Shell und Total beenden Geschäftstätigkeit in Russland – Ölpreise steigen weltweit

Die Energiekonzerne Shell und Total kündigten am Dienstag an, dass sie ihre Beziehungen zu Russland abbrechen. Als Grund nannten sie die wegen des anhaltenden militärischen Konflikts in der Ukraine gegen Russland verhängten Sanktionen. Zeitgleich steigen die Preise für Öl weltweit.

Das französische Energieunternehmen Total erklärte, es werde nicht in neue Projekte in Russland investieren. Der Vorstand verurteile das Vorgehen Russlands und erkläre "seine Solidarität mit dem ukrainischen Volk, das unter den Folgen leidet, und dem russischen Volk, das ebenfalls unter den Folgen leiden wird, zum Ausdruck bringt".

Der Energiekonzern erklärte, dass er alle gegen Russland verhängten Sanktionen billige und sich trotz der möglichen Auswirkungen auf seine Aktivitäten an diese halten werde.

Unterdessen kündigte der britische Energiekonzern Shell einen Ausstieg aus seinen Joint Ventures mit dem russischen Energieriesen Gazprom an. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens Ben van Beurden verkündete, dass er über den Verlust von Menschenleben in der Ukraine schockiert sei:

"Unsere Entscheidung, auszusteigen, treffen wir mit Überzeugung. Wir können – und werden – nicht tatenlos zusehen."

Die Entscheidung bedeutet, dass sich Shell aus seiner 27,5-prozentigen Beteiligung an der Flüssiggasanlage Sachalin II, seiner 50-prozentigen Beteiligung an den Joint Ventures Salym Petroleum Development und Gydan energy venture zurückziehen wird.

Der Ölkonzern wird sich auch aus dem russischen Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 zurückziehen, an dem er einen Anteil von 10 Prozent im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar hält. Die seit langem erwartete Zertifizierung der Pipeline wurde vergangene Woche von der Bundesregierung gestoppt.

Shells Entscheidung folgt ähnlichen Schritten, die von der britischen BP und der norwegischen Equinor ASA angekündigt wurden. Beide Unternehmen erklärten am Montag, sie würden sich aus ihren jeweiligen Projekten in Russland zurückziehen.

Ölpreise steigen

Die Ölpreise legen angesichts des Krieges in der Ukraine weiter deutlich zu. Am Mittwoch markierten die beiden wichtigsten Erdölsorten Brent und West Texas Intermediate (WTI) erneut Höchststände. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete bis zu 111,72 US-Dollar und damit so viel wie zuletzt im Jahr 2014. Ein Fass der US-Sorte WTI wurde mit bis zu 110,14 US-Dollar gehandelt. Dies ist der höchste Stand seit dem Jahr 2013. Zuletzt legte der Preis für WTI-Öl noch um 5,89 US-Dollar auf 109,16 US-Dollar zu, Brent verteuerte sich um 5,98 US-Dollar auf 110,94 US-Dollar.

Auslöser des Preisschubs am Rohölmarkt ist der militärische Einsatz Russlands in der Ukraine und die möglichen Folgen für das Ölangebot. Einerseits halten es Fachleute für möglich, dass große Volkswirtschaften die Einfuhr von Erdöl aus Russland sanktionieren, andererseits werden auch Gegensanktionen Russlands bis hin zu einem Ausfuhrstopp für möglich gehalten. Russland ist einer der größten Ölförderer und -exporteure der Welt.

Am Dienstag hatten die Mitgliedsstaaten der Internationalen Energieagentur (IEA) die Freigabe von 60 Millionen Barrel Rohöl aus ihren strategischen Reserven beschlossen. Am Ölmarkt hat die Freigabe der vergleichsweise kleinen Menge nicht zu einer Beruhigung der Lage geführt.

Der Ölverbund OPEC+ entscheidet am Mittwoch über seine kurzfristige Förderstrategie. Es wird damit gerechnet, dass der Verbund, dem auch Russland angehört, seinem Kurs einer nur schrittweisen, moderaten Förderausweitung treu bleibt.

Mehr zum ThemaBaerbock: Späterer Kohleausstieg als Preis der Solidarität mit der Ukraine

(rt/dpa)