Medienbericht: Russland steigert Ölproduktion und -export

Nach einem starken Rückgang im April ist die russische Erdölproduktion wieder um fünf Prozent gestiegen. Das berichtete die Zeitung Wedomosti am Freitag unter Berufung auf eine Quelle in der Branche. Die Nachfrage aus Asien kontert sanktionsbedingte Ausfälle.

Im Mai 2022 lag die Produktion von Erdöl in Russland bei 10,2 Millionen Barrel pro Tag, gegenüber zehn Millionen im April. Im Vergleich zum Mai 2021 sank die Produktion jedoch um 2,5 Prozent.

Russlands stellvertretender Ministerpräsident Alexander Nowak sagte Ende Mai, dass die Ölproduktion im Jahr 2022 auf 480 bis 500 Millionen Tonnen sinken könnte, gegenüber 524 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Dem Politiker zufolge rechnet die Regierung jedoch mit einer allmählichen Erholung der Produktion um etwa eine Million Barrel pro Tag in diesem Monat.

Der Zeitung Wedomosti zufolge haben die russischen Ölproduzenten ihre Produktion von Januar bis Mai im Vergleich zum Vorjahr um etwa 3,5 Prozent auf 219,9 Millionen Tonnen gesteigert. Angeführt wurde diese Entwicklung von Surgutneftegaz (+13 Prozent), Lukoil (+10 Prozent) und NNK (+9 Prozent).

Die Ölexporte stiegen den Statistiken zufolge um fast 13 Prozent auf 102,7 Millionen Tonnen. Und das, obwohl einige ausländische Ölhändler aufgrund des Risikos von Sekundärsanktionen zögern, Rohöl aus Russland zu kaufen.

Die USA und Großbritannien haben bereits ein Embargo über russisches Öl verhängt, während sich die EU am Donnerstag auf ein Teilverbot einigte. Im Rahmen der sechsten Sanktionsrunde der EU wird die Einfuhr von Öl aus Russland auf dem Seeweg in die EU innerhalb von sechs Monaten verboten werden. Die Beschränkungen für die Einfuhren über die Druschba-Pipeline wurden jedoch aufgeschoben. Ungarn, Bulgarien und die Tschechische Republik wurden vorübergehend von dem Embargo russischer Öllieferungen ausgenommen.

Um potenzielle Käufer anzulocken, hat Russland Preisnachlässe auf sein Öl angeboten, was nach Meinung von Analysten die Ausfuhren des Landes trotz des westlichen Embargos attraktiv macht. So stiegen beispielsweise Russlands Ölexporte nach Indien im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast das 25-Fache. Auch die Ausfuhren nach China stiegen im April gegenüber dem Vorjahresmonat um vier Prozent auf 6,55 Millionen Tonnen. Russland ist nach Saudi-Arabien die wichtigste Rohstoffquelle für China.

Experten gehen davon aus, dass die russischen Produzenten in den kommenden Monaten ihre Exportströme weiter auf die asiatischen Märkte ausrichten werden, was zu einer weiteren Erholung der Produktion führen wird. Den von dem US-Analyseunternehmen Refinitiv erstellten Prognosen zufolge könnten die russischen Ölexporte nach Indien auf einen Rekordwert von 900.000 Barrel pro Tag ansteigen, während sich zusätzliche Lieferungen nach China auf bis zu 400.000 Barrel pro Tag belaufen könnten, da sich die Nachfrage in dem Land nach den jüngsten COVID-19-Lockdowns zu erholen beginnt.

Nikita Blochin, Senior Analyst der Alfa-Bank, sagte gegenüber Wedomosti:

"Wenn die Weigerung der europäischen Käufer, Uralöl-Erzeugnisse auf dem Seeweg zu importieren, schrittweise erfolgt, können wir davon ausgehen, dass die gesamten sinkenden Exportmengen innerhalb von eineinhalb bis zwei Monaten nach Asien umgeleitet werden."

Er fügte hinzu, dass eine weitere Umleitung der Exportströme auf die asiatischen Märkte dazu beitragen wird, die Produktion auf dem Niveau von 10,3 Millionen Barrel pro Tag zu stabilisieren.

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