Der Disziplinarausschuss der Russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA) hat eine Entscheidung im Fall der Eiskunstläuferin Kamila Walijewa getroffen. Man stellte fest, dass trotz eines Verstoßes kein Verschulden oder Fahrlässigkeit seitens der Athletin vorliegt. Das Gericht verhängte daher keine Sanktion außer der Annullierung ihrer Ergebnisse am Tag der Probenentnahme, dem 25. Dezember 2021.
Die Europameisterin war damals bei den russischen Meisterschaften positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin getestet worden. Der Fall war bei den Olympischen Winterspielen in Peking im vergangenen Februar bekannt geworden, nachdem die damals 15-Jährige mit dem russischen Team Olympia-Gold gewonnen hatte. Eine vorläufige Suspendierung war wieder aufgehoben worden, sodass sie auch im Damen-Einzel an den Start gehen durfte und als Topfavoritin Vierte wurde.
Die Entscheidung der RUSADA sorgte bei ausländischen Experten und Fans für heftige Kritik. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sei besorgt über das Urteil, habe nun die entsprechende Begründung der Entscheidung angefordert und wolle dagegen gegebenenfalls vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ziehen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) begrüßte die Ankündigung der WADA, das Urteil von RUSADA einer Überprüfung zu unterziehen. Dies sei im Interesse aller Teilnehmer, insbesondere jener Athleten, die ihre Medaillen noch nicht entgegennehmen konnten, hieß es in einer Erklärung.
Unterdessen forderte die US-Anti-Doping-Agentur (USADA), dass die WADA und die Internationale Eislauf-Union (ISU) gegen das Ergebnis der Untersuchung vorgehen, "um die Glaubwürdigkeit des Anti-Doping-Systems und die Rechte aller Athleten zu wahren", sagte USADA-Chef Travis Tygart. "Die Welt kann diese eigennützige Entscheidung der RUSADA unmöglich akzeptieren." Tygart behauptete, die RUSADA sei ein "Werkzeug des vom russischen Staat geförderten Dopingbetrugs".
Die bekannte russische Eiskunstlauftrainerin Tatjana Tarassowa kommentierte hingegen, dass sie nie an Walijewas Ehrlichkeit gezweifelt habe. "Die Schlussfolgerungen der RUSADA überraschen mich nicht, weil sie ehrlich sind." In Hinsicht auf mögliche Konsequenzen vor dem Internationalen Sportgerichtshof sagte sie, es sei die Aufgabe der RUSADA-Vertreter, Walijewas Unschuld zu beweisen. "Ich persönlich bin optimistisch, weil das ehrlich ist. Und Ehrlichkeit siegt immer."
Zuletzt hatte die WADA den Fall bereits vor den CAS gebracht, weil sie der RUSADA eine unangemessene Verzögerung bei der Aufarbeitung vorwarf. In dem anschließend vom CAS eingeleiteten Schiedsgerichtsverfahren hatte die WADA bereits eine Vierjahressperre für Walijewa gefordert.
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