Oleg Deripaska, Milliardär und Gründer des größten Aluminiumkonzerns der Welt RUSAL, hat bei einem Gespräch mit Journalisten an der Moskauer Staatsuniversität zwei Szenarien für die russische Wirtschaft beschrieben, meldet Forbes. Das erste sehe vor, dass sich die Wirtschaft des Landes in vier Jahren erhole, das zweite gehe von einer Erholung in acht bis neun Jahren aus.
Welches der Szenarien tatsächlich eintreten werde, hänge von den Maßnahmen der russischen Behörden ab, betonte der Geschäftsmann. Sollte der russische Staat sich an die derzeitige Situation anpassen und den marktwirtschaftlichen Teil der Wirtschaft sowie dessen Wettbewerbsfähigkeit unterstützen, werde die Erholung und Diversifizierung der russischen Wirtschaft in kürzerer Zeit erfolgen. Andernfalls werde sich der Prozess in die Länge ziehen. "Wir werden gut leben, aber bis dahin müssen wir etwas leiden – ein wenig", sagte Deripaska.
Noch Anfang März, unmittelbar nach dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine, hatte Deripaska wesentlich pessimistischere Prognosen gemacht. Damals vertrat er die Ansicht, das Land stehe vor einer "enormen Krise", die mehrere Jahre dauern würde. "Multiplizieren sie die Krise des Jahres 1998 mindestens mit drei", hatte er nach der Verhängung der westlichen Sanktionen gesagt.
Nun müsse er eingestehen, dass er sich geirrt habe, zitiert ihn Forbes. Die Wirtschaft Russlands sei widerstandsfähiger, als man erwartet habe, sagte Deripaska den Journalisten. Er sei überrascht, dass sich Russland als eine viel stärker marktwirtschaftlich orientierte Volkswirtschaft erwiesen habe, als er es sich vorgestellt hätte. "Weder der Staatskapitalismus noch die Kriminalisierung der Wirtschaft haben sie beugen können", betonte er.
Deripaska nannte auch einen der Gründe für die Stabilität der russischen Wirtschaft. Ein wichtiger Aspekt sei, dass die Russen aufgrund der Maßnahmen des Westens begonnen hätten, ihr Kapital in ihr Heimatland zurückzuholen:
"Es stellte sich heraus, dass Russland über zusätzliche finanzielle Ressourcen verfügte. Ressourcen, die ihm aufgrund des ineffizienten staatlichen Bankensystems und des ineffizienten Hortens von Geld für Notzeiten, das praktiziert wurde, nicht zur Verfügung standen."
Sanktionen, die wichtigste Waffe des Westens im Wirtschaftskrieg gegen Russland, bezeichnete der Milliardär jedoch als "leicht verderblich". "Uns ist klar, dass sie in anderthalb Jahren nicht nur sinnlos sein werden, sondern auch nach hinten losgehen", so Deripaska.
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