Bericht: Russland ging zu Testzwecken kurzzeitig vom globalen Internet

Laut einem Bericht sollen russische Behörden das Land Anfang der Woche kurzzeitig vom globalen Internet getrennt haben. Der außergewöhnliche Schritt sei Teil einer jährlichen Sicherheitsüberprüfung des nationalen Internetnetzes gewesen.

Russland hat Übungen durchgeführt, um "das nachhaltige Funktionieren des Internets im Falle externer Störungen sicherzustellen", sagten zwei Quellen dem Medienunternehmen RBK. Zwischen Dienstag und Mittwoch sei das "internationale Internet abgeschaltet" worden, als die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor die Leistung russischer Webseiten und netzabhängiger Dienste überprüfte – für den Fall, dass das Land vom Ausland abgeschnitten wird. Der Schritt war Teil eines gesetzlich vorgeschriebenen Tests, um festzustellen, ob die inländischen Netze in der Lage sind, autonom zu funktionieren. Bislang wurden in Russland keine Fälle verzeichnet, in denen das Land vom globalen Internet abgekoppelt wurde.

"Die Übungen waren erfolgreich", sagte ein Roskomnadsor-Vertreter zu RBK und fügte hinzu, dass das "Gesetz über das souveräne Internet" aus dem Jahr 2019 einen solchen Test mindestens einmal im Jahr vorschreibt. Er ging nicht näher darauf ein, was mit der Übung erreicht werden sollte.

Bei der Übung sei möglicherweise getestet worden, ob Runet, das russische Segment des Internets, bei einer solchen Abschaltung tatsächlich weiter funktioniere. "Das ist in etwa so, wie man Schutzwesten testet, wenn man sie an Dummys anlegt und dann auf sie schießt", heißt es in dem RBK-Bericht.

Im Mai 2019 hatte der russische Präsident das "Gesetz über das souveräne Internet" unterzeichnet. Dessen Zweck besteht nach Angaben der russischen Behörden darin, sicherzustellen, dass das russische Internetsegment auch dann funktioniert, wenn es vom globalen Netz getrennt wird. Das Gesetz sieht vor, dass in den Netzen aller Betreiber des Landes spezielle Geräte installiert werden, über die die Behörde bei Bedarf die Verkehrslenkung steuern kann. Damit soll erreicht werden, dass kritische Dienste wie zum Beispiel Regierungswebseiten auch dann noch funktionieren, wenn Russland hypothetisch vom Internet abgeschnitten wird. Fachleute kritisieren die Initiative, da diese für den Endnutzer niedrigere Internetgeschwindigkeiten zur Folge haben könnte. 

Russland wird die Erfahrungen Chinas bei der Regulierung des Internets nicht kopieren, sagte Alexander Chinschtein, der Vorsitzende des Ausschusses für Informationspolitik und Kommunikation der Staatsduma, auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg. Er erklärte, dies sei "technologisch möglich", zeigte sich aber zuversichtlich, dass das nicht geschehen werde.

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