Verbreitung von Falschinformationen: Gericht verurteilt Owsjannikowa zu 8,5 Jahren Haft

Ein Moskauer Gericht hat die ehemalige TV-Redakteurin Marina Owsjannikowa wegen "Verbreitung von Falschinformationen" über die russischen Streitkräfte zu 8,5 Jahren Haft verurteilt. Berichten zufolge hält sie sich derzeit in Frankreich auf.

Das Basmanny-Bezirksgericht in Moskau hat die ehemalige TV-Redakteurin Marina Owsjannikowa, die vor Kriegsbeginn für den Sender Perwy Kanal tätig war, wegen "Verbreitung von Falschinformationen" über die russischen Streitkräfte zu 8,5 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde in Abwesenheit gefällt, da Owsjannikowa aus Russland geflohen ist.

Grundlage des Strafverfahrens war ihr Einzelprotest in Moskau im Juli 2022. Sie hielt ein Plakat in der Hand, das die angebliche Ermordung ukrainischer Kinder kritisierte. Nach Angaben der Justiz veröffentlichte sie Fotos und Videos ihres Protestes in einem öffentlichen Messenger. Das Plakat enthielt "absichtlich falsche Informationen über das Vorgehen von Militärangehörigen der russischen Streitkräfte". Die Staatsanwaltschaft hatte für sie 9,5 Jahre Gefängnis gefordert.

Owsjannikowa kam in die Schlagzeilen, nachdem sie im März 2022 gegen den Konflikt in der Ukraine protestiert hatte. Sie schlich sich während der Abendnachrichten vor die Kamera und rief "Stoppt den Krieg. Nein zum Krieg." Wenige Sekunden später wurde die Übertragung abgebrochen.

Danach kündigte sie und war als freie Korrespondentin für die Welt tätig. Später kehrte die 45-Jährige kurzzeitig nach Moskau zurück. Dort wurde sie zweimal wegen "Diskreditierung" der russischen Armee mit Geldstrafen belegt. Seit August 2022 stand sie unter Hausarrest. Im Oktober teilte Owsjannikowa mit, dass sie sich für unschuldig halte, und floh. Das Innenministerium setzte sie auf die Fahndungsliste. Ihr Anwalt erklärte später, dass sie Russland verlassen habe und sich nun in einem europäischen Land aufhalte.

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