Offiziell: Moskauer Uni erlaubt KI-Nutzung für Abschlussarbeiten

Was gestern noch als Betrug galt, ist an einer Moskauer Uni seit Kurzem legal. Als erste russische Hochschule hat sie ihren Studierenden erlaubt, Chatbots und andere KI-Anwendungen zum Verfassen von Abschlussarbeiten heranzuziehen.

Die Pädagogische Universität der Stadt Moskau hat ihren Studierenden offiziell erlaubt, künstliche Intelligenz zur Vorbereitung von Abschlussarbeiten einzusetzen, teilte der Pressedienst der Hochschule mit. Die Entscheidung sei Ende August auf einer Sitzung des Akademischen Rates der Universität gefallen. "Das bedeutet, dass Studierende bei der Arbeit an ihren Abschlussarbeiten Chatbots und andere KI-Tools nutzen können, um Daten und Texte anzufertigen", hieß es in einer Mitteilung.

Die Hochschule geht davon aus, dass die KI-Anwendungen dazu beitragen werden, die Fähigkeit zur Datenanalyse und -verarbeitung unter den Studenten zu fördern. Die Universität betonte, dass die Informationen auf jeden Fall eigenständig analysiert und aufbereitet werden müssten.

Laut Universitätsrektor Igor Remorenko nutzen sowohl Studierende als auch Lehrkräfte bereits solche Technologien: "Künstliche Intelligenz ist eine der fortschrittlichen Technologien, die sich in der modernen Gesellschaft aktiv verbreiten. De facto nutzen sie bereits sowohl Schüler als auch Lehrer." Er betonte:

"Die Nutzung zu verbieten ist der einfachste Weg, aber kaum effektiv. Wenn unsere Absolventen in Zukunft ohnehin nicht umhinkommen, dieses Instrument zu benutzen, ist es besser, es während des Studiums zu erlernen."

Remorenko wies auch darauf hin, dass die Universität strenge Regeln einführe, um Betrug mithilfe von KI zu verhindern. Die KI-Systeme "sollten nicht als absolut zuverlässige Datenquelle angesehen werden", warnte er. Die Studierenden sollten sich mit den Informationen kritisch auseinandersetzen. "Aber die generierten Texte sind gutes Material für neue Ideen und Analysen. Sie sind ein hervorragender Anlass für Gruppendiskussionen und die Suche nach Lösungen."

Anfang 2023 hatte ein Student der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften auf X (ehemals Twitter) berichtet, dass er seine Diplomarbeit mithilfe von ChatGPT verfasst hatte. Seine Universität erhielt daraufhin mehrere Beschwerden. Wie der Student später erklärte, sei seine Arbeit trotzdem nicht annuliert worden. 

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