Das Treffen zwischen dem russischen Außenminister Sergei Lawrow und seiner britischen Amtskollegin Elizabeth "Liz" Truss am Donnerstag in Moskau sorgt in den Medien zunehmend für Aufsehen. Während zunächst die mangelnden Geografiekenntnisse der britischen Politikerin Schlagzeilen machten, geriet nun auch der russische Spitzendiplomat in die Kritik. So bemängelt der britische Sender ITN Lawrows Manieren, nachdem er sich nach dem Abschluss der gemeinsamen Pressekonferenz angeblich abrupt vom Rednerpult zurückgezogen und Truss vor Journalisten allein gelassen haben soll. Der Britin sei ein "eisiger Empfang" bereitet worden, behauptete ITN in einem Tweet und fügte dem Post einen Videoschnitt des vermeintlichen "Vorfalls" bei.
In einem separaten Tweet schloss sich auch Emma Burrows, die ITN-Redakteurin und ehemalige CNN-Auslandsproduzentin in Russland, den Vorwürfen an.
Als Reaktion auf die Anschuldigungen schaltete sich die russische Botschaft in London ein, um Klarheit zu schaffen. Die Behörde kritisierte ihrerseits die britischen Reporter dafür, Fake News zu verbreiten, und begründete Lawrows schnelles Weggehen vom Podium lediglich mit dem Wunsch, Frau Truss eine höfliche Geste zu erweisen und die Türen des Konferenzraums für sie zu öffnen.
Zuvor hatte der Besuch der Außenministerin Großbritanniens in Moskau wegen eines peinlichen geografischen Fauxpas der Britin bei ihren Verhandlungen mit Sergei Lawrow für Furore gesorgt. Nachdem Truss den Rückzug des angeblich an der ukrainischen Grenze stationierten russischen Militärs gefordert hatte, fragte Lawrow, ob das Vereinigte Königreich die Souveränität Moskaus über die Regionen Rostow und Woronesch anerkenne, in denen der vermeintliche Aufmarsch stattfindet. Hierzu sagte Truss, Großbritannien werde dies "niemals" tun, woraufhin die britische Botschafterin in Moskau Deborah Bonnert die Spitzendiplomatin darüber aufklären musste, dass beide Regionen tatsächlich Teile des russischen Staatsgebietes und nicht mit den selbstproklamierten Donbass-Republiken Donezk und Lugansk zu verwechseln sind.
Der russische Außenminister zeigte sich von den Gesprächen mit Truss enttäuscht und verglich sie zum Abschluss des gemeinsamen Briefings mit "einem Gespräch zwischen einem Tauben und einem Stummen".
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