Österreichs Ex-Außenministerin Kneissl siedelt sich in einem Dorf in Russland an

Journalisten haben in einem Dorf im russischen Gebiet Rjasan Österreichs Ex-Außenministerin Karin Kneissl gesichtet. Die Politikerin bleibt dort den Sommer über, arbeitet an einem Buch und lernt Russisch. Ferner plant sie, weiterhin an der Universität in Sankt Petersburg zu arbeiten.

Karin Kneissl, die ehemalige Außenministerin Österreichs, hat sich den Sommer über im russischen Gebiet Rjasan angesiedelt. Laut der örtlichen Zeitung Wid sboku mietete die Politikerin ein Haus im Dorf Petruschowo, das etwa 300 Kilometer südöstlich von Moskau liegt. Journalisten sprachen mit Kneissl am 5. August, als sie bei einem Sommerfest im Dorf gesichtet wurde. Ihre Eindrücke vom Leben im Dorf schilderte die Österreicherin so:

"Jetzt lebe ich in Petruschowo, und ich mag die Atmosphäre. Ich mag, wie die Kinder hier spielen. Die Atmosphäre hier ist super, nicht nur jetzt, sondern – glaube ich – Tag für Tag. Wenn ich auf der Straße die Hühner, Enten und Ziegen sehe, dann ist das auch meine Welt, weil ich in einem kleinen Dorf in Österreich gelebt habe."

Das Haus, das Kneissl mit der Hilfe von Bekannten gefunden hat, steht ihr bis Ende des Sommers zur Verfügung. Über weitere Pläne und ihre Zukunft könne die Ex-Ministerin noch nicht viel sagen. Nun lernt sie jedenfalls aktiv Russisch und schreibt ein neues Buch über die aktuelle Lage in Europa. Außerdem plant sie, ihre Lehrtätigkeit fortzusetzen, und zwar an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg, wo sie zuvor bereits eingeladen wurde.

Von 2017 bis 2019 leitete Kneissl das österreichische Außenministerium. Im Juni 2021 wurde sie Mitglied im Verwaltungsrat des russischen Ölunternehmens Rosneft. Knapp ein Jahr später verließ Kneissl diesen Posten wieder. Anfang Juli des letzten Jahres erklärte die Ex-Ministerin gegenüber der Washington Post, dass sie Österreich aufgrund von Morddrohungen verlassen müsste. Sie zog zunächst nach Frankreich, dann in den Libanon. Ferner erklärte Kneissl, dass sie damals das Nahostland der Russischen Föderation vorgezogen habe, weil sie die arabische Sprache und insbesondere den Libanon besser kannte.

Mehr zum Thema – "Putinnähe": Karin Kneissl könnte österreichische Staatsbürgerschaft verlieren