Duma-Vorsitzender droht Auswanderern mit "Magadan" – Gouverneur übt Kritik

Im Ausland befindlichen Russen, die Kiew den Sieg wünschen, droht der Duma-Vorsitzende mit Magadan – und deutet damit die traurige Vergangenheit der Stadt an. Der Gouverneur der abgelegenen Region fordert hingegen, dass es an der Zeit sei, alte Klischees loszuwerden.

Für russische Bürger, die das Land verlassen haben, den Krieg kritisieren und der Ukraine den Sieg wünschen, sei es besser, im Ausland zu bleiben, sagte Wjatscheslaw Wolodin, der Sprecher der Staatsduma, am Dienstag. Er warnte, dass diese Mitbürger im Falle einer Rückkehr strafrechtlich verfolgt würden.

"Jener, der das Land verlassen und abscheuliche Taten begangen hat, indem er sich über die auf Russland abgefeuerten Schüsse freute, muss erkennen, dass er hier nicht nur nicht willkommen ist, sondern dass Magadan für ihn garantiert ist, wenn er zurückkehrt."

Die Stadt Magadan und die dazugehörende Region Kolyma sind ein Symbol für Zwangslager und Massenrepressionen in der Sowjetunion. Die Kolyma-Lager zählten zu den brutalsten im gesamten Gulag-System. 

Wolodin kritisierte zudem seine Mitbürger, die "von Staat zu Staat wandern" und erst dann zurückkehrten, wenn ein Aufenthalt im Ausland nicht mehr möglich sei. Der Duma-Vorsitzende räumte ein, dass es unter seinen Kollegen viele Menschen gebe, die sich Sorgen um die Ausgewanderten machten. Er forderte die Abgeordneten auf, nicht mit ihnen zu sympathisieren. "Wie Sie sehen, fällt das Atmen ohne sie leichter", so Wolodin.

Der Gouverneur des Gebiets Magadan erwiderte am Mittwoch, dass sich seine Region dynamisch entwickle und nicht mehr das stereotypische Bild aus der Vergangenheit pflege. Die Stadt sei nicht mehr ein Ort des Exils, so Sergei Nossow. "Das sind Stereotypen oder Klischees, alte Klischees, von denen es höchste Zeit ist, sie loszuwerden, insbesondere die Klischees über die Umsiedler der Vergangenheit. Leider gibt es sie. Aber wir müssen sie loswerden. Jeder muss sie loswerden, nicht nur wir", betonte er. In Kolyma lebten und arbeiteten "wunderbare Menschen, wahre Patrioten ihres Landes". Die Region brauche gebildete und professionelle Leute, so der Politiker.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, dass Ausgewanderte, die eine klare antirussische Position einnehmen, keine gemeinsame Zukunft mit Russland hätten. Die überwältigende Mehrheit könne jedoch frei entscheiden, wo sie leben will. Am Tag zuvor erklärte er, dass jene, die wegen des Krieges und der Mobilmachung das Land verlassen hätten, sicher zurückkehren könnten. Er versicherte, dass das Heimatland für sie keine Gefahr darstelle. Zuvor warnte Peskow vor der Rückkehr von "Landesfeinden", ohne zu präzisieren, wen genau er damit meint.

Nach Kriegsbeginn kündigten die russischen Behörden wiederholt verschiedene Beschränkungen und Strafen für Auswanderer an. Bis jetzt wurden jedoch keine konkreten Maßnahmen umgesetzt.

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