Beamte des russischen Verkehrsministeriums haben Berichten zufolge zusammen mit Topmanagern der großen russischen Fluggesellschaften die Möglichkeit der Verstaatlichung von Airbus- und Boeing-Flugzeugen erörtert. Dies berichtete die russische Wirtschaftszeitung RBK mit Verweis auf ungenannte Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sein sollen.
Die Maßnahme könnte ein Mittel sein, um gegen das Verbot des Verkaufs und Leasings von Flugzeugen an russische Fluggesellschaften vorzugehen, das die Europäische Union letzte Woche verhängt hat.
Das Thema wurde Berichten zufolge vom stellvertretenden Verkehrsminister Igor Tschalik und hochrangigen Vertretern der Aeroflot-Gruppe, der S7-Gruppe, der Ural Airlines und der Utair besprochen.
In der vergangenen Woche hatte Brüssel den Leasingfirmen eine Frist bis zum 28. März gesetzt, um die laufenden Mietverträge in Russland zu beenden. In einer am 25. Februar veröffentlichten Pressemitteilung des EU-Rates hieß es:
"Dieses Verbot des Verkaufs aller Flugzeuge, Ersatzteile und Ausrüstung an russische Fluggesellschaften wird einen der Schlüsselsektoren der russischen Wirtschaft und die Konnektivität des Landes beeinträchtigen, da drei Viertel der derzeitigen russischen Verkehrsflugzeugflotte in der EU, den USA und Kanada gebaut wurden."
Moskau warnte den Westen, dass es Vergeltungsmaßnahmen veranlassen werde, falls Sanktionen gegen die russische Luftfahrtindustrie ergriffen würden. Die endgültige Entscheidung über die Verstaatlichung ausländischer Flugzeuge ist noch nicht gefallen, eine Ankündigung wird jedoch bis Ende der Woche erwartet, so die Quellen. Eine davon behauptete:
"Die Verstaatlichung der Flotte ist das realistischste Szenario, es gibt im Moment keine anderen Optionen [zur Aufrechterhaltung der Effizienz]."
Die Fluggesellschaften hätten kein Recht, die Jets zu behalten, wenn die Leasinggeber sie zurückfordern. Die Entscheidung über die Verstaatlichung müsse jedoch von der russischen Regierung getroffen werden. Wenn sie sich für den Kauf der Flugzeuge entscheide, müsse diese Möglichkeit mit den USA und der EU erörtert werden.
Die russische Föderale Luftverkehrsbehörde teilte den Medien auf Anfrage mit, dass sich die Angelegenheit im Stadium der Bewertung befinde. Nach Angaben der Behörde waren Mitte Februar 2022 bei den größten russischen Fluggesellschaften 491 Flugzeuge der Hersteller Airbus, Boeing und Embraer im Einsatz. Ende 2021 beförderten sie 80 Millionen Menschen, was 72 Prozent des gesamten Passagierverkehrs der russischen Fluggesellschaften entspricht.
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