Miller betonte, dass Gazprom darauf vorbereitet sei. Das Unternehmen baue die Zusammenarbeit mit Ländern aus, die an einer zuverlässigen Energieversorgung interessiert seien, und orientiere sich nach Osten, vor allem nach China. So wolle der Konzern spätestens 2027 mit Gaslieferungen über die Fernostroute nach China beginnen. Mitte 2024 sollen mittelfristige Verträge mit Kirgisistan, Kasachstan und Usbekistan abgeschlossen werden.

Zuvor hatte Gazprom mitgeteilt, dass der Gasverbrauch in Westeuropa von Januar bis November dieses Jahres um 34 Milliarden Kubikmeter auf das Niveau von 1996 gesunken sei. Gleichzeitig seien die Risiken für die Energiesicherheit Europas vor allem im Winter deutlich gestiegen.

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