Umfrage: Russen bereit, sowohl den Frieden als auch neue Offensive gegen Kiew zu unterstützen

Mehr als die Hälfte der Russen wären bereit, Wladimir Putins Entscheidung zu unterstützen, die Kämpfe in der Ukraine zu beenden. Kurios: Fast dieselbe Anzahl von Befragten wäre auch bereit, seine Pläne zu begrüßen, einen neue Offensive zu starten.

Rund 65 Prozent der Russen würden eine hypothetische Entscheidung des russischen Präsidenten unterstützen, die Sonderoperation in der Ukraine bereits morgen zu beenden. Das zeigen Ergebnisse einer Umfrage des soziologischen Dienstes Russian Field, die die russische Zeitung Kommersant am Dienstag veröffentlichte. Spannend in diesem Zusammenhang ist, dass gleichzeitig rund 60 Prozent der Befragten eine neue Offensive gegen Kiew gutheißen würden, falls Wladimir Putin sie morgen ankündigen sollte.

Dass die Mehrheit der Russen bereit ist, zwei gegensätzliche Entscheidungen von Wladimir Putin zu akzeptieren, könnte laut dem Politikwissenschaftler Alexei Makarkin als hohes Vertrauen in den Präsidenten gewertet werden, schreibt Kommersant. Zudem gebe es innerhalb der Gesellschaft die Haltung, dass die Behörden sich in der Politik besser auskennen als die "kleinen Leute". Daher hänge der offensichtliche Widerspruch auch mit der mangelnden Bereitschaft zusammen, über aktuelle politische Probleme nachzudenken, meinte der Politologe.

Den Standpunkt, dass die Kampfhandlungen in der Ukraine bereits zu lange dauern, vertreten 59 Prozent der Befragten. Die gegenteilige Meinung teilen 28 Prozent und 13 Prozent blieben bei diesem Thema unentschlossen. Insgesamt 41 Prozent der Befragten sagten, dass sie sich "müde von den Nachrichten über den Verlauf der Sonderoperation" fühlten.

Insgesamt sprach sich die Hälfte der Befragten (52 Prozent) für die Fortsetzung der Kriegshandlungen aus, während 38 Prozent den Übergang zu Friedensgesprächen bevorzugen würden. Die Autoren der Umfrage betonen, dass das Verhältnis von Befürwortern zu Gegnern des Kriegs innerhalb der russischen Bevölkerung zwischen Mitte März und Ende Juli praktisch unverändert blieb.

Dabei wären fast zwei Drittel der befragten Männer (62 Prozent) nicht bereit, sich persönlich an den Kampfhandlungen in der Ukraine zu beteiligen. Diesen Wunsch zeigten nur 29 Prozent der Befragten, vor allem waren es Männer im Alter von 45 bis 59 Jahren. Bei den unter 30-Jährigen hat diesen Wunsch nur jeder fünfte Mann.

Auch den Willen, dem russischen Militär finanziell zu helfen, verspüren nicht viele. Zwei Drittel (67 Prozent) zeigten sich überhaupt nicht bereit, ihre eigenen Mittel zu spenden, um die Armee zu unterstützen. Weitere 12 Prozent würden höchstens 1.000 Rubel (umgerechnet rund 16 Euro) pro Monat ausgeben. 

Die Umfrage wurde vom 28. bis 31. Juli per Telefoninterview durchgeführt. Es wurden 1.609 Personen in acht Föderationskreisen Russlands befragt. Die Autoren der Umfrage warnen, dass die Ergebnisse möglicherweise nicht die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegeln, da immer weniger Menschen über dieses Thema offen sprechen wollen.

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