Nach dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine kündigte der US-amerikanische IT-Konzern Microsoft zunächst seinen Rückzug vom russischen Markt an und ging dann hart vor: Das Unternehmen verbot alle Software-Downloads für IP-Adressen in Russland. Die Update-Seiten konnten damals nur über VPN aufgerufen werden. Microsoft untersagte damit den Download von Windows 10 und 11 sowie der Software Media Creation Tool von seiner offiziellen Webseite in Russland. Experten brachten dies mit den antirussischen Sanktionen in Verbindung, die das US-Unternehmen Anfang März unterstützte.
Nun hat Microsoft, ebenso still und leise wie es den Russen den Zugriff auf die Software verwehrt hat, diese wieder freigegeben, berichten russische Medien. Softwareexperten erklärten gegenüber der Zeitung Iswestija, es sei wieder möglich, Windows von russischen IP-Adressen aus herunterzuladen. "Die Seite zum Herunterladen des Betriebssystems öffnet sich auch in Russland. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Anpassung der Unternehmenspolitik gegenüber russischen Nutzern, die bereits Windows gekauft haben", so der IT-Experte Dmitri Bewza. In der Zeitung heißt es dazu:
"Der Berichterstatter der Iswestija konnte das Betriebssystem von zwei Computern herunterladen. Für Software-Updates steht ein 'Windows-Installationsassistent' wieder zur Verfügung, ebenso wie ein Abbild des Betriebssystems zum Brennen auf eine DVD oder einen USB-Stick."
Nach Einschätzung von Experten kehrt Microsoft jedoch vorerst nicht nach Russland zurück. Gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti erklärte Eldar Murtasin, ein führender Analyst bei der Mobile Research Group:
"Microsoft hat derzeit nicht vor, nach Russland zurückzukehren, da dies im Moment aufgrund der Sanktionen nicht möglich ist. Das Unternehmen verliert den russischen Markt jedoch zunehmend, und es ist sehr wichtig, dass es Anstrengungen unternimmt, um diesen Niedergang zu verlangsamen, um die Verluste auf ein Minimum zu beschränken.
Dies ist ein Versuch, den Schaden, den das Unternehmen heute in Russland hat, auszugleichen."
Laut dem Experten geht es darum, dass das Blockieren von Updates die Nutzer dazu ermutigt, nach alternativen Möglichkeiten zur Nutzung der Unternehmensprodukte zu suchen, so die Agentur RIA Nowosti. "Das war eine dumme Entscheidung, und jetzt gibt Microsoft sie auf, um den russischen Markt nicht zu verlieren", meint Murtasin.
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